Regenreicher „Rudolf“ auf Rundreise

Heute setzt sich das Aprilwetter fort – zumindest in der Westhälfte. An der Südflanke von Tief „Quax I“ im Bereich der Nordsee fließt eine tagsüber zu Schauern neigende Luftmasse nach Deutschland. Insbesondere am heutigen Nachmittag können dort dann auch einzelne Gewitter auftreten. Dazu frischt auch der Wind im Westen und Nordwesten stark böig auf. In der kommenden Nacht lassen die Schauer jedoch rasch nach und der Wind schläft wieder ein, sodass in ungünstigen Lagen mit klarem Himmel leichter Frost auftreten kann.

Die Alpen liegen heute wiederum im Einflussbereich von Tief „Rudolf“, dem Hauptakteur des Deutschlandwetters der kommenden Tage. Dieses schaufelt von Norditalien her bereits heute Niederschläge in den Süden und Südosten Deutschlands. Dort kann ab etwa 1000 m sogar etwas Neuschnee runterkommen, der sich in einzelnen, höher gelegenen Staulagen zu einer veritablen Schneedecke akkumuliert. Entspannter geht es hingegen in der Osthälfte der Bundesrepublik zu. Diese befindet sich unter leichtem Zwischenhocheinfluss und bleibt entsprechend zunächst noch niederschlagsfrei.

Am Freitag zieht Tief „Rudolf“ über Ungarn und die Slowakei nordwärts in Richtung Polen und lässt insbesondere die Osthälfte Deutschlands seinen Einfluss spüren. Dort setzt verbreitet Regen ein, der teils auch schauerartig verstärkt niedergehen. Stellenweise kommen dann rund 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden zusammen. Im Stau von Erzgebirge und dem Bayerischen Wald kann es auch länger anhaltend regnen. Lokal sind dort auch bis zu 45 Liter pro Quadratmeter möglich. Dabei lassen die Schneefälle in den Alpen im Tagesverlauf nach. Sonst reicht es nur auf den höchsten Gipfeln der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge für etwas Neuschnee. In der Westhälfte sorgt Zwischenhocheinfluss hingegen für einen heiteren bis sonnigen und meist niederschlagsfreien Tag. Vereinzelte Schauer stellen die Ausnahme dar.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 1

Nahe des „Drei-Länder-Ecks“ Polen, Tschechien und Deutschland dreht „Rudolf“ am Samstag dann nordwestwärts in Richtung Deutschland ein. Somit machen die Niederschläge von Osten her Boden in Richtung der Mitte, am Nachmittag und Abend bis in den Westen und Süden Deutschlands, gut. In höheren Lagen der Alpen kann es erneut schneien. Dazu frischt der Wind im Tagesverlauf zeitweise auf und weht vor allem im Ostseeküstenumfeld zeitweise stark böig. Frost ist in der Nacht zum Sonntag dann meist kein Thema mehr, die starke Bewölkung verhindert die Auskühlung.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 2

Am Sonntag zieht „Rudolf“ unter Abschwächung vom Osten in den Süden Deutschlands. So gibt es im Westen und Süden tagsüber weitere Niederschläge, die aber ab dem Abend an Intensität verlieren und in der Nacht zum Montag schließlich abklingen. Nach Norden und Osten zu zeigt sich hingegen wieder etwas häufiger die Sonne.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 3

Damit beendet „Rudolf“ seine kleine Rundreise. Inwieweit zum Start in die kommende Woche dann ein weiteres kleinräumiges Tief in höheren Atmosphärenschichten (ein sogenannter „Kaltlufttropfen“) unser Wetter in Deutschland leicht wechselhaft gestalten könnte, ist noch etwas unsicher.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Bergwetter Teil 1: Das richtige Equipment für Bergtouren

Mit dem Ende der Osterferien geht abgesehen von einigen Gletscherregionen in den Skigebieten der Alpen die Wintersaison zu Ende. Im zurückliegenden Winterhalbjahr verzeichneten die meisten Alpenregionen ein Niederschlagsdefizit von im Mittel rund 20 %. Insbesondere in den Südalpen und einigen östlichen Gebirgsgruppen fiel das Defizit teils noch deutlicher aus. Das hatte auch zur Folge, dass der Winter in den Alpen bis in alle Höhenlagen vielfach schneearm verlief.

Kurz vor Beginn des kalendarischen Frühlings kommen die Alpen nun seit dem gestrigen Donnerstag im Zuge eines Tiefs, das sich vom Mittelmeer kommend ins östliche Mitteleuropa verlagert (siehe auch Thema des Tages vom 13.04.2023) , nochmal in den Genuss einer ordentlichen Portion Neuschnee. Die Schneefallgrenze schwankt dabei je nach Intensität zwischen 500 und 1000 m, meist pendelt sie sich aber bei 800-1000 m ein. Oberhalb von etwa 1500 m werden – mit einer kleinen Pause am Samstag – über das Wochenende aufsummiert und mit den bereits gefallenen Mengen rund 30 bis 80 cm erwartet. In einigen besonders exponierten Gebirgsgruppen bzw. -lagen ist auch über einen Meter Neuschnee möglich. Die Abbildung 1 zeigt die berechneten 48-stündigen Neuschneemengen von heute Morgen bis Sonntagmorgen. In Höhenlagen unter 1500 m fallen die Neuschneemengen entsprechend geringer aus, aber der Schnee ist dort besonders nass und schwer. Zumindest lässt sich konstatieren, dass die Gletscher endlich die lang ersehnte fettere Schneeportion abbekommen, die hoffentlich nicht gleich wegschmilzt und von denen sie noch länger zehren können.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren

Manche Wintersportbegeisterte könnte es daher noch einmal zum Tourengehen oder für eine Abfahrt in die Alpen ziehen. Allerdings sollte die ansteigende und teils erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3 von 5) für die Tourenauswahl beachtet werden (siehe Abbildung 2).

Die Mehrheit wird jedoch die Wintersportgeräte bereits in Keller oder Garage bis zum nächsten Winter eingemottet haben. Denn wenn der Schnee sich im Frühjahr sukzessive weiter in die Hochlagen zurückzieht und die Wanderwege auch in den Alpen zunehmend frei werden, wird die neue Bergsaison eingeläutet. Die enthusiastischen Bergsportlerinnen und Bergsportler packt dann zunehmend die Wanderlust. Die Bergschuhe werden aus dem Schrank hervorgeholt und bekommen die notwendige Pflege, damit sie auch bei jeglichem Wind und Wetter die beanspruchten Füße möglichst trocken halten.

Oftmals sind im April in den Mittelgebirgen bis in die Kammniveaus in den Alpen zumindest bis in mittlere Lagen schon kürzere Bergtouren möglich. Mit der anvisierten frühlingshaften Erwärmung in der kommenden Woche, dürften in den Alpen schneefreie Routen eher an südseitigen Hängen und meist nur bis 1000-1200 m, vereinzelt vielleicht bis etwa 1500 m zu finden sein. Insbesondere an nordseitigen, schattseitigen Hängen hält sich der Schnee länger. Daher ist insbesondere beim Queren von steilen und gegebenenfalls hart gefrorenen Schneefeldern Vorsicht geboten.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren 1

Für den gelungenen Start in die Wandersaison ist es deshalb ratsam, die richtigen Touren auszusuchen. Jeder Alpinist fürchtet die Gefahren durch Sturmböen, nebelverhangene Bergsteige und wolkenbruchartige Regenschauer. Das Wetter kann innerhalb weniger Minuten umschlagen und das alpine Gelände in eine Gefahrenzone verwandeln. Damit die Bergtour ein angenehmes Abenteuer wird, gehören Kenntnisse über das Wetter und den Umgang mit unterschiedlichen Wetterbedingungen ins Repertoire eines jeden Wanderers. Mit diesem Wissen lassen sich wetterbedingte Gefahrenquellen minimieren.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren 2

Eine gute Wandervorbereitung beginnt mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen vor dem Beginn der Bergtour. Der Deutsche Wetterdienst bietet über Web und Warnwetter-App schriftliche Wetterberichte für die Bundesländer aber auch Punktprognosen für die nächsten 10 Tage an. Eine spezielle Textprognose für das Wetter im Ostalpenraum kann über die App abgerufen werden (siehe Abbildung 2). Auch der Deutsche Alpenverein stellt regionale Textprognosen für mehrere Alpengebiete sowie für die deutschen Mittelgebirge bereit, die von den österreichischen Kolleginnen und Kollegen von GeoSphere Austria (vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) erarbeitet werden.

Neben dem Wetter empfiehlt es sich grade bei den ersten Frühjahrstouren auch die konditionellen Ziele noch nicht so hoch zu stecken. Muskeln, Kreislauf und der Bewegungsapparat müssen sich erst wieder an die neuen Belastungen gewöhnen.

Weitere Tipps und Hinweise zum Erkennen von Wetteränderungen in den Bergen gibt es im Thema des Tages am kommenden Montag.

M.Sc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Phänologie im Klimawandel – Teil 2: Veränderungen des Schadfrostrisikos

Die Vegetation präsentiert sich momentan farbenfroh und einige Obstbäume stehen in voller Blüte. Obstbauern und mancher Hobbygärtner verfolgen in dieser Jahreszeit besonders interessiert die Wettervorhersagen und hoffen, dass Kaltlufteinbrüche ausbleiben. Treten nämlich während der Obstblüte die gefürchteten Nachtfröste auf, können diese den Ertrag der späteren Ernte erheblich verringern. Für den Hobbygärtner ist dies lediglich ärgerlich, da er mal nicht mit seinem voll hängenden Kirschbaum beim Nachbarn prahlen oder körbeweise Früchte an Freunde und Verwandte verschenken kann. Für landwirtschaftliche Betriebe können Schadfröste allerdings erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge haben.

Daher erreichen den Deutschen Wetterdienst (DWD) gerade von Obst- und Weinbauern immer wieder Anfragen, inwiefern der Klimawandel einen Einfluss auf die Häufigkeit von Schadfrösten in landwirtschaftlichen Kulturen hat. In der Abteilung der Agrarmeteorologie wurde dieser Frage nachgegangen und es wird weiterhin daran geforscht. Die Ergebnisse könnten für manche Laien durchaus überraschend sein.

Sicherlich wird es die wenigsten verwundern, dass als Folge der globalen Erwärmung die Anzahl der Frosttage in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Damit kommen auch Spätfröste in den Frühjahrsmonaten immer seltener vor, wie Abbildung 1 belegt. Im Diagramm ist die Wahrscheinlichkeit von Nachtfrösten unter -2 Grad (Temperatur, ab der mit Schäden an Obstbäumen zu rechnen ist) nach dem in der x-Achse aufgetragenen Datum gezeigt. Die international gültige Referenzperiode 1961-1990 ist als blaue und die aktuellere Periode 1991-2020 als braune Kurve dargestellt. Vor allem ab April sind in der aktuelleren Periode Nachtfröste weniger wahrscheinlich geworden. Lag in den Jahren 1961-1990 die Wahrscheinlichkeit noch bei 55%, dass nach dem 10. April Temperaturen unter -2 Grad auftraten, sank die Wahrscheinlichkeit in den Jahren 1991-2020 auf 40%. Nach dem 25. April waren in der früheren Periode Nachtfröste sogar mehr dreimal so wahrscheinlich (22%) als in der neueren Periode (7%). Daher könnte man vermuten, dass auch die Wahrscheinlichkeit für Schadfröste abnimmt.

Im Thema des Tages vom 19. März dieses Jahres haben wir aber gezeigt, dass im Zuge des Klimawandels die Vegetation früher aus dem Winterschlaf erwacht und auch die darauffolgenden phänologischen Jahreszeiten verfrüht einsetzen. Früherer Blühbeginn und abnehmende Fröste stehen quasi in Konkurrenz. Die Süßkirsche beispielsweise begann früher durchschnittlich erst am 26. April zu blühen, in der aktuelleren Periode aber schon am 17. April.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos

Abb. 1 zeigt, dass zwischen 1961 und 1990 die Wahrscheinlichkeit nur bei 19% lag, dass nach dem 26. April Frost unter -2 Grad auftrat. Mit dem früheren Blühbeginn (17. April) im Zeitraum 1991-2020 beträgt die Wahrscheinlichkeit für Schadfröste nach diesem Datum allerdings noch 27%. Paradoxerweise hat also in Deutschland das Schadfrostrisiko bei Süßkirschen trotz der Abnahme von Spätfrösten durch den früheren Blühbeginn zugenommen.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos

Es gibt aber regionale Unterschiede. Auf der linken Karte ist die Wahrscheinlichkeit von Schadfrösten zum Beginn der Süßkirschenblüte in der Periode 1961-1990 und in der mittleren Karte die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten zwischen 1991-2020 gezeigt. Die rechte Karte verdeutlicht die Veränderung zwischen beiden Zeiträumen. Vor allem in der Mitte und im Südwesten liegt die Wahrscheinlichkeit mittlerweile bei über 30%, dass nach Beginn der Kirschblüte noch Nachtfröste unter -2 Grad auftreten. Anders ausgedrückt: Durchschnittlich in jedem dritten Jahr kann es dort zu Schadfrösten kommen. Vor allem im Südwesten ist das Schadfrostrisiko deutlich gestiegen, weil dort die Kirschblüte schon in der ersten Aprilwoche einsetzt. Zu dieser Zeit gibt es noch relativ häufig Nachtfröste. Im Osten ist das Risiko hingegen gesunken, da dort die Anzahl der Frosttage deutlich zurückging, während sich der Blühbeginn weniger stark verschoben hat.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos 1

Bei der Apfelblüte nahm das Schadfrostrisiko fast bundesweit zu. Aufgrund des deutlich späteren Blühbeginns waren früher Frostschäden an Apfelblüten kaum ein Thema, die Wahrscheinlichkeit lag deutschlandweit bei unter 5%. Mit dem früheren Blühbeginn der Apfelbäume nahm das Risiko von Schadfrösten in der südlichen Mitte und im Südwesten auf 10-15% zu, sodass in dieser Periode etwa alle 7 bis 10 Jahre mit Schäden an Obstbäumen zu rechnen war. Insbesondere in der für den Apfelanbau bedeutsamen Bodenseeregion sowie am Hochrhein ist der stärkste Anstieg des Schadfrostrisikos zu verzeichnen (>15%).

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos 1

Beim Weinanbau wird ein ähnlicher Trend beobachtet, wie exemplarisch die Zeitreihe von Geisenheim (Rheingau) zeigt. In Dunkelblau sind die Jahre dargestellt, in denen es nach dem Austrieb der Reben noch zu Temperuren unter 1 Grad kam. Die hier verwendete höhere Temperatur ist der Tatsache geschuldet, dass Weinreben besonders empfindlich sind und in einem Meter Höhe wachsen, wo es in klaren Nächten meist kälter ist als in zwei Metern Höhe (offizielle Messhöhe der Lufttemperatur). Kam es früher eher selten zu Schadfrösten, nahm die Häufigkeit in den letzten Jahren erkennbar zu.

Und wie geht es in der Zukunft weiter?

An dieser Frage wird beim DWD aktuell noch intensiv geforscht, ebenso wie an der Untersuchung von weiteren landwirtschaftlichen Kulturen. Bei der Süßkirsche ist zu befürchten, dass in Ostdeutschland nach einem vorübergehend gesunkenem Schadfrostrisiko in Zukunft ebenfalls ein Anstieg zu erwarten ist, da auch dort die Blüte immer früher einsetzen wird. Im Südwesten ist die Vorhersage schwieriger, da einerseits die Spätfröste weiter abnehmen werden, die Bäume aber nicht unbegrenzt früh austreiben können. Dadurch könnte nach dem beobachteten Anstieg das Schadfrostrisiko in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise wieder sinken. Zum Leidwesen von Landwirten und Hobbygärtnern wird es aber auch in Zukunft Schäden durch Spätfröste geben und möglicherweise ist es auch sinnvoll, manche landwirtschaftliche Anbaugebiete in andere Regionen Deutschlands zu verlagern.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Vorhersage- und Beratungszentrale

Fachliche Unterstützung:
Bianca Plückhahn
Abteilung Agrarmeteorologie

Deutscher Wetterdienst
Offenbach, den 15.04.2023
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Wo bleibt das schöne Frühlingswetter?

Im Thema des Tages vom 24.02.2023 („Frühlingsbeginn“) wurde erklärt, wann der Frühling beginnt. Dafür gab es 4 Antworten. Bei 3 dieser 4 Antworten hat der Frühling tatsächlich begonnen, bei einer allerdings noch nicht.

So fing der meteorologische Frühling verbindlich am 1. März 2023 an (Antwort 1), genauso unumstößlich wie der astronomische (bzw. kalendarische) am 20. März 2023 um 22:24 Uhr (Antwort 2).

Der phänologische Frühlingsbeginn hat bereits die Etappen Vorfrühling am 26. Januar 2023 (Beginn der Haselblüte) und Erstfrühling am 14. März 2023 (Beginn der Forsythien-Blüte) absolviert (Antwort 3). Schaut man in die Natur, so kann man mittlerweile allerorten blühende Pflanzen entdecken. Der Vollfrühling, der durch den Beginn der Apfelblüte markiert wird, wird derzeit immer noch 4 oder 5 Tage vor seinem durchschnittlichen Beginn am 26. April eines Jahres erwartet, also etwa am 21. oder 22. April 2023.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter

Hatte der Vorfrühling in diesem Jahr durch den milden Winter allerdings noch einen Vorsprung von 16 Tagen zu seinem durchschnittlichen Beginn am 11. Februar eines Jahres und der Erstfrühling auch noch 11 Tage zu seinem normalen Beginn am 25. März, so ist dieses Polster in den letzten Wochen immer weiter geschmolzen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie unter www.dwd.de/phaenologie).

„Schuld“ daran ist natürlich die Witterung, die sich seit dem meteorologischen Frühlingsbeginn mit andauernden Westwetterlagen präsentierte. Dabei sorgten von Westen anrauschende Tiefdruckgebiete wiederholt für viele Wolken samt Niederschlägen in Deutschland, die bei stark schwankenden Temperaturen teils bis ins Tiefland als Schnee fielen. Dazu kam oft viel Wind, auch wenn kein ganz großer Sturm dabei war. Längere Hochdruckphasen mit viel Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen gab es dagegen nur selten oder höchstens kurz. Der April hat in den ersten Tagen sogar einen richtigen „Kaltstart“ hingelegt. So liegt das Temperaturmittel für Deutschland im bisherigen April mit rund 5,7 Grad Celsius (°C) um etwa 3,3 Grad unter dem Wert der Referenzperiode 1991 bis 2020 (bezogen auf den gesamten April).

Immerhin aber wurde die 15 Grad-Schwelle in diesem Jahr schon an über 90 % der Stationen in Deutschland überschritten, die 20 Grad-Schwelle allerdings nicht einmal an 10 % der Stationen. Einen meteorologischen Sommertag mit 25 Grad oder mehr gab es sogar noch an keiner Station! Das war in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt im Jahr meist schon der Fall, oft auch schon im März.

Die vom Autor im damaligen Thema des Tages festgelegte willkürliche Definition eines „statistischen Frühlingsbeginn“ (in der Folge als „synoptischer Frühlingsbeginn“ bezeichnet), wobei es an drei aufeinanderfolgenden Tagen sonnig und trocken und an zwei Tagen davon mindestens eine Temperatur von 15 Grad geben sollte, wurde in diesem Jahr durch die Witterung der vergangenen Wochen noch an keiner Station erreicht. Damit ist das Wetter beim Frühlingsbeginn dieses Jahr spät dran, viel später als in den meisten letzten Jahren!

Im Süden (repräsentiert durch München, blaue Linie in Bild 2) erfolgte dieser synoptische Frühlingsbeginn seit 2005 meist im März, manchmal sogar schon im Februar und spätestens am 2. April (2006 und 2009). Im Norden (repräsentiert durch Hamburg, dunkelrote Linie in Bild 2) ist der synoptische Frühlingsbeginn generell etwas später, aber häufig genug auch im März und einmal sogar im Februar. In immerhin drei Jahren (2006, 2009 und 2013) gab es in Hamburg einen späten synoptischen Frühlingsbeginn im April, im spätesten Fall sogar erst am 20. April (2006). Die beiden Trendkurven (gepunktete Linie in Bild 2) verraten, dass das Wetter eigentlich immer früher im Jahr auf Frühling umschaltet und dieses Jahr eine Ausnahme ist.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter

Stellt sich also die Frage, wann das Wetter in diesem Jahr endlich den Frühling einläutet? Nun, da gibt es tatsächlich Hoffnung für die kommende Woche. Dann baut sich ein Hochdruckgebiet über der Nordsee und Skandinavien auf. Damit verbunden nimmt der Sonnenschein im Laufe der Woche immer mehr zu und es bleibt meist trocken. Zudem erwärmt sich die Luftmasse allmählich, sodass häufig die 20 Grad-Schwelle ins Visier genommen wird. Damit werden die Kriterien für den synoptischen Frühlingsanfang voraussichtlich verbreitet erfüllt.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter 1

Dipl.-Met Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Aprilwetter

Während es gestern noch freundlich war, ist heute in den Morgenstunden ein Regengebiet nach Osten abgezogen. Es gehörte zur Kaltfront eines Atlantiktiefs. Rückseitig der Kaltfront ist subpolare Luft eingeflossen, in der sich kurze sonnige Abschnitte mit kräftigen Schauern und sogar Graupelgewittern abwechseln. Dabei ist es recht kühl und es weht ein lebhafter und böiger Wind. Auf den Gipfellagen einiger Mittelgebirge wurde es sogar kurzzeitig weiß. Typisches Aprilwetter eben.

Doch warum tritt dieses Wetter gerade im April häufig auf? Aktuell sind die Meere und Polargebiete noch relativ kühl. Gerade bei Westwetterlagen, wie sie derzeit vorherrschen, wird auf der Rückseite von Tiefdruckgebieten immer mal wieder kalte Polarluft nach Deutschland geführt. Der Sonnenstand ist allerdings jetzt bereits schon so hoch wie Ende August oder Anfang September. Somit kann sich das Land tagsüber bei Sonnenschein schon stärker erwärmen. Die hochreichend kalte Polarluft wird dadurch labilisiert. Die warme Luft steigt in Blasen auf. Dadurch bilden sich im Tagesverlauf Quellwolken, die dann Schauer und Gewitter bringen.

Nach kurzer Wetterberuhigung steht das nächste Tief schon in den Startlöchern. Morgen überquert uns das Frontensystem von Tief QUAX, das nach Großbritannien zieht. Dabei fällt zunächst verbreitet Regen. Am Nachmittag lockert die Wolkendecke im Westen auf. Dann bilden sich in der rückseitig der Kaltfront einfließenden Subpolarluft dort wieder Schauer und Gewitter.

Am Freitag setzt sich in der Mitte und im Westen leichter Zwischenhocheinfluss durch, während im Westen und im Osten zeitweise Regen fällt.

DWD Aprilwetter

Am Wochenende zeigt der Trend ein Höhentief (ein Tief in der mittleren und oberen Troposphäre, das mit Höhenkaltluft angefüllt ist), das sich über Mitteleuropa festsetzt. Demnach wird das Wochenende voraussichtlich wechselhaft, zum Teil auch regnerisch und kühl.

DWD Aprilwetter

Hoffnung auf Wetterbesserung besteht dann zu Beginn der nächsten Woche. Dann zeigt ein recht eindeutiger Trend hin zu einem kräftigen Hoch über Skandinavien, das seinen Einfluss zu uns ausbaut und mit einer östlichen Strömung trockene und zunehmend wärmere Festlandsluft zu uns führt. Fraglich bleibt jedoch, ob kleine Kaltlufttropfen am Südrand des Hochs eventuell doch noch einen Strich durch die Rechnung machen.

DWD Aprilwetter 1

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Oster(wetter)-Erinnerungen

Bestimmt geht es Ihnen genauso wie mir. Gerade die Erlebnisse und das Wetter an speziellen Tagen im Jahr wie Weihnachten, Ostern oder der eigene Geburtstag bleiben einem besonders in Erinnerung. Wahrscheinlich können auch Sie sich noch an das eine oder andere Wettererlebnis der Vergangenheit erinnern, vor allem wenn es außergewöhnlich oder besonders spektakulär war. Bei mir als Meteorologen sind die Wettererinnerungen aber möglicherweise präsenter als bei manchem Nicht-Meteorologen.

Besonders das Osterwetter kann kaum unterschiedlicher ausfallen. Viel Sonnenschein und sommerliche Temperaturen sind genauso möglich wie tiefstes Winterwetter mit schneebedeckten Landschaften bis ins Flachland. Das liegt zum einen daran, dass in der Übergangsjahreszeit im März und April die Wettergegensätze besonders groß sind und zum anderen daran, dass Ostern jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt (frühester Termin: 22. März, spätester Termin: 25. April).

Zum Abschluss der Osterfeiertage lasse ich Sie an meinen ganz persönlichen Ostererinnerungen teilhaben:

Ostern 2001 (13. bis 16. April)

Nach einem erlebnisreichen Urlaub auf Mallorca begrüßte uns am Ostersonntag der Flugkapitän folgendermaßen: „Wir starten in Palma de Mallorca bei sonnigen 25 Grad, am Zielflughafen in Nürnberg aktuell mäßiger Schneefall bei +1 Grad“. Ein Sitznachbar im Flugzeug blickte ungläubig auf seine kurze Hose. Tatsächlich wurden wir von einem verschneiten Nürnberg empfangen. Die damals noch moderne Technik der blinkenden Scheinwerfer beim Aufsperren der Autotüren per Fernbedienung war unsere Rettung! So konnten wir unseren PKW mitten auf einem riesigen Parkplatz voller eingeschneiter Autos finden. Auf der mit Schneematsch bedeckten Autobahn ging es nach Hause, doch schon am Abend taute der Schnee und an Ostermontag war von der weißen Pracht nichts mehr übrig.
Ein heftiger Kaltlufteinbruch brachte in der Karwoche mit einer Nordströmung Polarluft nach Deutschland. Ostersonntag wurde diese durch eine Warmfront nach Osten verdrängt, wobei im Übergangsbereich die Aufgleitniederschläge bis ins Flachland als Schnee fielen. Vom westlichen Schleswig-Holstein über Teile Niedersachsens und Hessens bis nach Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Franken gab es einige Zentimeter Neuschnee. Außergewöhnlich war, dass es sich 2001 nicht um ein besonders frühes Ostern handelte.

Ostern 2008 (21. bis 24. März)

Dieses Osterfest ging als kältestes der letzten Jahrzehnte in die Geschichte ein. Während wir am Karfreitag für eine Schneewanderung noch auf die Höhen der Fränkischen Schweiz fahren mussten, wurde es an den Folgetagen auch in den Niederungen Frankens (und nicht nur da) immer wieder weiß. Wiederholte Schneefälle überzuckerten mehrfach die Landschaft meiner Heimat. Selbst ein Gewitter mit Graupel und Starkschneefall durfte ich bewundern.
Ein ausgedehnter Höhentrog erfasste weite Teile Europas. In diesem kreisten am Boden mehrere Tiefs über Deutschland, Skandinavien und der Norwegischen See. Sie bescherten uns im Zusammenspiel mit kalter Polarluft wiederholte Schneefälle. Ab Ostersonntag kam auch noch Höhenkaltluft ins Spiel, die zahlreiche Schneeschauer und kräftige Kaltluftgewitter auslöste. Am Karfreitag war es im Tiefland nur regional in Bayern und Baden-Württemberg weiß, die Mittelgebirge präsentierten sich mit teils über 30 cm schon tief verschneit. An den Folgetagen wurde es mehr und mehr auch im Flachland weiß. In mittleren Lagen der Mittelgebirge war es mit verbreitet 10-25 cm Schnee, in höheren Lagen sogar 30-50 cm, tief winterlich. Auf dem Brocken lag ein Meter und auf dem Großen Arber 181 cm Schnee. Zudem war es am Ostersonntag mit 1 bis 6 Grad ungewöhnlich kalt. In Teilen Hessens, Thüringens und Sachsens herrschte selbst im Tiefland Dauerfrost!

Ostern 2011 (22. bis 25. April)

Das sonnige und frühsommerlich warme Wetter nutzen wir für einen schönen Ausflug nach Thüringen. Mit kurzen Hemden und luftigen Blusen konnten wir eine Schifffahrt auf dem Hohenwarter Stausee genießen. Nur die Heimfahrt war etwas abenteuerlich, da dem BMW meines Onkels die Puste ausging und wir uns an einer Steigung von einem alten Ford Fiesta überholen lassen mussten.
Zu dieser Zeit waren über weiten Teilen Europas nur schwache Luftdruckgegensätze vorhanden. Die kräftige Aprilsonne konnte die Luft immer mehr erwärmen. Tatsächlich konnte man an den Osterfeiertagen über Deutschland die europaweit wärmste Luft antreffen.

Ostern 2018 (30. März bis 2. April)

Damals war ich schon als Vorhersage-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst tätig. Während das Wetter in weiten Teilen Deutschlands zwar kühl, aber unspektakulär verlief, kam es im Nordosten Deutschlands in der Osternacht bis weit in den Ostersonntag hinein zu rekordverdächtigen Schneefällen. Von Schwerin über Rostock bis nach Rügen fielen verbreitet 10-25 cm Neuschnee, stellenweise kamen sogar 30-40 cm zusammen. Selbst auf Rügen lagen am Ostermontag 15-30 cm Schnee. Die Kinder mussten dort die Ostereier im Tiefschnee suchen. Nur einen Tag später setzte massives Tauwetter ein und erstmals in der Geschichte mussten wir für diese Region eine Tauwetterwarnung ausgeben.
Die starken Schneefälle wurden von einem Tief über Polen ausgelöst. Es hatte sehr feuchte Mittelmeerluft im Gepäck, die auf kalte Festlandsluft aufglitt, welche bodennah aus Nordosteuropa einströmte.

Ostern 2000 (21. bis 24. April)

Nicht vorenthalten möchte ich Ihnen Ostern 2000, das regional als das wärmste seit Messbeginn gilt. Östlich eines Tiefs über dem nahen Ostatlantik wurde sehr warme Subtropenluft nach Deutschland geführt. Am Karsamstag kletterten die Temperaturen außer im Norden verbreitet auf Werte um 25 Grad (im Süden sogar bis 29 Grad). Am Ostersonntag verlagerte sich der Hitzeschwerpunkt in die Osthälfte, wo verbreitet sommerliche 25 bis 30 Grad gemessen wurden. Am wärmsten war es rund um Berlin (Berlin-Zehlendorf: 30,5 °C; Potsdam: 30,0 °C). In der Westhälfte strömte deutlich kühlere Luft ein, die am Ostermontag auch den Osten erreichte.
Ich persönlich habe an dieses Ostern keine speziellen Erinnerungen mehr, aber vielleicht wissen Sie ja noch, was Sie in diesem Jahr gemacht haben?

Beim Schreiben fiel mir auf, dass ich mich gefühlt an mehr weiße Ostern als weiße Weihnachten erinnern kann. Das liegt aber vermutlich daran, dass einem Schnee an Ostern ungewöhnlicher erscheint als an Weihnachten, obwohl auch weiße Weihnachten zumindest im Flachland eher selten vorkommen.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.04.2023
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Tief Peter teilt sich auf

Das Osterwetter meint es gut mit uns. Hochdruckeinfluss sorgt für ruhiges Wetter, entsprechend kurz kann das Statement bezüglich der Wetterausprägungen ausfallen: trocken, zunehmend frühlingshaft, schwachwindig – und schon ist die Ostervorhersage fertig. Sollten darüber hinaus noch Details zu den sonnigsten Regionen gewünscht sein, dann ist auch das schnell erledigt: Am heutigen Ostersonntag der Südwesten und Mitteldeutschland, am morgigen Ostermontag dann die gesamte Südosthälfte bis in die Pfalz, nach Westfalen und Mecklenburg hinein. Damit sagen die Modelle aktuell sogar noch etwas mehr Sonne voraus als in den letzten Tagen.

Aber wirklich interessant wird das Wetter ja ohnehin erst ab der Nacht zum Dienstag bzw. am Dienstag selbst, wenn von Westen neue Tiefausläufer auf uns übergreifen. Dabei spielt das Tief PETER über dem Nordatlantik als steuerndes Zentraltief eine entscheidende Rolle. Dies ist auch in der Abbildung 1 zu erkennen, in der die Prognose für den kommenden Dienstag um 12 UTC (14 Uhr MESZ) dargestellt ist.

DWD Tief Peter teilt sich auf

Tief Peter liegt zu diesem Zeitpunkt südlich von Grönland. Von ihm zieht sich ein langgestrecktes Frontenband, das an der einen oder anderen Stelle Wellen schlägt, in einem weiten Bogen über den Nordatlantik, Südskandinavien und das östliche Mitteleuropa bis zu den Pyrenäen. Weit überwiegend wird dieses Frontenband bzw. Frontensystem als Okklusion geführt, erkennbar an der Farbe Pink und an den aus einem Halbkreis und einem daran anschließenden Dreieck bestehenden Frontensymbol.

Und jetzt wird es kurz wissenschaftlich: Folgt man der klassischen Frontentheorie, dann hat im Bereich der Okklusion die schnellere Kaltfront die langsamere Warmfront eingeholt und beide sind nachfolgend zur Okklusion „verschmolzen“. Die zwischen der Kaltfront und der Warmfront liegende Warmluft, die den Warmsektor bildet (erkennbar z. B. am Frontensystem von Tief Quax), wird bei diesem Prozess angehoben, wodurch der Druck sinkt. Das Anheben der Warmluft und damit auch der zugehörige Druckfall ist am Okklusionspunkt, also an dem Punkt, an dem Warm- und Kaltfront gerade zusammenlaufen, am stärksten ausgeprägt.

Bei diesem Prozess kann sich am Okklusionspunkt ein neues Tief bilden, welches man dann Teiltief nennt (vgl. Link zum DWD-Lexikon). Es KANN sich bilden, muss aber nicht. Glaubt man den Vorhersagemodellen, so soll sich am Frontensystem von Tief Quax kein Teiltief bilden. Dafür ist Tief Peter umso teilungsfreudiger. Man könnte fast sagen, Tief Peter ist eine mehrfach gespaltene bzw. multiple Persönlichkeit. Und dem entsprechend haben die Kolleginnen und Kollegen der Freien Universität Berlin, die in Deutschland für die Vergabe der Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete verantwortlich zeichnen, die Teiltiefs von Peter auf die Namen Peter II und Peter III getauft (vgl. Link zur FU Berlin).

Für den Wetterablauf in den kommenden Tagen ist diese Entwicklung durchaus keine rein akademische. Denn durch den Luftdruckfall und die Ausbildung der Teiltiefs verschärfen sich die Luftdruckgegensätze zwischen Nordwesteuropa und dem in der Karte erkennbaren Hoch über Frankreich. Und das bedeutet: Uns steht ab Dienstag ein stark böiger und teils stürmischer Wind ins Haus.

Auf weitere Details bezüglich des Wetters am Dienstag wird an dieser Stelle verzichtet. Es bleibt aber noch eine Frage zu klären: Warum trägt Quax ein Fragezeichen hinter dem Namen? Die Erklärung ist einfach: Während Peter I bis III ihre Namen schon offiziell erhalten haben, ist dies bei Quax noch nicht der Fall. Bei der Benennung handelt es sich um eine Vermutung des Autors. Mal schauen, wie sich die FU Berlin letztendlich entscheidet.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Osterei(er)

Im Grunde sieht das mit dem Wetter über die Ostertage ja gar nicht so schlecht aus. Immerhin stehen die Zeichen zumindest auf vorübergehendem Hochdruckeinfluss. Hoch NADINE beehrt uns. Zwar liegt ihr Schwerpunkt über Skandinavien, aber schon am heutigen Samstag streckt sie ihre Fühler in Form eines Bodenkeils nach Westeuropa aus. Und es kommt noch besser. Denn mit einer allmählichen Verlagerung nach Osten steigt bei uns der Druck an, bis man am morgigen Ostersonntag dann tatsächlich von Hochdruckeinfluss sprechen kann.

Sehr schön erkennt man dies auf der linken Seite der Abbildung 1. Sie zeigt die Druckverteilung über weiten Teilen Europas am morgigen Sonntag um 12 UTC (14 Uhr MESZ). Der Schwerpunkt von Hoch NADINE liegt dann über Nordskandinavien (knapp außerhalb der Karte). Ansonsten zeigt sich viel Blau in einem breiten Streifen von Skandinavien und Nordwestrussland bis zur Iberischen Halbinsel und ins westliche Mittelmeer – und das Blau deutet auf hohen Luftdruck hin. Insbesondere Nordeuropa verzeichnet praktisch flächendeckend Druckwerte von über 1025 hPa, einen Wert, den auch der Nordosten Deutschlands erreicht. Die in grün, gelb und rot gehaltenen Gebiete niedrigen Luftdrucks beschränken sich hingegen auf das östliche Mittelmeer und den Nordatlantik.

 

DWD Ostereier

Nun bedeutet hoher Luftdruck im April nicht automatisch sonniges Wetter. Teilweise ist es bei Hochdruckwetter auch neblig, und dass der April oft Schauer und Gewitter bereithält, das geht schon aus der Begrifflichkeit des Aprilwetters hervor. In diesem Jahr hält das Osterwetter aber noch zwei besondere Überraschungseier bereit. Es handelt sich um zwei Höhentiefs, eines über Südosteuropa, das andere über Mittelschweden und der nördlichen Ostsee.

Die beiden Höhentiefs sind in Abbildung 1 auf der rechten Seite nicht nur anhand des niedrigen Geopotentials (Linien mit entsprechenden Zahlenwerten) zu erkennen, sondern auch mittels der bläulichen Einfärbung, welche in diesem Teil der Abbildung die tiefen Temperaturen widerspiegelt. Das Höhentief über Südosteuropa kratz dabei auch morgen noch am Südosten Deutschlands – was vor allem Süd- und Ostbayern recht dichte Wolken und noch ein paar Tropfen, in den Hochlagen oberhalb von 1000 bis 1200 Meter auch ein paar Flocken beschert.

Bezüglich des zu erwartenden 24-stündigen Niederschlages bis in die Nacht zum Ostermontag gibt Abbildung 2 einen großräumigen Überblick. Auffällig ist der Unterschied in der Wetteraktivität zwischen dem südosteuropäischen und dem skandinavischen Höhentief. Während Südosteuropa im genannten Zeitraum großflächige Niederschläge zu erwarten hat, bleibt es über Mittelschweden und der nördlichen Ostsee praktisch trocken.

DWD Ostereier 1

Die Gründe dafür sind vielschichtig. So ist z.B. die skandinavische Luftmasse insgesamt deutlich trockener als diejenige über dem Balkan. Die Menge des niederschlagbaren Wassers, einem Maß für das Niederschlagspotential, liegt im Bereich des nördlichen Höhentiefs bei 8 mm, im Bereich des südosteuropäischen Höhentiefs dagegen bei bis zu 20 mm. Darüber hinaus konzentriert sich im Norden die Feuchte auf die unteren Luftschichten. Durch die Tatsache, dass die Atmosphäre dort oberhalb der -10 Grad-Isotherme sehr trocken ist, wird eine effektive Tröpfchenbildung verhindert. In der Folge sind auch die Niederschlagsmengen gering.

Da das Balkan-Ei schon dabei ist, sich nach Südosten zu entfernen, wird das Wetter über dem Südosten am Montag deutlich freundlicher als am Sonntag. Über Westeuropa steht dann aber schon das nächste Frontensystem parat, um ab der Nacht zum Dienstag bzw. am Dienstag das Wetter in ganz Deutschland wechselhaft, regnerisch und windig zu gestalten – und das ganz ohne „Höhen-Osterei“.

Dipl.-Met Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ostereiersuche in Europa draußen oder drinnen?

Ostern steht ja bekanntlich vor der Tür und nachdem im Thema des Tages vom 05.04.2023 schon auf das Osterwetter in Deutschland eingegangen wurde, wollen wir heute mal einen Blick über den Tellerrand werfen und uns auf das Europawetter konzentrieren.

Im Frühjahr zeigen sich in Europa oftmals große Wetter- und Temperaturkontraste. Einerseits halten sich aus dem Winter heraus noch kalte Luftmassen über weiten Teilen Nordeuropas, während die Luftmasse im Süden des Kontinents aufgrund der deutlich zunehmenden Kraft der Sonne immer wärmer werden. In Mitteleuropa bekommen wir diese Gegensätze dadurch zu spüren, dass sich warme Frühlingstage mit Kaltlufteinbrüchen aus Nordeuropa abwechseln. Dies hat sich beispielsweise in den letzten zwei Wochen mit dem ständigen Temperaturwechsel gut gezeigt.

 

DWD Ostereiersuche in Europa draussen oder drinnen

Die Grafik zeigt eindrucksvoll die Abweichung der Lufttemperatur in 2 m Höhe innerhalb der letzten 7 Tage vom Mittel. Mit Ausnahme von Spanien und Portugal sowie den Britischen Inseln war es in fast ganz Europa teils deutlich zu kühl.
Auch am Osterwochenende stellt sich großräumig ein solches Strömungsmuster über Europa ein, wenngleich es in vielen Teilen des Kontinents für die Jahreszeit etwas zu kühl ist.

In der nachfolgenden Grafik ist die Temperaturverteilung in 850 hPa dargestellt. Die Temperatur in 850 hPa (etwa 1500 m ü. NN) wird herangezogen, um die Luftmasse zu charakterisieren.

DWD Ostereiersuche in Europa draussen oder drinnen 1

Während in Spanien in dieser Höhe schon über 15 Grad herrschen, sind es sonst in weiten Teilen Europas meist nur 0 bis 5 Grad. In Nordeuropa werden Werte zwischen -3 und -7 Grad erreicht und ein „Kaltluftosterei“ findet sich auch über weiten Teilen des östlichen Mitteleuropas bis hinüber zum Schwarzen Meer. Auch dort ist es für die Jahreszeit mit Temperaturen etwas unter dem Gefrierpunkt in 850 hPa zu kühl.

Doch was heißt das nun für die Temperaturen am Boden und wie wird das Wetter in den einzelnen Gebieten von Samstag bis einschließlich Montag?

Spanien und Portugal:
Viel Sonne, zum Montag hin in Nordspanien und im Norden Portugals mehr Wolken, aber trocken. Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad bei auflandigem Wind an den Küsten, sonst 24 bis 29 Grad, in Andalusien bis 32 Grad.

Britische Inseln und Frankreich:
Am Samstag freundlich und längerer Sonnenschein, nur in Irland, Nordirland und Schottland bereits dichtere Wolkenfelder, aber trocken. Am Sonntag in Frankreich weiter viel Sonne, sonst stark bewölkt und in Irland auch bedeckt und zeitweiliger Regen. Am Montag in weiten Teilen recht wechselhaft mit schauerartigem Regen oder Schauern und einzelnen kurzen Gewittern. Dazu gebietsweise stürmischer Westwind. Freundlicher in Südfrankreich. Maximal 11 bis 17 Grad, am Mittelmeer bis 21 Grad.

Nordeuropa:
Unter Hochdruckeinfluss recht freundliches Frühlingswetter, am Samstag ganz im Norden noch einzelne Schneeschauer. Am Montag in Südnorwegen und dem äußersten Westen Schwedens einsetzende Niederschläge, Schneefallgrenze 500 bis 800 m. Höchsttemperaturen zwischen 1 und 7 Grad im Norden, sonst 6 bis 12 Grad. Nachts verbreitet frostig.

Östliches Mitteleuropa:
Leicht unbeständig mit etwas Sonne und zeitweiligen Niederschlägen, Schneefallgrenze um 1000 m. Am Samstag in Polen meist trocken und öfters Sonne. Am Montag verbreitet längere sonnige Abschnitte und überwiegend trocken. Leicht ansteigendes Temperaturniveau von 6 bis 13 Grad am Samstag auf 10 bis 17 Grad am Montag.

Südosteuropa und Balkan:
Unter Tiefdruckeinfluss sehr wechselhaft und immer wieder schauerartige Niederschläge und einzelne teils kräftige Gewitter. Am Montag von Norden her langsam abnehmende Schauertätigkeit und etwas freundlicher. Höchstwerte zwischen 12 und 19 Grad, bei längerem Regen unter 10 Grad.

Italien:
Wechselhaftes Schauerwetter und einzelne Gewitter. Dazwischen auch gelegentlich etwas Sonne. Überwiegend trocken und am meisten Sonne zwischen der Poebene und den Abruzzen. Maximal 12 bis 20 Grad.

Alpenraum:
Am Samstag überwiegend bedeckt und zeitweilige Niederschläge, teils auch länger anhaltend, Schneefallgrenze um 1000 m. Am Sonntag langsam ostwärts bzw. südostwärts zurückziehende Niederschläge. In der Schweiz deutlich auflockernde Bewölkung und zunehmend sonnig. Am Montag freundlich, später von Westen mehr Wolken, trocken. Höchstwerte in Tallagen zunächst 3 bis 10 Grad, am Montag auf 11 bis 18 Grad ansteigend. In höheren Lagen zunächst leichter Frost, zum Montag auch dort häufiger frostfrei.

Alles in allem ist das Osterfest in vielen Teilen Europas eher leicht wechselhaft und das Temperaturniveau ist gedämpft. In manchen Hochlagen können die Ostereier sogar im Schnee versteckt werden. Etwas anders stellt sich das Temperaturniveau auf der Iberischen Halbinsel dar. Dort klopft bereits der Frühsommer an.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Löcher in der Luft?

Aktuell laufen in den meisten Bundesländern die Osterferien. Dies macht sich auch in der Tourismusbranche bemerkbar, es zieht die Leute raus aus den eigenen vier Wänden. Um möglichst schnell zum Urlaubsort zu gelangen, bietet sich – je nach Entfernung – eine Flugreise an. Bereits beim Start der großen Metallkiste stellt sich dann dieses aufregende Gefühl ein, wenn die Maschine das Rollfeld entlang rollt, die Turbinen aufheulen, das Flugzeug unter großer Beschleunigung auf das Ende der Startbahn zurast und der eigene Körper in den Sitz gedrückt wird. Dann hebt die Maschine ab, Adrenalin schießt durch die Adern. Der Blick aus dem Fenster lässt die umliegende Landschaft mit zunehmender Höhe rasch kleiner aussehen. Nach wenigen Minuten verspürt man allmählich eine Beruhigung, die Beschleunigung des Flugzeugs lässt nach und der eigene Puls normalisiert sich wieder. Das kann jedoch täuschen.

Die meisten Flugreisenden werden es schon erlebt haben. Aber nicht nur Menschen mit Aviophobie, also der Angst vorm Fliegen, jagt es einen Schrecken ein. Die Rede ist von einem Phänomen, das im allgemeinen Volksmund als „Luftloch“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich allerdings keinesfalls um ein Loch in der Luft, sondern um Turbulenzen. Diese sorgen für ein schnelles Auf- oder Absteigen wie bei einer wilden Achterbahnfahrt und können das Flugzeug gut durchschütteln. Da der Mensch recht sensibel auf Änderungen der Gewichtskraft reagiert, entsteht vor allem beim überraschenden Absinken der Maschine ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wer angeschnallt ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Die schweren Metallkolosse sind konstruiert, um den auf sie einwirkenden Kräften standzuhalten. Aber wodurch treten solche Turbulenzen in der Luft auf?

In und um Wolken herrschen teils starke Auf- und Abwinde. Durchquert nun eine Passagiermaschine eine Wolke mit einer hohen Geschwindigkeit (diese variiert je nach Flughöhe und Windverhältnissen, in 6 bis 11 km beispielsweise über 800 km/h relativ zur Erdoberfläche), so erfährt die Maschine rasch aufeinanderfolgende Auf- und Abwinde, die sie samt Passagieren gründlich durchschütteln.

Aber auch in wolkenfreier Luft kann es turbulent zugehen. Bei fehlender Luftfeuchtigkeit beispielsweise können Aufwinde auch ohne sichtbare Wettererscheinungen in Form von Wolken auftreten. In diesem Fall spricht man von „Blauthermik“. Treffen Luftmassen mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten oder –richtungen in größeren Höhen aufeinander, kommt es ebenfalls zu Turbulenzen. Meist treten diese Arten der Turbulenz überraschend auf, da sie in der Regel keine sichtbaren Wettererscheinungen mit sich bringen und somit mit bloßen Augen nicht erkennbar sind.

Gebirgszüge wie zum Beispiel die Alpen in Europa, die Rocky Mountains in Nordamerika oder auch das Himalaya-Gebirge in Asien müssen bei Anströmung ihrer Flanken von Luftmassen überquert werden. Dadurch kommt es zu einem erzwungenen Aufsteigen der Luftmassen, was selbst in großen Höhen noch registriert werden kann. Rückseitig der Gebirge sinkt die Luft wieder ab. Überquert also ein Flugzeug einen Gebirgszug, muss ebenfalls mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet werden.

Ein weiterer Ort, an dem es zu turbulenten Störungen in der Atmosphäre kommt, ist an sogenannten Frontalzonen oder Fronten, also dort, wo warme und kalte Luftmassen großflächig aufeinandertreffen. Heute liegt ein schwacher Tiefausläufer (also eine Front) über Benelux und Frankreich und beeinflusst zunehmend auch die Westhälfte Deutschlands. Allerdings sind die Luftmassenunterschiede vorder- und rückseitig dieser Front nicht allzu groß und die Höhenwinde nicht allzu stark, weswegen sich auch die Turbulenz im Bereich der Front in Grenzen hält.

Der Deutsche Wetterdienst unterstützt die Luftfahrt grundsätzlich mit vielen meteorologischen Informationen, auch mit Turbulenzvorhersagen, mit Wetterbeobachtungen im Luftraum und an Flugplätzen sowie mit Warnungen vor diversen Wettererscheinungen. Diese können über Briefingsysteme oder die FlugWetter-App abgerufen werden. Darüber hinaus werden verschiedene Dienstleitungen wie zum Beispiel die individuelle Flugwetterberatung oder Flugwetterseminare angeboten.

M.Sc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst