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Sonne, Erde, Jahreszeiten

Von klein auf kennen wir die vier Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das typische Wetter unterscheidet sich von Jahreszeit zu Jahreszeit stark. Ist es im Sommer oft heiß oder gewittrig, ist es im Winter dagegen kalt und windig. Der Herbst hat seine sonnigen Seiten und kann mit seiner farbenprächtigen Natur glänzen, jedoch genauso windiges, trübes, nebliges oder regnerisches Wetter mit sich bringen. Dass der Frühling ebenso viele verschiedene Seiten hat, ist sowieso offensichtlich mit dem April als Inbegriff der Sprunghaftigkeit: „Der April, der macht was er will.“

Und was treibt diese alljährliche Wettermaschinerie an? Natürlich die Sonne und die Umlaufbahn der Erde um diese herum.

Das erste der berühmten Keplerschen Gesetze besagt, dass sich die Erde (und auch jeder andere Planet) auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt. Dabei steht die Sonne in einem der Brennpunkte. Der Bahnpunkt, der die größte Entfernung zur Sonne aufweist wird dabei „Aphel“ genannt, der sonnennächste Punkt „Perihel“. Nun stellt sich die Frage, an welchem Tag des Jahres die Erde diese Punkte passiert. Wollen Sie raten? Die Antwort finden Sie am Ende dieses Thema des Tages.

Sonne Erde Jahreszeiten 1

Darstellung der Umlaufbahn der Erde um die Sonne mit Jahreszeitenbeginn. (Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbahn#/media/Datei:Four_season_german_infotext.svg (04.10.2025)

Die Entfernung zur Sonne spielt also für die Jahreszeiten eine nur untergeordnete Rolle. Was also zeichnet den Erdorbit noch aus? Das Zauberwort ist die Ekliptik. Diese beschreibt, dass die Erdumlaufbahn gegenüber der Erdachse geneigt ist. Dieser Neigungswinkel beträgt 23,5° und findet sich beispielsweise bei Globen (tatsächlich die Mehrzahl von Globus) wieder, die ebenfalls nicht „gerade“ dastehen. Während sich die Erde um die Sonne bewegt, führt diese Ekliptik nun dazu, dass ein halbes Jahr lang die Nordhalbkugel der Sonne zugewandt ist und die anderen sechs Monate die Südhalbkugel. Die Zeitpunkte des Wechsels werden durch die Tag-und-Nachtgleichen markiert. Sie fallen auf den 21. März und den 23. September. Der Tag des höchsten Sonnenstandes (in Bezug auf die Nordhalbkugel) ist der 21. Juni und der des niedrigsten der 21. Dezember. Diese Tage könnten Ihnen bekannt vorkommen, denn sie markieren den Sommer- bzw. Winteranfang im kalendarischen Sinne. Auf den ersten Blick vielleicht etwas unintuitiv, aber das bedeutet auch, dass ab dem Sommerbeginn die Tage wieder kürzer werden.

Sonne Erde Jahreszeiten 2

Darstellung der Ekliptik der Erdumlaufbahn. (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Ecliptic.svg (04.10.2025)

Spannenderweise ist die Erdumlaufbahn nicht konstant. Sie unterliegt gewissen Veränderungen. Beispielsweise ändert sich das Perihel und gleichzeitig der Frühlingspunkt. Alle etwa 12000 Jahre fallen Perihel und Sommeranfang zusammen. Wenn sich jemand dann die Frage stellt, warum es Sommer wird, der wird vielleicht irrtümlich auf die Antwort kommen, dass die Entfernung zwischen Erde und Sonne ausschlaggebend sei. Für dieses Thema des Tages hat das zur Folge, dass die untenstehende Antwort strenggenommen nur eine Momentaufnahme ist und eigentlich lauten müsste: Das Datum, an dem die Erde Aphel und Perihel durchläuft, ist nicht konstant, sondern ändert sich in regelmäßigen (astronomischen) Zeitintervallen.

Antwort auf die Frage im Text:

Das Aphel wird am 03. Januar, das Perihel am 03. Juli erreicht.

M.Sc. Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Der längste Tag des Jahres

In Skandinavien ist der längste Tag des Jahres ein Grund zum Feiern. In Schweden (und hier in Deutschland bei IKEA) begeht man das Midsommar-Fest, in Finnland heißt das Fest „Juhannus”, in Norwegen feiert man Midtsommer und auf Island die „Jónsmessa”. Bei uns ist man da eher nüchterner unterwegs – sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne.

Besonders genießen lässt sich die Tageslänge logischerweise im äußersten Norden. Ein Blick nach Sylt verrät: Sonnenaufgang war hier heute um 4:46 Uhr, Sonnenuntergang ist um 22:09. Theoretisch sind also laut diesen Zeiten 17 Stunden und 23 Minuten Sonnenschein möglich. Im äußersten Süden Deutschlands (hier stellvertretend Oberstdorf/Allgäu) dagegen nur fast 16 Stunden (Sonnenaufgang 5:22 Uhr, Sonnenuntergang 21:19), was aber immer noch ein guter Wert ist. Alle diese Angaben können allerdings etwas schwanken, je nachdem welche Berechnungsmethode für diese astronomischen Größen verwendet wird.

Allerdings macht vor allem dem Süden das Wetter ein Strich durch die Rechnung. Regen und eventuell einzelne Gewitter am Abend vermiesen den Blick auf die Sonne, während man sich im hohen Norden über einen Mix aus Sonne und Wolken bis zum späten Abend freuen darf – ohne Regen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Zeiten des frühesten bzw. spätesten Sonnenauf- bzw. -untergangs nicht mit der Sonnenwende zusammenfallen, sondern gegeneinander versetzt sind. Tatsächlich war der Tag des frühesten Sonnenaufgangs bereits am 16. Juni. Der Tag des spätestens Sonnenuntergangs ist dagegen erst sechs Tage nach der Sonnenwende am 26. Juni. Die Ursache dieses Effektes liegt in der Ekliptik (Schiefe) der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Dieser Effekt führt am Ende zu den beschriebenen Abweichungen.

Mit der heutigen Sonnenwende beginnt nun auch der astronomische Sommer, nachdem der meteorologische Sommer bereits am 1. Juni seinen Anfang gefunden hat. Zumindest erweckt auch das Wetter den Eindruck, der Jahreszeit entsprechend im Laufe der nächsten Woche etwas sommerlicher daherzukommen. Dann erwartet uns zumindest bis kommenden Mittwoch verbreitet Hochdruckwetter mit warmen bis heißen Temperaturen von meist 25 bis 30°C. Bis dahin gilt es, noch eine unbeständige Phase abzuwarten. Insbesondere am morgigen Freitag erwartet uns eine überregionale Schwergewitterlage im Osten Deutschlands. Erst am Sonntag beruhigt sich das Wettergeschehen zusehends.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst