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30 % Regenwahrscheinlichkeit – Was bedeutet das?

In der letzten Zeit zogen zahlreiche Schauer und Gewitter über Deutschland hinweg und daran wird sich auch in den kommenden Tagen wenig ändern. Dabei ist gerade Ferienzeit und Sie möchten diese sicherlich so oft wie möglich mit Ihren Kindern draußen verbringen. Wahrscheinlich fragen Sie sich, ob Sie einen Regenschirm mitnehmen sollten. Oder Sie stellen sich die Frage, welcher Abend sich am besten eignet, um Ihre Grillkünste der Familie zu präsentieren. Bestimmt haben Sie für Ihre Entscheidungsfindung schon einmal die Niederschlags- oder Regenwahrscheinlichkeit am gewünschten Ort im Internet oder auf einer der zahlreichen Wetterapps zu Rate gezogen. Aber wissen Sie eigentlich, was es damit genau auf sich hat? Auf den ersten Blick erscheint diese Wahrscheinlichkeitsaussage einfach und logisch, auf den zweiten Blick birgt sie aber einige Tücken. Sie kann leicht missverstanden werden und möglicherweise zieht man dadurch die falschen Schlüsse bei der Freizeitplanung. Glauben Sie nicht? Dann beantworten Sie für sich folgende Frage:

„Regenhausen (*), Regenwahrscheinlichkeit 30 %“: A) Regnet es an 30% des Tages (also etwa 7 Stunden am Tag) oder in der betrachteten Stunde (also etwa 18 Minuten)? B) Ist in 30 % des Stadtgebiets von Regenhausen mit Regen zu rechnen? C) Öffnet der Himmel zu 30 % irgendwo in Regenhausen seine Schleusen, während es zu 70 % überall in der Stadt trocken bleibt? Sind Sie sich nicht ganz sicher? Keine Sorge, Sie sind keinesfalls der einzige.

Was ist nun richtig? Eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 30 % bedeutet ganz einfach, dass es am angegebenen Ort im gewünschten Zeitraum zu 30 % regnet und zu 70 % trocken bleibt. Anders ausgedrückt gab es dort bei vergleichbaren Wetterlagen nur in 3 von 10 Fällen Niederschlag. Bei großflächigen Regengebieten, beispielsweise entlang von Fronten, ist diese Aussage leicht zu verstehen. Zu 30 % erreicht das Niederschlagsgebiet Regenhausen und zu 70 % zieht es am Ort vorbei.

Schwieriger gestaltet es sich bei Schauerwetter. Kleinräumige Schauer erfassen meist nicht das gesamte Stadtgebiet. Darf man nun bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 30 % damit rechnen, dass zu 30 % irgendwo in Regenhausen ein Tropfen fällt oder dass Sie selbst zu 30 % von einem Schauer in Ihrem Stadtteil getroffen werden? Da die genaue Zugbahn von Schauern und Gewittern nicht exakt vorhergesagt werden kann, muss man hier etwas „über den Tellerrand blicken“. Eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 % kann man so interpretieren, dass sich in der näheren Umgebung von Regenhausen bei vergleichbaren Wettersituationen statistisch gesehen in 3 von 10 Fällen Schauer entwickelt haben.

Soviel zur Theorie…aber wie verwendet man diese Prozentangabe für Planungen im Freien? Bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 90 % ist es fast sicher, dass Sie nass werden, wenn Sie sich für längere Zeit draußen aufhalten. Eine solch hohe Wahrscheinlichkeit findet man meist nur bei großflächigen Niederschlagsgebieten vor, die den gesuchten Ort mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreichen. Auch bei 70 % sollten Sie den Regenschirm nicht vergessen. Bei 50 % besteht zumindest eine „50:50-Chance“, dass es während des Grillabends trocken bleibt und etwaige Schauer an Ihnen vorbeiziehen. Risikofreudige können also vorsorglich Grillgut besorgen, sollten aber einen „Plan B“ in der Hinterhand haben. Bei 30 % bedarf es schon etwas Pech, dass an Ihrem Aufenthaltsort Regen fällt. Aber Vorsicht! Auch wenn die Chancen nicht schlecht stehen, dass es trocken bleibt, sollte man im Hinterkopf behalten, dass ein gewisses Schauer- oder Gewitterrisiko besteht. „Aber die App hat doch nur 30 % angezeigt, da regnet es sonst nicht“ hören wir Meteorologen in solchen Situationen von Freunden und Bekannten oft. Sie lassen dabei zwischen den Zeilen also durchklingen, dass die Prognose scheinbar versagt hat, wenn die Grillparty doch ins Wasser fällt. Das ist aber nicht der Fall – wir erinnern uns: statistisch gesehen passiert genau dies in 3 von 10 Fallen. Sinkt die Regenwahrscheinlichkeit unter 10 %, steht einem Aufenthalt im Freien (fast) nichts mehr im Wege.

Zusätzlich sollte man noch berücksichtigen, auf welchen Zeitraum sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit bezieht. Ist sie für den gesamten Tag angegeben, lohnt sich ein Blick auf zusätzliche Wetterinformationen. Zieht am Vormittag mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Regenband durch, bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von 90 % nicht zwangsläufig, dass Sie auf das nachmittägliche Sonnenbad verzichten müssen.

Kurze Zeit (z.B. eine Stunde) vor Beginn der Outdoor-Aktivität ist eine aktuelle Regenradar-Animation die bessere Wahl. Zieht Regen auf Sie zu oder werden Schauer und Gewitter im zeitlichen Verlauf immer zahlreicher, kann man daraus mehr lesen als aus einer einfachen Prozentangabe in der Wetterapp. Sollte nämlich tatsächlich ein Gewitter aufziehen, kann es – egal wie hoch die Regenwahrscheinlichkeit ist – durchaus heftig zur Sache gehen. Sie sagt nämlich nichts über die Dauer und Intensität der Niederschläge aus!

Das gleiche gilt übrigens auch für die Regenmengen-Angaben in Wetterapps. Gerade im Sommer, wenn das Wetter von Schauern und weniger von großflächigen Regengebieten geprägt ist, ist die Mengenangabe oft irreführend. „0,4 mm zwischen 15 und 16 Uhr“ bedeutet nämlich nicht, dass es wahrscheinlich nur leicht regnet. Vielmehr ist dies als gemittelter Wert über eine größere Fläche und einen längeren Zeitraum zu verstehen. Wird man zufälligerweise von einem kräftigen Platzregen erwischt, können erhebliche Mengen von 20 mm oder mehr fallen, während es in anderen Fällen bei der gleichen Angabe trocken bleibt.

(*) fiktiver Stadtname

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.07.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Wechselhafte Wetterwoche mit voraussichtlich ruhigem Ende

In vielen Themen des Tages der vergangenen Tage wurden die frühlingshaften Temperaturen beleuchtet. Diese lockten im Zusammenspiel mit teils längerem Sonnenschein viele Menschen ins Freie und so konnten gegebenenfalls auch bereits erste Frühjahrs-Garten-Arbeiten erledigt werden: erste Frühblüher wie Schneeglöckchen und Winterlinge bewundern, Gräser und Stauden abschneiden, Hecken, Sträucher oder Bäume stutzen oder diese gar noch entfernen. Nach dem 1. März ist das aufgrund der beginnenden Brutsaison der Vögel nämlich verboten.

In der aktuellen Woche wird das Wetter nun durch Tiefdruckgebiete bestimmt, die immer wieder Niederschläge und ab der kommenden Nacht zum Mittwoch im Bergland auch wieder häufiger Schnee mit sich bringen. Doch nun der Reihe nach…

Bereits am gestrigen Montag überquerte uns das Frontensystem von Tief PAUL bei Island und brachte von Westen Regen mit sich, der sich im Tagesverlauf und in der vergangenen Nacht ost-/südostwärts über Deutschland ausbreitete. Zuvor wurden besonders im Osten des Landes nochmals milde 13 bis 16 Grad erreicht. Während im Westen sich dann heute Morgen Auflockerungen zeigten, bildete sich andernorts in der feuchten Luft rasch dichter Nebel und der Tag startete teils sehr trüb. Nach Osten regnete es auch noch etwas und im Südwesten zogen bereits neue, dichte Wolken auf. 

Wechselhafte Wetterwoche mit voraussichtlich ruhigem Ende teil 1 

Bodenwetterkarte mit Namen der Druckgebilde vom 25.02.2025, 00 UTC (Quelle: DWD/ FU Berlin) 

Am heutigen Dienstag hat sich nun entlang des Frontensystems von PAUL über Nordfrankreich ein Wellentief gebildet. Dieses kleinräumige Tief, das auf den Namen QUINCY getauft wurde, sorgt im Südwesten bereits seit dem frühen Vormittag für neue Regenfälle, die sich mit allmählicher Nordostverlagerung von QUINCY im weiteren Tagesverlauf nordostwärts ausbreiten und im Laufe der Nacht zum Mittwoch auch den Nordosten Deutschlands erreichen werden. Ganz im Norden bleibt es voraussichtlich noch trocken. Auf der Rückseite des Tiefs sickert im Verlauf der Nacht zum Mittwoch eine deutlich kältere Luftmasse ein, so dass der Regen vor allem im Schwarzwald und in den Alpen, gegen Mittwochfrüh auch in Hochlagen der Schwäbischen Alb, in Schnee übergeht. Anfangs wird dabei aufgrund der warmen Böden nicht viel Schnee liegen bleiben, im Nachtverlauf kühlt sich die Luft und der Boden aber voraussichtlich soweit ab, dass bis zum Morgen einige Zentimeter Neuschnee erwartet werden können. Im Südwesten und Südes des Landes frischt auf der Südflanke von QUINCY ab dem Abend zudem der Wind vorübergehend stark bis stürmisch auf.

Am Mittwoch überwiegt dichte Bewölkung und es regnet häufig, im Schwarzwald fällt bis in die Mittagsstunden Schnee, bevor die Niederschläge von Westen allmählich und zumindest vorübergehend abklingen. In den Alpen schneit es in unterschiedlicher Intensität bis in die Nacht zum Donnerstag oder sogar Donnerstag früh weiter. Vor allem im Oberallgäu und den entsprechenden Staulagen sind dann insgesamt bis etwa 20 cm Neuschnee möglich.

Zum Donnerstag bringt sich ein weiteres Tiefdruckgebiet über der südlichen Nordsee in Stellung. Tief RAINER greift dann in den Frühstunden des Donnerstages mit seinem Frontensystem, dichter Bewölkung und Niederschlägen auf den Westen über. Auch in den westlichen und zentralen, später auch in den östlichen Mittelgebirgen kann in höheren Lagen Schnee fallen, je nach Tageszeit und Intensität fällt Schnee auch bis in mittlere Lagen und kann zumindest vorübergehend für Glätte durch Schneematsch sorgen. Aufgrund der warmen Vorgeschichte und den daher warmen Böden wird abseits des Berglandes dabei aber nicht mit einer nachhaltigen Neuschneedecke zu rechnen sein.

Auch der Freitag steht noch im Zeichen von wechselhafter Witterung mit zeitweiligen, häufig schauerartigen Regen-, Schneeregen- oder Schneeschauern. Im Bergland wird es teils noch ein wenig winterlicher, größere Neuschneemengen werden aber nicht mehr erwartet.

Die Temperaturen gehen im Wochenverlauf insgesamt zurück, die sehr milden, deutlich zweistelligen Temperaturen werden am heutigen Dienstag das vorläufig letzte Mal erreicht. Die Höchstwerte der kommenden Tage liegen oftmals zwischen 5 und 10 Grad. In den Nächten muss wieder häufig mit leichtem, im Bergland teils auch mäßigem Frost gerechnet werden. Und in punkto Straßenglätte ist der Winter leider auch noch nicht vorbei – die Winterreifen sind also hoffentlich noch nicht demontiert. Tja… und auch die Gartenarbeit ruht bei diesen Aussichten vermutlich meist wieder bis zum nächsten Frühlingsvorstoß. Immerhin deutet sich für das Wochenende unter steigendem Luftdruck eine Wetterberuhigung und zumindest abseits von Nebelgebieten auch wieder mehr Sonnenschein an. 

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.02.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

Wie entsteht eine Wetterprognose?

Die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes basieren auf den Daten eines globalen Mess- und Beobachtungsnetzes. Weltweit gibt es mehr als 11.000 offizielle Bodenstationen.

Autochthone Witterung

Im heutigen Thema des Tages wird ein meteorologischer Begriff näher beleuchtet, der zwar kaum mehr gebräuchlich ist, mit dem aber bestimmte Zusammenhänge gut erklärt werden können.

Der Deutsche Wetterdienst

Der staatliche Deutsche Wetterdienst in Offenbach ist hierzulande der größte Datensammler und Datenverwerter. Mit fast 2400 Mitarbeitern gehört er weltweit zu den wichtigsten nationalen Wetterdiensten.