Der „Blob“ im Pazifik

Im Juni veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Hamburg eine Studie über die Ursache der Hitzewellen im Nordpazifik. Der sogenannte „Blob“, eine Warmwasserblase im nordöstlichen Pazifik, wurden in den letzten Jahrzehnten immer häufiger beobachtet. Seit 2000 traten 31 marine Hitzewellen in diesem Bereich auf mit einer Erwärmung der Wassertemperatur auf bis zu sechs Grad über dem langjährigen Mittel, unabhängig vom El-Nino Phänomen. Zuletzt wurde der „Blob“ in den Jahren 2019 bis 2021 beobachtet. Dabei umfasste die Warmwasserblase eine Fläche von bis zu drei Millionen Quadratkilometern.

Die Hitzewellen in den Ozeanen haben massiven Einfluss auf das marine Ökosystem. Kälte liebende Tiere verenden entweder unmittelbar durch die erhöhten Temperaturen oder werden zur Abwanderung gezwungen. Gleichzeitig sind einige Raubfische durch die Wärme aktiver und benötigen mehr Nahrung. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Nahrungskette. Weniger Angebot bei größerem Bedarf reduziert den Bestand von den verbleibenden kleineren Fischen und Plankton. Fehlen diese Lebewesen sind auch andere Tiere wie Seevögel davon betroffen, die keine Nahrung mehr finden und dadurch verhungern. Zwischen Mitte 2015 und Anfang 2016 wurde zehntausende tote Trottellummen in Alaska aufgefunden. Zusätzlich fördert die Wärme die Bildung von giftigen Algenblüten. Bei der Zersetzung dieser Algen wird dem Wasser Sauerstoff entzogen, was wiederum das Leben vieler unterschiedlicher Lebewesen beeinträchtigt oder diese sogar tötet.

Die Ursache dieser Hitzeblasen im Meer scheint nun geklärt zu sein, und sie ist zu 99% menschengemacht. Durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre und die dadurch hervorgerufene Erderwärmung haben sich die Luftdrucksysteme über unserem Planeten bereits verändert. Die Hochdruckgebiete über den Meeren im Winter haben sich verstärkt. Durch die verstärkte Absinkbewegung wird die Wolkenbildung über dem Pazifik erschwert. Durch die fehlenden Wolken wird die Sonneneinstrahlung tagsüber kaum noch beeinträchtigt. Nachts fehlt dann zwar die Wärmeabstrahlung der Wolken und die Meeresoberfläche kann stärker abkühlen als bei vorhandener Bewölkung, aber dieser Effekt kann die Erwärmung tagsüber selbst im Winter nicht kompensieren. Somit konnte die Wassertemperatur in den letzten 25 Jahren im Pazifik im Durchschnitt um 0,05 Grad Celsius pro Jahr ansteigen. Der Zeitraum mit sommerlichen Bedingungen hat sich im gleichen Zeitraum um 37 Tage verlängert.

Das Phänomen der marinen Hitzewellen und verstärkenden Hochdruckgebiete ist aber nicht auf den Pazifik beschränkt. Auch über dem Atlantik weitet sich das Azorenhoch in den Wintern immer weiter aus. Mit der Ausdehnung des Azorenhochs gehen niederschlagsarme Winter in Südeuropa einher. Bei einer normalen Ausdehnung des Azorenhochs werden im Winter Tiefdruckgebiete, die für Spanien und Portugal den meisten Niederschlag bringen, vom Nordatlantik zur Iberischen Halbinseln geführt. Bei einer stärkeren Ausdehnung des Hochs werden die Tiefs auf andere Bahnen gelenkt und steuern immer häufiger auf Nordeuropa zu. So wie auch im letzten Winter, der in den Mittelmeerregionen teils extrem trocken war. Analysen von Wissenschaftlern der Woods Hole Oceanographic Institution aus Massachusetts stellten fest, dass vor 1850 übermäßige Ausdehnungen des Azorenhochs im Schnitt alle zehn Jahre auftraten, seit 1980 kommt es etwa alle vier Jahre zu übergroßen Hochdruckgebieten. Die extreme Flächenzunahme des winterlichen Azorenhochs in den letzten 25 Jahren geht dabei über die natürlichen Klimaschwankungen hinaus. Diese Erkenntnis stimmt mit den Studien aus Deutschland überein. Die Analyse der Klimamodelle zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit des „Blobs“ zwischen 2019 und 2021 ohne den menschlichen Einfluss bei unter einem Prozent liegt.

MSc Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.07.2022

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DWD Der Blob im Pazifik scaled

Das Wetterlexikon

Kaltfront, Warmfront, Okklusion, Höhentief, Trog, Rücken, können Sie all diese Begriffe erklären und wissen, was dahintersteckt? Falls ja, wunderbar! Sie kennen sich bereits mit ein paar grundlegenden Begriffen der Meteorologie aus. Falls nein, ist das auch nicht schlimm, denn im Wetterlexikon des Deutschen Wetterdienstes werden Sie fündig. Dort werden bereits viele meteorologische Fachbegriffe und Wetterphänomene umfangreich beschrieben. Um auf das Wetterlexikon zu gelangen, können Sie einfach auf der Startseite www.dwd.de nach unten scrollen und auf Wetterlexikon klicken. Alternativ nutzen Sie direkt die Links www.dwd.de/lexikon oder www.wetterlexikon.eu. Dort sind dann viele meteorologische und klimatologische Begriffe in alphabetischer Reihenfolge erklärt.

Genau nun kommen aber Sie, liebe Leserinnen und Leser, ins Spiel. Wir wollen unser Portfolio ständig erweitern und sind stets dankbar für Fragen und Anregungen Ihrerseits. Sollten Sie also einen Begriff im Lexikon vermissen und wünschen sich eine Erklärung, dann teilen Sie uns dies gerne mit. Am besten senden Sie eine E-Mail an online.redaktion@dwd.de oder nutzen das Feedbackformular, das unter jedem Thema des Tages verlinkt ist.

Nun viel Spaß beim Stöbern im Lexikon! Wir freuen uns schon jetzt auf Ihre Fragen und Anregungen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.07.2022

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Heftige Monsunregenfälle u.a. in Pakistan

Heftige Monsunregenfälle verursachten an diesem Montag (11.07.22) in der pakistanischen Finanzmetropole Karachi weitreichende Überschwemmungen und Schäden und überfluteten sogar das Geschäftsviertel. Die meisten Unterführungen waren überflutet, sagte der Ministerpräsident der Provinz Sindh, Murad Ali Shah. Zudem führte er an, dass innerhalb von drei Stunden eine wohl noch nie dagewesene Regenmenge von 126 l/qm gefallen sei.

In der südwestlichen Provinz Belutschistan wurden hingegen etwa ein Dutzend Dörfer im Bezirk Lasbela überflutet, als der Fluss Winder über die Ufer trat und das Wasser in die Häuser drang.

Bereits in den letzten Wochen gab es bei heftigen Monsunregenfällen in Südasien (z.B. Indien, Bangladesch und Pakistan) regional teils schwere Überschwemmungen und zahlreiche Opfer.

Der indische Monsun stellt jedoch eine recht verlässliche Klimaerscheinung mit nur relativ geringfügigen Unterschieden im Verlauf mehrerer Jahre dar. Insofern sind zwar regionale Abweichungen immer mal wieder zu verzeichnen, andererseits sind die langjährigen mittleren Monsun-Niederschläge nicht allzu großen Schwankungen unterworfen. So spiegelt die mittlere jährliche Niederschlagsmenge von etwa 850 l/qm ein per se feuchtes Klima wider.

Einige klimatische Trendanalysen auf der Basis von meteorologischen Beobachtungen deuten jedoch auf eine mittelfristige Zunahme der Monsunniederschläge speziell im indischen Raum durch die globale Erwärmung hin. Allerdings zeigen andere wissenschaftliche Untersuchungen und Studien auch teils gegenläufige Simulationen hinsichtlich der differenziellen Auswirkungen der Erwärmung von Land- und Meeresoberflächen (Indischer Ozean).

Interessant sind zudem Zusammenhänge mit übergeordneten Zirkulationsmustern. Die Trendvorhersage des Pakistan Meteorological Department (PMD) für den Monsun (Juli, August, September 2022) vom Juni 2022 ging z.B. davon aus, dass während der Monsunzeit (JAS 2022) noch (wenn auch schwache) La-Niña-Bedingungen und eine negative Phase des Indisch Ozeanischen Dipols (IOD) vorliegen würden.

Basierend auf den simulierten globalen und regionalen Zirkulationsmustern wurde für den Monsun 2022 (JAS 2022) in Pakistan somit eine Tendenz zu überdurchschnittlichem Niederschlag während der Vorhersagesaison (JAS) simuliert. Bis dato stellt das eine recht schlüssige Prognose dar, die ja auch lokale hydrometeorologische Extreme miteinschließt (wie bereits beobachtet).

Soweit zum Thema saisonale Vorhersage. Aktuell warnt das PMD erneut vor starken bis sehr starken Regenfällen (vom 14. bis 17. Juli) in Karachi und anderen Teilen der Provinz Sindh (Pakistan), wobei neue lokale Überschwemmungen quasi vorprogrammiert sind.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.07.2022

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Tipps und Tricks gegen die Hitze

Der diesjährige Sommer läuft allmählich zur Hochform auf. Heute und in den kommenden Tagen ist davon zunächst vor allem der Südwesten des Landes betroffen. Dort werden morgen und übermorgen bis 34 Grad erreicht. Ansonsten liegen die Höchstwerte meist zwischen 25 und 30 Grad. Nur an den Küsten ist es weniger warm. Bereits am Donnerstag stellt in der Nordhälfte die 25 Gradmarke ein großes Hindernis dar. Am Freitag und Samstag werden im Süden und Südwesten zwar noch sommerliche Werte über 25 Grad erreicht, die 30 Gradmarke wird jedoch nicht geknackt. Somit findet die gerade erst startende Hitzewelle einen herben Dämpfer. Zum Start in die neue Woche kommt es von Frankreich her jedoch zu einem neuerlichen Warmluftvorstoß, sodass die Temperaturwerte vor allem in der Südwesthälfte wieder in die Höhe schnellen. 35 Grad und mehr sind dann öfter möglich.

Der Körper wird bei hohen Temperaturen vor ziemliche Strapazen gestellt, denn das Herz-Kreislaufsystem, die Nieren, die Atemwege und auch das Stoffwechselsystem werden stark belastet. Besonders ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet.

Um etwaigen Problemen vorzubeugen, kann man einige Dinge beachten. Sportliche Aktivitäten sowie sonstige anstrengende körperliche Belastungen sollten in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegt werden. Die direkte Mittagssonne muss tunlichst vermieden werden. Helle, luftige Kleidung trägt dazu bei, die Luftzirkulation zu fördern und verhindert Stauwärme bzw. die Sonnenstrahlung wird reflektiert statt absorbiert. Das nächtliche Lüften und das Abdunkeln der Räume tagsüber trägt dazu bei, dass sich Wohnungen nicht zu sehr aufheizen und man einen kühlen Rückzugsort hat. Ein Tipp um sich abzukühlen ist neben der kühlen Dusche oder dem kühlen Bad, sich öfter kühles Wasser über die Handgelenke laufen zu lassen oder feuchtkühle Kompressen in den Nacken und auf die Stirn zu legen.

Um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen, ist es sinnvoll, natriumhaltiges Wasser, Säfte, wasserreiche Früchte (Melonen, Grapefruit, Erdbeeren) bzw. Gemüse mit hohem Wasseranteil (z.B. Gurken, Zucchini, Tomaten) zu sich zu nehmen. Die Getränke sollten dabei nicht zu stark gekühlt sein, denn dann muss der Körper wiederum Energie aufwenden, um die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu bringen. Alkoholhaltige Getränke, Koffein oder auch viel Zucker fördern zusätzlich das Austrocknen des Körpers und sollten ebenfalls vermieden werden.

Beim Essen gibt es ebenfalls einige Dinge zu beachten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem knackig frischen Sommersalat mit Putenbruststreifen, statt des Burgers mit Pommes. Der Salat ist nicht nur erfrischend, sondern liefert dem Körper zudem wichtige Nährstoffe, die durch das Schwitzen verloren gehen. Auch eine frische Bowle mit Gemüse ist besser verdaulich als beispielsweise Käsespätzle und belastet den Körper nicht zusätzlich.

Dies waren nur einige Tipps und es gibt sicherlich noch viel mehr. Außerdem folgen auf Hitzewellen wieder kühlere Tage, an denen man herzhaft schlemmen und das eine oder andere isotonische Kaltgetränk oder auch mal eine Cola genießen kann.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.07.2022

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Die Serienmeister in Sachen Wärme und Hitze

Mit der neuen Hitzewelle der kommenden Tage steigen die Temperaturen vor allem im Süden und in der Mitte wieder verbreitet über 30 Grad, lokal kann es 35 Grad heiß werden. Ab Mittwoch/Donnerstag kühlt es von Norden her vorübergehend etwas ab (im Norden dann 18 bis 24 Grad, im Süden nur noch vereinzelt über 30 Grad), bevor ab Sonntag/Montag die nächste Hitzewelle auf uns zurollt, wobei die Details dafür aber noch nicht geklärt sind.

Für einen Vergleich von Hitzewellen hat der Autor dieses Textes eine statische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden tägliche CDC-Daten (Climate Data Center des Deutschen Wetterdienstes) von bis zu 1238 Stationen in Deutschland untersucht und diese hinsichtlich der längsten Serien ausgewertet.

Als ersten Kriterium soll der Sommertag fungieren, der meteorologisch durch eine Tageshöchsttemperatur von 25 Grad oder mehr definiert ist. In dieser Kategorie ist Kehl-Odelshofen (Baden-Württemberg) der Seriengewinner. Die Station am Rhein liegt knapp 80 km nördlich von Freiburg. Sie schaffte vom 6. Juli bis zum 29. August 2003 enorme 55 Sommertage hintereinander im damaligen „Jahrhundertsommer“.

Bei den heißen Tagen, meteorologisch gesehen also Tagen mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr, schießt Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) den Vogel ab. Dort gab es als längste Serie in Deutschland vom 9. bis zum 27. Juli 2006 satte 19 heiße Tage am Stück! Am 9. Juli 2006 endete übrigens die 18. Austragung einer Fußballweltmeisterschaft, die in Deutschland stattfand und dort das „Sommermärchen“ brachte. Freiburg erlebte damals anschließend also noch ein zweites, allerdings eher fragwürdiges „Sommermärchen“.

Bei 35 Grad oder mehr (inoffiziell als Wüstentage bezeichnet) gibt es sogar drei Spitzenreiter. Mit jeweils 12 Tagen am Stück (!) teilen sich Perl-Besch (Saarland), Mainz (Rheinland-Pfalz) und Karlsruhe (Baden-Württemberg) diese zweifelhafte Ehre. An allen drei Stationen passierte das zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003, also auch im Jahrhundertsommer.

Bei den Tropennächten (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) liegt mit der Station auf der Insel Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) eine stark durch das Meer beeinflusste Serie mit 13 Tropennächten am Stück zwischen dem 18. und 30. Juli 2006 vorne (übrigens im beinahe gleichen Zeitraum der Serie heißer Tage, s.o.). Wenn das Meerwasser mehr als 20 Grad hat, kühlt es auch in den Sommernächten an der Station kaum darunter ab. Die 12 Tropennächte am Stück, die es an 5 Stationen in der Mitte und im Süden Deutschlands (Frankfurt-Main-Westend (Hessen), Weinbiet (Rheinland-Pfalz), Stuttgart (Neckartal) (Baden-Württemberg) und erneut Kehl-Odelshofen und Freiburg) zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003 gab, sind deshalb fast schon beachtlicher.

Ob die nun kommende Hitze solche Rekorde sogar übertreffen kann, steht noch nicht fest. Mit der kleinen Pause ab Mittwoch/Donnerstag könnten aber insbesondere die Serien durchbrochen werden. Die zweite Hitzewelle Ende der Woche/Anfang kommender Woche müsste daher schon länger anhalten, damit es „klappt“.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.07.2022

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DWD Die Serienmeister in Sachen Waerme und Hitze

Der Hochsommer kommt

Aktuell ist von Hitze wenig zu spüren – im Gegenteil. Mit Höchstwerten zwischen 18 und 22 Grad ist es fast schon frisch, auch wenn das nach offizieller Bewertung des DWD als „mäßig warm“ gilt. Kühl ist es bei einer Höchsttemperatur unter 17 Grad.

Doch in der kommenden Woche dehnt sich das Hochdruckgebiet von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa aus und beschert uns damit eine deutliche Erwärmung. Der Zustrom kühler Luft aus Norden schwächt sich ab und bereits am Dienstag wird verbreitet ein Sommertag – also Temperatur größer oder gleich 25 Grad – erreicht. Ausgenommen von der sommerlichen Temperatur sind nur der äußerste Norden, die Küstenbereiche mit auflandigem Wind und die Berglagen. Der vorläufige Höhepunkt der sommerlichen Wärme wird für den Mittwoch erwartet. Dann steigt die Temperatur in der Mitte und im Süden des Landes meist auf über 30 Grad, im Südwesten sind Höchstwerte um 34 Grad möglich. Nach Norden hin fällt die Temperatur gedämpfter aus, an den Küsten werden teils nur 19 bis 23 Grad erreicht. In den Nächten kühlt es immer weniger ab. In den größeren Städten liegen die Tiefstwerte zwischen 17 und 19 Grad. Die nächtliche Erholung des Organismus wird eingeschränkt.

Mit dem Abzug des Hochs in den Mittelmeerraum etabliert sich bei den Britischen Inseln ein neues Hochdruckgebiet, das wieder etwas kühlere Luft in die nördlichen Landesteile führt. Aus Südwesten strömt aber in die südlichen Regionen Deutschlands weiter warme bis heiße Luft von der Iberischen Halbinsel. Der Donnerstag ist also zweigeteilt: im Süden weiterhin hochsommerlich warm bis heiß, im Norden deutlich gedämpft. Im Südwesten drohen örtlich Tropennächte, also Nächte, in denen es nicht unter 20 Grad abkühlt.

Wer jetzt denkt, dass die Gegensätze der Temperatur zwischen Nord und Süd zu Schauern oder Gewittern führen, der irrt. Die Luft ist relativ trocken und unter grundsätzlichem Hochdruckeinfluss herrscht großflächiges Absinken. Damit bilden sich maximal einzelne schwache Schauer im Norden des Landes, aber kein signifikanter Regen.

Zum Ende der Woche verlagert sich das Hoch von den Britischen Inseln wieder nach Mitteleuropa, und wir erleben einen Aufguss des Wetters vom Anfang der Woche: zunehmende Erwärmung von Südwesten her. Der Unterschied liegt diesmal darin, dass es im Südwesten des Landes nicht merklich abgekühlt hat. Die Erwärmung geht also schneller und deutlicher vonstatten. Das kommende Wochenende hält nach aktuellem Stand für viele Regionen Deutschlands 30 bis 34 Grad parat, nur noch auf den Nordseeinseln lassen sich Höchstwerte von teils unter 25 Grad finden. Die Nächte sind teils tropisch, die Belastung für den Organismus nimmt also weiter zu.

Da sich Strömungs- und Druckverhältnisse zu Beginn der darauffolgenden Woche kaum ändern, hält die hochsommerliche Wärme an.

Fazit: Nutzen Sie den Wochenbeginn zum ausgiebigen Durchlüften und für schweißtreibende Arbeiten. Bereiten Sie sich vor allem im Südwesten unserer schönen Republik auf eine länger andauernde Hitzewelle vor. Tipps im Umgang mit Hitze sowie allfällige Warnungen finden Sie auf den Seiten des neuen Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes: www.hitzewarnungen.de

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.07.2022

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Es fehlt an Regen – auch weiterhin

Die Trockenheit in vielen Regionen Europas nimmt medial inzwischen einen breiten Raum ein – und das völlig zurecht. Vom Süden Skandinaviens bis zum Mittelmeer, von der Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer – in diesem riesigen Bereich ist im Frühjahr 2022 zum Teil noch nicht einmal die Hälfte des Niederschlages gefallen, den man im vieljährigen Mittel erwartet. Und da liegt Deutschland natürlich mittendrin.

Betrachtet man die im Gesamtjahr bisher gefallenen Niederschläge, prozentual im Verhältnis zum vieljährigen Mittel, so sieht die Situation insgesamt weniger dramatisch aus. Dies liegt aber vor allem an teils üppigen Winterniederschlägen, die das Ergebnis stark prägen. Und trotz dieser Winterniederschläge sind im Schwarzwald, aber auch in einem Dreieck vom Westerzgebirge / der Oberpfalz bis nach Osthessen und ins südliche Niedersachsen bisher nur gut die Hälfte des sonst im Mittel beobachteten Niederschlages zusammengekommen.

Der Vergleich mit den Vorjahren ist für Statistiker immer wieder ein interessantes Betätigungsfeld. Er lässt aber eine sehr profane, für viele dennoch drängende Frage außer Acht: Wieviel Regen ist denn in den kommenden Tagen zu erwarten. Nicht nur für Landwirte und Hobbygärtner ist dieser Blick in die Zukunft ein sehr wesentlicher.

In der beigefügten Grafik sind für das Vorhersagemodell ICON des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie für das Modell IFS des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) die akkumulierten Niederschlagssummen bis in die Nacht zum Dienstag abgebildet (jeweils die Modellläufe aus der vergangenen Nacht mit Start am heutigen 9.7. um 02 Uhr MESZ).

Dabei zeigen sich in dem betrachteten Vorhersagefenster von 96 Stunden bemerkenswerte Unterschiede. Das links dargestellte DWD-Modell sagt für die – grob gesprochen – gesamte Westhälfte keinen Regen voraus. In den übrigen Gebieten sollen es aufsummiert und in der Fläche um 3 l/qm werden. Wer genau hinschaut erkennt im Berchtesgadener Land und am Stettiner Haff kleine Regionen mit über 5 l/qm – und das war es dann. Dabei soll der Regen praktisch ausschließlich am Wochenende fallen. Die kommende Woche beginnt dann laut ICON schon trocken, und soll auch im weiteren Verlauf keinen Niederschlag mehr bringen.

Das Modell des EZMWF ist dagegen deutlich „nasser“. Das gilt zum einen für die Fläche, denn es soll lediglich von der Pfalz und der Saar bis zum Hochrhein trocken bleiben. Zum zweiten gilt dies auch für die Regenmengen. Mit erwarteten ca. 15 l/qm im Stau des Westerzgebirges produzieren die europäischen Kollegen dort mehr Regen als das DWD-Modell in der Spitze im äußersten Südosten. Deutlich auch die Differenzen im Sauerland (zehn zu null) oder im Stau des Harzes (fünfzehn zu eins, um dies hier mal im Stile eines Sportreporters zu kommentieren). Zum dritten und letzten gilt dies auch für die Andauer der Niederschläge, denn bei IFS soll auch am Montag noch ein Beitrag zur Niederschlagssumme geleistet werden – im Gegensatz zu den ICON-Modellierungen.

Die Auswahl von ICON und IFS für die Grafik ist dabei nicht willkürlich. Vielmehr stellen die skizzierten Modelllösungen in etwa das Minimum (ICON) bzw. Maximum (IFS) der vom „Modellzoo“ erwarteten Niederschläge dar. Insofern kann eines der Modelle recht haben – oder es kommt am Ende „irgendwas dazwischen“. Unabhängig vom Ausgang des „Wettlaufs“ um die beste Prognose ist aber klar, dass selbst die höheren IFS-Niederschläge nicht reichen, um das bisherige Niederschlagsdefizit auszugleichen.

Viele der o. e. Landwirte und Hobbygärtner dürften ihre Hoffnungen trotzdem auf das EZMWF-Modell legen. Dies gilt umso mehr, als sich der „Modellzoo“ ab dem Dienstag wieder einig ist. Bis zum Freitag (und darüber hinaus) bleibt es in Deutschland weitestgehend trocken.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.07.2022

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DWD Es fehlt an Regen auch weiterhin

Überdurchschnittlich warmes Mittelmeer

Jede Menge Urlauberinnen und Urlauber werden sich auch diesen Sommer wieder an den Stränden des Mittelmeers tummeln. Je nach persönlichen Vorlieben gehören dabei Ausflüge an das oder ins Meer zum fixen Tagesprogramm dazu. Dabei fällt wohl oft der Satz „zum Abkühlen gehe ich mal kurz ins Wasser“. Betrachtet man nun die aktuellen Meldungen der Wassertemperaturen, zeigt sich, dass dabei die Abkühlung durch das Meerwasser nur relativ gering ausfallen wird. Im westlichen Mittelmeerraum werden derzeit beispielsweise Werte zwischen 23 und 26 Grad gemeldet, nur im Bereich der Straße von Gibraltar ist das Meerwasser durch Zuflusseffekte aus dem Atlantik etwas weniger warm. Blickt man in den zentralen Bereich des Mittelmeeres, muss man Werte von weniger als 25 Grad bereits mit der Lupe suchen, von der Adria werden stellenweise bis 28 Grad gemeldet, im Umfeld der Ferieninsel Djerba gar um 29 Grad. In den Gewässern von Griechenland und der Türkei sind es ebenfalls meist mehr als 25 Grad.

Vergleicht man diese Wassertemperaturen nun mit den Maximalwerten der Lufttemperatur von gestern (Donnerstag, 07.07.2022), zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen Wasser und Luft regional gar nicht mehr so groß sind. Die Tageshöchstwerte bewegen sich beispielsweise zwischen 27 und 35 Grad entlang der Küsten des westlichen Mittelmeers, teils über 35 Grad im italienischen und adriatischen Bereich sowie bis 34 Grad in den östlichen Regionen. Der abkühlende Effekt erfolgt demnach nicht unbedingt mit dem Betreten des Wassers, sondern vielmehr erst beim Verlassen des Meeres. Dabei wird nämlich durch das Verdunsten des Wassers auf der Haut dieser Wärme entzogen.

Auch wenn hohe Wassertemperaturen von vielen erwünscht sind, muss man diese mit einem kritischen Auge betrachten. Zur wissenschaftlichen Analyse eignen sich aber weniger die Punktmessungen aus den Küstengebieten, sondern viel mehr die in der Fläche ermittelbaren Meeresoberflächentemperaturen (engl.: sea surface temperature, SST). Deren Messung erfolgt einerseits durch vor-Ort-Messungen mittels Bojen oder Schiffen, andererseits und zunehmend mittels Fernerkundung durch Wettersatelliten. Je nach Messmethode werden dabei Bereiche zwischen wenigen Millimetern und mehreren Metern unter der Meeresoberfläche in die Messung einbezogen. Diese Daten gehen natürlich auch in die Wettermodelle ein, denn die Interaktion der Meeresoberfläche mit der darüber liegenden Atmosphäre ist ein entscheidender Austauschprozess. Das bekannteste Beispiel für den Einfluss der Meeresoberflächentemperatur ist beispielsweise die Entstehung von tropischen Stürmen (mindestens 26,5 Grad).

Die aktuell ermittelten bzw. simulierten Werte für das Mittelmeer zeigen besonders in den mittleren Seegebieten fast flächendeckend mehr als 27 Grad, teils mit Maxima um 30 Grad. Solche Temperaturen werden auch im östlichsten Bereich erreicht, sonst sind es ein paar Grad weniger. Viel interessanter als die Absolutwerte sind aber die Anomalien zu den im Mittel erwarteten Wassertemperaturen. Dabei zeigen sich nach Analysen des ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) Abweichungen von mehr als 3,5 bis 4,5 Grad in den Regionen zwischen der oberen Adria, dem Golf von Genua und der Großen Syrte. In den östlicheren und westlichen Mittelmeergebieten sind die Abweichungen etwas geringer, mit Ausnahme der Ägäis aber immer noch positiv. Dabei gilt es aber zu beachten, dass die SST ein durchaus schwankender Wert ist. Je nach Einfluss der Atmosphäre durch Wind, Temperatur und Niederschlag können sich diese Werte auch relativ schnell ändern. Treten diese Anomalien über einen längeren Zeitraum auf, sind Auswirkungen auf die Ökologie des Meeres aber wahrscheinlich.

Beim Betrachten der Temperaturanomalien fällt aber noch eine weitere europäische Region mit starken Abweichungen auf: die Ostsee. Dort gibt es aktuell Anomalien von 6 bis 8 Grad – extrem hohe Werte. Diese gehen maßgeblich auf die heißen Tage in dieser Region zum Monatswechsel zurück, teils wurden in Finnland neue Tagesrekorde erreicht. Diese hohe Anomalie baut sich zwar im Laufe der kommenden Wochen voraussichtlich wieder etwas ab, bleibt aber über längere Zeit positiv. Kommt es allerdings zu einer erneuten Hitzewelle in diesen Regionen, kann dies durchaus Auswirkungen bis weit in den Herbst hinein haben.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.07.2022

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DWD Ueberdurchschnittlich warmes Mittelmeer

Heftige Regenfälle im Südosten Australiens

Die vierte große Überschwemmung im Großraum Sydney in weniger als zwei Jahren hatte wohl mehrere Ursachen. Ausgelöst wurde sie durch ein Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, die am Wochenende in einigen Gebieten so viel Regen abwarfen, wie Melbourne oder London normalerweise in einem Jahr erhalten. Das Ausmaß der Überschwemmungen wurde durch die Gegebenheiten vor Ort noch verschlimmert, d.h. weitgehend gesättigte Böden, die nach dem nassesten Jahresbeginn seit Beginn der Aufzeichnungen kaum noch Wasser aufnehmen konnten, und Dämme, die fast vollgelaufen waren und den heftigen Regenfällen somit nicht standhalten konnten.

Ein erster Faktor als möglicher Trigger lässt sich bereits herausarbeiten. Die Meeresoberflächentemperatur vor der Illawarra-Region lag am vergangenen Wochenende etwa 2 bis 3 Grad Kelvin über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit. Wie fast überall auf der Welt haben sich auch die anliegenden Ozean-Gewässer um Australien herum aufgrund der globalen Erwärmung erwärmt. Wissenschaftler haben ermittelt, dass die Atmosphäre bei jedem zusätzlichen Grad Erwärmung etwa 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.

In Teilen der Illawarra-Region, rund um die Stadt Wollongong (südlich von Sydney gelegen), fielen innerhalb von drei Tagen mehr als 700 l/qm Regen. Zum Vergleich: In Melbourne und Canberra fallen durchschnittlich weniger als 650 l/qm pro Jahr!

Im Westen Sydneys fielen am Warragamba-Staudamm in drei Tagen, also bis Montag, 04.07.2022 9 Uhr Ortszeit 244 l/qm Regen, wobei die größte Regenmenge bereits am Samstag (02.07.2022) fiel. Die intensiven Regenfälle führten dazu, dass der Damm im Verlauf überlief.

Australische Meteorologen kommentierten, der Hintergrund für die aktuellen Überschwemmungen seien zwei aufeinanderfolgende La-Niña-Ereignisse, die die Niederschläge in den letzten zwei Jahren in die Höhe getrieben hätten. La Niña bedeutet, dass starke Passatwinde über den äquatorialen Pazifik nach Westen wehen und somit warmes Oberflächenwasser in Richtung Asien treiben, was in der Regel in weiten Teilen Australiens zu verstärkten Niederschlägen führt.

Der Australische Wetterdienst (Bureau of Meteorology (BOM)) stellte neben einem mittlerweile abschwächenden bzw. endenden La-Niña-Ereignis zudem fest, dass ein anderer Einfluss auf die australischen Niederschläge, nämlich der Indische Ozean, sich in eine Richtung bewegt, die tendenziell zu mehr Regen führt.

Der Dipol des Indischen Ozeans (IOD) steht seit Wochen kurz davor, in eine persistente negative Phase überzugehen. Wenn Westwinde wärmeres Wasser näher an Australiens Nordwesten heranführen, steht im Winter und Frühjahr mehr Feuchtigkeit für Niederschläge zur Verfügung.

Die Australischen Meteorologen resümierten schließlich, dass die derzeitigen Überschwemmungen an einigen Orten Rekorde brächen und definitiv ungewöhnlich extrem seien. Sie fügten aber auch hinzu, dass es in Sydney in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Regenfällen gekommen und die zugrundeliegende Wetterlage nebst den erläuterten übergeordneten Faktoren nicht beispiellos sei.

Allerdings hat der Regen, der während der zwei aufeinander folgenden La-Niña-Ereignisse insgesamt fiel, den Boden zunehmend gesättigt. Dieser Umstand führt dazu, dass der Boden fast kein Wasser mehr aufnehmen kann. Und die Regenmenge, die der Boden nicht aufnehmen kann, fließt direkt in die entsprechenden Flusseinzugsgebiete.

Dies wirft natürlich auch Fragen bezüglich präventivem Hochwasserschutz (z.B. durch Staudammregulierung) für eine Großstadt wie Sydney auf, um die Folgen von derartigen Überschwemmungen in der Zukunft zu reduzieren.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.07.2022

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Sonne satt

Die Besitzer von Photovoltaikanlagen haben es sicher schon bemerkt: Das Jahr 2022 ist bisher außerordentlich sonnig. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, wie sich die derzeitige Sonnenscheinbilanz mit Blick auf andere Jahre schlägt.

Dazu schauen wir zunächst auf die Entwicklung der Sonnenscheindauer in den vorangegangenen Jahren und Jahrzehnten. Als Basis dient der 30-jährige Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Nun kann man immer um 10 Jahre verschoben die weiteren 30-jährigen Zeiträume berechnen, also 1971 bis 2000, 1981 bis 2010 und 1991 bis 2020. Berechnet man die Differenz der mittleren Sonnenscheindauern über Deutschland mit der Referenzperiode, so wird man feststellen, dass es in Deutschland immer sonniger wird.

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es im Flächenmittel über Deutschland eine mittlere jährliche Sonnenscheindauer von 1544 h. Im Zeitraum 1991 bis 2020 stieg dieser Mittelwert auf 1665 h. Das ist ein Plus von 121 Sonnenstunden bzw. ein Aufschlag von fast 8 %. Zum letztgenannten Mittelwerte trägt überproportional stark der Zeitraum von 2011 bis 2020 bei. In diesem 10-Jahreszeitraum lag die mittlere Sonnenscheindauer nochmal 69 h höher und damit 190 h (+12 %) über dem Mittelwert von 1961 bis 1991 (+4 % im Vergleich zu 1991 bis 2020).

Schaut man sich die verschiedenen Bundesländer an, so ist der Anstieg von 1991 bis 2020 gegenüber 1961 bis 1990 besonders ausgeprägt in Sachsen-Anhalt (+10.8 %), Sachsen (+9.5%) und NRW (+9.2 %). Überproportional ins Gewicht fällt dabei das Frühjahr, während die Veränderungen im Herbst weniger stark ausgeprägt sind.

Eindrücklich ist auch die Rekordliste der sonnigsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn 1951. In den Top 10 befinden sich sieben Jahre nach der Jahrtausendwende. Die Jahre 2018, 2019 und 2020 sind alle in den Top 6 zu finden. Die Zunahme der Sonnenscheindauer scheint sich also noch zu beschleunigen. Die Spitzenposition belegt das Jahr 2018 mit 2015 h, dicht gefolgt von 2003 mit 2014 h.

Und wie schaut es im Vergleich dazu in diesem Jahr aus? Betrachtet man die zurückliegenden Monate, so sieht man, dass das Jahr 2022 abgesehen vom Südwesten zunächst oft recht grau gestartet ist. Der März war dann aber landesweit der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn und auch die Folgemonate belegten häufig Platzierungen weit oben in der Hitliste. Das Frühjahr schaffte es damit schließlich auf den dritten Platz seit 1951. Und auch der erste Sommermonat – Juni – landete in einigen Regionen wieder in den Top 3.

Summiert man alles miteinander auf und vergleicht es mit den bisherigen Rekordjahren 2003 und 2018, so liegt die Sonnenscheindauer derzeit in vielen Landesteilen auf Rekordniveau. Besonders ausdauernd schien die Sonne bisher im Südwesten und Westen des Landes, wo zum Teil bereits über 80 % der Sonnenscheindauer des Gesamtjahres erreicht sind, und das nach einem halben Jahr. Beispielhaft sei Baden-Württemberg genannt. Dort liegt die derzeitige Summe etwa 130 Sonnenstunden über dem Rekordjahr 2003. Im Vergleich zu 2018 ist der Aufschlag sogar nochmal deutlich größer.

Während der Südwesten in den nächsten Tagen weiter fleißig Sonnenstunden sammelt, stellt sich im großen Rest des Landes vorübergehend ein unbeständiger Witterungsabschnitt mit deutlich reduzierter Sonnenscheindauer ein. Kommende Woche gibt es dann überall wieder sonniges Sommerwetter.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.07.2022

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DWD Sonne satt