Sonne satt

Die Besitzer von Photovoltaikanlagen haben es sicher schon bemerkt: Das Jahr 2022 ist bisher außerordentlich sonnig. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, wie sich die derzeitige Sonnenscheinbilanz mit Blick auf andere Jahre schlägt.

Dazu schauen wir zunächst auf die Entwicklung der Sonnenscheindauer in den vorangegangenen Jahren und Jahrzehnten. Als Basis dient der 30-jährige Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Nun kann man immer um 10 Jahre verschoben die weiteren 30-jährigen Zeiträume berechnen, also 1971 bis 2000, 1981 bis 2010 und 1991 bis 2020. Berechnet man die Differenz der mittleren Sonnenscheindauern über Deutschland mit der Referenzperiode, so wird man feststellen, dass es in Deutschland immer sonniger wird.

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es im Flächenmittel über Deutschland eine mittlere jährliche Sonnenscheindauer von 1544 h. Im Zeitraum 1991 bis 2020 stieg dieser Mittelwert auf 1665 h. Das ist ein Plus von 121 Sonnenstunden bzw. ein Aufschlag von fast 8 %. Zum letztgenannten Mittelwerte trägt überproportional stark der Zeitraum von 2011 bis 2020 bei. In diesem 10-Jahreszeitraum lag die mittlere Sonnenscheindauer nochmal 69 h höher und damit 190 h (+12 %) über dem Mittelwert von 1961 bis 1991 (+4 % im Vergleich zu 1991 bis 2020).

Schaut man sich die verschiedenen Bundesländer an, so ist der Anstieg von 1991 bis 2020 gegenüber 1961 bis 1990 besonders ausgeprägt in Sachsen-Anhalt (+10.8 %), Sachsen (+9.5%) und NRW (+9.2 %). Überproportional ins Gewicht fällt dabei das Frühjahr, während die Veränderungen im Herbst weniger stark ausgeprägt sind.

Eindrücklich ist auch die Rekordliste der sonnigsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn 1951. In den Top 10 befinden sich sieben Jahre nach der Jahrtausendwende. Die Jahre 2018, 2019 und 2020 sind alle in den Top 6 zu finden. Die Zunahme der Sonnenscheindauer scheint sich also noch zu beschleunigen. Die Spitzenposition belegt das Jahr 2018 mit 2015 h, dicht gefolgt von 2003 mit 2014 h.

Und wie schaut es im Vergleich dazu in diesem Jahr aus? Betrachtet man die zurückliegenden Monate, so sieht man, dass das Jahr 2022 abgesehen vom Südwesten zunächst oft recht grau gestartet ist. Der März war dann aber landesweit der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn und auch die Folgemonate belegten häufig Platzierungen weit oben in der Hitliste. Das Frühjahr schaffte es damit schließlich auf den dritten Platz seit 1951. Und auch der erste Sommermonat – Juni – landete in einigen Regionen wieder in den Top 3.

Summiert man alles miteinander auf und vergleicht es mit den bisherigen Rekordjahren 2003 und 2018, so liegt die Sonnenscheindauer derzeit in vielen Landesteilen auf Rekordniveau. Besonders ausdauernd schien die Sonne bisher im Südwesten und Westen des Landes, wo zum Teil bereits über 80 % der Sonnenscheindauer des Gesamtjahres erreicht sind, und das nach einem halben Jahr. Beispielhaft sei Baden-Württemberg genannt. Dort liegt die derzeitige Summe etwa 130 Sonnenstunden über dem Rekordjahr 2003. Im Vergleich zu 2018 ist der Aufschlag sogar nochmal deutlich größer.

Während der Südwesten in den nächsten Tagen weiter fleißig Sonnenstunden sammelt, stellt sich im großen Rest des Landes vorübergehend ein unbeständiger Witterungsabschnitt mit deutlich reduzierter Sonnenscheindauer ein. Kommende Woche gibt es dann überall wieder sonniges Sommerwetter.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.07.2022

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