Deutschlandwetter im Sommer 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 22,6 °C — Abweich. +3,9 Grad

2. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) 22,3 °C — Abweich. +3,7 Grad

3. Platz: Mannheim (Baden-Württemberg) 22,2 °C — Abweich. +3,5 Grad

Besonders kalte Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 15,7 °C — Abweich. +3,5 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 15,7 °C — Abweich. +3,5 Grad

3. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 15,9 °C — Abweich. +3,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Aschau-Stein (Bayern) 554,7 l/m² — 72 Prozent

2. Platz: Ramsau-Schwarzeck (Bayern) 551,0 l/m² — 83 Prozent

3. Platz: Balderschwang (Bayern) 549,5 l/m² — 71 Prozent

Besonders trockene Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Bad Kissingen (Bayern) 28,5 l/m² — 15 Prozent 2. Platz: Hannover/Kleingartenverein (Niedersachsen) 34,7 l/m² — 17 Prozent 3. Platz: Karlstadt (Bayern) 36,3 l/m² — 20 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Lahr (Baden-Württemberg) 973 Stunden — 136 Prozent

2. Platz: Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) 961 Stunden — 149 Prozent

3. Platz: Saarbrücken-Ensheim (Saarland) 953 Stunden — 143 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Hattstedt (Schleswig-Holstein) 675 Stunden — 113 Prozent

2. Platz: Leck (Schleswig-Holstein) 675 Stunden — 105 Prozent

3. Platz: List/Sylt (Schleswig-Holstein) 676 Stunden — 96 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Jahreszeitenüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter .

Dipl.-Met. Christian Throm, Meteorologe

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.09.2022

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Deutschlandwetter im August 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im August 2022*

1. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) – 23,7°C – Abweichung +4,9 Grad

2. Platz: Frankfurt am Main (Hessen) – 23,7°C – Abweichung +5,4 Grad

3. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) – 23,7°C – Abweichung +4,9 Grad

Besonders kalte Orte im August 2022*

1. Platz – Carlsfeld (Sachsen) – 16,2°C – Abweichung +3,7 Grad

2. Platz – Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) – 16,5°C – Abweichung +2,4 Grad

3. Platz – Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) – 16,7°C – +3,6 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im August 2022**

1. Platz: Babenhausen (Bayern) – 259,3 l/m² – 237 Prozent

2. Platz: Wertach-Bichel (Bayern) – 256,6 l/m² – 129 Prozent

3. Platz: Dietenheim (Baden-Württemberg) – 256,0 l/m² – 260 Prozent

Besonders trockene Orte im August 2022**

1. Platz: Mansfeld-Annarode (Sachsen-Anhalt) – 0,9 l/m² – 2 Prozent

2. Platz: Altertheim-Oberaltertheim (Bayern) – 2,0 l/m² – 3 Prozent

3. Platz: Bad Soden-Salmünster (Hessen) – 2,1 l/m² – 3 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im August 2022**

1. Platz: Lahr (Baden-Württemberg) – 320 Stunden – 139 Prozent

2. Platz: Saarbrücken-Ensheim (Saarland) – 319 Stunden – 148 Prozent

3. Platz: Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) – 315 Stunden – 151 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im August 2022**

1. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) – 210 Stunden – 113 Prozent

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) – 211 Stunden – 115 Prozent

3. Platz: Angermünde (Brandenburg) – 211 Stunden – 94 Prozent

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Christian Throm, Meteorologe

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.09.2022

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Die „Atmosphäre“ des Mondes

Im Rahmen der Artemis-Mission der NASA ist geplant, dass seit 1972 erstmals wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Frühestens 2025 soll dies der Fall sein. Neben ihren Forschungsaufgaben, wie zum Beispiel der Untersuchung von Wasser- bzw. Eisvorkommen (wurden vor knapp zwei Jahren am Südpol des Mondes entdeckt), bleibt aber sicherlich auch etwas Zeit, um die einzigartige Stimmung auf dem Mond zu genießen. Den Blick auf das Wetterradar kann sich das Astronautenteam dabei sparen, denn wettertechnisch hat der Mond nicht viel zu bieten. Es fehlt ihm schlicht und ergreifend eine dafür notwendige Atmosphäre, also ein ihn umhüllendes Gasgemisch.

Das liegt aber nicht etwa daran, dass er kein Planet ist, denn der Titan (größter Mond des Saturn) kann beispielweise eine solche vorweisen. Auch bei Planeten ist ihr Vorhandensein wahrlich keine Selbstverständlichkeit, auch wenn in unserem Sonnensystem mit Ausnahme des Merkurs alle Planeten über eine mehr oder weniger gut ausgeprägte Atmosphäre verfügen. Für ihren „Erwerb“ muss ein Himmelskörper diverse Voraussetzungen erfüllen.

Einen im wahrsten Sinne des Wortes massiven Vorteil hat ein Himmelskörper, der ein große Masse besitzt. Denn je schwerer er ist, desto größer ist auch seine Anziehungskraft auf andere Teilchen, z. B. eben auf Gasmoleküle. Anders ausgedrückt: Ist ein Himmelskörper zu leicht, also seine Anziehungskraft zu gering, kann er keine Gase in seiner Nähe halten. Sie würden in den Weltraum „abhauen“.

Von Nachteil ist dagegen ein „erhitztes Gemüt“. Je höher nämlich die Temperatur auf der Oberfläche ist, desto größer ist auch die Bewegungsenergie der dortigen Gasmoleküle. Das wiederum hat einen direkten Einfluss auf ihre Geschwindigkeit, die dabei nämlich ebenfalls zunimmt. Tja, und ab einer bestimmten Geschwindigkeit können sich die Gasteilchen letztendlich von der Anziehungskraft des Himmelskörpers losreißen und in den unendlichen Tiefen des Weltalls verschwinden.

Ein letzter Punkt, der sich positiv auf den Erhalt einer Atmosphäre auswirkt, bezieht sich auf die Gase selbst, die auf einem Himmelskörper z. B. durch Ausgasen (Gasaustritt aus festem oder flüssigem Material) entstehen. Da Gasmoleküle mit einem kleineren Molekulargewicht schneller sind als die mit einem größeren, stehen für Erstere die Chancen deutlich besser, dem Anziehungsfeld des Himmelskörpers zu entkommen.

Die Erde konnte sich in all diesen Punkten behaupten und verfügt somit über die Zusammensetzung des Gasgemisches, das unsere Atmosphäre ausmacht und dort bis zu einer Höhe von etwa 100 km über dem Erdboden recht konstant vorhanden ist: 78,08 % Stickstoff, 20,95 % Sauerstoff, 0,93 % Argon und weniger als 1 % Spurengase (z.B. Kohlendioxid). Der Wasserdampf, der den wichtigsten Bestandteil für unser Wetter darstellt, nimmt aufgrund starker räumlicher und zeitlicher Schwankungen etwa 1 bis 4 % der Luft ein.

Der Mond muss dagegen ohne Atmosphäre auskommen – zumindest im wissenschaftlichen Sinne. Atmosphäre im Sinne von Ästhetik und Stimmung bietet er aber allemal.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.09.2022

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DWD Die Atmosphaere des Mondes

Zunahme der Hitzewellen in Westeuropa, aber warum?

Länger andauernde Hitzewellen können schwerwiegende ökologische, wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Auswirkungen haben, darunter erhöhte Sterblichkeit, vermehrte Waldbrände und größere Ernteausfälle. In der vorliegenden Studie aus 2022  wird Europa beispielhaft als ein Hitzewellen-Hotspot identifiziert, der in den letzten 42 Jahren einen drei- bis viermal schnelleren Aufwärtstrend als der Rest der mittleren und nördlichen mittleren Breiten (zirkumpolar bzw. rund um den Globus) aufweist. Dieser beschleunigte Trend steht gemäß erster Ergebnisse neben modifizierten thermodynamischen Faktoren auch im Zusammenhang mit dynamischen Veränderungen in der Atmosphäre, die zur Zunahme der Hitzewellen in Europa beigetragen haben dürften.

Zu den Triggern heißer europäischer Sommer gehören sowohl die großräumige atmosphärische Zirkulation als auch die jeweilige Ausprägung und Positionierung des Polarfront-Jet-Streams (starkes Westwindband in der oberen Troposphäre, siehe Wetterlexikon: )

Weitere Faktoren sind das Feuchtigkeitsdefizit im Boden und die damit verbundenen Rückkopplungen zwischen Landoberfläche und Atmosphäre, die ozeanische Zirkulation sowie die jeweiligen Meeresoberflächentemperaturen.

Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung, die hauptsächlich auf den Anstieg der Treibhausgase zurückzuführen ist, erhöht die Intensität und Häufigkeit von Hitzewellen einerseits durch direkte Erwärmung, kann aber auch die Faktoren ihrer natürlichen Variabilität beeinflussen.

Beobachtungen und modellgestützte Studien haben gezeigt, dass sommerliche Hitzeextreme über den mittleren und nördlichen mittleren Breiten in erster Linie mit blockierenden Hochdruckgebieten zusammenhängen. Diese blockierenden Hochdruckgebiete oder auch Hochdruckzonen wiederum sind häufig mit einer doppelten Jet-Stream-Struktur über Eurasien verbunden. Dabei liegt ein nördlich verschobener Polarfront-Jet-Stream im Mittel bei etwa 70 bis 75 Grad nördlicher Breite (auf 250 hPa, also in etwa 10,5 bis 11 km Höhe), wohingegen sich der subtropische Jet-Stream (wenn auch zirkumpolar nicht kontinuierlich ausgeprägt, d.h. nicht durchgehend starkes Westwindband in der oberen Troposphäre) auf etwa 40 Grad nördlicher Breite erstreckt. Dazwischen wird ein Bereich mit eher schwachen Winden, teils auch Ostwinden registriert, wobei sich hier öfters Hochdruckzonen ausbilden können. Alternativ zum obigen Ansatz kann auch das so genannte Brechen von planetaren Rossby-Wellen (Rossby-Wellen, auch als planetarische Wellen bezeichnet, sind großräumige Wellenbewegungen in der Erdatmosphäre, die im Wesentlichen aus der Änderung der Coriolis-Beschleunigung mit der geografischen Breite resultieren (Kugelgestalt der Erde), unter Beibehaltung des Gesamtdrehimpulses aus der Erddrehung) und die daraus resultierende Blockierungswirkung (durch Aufspaltung oder stärkere Mäandrierung des Jet-Streams) das Auftreten von doppelten Jet-Streams verursachen.

Generell ist das Vorhandensein eines Doppeljets in der Troposphäre durch einen (zirkumpolar) unterschiedlich ausgeprägten subtropischen Jet oder auch durch weiter nach Süden abgetropfte Höhentiefs, z.B. im östlichen Atlantik gekennzeichnet, ein Umstand, der wiederum die Rossby-Wellen (Wellenlänge und Amplitude) in den mittleren Breiten beeinflussen und somit die Stagnation (fehlende Progression in östliche Richtung) von Höhenrücken und Trögen begünstigen kann.

Die beschleunigte Erwärmung speziell der Landmassen in den hohen Breiten während des nordhemisphärischen Sommers, die auf den anthropogenen Klimawandel zurückgeführt wird, könnte durch die dortige Verstärkung des Polarfront-Jet-Streams günstige Bedingungen für das Auftreten oder die Persistenz von Doppeljets schaffen.

Dennoch gibt es derzeit nur wenig Belege für Veränderungen in der Häufigkeit und Intensität sommerlicher Blockierungslagen (Hochdrucklagen) in Europa als Folge der derzeitigen oder künftigen globalen Erwärmung, was im Widerspruch zum Trend der beobachteten Hitzewellen z.B. in Europa steht.

Insofern sind weitere wissenschaftliche Studien, meteorologische Messungen und Beobachtungen erforderlich, um eventuelle Tendenzen und Entwicklungen noch besser einordnen zu können.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 31.08.2022

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Die Sonne macht 2022 Überstunden ohne Ende

1544 Stunden – so lange scheint die Sonne normalerweise das ganze Jahr über – zumindest, wenn man das vieljährige Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (international gültige Referenzperiode) betrachtet. In diesem Jahr machte die Sonne aber schon so viele Überstunden, dass bereits zu Beginn der vergangenen Woche dieser Wert übertroffen wurde. Die Sonne hat ihr „Arbeitssoll“ für das Jahr 2022 also schon über vier Monate vor Jahresende erreicht! Noch nie seit Beginn der regelmäßigen Erfassung der Sonnenstunden in Deutschland im Jahre 1951 wurde so früh im Jahr das Jahressoll an Sonnenstunden im deutschlandweiten Flächenmittel erreicht beziehungsweise überschritten. Mit jedem Sonnenstrahl in den nächsten Wochen und Monaten geht die Sonne quasi in die Verlängerung. Besonders sonnig war es in der Südwesthälfte Deutschlands, während die Sonne im Norden etwas öfter von Wolken verdeckt war. Ähnlich oft wie in diesem Jahr zeigte sich die Sonne in den ersten acht Monaten (1. Januar bis 31. August) zwar in den Jahren 2003 und 2018 mit 1558 bzw. 1551 Stunden. In diesem Jahr stehen allerdings etwa 1615 Stunden auf dem Konto. Deutlich abgeschlagen ist hingegen bereits der vorherige Platz 3 mit 1501 Sonnenstunden im Jahr 2020.

Vielleicht ist Ihnen beim Lesen aufgefallen, dass alle bisher genannten Jahre aus dem 21. Jahrhundert stammen? Dass das kein Zufall ist, zeigt das vieljährige Mittel der aktuelleren Referenzperiode 1991 bis 2020. In diesem Zeitraum schien nämlich die Sonne das ganze Jahr über in Deutschland durchschnittlich 1665 Stunden, also 120 Stunden bzw. 7,8% länger als in der vorherigen 30-jährigen Periode (Abbildung 2). Es scheint also einen Trend hin zu mehr Sonnenschein in Deutschland zu geben. Dieser Trend ist in fast allen Monaten erkennbar (graue Balken in Abbildung 1). Besonders deutlich sticht allerdings der April heraus, der im Klimamittel deutlich sonniger geworden ist. Bezüglich der neuen Referenzperiode muss sich die Sonne in diesem Jahr zwar noch einige Stunden am Himmel zeigen, aber voraussichtlich schon im ersten Septemberdrittel dürfte auch diese Hürde überschritten sein.

Schaut man sich die einzelnen Monate im Jahr 2022 etwas genauer an (gelbe Balken in Abbildung 1), fällt auf, dass die Sonne nur im Januar weniger als durchschnittlich schien. Seit Februar folgten (bis jetzt) sieben Monate ohne Unterbrechung, in denen die Sonne kontinuierlich Überstunden anhäufte. Ganz besonders fleißig war die Sonne im März. Stolze 235 Stunden strahlte die Sonne vom Himmel und damit sogar länger als in durchschnittlichen Sommermonaten – die alten Rekorde für den März wurden regelrecht pulverisiert!

Auf das sonnige Frühjahr folgte der sonnenscheinreichste (meteorologische) Sommer seit Messbeginn. Fast 820 Stunden strahlte die Sonne in den Monaten Juni, Juli und August vom Himmel. Damit wurden die 793 Stunden vom vorherigen Rekordhalter 2003 überboten (bisheriger Platz 2: 2018, 779 Stunden; Platz 3: 1976, 778 Stunden). Für die jährliche Sonnenscheindauer sind vor allem die Sommermonate entscheidend, denn etwa 40% der Sonnenstunden werden in den Sommermonaten Juni bis August gemessen. Über die Hälfte der Sonnenstunden werden durchschnittlich in den Monaten Mai bis August erreicht, was zum einen mit den kurzen Nächten und zum anderen mit den selten trüben Tagen in diesem Zeitraum zusammenhängt.

In Schwimmbädern und an Badeseen herrschte Hochkonjunktur und der Regenschirm konnte meist getrost zuhause bleiben. Derart viel Sonnenschein in Verbindung mit oft heißen Temperaturen und den vielerorts viel zu geringen Niederschlägen hat ähnlich wie 2003 und 2018 aber schlimme Folgen. In vielen Regionen kam es aufgrund der enormen Dürre zu Waldbränden, die Landwirtschaft verzeichnet Ernteeinbußen und es entwickelten sich regelrechte Steppenlandschaften.

Steuern wir beim Sonnenschein also auf ein Rekordjahr zu? Schauen wir uns dazu zunächst die bisherigen „Top 3“ der sonnenreichsten Jahre an. Den bisher meisten Sonnenschein im deutschlandweiten Flächenmittel gab es im Jahr 2018 mit 2015 Sonnenstunden, dicht gefolgt von 2003 mit 2014 Stunden. In beiden Jahren gingen die extrem heißen und trockenen Sommer in die Wetterannalen ein. Somit können durchaus einige Parallelen zum diesjährigen Sommer gezogen werden. Auf Platz 3 folgt das Jahr 1959 mit 1984 Sonnenstunden. Um das Jahr 2018 vom Thron zu stoßen, fehlen also noch rund 400 Sonnenstunden. In den vier noch ausstehenden Monaten September bis Dezember scheint die Sonne durchschnittlich an 349 (Mittel 1961-1990) beziehungsweise 361 Stunden (Mittel 1991-2020). Um einen neuen Rekord aufstellen zu können, muss die Sonne in den kommenden Wochen und Monaten das Überstundenkonto also noch um einige Stunden erhöhen. Ob das Jahr 2022 am Ende tatsächlich einen Platz auf dem Treppchen ergattern oder sogar an der Spitze stehen wird, kann man allerdings aus heutiger Sicht noch nicht einschätzen. Es bleibt also spannend.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.08.2022

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DWD Die Sonne macht 2022 Ueberstunden ohne Ende

Transdisziplinarität im Fokus: Die EMS-Konferenz 2022 in Bonn

Würde man die breite Bevölkerung fragen, was sie mit Meteorologie oder auch dem Deutschen Wetterdienst verbinden, wäre „Wettervorhersage“ als Antwort bestimmt ganz oben mit dabei. Und auch, wenn dieses „Kerngeschäft“ des DWD an dieser Stelle häufig behandelt wird, so ist die Meteorologie doch ein deutlich „weiteres Feld“.

Tatsächlich nehmen die Herausforderungen für die meteorologischen Dienste -und die meteorologische Wissenschaft im Allgemeinen – durch den Klimawandel und häufigere extreme Wetterereignisse mit großen sozioökonomischen Auswirkungen zu. Die Bedeutung der meteorologischen Forschung für unterschiedlichste Bereiche wächst und reicht von der Wissenschaft über Unternehmen bis hin zu Gesellschaft und Politik. Genau diese „Transdisziplinarität“ und die Zusammenarbeit auf unterschiedlichsten Ebenen sind nun auch das Fokusthema einer internationalen Konferenz, die nächste Woche in Bonn stattfindet.

Ausgetragen wird diese jährlich stattfindende Konferenz von der Europäischen Meteorologischen Gesellschaft (engl.: European Meteorological Society, EMS), wobei das Gastgeberland jährlich wechselt. Dieses Jahr ist Deutschland an der Reihe, und so bietet sich dem DWD eine besondere Chance: Er ist, zusammen mit der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und dem Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung, lokaler Gastgeber – und damit für die diesjährige Programmgestaltung zuständig.

Ganz im Sinne des Programmmottos „Connecting communities to deliver seamless weather and climate science and services“ (auf Deutsch etwa „Vernetzung von Communitys zur Bereitstellung nahtloser Wetter- und Klimawissenschaften und -dienste“), entstand so die Idee, auch ein Format vor Ort anzubieten, das die Öffentlichkeit direkt miteinbezieht: Beim sogenannten „Café Météorologique“ gibt es nächste Woche (vom 5.-9. September 2022) in verschiedenen Cafés im Zentrum von Bonn insgesamt elf Vorträge über spannende Wetter- und Klimathemen, die auf einfache Art und Weise präsentiert werden.

Von „Was haben Sherlock Holmes und Wetterwarnungen gemeinsam?“ über „Vom Bauernkalender zur künstlichen Intelligenz – Die stille Revolution der Wettervorhersage“ bis hin zu „Die Ahrtalflut 2021 aus meteorologischer Sicht“ ist bestimmt für alle was dabei. Alle Vortragsthemen mit Ort und Zeit und der Möglichkeit einer Anmeldung (nicht verpflichtend) sind zu finden unter:

Wenn Sie also aus Bonn und Umgebung kommen (oder immer schon einmal eine Reise in die schöne ehemalige Bundeshauptstadt machen wollten), und einem spannenden Vortrag bei einer guten Tasse Kaffee, einem leckeren Stückchen Streuselkuchen oder auch einem erfrischenden Kaltgetränk lauschen möchten, kommen Sie gerne vorbei! Es lohnt sich!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.08.2022

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DWD Transdisziplinaritaet im Fokus Die EMS Konferenz 2022 in Bonn 1

Spätsommerlich

Das „Unwetter“-Tief ORNELLA, welches in den vergangen zwei Tagen für schwere Gewitter und heftigen Starkregen in Nord-, Ost- und Süddeutschland gesorgt hat, ist inzwischen in die Ostsee gezogen und beeinflusst das Wetter am heutigen Sonntag im äußersten Osten und im Süden des Landes. Die Unwettergefahr geht deutlich zurück, aber sie ist in den Regionen südlich der Donau nicht ganz gebannt. Dort kann stellenweise noch heftiger Starkregen um 35 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden auftreten.

Ansonsten sorgt Hoch QUINTIN mit Schwerpunkt über dem Nordmeer für meist trockenes und zum Teil auch sonniges Wetter. Mit einer nördlichen Strömung gelangt etwas kühlere Luft nach Deutschland, sodass die Höchstwerte zwischen 20 Grad an der Nordsee sowie bei längerem Regen im Süden und 27 Grad im Südwesten bei längerem Sonnenschein liegen.

Auch in der neuen Woche bleibt Hoch QUINTIN wetterbestimmend, wobei mit der nördlichen Strömung nicht nur kühlere, sondern auch feuchtere Luft nach Deutschland gelangt. Dies macht sich vor allem im Norden mit einigen dichteren Wolken bemerkbar, die vereinzelte Schauer bringen können. Auch am Alpenrand hält sich noch feuchtere Luft. Dort sind ebenfalls vereinzelte Schauer möglich. Der große Rest kann einen meist sonnigen Tag genießen. Die Temperaturen liegen im Norden zwischen 19 und 25, im Süden zwischen 24 und 29 Grad.

Am Dienstag ändert sich an der allgemeinen Wettersituation sowie an der Temperaturverteilung erst einmal recht wenig. Während im Norden noch teils dichtere Wolken vorherrschen, zeigt sich zum Start in den Tag vielerorts die Sonne. Jedoch sickert im Südwesten im Tagesverlauf feuchtere Luft ein, sodass dort vor allem ab dem Abend schauerartiger, teils gewittriger Regen heranziehen.

Am Mittwoch bilden sich im Süden in der feuchtwarmen Luft weitere Schauer und kräftige Gewitter. In der Mitte und im Norden bleibt es dank des Einflusses von Hoch QUINTIN trocken mit viel Sonnenschein.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.08.2022

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Tief „Ornella“ bringt kräftige Gewitter mit Starkregen

Nach knapp einer Woche ohne nennenswerte Niederschläge sorgte Tief „Ornella“, das in einer Zone tiefen Luftdrucks über Ostdeutschland und Polen eingebettet ist, am gestrigen Freitag (26.08.2022) für zum Teil schwere Gewitter, die regional mit heftigem, teils auch extrem heftigem Starkregen einhergingen. Dabei kamen an einigen Stationen lokal eng begrenzt sogar über 50 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) in nur einer Stunde vom Himmel. Der neue Berliner Flughafen meldete beispielsweise um 15 Uhr MESZ sogar 51,8 l/qm in einer Stunde. Die Station Bleckede-Walmsburg (Niedersachsen) registrierte um 19 Uhr 50,5 l/qm in nur 36 Minuten. Selbst in der vergangenen Nacht zum Samstag konnten in Rheinland-Pfalz an der Station Homberg-Schönborner Hof nochmals 52,4 l/qm in einer Stunde gemessen werden. Schaut man sich die aus den RADAR-Daten abgeleiteten Niederschlagssummen an, so kommt man vereinzelt auf Niederschlagssummen von über 100 l/qm, die in wenigen Stunden zusammenkamen.

So ist es auch wenig verwunderlich, dass man in den heutigen Nachrichten aus den Regionen mit stärkeren Auswirkungen von Überschwemmungen und vollgelaufenen Kellern hört oder liest. Vielerorts waren die Feuerwehren im Einsatz. In Baden-Württemberg sackte ein Hang auf eine Straße ab, die in der Folge gesperrt werden musste. In Berlin war es bei den gemessenen Regenmengen ebenfalls keine Überraschung, dass neben einer Veranstaltung des Bundespräsidenten Steinmeiers auch die Konzerte der Bands „Die Ärzte“ und „Marteria“ abgebrochen bzw. abgesagt werden mussten.

Die weiteren Begleiterscheinungen der gestrigen Gewitter rückten angesichts der Regenmassen, die vom Himmel fielen, eher in den Hintergrund. Wenngleich an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll, dass ganz vereinzelt auch schwere Sturmböen gemessen wurden. Die Station am Berliner Flughafen registrierte bereits mit dem ersten Gewitter um 13:38 Uhr eine Böe von 102 km/h (Bft 10).

Dabei ist die genaue Vorhersage von Gewittern mit Starkregen allerdings alles andere als einfach. Denn die exakte räumliche und zeitliche Eingrenzung ist nur begrenzt möglich. Gestern konnte man bereits feststellen, dass an einem Ort sprichwörtlich die „Welt untergeht“, während es im Nachbarort womöglich komplett trocken blieb. Stattdessen schätzen wir ein bestimmtes Gebiet ab, in dem ein gewisses Potenzial für unwetterartige Gewitter besteht, wenngleich das Phänomen dort dann nur lokal auftritt, jedoch eng begrenzt sehr heftig ausfallen kann.

So kristallisieren sich für den heutigen Samstag und die Nacht zum Sonntag vor allem die Regionen im Osten und Nordosten sowie am bayerischen Alpenrand heraus, wo es wieder unwetterartig zur Sache gehen kann (siehe Grafik zum Thema des Tages unter ). Dort muss lokal mit heftigem Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit gerechnet werden. Über wenige Stunden können auch Mengen von 60 l/qm zusammenkommen. Begleiterscheinungen wie kleiner Hagel oder stürmische Böen spielen heute erneut nur eine untergeordnete Rolle. Auch in den orange eingefärbten Regionen kann es zu Schauern und Gewitter kommen. Dort sollten die Unwetter jedoch weniger stark und weniger häufig auftreten, ausschließen kann man sie jedoch nicht. Wie aber schon am Freitag wird es in den markierten Regionen bei Weitem nicht jeden treffen. Einige Regionen werden mit großer Sicherheit sogar wieder komplett trockenbleiben.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.08.2022

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DWD Tief Ornella bringt kraeftige Gewitter mit Starkregen

Donner – Gibt es einen Wettergott?

Gewitter sind beeindruckende Phänomene, doch um ihre Entstehung, vor allem um die der damit verknüpften Geräusche, also der Donner, gibt es viele Mythen. Bei den frühen Völkern gab es nur eine mögliche Erklärung für die Entstehung von Donner, Wind und Regen, und zwar die einer Himmelsgottheit. In vielen Kulturen gab es Donnergötter, die immer etwas unterschiedlich ausgelegt waren. In der griechischen Mythologie war es Zeus, bei den Römern Jupiter, beide erhielten Donner und Blitz als Waffe. Beim nordgermanischen Donnergott Thor, entstand Donner dagegen dadurch, dass er mit einem Wagen durch den Himmel rollte und dabei von Ziegenböcken gezogen wurde. Was aber alle Mythen gemeinsam haben ist, dass sie wissenschaftlich eindeutig nicht belegbar sind.

Wie entsteht Donner denn jetzt wirklich? Ohne Blitz, kein Donner. Donner sind das krachende oder grummelnde Geräusch, das von einem Blitz während eines Gewitters erzeugt wird. Sie entstehen durch sehr starkes Erhitzen des Blitzkanals in extrem kurzer Zeit (Bruchteil einer Sekunde). Sehr starkes Erhitzen bedeutet hier Temperaturen von über 30 000 Grad. Zum Vergleich: An der Oberfläche der Sonne werden knapp 6000 Grad erreicht. Durch die extrem kurze Zeitdauer hat die Luft eigentlich gar keine Zeit, um sich auszudehnen, was sie aber bei einem Temperaturanstieg anstrebt. Dadurch entsteht ruckartig ein sehr hoher Druck innerhalb des Blitzkanals verglichen mit der Umgebung. Das nun folgende schnelle Ausbreiten dieses hohen Drucks in alle Richtungen wird als „Schockwelle“ bezeichnet. Der Druck breitet sich zunächst mit Überschallgeschwindigkeit aus. Wenn die Schockwelle dann weit genug vom Blitzkanal entfernt ist, ist der Druckunterschied gering genug und die Welle breitet sich dann nur noch mit Schallgeschwindigkeit aus und der Donner wird hörbar.

Aber warum hört sich Donner unterschiedlich an? Der Unterschied liegt vor allem an der Ausrichtung des Blitzkanals. Ist dieser rechtwinklig zum Beobachter, erreichen alle Schallwellen des gesamten Blitzkanals den Beobachter ziemlich genau zur gleichen Zeit. So hört der Beobachter nur einen, dafür sehr lauten Donner, der einem Knall ähnelt. Ist der Blitzkanal dagegen zum Beobachter hin geneigt, wird an jedem Ort des Blitzkanals eine Druckwelle erzeugt, die dann jeweils zu unterschiedlichen Zeiten beim Beobachter eintreffen. Dadurch entsteht das bekannte „Rollen“ oder „Rumpeln“ des Donners. Klar ist auch, je weiter der Beobachter sich vom Gewitter weg befindet, desto leiser ist der Donner zu hören. Ab einer entsprechenden Entfernung ist der Donner nicht mehr zu hören, sondern nur noch der Blitz zu sehen. Dieses Phänomen wird dann als Wetterleuchten bezeichnet.

Wie weit ist das Gewitter entfernt? Um die Entfernung des Gewitters zum Beobachter zu bestimmen, gibt es eine Faustregel. Hierfür ist es gut zu wissen, dass sich Blitz und Donner unterschiedlich schnell ausbreiten. Die Schallgeschwindigkeit beträgt ungefähr 340 Meter pro Sekunde, das bedeutet, dass sich das Geräusch, das wir als Donner wahrnehmen, mit 340 Metern pro Sekunde ausbreitet. Die Lichtgeschwindigkeit ist dagegen mit fast 300 000 Kilometern pro Sekunde deutlich größer, sodass der Blitz für den Beobachter früher zu sehen ist als der dazugehörige Donner. Um die Faustregel jetzt auch wirklich anwenden zu können, muss ein Donnern eindeutig einem Blitz zugeordnet werden. Wenn dies der Fall ist können die vergangenen Sekunden zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Wahrnehmen des dazugehörigen Donners gezählt werden. Diese Zahl der gezählten Sekunden kann nun durch 3 geteilt werden und man erhält den ungefähren Abstand des Gewitters in Kilometern. Der tatsächliche Abstand ist aber minimal größer, da hier nur mit einer Näherung gerechnet wird. Wer es etwas genauer haben möchte, multipliziert die gezählten Sekunden zwischen Blitz und Donner mit 340 und erhält den Abstand des Gewitters in Metern.

Zum Schluss bleibt nur zu sagen „Donner ist gut und eindrucksvoll, aber die Arbeit leistet der Blitz.“ Denn wie jetzt bekannt sein sollte, entstehen Donner nur, weil es Blitze gibt und das hat nichts mit irgendwelchen Himmelsgöttern zu tun, die mit einem Wagen im Himmel herumfahren.

Praktikantin Jana Schitthof mit Dipl.-Met. Marcel Schmid.

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.08.2022

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Still ruht der Atlantik…

Alex, Bonnie, Colin. Das sind die Namen der bisher in dieser Saison aufgetretenen Tropenstürme auf dem Atlantik. Falls Sie jetzt denken: „Das scheint mir etwas wenig zu sein“, dann liegen Sie mit Ihrem Gefühl ziemlich richtig. Eine derart lange Periode ohne atlantische Tropenstürme gab es, bezogen auf den Zeitraum 3. Juli bis 22. August, zuletzt 1982. Davor war dies sogar öfter der Fall, interessanterweise oft im Abstand von fünf Jahren: 1977, 1972, 1967, 1962 und nochmals 1952. Die Launen der Statistik sind mitunter einfach unergründlich…

Doch warum 3. Juli? Am 3. Juli löste sich Tropensturm „Colin“ über dem amerikanischen Bundesstaat South Carolina auf und war bis dahin erstmal der letzte in dieser Saison. Der erste Sturm der Saison war „Alex“, der sich aus den Resten des pazifischen Sturms „Agatha“ entwickelte und vorher über Mexiko gezogen war. Dieser brachte anschließend schwere Niederschläge in Kuba und Südflorida. Im Großraum Miami fielen dadurch Anfang Juni um 250 Liter pro Quadratmeter Regen, was dort für größere Überschwemmungen sorgte. Der zweite tropische Sturm „Bonnie“ trat Anfang Juli in Mittelamerika auf und traf gerade zu dem Zeitpunkt auf die karibische Küste an der Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica, als er begann, sich zu einem Hurrikan zu entwickeln. Er überquerte Nicaragua und zog anschließend auf pazifischer Seite weiter.

Nun also die lange, inzwischen fast siebenwöchige Pause. Doch warum ist das so? Begeben wir uns also einmal auf Ursachensuche und beginnen mit der Frage, was es für die Entstehung eines Tropensturms bis hin zum Hurrikan überhaupt braucht. Eine auch allgemein relativ bekannte Zutat dürften die entsprechend hohen Meeresoberflächentemperaturen darstellen. Das Wasser braucht in der Regel eine Temperatur von mindestens 26 Grad Celsius, damit sich Tropenstürme bilden können. Durch die Wärme und die Verdunstung stellt der Ozean mit dem Wasserdampfangebot genug Energie für die Atmosphäre zur Verfügung. Aktuell stellt dies auch kein Problem dar. Insbesondere vor der amerikanischen Atlantikküste liegen die Wassertemperaturen leicht über dem klimatologischen Mittel (1981-2010) bei etwa 29 bis 30 Grad Celsius. Eine zweite notwendige Bedingung ist fehlende Scherung, das heißt Änderung der Richtung und Geschwindigkeit des Windes mit der Höhe. Scherung führt dazu, dass vorhandene Konvektion in der Höhe bildlich gesprochen vom Winde verweht wird. Sie hat dann keine Chance, sich zu organisieren und sich über einen längeren Zeitraum zu etablieren. An dieser Stelle wird man dann auch bei genauerem Hinsehen stutzig. Über mehrere Wochen lag auf dem Atlantik vor Südwesteuropa beziehungsweise Nordwestafrika ein Trog, also ein Höhentief, welcher sich dort normalerweise nicht befindet. Dieser Trog sorgte für entsprechend unpassende Verhältnisse beim Höhenwind mit erhöhten Scherungswerten. Gleichzeitig steuerte der Trog trockene Luft von Norden her ein. Auch das verhindert eher etwaige Konvektion und verringert das Potential für die Entwicklung tropischer Stürme deutlich. Ein Aufleben der Konvektionsaktivität auf dem Atlantik wird man also wohl erst erwarten können, wenn sich die Druck- und Strömungskonfiguration deutlich umstellt hin zu einer scherungsarmen Umgebung und entsprechend feuchten Luftmassen.

Vielleicht fragt man sich jetzt, warum ausgerechnet der östliche Atlantik vor Afrika betrachtet wird. Auch das hat seinen Grund: Tropische Stürme entstehen auf dem Atlantik oft aus einer sogenannten „Tropischen Welle“ heraus. Diese wiederum bilden sich über Ostafrika aus einer dort vorhandenen Starkwindzone in der Höhe heraus und wandern anschließend westwärts über den Atlantik. Man kann sie sich als eine Art Tiefdruckgebiet vorstellen. Sie führen zu einem ersten Hebungsimpuls in der Atmosphäre und sorgen so dafür, dass die Konvektion überhaupt erst richtig in Gang kommt.

Sollten sich nun die Strömungsverhältnisse tatsächlich umstellen, kann aufgrund der überdurchschnittlichen Wassertemperaturen mit einer deutlich lebhafteren zweiten Saisonhälfte gerechnet werden. Dies ist auch der Grund, warum das National Hurricane Center des amerikanischen Wetterdienstes NOAA noch immer mit einer Saison, die über dem normalen Niveau liegt, rechnet, auch wenn die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer solchen zuletzt marginal reduziert wurde. Ohnehin kommt die Hurrikansaison erst ab Mitte August richtig in Fahrt. Unter anderem treten im Mittel 90% aller sogenannten „Major Hurricanes“ (ab Stärke 3) erst nach dem 20. August als Stichtag auf. Auch wenn es jetzt also lange ruhig war, ist die Saison noch lange nicht vorbei. Im Gegenteil: Voraussichtlich geht es in den nächsten Wochen erst so richtig los.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.08.2022

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DWD Still ruht der Atlantik...