Frühjahrestrockenheit in Ostdeutschland

Es wurde ja bereits in den vergangenen Tagen über das erneut sehr trockene Frühjahr berichtet. Nur etwa zwei Drittel der im Frühjahr zu erwartenden Niederschlagsmenge ist im Flächenmittel über ganz Deutschland gefallen.

Am wenigsten Niederschlag ist in den neuen Bundesländern gefallen. Dort gab es sogar neue Negativrekorde. In jedem der sechs Bundesländer landete das Frühjahr in den Top 10. Ein Hauptanteil daran trug der Monat März, der deutschlandweit einer der trockensten Märzmonate seit Aufzeichnungsbeginn gewesen ist. Dabei ergab sich ein deutliches Südwest-Nordost-Gefälle. Während im Flächenmittel über Thüringen immerhin noch 18.2 l/m² (35 % vom Mittelwert 1961-90) zusammenkamen, fielen in Mecklenburg-Vorpommern gerade einmal 0.9 l/m² (2 %).

Der Monat April war der niederschlagsreichste Frühjahresmonat. Trotzdem konnte das Mittel zu erwartenden Niederschlag erneut nicht erreicht werden. Mit Blick auf die verschiedenen Bundesländer fielen zwischen 66 und 82 % der monatsüblichen Summe. Bleibt noch der Monat Mai. Erneut fiel meist nur die Hälfte der Niederschlagssumme, die für einen Maimonat nach Blick auf die vieljährige Statistik von 1961 bis 1990 zu erwarten wäre.

Alle Monate zusammen genommen landete das Frühjahr 2022 in Sachsen-Anhalt auf Platz 10 der trockensten Frühlingsjahreszeiten seit Aufzeichnungsbeginn 1881. In Mecklenburg-Vorpommern reichte es für den fünften Platz. In Sachsen-Anhalt und Sachsen belegte das Frühjahr Platz 3 bzw. 2. In Brandenburg und Berlin war 2022 mit 60.8 l/m² das trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Den ersten Platz belegten auch alle neuen Bundesländer zusammengenommen.

Das Frühjahr 2022 reiht sich also nahtlos ein in die Liste der immer trockener werdenden Frühjahre und setzte in Ostdeutschland neue negative Spitzenwerte. Die Folgen lassen sich unschwer am Zustand der Böden erkennen, wo in den betroffenen Gebieten bereits ein erheblicher Wassermangel herrscht. Die Bodenfeuchte liegt zum Teil nur noch bei 20 % als Mittel der oberen 60 cm.

Und auch wenn derzeit einige heftige Gewitter mit teils extremen Starkregen über Teilen Deutschlands unterwegs sind, wird man davon in den von der Dürre derzeit besonders betroffenen Regionen kaum etwas abbekommen. Auch bis zum Ende der Woche und darüber hinaus, rechnen die Wettermodelle mit nur wenig Niederschlag, sodass sich die Dürreproblematik noch verschärfen dürfte.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2022

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DWD Fruehjahrestrockenheit in Ostdeutschland

Das Pfingstwochenende: Für jeden was dabei

Sie sind großer Fan von stundenlangem Sonnenschein, aber bitte nicht zu warm? Dann ab nach Rügen oder Usedom. Auf den Ostseeinseln werden am Sonntag mit trockenem Ostwind Höchstwerte um 20 °C erreicht. Dabei die Sonnenbrille nicht vergessen!

Stundenlanger Sonnenschein ist Ihnen zu langweilig und Sie lieben vielmehr das sich rasch wechselnde Wetter mit einem Mix aus Sonne und Wolken, gepaart mit kurzen Schauern? Dann haben wir eine gute Nachricht: Am Montag steht genau dieses Wetter in Nordhessen auf dem Programm. Und in Niedersachsen. Und wahrscheinlich auch in NRW. Da muss man sich nur noch entscheiden…

Die neue Windjacke hängt seit Jahren im Schrank und wartet auf ihren ersten Einsatz? Dann nichts wie ab auf den Brocken. Am Pfingstmontag pustet dort ein veritabler Westwind mit Böen round about 70 km/h. Fast so schnell wie eine alte Vespa Piaggio PX200.

Sie stehen auf tropische Schwüle und bekommen nicht nur feuchte Hände, sondern auch strahlende Augen, wenn das Thermometer die 30 °C – Marke knackt? Ihr Ort: Passau. Dort liegt die gefühlte Temperatur am Sonntag sogar bei bis zu 34 °C.

Die 30 °C kommen schon noch früh genug und Sie sind vielmehr Freund von einstelligen Werten? Zwischen Hamburg und Berlin wird’s in der kommenden Nacht möglich. Beste Chance zum Durchlüften!

Sie gehören eher zu den eingefleischten Wetterfans, lieben Gewitter und wollten schon immer mal eine Superzelle fotografisch einfangen? Gute Bedingungen herrschen dafür am Sonntag im Alpenvorland. Aber Obacht! Es kann dort heftig zur Sache gehen!

Sie sehen, es ist mit dem Wetter wie so oft im Leben: Man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein…

Dipl.-Met. Magdalena bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.06.2022

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Deutschlandwetter im Frühling 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Frühling 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 12,0 °C — Abweich. +1,7 Grad

2. Platz: Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 11,9 °C — Abweich. +1,7 Grad

3. Platz: Bad Bergzabern (Rheinland-Pfalz) 11,8 °C — Abweich. +2,2 Grad

Besonders kalte Orte im Frühling 2022*

1. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 4,9 °C — Abweich. +1,4 Grad

2. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 5,2 °C — Abweich. +1,6 Grad

3. Platz: Deutschneudorf-Brüderwiese (Sachsen) 5,7 °C — Abweich. +0,4 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Frühling 2022**

1. Platz: Ruhpolding-Seehaus (Bayern) 380,6 l/m² — 83 Prozent

2. Platz: Anger-Stoißberg (Bayern) 364,1 l/m² — 70 Prozent

3. Platz: Bischofswiesen-Loipl (Bayern) 331,0 l/m² — 77 Prozent

Besonders trockene Orte im Frühling 2022**

1. Platz: Grünow (Brandenburg) 35,2 l/m² — 30 Prozent 2. Platz: Manschnow (Brandenburg) 39,2 l/m² — 37 Prozent 3. Platz: Sömmerda (Thüringen) 39,3 l/m² — 32 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Frühling 2022**

1. Platz: Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) 832 Stunden — 148 Prozent

2. Platz: Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) 763 Stunden — 132 Prozent

3. Platz: Rostock-Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) 757 Stunden — 144 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Frühling 2022**

1. Platz: Fassberg (Niedersachsen) 567 Stunden — 121 Prozent

2. Platz: Oberstdorf (Bayern) 568 Stunden — 132 Prozent

3. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 581 Stunden — 144 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Dipl.-Met. Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.06.2022

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Deutschlandwetter im Mai 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Mai 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 17,8 °C — Abweich. +3,3 Grad

2. Platz: Bad Bergzabern (Rheinland-Pfalz) 17,4 °C — Abweich. +3,5 Grad

3. Platz: Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz) 17,3 °C — Abweich. +3,7 Grad

Besonders kalte Orte im Mai 2022*

1. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 10,9 °C — Abweich. +2,7 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 10,9 °C — Abweich. +2,8 Grad

3. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 11,3 °C — Abweich. +2,8 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Mai 2022**

1. Platz: Bad Bayersoien (Bayern) 226,7 l/m² — 158 Prozent

2. Platz: Ettal-Graswang (Bayern) 194,5 l/m² — 121 Prozent

3. Platz: Garmisch-Partenkirchen (Bayern) 192,0 l/m² — 147 Prozent

Besonders trockene Orte im Mai 2022**

1. Platz: Worms (Rheinland-Pfalz) 7,4 l/m² — 11 Prozent 2. Platz: Viereth-Trunstadt (Bayern) 8,0 l/m² — 14 Prozent 3. Platz Gernsheim (Hessen) 8,1 l/m² — 11 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Mai 2022**

1. Platz: Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) 301 Stunden — 115 Prozent

2. Platz: Alzey (Rheinland-Pfalz) 301 Stunden — 144 Prozent

3. Platz: Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) 300 Stunden — 152 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Mai 2022**

1. Platz: Oberstdorf (Bayern) 166 Stunden — 100 Prozent

2. Platz: Garmisch-Partenkirchen (Bayern) 183 Stunden — 108 Prozent

3. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 187 Stunden — 107 Prozent

oberhalb 920 m NN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse.

Meteorologe Christian Throm

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.06.2022

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Der Monstertornado von El Reno – Teil 2

Die atmosphärischen Bedingungen über Oklahoma waren am 31.05.2013 optimal für die Entstehung von Superzellen, also rotierenden, sehr gefährlichen Gewittern: In den unteren Luftschichten wurde feuchtheiße Luft vom Golf von Mexiko herangeführt, darüber legte sich trockenere und kühlere Luft aus den Rocky Mountains. Es entstand eine extrem energiegeladene Luftmasse (für Kenner: CAPE-Werte von bis zu 6000 J/kg). Dazu kam eine sehr gute Windscherung, also eine mit der Höhe starke Zunahme und Drehung des Windes.

Kein Wunder also, dass sich bei diesem Setup im Laufe des Nachmittags zahlreiche Sturmjäger im Raum El Reno, rund 40 km westlich von Oklahoma City, positionierten – in Erwartung, dass dort die explosive Luftmasse zu zünden beginnt. Gegen 16.30 Uhr (Ortszeit) war es dann soweit. Die Luft war soweit aufgeheizt, dass die ersten Gewittertürme in die Höhe schossen und sich rasch zu Superzellen entwickelten. Eine davon produzierte um 18.03 Uhr einen Tornado, der in die Geschichte eingehen wird: den El-Reno-Tornado! Er entwickelte sich rasch zu einem sogenannten Multivortex-Tornado, also einem Tornado, der am Boden nicht nur einen, sondern mehrere Wirbel aufwies, die wie wild innerhalb des „eigentlichen“ Tornados umherwirbeln.

Wie im gestrigen Thema des Tages bereits geschrieben, war die Zugbahn des Tornados sehr untypisch. Er änderte mehrfach sowohl seine Zugrichtung als auch seine Zuggeschwindigkeit. Der Tornado zog nicht wie „gewöhnlich“ mit der Superzelle nordostwärts, sondern zunächst südostwärts, in einen Bereich, in dem man vermeintlich vor Tornados sicher ist. Gleichzeitig hat man dort im Allgemeinen erhöhte Chancen auf einen guten Blick auf den Tornado. Aus diesen Gründen hatten sich in diesem Bereich einige Sturmjäger positioniert, die dann aber plötzlich selbst zu Gejagten wurden.

Trügerisch war zudem, dass der Tornado um einiges größer war als der sichtbare, auskondensierte Rüssel. Als der Tornado in südöstliche Richtung unterwegs war, hatte der sichtbare Tornado einen Durchmesser von etwa 500 m, nach Auswertungen von Radardaten betrug der tatsächliche Durchmesser des Tornadowindfelds (Windgeschwindigkeiten ab 104 km/h) allerdings bereits rund 2,5 km! Auch das wurde einigen Jägern zum Verhängnis, wie Sie später lesen werden.

Die weitere Zugbahn samt Ausdehnung des Tornados sehen Sie in der beigefügten Grafik des National Weather Service (NWS), wobei als Maßstab unten rechts 2 Meilen angegeben ist, umgerechnet also etwa 3,2 Kilometer . In einem Analysevideo des NWS wird zudem noch die Zuggeschwindigkeit dargestellt. Nachdem der Tornado demnach wie beschrieben zunächst nach Südosten zog, wendete er sich um 18.09 Uhr unter Beschleunigung nach Osten. Um 18.13 Uhr bremste er abrupt ab, scherte für gerade einmal drei Minuten nach Nordosten aus, um sich schließlich wieder unter deutlicher Beschleunigung nach Südost und Ost zu wenden. Gegen 18.19 Uhr zog er dann unter erneuter Verlangsamung nach Nordost zur Interstate 40 südöstlich von El Reno. Nach ihrer Überquerung gegen 18.27 Uhr und mehr oder weniger mehrminütigem Stillstand, wütete der Tornado weiter in östliche Richtung, teils an ihr entlang, teils direkt auf ihr. Um 18.43 Uhr löste er sich endlich auf.

Eine weitere beliebte, gleichzeitig aber auch gefährliche Position beim Jagen von Tornados bzw. Superzellen ist der Bereich der Superzelle zwischen dem Hagelkern (in diesem Fall) nördlich und dem Tornado (in diesem Fall) südlich des Beobachtungspunktes. Auch dort hatten sich einige Tornadojäger eingefunden und fuhren mit dem Tornado ostwärts. Das Problem: Durch die unglaubliche Größe des „unsichtbaren“ Tornadowindfeldes (in der Spitze über 4 km Durchmesser) gelangten einige Jäger in dieses Windfeld hinein. Da der Wind um den Tornado gegen den Uhrzeigersinn wehte, herrschte im Bereich der Jäger – also nördlich des Tornados – heftiger Gegenwind, wodurch ihre Fahrgeschwindigkeit enorm abnahm. Als der Tornado, der zeitweise knapp 90 km/h schnell unterwegs war, gegen 18:19 Kurs Richtung Nordost einschlug, wurden manche dieser Jäger schlicht von ihm überrollt.

Acht Tote, zahlreiche Verletzte und massive Schäden an vornehmlich landwirtschaftlicher Infrastruktur waren das traurige Endergebnis des El-Reno-Tornados. Er geht als bisher größter, aber auch einer der am besten dokumentierten Tornados in die Geschichte ein. Außerdem gab es ein Projekt, in dem die Livestreams zahlreicher Sturmjäger, ihre jeweiligen Standpunkte und die Radarbilder für die Zeit, in der der Tornado wütete zusammengefasst wurden. Ziel dieser Analysen und Aufbereitungen ist es, diejenigen, die sich auf die Sturmjagd machen, auf die Unberechenbarkeit eines Tornados hinzuweisen.

DWD Der Monstertornado von El Reno Teil 2

 

Der Monstertornado von El Reno – Teil 1

Vor genau neun Jahren, am Freitag, dem 31.05.2013, wütete ein denkwürdiger Tornado in Oklahoma, USA. Mit einem Durchmesser von bis zu 4,2 km (!) ging er als größter bisher aufgezeichneter Tornado in die Geschichte ein.

Er entwickelte sich am frühen Abend etwa 13 km west-südwestlich von El Reno, einer knapp 17000 Einwohner umfassenden Kleinstadt, rund 40 km westlich von Oklahoma City. Deshalb ist er weithin auch als „El-Reno-Tornado“ bekannt. Aufgrund der Nähe zu dieser Metropole und der günstigen Tageszeit (noch lange hell und Feierabend vor Wochenende) waren zahlreiche Sturmjäger unterwegs. Sturmjäger liefern durch ihre Beobachtungen dem National Weather Service bzw. dem Storm Prediction Center wichtige Zusatzinformationen für das dortige Warnmanagement und tragen somit zum Schutz der Bevölkerung bei.
Gleichwohl gibt es natürlich gerade in Metropolregionen wie Oklahoma City auch immer viele Laien und Schaulustige, die sich bei entsprechenden Lagen am Straßenrand positionieren, um ein tolles Foto zu machen. Dabei verursachen sie mitunter Staus, behindern die wirklichen Jäger und bringen sich zum Teil selbst in Gefahr – unbewusst. Wie dem auch sei, aufgrund der Vielzahl an Beobachter verwundert es nicht, dass es sich beim El-Reno-Tornado um einen der am besten dokumentierten Tornados aller Zeiten handelt. Nach Abschätzung aus Dopplerradarbildern erreichte er Windgeschwindigkeiten von bis zu 480 km/h, was der höchsten Stufe auf der Enhanced Fujita Skala entspricht: einem EF5. Diese beginnt bereits bei 323 km/h.

Der National Weather Service stufte den Tornado im Nachgang jedoch auf einen EF3 herab (entspräche 218-265 km/h). Ausschlaggebend für die Einteilung sind offiziell nämlich nicht die Geschwindigkeit, sondern die aufgetretenen Schäden, die demnach „nur“ im EF3-Bereich lagen. Allerdings muss bedacht werden, dass der Tornado „nur“ über ländliche Regionen und daher oft schlicht über freie Felder zog. Was passiert wäre, wenn der Tornado direkt über El Reno oder gar Oklahoma City gewütet hätte, möchte man sich gar nicht vorstellen. Mit Sicherheit wäre ihm dann aber der EF5-Status erhalten geblieben.
So wie dem EF5-Tornado, der knapp zwei Wochen zuvor, am 20.05.2013, über Moore, einem Stadtteil im Süden von Oklahoma City, fegte. Schwerste Verwüstungen und leider auch über 20 Tote sowie hunderte Verletzte waren dort damals die Folge. Verletzte und Tote gab es leider auch beim El-Reno-Tornado zu beklagen. Unter den acht Todesopfern befanden sich unter anderem Tim Samaras, Tornadoforscher und einer der weltweit erfahrensten Sturmjäger, sein Sohn Paul sowie Carl Young, Meteorologe und Freund Samaras‘. Dass selbst solche Profis ihr Leben lassen mussten, lag unter anderem daran, dass die etwa 26 km lange Zugbahn des Tornados sehr untypisch war. Der Tornado änderte mehrfach sowohl seine Zugrichtung als auch seine Zuggeschwindigkeit. Letztere variierte zwischen nahezu Stillstand und knapp 90 km/h. Eine Vorhersage der Zugbahn war somit unmöglich, was vielen Jägern zum Verhängnis wurde. Letztlich unterschätzten manche auch einfach die Gefahr bzw. ihnen wurde zu spät bewusst, in welcher Gefahr sie sich eigentlich befanden. Ganze 40 Minuten tobte der Tornado, ehe er sich südöstlich von El Reno wieder auflöste.

Im morgigen Thema des Tages (01.06.2022) blicken wir genauer auf die mitunter dramatischen Geschehnisse dieser knappen dreiviertel Stunde.

DWD Der Monstertornado von El Reno Teil 1

Der Tornadoausbruch am 20.05.2022 – Analyse und Einordnung

Vor zehn Tagen gab es in großen Teilen Deutschlands die bisher stärkste Gewitterlage der Saison 2022. Schon weit im Vorfeld wurde über die sozialen Medien und die Wetter- und Warnlageberichte davor gewarnt und es war klar, dass etwas „Größeres“ bevorstehen würde. Eine befürchtete Begleiterscheinung waren Orkanböen, die sich in der Fläche erst über Tschechien entfalten konnten. Aber auch auf das erhöhte Potential für Tornados wurde immer wieder verwiesen. Insofern war es dann am Ende nicht wirklich überraschend, dass diese aufgetreten sind. Wir wollen in der Folge die Lage etwas näher einordnen und auch schauen, warum man schon im Vorfeld das hohe Tornadopotential erkennen konnte.

Zunächst einmal sei ein Blick auf die Statistik geworfen. Dazu gab es bereits am 19.07.2021 ein Thema des Tages. Zudem gab es vergangenen Herbst einen Vortrag zu diesem Thema auf dem Extremwetterkongress. Alle Tornadoereignisse werden in der Unwetterdatenbank des ESSL (European Severe Storms Laboratory) gespeichert. Robuste Zahlen zur statistischen Untersuchungen von Tornadoereignissen in Deutschland gibt es etwa ab dem Jahr 2000. Nutzt man die Datenbasis von 2001 bis 2020 so wurden im Schnitt jährlich 32 Tornados und knapp 17 Wasserhosen registriert. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr und es ist davon auszugehen, dass es auch noch eine gewisse Dunkelziffer an schwachen Tornados gibt, die nicht in der Statistik auftauchen.

Die Stärke der Tornados lässt sich über die sogenannte Fujita-Skala von F0 bis F5 einordnen. Von starken Tornados spricht man ab einer Stärke von mindestens F2. Starke Tornados gibt es im Schnitt etwa fünf pro Jahr (4 x F2, 1x F3). Noch stärkere Tornados kommen deutlich seltener vor. In den vergangenen Jahren gab es eher unterdurchschnittlich viele starke Tornados (2019: 1xF2, 1x F3, 2020: keiner, 2021: 1x F2). Insofern war es statistisch gesehen „mal wieder an der Zeit“, dass wieder einige starke Tornados auftauchen. An dieser Stelle sei auch nochmal betont, dass sich in den Tornadostatistiken derzeit keinerlei Trend in Bezug auf Anzahl und Stärke von Tornados in Deutschland, finden lässt. Insofern eignen sich Tornados auch nicht für Argumentationen in Sachen Klimawandel. Am 20.05.2022 wurden insgesamt mindestens acht Tornados im Zusammenhang mit der Unwetterlage registriert, einer davon in den Niederlanden in Grenznähe zu Deutschland. Bei einer solch großen Anzahl an Tornados spricht man von einem Tornadoausbruch. Drei dieser Tornados waren starke Ereignisse (Merxhausen, Lippstadt und Paderborn; jeweils F2). Der Tornado von Paderborn wird aktuell immer noch untersucht. Auf Tornadomap.org werden die bisherigen Untersuchungsergebnisse dokumentiert.

Kommen wir nun im zweiten Teil zu den Voraussetzungen für Tornados am 20.05.2022. Die Vorhersager beim DWD arbeiten mit der sogenannten Zutatenmethode. Wir halten also nach Zutaten Ausschau, die zusammenkommen müssen, damit Gewitter und Tornados entstehen können. Für Gewitter brauchen wir zum einen Feuchte und zum anderen eine möglichst starke Temperaturabnahme mit der Höhe (Labilität). Beide Zutaten werden in der verfügbaren Energie für Gewitter zusammengefasst. Diese Energie war für einige Regionen über der Mitte und dem Süden deutlich erhöht. Zudem braucht es noch eine weitere Zutat, die Hebung. Sie ist verantwortlich, dass die Luft gehoben wird, sich dabei abkühlt und sich schlussendlich Gewitterwolken bilden. Für den 20.05. half ein sich kräftigendes Tiefdruckgebiet, dass im Tagesverlauf von Benelux nach Norddeutschland zog und mit seinen Ausläufern ausreichend Hebung lieferte.

Um aus Gewittern auch Unwetter zu machen, braucht man zudem noch ein entscheidendes Gewürz – die Windscherung. Darunter versteht man die Änderung der Windstärke und -richtung mit der Höhe. Für Tornados schaut man ganz speziell auf die Windänderung zwischen Boden und etwa 1 km Höhe. Diese war auch am 20.05. deutlich erhöht. Damit sich ein Tornado ausbilden kann ist es zudem hilfreich, wenn die Unterseite der Gewitterwolke eine möglichst niedrige Höhe hat. Je höher die Wolkenbildung einsetzt, desto schwieriger wird es für den Tornado, sich zu bilden. Auch diese Bedingung war insbesondere über der westlichen Mitte gegeben.

Allein bei der Betrachtung der Zutaten war also schon klar, dass es an diesem Freitag zu Tornados kommen könnte. Wo diese tatsächlich auftreten, lässt sich allerdings nicht im Vorfeld sagen. Möglich ist hingegen eine Potentialabschätzung (siehe auch das Tagesthema vom 19.07.2021) und diese wurde dann unter anderem auch in der Vorabinformation vom Vortag kommuniziert. Als der potentielle Tornado dann mit Hilfe der Wetterradare und Zumeldungen erkannt wurde, tauchte die Begleiterscheinungen schließlich auch in den Akutwarnungen auf.

Zu guter Letzt noch ein paar Dinge für Interessierte. In einer Untersuchung über starke Tornados in Deutschland von 2013 bis 2020 wurden einige typische Bedingungen im Zusammenhang mit Tornadolagen ermittelt. Ein interessanter Aspekt war, dass es häufiger im Vorfeld von Tornadoereignissen bereits Niederschläge gibt, die unter anderem auch zu einer Anfeuchtung und damit einem Absenken der Wolkenunterseite führen können. Dies war immerhin in 12 von 17 untersuchten Ereignissen der Fall. In acht Fällen gab es direkt vor dem Event Schauer oder Gewitter und auch am 20.05. war dies wieder so. Des Weiteren hat man herausgefunden, dass ein und dasselbe Gewitter wiederholt Tornados hervorbringen kann. An acht von zehn Tagen, wo es mehr als einen Tornado gab, brachte ein Gewitter mindestens zwei Tornados hervor. Am 20.05. konnte dies wieder beobachtet werden. Die Gewitterzelle, die zum Paderborn-Tornado führte, hat nachweislich mindestens vier Tornados erzeugt (Lippstadt, Paderborn, Lütmarsen und Merxhausen), davon drei starke.

Zusammengefasst lässt sich die Lage am 20.05.2022 also als klassische Tornadowetterlage einordnen, wobei nach einer mehrjährigen Phase mit verhältnismäßig wenigen starken Tornados, die Statistik wieder zugeschlagen hat und mindestens drei Tornados der Stärke F2 aufgetreten sind. In den nächsten beiden Tagen geht es im Tagesthema in die Tornadohochburg USA, mit einem Blick auf den sich jährenden tödlichen El Reno Tornado.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.05.2022

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DWD Der Tornadoausbruch am 20.05.2022 Analyse und Einordnung 1

Die Hitze kommt zurück, oder?

Mit einer meist nordwestlichen Strömung floss in den vergangenen Tagen kühlere Luft nach Deutschland. Diese stammte ursprünglich aus Nordamerika und Grönland und legte den weiten Weg über den Nordatlantik bzw. das Europäische Nordmeer zurück. Insbesondere im Norden und in Teilen der Mitte kam es dabei zu zahlreichen Schauern und einigen Gewittern, die von einem teils stürmischen Wind begleitet wurden. Auch bei den Tageshöchstwerten machte sich die einfließende kühlere Meeresluft bemerkbar. Bei Freiluft-Aktivitäten war man gut beraten, vorsorglich eine leichte Jacke oder einen Pullover einzupacken.

Am heutigen Sonntag (29. Mai 2022) befindet sich Deutschland nun im Einflussbereich eines insbesondere in höheren atmosphärischen Luftschichten ausgeprägten Tiefdruckgebiets, das nur langsam über Deutschland hinwegzieht. Dabei treten gebietsweise weitere Schauer und einzelne Gewitter auf. Zudem werden voraussichtlich die niedrigsten Temperaturen der Woche gemessen. Vielerorts schafft es das Thermometer heute gerade mal auf 13 bis 15 Grad, was etwas zu kühl für diese Jahreszeit ist. Vom Osten bis in den Südwesten, wo die Schauerneigung geringer ist und sich die Sonne etwas häufiger zwischen den Wolken zeigen kann, werden hingegen bis zu 18 Grad vorhergesagt. Die niedrigen Temperaturen sorgen sogar dafür, dass in höheren Lagen der Alpen etwas Neuschnee fällt. Insbesondere zum Abend kann dann die Schneefallgrenze auf bis zu 1500 Meter absinken. Das sollte man bei etwaigen Bergtouren im Hinterkopf behalten!

Am Montag dreht die Strömung dann mehr und mehr auf westliche Richtungen, am allgemeinen Wettercharakter ändert sich zunächst aber nur wenig. Einer der Kerne des Höhentiefs zieht über den Nordosten und Osten hinweg und sorgt dort noch einmal bei Höchstwerten von 13 bis 16 Grad für Schauer und einzelne Gewitter. Nach Westen und Süden zu gestaltet sich das Wetter etwas freundlicher. Dort werden mit Sonnenunterstützung bereits wieder um 20 Grad erreicht.

Am Dienstag deutet sich der zaghafte Versuch einer Drehung der Strömung auf südwestliche Richtungen an. Insgesamt geht die Schauer- und Gewitteraktivität leicht zurück und die Sonnenanteile nehmen etwas zu. Das schlägt sich dann auch in den Höchstwerten nieder: Im Norden und Nordosten bei 16 bis 19 Grad, im Südwesten werden bis zu 23 Grad erreicht.

Ab Mittwoch geht es recht schnell: Dann erstreckt sich tiefer Luftdruck von Skandinavien bis vor die Iberische Halbinseln. Deutschland liegt dabei auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes in einer west- bis südwestlichen Strömung, mit der zunehmend warme bis sehr warme subtropische Luftmassen zu uns geführt werden. Bereits am Mittwoch sind dann deutschlandweit mit Ausnahme der küstennahen Regionen Temperaturen von 20 Grad und mehr drin, örtlich bis zu 25 Grad.

Der weitere Verlauf wird dann allerdings zunehmend unsicher: Während das europäische Modell immer mal wieder heiße Luft in den Süden führt und dort am Donnerstag Temperaturen nahe 30 Grad vorhersagt, sieht es im deutschen Modell eher nach Temperaturen im gemäßigten Bereich zwischen 22 und 25 Grad aus. Zu allem Überfluss könnte sich im Süden auch wieder Saharastaub in das Wettergeschehen einmischen, der dann eher dämpfend auf das Temperaturniveau wirkt. Auch am Freitag und Samstag soll es vor allem in der Südhälfte sommerlich warm werden. Einzig der Norden scheint in beiden Modellversionen von Hitze verschont zu bleiben. Dort sollen die Temperaturen in einem gemäßigten Bereich liegen.

Eines lässt sich jedoch erkennen: Die einfließende wärmere Luft aus subtropischen Gefilden hat nicht nur höhere Temperaturen zu Folge. Sie beinhaltet auch viel Feuchte. Somit wird sich die Luft vor allem im Süden recht schwül anfühlen. Zudem könnten die Schauer und Gewitter ab Donnerstag (je nach Modell) wieder etwas kräftiger ausfallen. Die genaue Regionalisierung der Gewitter und deren Begleiterscheinungen macht aber aufgrund der Modellunsicherheiten und der chaotischen Eigenschaften der Atmosphäre aus heutiger Sicht noch nicht viel Sinn (was für den Vorhersagezeitraum bei Gewittern durchaus normal ist).

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.05.2022

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Weltspieltag

Bereits im Jahre 1999 erklärte die International Toy Library Association (ITLA) bei einer Konferenz in Tokio den 28. Mai zum Weltspieltag. Auch die UNO und die UNESCO haben den Weltspieltag in ihre Kalender aufgenommen. Das Datum hat seinen Ursprung in der ITLA, die wurde am 28. Mai 1987 in Toronto gegründet.

In Deutschland wird der Weltspieltag jedes Jahr vom Deutschen Kinderhilfswerk e.V. und dem Bündnis „Recht auf Spiel“ organisiert und von mehreren Hundert Partnern unterstützt. Das diesjährige Motto des Weltspieltages in Deutschland lautet: „Wir brauchen Spiel und Bewegung – draußen und gemeinsam!“ Bei einer Umfrage der Forsa zum Thema Draußenspielen und Draußensein gaben zwei Drittel der Erwachsenen an, dass es ihnen äußerst wichtig ist, dass Kinder draußen spielen können. Weitere 30 Prozent fanden es wichtig.

Bei „draußen“ kommt der Deutsche Wetterdienst ins Spiel. Das Wetter gestaltet sich heute sehr wechselhaft. Vom Norden bis an den Main und die Saar treten wiederholt Schauer auf, vereinzelt kann es auch Gewitter geben. Dabei besteht die Hauptgefahr in stürmischen Böen und Sturmböen. Starkregen ist selten, da die Luft kühl ist und nicht so viel Wasser aufnehmen kann. Und wenn weniger Wasser in der Luft ist, kann es auch weniger regnen. Der sogenannte „ausfällbare Wasseranteil“ liegt heute bei 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Ein normaler Schauer bringt also deutlich weniger als 15 l/m², ein hochreichendes Gewitter könnte maximal 15 l/m² Regen auf den Boden bringen.

Südlich einer Linie Main – Saar ist es heute heiter und weitgehend trocken. Nur an den Alpen gibt es am Vormittag und Mittag dichte Wolken, aus denen es auch regnet. In der zweiten Tageshälfte setzt sich aber auch dort freundliches und trockenes Wetter durch. Zwischen einem Tief über Nordosteuropa und einer Hochdruckzone über Westeuropa, die sich von Grönland bis zu den Britischen Inseln erstreckt, strömt aus Nordwesten ungewöhnlich kühle Luft zu uns. Dies hat zur Folge, dass die Temperatur heute deutlich gedämpft ausfällt. Im Norden liegen die Höchstwerte zwischen 13 und 16 Grad. Über der Mitte werden 15 bis 18 Grad erreicht. Im Süden ist es am wärmsten mit Höchstwerten zwischen 16 und knapp 20 Grad.

In der Nordosthälfte des Landes weht zudem ein kräftiger Nordwestwind. Dabei treten im Landesinneren verbreitet Böen zwischen 50 und 60 km/h auf, in Schauer- und Gewitternähe sind stürmische Böen bis 70 km/h möglich. An den Küsten weht stürmischer Wind mit Böen bis 75 km/h an der Nordsee und 65 km/h an der Ostsee. Bei Schauern und Gewittern sind auch dort vereinzelt höhere Böen möglich.

Wenn Sie sich also zu einer der kostenfrei angebotenen Spiel- und Spaßaktionen aufmachen, dann nehmen Sie im Norden und der Mitte Deutschlands besser eine (Regen-)Jacke mit. Ein Schirm könnte bei stürmischen Böen eher eine Gefahr darstellen als ein Schutzinstrument. Im Süden sollte geeigneter Sonnenschutz nicht fehlen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.05.2022

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Wetterquiz Teil 2 – die Auflösung

Als aufmerksame Leser unseres „Thema des Tages“ konnten Sie sicherlich die meisten Fragen beantworten: Die Frage 1 lautete: Wer oder was ist die Lechtalerin?

A: Ein warmer Fallwind im Lechtal. B: Eine Wetterstation im Lechtal. Gibt ersten Hinweis auf Föhndurchbruch bis in die Täler. C: Eine Superzelle (= besonders starkes Gewitter) im Voralpenland.

Einen warmen Fallwind, auch Föhn genannt gibt es zwar in den Lechtaler Alpen, einen speziellen Namen hat dieser dort aber nicht. Auch eine föhnanfällige Wetterstation betreibt der DWD dort nicht. Richtig ist Antwort C: Als Lechtalerin wird eine Superzelle bezeichnet, die bei schweren Gewitterlagen nicht selten im Lechtal entsteht, aus den Alpen herauszieht, häufig die Region um den Ammer- und Starnberger See trifft und von dort aus meist südlich an München vorbei ostwärts ins östliche Oberbayern und südliche Niederbayern zieht. Superzellen sind besonders schwere, rotierende Gewitter. So bringt die Lechtalerin häufig Orkanböen und größeren Hagel. Nicht selten bewegen sich Superzellen auf bestimmten Gewitterzugbahnen. Diese beschriebene Zugbahn ist dabei so markant, dass Sie im Meteorologen- und Stormchaserjargon einen speziellen Namen nach ihrem Entstehungsort bekommen hat. Nähre Informationen zur Lechtalerin gibt es im Thema des Tages vom 27.06.2021:

Die Frage 2 lautete: Die Polarstern… A: …ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts. B: …ist eine norwegische Forschungsstation in der Antarktis. C: …ist komplett falsch! Es heißt DER Polarstern.

Antwort A ist richtig: Die Polarstern ist ein Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts. Im Herbst 2019 brach die Polarstern zur größten Arktisexpedition aller Zeiten auf, die MOSAIC-Expedition. Sie ließ sich den Winter über im Packeis einfrieren und sich 10 Monate durch die Arktis driften. Unterstützt wurde die Expedition durch Bordmeteorologen des Deutschen Wetterdienstes. Näheres dazu gibt es im Thema des Tages vom 21.09.2019:

Frage 3 lautete: Unter „Streuselkuchen“ versteht man in der Meteorologie umgangssprachlich… A: …das Landschaftsbild nach einem Graupelschauer. B: …das Erscheinungsbild des Büros nach einem ruhigen, „nahrhaften“ Nachtdienst. C: …das Radarbild bei klassischem Aprilwetter mit unzähligen Schauern/Gewittern.

Bei Wetterlagen mit hochreichender Kaltluft und starker Temperaturdifferenz zwischen Boden und Höhe, bilden sich tagsüber über dem sich erwärmenden Boden zahlreiche Schauer, die sich in sogenannten Konvektionszellen organisieren. Im Satelliten- oder Radarbild sieht man zahlreiche Schauer, die von wolken- bzw. niederschlagsfreien Gebieten umgeben sind, was an einen Streuselkuchen erinnert. Am häufigsten treten diese Strukturen im April auf. Also ist Antwort C richtig. Die Beschreibung einer solchen Wetterlage finden Sie im Thema des Tages vom 13.06.2021:  Im Mittel 40… A: …Frösche werden beim DWD jährlich zur Wetterbeobachtung herangezüchtet. B: …Tornados treten jährlich in Deutschland auf. C: …Tonnen wiegt eine ausgewachsene Gewitterwolke in unseren Breiten.

Zwar meint man Wolken seien „leicht“, dennoch kann eine Gewitterwolke mehrere Millionen Tonnen Wasser tragen. Mit 40 Tonnen kommt man höchstens bei einer sehr kleinen Cumuluswolke hin. Daher ist Antwort B richtig: Tornados sind bei uns gar nicht so selten. Im Mittel treten 40 bestätigte Fälle in Deutschland pro Jahr auf. Schwere Tornados (mindestens Stärkekategorie 2 von 5), wie kürzlich unter anderem in Paderborn, treten in Deutschland im Schnitt nur 4 Mal pro Jahr auf.

Frage 5 lautete: Ein Schnellläufer… A: …ist ein kleinräumiges, sehr schnell ziehendes Tief. B: …ist ein maximal nur 24 Stunden umfassender Vorhersagelauf eines Wettermodells. C: …bewegt sich meistens in Richtung Toilette.

Modelläufe, die nur den Kürzestfristzeitraum umfassen und fortlaufend in kurzen Zeitabständen aktualisiert werden bezeichnet man als RUC (Rapid Update Cycle). Als Schnellläufer bezeichnet man in der Meteorologie hingegen ein sehr schnell ziehendes oft kleinräumiges Tief, das sich meist an der Kaltfront eines Zentraltiefs bildet. Somit ist Antwort A richtig. Schnellläufer sind in der Meteorologie oft gefürchtet, da die Vorhersagesicherheit durch die schnelle Zuggeschwindigkeit abnimmt und sie nicht selten schweren Sturm bringen. So wurde die große Sturmflut vom 16. Februar 1962 in Hamburg beispielsweise von einem Schnellläufer (Orkan „Vincinette“) verursacht. Eine weitere Beispielwetterlage für einen Schnellläufer wird im Thema des Tages vom 11.03.2021

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.05.2022

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