Schlagwortarchiv für: Gewitter

Unwetter gestern Abend

Im gestrigen Thema des Tages ging es um das bevorstehende Wettergeschehen. Heute soll es nun darum gehen, wie die Realität ausgesehen hat.

Ausgangspunkt war eine Luftmassengrenze, die sich vom Süden bis in den Norden Deutschlands erstreckte und mäßig warme Atlantikluft von sehr warmer Subtropikluft trennte. Die Modelle zeigten, dass sich in der hochenergetischen Luft im Vorfeld sowie mit Unterstützung aus höheren Schichten, ab dem Nachmittag schwere Gewitter im Süden entwickeln würden. Aus diesem Grund ist im Voraus auch schon eine Vorabinformation vor schweren Gewittern für Teile Süddeutschlands ausgegeben worden. Darin wurde vor schweren Sturmböen bis 100 km/h, vereinzelt sogar orkanartigen Böen bis 115 km/h, Hagel mit 3 cm Durchmesser und Starkregen zwischen 25 und 40 l/m² in kurzer Zeit gewarnt. Was ist nun eingetreten?

Unwetter gestern Abend 2

Warnlage am 04.09.2025 um 19:45 Uhr

Tatsächlich entwickelten sich am Nachmittag starke Gewitterzellen in der Schweiz. Mehrere sogenannter Superzellen zogen heran, wobei sie besonders über den östlichen Bodensee und das Allgäu das Bundesgebiet erreichten. Offizielle Warnungen vor Unwetter in diesen Gebieten waren deshalb ausgegeben. Dabei konnte auf Livebildern mancher Webcams schon beobachtet werden, dass diese Zellen einiges an Hagel produzierten. Später am Abend „verclusterten“ die Zellen wie erwartet im Bereich der Vorabinformation. „Verclustern“ bedeutet dabei, dass die Einzelereignisse zunehmend zusammenwachsen und ein großes Gebiet bilden. Es entwickelte sich ein sogenanntes MCS (Mesoscale Convective System).

Die höchsten gemessenen Niederschlagsmengen lagen tatsächlich etwa zwischen 30 und 40 l/m² innerhalb einer Stunde. Einen Ausreißer gab es: Die Station Vilgertshofen-Pflugdorf in Bayern vermeldete rund 56 l in einer Stunde. Doch um dem die Krone auszusetzen sind davon satte 50 l innerhalb einer guten halben Stunde heruntergekommen! In Zumeldungen der Nutzer der DWD-Warnwetter-App gab es außerdem Hagelbilder mit Korngrößen von ca. 3 cm, welche sich mit der Vorhersage deckten.
Unwetter gestern Abend 3

Nutzermeldung Hagel

Ein kurzer Einschub hierzu: Solche Meldungen, beispielsweise zu gefallenem Hagel, helfen den Meteorologen zur Abschätzung der Gewitterstärke. Falls Sie also von einem Gewitter überrollt werden, erstellen Sie doch eine Meldung (im besten Falle mit einem aussagekräftigen Foto) über die App. Die diensthabenden Kollegen freuen sich über zusätzliche Informationsquellen. Achten Sie natürlich darauf, dass Sie sich nicht in Gefahr begeben, gerade solch heftige Unwetter bergen nicht unerhebliche Risiken!

Nun zurück zum eigentlichen Thema. Die Böenmeldungen hinkten bisher hinter der erwarteten Intensität hinterher. Um 22 Uhr vermeldeten ein paar Stationen in Bayern Windgeschwindigkeiten über 80 km/h. Eine Messung der Station Dürabuch in Bayern jedoch lag sogar bei 114 km/h, also ziemlich genau, was die Vorabinformation auch prophezeit hatte.

In den weiteren Nachtstunden bewegte sich der Komplex unter Abschwächung nach Nord-Nord-Ost. Warnungen vor nunmehr markantem mehrstündigem Starkregen, ergänzt mit Gewitterwarnungen, markierten die zukünftige Zugbahn und umfassten ein Gebiet von Franken (Bayern) bis zur Altmark (Sachsen-Anhalt). In den Morgenstunden, erreichten die deutlich abgeschwächten Überreste Mecklenburg-Vorpommern.

Die Unwetter blieben nicht ohne Folgen: So gab es Berichte über zahlreiche Feuerwehreinsätze im Allgäu und über einen Dammbruch, der für zusätzliche Überschwemmungen sorgte. In München kam es zu umgefallenen Bäumen, sodass eine Bahnstrecke zeitweise gesperrt werden musste. Solche Ereignisse wie gestern Abend sind also einerseits faszinierend, andererseits gehen sie mit gefährlichen Auswirkungen einher.

M.Sc. Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

Bereits in der Nacht zum vergangenen Dienstag (02.09.2025) zogen Gewitter mit Starkregen aus dem Süden Deutschlands über die Osthälfte nordostwärts. An der Wetterlage hat sich seither nur wenig getan. Weiterhin liegt ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordostatlantik. Darin finden sich am heutigen Donnerstagmittag, den 04.09.2025, verschiedene Druckzentren, unter anderem Tief „Ulrich“ bei Island und Tief „Volkhard“ vor der Küste Norwegens.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

DWD-Vorhersagekarte für den Bodendruck und die Luftmassengrenzen im Bereich von Europa und dem Nordostatlantik für Donnerstag, den 04. September 2025, 12 UTC auf Basis des ICON-Modelllaufs vom 03. September 2025, 00 UTC.

Von „Volkhard“ ausgehend erstreckt sich eine Luftmassengrenze über Mitteleuropa und greift im heutigen Tagesverlauf auf Deutschland über. In deren Vorfeld befindet sich der Süden und Osten Deutschlands im Einflussbereich erwärmter Meeresluft. Diese bringt nicht nur sommerliche Temperaturen, sondern auch ausreichend Energie auf, sodass sich ab dem Nachmittag bis in den späten Abend hinein einzelne schwere Gewitter im Süden bilden können. Dabei besteht örtlich Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen mit Mengen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter, schweren Sturm- oder vereinzelt sogar Orkanböen sowie Hagel mit Korngrößen um 3 cm.

Am späten Abend kann sich dann in Zusammenspiel mit einer südwestlichen Überströmung der Alpen ein sogenanntes Leetief auf der Nordseite der Alpen ausbilden. Dieses führt insbesondere entlang der Luftmassengrenze zu schauerartigen Regenfällen, teils sind auch einzelne Gewitter eingelagert. Dabei kann das markante DWD-Warnkriterium für Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 20 und 35 Litern pro Quadratmeter in wenigen Stunden erreicht werden, unwetterartige Entwicklungen mit höheren Mengen sind aber nur selten. Das Starkregengebiet zieht in der Nacht zum Freitag dann allmählich über die östliche Mitte und erreicht in den Morgenstunden des Freitags (05.09.2025) den Nordosten Deutschlands. Gleichzeitig regnet es auch im Süden an der nur sehr langsam ostwärts vorankommenden Luftmassengrenze weiterhin teils schauerartig verstärkt.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 2

Schematische Darstellung der bevorstehenden Unwettersituation durch schwere Gewitter (rotes Polygon) im Süden Deutschlands und gewittrigem Starkregen vom Südwesten bis in den Nordosten (oranges Polygon) von Donnerstag, den 04. September 2025.

Am Freitag bekommt die Luftmassengrenze dann etwas Unterstützung aus der Höhe. Ein sogenannter Höhentrog (vorübergehend tiefer Luftdruck in höheren Atmosphärenschichten) sorgt für etwas Schub nach Osten hin. Zudem wird dadurch zusätzliche Hebung generiert. So bleibt es in der Osthälfte zunächst regnerisch. Vereinzelt treten die Niederschläge auch noch gewittrig verstärkt auf. Im Tagesverlauf ziehen diese aber mehr und mehr nach Osten ab. Nur in der Lausitz kann der Regen noch bis in die Nacht zum Samstag anhalten.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 3

Vorhersage der 24-stündigen Niederschlagsmengen bis Freitag, den 05. September 2025, 12 UTC für die Wettermodelle ICON-D2 (links), IFS (Mitte) und AROME (rechts).

Rückseitig der Luftmassengrenze fließt etwas kühlere Atlantikluft nach Deutschland, sodass die Tageshöchstwerte allmählich wieder etwas absinken. Bereits am heutigen Donnerstag liegen die Temperaturen im Westen zwischen 20 und 24 Grad. Am morgigen Freitag wird dann landesweit kein Sommertag (Temperaturen von 25 Grad Celsius und höher) mehr erreicht. Bei länger anhaltendem Regen wird das Thermometer voraussichtlich nicht über 17 Grad Celsius steigen.

Von Westen nimmt zum Wochenende hin Hochdruckeinfluss zu. Hoch „Nina“ liegt aktuell noch über dem Atlantik, verlagert am Freitag seinen Schwerpunkt über Frankreich hinweg und befindet sich dann am Samstag genau über Deutschland. So beruhigt sich das Wettergeschehen am Wochenende wieder.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 4

Temperatur und Geopotenzial in etwa 1,5 Kilometern Höhe über Grund im Bereich Nordwesteuropa. Der rote Pfeil zeigt den Zustrom wärmerer Luftmassen nach Deutschland.

Am Sonntag gelangen wir aber schon wieder auf die Vorderseite eines weiteren Atlantiktiefs, das in Richtung Britische Inseln zieht. Dieses führt wieder deutlich wärmere Luft zu uns, sodass die Höchstwerte wieder auf sommerliche Werte ansteigen können.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Schwitzend in den Sturm: Teils kräftige Gewitter beenden Hitzewelle

Die Hitze der vergangenen Tage baute sich über Tage hinweg auf. Tagsüber stiegen die Höchstwerte immer weiter an, und auch die Abkühlung in den Nächten fiel immer geringer aus. So wurden verbreitet Warnungen vor einer starken Wärmebelastung fällig. Am gestrigen Mittwoch, dem 02. Juli 2025 sorgte Feuchteadvektion sogar noch einmal für einen weiteren Anstieg der gefühlten Temperatur. So wurden in der Westhälfte Deutschlands sogar Warnungen vor einer extremen Wärmebelastung nötig. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 1

Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes vom 01. Juli 2025. (Quelle: DWD) 

Der Allzeit-Temperaturrekord in Deutschland mit 41,2 °C in Tönisvorst und Duisburg-Baerl vom 25. Juli 2019 war allerdings nicht in Reichweite. Zum einen reichte die Temperatur der einströmenden Luftmasse nicht ganz dafür aus. Zum anderen sorgte auch etwas Saharastaub in höheren Luftschichten für eine weitere Dämpfung der Höchstwerte. Dennoch zeigte das Thermometer am späten Nachmittag in Andernach (Rheinland-Pfalz) 39,3 °C, in Demker (Sachsen-Anhalt) 39,2 °C und in Kitzingen (Bayern) 39,1 °C an.

Wer sich dennoch für Rekorde interessiert: Zumindest in den nördlichen Bundesländern wurden voraussichtlich neue Dekadenrekorde aufgestellt. In Niedersachsen an der Station Barsingshausen-Hohenbostel wurden 38,5°C registriert. Der vorherige landesweite Dekadenrekord wurde in Lüchow am 04.07.2015 mit 38,3 °C gemessen.

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 2

Tageshöchstwerte von Mittwoch, dem 02. Juli 2025  

Und auch in Schleswig-Holstein wurde in Grambek nach 37,2 °C am 04.07.2015 mit 37,6 °C am gestrigen Mittwoch ein neuer landesweiter Dekadenrekord aufgestellt. Dabei handelt es sich jedoch um vorläufige Messwerte, die bisher noch nicht validiert wurden. Die Werte müssen erst noch durch die Qualitätsprüfung, bevor sie bestätigt werden können. 

Am gestrigen Nachmittag stürzte die Temperatur dann von Nordwesten her förmlich ab. Von teilweise über 35 °C ging es um rund 15 Kelvin runter auf 20 bis 22 °C. Ein solch rascher Temperatursturz geht dabei meist auch mit kräftigen Gewittern einher. So bildeten sich am Nachmittag von der Eifel ausgehend und auf den kompletten Westen und Nordwesten übergreifend kräftige Gewitter. Im Vorfeld kam es auch im Bereich des Schwarzwalds sowie im Voralpenland zu einzelnen Hitzegewittern. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 3

Animiertes Wetterradar von Mittwoch, 02. Juli 2025, 11 Uhr bis Donnerstag, 03. Juli 2025, 03 Uhr. (Quelle: DWD) 

Dabei standen zunächst vor allem der Starkregen und Hagel im Fokus der Begleiterscheinungen. Lokal eng begrenzt fielen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, wie beispielsweise an den Stationen Alsdorf-Bettendorf (Nordrhein-Westfalen) und Rastede (Niedersachsen) registriert wurde. Zudem produzierte eine Superzelle bei Emden größeren Hagel. In den sozialen Medien wurden Fotos von Hagel mit Korngrößen von bis zu 8 Zentimetern gepostet. 

Am späten Nachmittag begannen sich die Gewitter allmählich zu einer Linie zu organisieren. Mehr und mehr rückte nun der Wind als Begleiterscheinung in den Fokus. Aufgrund ungünstiger Scherungsbedingungen blieb dieser jedoch etwas unter den Erwartungen vom Vortag. Immerhin konnten mehrere schwere Sturmböen gemessen werden, z.B. um 19 Uhr in Bremen, wo eine DWD-Messstation 99 km/h registrierte. Im Laufe der Nacht schwächten sich die Gewitter aber immer weiter ab, und auch der in Verbindung mit Gewittern auftretende Wind ließ zunehmend nach. 

Schwitzend in den Sturm Teils kraeftige Gewitter beenden Hitzewelle 4

DWD-Hitzewarnungen am Donnerstag, den 03. Juli 2025. (Quelle: DWD) 

Am heutigen Donnerstag (03. Juli 2025) liegt die mittlerweile gealterte Warmluft im Vorfeld eines Tiefausläufers, der diese in den Südosten Deutschlands abdrängt, bevor die Hitze am morgigen Freitag schließlich ganz passé ist. Im Südosten muss heute jedoch noch einmal mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden. Zudem werden vom Alpenrand bis zum südlichen Bayerwald am Nachmittag und Abend erneut einzelne kräftige Gewitter vorhergesagt. Dabei steht vor allem der Starkregen im Fokus, dieser kann lokal eng begrenzt unwetterartig ausfallen. Stürmische Böen und auch Hagel sollten eher eine untergeordnete Rolle spielen. 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Nach der Hitze die Gewitter

Der Sommer ist in vollem Gange. Im Süden Deutschlands ist es mit Hochdruckeinfluss heute sonnig und heiß. Die Maxima liegen südlich einer Linie Eifel-Frankenwald verbreitet über 30 Grad. Nördlich davon ist es ebenfalls warm, aber nicht so heiß. Nur an den Küsten und im Norden Schleswig-Holsteins werden maximal um 20 Grad erwartet, was per Definition im Juni nur „mäßig warm“ entspricht. Dazu ziehen immer wieder Wolken durch und vereinzelt fällt auch etwas Regen. Grund dafür sind Ausläufer eines Tiefdruckkomplexes über Finnland und dem Baltikum.
 

Nach der Hitze die Gewitter 1 

Karte Europa und Nordatlantik mit Vorhersage von Isobaren- und Druckzentren sowie Frontalzonen für Mittwoch, 25.06.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

Am morgigen Donnerstag (26.06.2025) schwächt sich der Hochdruck ab und wir geraten in den Einflussbereich eines Tiefs bei Island. Dessen Ausläufer erreichen uns bereits in den frühen Morgenstunden von Westen und Südwesten her. Vorderseitig eines Randtroges wird die eingeflossene Warmluft labilisiert und es kommt zu ersten Schauern und Gewittern im Südwesten und Westen des Landes.
 

Nach der Hitze die Gewitter 2 

Karte Europa und Nordatlantik mit Vorhersage von Isobaren- und Druckzentren sowie Frontalzonen für Donnerstag, 26.06.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

Tagsüber verlagern sich die feucht-warmen bis heißen Luftmassen nord- und ostwärts. Die Gewitter lassen am Vormittag aber vorübergehend nach. Ab Mittag sind verbreitet kräftige Gewitter möglich. Nur im Südwesten ist das Gröbste dann schon durch. In der Osthälfte des Landes besteht dann das größte Potenzial für örtliche Unwetter. Bei kräftigen Gewittern sind Sturmböen bis 85 km/h, kleinkörniger Hagel und Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit wahrscheinlich. Bei Unwettern können Böen bis in den orkanartigen Bereich (110 km/h), Hagel bis 3 cm und Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit auftreten. Auswirkungen können örtliche Überschwemmungen und Hagelschlag sein. Vor allem aber sind aufgrund der Böen Astbruch und umstürzende Bäume möglich. Diese sind aktuell voll belaubt und bieten dem Wind große Angriffsflächen.
 

Nach der Hitze die Gewitter 3

Deutschlandkarte mit der Region mit dem größten Potenzial für lokale Unwetter am Donnerstag, 26.06.2025 (Quelle: DWD) 

Am Donnerstagabend beruhigt sich das Wetter von Westen her wieder. In der Nacht zum Freitag zieht zwar noch eine kleine Störung von Westen herein, sie bringt aber nur noch dichte Wolken und Regen. Gewitter werden keine mehr erwartet. Zudem kühlt die Luft merklich ab.

An den Folgetagen setzt sich aus Südwesten Hochdruck durch, der wieder sehr warme bis heiße Luft bringt. Diese erreicht am Sonntag und Montag auch den Norden. Dann sind in weiten Teilen des Landes hochsommerliche Höchstwerte von über 30 Grad zu erwarten. Im Südwesten sind erneut um 35 Grad möglich.

Wie Sie sich auf die Hitze vorbereiten und schützen können, lesen Sie im Thema des Tages vom 13.06.2025: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/6/13.html und jederzeit auch auf www.hitzewarnungen.de.

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Abkühlung in Sicht!

„Erste Hitzewelle des Jahres“, “ Ab Mittwoch kommt die Hitze“, „Bis zu 35 Grad“ – so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen für die kurze Hitzewelle, die vielen Teilen Deutschlands nun bis maximal zum Sonntag bevorsteht. Dass die Hitzewelle aber nur von recht kurzer Dauer und eine Abkühlung bereits wieder in Sicht ist, zeigen die Wettermodelle auch in schöner Beständigkeit.

Die Hitzewelle

XARA ist keine Modekette für Bekleidung (die wird sowieso anders geschrieben), sondern das verantwortliche Hoch, das Teilen Deutschlands die erste Hitzewelle des Jahres mit Temperaturen zum Teil deutlich über 30 Grad bringt. Weil XARA bis zum Samstag ihre Zelte allerdings lieber in skandinavische bzw. osteuropäische Gefilde verlegen möchte, dreht die Strömung in Deutschland mehr und mehr auf Süd bis Südost. Folglich zapft XARA subtropische bis tropische Luftmassen vom Mittelmeer oder sogar aus Nordafrika an.

Diese erhitzen zunächst vor allem den Westen und Südwesten. Das lässt die Temperaturen dort kräftig steigen: Am heutigen Mittwoch 20 bis 27 Grad, am Donnerstag 24 bis 33, am Freitag 25 bis 35 Grad. Im Norden und Osten geht die Erwärmung nicht ganz so schnell: heute 15 bis 21, morgen 18 bis 24, am Freitag dann aber auch 25 bis 30 Grad. An den Küsten bleibt es zum Teil etwas kühler, was dem kühleren Meer geschuldet ist. Die Nächte sind bis zum Donnerstag meist noch frisch mit teils einstelligen Tiefstwerten. Ab der Nacht zum Freitag kühlt es im Westen und Südwesten bereits nicht mehr auf einstellige Tiefstwerte ab, in großen Städten wird die 20 Grad-Marke zum Teil nicht mehr unterboten. Die zunehmend milden (gefühlt warmen) Nächte erfassen bis zum Sonntag auch den Osten.

Abkuehlung in Sicht 1

Anrollende Hitzewelle – Temperaturen von Mittwoch, 11.06.2025 bis Freitag 13.06.2025 

Die Abkühlung

XARA entschwindet bis zum Sonntag immer weiter nach Osteuropa, sodass sich ihr Einfluss auf Deutschland immer weiter reduziert. Mit der dadurch bedingten Drehung der Strömung auf Südwest wird bei zunehmenden Tiefdruckeinfluss die Luftmasse von Tag zu Tag immer feuchter. Das ruft Gewitter auf den Plan, die sich in der heißen Luftmasse entwickeln. Am Sonntag kommt es darüber hinaus zu einem Kaltfrontdurchgang, der bis Montagmorgen alle Landesteile erfasst haben dürfte.

Im Detail so sieht das so aus: Am Freitag ist XARA bei uns meist noch kräftig genug, um den Deckel drauf und die Gewitterwolken in Schach zu halten. Der eine oder andere Berg als Hilfsmittel könnte es aber doch schon schaffen, den Deckel mit einem Knalleffekt zu sprengen. Am Samstag passiert das im Westen dann immer häufiger, und weil angesichts der Luftmasse viel Energie im Spiel ist, könnten die Gewitter dann auch kräftig mit Platzregen, größerem Hagel und Sturmböen ausfallen. Am Sonntag weitet sich das Gewittergeschehen in den Osten und Südosten aus, während im Westen und Südwesten unter wieder zunehmenden Hochdruckeinfluss bereits wieder eine Beruhigung einsetzt. Die Temperaturen zeigen es an: Im Osten nochmals 27 bis 31 Grad, im Westen nach den Gewittern allerdings „nur“ noch 22 bis 28 Grad.
Abkuehlung in Sicht 2
  

Abkühlung von Westen – Temperaturen von Samstag, 14.06.2025 bis Montag 16.06.2025 

Und dann?

In der neuen Woche nimmt der Hochdruckeinfluss überall wieder zu, wobei die Temperaturen außer ganz im Norden meist im sommerlichen Bereich verweilen. In den Nächten kühlt es wieder deutlicher ab, sodass durchgelüftet werden kann. Neuerliche Hitze steht dann erst einmal nicht mehr ins Haus.

Abkuehlung in Sicht 3

 

Sommerliche neue Woche – Temperaturen von Dienstag, 17.06.2025 bis Donnerstag 19.06.2025 

 

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Gewitternachlese

Ein Tief nordwestlich der Britischen Inseln mit einem Trog westlich der Biskaya lenkte mit einer südwestlichen Strömung feuchte und sehr warme Luft vom Südwesten Europas nach Deutschland. Sie verdrängte die zuvor liegende trockenere Luftmasse nach Nordosten. Während im Osten der Hochdruckeinfluss noch überwog, gab es nach Westen durch die Nähe zum Tief bzw. Trog ausreichende Hebungsimpulse, um die Luftmasse zum Aufsteigen zu bringen und Schauer sowie Gewitter zu produzieren. Förderlich waren zudem wie so häufig die Mittelgebirgszüge. Dort führten erzwungene Hebung durch die Orographie oder konvergente Windstrukturen zur Auslösung der „Zellen“. 

Vorgeplänkel

Neben den erwähnten grundlegenden Zutaten wie der Luftmasse oder die aus der Wetterlage entspringenden Hebungsimpulsen lieferten auch die Simulationen der hochauflösenden Wettermodelle starke Signale für eine brisante Gewitterlage. So zeigte das ICON-D2 Modell in seinen Simulationen deutliche Hinweise auf Superzellen im Westen und der Mitte Deutschlands. Aufgrund der zu erwarteten heftigen Gewitter gab die Vorhersage- und Beratungszentrale eine sogenannte Vorabinformation vor der potenziell gefährlichen Gewitterlage am Nachmittag des Vortags (Freitag, 30.05.2025) heraus. Am Samstagvormittag wurde diese Vorabinformation dann aufgrund der aktuellen Erkenntnisse angepasst. Die Vorabinformation umfasste Teile West- sowie Südwestdeutschlands und erstreckte sich von dort bis in die mittleren Landesteile. 

Gewitternachlese teil 1

24-stündige Niederschlagssumme bis zum 01.06.2025 08 MESZ. Messstationen (Zahlen) und aus Radarauswertungen (Flächendarstellung) 

Zählbares

Doch genug des Vorgeplänkels, was wurde denn in der Atmosphäre umgesetzt? Los ging es gegen 13 Uhr im äußersten Westen. In der Eifel entwickelten sich die ersten Gewitter, die sich rasch intensivierten und kurze Zeit später auch mit einer Unwetterwarnung versehen wurden. Exemplarisch sei hier eine Meldung der Station Lauperath-Scheidchen in der Südeifel genannt, die 20,3 Liter pro Quadratmeter (l/m²) in 29 Minuten registriert hat. Im Nachmittagsverlauf breiteten sich die Gewitter ostwärts über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach Hessen und am Abend auch nach Unterfranken und Thüringen aus. Über Baden-Württemberg gab es am Abend einige davon unabhängige Neubildungen. Besonders über der Schwäbischen Alb entstanden kräftige Gewitter, die unter allmählicher Abschwächung ostwärts zogen. In Merklingen wurden beispielsweise 25,2 l/m² Niederschlag innerhalb von 31 Minuten gemessen. Die Unwetterschwelle bezüglich Starkregen liegt bei mindestens 25 l/m² in einer Stunde. Werte in dem Bereich von 20-25 l/m² in 30 Minuten waren so die obere Grenze, die gestern gemessen wurden, dann war in aller Regel der Kern des Gewitters weitergezogen und nachfolgende Niederschläge deutlich schwächer. Deutschlandweiter Spitzenreiter in Sachen Niederschlag innerhalb einer Stunde war Tönisvorst im Westen von Nordrhein-Westfalen mit 31,0 l/m² zwischen 22 und 23 Uhr.

Moment mal, mag da der ein oder andere sagen, waren die Gewitter dort nicht bereits viel früher unterwegs. Ja, das waren sie, aber die Luftmasse war noch nicht ausgeräumt, die Kaltfront noch viel weiter westlich. Die Bedingungen blieben dort deswegen sehr gut für neue Gewitter. Bereits am frühen Abend entstanden im niederländisch-deutschen Grenzgebiet nahe der Städte Venlo bzw. Nettetal besonders intensive Gewitter. Diese produzierten nicht nur heftigen Starkregen, sondern auch sehr großen Hagel. Zum Teil fielen Hagelkörner von mehr als 5 cm Größe vom Himmel, wie Nutzer der WarnWetter-App mit dort hochgeladenen Fotos eindrucksvoll dokumentierten. Solche Fotos können uns Meteorologen gerade bei kleinräumigen Phänomenen wie Hagel sehr helfen. Insbesondere wenn eine Vergleichsgröße wie zum Beispiel eine Münze oder eine Hand abgelichtet wurde. 

Gewitternachlese teil 2

Mit Bildern belegte Hagelmeldungen von Nutzern der WarnWetter-App. 

Der Wind blieb wie erwartet unterhalb der Warnschwellen für Unwetter und erreichte Beaufort 8 oder 9. Tückisch war allerdings, dass die Böenfront dem eigentlichen Gewitter teils mehr als 20 km enteilt war und so Sturmböen deutlich vor dem eigentlichen Gewitter eintrafen.
In der Nacht zum Sonntag zogen die Gewitter weiter nach Nordosten und erreichten in den Frühstunden unter anderem den Großraum Hamburg und später die Ostsee. Dass die Gewitteraktivität so lange anhielt, zeigt, wie potent die Luftmasse und wie kräftig die Hebungsantriebe waren.

Aussichten 

Auch heute gab und gibt es wieder einige Gewitter. Diesmal im Fokus sind vor allem der Süden und der Osten des Landes. Neben Starkregen ist auch wieder Hagel, besonders im Süden auch größerer Hagel mit von der Partie. In den Folgetagen bleibt es unbeständig. Im Süden halten sich Reste der feuchten Warmluft, die am Mittwoch auch den Osten wieder erreicht. Nach Norden und Westen sorgt eine heute durchschwenkende Kaltfront dagegen nachhaltig für einen Luftmassenwechsel. Das heißt zwar nicht, dass es dort gewitterfrei bleibt, aber die Intensität der Gewitter ist deutlich geringer als im Osten und Süden. 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Heftige Gewitter drehen die Wetteruhr vom Frühsommer zurück zum Frühling!

Da sich der hohe Luftdruck aus dem Staub gemacht hat und mit dem Hoch RICCARDA nun zwischen Island und den Britischen Inseln zu finden ist, konnten weite Teile Europas, von Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel, vom tiefen Luftdruck erobert werden. 

Heftige Gewitter drehen die Wetteruhr vom Fruehsommer zurueck zum Fruehling teil 1

Prognostizierte Wetterlage für Samstag, 3. Mai mit Hoch RICCARDA südlich Island, Tief IMMO bei Dänemark und Tief HENRY über Nordfinnland. (Quelle: DWD) 

Dabei schieben die Tiefs über der Iberischen Halbinsel von Südwesten weiter warme Subtropikluft bis nach Deutschland, während in den Norden schon kühlere Nordseeluft einsickert. Resultierend kann sich eine sogenannte Luftmassengrenze über Deutschland ausbilden. An dieser sowie auf der warmen, südlichen Seite kommt die Troposphäre richtig in Wallung. Quellwolken können in die Höhe schießen und kräftige Gewitter auslösen. Über die Mitte hinweg stehen die Gewitter vor allem mit Starkregen in kurzer Zeit oder mehrstündig in Verbindung. Dabei sind Regenmengen bis 35 l/m² möglich. Vom Saarland und Rheinland-Pfalz über Südhessen, Südthüringen, den Norden Baden-Württembergs hinweg bis nach Nordostbayern und Sachsen sind bei kräftigen und/oder wiederholt auftretenden Gewittern auch mehrstündiger Starkregen bis 50 l/m² sowie Sturmböen bis 85 km/h und kleinkörniger Hagel auftreten. Vom Allgäu über dem Süden und Osten Bayerns hinweg können im Tagesverlauf in der warmen bis sehr warmen Luft auch einzelne, teils rotierende und langlebige Gewitterzellen entstehen, die mit Starkregen, Hagel und Sturmböen, vereinzelt sogar schweren Sturmböen einhergehen. 

Heftige Gewitter drehen die Wetteruhr vom Fruehsommer zurueck zum Fruehling teil 2

Schematische Karte für die potentielle Gewittergefahr am Samstag, 3. Mai. Über der Mitte und dem Süden starke bis schwere Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel. (Quelle: DWD) 

Die genannte Luftmassengrenze mit viel Getöse und ordentlichen Krachern bleibt aber nicht über der Mitte liegen, sondern bewegt sich bis Sonntag zu den Alpen. Denn zwischen dem Hoch RICCARDA und den Tiefs HENRY über Nordfinnland und Tief IMMO über Dänemark setzt eine stramme nördliche Grundströmung ein, die Polarluft anzapft und erwärmt über die Nordsee hinweg nach Deutschland schiebt. Die Vorderseite wird dabei von einer zu IMMO gehörenden Kaltfront markiert, die zwar thermisch signifikant ist, aber aus Wettersicht eher auf leisen Pfoten daherkommt. An bzw. in den Alpen kommt die nach Süden geschobene Luftmassengrenze zum Schleifen. Zudem sorgen die einsetzenden Nordwinde an den Alpen für eine gewisse Staukomponente. Als Folge kann es dort sowie im Vorland bis in die Nacht zum Dienstag teils länger anhaltend und schauerartig verstärkt regnen. 

Heftige Gewitter drehen die Wetteruhr vom Fruehsommer zurueck zum Fruehling teil 3

Akkumulierte Niederschlagsmengen des ICON6-Modells bis Dienstag 8 Uhr. Vor allem an den Alpen in der Fläche 30 bis 50 l/qm möglich. (Quelle: DWD) 

Ansonsten kann sich nach Abzug der Luftmassengrenze das Hoch RICCARDA aufplustern und sich von den Britischen Inseln bis nach Deutschland ausdehnen. Da der Wind aber weiter von Norden weht und somit die Zufuhr von kühler Luft polaren Ursprungs anhält, bleibt das Temperaturniveau eher auf Frühlingsniveau. Die Nordseeluft verfügt zudem auch über ausreichend Feuchte, sodass im Küstenumfeld und vielleicht auch im Mittelgebirgsraum einzelne kurze Schauer möglich sind. 

Heftige Gewitter drehen die Wetteruhr vom Fruehsommer zurueck zum Fruehling teil 4

Prognostizierte Wetterlage für Mittwoch, 7. Mai mit Hoch RICCARDA über der Nordsee und Tiefs über dem zentralen Mittelmeerraum. (Quelle: DWD) 

Mit Blick auf warnwürdige Wetterparameter ist neben den starken bis schweren Gewittern von Samstag bis Sonntagabend noch der stark böige Wind an der Nordsee sowie dem höheren Bergland zu nennen. Ab der Nacht zum Montag und vor allem in der Nacht auf Dienstag muss im Norden, Osten und Teilen der Mitte auch nochmals mit Bodenfrost, im Osten gebietsweise sogar mit Luftfrost gerechnet werden, sodass gefährdete Pflanzen geschützt werden sollten.
Im Trend über die Woche hinweg bis zum Wochenende sorgt Hoch RICCARDA verbreitet für freundliche, zunehmend auch sonniges und trockenes Wetter. Mit dem Sonnenschein steigen auch die Temperaturen langsam wieder auf Werte um 20 Grad an. Allenfalls im Süden ziehen häufiger noch dichtere Wolken durch, die zeit- und gebietsweise auch etwas Regen bringen können. 

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

 

Starke Regenfälle in der Südschweiz

Die gestrige Wetterlage über dem Alpenraum und auch Teilen Deutschlands wurde geprägt von einer sehr feuchten und warmen Luftmasse. Vorderseitig eines Höhentroges, der sich von der Nordsee über Frankreich bis in den Mittelmeerraum erstreckte, wurde diese sehr schwüle Luft über die Alpen geführt. Dabei kam es im Tagesverlauf wiederholt aufgrund konvektiver Einlagerungen zu teils schauerartig verstärktem Regen über der Schweiz. Zudem sorgte orographische Hebung durch den Anstau entlang des Alpenbogens für zusätzliche Verstärkung. Ausschlaggebend für die lokalen Überschwemmungen waren aber die in die Luftmasse eingelagerten Gewitter, die vorderseitig einer Kaltfront vom Nachmittag an bis in die Nacht hinein über die Kantone Wallis, Tessin und Graubünden zogen.

DWD Starke Regenfaelle in der Suedschweiz

Vergleicht man die gemessenen 24-stündigen Niederschlagswerte, fällt ins Auge, dass die gefallenen Regenmengen in Zermatt deutlich geringer ausgefallen sind als in den Regionen des Tessin und Graubünden. Bei solchen Darstellungen des Messnetzes ist aber immer Vorsicht geboten. Bei konvektiven Lagen hängt es immer davon ab, ob „ein Topf getroffen“ wurde oder nicht. Die starke räumliche Variabilität des Niederschlags muss daher durch andere Messsysteme überprüft werden. Aber auch nach der Durchschau von Radarbildern lässt sich feststellen, dass die Niederschlagswerte im Tessin und Graubünden höher waren als im Wallis. Trotzdem wurde Zermatt aufgrund stark ansteigender Flusspegel von der Außenwelt abgeschnitten. Der rasant ansteigende Pegel des Flusses Mattervispa war dort nicht nur Resultat der gefallenen Niederschläge, sondern auch des zusätzlichen Wasserdargebots aufgrund der Schneeschmelze. Dieses Jahr liegt auf den Alpengipfel noch deutlich mehr Schnee als es letztes Jahr um die Zeit der Fall war.

DWD Starke Regenfaelle in der Suedschweiz 1

In den Medien wird neben von Erdrutschen, Schlammlawinen, Murenabgänge, Sturzfluten und Hochwasser in den betroffenen Gebieten berichtet. Da stellt sich dem ein oder anderen die Frage, was das alles ist. Bei der Unterscheidung zwischen den einzelnen Begriffen ist unter anderem der Feststoffgehalt entscheidend.

Ein Erdrutsch entsteht, wenn durch Regenfälle oder auch starke Schneeschmelze der Erdboden so aufgeweicht und durchnässt ist, dass sich einzelne Bodenschichten lösen, und der Schwerkraft folgend hangabwärts gleiten. Bei Erdrutschen ist meist eine Abrisskante erkennbar. Bei Murenabgängen (auch Murgänge oder Schlammlawinen genannt) ist der Wassergehalt deutlich erhöht. Es handelt sich dabei um einen Strom aus Wasser gemischt mit Erde, Gestein und Geröll. Die Fließgeschwindigkeit kann je nach Gelände bis zu 60 Kilometer pro Stunde betragen. Aufgrund der hohen Dichte des fließenden Materials hat ein Murgang ein erhebliches Schadenspotential. Eine Sturzflut ist eine plötzlich auftretende Überschwemmung von tiefer gelegenen Regionen als Folge heftiger Starkregenfälle teils auch in Verbindung mit Schmelzwasser. Sind die Böden sehr trocken oder bereits wassergesättigt, fließen gerade bei Starkregenereignissen große Wassermassen oberflächlich ab und weiter hangabwärts zusammen. Das ist auch der Grund, warum Sturzfluten häufig nicht dort auftreten, wo das Gewitter am stärksten tobt, sondern „talwärts“ oder auch stromab eines Baches. Von einer Sturzflut spricht man allerdings erst dann, wenn zwischen verantwortlichem Niederschlagsereignis und hereinbrechender Flut weniger als sechs Stunden vergehen. Sturzfluten können aufgrund ihrer Kraft, Gegenstände bis hin zu Häusern mitreißen. An sich ist der Feststoffgehalt aber im Vergleich zu Murgängen geringer. Ob es also zu einem Erdrutsch, einem Murgang oder einer Sturzflut kommt ist nicht nur von der Regenmenge abhängig, sondern auch von der Bodenbeschaffenheit und der Topographie.

DWD Starke Regenfaelle in der Suedschweiz 2

Entlang der, einem Nebenfluss des Ticino (deutsch: Tessin), ist eine solche Sturzflut letzte Nacht aufgetreten. Dabei betrug die Abflussmenge kurzzeitig mehr als das zehnfache des monatlichen Mittels für Juni. So schnell wie die Flut kam, so schnell geht sie auch wieder. Aufgrund der Oberflächenstruktur ist die Fließgeschwindigkeit einer Sturzflut in den Schweizer Alpen sehr schnell. Das Wasser fließt in tiefere Regionen ab und kann auch dort nochmal für Überschwemmungen oder Hochwasser sorgen. Aktuell muss unter anderem noch mit erhöhtem Wasserstand am Bodensee gerechnet werden.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gewittertief „Xandria“ im Fokus

Wir schreiben den 21. Juni 2024 und es ist Sommer in Deutschland. Der gestrige Donnerstag notierte dabei als der längste Tag des Jahres, wie interessierte Leser der Rubrik „Thema des Tages“ bereits lesen konnten . Allerdings muss man an dieser Stelle durchaus hervorheben, dass wir bisher einen wechselhaften und recht nassen Frühsommer 2024 erleben. Und auch die hierzulande stattfindende Fußball-Europameisterschaft konnte sich bisher nicht zu einem „Sommermärchen 2.0“ entwickeln. Im Gegenteil: Vor der Partie Türkei gegen Georgien kam es in Dortmund beispielsweise zu heftigen Regenfällen. Und auch einige Fan-Zonen mussten bereits wegen erhöhter Unwettergefahr geschlossen bleiben.

Auch am heutigen Freitag wird sich an der regenreichen Witterung nichts ändern. Tief „Xandria“ zieht heute über den Norden Deutschlands hinweg und erreicht in der kommenden Nacht die Ostsee. Dabei schwenkt das zugehörige Frontensystem über uns hinweg und sorgt für viel Regen und nach Osten zu auch teils für schwere Gewitter.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus

Bereits am Freitagvormittag verlagerte sich im Bereich einer sogenannten Tiefdruckrinne, die von Tief „Xandria“ ausgeht, ein Regenband mit eingelagerten Gewittern von Südwesten bis zur Mitte. Aber auch abseits kam es bereits zu kräftigeren Entwicklungen. Im Norden Nordrhein-Westfalens traten kleinräumig Gewitter auf, die sogar direkt über einen Niederschlagsmesser zogen. In Rheinberg am Niederrhein wurden so um 08 Uhr MESZ 40 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/m²) innerhalb einer Stunde registriert, in Lienen-Kattenvenne eine Stunde später 29 l/m². Diese Messwerte verdeutlichen bereits den Feuchtegehalt der Luftmasse, die heute über Deutschland hinwegzieht.

Im weiteren Tagesverlauf bilden sich dann vielerorts im Bereich der Tiefdruckrinne, die weiter in die Osthälfte vorankommt, aber auch an der von Westen herannahenden Kaltfront weitere Schauer und Gewitter aus. Lokal eng begrenzt kann dabei durchaus auch der Unwetterbereich bezüglich Starkregen mit mehr als 25 l/m² in kurzer Zeit erreicht werden.

Das Hauptaugenmerk liegt allerdings im Osten Deutschlands. Insbesondere vom Oberpfälzer Wald bis in die Lausitz, wo die energiereichste Luft zu finden ist, treten ab den Mittagsstunden einzelne schwere Gewitter mit Hagel mit Korngrößen zwischen 3 und 5 cm, schweren Sturm- bis Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 90 und 130 km/h (Bft 10 bis 12) und heftigem Starkregen mit Mengen bis 40 l/qm in kurzer Zeit auf. Zudem kann im Osten ein vereinzelter Tornado nicht ganz ausgeschlossen werden. Zwar sollten sich nur einzelne Gewitter mit dieser Intensität entwickeln, dort, wo diese jedoch auftreten, bietet sich dann jedoch ein hohes Unwetter- und Schadenspotenzial.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus 1

Auch bei den heute anstehenden Partien der Euro 2024 muss wieder mit Regen gerechnet werden. Beim Nachmittagsspiel um 15 Uhr in Düsseldorf (Slowakei gegen Ukraine) besteht durchaus ein hohes Schauerrisiko. Einzelne Gewitter können dabei ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Auch bei der Abendpartie um 18 Uhr in Berlin (Polen gegen Österreich) müssen durchaus kräftigere Regengüsse eingeplant werden. Dort kann bei kräftigeren Entwicklungen sogar vorübergehend unwetterartiger Starkregen nicht ganz ausgeschlossen werden. Besonders ins Auge fällt allerdings das Spiel Niederlande gegen Frankreich in Leipzig. Dieses befindet sich inmitten der bereits ausgegebenen Vorabinformation vor schweren Gewittern. Da der Anpfiff dort allerdings für 21 Uhr geplant ist, sollten die Unwetter bereits durch- bzw. vorbeigezogen sein, sodass die Schauer- und Gewitterneigung nur sehr gering ist.

DWD Gewittertief Xandria im Fokus

In der kommenden Nacht zum Samstag räumt die Kaltfront von „Xandria“ die warme und feuchte Luft dann ostwärts aus Deutschland aus. Das Wetter kann sich zum Samstag hin somit beruhigen. Bei wolkigen Verhältnissen sind am Samstag dann lediglich im Nordosten und Osten noch einzelne Schauer möglich. Im Süden sorgen Hebungsantriebe aus höheren Atmosphärenschichten hingegen nochmals für einige Schauer und einzelne Gewitter. Über wenige Stunden kann dort Starkregen auftreten, örtlich auch bis in den Unwetterbereich. Der in München am Samstag stattfindende Christopher Street Day sollte aber weitgehend trocken verlaufen.

Tief „Xandria“ zieht in der Folge weiter in Richtung Baltikum und verliert rasch an Einfluss auf Deutschland. Vom Atlantik streckt dagegen Hoch „Bie“ seine Fühler nach Mitteleuropa aus und sorgt voraussichtlich bis Mitte nächster Woche für ruhiges Hochdruckwetter. Dabei kann sich die Luft bei meist nur wenigen Wolken und vielerorts sonnigen Verhältnissen hierzulande allmählich auf sommerliche Werte mit 25 bis 30 Grad erwärmen. Ab der Wochenmitte gestaltet sich das Wetter dann voraussichtlich in einer von Südwesten einfließenden feuchteren Luft wieder wechselhafter. Bis dahin können wir jedoch zumindest vorübergehend ein Hauch von „Sommermärchen 2.0“ genießen.

DWD DWD Gewittertief Xandria im Fokus

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„Sandwichwetter“ mit neuen Starkregenfällen im Süden?

Der große Dauerregen ist zwar erst einmal Geschichte, beständiges, sonniges und warmes Sommerwetter ist aber weiterhin nicht in Sicht. Vielmehr stellt sich bei uns in Deutschland in den nächsten Tagen bis einschließlich des kommenden Wochenendes eine Wetterdreiteilung ein. Im Norden macht sich die Nähe zu den Tiefdruckgebieten über Nordeuropa bemerkbar. In relativ kühler Meeresluft bleibt es wechselhaft mit Schauern und böigem Wind. In den Nächten kühlt es mitunter auf niedrige einstellige Temperaturen ab, in Bodennähe ist sogar lokal leichter Frost nicht ausgeschlossen. Im Süden ist es zwar deutlich wärmer, mit knapp 25 Grad teils sogar frühsommerlich, allerdings ist die Luft auch schwül und neigt ebenfalls zu Schauern und teils kräftigen Gewittern. Im „Sandwich“ dazwischen liegt die breite Mitte, in der eine vom nahen Ostatlantik bis nach Osteuropa reichende Hochdruckbrücke für meist freundliches, trockenes und mäßig-warmes Wetter sorgt.

In Anbetracht der immer noch angespannten Hochwasserlage wollen wir genauer auf die zu erwartenden Niederschläge in den betroffenen Regionen in Süddeutschland schauen. In Abbildung 1 ist der von Mittwoch (2 Uhr MESZ) bis Dienstag (20 Uhr MESZ) aufsummierte Gesamtniederschlag dargestellt, berechnet durch die Wettermodelle ICONECMWFGFS und UK10. Was direkt ins Auge springt, ist, dass die größten Niederschlagsmengen ausgerechnet im Süden simuliert werden. Das sind keine guten Nachrichten für die Hochwassergebiete. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Modellberechnungen mitunter ziemlich stark im Hinblick auf die genauen Schwerpunkte und die Niederschlagsmengen, was aber bei diesem Vorhersagehorizont nicht verwundert.

DWD Sandwichwetter mit neuen Starkregenfaellen im Sueden

Unter gebührender Berücksichtigung dieser Prognoseunschärfen scheinen aber insbesondere südlich einer Linie Nordbaden-Oberpfalz relativ verbreitet Mengen zwischen 30 und 50 l/qm möglich zu sein, stellenweise auch 50 bis 80 l/qm. Extreme Mengen um oder über 100 l/qm scheinen darüber hinaus nicht ausgeschlossen, vor allem, wenn man sich die Berechnung von GFS ansieht.

Während die Niederschläge bis einschließlich Samstag fast ausschließlich aus Schauern und Gewittern gespeist werden und größere Niederschlagsmengen nur räumlich eng begrenzt auftreten, mehren sich ab Sonntag die Hinweise auf wieder flächigere, schauerartig verstärkte Regenfälle. Schauer und Gewitter sorgen nur für lokal eng begrenzte Sturzflutgefahr, die nicht zuletzt auch aufgrund der vielerorts wasser-gesättigten und wenig aufnahmefähigen Böden aber deutlich erhöht ist. Wirklich problematisch in Bezug auf wieder ansteigende Hochwassergefahr wären aber vor allem die flächigeren Regenfälle ab Sonntag. Doch in Anbetracht der Vorhersageunsicherheiten ist es noch viel zu früh, diese Gefahr wirklich abschätzen zu können.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst