Schlagwortarchiv für: Niederschlagsdefizit

Jahresrückblick 2025 | Teil 1

Das Wetterjahr 2025 neigt sich allmählich dem Ende zu. Höchste Zeit, einmal zurückzublicken, was uns der Jahresverlauf gebracht hat. Natürlich kann solch ein Rückblick nur eine kleine Auswahl an Ereignissen zeigen, die zudem subjektiv ausgewählt wurden. Sicherlich gibt es für Sie persönlich und Ihren Ort andere Wettertage, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Schreiben Sie uns gerne Ihre Highlights! 

Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App 

Die Meldungen der Nutzer, die uns tagtäglich über die Warnwetter-App erreichen, sind eine große Unterstützung für den Vorhersage- und Warndienst und eignen sich sehr gut, um den Wetterverlauf im Jahr 2025 zu illustrieren. Bis einschließlich November haben uns insgesamt 976.438 Meldungen erreicht. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1

Im Bild ist der Jahresverlauf der Nutzermeldungen von Januar bis November 2025 zu sehen. Wichtige Wetterlagen wurden eingetragen. 

Im Schnitt gab es tagtäglich fast 3000 Nutzermeldungen. Nimmt man diese durchschnittliche Anzahl, so dürften am Jahresende deutlich über 1 Mio. Meldungen eingegangen sein. Im Vergleich dazu gab es aber weniger Meldungen als in den Vorjahren. Die Meldezahlen lagen 2024 bei 1.158.635, 2021 gab es sogar über 1,5 Mio. Meldungen. 

Die abnehmende Anzahl an Meldungen hat dabei nicht unbedingt etwas mit weniger Interesse der Nutzer zu tun, sondern ist stark an die Wetterlagen und die Wetterereignisse gekoppelt. 2021 war beispielsweise das Jahr der Ahrtalflut, während 2025 auch immer wieder von länger andauernden Hochdruckwetterlagen geprägt war. 

Bevor wir in den Jahresrückblick einsteigen, zunächst noch ein Blick auf den Jahresverlauf anhand der Flächenmittelwerte über Deutschland für Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein im Vergleich zu 1961–1990 bzw. 1991–2020. Man erkennt sofort, dass 2025 erneut ein sehr mildes Jahr gewesen ist, das durchweg positive Anomalien im Vergleich zu 1961–1990 aufweist. Auch im Vergleich zu 1991–2020 steht zum Jahresende ein deutliches Plus. 2025 wird als sehr trockenes Jahr in Erinnerung bleiben: Von März bis Juni waren alle Monate im Flächenmittel deutlich zu trocken, regional sogar rekordtrocken. Gleichzeitig landet 2025 schließlich unter den Top 5 der sonnigsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn 1951. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1 2

Im Bild ist der Jahresverlauf der Temperatur, des Niederschlags und der Sonne im Vergleich zu den Klimareferenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 zu sehen.  

Nun aber genug der Vorrede – schauen wir im Folgenden durch die einzelnen Monate des Jahres. 

Monat Januar 

Den ersten Monat des Jahres kann man durchaus als abwechslungsreich bezeichnen. Er startete mit winterlichen Wettereignissen und wurde im weiteren Verlauf mit Pausen sogar zeitweise fast T-Shirt-tauglich. So erreichten die Maxima zum Monatsende sogar die 18-Grad-Marke. Am Ende stand ein kräftiges Plus von 2,5 K im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961–1990. 

Die höchste Meldezahl brachte Tief Bernd, das einen Schwall milder Luft brachte und nach anfänglichen Schneefällen auf den noch tief gefrorenen Böden zu teils erheblicher Glätte durch gefrierenden Regen führte. Es folgte Tief Charly mit einer Grenzwetterlage, die in Teilen nochmals Schnee brachte. In der Südhälfte wurde es stürmisch. 

Im Anschluss konnte sich Hoch Beate mit einer ausgeprägten Inversionswetterlage durchsetzen (oben warm, unten kalt). Die Wetterberuhigung spiegelt sich auch in den Meldezahlen wider, die nur noch unterdurchschnittlich waren. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1 3 

In der Animation sieht man Nutzermeldung zum Wind (gelb bis rot) und Blitzen (violett) am 9.Januar 2025.  

Monat Februar 

Das ruhige Wetter aus dem Januar setzte sich auch im zweiten Monat des Jahres fort. Der Februar war geprägt von wiederholten Hochdruck- und Inversionswetterlagen, die nicht nur zu einem deutlichen Defizit beim Niederschlag führten (-53 %!), sondern auch zu einer schlechten Luftqualität. Im Norden des Landes fielen über den gesamten Monat gebietsweise unter 5 l/qm. 

Die teils eisigen Nächte zur Monatsmitte (bis nahe -20 Grad) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Monat am Ende leicht überdurchschnittlich ausfiel. Das lag unter anderem an einem Schub milder Luft im letzte Monatsdrittel mit frühlingshaften 19 Grad am Nordrand der Schwäbischen Alb. 

Die Sonne machte Überstunden, und bei den Meldezahlen fällt allenfalls ein kurzer Wintereinbruch zur Monatsmitte auf. 

Monat März 

Auch der erste Frühlingsmonat war ausgesprochen arm an Meldungen. Schaut man sich den Monatsverlauf an, wird schnell klar, warum: 2025 war der zweitsonnigste März seit Aufzeichnungsbeginn und sehr trocken. Ganze 20 Tage – und damit zwei Drittel aller Tage – waren hochdruckdominiert, sodass im Norden und Nordosten nur rund 9 l/qm Regen zusammenkamen. 

Neben dem eher unspektakulären Wettergeschehen führte dies bereits früh im Jahr zu einer hohen Waldbrandgefahr. Erst zum Monatsende kam vorübergehend etwas Bewegung in die Wetterküche. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1 4 

Nutzermeldungen zum Parameter Nebel zusammen mit einem Nutzerbild vom 24.März. 

Monat April 

Der vierte Monat des Jahres machte zunächst so weiter wie seine Vorgänger. Zusammengenommen war es von Anfang Februar bis Mitte April gebietsweise rekordtrocken. Die Hochdruckdominanz sorgte zudem für einen erneut großen Sonnenüberschuss (+59 %, Platz 5 der Hitliste). 

Erst zur Monatsmitte kam wieder etwas Bewegung in die Wetterküche, die in der ersten ausgeprägten Gewitterlage des Jahres am Ostermontag und den Folgetagen mündete. 

Unter zunehmendem Tiefdruckeinfluss wurden auch frühsommerliche Luftmassen herangeführt. Außergewöhnlich früh wurden die ersten Sommertage im Südwesten des Landes gemessen. Aber auch im Osten wurde es vorübergehend sommerlich, mit dem Spitzenwert von 28,4 °C am 17. April in Cottbus. Die milden Abschnitte mündeten schließlich im siebtwärmsten April seit Aufzeichnungsbeginn. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1 5

Erste ausgeprägte Gewitterlage am 24.April anhand der Nutzermeldungen. Hagel bis 3 cm, Starkregen und Sturm. 

Monat Mai 

Der letzte Frühlingsmonat fiel nach einem furiosen Start zunächst in das alte Hochdruckmuster zurück, sodass auch der Mai meldungsarm und in der Bilanz deutlich zu trocken ausfiel. Gleichzeitig durfte die Sonne wieder Überstunden schieben, wenn auch nicht ganz so exzessiv wie in den beiden Vormonaten. 

Die Schwergewitterlage am 3. Mai brachte eine ausgeprägte Gewitterlinie mit Sturm und Starkregen sowie die bis dato höchste Zahl an täglichen Nutzermeldungen. Auch einige Superzellen mit Hagel waren dabei, ebenso ein Tornado in Stolzhausen. 

In der letzten Monatsdekade nahm der Tiefdruckeinfluss allmählich wieder zu, mit dem Höhepunkt am letzten Maitag mit über 15.000 Meldungen. 

Da der Wonnemonat auch kühle Phasen zu bieten hatte, war das Temperaturmittel am Ende recht durchschnittlich. 

Jahresrueckblick 2025 Teil 1 6

In der Animation sieht man die Nutzermeldungen zur Gewitterlage am 3.Mai. Neben Blitzen werden Regen, Hagel und Windmeldungen angezeigt. 

Im morgigen Tagesthema folgt Teil 2, in dem die Monate ab Juni näher unter die Lupe genommen werden. 

Dipl.-Met. Marcus Beyer 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Sommerhalbzeit

Es scheint schon fast ein Gesetz zu sein, dass bereits lange vor Beginn des meteorologischen Sommers am 1. Juni über dessen vermeintlichen Wetterverlauf geschrieben und gesprochen wird. Dabei handelt es sich selbstverständlich meistens um Klatsch und Tratsch statt um seriöse Vorhersagen. Vor allem Meldungen wie die von einem drohenden „Jahrhundertsommer“, die schon lange vor Beginn des Sommers die Runde machten, gehören eher in die Welt der Märchen und Sagen. Heute, am 16. Juli, also zur Halbzeit des meteorologischen Sommers, wollen wir Fakten schaffen und eine erste Zwischenbilanz ziehen. 

Temperatur 

Tatsächlich erleben wir bisher einen Sommer, der, bezogen auf die vieljährigen Mittelwerte, deutlich zu warm ausfällt. In Zeiten des sich beschleunigenden Klimawandels sollte uns das jedoch nicht überraschen. Setzt man das Klimamittel 1991-2020 an, trat der letzte unterdurchschnittlich temperierte Sommer im Jahr 2014 auf – also vor über zehn Jahren! Dennoch fällt die Temperaturabweichung mit deutschlandweit +1,6 Grad in diesem Sommer bereits vergleichsweise hoch aus (Temperaturmittel 18,5 °C). Zum Vergleich: Die beiden heißen Sommer 2018 und 2019 kamen auf eine Abweichung von +1,6 bis +1,7 Grad, allerdings in der Endabrechnung. Der „Jahrhundertsommer 2003“ war allerdings mit einer Abweichung von knapp +2,1 Grad noch ein gutes Stück heißer. Verantwortlich für den deutlichen Temperaturüberschuss waren der sehr warme Juni und die teils extreme Hitze zum Monatswechsel. Danach gingen die Temperaturen deutlich zurück. 

Sommerhalbzeit 1 

Abweichung der fortlaufenden Mitteltemperatur im Sommer 2025 bis einschließlich 16. Juli. 

Niederschlag 

Aufgrund des meist konvektiven Niederschlagscharakters, der von oft kleinräumigen Schauern und Gewittern geprägt ist, zeigt sich beim Niederschlag ein sehr heterogenes Bild. Im Norden und Osten des Landes fällt die Bilanz teilweise ausgeglichen aus. Die Region profitiert von einem niederschlagsreichen Juni-Start und von Starkregenereignissen in der vergangenen Woche. Ansonsten baute sich vor allem in der zweiten Junihälfte ein massives Niederschlagsdefizit auf, das im Juli trotz wieder vermehrter Niederschläge nicht kompensiert werden konnte. Dadurch ergibt sich bezogen auf das ganze Land ein Defizit von rund 20 %, d. h., es sind nur 80 % der auf Basis des Klimamittels von 1991–2020 zu erwartenden Niederschläge gefallen; regional sind es sogar noch deutlich weniger! 

Sommerhalbzeit 2

Kumulative Abweichung des Niederschlags im Sommer 2025 bis einschließlich 16. Juli. 

Sonnenschein 

Klammert man die erstem Juni-Tage aus, setzte sich das sehr sonnige Wetter aus dem Frühjahr zunächst fast unvermindert im Sommer fort. Erst im Laufe des Julis wurde die Sonne wieder häufiger von ausgedehnten Wolkenfeldern verdeckt. Insgesamt schien die Sonne im deutschen Flächenmittel knapp 380 Stunden, was 115 % des Klimasolls entspricht. 

Sommerhalbzeit 3

Kumulative Abweichung der Sonnenscheindauer im Sommer 2025 bis einschließlich 16. Juli. 

Der Sommer 2025 ist also bisher durchaus ein sehr warmer, sonniger und regional sehr trockener Geselle, zuletzt allerdings mit gewissen „Normalisierungstendenzen“. Noch hat er aber 46 Tage Zeit, sich in alle möglichen Richtungen zu entwickeln – nur zu kalt wird er ziemlich sicher nicht mehr werden. 

Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung

Die aktuelle Trockenheit ist in aller Munde. Nicht nur im diesjährigen Frühjahr (Monate März, April, Mai), sondern bereits seit Anfang Februar fiel in weiten Landesteilen Deutschlands viel zu wenig Niederschlag. Dies hat erste Auswirkungen auf die Natur und Landwirtschaft. Viele stellen sich sicherlich die Frage, wie ungewöhnlich die Wetterlage tatsächlich ist. Im heutigen Thema des Tages ordnen wir diese klimatologisch ein, zeigen die Auswirkungen auf die aktuelle Bodenfeuchte und geben einen kurzen Ausblick, ob beziehungsweise wann und wo in den nächsten Tagen mit Regen zu rechnen ist. 

Daten und klimatologische Einordnung 

Das diesjährige Frühjahr war bisher viel zu trocken. In den Monaten März, April und in der ersten Maihälfte kamen bisher im deutschlandweiten Flächenmittel nur insgesamt 58 mm Regen zusammen. Das ist nur rund ein Drittel der üblichen Regenmenge in einem Frühjahr in Deutschland! Das bisher trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war 1893 mit einer Niederschlagsmenge von immerhin 85,3 mm; ähnlich trocken war das Jahr 2011 mit 89,5 mm. Dieser Vergleich zeigt, dass wir aktuell auf Rekordkurs sind. Bis Ende Mai müssten flächendeckend in Deutschland nämlich noch 25 bis 30 mm Regen zusammenkommen, um das Niveau der Jahre 1893 und 2011 zu erreichen. Besonders trocken war es in den letzten zweieinhalb Monaten im Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg) sowie in Teilen Niedersachsens, wo vielerorts lediglich 15 bis 30 mm, teils sogar noch weniger, Regen gefallen sind. Beispielsweise kamen in Kuhbier im Nordwesten Brandenburgs gerade einmal 11,4 mm, in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) 13,6 mm und in Berlin rund 20 mm zusammen. Diese Regenmengen sind in einem Zeitraum von 10 Wochen nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Die außergewöhnliche und anhaltende Trockenheit begann allerdings bereits Anfang Februar. Nimmt man diesen Monat noch mit hinzu, ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 13. Mai zeigen aktuelle Auswertungen des stationsbasierten Niederschlags eine deutschlandweite Regenmenge von 81,8 mm. Dies entspricht weniger als die Hälfte (46 %) des üblichen Niederschlags in diesem Zeitraum. Ähnlich trocken war es einzig im Jahr 1976. Besonders trocken war es im Norden, wie Abbildung 1 (links) verdeutlicht. Vielerorts kamen dort nur 25 bis 50 mm zusammen, in Westmecklenburg stellenweise sogar noch weniger. Das Niederschlagsdefizit beträgt in vielen Regionen 75 bis 150 mm, stellenweise sogar noch mehr (Abbildung 1, rechts). Deutlich mehr Regen (aber dennoch unterdurchschnittlich) summierte sich am Alpenrand und im Schwarzwald mit immerhin 150 bis örtlich 300 mm auf, wo eine Dauerregenlage Ende März ergiebige Regenfälle brachte. Auch die Hohenloher Ebene östlich von Stuttgart und ein Streifen in der Mitte, etwa zwischen Köln und Erfurt, kamen etwas besser davon, da ebenfalls eine Dauerregenlage Anfang Mai dort nennenswerten Regen brachte.

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 1

Abbildung 1: Gefallener Niederschlag in Deutschland vom 1. Februar bis 13. Mai 2025 (links) und die dazugehörige Abweichung vom Referenzwert (Referenzperiode 1991-2020) (rechts). 

Ursache für die wenigen Niederschläge waren eine ungewöhnliche Häufung von Hochdruckwetterlagen und blockierende, stationäre Wetterlagen, bei denen sich die korrespondierenden Hoch- und Tiefdruckgebiete kaum verlagerten. 

Auswirkungen auf die Bodenfeuchte 

Die Trockenheit hat logischerweise auch Auswirkungen auf die Bodenfeuchte und in der Folge auf Natur und Landwirtschaft. Die Oberböden (Betrachtung der Schicht 0 – 60 cm Tiefe) sind besonders in Nord- und Nordostdeutschland sowie von Saarland und Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern und Südthüringen weitaus trockener als Mitte Mai üblich (Abbildung 2, obere Karten). Speziell im Norden liegt die Bodenfeuchte teils außerhalb des Wertebereichs der Vergleichsperiode 1991 – 2020, d.h. die Bodenfeuchte war in diesem Zeitraum noch nie so niedrig. Besonders in den oberen 10 cm des Bodens ist für die vorherrschende Landnutzung bereits ein markanter, teils extremer Trockenstress vorherrschend. Dies hat vor allem Auswirkungen bei den im Frühling gesäten Feldfrüchten (Sommergetreide, Zuckerrüben, Mais), die durch noch wenig in die Tiefe reichendes Wurzelwerk zu verzögertem Auflaufen neigen. Je tiefer man in den Boden geht, desto besser stellt sich die Situation dar, wobei sich auch in den Schichten 20 bis 30 cm und 50 bis 60 cm schon vielerorts leichter bis mäßiger Trockenstress bemerkbar macht. Dennoch können sich bereits im Herbst gesäte Feldfrüchte (Raps und Wintergetreide) meist noch gut aus tieferen Bodenschichten versorgen. Damit halten sich die Folgen der Trockenheit für die Landwirtschaft aktuell noch in Grenzen. Nach Informationen aus der Landwirtschaft wird die Situation für viele Pflanzenarten kritisch, wenn es nicht innerhalb der nächsten beiden Wochen ergiebig regnet.
Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 2 

Abbildung 2: Bodenfeuchte unter vorherrschender Landnutzung in unterschiedlichen Bodenschichten (Prozent nutzbare Feldkapazität, % nFK). 

In tieferen Bodenschichten (80 – 150 cm Tiefe) ist hingegen noch genügend Feuchtigkeit vorhanden (Abbildung 2, untere Karten). Diese Bodenschichten profitieren von der außergewöhnlich nassen Witterungsperiode, die von Mitte 2023 bis Ende 2024 andauerte. Daher können sich die Wälder noch länger mit Wasser versorgen. Erst eine auch in den kommenden Monaten trockene Witterung würde zu einem ernsthaften Problem werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir wiederholt flächendeckenden ergiebigen Regen bräuchten, also zumindest eine für ein paar Wochen unbeständige Witterung, um die Böden wieder auf die für die Jahreszeit übliche Bodenfeuchte zu bringen. Lokaler Starkregen in Form von Schauern und Gewittern würde hingegen deutlich weniger helfen. 

Niederschlagsvorhersage 

Bleibt zum Abschluss noch die große Frage zu klären, ob sich die Trockenheit auch in den kommenden Tagen fortsetzt oder ob es zumindest regional eine Entspannung geben könnte. Tatsächlich zeigen die Wettermodelle, dass in den nächsten Tagen zumindest regional endlich mal mit Niederschlägen zu rechnen ist. Bereits am morgigen Freitag entwickeln sich im Osten Deutschlands, im Osten Bayerns und möglicherweise auch im Westen Niedersachsens ein paar Schauer, die zumindest örtlich etwas Regen bringen können, wobei die meisten Orte noch in die Röhre gucken. Am Wochenende sowie am Montag werden generell in der Ost- bzw. Nordosthälfte Deutschlands zeitweilige Regenfälle oder Schauer häufiger und sorgen dort zwar nicht überall, aber immerhin gebietsweise für eine leichte Entspannung der Trockenheit. Die Modelle zeigen immerhin etwa 5 bis 15, örtlich auch um 20 mm Niederschlag (Abbildung 3). Dies reicht natürlich bei Weitem nicht aus, um das Niederschlagsdefizit auszugleichen. Nachfolgend ist in den genannten Regionen erst einmal wieder kein weiterer Regen in Sicht. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche könnten dann aus Süden und Südwesten her Regenfälle auf die südlichen Regionen übergreifen. Wie intensiv diese ausfallen werden und wie weit sie sich nach Norden ausbreiten, wird aber von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet. Wenn es blöd läuft, ist davon nur der äußerste Süden betroffen. Am wenigsten Regen wird für die kommenden sieben Tage für NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen vorhergesagt. Möglicherweise gehen einige Gebiete dort sogar komplett leer aus. Alles in allem kann man also zusammenfassen, dass es in den nächsten Tagen zwar regional wieder Regen geben wird, dass dieser aber noch lange nicht ausreicht, um das aufgebaute Niederschlagsdefizit auszugleichen. 

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 3

Abbildung 3: Prognostizierte Niederschlagsmengen (mm) bis Donnerstag, 22.05.2025, 12 UTC, von unterschiedlichen Vorhersagemodellen. 

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Zu nass, zu trocken oder doch im Soll – wie war es bisher im Januar?

Nach einem sehr nassen Start stellte sich in der zweiten Woche des neuen Jahres eine mehrtägige trockene Phase ein, in der deutlich kältere Luft in Deutschland Einzug hielt. Nachfolgend gingen viele Niederschläge in Schnee über. Am Mittwoch, den 17.01. erfolgte ein erster Vorstoß milderer Luft in den Süden Deutschlands. Dabei gingen die Niederschläge teilweise in gefrierenden Regen mit Glatteisbildung über, über der Mitte fiel teils markanter Schneefall. Im Anschluss setzte sich die kalte Periode bis zum heutigen Montag fort, an dem Tief „Iris“ eine Wetterumstellung einläutet. Bereits im wurde diese Entwicklung beschrieben. Wie sieht es nun mit der aktuellen Niederschlagsbilanz aus? Fiel der Januar bisher zu nass oder eher zu trocken aus? Oder liegt er womöglich genau im klimatologischen Mittel?

Mithilfe von Radardaten lassen sich die bislang im Januar gefallenen Niederschlagsmengen recht gut abschätzen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar. Verschneidet man die Radardaten zusätzlich noch mit den Messwerten der Stationen aus dem DWD-Messnetz, wird die Abschätzung noch etwas genauer.

Bei der Betrachtung der Niederschlagsmenge in Deutschland seit Monatsbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter (auch „absolute Gesamtniederschlagsmenge“ genannt; siehe Abbildung 1) fallen zunächst einmal die rot und violett eingefärbten Flächen ins Auge. In diesen Regionen sind bereits über 60 Liter pro Quadratmeter, teilweise sogar über 100 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag gefallen. Die angezeigten Werte lassen sich bei einem Vergleich mit den Wetterstationen im DWD-Messnetz auch bestätigen. Derzeitiger Spitzenreiter ist die Station Dachsberg-Wolpadingen im Südschwarzwald. Dort wurden seit dem 01. Januar 162 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die Radar-Auswertung zeigt in der Nähe der Station sogar vereinzelt Signale für mehr als 200 Liter pro Quadratmeter.

Anders sieht es hingegen im Osten und Nordosten Deutschlands aus. Dort dominieren die Farben Grün und Gelb. Entsprechend der Legende sind dort also meist weniger als 40 Liter pro Quadratmeter seit Monatsbeginn gefallen. Die Station, die bisher die geringste Niederschlagsmenge aufweist, ist Quedlinburg am Nordrand des Harzes in Sachsen-Anhalt mit lediglich 13 Liter pro Quadratmeter.

DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar 1

Aber wie ordnet man diese Niederschlagsmengen nun ein? Um die sogenannte absolute Gesamtniederschlagsmenge besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“) setzt man sie in einen klimatologischen Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag (Montag, 22.01.2024) mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (rote bis hellgrüne Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violette und weiße Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar. Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen die Niederschläge ungefähr der im Mittel zu erwartenden Menge entspricht (siehe Abbildung 2).

DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar 2

Regional ergibt sich derzeit durchaus ein heterogenes Bild in Deutschland. Regionen, die ein deutliches Niederschlagsdefizit aufweisen, halten sich in Grenzen. Lediglich am unmittelbaren Alpenrand lassen die Mengen etwas zu wünschen übrig. Dort liegt der Anteil am Monatssoll lediglich um 30 %. Die Station Reit im Winkl in Bayern beispielsweise kommt derzeit auf 42 Liter pro Quadratmeter, was lediglich 32 % des Monatsmittels ausmacht. Deutlich zu nass ist es hingegen im rheinland-pfälzischen Montabaur. Dort entsprechen die bisherigen 66 Liter pro Quadratmeter bereits 197 % des Monatssolls. In einigen Regionen des Hunsrücks (Rheinland-Pfalz) oder Mittelhessens zeigt die Analyse sogar einen Anteil von rund 400 %.
DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar

In den kommenden Tagen stellt sich ein sehr wechselhaftes Wetter ein. Immer wieder ziehen Tiefausläufer über Deutschland hinweg und bringen weiteren Regen. Zwischendurch stellt sich kurzzeitig Hochdruckeinfluss ein, die Niederschlagsneigung nimmt wieder ab. Abbildung 3 zeigt die Vorhersage der akkumulierten Niederschlagsmengen bis nächsten Montag, den 29.01.2024 der Wettermodelle ICON (deutsches Modell), IFS (europäisches Modell) und GFS (amerikanisches Modell). Im Norden und Süden scheint die Niederschlagsneigung etwas höher zu sein als über den mittleren Landesteilen. Dazu sollen am Alpenrand über mehrere Tage hinweg durchaus 50 bis punktuell 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Dies sollte die dortige Niederschlagsbilanz deutlich aufbessern können.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst