Rodelfrust in Nordwestdeutschland

Mit dem gestrigen 14.01.2022 sind nun 44 des 89 Tage andauernden meteorologischen Winters 2021/2022 (01.12.2021 bis 28.02.2022) vergangen. Damit haben wir quasi die Halbzeit erreicht. In Sachen Schnee fällt das Fazit dazu bisher ziemlich unterschiedlich aus. Während die Schneefans vor allem in den nordöstlichen und südöstlichen Landesteilen bereits häufiger zum Zuge kamen, hatten im Nordwesten Deutschlands vor allem diejenigen Glück, die mit Schnee nichts anfangen können.

So gab es im Nordwesten an vielen Stationen in diesem Winter noch keinen einzigen Tag, an dem eine Schneedecke registriert wurde. Vor allem von der Nordsee bis zum Münsterland und Rheinland, aber auch in Teilen des südöstlichen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts steht die Null. Wenn sich dort Schneeflocken zeigten und diese vorübergehend liegen blieben, so waren sie spätestens am nächsten Morgen zum täglichen Messtermin um 7 Uhr MEZ wieder verschwunden („Stundenschnee“). Schlittenfahren auf den eh meist nur flachen Hügeln in diesen Regionen war damit bisher so gut wie unmöglich, was insbesondere bei Kindern natürlich Frust auslöste (bzw. immer noch auslöst). „Rodelfrust“ gibt es allerdings auch in einigen Flussniederungen im Westen und Süden Deutschlands sowie im Saarland. Auch dort leuchtet in der Grafik öfter die Null auf.

Mehr Schneedeckentage wurden dagegen im Nordosten und im Südosten Deutschlands erfasst. Gebietsweise sind die Zahlen selbst im Flachland zweistellig. In Vorpommern beispielsweise lag sogar schon bis zu 21 Tage Schnee und damit fast die Hälfte des Winters bisher. Aber auch in Bayern verwandelte der Schnee die Landschaften immer wieder in Weiß, die Straßen dagegen in Rutschbahnen.

Schneesicherer waren natürlich die Berge. So hatte der Begriff des „Berglandwinters“ erneut Hochkonjunktur. 20 bis 40 Schneedeckentage zeigen, dass dort meist über längere Zeit Schnee lag. Volle 43 Tage mit einer Schneedecke schafften beispielsweise Oberstdorf im Allgäu (Bayern) und ein paar weitere Stationen in den höher gelegenen Alpen sowie im Bayerischen Wald.

Wie geht es nun mit dem Winter bzw. dem Schnee weiter? Nach einem Wintereinbruch mit flächendeckenden Schneefällen bis ins Tiefland sieht es derzeit nicht aus, auch wenn es in den nächsten Tagen zeitweise kühler wird als bisher und gebietsweise leichte Niederschläge aufkommen. Für mehr als „Berglandwinter“ oder „Stundenschnee „im Tiefland reicht es aber voraussichtlich erst einmal nicht.

Für „Ski und Rodel gut“ müssen die Hoffnungen also auf den Rest der zweiten Hälfte des Winters gelegt werden. Bei den meisten Wettermodellen für Langfristvorhersagen stehen die Zeichen allerdings weiterhin auf zu mild, was dem Schnee natürlich abträglich wäre. Ganz ähnlich sah es aber auch im vergangenen Winter aus, als im Februar dann doch noch ein größerer Wintereinbruch mit zum Teil viel Schnee bis ins Tiefland folgte – Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.01.2022

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DWD Rodelfrust in Nordwestdeutschland

Blizzard-ähnliche Zustände im Nordosten der USA

Während sich das Wetter hierzulande im Einflussbereich des umfangreichen Hochs CARLOS eher von seiner ruhigen Seite zeigt, geht es in den kommenden Tagen im Nordosten der USA und Kanadas deutlich „ruppiger“ zur Sache. Zwar schrammen am kommenden Samstag kräftige Regen- und Schneefälle samt Orkanböen noch östlich an Quebec im Osten Kanadas vorbei und betreffen eher die dünn besiedelten Regionen von New Brunswick und Labrador, doch das wird sich zum Wochenwechsel ändern.

So entwickelt sich in guter Modellübereinstimmung im Laufe des Sonntags im Raum Louisiana ein kräftiges Tiefdruckgebiet, dessen Kerndruck sich binnen 48 Stunden von rund 1015 hPa auf unter 990 hPa vertieft. Das erfüllt zwar per definitionem noch nicht den Tatbestand einer rapiden Zyklogenese (24 hPa Druckfall binnen 24 Stunden, siehe zum Beispiel Thema des Tages vom 07.01.2018), ist aber dennoch insofern bemerkenswert, als dass die „ultimativen“ Luftmassen noch gar nicht aufeinandertreffen. Luftmassengegensätze sind der wesentliche Antrieb für die Entstehung von Tiefdruckgebieten. Die Atmosphäre ist bestrebt, die gegensätzlichen Temperaturen zwischen Pol und Äquator ständig auszugleichen, wozu die Tiefdruckwirbel durch den Transport warmer Luftmassen polwärts und kalter Luftmassen Richtung Äquator einen wesentlichen Beitrag leisten. Wenn zudem noch ein starkes Ausströmen in der Höhe überlagert ist, wodurch eine Art Sog am Boden entsteht, setzt starker Druckfall ein – ein neues Tief entsteht. In diesem Fall ist ein kleinräumiges Höhentief und sehr warme Luft über dem Golf von Mexiko förderlich. Arktische Kaltluft dringt aber zunächst nur über Umwege bis in den Mittleren Westen der USA vor und hat sich bis dahin auch ordentlich erwärmt. Die Luftmassengegensätze halten sich folglich zunächst noch in Grenzen.

Nachdem das Tief im Laufe des Sonntags über Alabama und Georgia hinwegzieht und fortan allmählich einen nordöstlichen Kurs einschlägt, kommt es dort schon zu ersten kräftigeren Schnee- und Regenfällen, über Florida neben teils kräftigen Gewittern auch zu Sturmböen. Ein entscheidender Schritt zur weiteren Vertiefung setzt allerdings erst im Laufe des Sonntags ein, wenn das Tief entlang der Ostküste der USA nordwärts zieht. Nun wird auf dessen Rückseite mit nordwestlichen Winden Polarluft aus Kanada angezapft. Diese hatte sich in abgeschwächter Form bereits vor wenigen Tagen bis in den Nordosten der USA durchgesetzt. Beispielhaft dafür die Tiefstwerte von New York (Kennedy Airport) der letzten Tage: Mo, 10.01.: -2,8 Grad Di, 11.01.: -8,9 Grad Mi, 12.01.: -10,0 Grad Do, 13.01.: -2,2 Grad

Dadurch wird nun nochmal einiges an Potential aus dem Tief, das mittlerweile auf den Bundesstaat Virginia zusteuert, freigelegt. So stehen der Region zwischen Virginia, Pennsylvania bis zum Erie- und Ontariosee Blizzard-ähnliche Zustände bevor. Doch was bedeutet das überhaupt? Als Blizzard bezeichnet man einen starken Schneesturm in Nordamerika, der in vielen Fällen das öffentliche Leben als Folge von Stromausfällen, Schäden an der Infrastruktur und teils meterhoher Schneeverwehungen in den betroffenen Regionen vorübergehend lahmlegt. Allerdings wird der Begriff mittlerweile nicht nur in Nordamerika, sondern auch in anderen Teilen der Welt verwendet. Nach Definition des US-Amerikanischen Wetterdienstes müssen folgende Bedingungen mindestens 3 Stunden erfüllt sein:

– Windgeschwindigkeiten von wenigstens 56,3 km/h (35 Meilen/Stunde, Bft 7) – heftiger Schneefall und/oder aufgewirbelter Schnee (Schneetreiben) – Sichtweiten unter 400 m (1/4 Meile)

Weitergehende Informationen finden Sie auch im DWD Wetterlexikon.

Verbreitet werden die Kriterien wahrscheinlich nicht erreicht, dafür fehlt es in der Summe sowohl etwas an Wind (Böen meist zwischen 40 und 50 km/h) als auch an Schneefallintensität. Lokal – gerade zwischen Washington und Buffalo – können die Schwellen für wenigstens 6 Stunden aber schon erfüllt sein, weshalb es der Begriff „Blizzard-ähnliche Zustände“ wohl am besten beschreibt. In der beigefügten Grafik sieht man, dass in dem genannten Gebiet laut des ICON-Vorhersagemodells lokal durchaus 20-30 Zentimeter Neuschnee bis Montagmittag zu erwarten sind. Dazu existieren bereits Vorabinformationen des US-Amerikanischen Wetterdienstes. Die Küstenstädte Washington, New York und Boston kommen voraussichtlich glimpflich davon, da sie noch sehr lange vorderseitig des Tiefs in einer milden südlichen Strömung verbleiben mit deutlich positiven Temperaturen und kräftigen Regenfällen. Wenn die kanadische Kaltluft im Laufe des Montags einsickert, klingen die Niederschläge auch schon wieder ab.

Apropos Kanada, zur Erinnerung: Nach dem Hitzerekord mit knapp 50 Grad aus dem vergangenen Sommer 2021 und einer weiteren Höchstmarke von 22,5 Grad im Westen Kanadas Anfang Dezember, kam erst kürzlich vor dem Jahreswechsel die Region im Northwest Territory in die Schlagzeilen, wo an der Station Rabbit Kettle Tiefstwerte unter -51 Grad gemessen wurden. Ein neuer Kälterekord in Kanada. Allesamt Werte, von denen wir hierzulande weit entfernt sind. An den Höchstwerten, die meist zwischen 2 und 8 Grad liegen, wird sich vorerst kaum etwas ändern. In den Nächten gibt es vor allem in der Südhälfte vielfach leichten Frost. Naja, zugegeben, es müssen ja nicht gleich -50 Grad sein, aber ein bisschen mehr „Nachschlag“ darf es nach Meinung vieler Winterfans hierzulande schon noch geben.

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.01.2022

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DWD Blizzard aehnliche Zustaende im Nordosten der USA

 

Milderung über Umwege

Ruhig ist es derzeit in Deutschland, was das Wetter angeht – Hoch CARLOS sei Dank. Okay, im Nordosten ist’s etwas windig, aber mehr als ein müdes „Aha…“ dürfte das nur den Wenigsten entlocken. In der Südwesthälfte herrscht dagegen eher Flaute, wie am gestrigen Mittwoch in weiten Teilen des Landes. In höheren Luftschichten zeigte sich gestern dagegen eine zum Teil sehr lebhafte Nordströmung, die heute auf Nordwest dreht. Damit wurde das Land bis gestern noch mit subpolarer Meeresluft versorgt, deren Temperatur in rund 1500 bis 1600 m Höhe bei -1 bis -4 Grad lag.

„1500 bis 1600 m Höhe? Wen interessiert das denn bitte?“ werden Sie sich vielleicht fragen. Tatsächlich ist das ein in der Meteorologie gern genutzter Höhenbereich. Genauer genommen bedient man sich dem Druckniveau 850 hPa, das im Mittel etwa in 1500 m Höhe zu finden ist. Denn dort bleibt die Luft im Allgemeinen unbeeinflusst von bodennahen Prozessen wie beispielsweise Reibung, nächtlicher Auskühlung oder Erwärmung tagsüber. Damit lassen sich Aussagen über die „Qualität“ einer Luftmasse treffen, also zum Beispiel über ihre Temperatur und Feuchte. Bei einer gut durchmischten Luftmasse, wie sie vor allem an sonnigen Sommertagen – im Winter dagegen eher selten – vorhanden ist, dient die Temperatur in dieser Höhe zudem als grober Richtwert für die zu erwartende Höchsttemperatur in 2 m über Grund. Als Faustregel kann man dann nämlich sagen, dass die Temperatur ausgehend von der Höhe in 850 hPa bis zum Boden um 1 Kelvin pro 100 m zunimmt (entspricht 1 Grad Celsius pro 100 m, Temperaturdifferenzen werden offiziell allerdings in Kelvin angegeben).

Am gestrigen Mittwoch lag die Temperatur der Luft in 850 hPa über Deutschland, wie gesagt, bei -1 bis -4 Grad. Heute Mittag wird sie dagegen bereits bei +8 Grad im Norden und um +1 Grad ganz im Süden liegen. Im Großen und Ganzen bedeutet das eine Erwärmung um 5 bis 10 Kelvin innerhalb von 24 Stunden. Und das bei einer nordwestlichen Höhenströmung? Kommt da eigentlich nicht die kalte Luft her und die warme Luft aus Süden oder Südwesten? Tja, eigentlich schon und im Prinzip ist es auch so.

Zur Erklärung springen wir noch einmal zurück zum Beginn der Woche (keine Sorge, nur in Gedanken). Denn zu diesem Zeitpunkt lag einerseits „unser“ Hoch noch über dem mittleren Nordatlantik, westlich der Azoren und machte sich in der Folge Richtung Westeuropa auf. Andererseits wirbelte ein umfangreiches Sturmtief zwischen Grönland und Ostkanada. Zwischen diesen beiden Druckgebilden stellte sich eine kräftige südwestliche Strömung ein, mit der ein Schwall sehr milder Meeresluft bis in den Nordostatlantik vorstieß. Von dort wurde sie im Uhrzeigersinn um das Hoch herumgeführt und gelangte so über die Nordsee – also aus Nordwesten – bis nach Mitteleuropa. Durch Überströmung des norwegischen Gebirges kann sich die Luft in 850 hPa über Südschweden föhnbedingt sogar auf rund +10 Grad erwärmen.

Doch zurück nach Deutschland. Würden die oben erwähnten +8 Grad im Norden an einem sonnigen Sommertag eine Höchsttemperatur von etwa 23 Grad in 2 m Höhe bedeuten, reicht es dort heute „nur“ für 6 bis 8 Grad (was für Januar aber natürlich recht mild ist). Die Gründe dafür sind schlicht fehlende Sonnenunterstützung und schlechte Durchmischung. Im Süden werden überwiegend immerhin 2 bis 5 Grad erreicht, besonders südlich der Donau wird man es dagegen schwer haben, überhaupt aus dem Frostbereich zu kommen.

Auch die nächsten Tage über bleibt bzw. wird es mild – zumindest in 2 m Höhe. In rund 1500 m fällt die Temperatur dagegen ab Sonntag schon wieder verbreitet in den negativen Bereich – zum Wochenstart im Nordosten eventuell sogar auf -8 Grad. Aus Norden strömt dann nämlich Polarluft nach Mitteleuropa – ohne Umwege.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.01.2022

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DWD Milderung ueber Umwege

Wo ist der Schnee hin?

Am vergangenen Samstagmorgen (08.01.22) rieb sich die eine oder der andere vor allem in der Südhälfte Deutschlands sicherlich die Augen. Beim Blick aus dem Fenster schaute man selbst im sonst so schneearmen Rhein-Main-Gebiet auf eine weiße Schneelandschaft. Innerhalb von wenigen Stunden kamen in Offenbach immerhin 14 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag vom Himmel. Daraus resultierte schließlich eine Schneedecke von gemessenen 5 cm, im Norden Frankfurts waren es noch ein paar Zentimeter mehr. Ging man höher hinaus ins Bergland, so kamen dort sogar ganz anständige Mengen über 10 cm, im Taunus sogar bis zu 21 cm über Nacht zusammen. Dies zog den Schnee- und Wintersportliebhaber am Samstag natürlich raus in die Natur und man konnte sich im Schneemannbauen messen oder mit dem Schlitten um die Wette rodeln.

Aber so schnell der Schnee gefallen war, so schnell schmolz er auch wieder weg. Denn in der Nacht zum Sonntag brachte Tief „Doreen“ etwas mildere Luft und Regen, womit es dem Schnee dann zumindest in tieferen Lagen vollends an den Kragen ging. Anhand der Aufnahmen von Webcams konnte man das auch online gut verfolgen. Im Anschluss an das Thema des Tages unter. sind deshalb beispielhaft zwei Webcams in Darmstadt und Fürstenfeld ausgewählt, die jeweils ein Bild von Samstag, dem 08.01.22, als auch von Sonntag, dem 09.01.22, zeigen.

Höhere Lagen profitierten hingegen am Sonntag von „Doreen“. So kamen vom Thüringer Wald und dem Erzgebirge bis zum Bayerischen Wald sowie im Schwarzwald und dem Allgäu nochmals einige Zentimeter an Neuschnee zusammen, punktuell waren es sogar mehr als 10 cm. Dies war einerseits natürlich gut für den entspannten Hobbywintersportler, professionelle Biathleten, die in Oberhof am Rennsteig im Thüringer Wald zum Weltcup antraten, liefen hingegen sicherlich keine Bestzeiten bei dem bremsenden Neuschneegestöber.

In dieser Woche lässt es das Wettergeschehen in Deutschland wieder etwas ruhiger angehen. Lediglich zum Wochenstart fielen am Alpenrand nochmal bis zu 10 cm, im Berchtesgadener Land kamen sogar 15 cm zusammen. Ansonsten dürfte der Schnee in tieferen Lagen leider „von gestern“ sein. Wo finden wir also aktuell noch etwas mehr von der „weißen Pracht“? Wo lohnt es sich noch, die Langlaufskier anzuschnallen?

Die schlechte Nachricht: Der Schnee hat sich meist bis in Berglagen zurückgezogen. In tiefen Lagen finden sich – wenn überhaupt – nur noch Schneereste, die wahrscheinlich nur wenig zum echten Winterfeeling beitragen.

Die gute Nachricht: Im Bergland gibt es noch reichlich Schnee. In den Mittelgebirgen finden sich zumindest gebietsweise ab etwa 400 bis 500 m rund 10, in höheren Lagen sogar 20 bis 30 cm an Schnee. Entsprechend gibt es einige Skigebiete, die ihre Pisten und Loipen aktuell geöffnet und präpariert haben. An einigen Stellen sorgen darüber hinaus Schneekanonen für weitere künstliche Zuwächse: In Winterberg misst die Schneedecke auf der Piste so bis zu 50 cm. Schaut man auf die Höhen des Schwarzwalds, findet man diese Mengen auch ohne den Einsatz von Schneekanonen. Dort sollten sich aktuell die höchsten Schneemassen auftürmen, wenn man von den deutschen Mittelgebirgen ausgeht.

Noch eine „Schippe“ mehr Schnee findet man in den Alpen. Dort herrscht im Winter – je nach Höhenlage – eine gewisse Schneesicherheit. Wintersportler sind dort deshalb immer ganz gut aufgehoben. Während im Allgäu aktuell sogar in tieferen Lagen noch einige Zentimeter Schnee liegen, finden sich ab 1000 m schon 20 bis 40 cm, ab 1500 m sind es schon über 50 cm. Ab 2000 m kommt man schon auf deutlich mehr als einen Meter, wie beispielsweise auf dem Zugspitzplatt, wo aktuell 136 cm gemessen werden.

Mit diesen Schneehöhen muss man sich in dieser Woche allerdings zufriedengeben. Denn Neuschnee ist erst einmal nicht in Sicht. Außerdem könnte die einfließende, mildere Luft bei positiven Tageshöchstwerten zu einem allmählichen Abschmelzen der Schneedecke führen. Ab Sonntag könnte sich die Wetterlage zumindest vorübergehend wieder umstellen, was mit weiteren Niederschlägen einhergeht. Zwar ist der genaue Ablauf aus heutiger Sicht noch mit einigen Unsicherheiten verbunden, zumindest im Bergland dürfte es jedoch für einen Nachschlag an Schneekristallen reichen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.01.2022

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DWD Wo ist der Schnee hin

 

 

 

Im Mittelmeer spielt die Musik

In Mitteleuropa respektive Deutschland übernimmt eine veritable und beständigere Hochdruckzone in den kommenden Tagen die Regie. Das Wettergeschehen gelangt somit wieder in ruhigeres Fahrwasser, wodurch vermehrt Grenzschichtprozesse (Stichworte Nebel und Hochnebel) zum Tragen kommen. Wirft man den Blick jedoch ins östliche Mittelmeer, stellt man schnell fest, dass das Wetter bei uns doch recht „harmlos“ ist.

Tief „DOREEN IV“ (ihre Vorläufer I-III sind bereits über West- und Mitteleuropa in die Knie gegangen) entstand in der Nacht zum Sonntag durch einen ins westliche Mittelmeer abgeführten Höhentrog- und Kaltluftvorstoß als Leezyklogenese im Golf von Genua. DOREEN verlagerte sich anschließend mit ihrem korrespondierenden Höhentiefkomplex über die Apenninhalbinsel hinweg und erreichte am gestrigen Montag das Ionische Meer vor der Westküste Griechenlands. Dabei schaufelt DOREEN auf der Vorderseite milde und feuchte Luftmassen von Nordafrika und dem südöstlichen Mittelmeer vor allem nach Griechenland und in den Süden Anatoliens. Gleichzeitig stößt an der Ostflanke einer Hochdruckzone, die sich von Mitteleuropa bis nach Nordwestrussland erstreckt und auf den Namen BERNHARD getauft wurde, polare Kaltluft zur Balkanhalbinsel vor. Diese aufeinandertreffenden Luftmassen lösen teils heftige, konvektiv und mitunter auch mit Gewittern durchsetzte Niederschläge aus, die sich vor allem von Griechenland über die Ägäis bis an die Südküste der Türkei abladen. In den zurückliegenden 24 Stunden zeigten einige Messstationen etwa am Golf von Gökova (nördlich der Insel Rhodos) zwischen 57 und 77 Liter pro Quadratmeter aber auch in der mittelgriechischen Region Thessalien wurden um oder etwas über 40 Liter pro Quadratmeter gemessen (siehe Abbildung 1). Mit der vor allem zunächst auch nach Griechenland vordringenden Kaltluft sinkt auch die Schneefallgrenze. So kommen vor allem im Pindos-Gebirgszug (zentraler Gebirgskamm, der das westliche Griechenland in südsüdöstlicher Richtung durchzieht) oder im Olymp Gebirge oberhalb etwa 800 bis 1000 Meter verbreitet 30 bis 80 Zentimeter, in den höchsten Lagen auch um oder etwas über einen Meter Neuschnee bis einschließlich des morgigen Mittwochs zusammen. Und auch entlang der Taurus-Gebirgskette an der Südküste der Türkei summieren sich die Neuschneemengen auf ähnliche Werte, wenngleich die Schneefallgrenze hier meist eher um 1500 Meter oder etwas darüber liegen dürfte.

Doch damit nicht genug. Zwischen DOREEN und BERNHARD kommt es zu beachtlichen Luftdruckgegensätzen, die schließlich einen strammen Nordostwind an der istrischen und dalmatischen Adriaküste in Gang setzen. Sogar einen eigenen Namen trägt dieses Windphänomen: „Bora“. Die Bora beschreibt einen kalten, trockenen und stark böigen Fallwind, der vom höher gelegenen Karstplateau der Balkanhalbinsel über die im Mittel 1000 m hohen Gebirgszüge der Dinariden zur Adria hinab strömt und in Böen teils Orkanstärke erreichen kann. Besonders stark ist sie im Windschatten des Velebit-Gebirges, dem steilsten und markantesten Gebirgszug der Dinarischen Alpen in Kroatien (bis 1750 Meter Höhe). Die höchste Windgeschwindigkeit im Zusammenhang mit Bora wurde in der südlichen Velebit-Region gemessen: 248 km/h (29. Oktober 1994).

Man kann sich diese Überströmung der Gebirgsschwelle wie in einem randvollen Stausee vorstellen, bei dem nur die oberste Wasserschicht über die Staumauer in die Tiefe schwappt, während der Rest der angestauten Luft im Luv liegen bleibt. Die hohen Windgeschwindigkeiten ergeben sich zum einen durch die Umwandlung von potentieller Energie (Lageenergie aufgrund der Höhenlage am Kamm) in kinetische Energie oder anders gesagt Bewegungsenergie, wodurch es zu einer Beschleunigung der Luft kommt.

Zum anderen wird dieser Effekt noch durch die Topografie des Dinarischen Gebirges verstärkt. Anders als die massiven Alpen weist das Küstengebirge von Slowenien bis nach Montenegro einige Täler und Schluchten auf, durch die die Luft strömen kann. Dabei wird sie kanalisiert und wie bei einem Düseneffekt erheblich beschleunigt (Stichwort Venturi-Effekt). Zusätzliche Geschwindigkeit kann das Luftpaket außerdem aufnehmen, wenn es aus einer engen Schlucht in eine Talmündung oder am Rande des Gebirges an der Adria angelangt. Diesen neu gewonnenen Platz möchte das Luftpaket einnehmen und muss dadurch seine Schichtdicke verringern, wodurch erneut Lageenergie in Bewegungsenergie umgesetzt wird und das Luftpaket somit eine weitere Beschleunigung erfährt (Stichwort Bernoulli-Effekt).

An der kroatischen und montenegrinischen Adria wurden in den letzten sechs Stunden bis Dienstagmorgen vielfach Böen zwischen 75 und 100 km/h, in Dubrovnik bis 115 km/h registriert. Spitzenreiter war Rijeka an der Kvarner Bucht mit einer Orkanböe von 133 km/h (Siehe Abbildung 2). Insbesondere heute tagsüber werden weiterhin Sturm- und Orkanböen in einer den Messwerten vergleichbaren Preisklasse erwartet (siehe Abbildung 3).

Am Mittwoch schwächt sich die Bora dann aber doch durch die Ostwärtsverlagerung von Tief DOREEN über Kreta hinweg allmählich ab. Jedoch ermöglicht diese langsame Verschiebung, dass sich der größte Druckunterschied zunehmend zwischen der östlichen Balkanregion und Kreta befindet, wodurch die Kaltluft heute bereits über Thrakien hinweg zunächst in die nördliche Ägäis mit Schmackes vordringen kann. Neben (schweren) Sturmböen bis 100 km/h sind auf freier See auch Orkanböen wahrscheinlich. Am morgigen Mittwoch weht der stürmische Nordwind dann ähnlich stark über die südliche Ägäis bis ins Seegebiet rings um Kreta herum (siehe Abbildung 4). Erst am Donnerstag lässt die Sturmlage in der Ägäischen See durch die weitere Abschwächung von DOREEN über der Zyprischen See nach.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.01.2022

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DWD Im Mittelmeer spielt die Musik

 

 

 

Nasse erste Januardekade

Mit dem heutigen Tag (10.01.2022) endet die erste Dekade des Januars und damit die erste Monatsdekade des neuen Jahres 2022. Den meisten wird sie nicht nur aufgrund der großen Temperaturschwankungen in Erinnerung bleiben (siehe Thema des Tages vom 04.01.2022), sondern auch wegen der Unbeständigkeit und der mitunter kräftigen, immer wiederkehrenden Niederschläge. Doch wie nass war es wirklich?

Die Abbildung 1 der Grafik, die Sie unter diesem Artikel auf finden können, zeigt die Niederschlagssummen, wie sie in Deutschland zwischen 1. und 10. Januar gefallen sind. Es handelt sich dabei um eine Abschätzung auf Grundlage der Daten unserer Wetterradare. Demnach traten verbreitet Mengen zwischen 30 und 60 l/qm, in einem breiten Streifen über der Mitte gebietsweise 60 bis 80 l/qm und in Staulagen der Mittelgebirge sogar stellenweise über 100 l/qm auf. Wie man der Abbildung 2 entnehmen kann, entspricht das vor allem in dem erwähnten Streifen ziemlich flächig der doppelten bis dreifachen Menge, die eigentlich innerhalb der ersten Januardekade zu erwarten wäre, also 200-300% des Niederschlagssolls. Damit ist sogar das Monatssoll an Niederschlag mitunter schon erreicht oder überschritten. Die erste Januardekade war also tatsächlich ungewöhnlich nass, in den Bergen vor allem in der zweiten Hälfte auch schneereich.

Wie so oft achtet die Natur selten auf eine gerechte Verteilung des Niederschlags. So gab es auch in der ersten Januardekade einige Regionen, die in Bezug auf das „Nass von oben“ weniger gesegnet waren. Diesmal betrifft es einen schmalen Streifen vom Osnabrücker Land bis zum Harz sowie von der Altmark und der Magdeburger Börde bis zur Neiße und den Alpenrand. Hier kamen teils deutlich weniger als 30 l/qm zusammen. Bei einem Wert von teilweise unter 50% des Solls kann man durchaus von einem deutlich zu trockenen Wetterabschnitt sprechen.

Im Hinblick auf die Natur, die nach wie vor unter den Nachwirkungen der phasenweise ernstzunehmenden Trockenheit der letzten Jahre leidet, wäre eine Fortdauer der niederschlagsreichen Witterung wünschenswert. Dem ist aber nicht so. Abbildung 3 und 4 zeigen die aufsummierten Niederschläge der nächsten 7 Tage, berechnet vom DWD-Modell ICON und von EZWM, dem Modell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen. Demnach sind gebietsweise lediglich 1 bis 5 l/qm zu erwarten, mit etwas Glück in Staulagen sowie an den Alpen bis 10 l/qm. Insbesondere ICON sieht sogar größere Bereiche in der Südhälfte, die gänzlich trocken bleiben könnten. Ursache dafür ist ein kräftiges Hochdruckgebiet, was sich in den kommenden Tagen über Westeuropa etabliert. Es blockiert die atlantischen Tiefausläufer, die allenfalls sehr abgeschwächt den Norden und Nordosten des Landes streifen.

Nach der sehr feuchten ersten Dekade, schickt sich die zweite also an, das mühsam erarbeitete Plus an Niederschlag nach und nach aufbrauchen zu wollen. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend nicht bis Monatsende fortsetzt. Denn die nächste Dürre kommt bestimmt.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.01.2022

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DWD Nasse erste Januardekade

 

 

Schneefall – der zweite und vorerst letzte Teil

Bereits im gestrigen Thema des Tages war der Schneefall der Hauptakteur und so soll es auch am heutigen Sonntag sein. Denn seit gestern Abend gab es zum Teil wieder ordentlich Neuschnee. Verantwortlich dafür war dieses Mal allerdings kein kleinräumiges Tief wie in der Nacht zum Samstag, sondern ein deutlich umfangreicheres, namens DOREEN, welches sich gestern noch südlich von Island befand. Mittlerweile liegt DOREEN deutlich abgeschwächt bei Schottland, sie konnte aber immerhin noch einen schwachen Ableger von sich über der Nordsee platzieren, der sich nun für unser Wetter in Deutschland verantwortlich zeigt.

Dass DOREEN ihren Zenit bereits überschritten hatte, sah man auch beim Blick auf das zugehörige Frontensystem. Diese bestand nämlich schon gestern nicht mehr nur aus einer Warm- und einer Kaltfront, wie es bei jungen „aufstrebenden“ Tiefs der Fall ist. Nein, ein Teil des Frontensystems war bereits okkludiert, d.h. die Kaltfront hat begonnen, die Warmfront einzuholen, wodurch die dazwischen befindliche, erwärmte Luft vom Boden abgehoben wurde.

Mit Übergreifen des Frontensystems auf den Westen Deutschlands in der vergangenen Nacht war die Front dann zwar bereits vollständig okkludiert, im Vorfeld konnte aber zumindest vorübergehend doch noch etwas mildere Luft einsickern. Fiel nachmittags zunächst teils noch bis in tiefe Lagen Schnee (wie zum Beispiel am Flughafen Köln/Bonn auf 92 m Höhe), stieg die Schneefallgrenze im Verlauf rasch an und lag im Westen dann zeitweise bei rund 600 m, ehe sie sich dort zum Morgen hin wieder bei rund 400 m einpendelte. Im Schwarzwald meldete am späten Abend sogar die Station Freudenstadt auf knapp 800 m kurzzeitig nur noch Schneeregen.

Mit weiterem Vorankommen der Okklusion und der damit verbundenen Niederschläge ostwärts bis in die Mitte und den Südosten, hatte es diese vorübergehende Milderung bis zum Morgen immer schwerer, „Fuß zu fassen“. In der Folge fielen die Niederschläge oberhalb von rund 400 m fast durchweg als Schnee. Kurzzeitig reichte es zum Teil auch in tiefen Lagen wieder für eine weiße Überraschung oder anders ausgedrückt: „Stundenschnee“ (= ein paar Stündchen weiß, danach schnell Matsch). In beigefügter Grafik  sind die heute früh um 7 Uhr gemessenen Schneehöhen dargestellt. Über der Mitte und Richtung Südosten liegen demnach etwa oberhalb von rund 400 m verbreitet über 5 cm, oft sogar über 10 cm. Ähnliche Mengen sind auch in etwas höheren Lagen im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb anzutreffen. In Lagen um bzw. über 600 m werden über der Mitte häufig 20 bis 30 cm gemeldet. Noch mehr Schnee liegt naturgemäß in den Alpen.

Diese Schneehöhen werden aber heute mit Sicherheit noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn vor allem im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen schneit es oberhalb von etwa 400 bis 600 m noch tüchtig weiter, zum Teil bis in den Nachmittag hinein. Dort dürften also zu den oben beschriebenen Mengen durchaus noch einmal um 5, in Hochlagen auch um 10 cm Neuschnee dazukommen.

Im weiteren Tagesverlauf lassen die Niederschläge allmählich nach und am morgigen Montag reicht es nur noch in den östlichen Mittelgebirgen sowie im Südosten für etwas Schneefall, der allerdings – wenn überhaupt – nur noch geringen Neuschneezuwachs mit sich bringt. Der große Rest des Landes gelangt dagegen unter Hochdruckeinfluss, der sich am Dienstag auch bis in den Südosten durchsetzt. Die Folge: Wetterberuhigung und zum Teil knackig kalte Nächte!

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.01.2022

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DWD Schneefall der zweite und vorerst letzte Teil

 

Schneefall

Wir schreiben den achten Januar im Jahr 2022. Es ist Vollwinter und nach einer Mildzeit zum Jahreswechsel hat sich die Luft nun auf mitteleuropäischen Winter abgekühlt. Die Tage weisen Höchstwerte unter 10 Grad auf und die Nächte sind häufig frostig. Kein Wunder also, dass Niederschläge zunehmend als Schnee fallen. So geschehen in der Nacht vom Freitag (07.01.2022) auf den heutigen Samstag (08.01.2022).

Ausgehend von einem Trog, der von Südskandinavien bis weit nach Frankreich reichte, bildete sich am Freitagnachmittag über dem Ärmelkanal ein kleinräumiges Tief. Dieses zog zunächst südwärts bis etwa Paris und folgte dann dem Trog ostwärts nach Deutschland. Um das Tief herum sammelte sich feuchte Luft, die bei ausreichender Sättigung ausregnete. Da nun aber in der Höhe kalte Luft aus Norden eingeströmt war, die sich auch bis in tiefere Luftschichten durchsetzen konnte, regnete es nicht, sondern es schneite. Das Niederschlagsfeld des Tiefs erreichte die Regionen von der Südeifel bis an die Saar im Laufe des späteren Abends. Etwa gegen Mitternacht wurden bereits die Regionen am Mittelrhein erfasst. Im weiteren Verlauf zog das Tief zügig über das Rhein-Main-Gebiet und erreichte am frühen Morgen Unterfranken. Die höchsten Niederschlagsmengen gab es an der Nordflanke des Tiefs.

In einem 12-stündigen Zeitraum fielen zwischen der Mosel und dem Rhein-Main-Gebiet verbreitet 10 bis 15 l/m². Diese kamen in den Lagen oberhalb von 200 bis 300 m als Schnee herunter. Unterhalb davon mischte sich in den Schnee auch Regen, in den tiefsten Lagen (etwa unterhalb von 100 m) reichte es meist nicht für eine geschlossene Schneedecke. Die gemessenen Neuschneemengen lagen am Samstagmorgen in Mittelhessen und Rheinland-Pfalz meist zwischen 3 und 8 cm. In Bad Vilbel/HE knapp nördlich von Frankfurt am Main reichte es für 9 cm, in Wiesbaden/HE wurden 2 cm registriert. Im Bergland schneite es durchgehend und auf dem Kleinen Feldberg im Taunus/HE wuchs die Schneehöhe in der Nacht um 21 cm auf 27 cm Gesamtschnee am Samstagmorgen. Auf der Wasserkuppe in der Rhön/HE fielen in der Nacht 12 cm Neuschnee und erhöhten die Gesamtschneemenge auf 24 cm. In der Südeifel/RP wurden 10 cm Neuschnee in Nürburg und 17 cm in Weißenseifen registriert, im Hunsrück fielen bis zu 14 cm.

Südlich des Tiefs frischte der Wind kräftig auf und brachte in Baden-Württemberg verbreitet Böen zwischen 50 und 60 km/h (Bft 7). Im Bergland wurden Sturmböen um 80 km/h registriert, auf dem Feldberg im Schwarzwald gab es gar schwere Sturmböen bis knapp 100 km/h. In diesem Bereich waren die Niederschläge eher schwacher Natur und so kamen bis zum Morgen nur 1 bis 4 Zentimeter Neuschnee zusammen. Unterhalb von 400 m fiel meist nur Regen.

Am heutigen Vormittag zieht das Tief weiter ostwärts und beschert auch Nordbayern und Thüringen teils signifikante Schneemengen. Mit der Milderung tagsüber wird der Schnee in den tiefen Lagen im Westen und Südwesten meist wieder wegtauen. Im Bergland sowie im Osten und Südosten des Landes hält sich der Schnee etwas länger.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.01.2022

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DWD Schneefall

Nächster Mildschub

Derzeit sehen die Prognosen der Kurzfrist – im Prinzip bis Anfang der kommenden Woche – zumindest im Bergland wieder recht winterlich aus. Dort kommt es in den nächsten zwei Tagen gebietsweise noch zu einem recht ordentlichen Neuschneezuwachs im zweistelligen Bereich. Somit könnte man sich in den Mittelgebirgen nicht nur der weißen Pracht erfreuen, sondern auch noch sportlich aktiv werden. Auch im Flachland, gerade in der Mitte und im Süden, wird die Landschaft mal vorübergehend weiß angezuckert. Diese meist dünne Schneedecke sollte aber jeweils im Tagesverlauf wieder weitgehend verschwinden beziehungsweise sich in etwas höher gelegene Lagen zurückziehen. Von solchen Entwicklungen ausgenommen ist wohl der Westen und Nordwesten des Landes, wo bereits am Sonntag (09.01.2022) hinter den Fronten von Tief DOREEN mildere Luft einsickert. Zu Beginn der nächsten Woche beruhigt sich das Wetter unter Zwischenhocheinfluss vorübergehend. Im Süden und Osten hält sich der Schnee in den Bergen noch tapfer, zumal zumindest die Nächte dort weiterhin frostig bleiben werden.

Interessanter wird es zur Wochenmitte, wenn sich die Großwetterlage grundlegend umstellt. Dann soll sich ein kräftiges Hoch knapp westlich der Britischen Inseln etablieren. Dieses sowohl am Boden als auch in der Höhe mächtige und großräumige Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt in der Folge noch etwas ostwärts und reicht somit bis nach West- sowie das südliche Mitteleuropa. Dadurch gelangt vor allem die Nordhälfte Deutschlands in eine straffe westliche Grundströmung. Und nicht nur das, in höheren Luftschichten (etwa am Oberrand der Grenzschicht in 850 hPa = in ca. 1400 bis 1500 m Höhe) dreht die Strömung mehr auf nordwestliche Richtung, mit der über die Nordsee und um das Hoch herum im Uhrzeigersinn teils subtropische Luftmassen angezapft werden. Diese können sich aufgrund recht stabiler Schichtung nicht eins zu eins bis zum Boden durchsetzen (in einigen Schichten vom Boden bis 850 hPa herrscht Temperaturzunahme mit der Höhe vor, die Bildung einer Inversion verhindert also die ideale Durchmischung). Nichtsdestotrotz sind am Donnerstag und Freitag im Nordwesten und Westen örtlich Tageshöchstwerte um 10 Grad möglich! Es werden allerdings auch dort keine Sonnentage erwartet, ganz im Gegenteil: Die Nordseeluft ist zum einen recht feucht, zum anderen ziehen im Grenzbereich zu tiefem Luftdruck über Skandinavien auch Störungen über Norddeutschland, die Regen und Wind im Gepäck haben. Nach Süden hin kommt die milde Luft zunächst noch nicht so recht voran. Hier herrscht meist ruhiges, zu Nebel neigendes Wetter mit Nachtfrösten und niedrigeren Tageshöchstwerten.

Apropos Grenzbereich zu tiefem Luftdruck und der Kaltluft über Skandinavien: Am übernächsten Wochenende (15./16.01.2022) könnte mit einigen Unsicherheiten behaftet vielleicht der nächste Schub Kaltluft aus dieser Richtung an die Tür klopfen.

Bis dahin ist aber noch hinreichend Zeit und das Wetter wie gesagt alles andere als uninteressant.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.01.2022

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Klimatologische Einordnung des Jahres 2021

In Deutschland war es im Jahr 2021 wärmer, feuchter und sonnenscheinreicher als im vieljährigen Mittel (1961-1990). Bemerkenswert war 2021 aus klimatologischer Sicht, im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren, allerdings nicht aufgrund sehr hoher Temperaturen und Trockenheit, sondern aufgrund intensiver Starkniederschlagsereignisse. Darunter fällt unter anderem der Juli mit ausgeprägten Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Weitere außergewöhnliche Witterungsereignisse waren eine intensive Kältewelle im Februar, auf die eine sehr milde Phase mit regional fast sommerlichen Temperaturen folgte, ein relativ kühles Frühjahr sowie ein ausgesprochen mildes Jahresende.

Die deutschlandweite Mitteltemperatur im Jahr 2021 lag bei ca. 9,2 Grad und damit um 0,9 Grad über dem Mittelwert der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Damit war 2021 gemeinsam mit 2009 das 21.-wärmste Jahr seit 1881 und das elfte Jahr in Folge, das wärmer als der vieljährigen Mittelwert 1961-1990 ausfiel. Im Vergleich zur aktuellen Normalperiode 1991-2020 war das Jahr 2021 nur geringfügig kühler (-0,1 Grad). Die Jahre 2011-2020 waren in Deutschland von sehr hohen Temperaturen geprägt. Gegenüber dem Mittelwert dieser Dekade von 9,8 Grad war das Jahr 2021 0,6 Grad kühler.

Bei den klimatologischen Kenntagen „Frosttage“ (Anzahl der Tage mit Minimumtemperatur unter 0 Grad) und „Eistage“ (Anzahl der Tage mit Maximumtemperatur unter 0 Grad) fallen trotz der intensiven Kältewelle im Februar die niedrigen Platzierungen im Jahr 2021 auf. Aufgrund des milden Winters 2020/2021 und dem sehr milden Dezember 2021 gab es deutschlandweit 89 Frosttage und 15,7 Eistage, beide Kennwerte lagen unter den vieljährigen Mitteln 1961-1990. Im Gebietsmittel für Deutschland gab es 2021 37,1 „Sommertage“ (Anzahl der Tage mit Maximumtemperatur über 25 Grad) und 4,5 „Heiße Tage“ (Anzahl der Tage mit Maximumtemperatur über 30 Grad). Dass diese Kenntage 2021 zumindest leicht über dem vieljährigen Mittel liegen, ist bei einem leicht zu kühlen August hauptsächlich auf den sehr warmen Juni zurückzuführen.

Mit einem Gebietsmittelwert des Niederschlags von 801 mm für das gesamte Jahr lag die Niederschlagsmenge nur geringfügig (+1,5 Prozent) über dem vieljährigen Mittelwert (1961-1990). Im Jahresverlauf wiesen 5 Monate überdurchschnittliche Niederschlagsmengen auf, darunter insbesondere die Sommermonate, und 6 Monate unterdurchschnittliche Niederschläge, darunter auch der April, der damit die Folge der trockenen Aprilmonate der Vorjahre fortsetzt. Im Juli 2021 führten regional sehr intensive Starkregenereignisse zu ausgeprägten Überschwemmungen insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Das Jahr 2021 war auch insgesamt durch überdurchschnittlich viele Starkregenereignisse geprägt und belegt im Zeitraum 2001 bis 2021 den zweiten Platz. Als Starkregenereignis sind dabei Regenmengen von über 25 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde definiert (Warnstufe 3 im Warnsystem des DWD).

Insgesamt brachte es das Jahr 2021 im Deutschlandmittel auf 1631,2 Sonnenstunden. Damit ergibt sich ein Defizit gegenüber der vieljährigen mittleren Jahressumme des Zeitraumes 1961-1990 von 87,2 Stunden bzw. 5,6 Prozent. In den Monaten Januar, Mai, Juli, August und November wurde das Sonnenscheinsoll nicht erreicht. Dafür wurde in den Monaten Februar, März, April, Juni, September und Oktober das Sonnenscheinsoll überschritten, der Dezember erreichtet dieses. Der Juni war mit fast 260 Stunden der sonnenscheinreichste Monat des gesamten Jahres. Der Sonnenscheinüberschuss lag bei etwa 27 Prozent (Bezugszeitraum Klimareferenzperiode 1961-1990). Den höchsten Überschuss verzeichnete der Februar mit etwa 50 Prozent (36 Stunden). Im Januar schien die Sonne dagegen im Mittel nur insgesamt 30 Stunden. Dies war auch der Monat mit dem größten Defizit (31 Prozent).

Dies ist eine Zusammenfassung bestehend aus Abschnittszitaten des am 4.1.2022 erschienenen Berichtes „Klimatologische Einordnung des Jahres 2021“ des Deutschen Wetterdienstes. Eine vollständige Version des Berichtes inklusive Abbildungen können Sie unter.

Dr. Florian Imbery et al.; Zusammenfassung: M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.01.2022

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DWD Klimatologische Einordnung des Jahres 2021