Was ziehe ich bloß an?

Empfindlich kühl am Morgen und angenehm warm am Nachmittag, so präsentiert sich das Wetter heute und auch in den kommenden Tagen in weiten Teilen Deutschlands. Die nächtlichen Tiefstwerte erinnern einen an den (vergangenen) Winter, während die Höchstwerte am Nachmittag einen ersten frühlingshaften Eindruck vermitteln. Zwischen einer heißen Tasse Tee und Rührei mit Speck am Morgen und einem kühlen Kaltgetränk samt Steak vom Grill am Nachmittag liegen also nur wenige Stunden. Schuld daran ist der Tagesgang der Temperatur, der vor allem in den Übergangsjahreszeiten sehr ausgeprägt sein kann und einen häufig vor das Problem der richtigen Kleiderwahl stellt. Empfohlen werden kann hier besonders der Zwiebellook. Morgens ist bei Tiefstwerten um den Gefrierpunkt noch die dicke Jacke sowie eventuell Schal und Mütze gefragt, während nachmittags bei Höchstwerten um die 20 Gradmarke das neue T-Shirt oder Polo bereits getragen werden kann, denn die kräftige Märzsonne wärmt einen doch schon recht angenehm. Bei längeren Aufenthalten im Freien muss bei empfindlicher Haut allerdings an Sonnenschutz gedacht werden, da die Sonne bereits so viel Kraft wie etwa Mitte/Ende September hat.

Verantwortlich für den gut ausgebildeten Tagesgang der Temperatur ist die derzeitig herrschende Strahlungswetterlage. Das umfangreiche Hochdruckgebiet PETER, mit Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa sorgt nämlich für stabiles und störungsfreies Hochdruckwetter in Deutschland. Es fließt zwar in der Höhe eher kühle Luft aus Osteuropa ein, aber diese erwärmt sich im Tagesverlauf durch die kräftige Märzsonne auf frühlingshaft angenehme Werte zwischen 15 und 20 Grad. Nachts fehlt die schützende Wolkendecke und dazu ist es schwachwindig, wodurch sich die Luftmasse deutlich abkühlen kann. Die Tiefstwerte liegen, mit Ausnahme des Westens, Nordwestens und der Küstengebiete, häufig im Frostbereich. In Mühlacker (Baden-Württemberg) wurde gestern beispielsweise ein Höchstwert von 16,6 Grad erreicht, während der Tiefstwert heute Früh bei -4,0 Grad lag. Dies entspricht somit einer Temperaturdifferenz von über 20 Kelvin. Auch in Kaiserslautern lag die Spanne bei 19 Kelvin. Anders dagegen in manchen Küstenabschnitten, denn dort verhindert die kühle See bei auflandigem Wind einen ausgeprägten Tagesgang. Am Kap Arkona auf Rügen lag die Temperaturdifferenz beispielsweise nur bei knapp 3 Kelvin.

Noch deutlicher wird der Gegensatz zu einem ausgeprägten Temperaturverlauf innerhalb eines Tages beispielsweise bei Hochnebellagen im Winter. Dann schützt nachts die dichte Hochnebeldecke vor Auskühlung und tagsüber schafft es die tief stehende Sonne nicht, das Grau aufzulösen und für eine Erwärmung zu sorgen. Nicht selten bekommt man dann das Gefühl, das Thermometer versagt seinen Dienst, wenn es über Stunden hinweg aufs Zehntel genau die gleichen Werte zeigt.

Hochnebel und lang anhaltender Nebel werden jedoch in den nächsten Tagen nicht erwartet. Die Sonne lacht nämlich weiterhin von einem meist wolkenlosen Himmel und nachts funkeln die Sterne. Daher finden nach wie vor einige Klamotten Anwendung und die Frostbeulen können sich nachmittags in der Sonne wärmen, während die Kälteliebhaber nachts auf ihre Kosten kommen. Es wird also für jeden etwas geboten.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.03.2022

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Trockener März bisher

Die Aussichten lesen sich derzeit kurz und knapp: “Sonne von früh bis spät und frühlingshaft mild”. So oder so ähnlich klingen die Wetterberichte und auch in den vergangenen Wochen staubte der Regenmesser in manchen Regionen regelrecht ein. Schuld an den oftmals niederschlagsarmen Witterungsabschnitten waren ausgedehnte Hochdruckgebiete, die die Atlantiktiefs samt ihren Ausläufern einfach nicht auf Deutschland übergreifen lassen haben.

Tage, an denen in Deutschland regional nennenswerter Niederschlag fiel, lassen sich an einer Hand abzählen. Dies war um die Monatsmitte am 14./15./16.03. vor allem über dem Westen, Nordwesten, Teilen der Mitte sowie des Südostens der Fall. Regional fielen dabei 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Am meisten Niederschlag gab es im äußersten Südosten Bayerns in Marktschellenberg, wo allein in der Nacht zum Mittwoch, dem 16.03. genau 23 Liter Regen vom Himmel kamen. Am 17.03. regnete es dann im Norden und am 18.03. im Südwesten etwas. Mehr als 2 bis 5 Liter wurden jedoch nicht registriert. Anschließend war wieder Flaute angesagt. Ein Kaltlufttropfen (ein nur in höheren Luftschichten ausgeprägtes Tiefdruckgebiet) überquerte zwar am vergangenen Wochenende Deutschland von Ost nach West, viel Niederschlag brachte er jedoch nicht zustande. Einzig an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien summierte sich die Niederschlagsmenge auf gebietsweise 2 bis 8 Liter auf.

Wirft man nun einen Blick auf die Monatssumme im bisherigen März, dann stechen besonders der Nordosten und Norden sowie Teile des Südens ins Auge. Verbreitet gab es weniger als 5, im Nordosten verbreitet weniger als 1 Liter Regen. An einigen Stationen wie beispielsweise in Lindau am Bodensee (Bayern), Bergen auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Friedrichswalde östlich von Berlin (Brandenburg) oder Tribsees östlich von Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) blieb der Regenmesser komplett leer. Dagegen ist Marktschellenberg Spitzenreiter mit knapp 31 Liter. Dahinter folgen Anger-Stoißberg ebenfalls im äußersten Südosten Bayerns mit 26 Liter, Zernien im östlichen Niedersachsen mit 22 Liter und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) mit 20 Liter. Auf Basis von Radarmessungen liegen die Regionen mit dem meisten Niederschlag vor allem über der Westhälfte des Landes sowie über der südlichen Mitte und dem östlichen Mittelgebirgsraum. Mehrheitlich wurden zwischen 10 und 20 Liter erfasst.

Betrachtet man nun die relative Niederschlagsmenge, bei der die bisher gemessenen Niederschläge ins Verhältnis gesetzt werden zu den bis zum 21. März im vieljährigen Mittel zu erwartenden Niederschlägen, so stellt man fest, dass es verbreitet viel zu trocken ist. Neben dem Nordosten beziehungsweise Norden ist es vor allem am Alpenrand und im südlichen Baden-Württemberg quasi staubtrocken. Heraus sticht Rheinhessen, was sonst zu den trockensten Regionen des Landes gehört. Dort sind die bisher gefallenen 20 bis 25 Liter überdurchschnittlich und kleinräumig fiel fast das Anderthalbfache des Niederschlags, der bis zu diesem Zeitpunkt normalerweise üblich ist.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass bis Monatsende voraussichtlich das Niederschlagsdefizit nicht mehr ausgeglichen wird. Das sonnige Frühlingswetter hat daher trotz des Sonnenscheins auch seine Schattenseiten, denn die Natur braucht den Regen als Wachstumsschub und obendrein steigt zusätzlich noch die Waldbrandgefahr an.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.03.2022

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DWD Trockener Maerz bisher

 

 

Was bringt der Frühling?

Zunächst hat der Frühling in der Natur begonnen. In der Phänologie ist der Erstfrühling definiert mit der Blüte der Forsythie, die in Deutschland teils schon am 20. Februar beobachtet wurde. Danach folgte der meteorologische Frühlingsbeginn am 01. März. Der ist jedes Jahr am gleichen Datum und dient vor allem zur besseren Handhabung der klimatologischen Statistiken, da somit alle Jahreszeiten exakt drei Monate lang sind. Nun steht heute Nachmittag der letzte Frühlingsbeginn dieses Jahres an. Nach der Astronomie beginnt der Frühling heute um 16:32 Uhr.

Das Datum des astronomischen oder kalendarischen Frühlingsbeginns ist definiert nach der exakten Tagundnachtgleiche. Das heißt, heute ist es in Deutschland genau 12 Stunden lang Tag und 12 Stunden lang Nacht. Dieser Tag kann in unserem Kalendersystem zwischen dem 19. und 21. März variieren. Im 20. Jahrhundert fiel der Frühlingsbeginn oft auf den 21. März. Das passiert allerdings erst wieder im Jahre 2102. Bis zum Jahr 2047 bleibt uns der 20. März als Frühlingsbeginn, da im folgendem Jahr der Frühling schon einen Tag früher kommt (am 19. März um 23:23 Uhr).

Mit dem Frühling sind oft Gedanken des Neubeginns verbunden. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Viele Zugvögel haben in der letzten Woche die südlichen Winde genutzt und sind zusammen mit dem Saharastaub über Deutschland eingeflogen. Es zwitschert bereits frohlockend in den Wäldern. Doch die Wälder selbst sehen momentan nicht überall so grün und saftig aus. Die lange Trockenheit und der fehlende Niederschlag im März hat bereits an einigen Orten zu Waldbrandausbrüchen geführt. Auch die kommende Woche verspricht da kein Aufatmen. Durch die anhaltende Hochdrucklage bleibt es weiterhin verbreitet sonnig und trocken. Der Waldbrandgefahrenindex (siehe Link) zeigt auch für die kommenden Tage in Teilen die Stufe 4 auf (hohe Gefahr). Die erwachende Natur zieht da auch noch zusätzlich einiges an Wasser aus dem Boden.

Auf der anderen Seite des großen Teichs ist auch Frühlingsanfang. Allerdings hat Nordamerika kein ruhiges Hochdruckwetter zu erwarten. Dort ist im Frühling der Beginn der Tornado-Saison, sodass das Frühlingserwachen auch mal durch einen Donnerschlag erfolgt. Ein Tornado kann bei Gewitterentwicklung aus so genannten Superzellen entstehen. Das sind rotierende Gewitterzellen, die teilweise über mehrere Stunden hinweg über Land ziehen. Der Südosten der Vereinigten Staaten liefert von seiner geographischen Lage und seiner Topographie die besten Voraussetzungen für sehr kräftige Superzellen und auch Tornadoentwicklungen. Das Storm Prediction Center (SPC) des nationalen amerikanischen Wetterdienstes hat bereits für die nächsten Tage eine Warnung vor möglichen Tornados herausgegeben. (siehe Link zum SPC)

Bei den tropischen Stürmen ist etwas Ruhe eingekehrt. Momentan wird weltweit kein einziger beobachtet. Das wird vermutlich nicht lange so bleiben. Ein diese Woche veröffentlichter Rückblick der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) enthält einige interessante Fakten über tropische Stürme. In den betrachteten 40 Jahren von 1980 bis 2020 wurden im Schnitt pro Jahr weltweit 84 tropische Zyklonen benannt. Dabei kam es statistisch zu 43 Toten und Schäden von über 70 Mio EUR pro Tag. Durch die bessere Vorhersage und auch ein effektiveres Warnsystem konnte die Anzahl der Toten in den vergangenen Jahren jedoch signifikant verringert werden. Das entwickelte Frühwarnsystem der WMO hat da vermutlich den ein oder anderen aufgeweckt.

Von Zeit zu Zeit braucht vielleicht jeder mal einen Weckruf. Nachdem man den ganzen Saharastaub von Fenstern und Balkonen entfernt hat, lässt sich diese Woche aber auf jeden Fall der Frühling in vollen Zügen genießen. Egal ob man dann schon wach ist, oder noch mit schläfrigen Augen in die Sonne blinzelt.

MSc Met. Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.03.2022

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DWD Was bringt der Fruehling

 

 

 

 

Rekordhochkombi PETER/OLIVER und der lokale Spielverderber auf der Wetterkarte!

Wer derzeit auf die Bodenwetterkarte schaut, sieht ein kräftiges und großräumiges Hochdruckgebiet, das sich über Südskandinavien und der Ostsee eingenistet hat und sich von dort aus nahezu über ganz Europa erstreckt. Da dieses Hoch über zwei Zentren verfügt, geht es als Hochkombi PETER und OLIVER in die Wetterbücher ein. Dabei konnten sich die beiden Hochs sehr gut entwickeln. Wurde im gestrigen Thema des Tages noch der Konjunktiv verwendet, um das Potential für rekordverdächtige Luftdruckwerte zu beschreiben, können wir heute Morgen das Präsens benutzen um diese festzuhalten. Vor allem in Schleswig-Holstein und Dänemark gab es stationsbezogen zahlreiche Allzeitrekorde. Den höchsten Druckwert lieferte bisher aber die Station Blasjo in Norwegen mit 1053,2 hPa. Um 7 Uhr am Morgen wurde in Dänemark an der Station Tirstrup und in Schweden an der Station Hagshult ein Wert von 1051,2 hPa registriert und in Deutschland überragen bisher die Stationen Kiel Leuchtturm mit 1049,5 hPa (3 Uhr) und Leck mit 1049, 4 hPa (7 Uhr). Damit stellen die genannten Stationen aber nur die Spitze der kompletten Armada von neuen Allzeit- und Monatsrekorden dar. Eine kurze Einordnung der aktuellen Werte für Deutschland können sie im gestrigen Thema des Tages nachlesen.

Die genannte Hochkombi um PETER und OLIVER dominieren aber nicht nur das Wetter im Norden des Landes, sondern sind im ganzen Land, zumindest was das bodennahe Geschehen betrifft, wetterwirksam. Doch der Schein trügt etwas. Das starke Absinken aufgrund der bodennahen Luftdruckverhältnisse kann vor allem am Wochenende nicht überall Wolken und geringe Niederschläge verhindern. Denn in höheren Schichten ist derzeit ein Tief aktiv, welches von Südwestpolen über Westtschechien und Nordbayern hinweg bis ins nördliche Baden-Württemberg zieht. Einhergehend nehmen vertikale Umwälzungen Fahrt auf, die Wolken zur Folge haben. Zunächst fallen bevorzugt in Sachsen, im Verlauf auch in der Mitte Deutschlands kurze Regenschauer, im Bergland auch Schneeschauer aus den Wolken.

Da das Tief im Verlauf seinen Kurs ändert und vom nördlichen Baden-Württemberg nach Belgien wandert, bleibt der Westen und Nordwesten noch länger in dessen Einflussgebiet. Entsprechend können sich dort bis Montag dichtere Wolken am Himmel halten und etwas Regen bringen. Ansonsten ist rasch die Hochkombi wieder am Wetterdrücker und löst die Wolken schnell auf. Durch das Absinken haben Wolken kaum noch eine Chance, sodass die Sonne verbreitet vom wolkenlosen Himmel scheint. Einhergehend kann sich die Luft stetig erwärmen, sodass in den kommenden Tagen lokal sogar die 20-Grad-Marke ins Visier genommen wird. Nachts bleibt es durch Aufklaren und somit bodennahem Auskühlen noch empfindlich kalt. Vielerorts reicht es bis in den leichten Frostbereich, im Südosten ist örtlich sogar noch mäßiger Frost unter -5 Grad möglich.

Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling nichts Ungewöhnliches. Während die Sonne durch die höhere Bahn am Himmel mehr Kraft bekommt, somit eine größere Menge an Energie zur Erde schickt und die Luft schon ordentlich erwärmen kann, fehlt jedoch nachts diese wärmende Einstrahlung. Da am Himmel derzeit zudem auch keine Wolken schützen, wird ein großer Teil der Wärme wieder zurück ins All abgegeben. Insgesamt ist diese Kombination von “kalt” zu “sonnig und warm” bei falscher Wahl zudem förderlich für Erkältungskrankheiten. Aber alleine die Probleme bei der Kleidungswahl durch die großen Temperaturunterschiede über den Tag hinweg ist nicht so einfach zu lösen. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte “Zwiebellook”, schaffen.

Typischerweise empfiehlt es sich direkt auf der Haut, als unterste Schicht, keine Wolle oder Baumwolle zu tragen. Im Vergleich zu anderen Naturfasern, wie beispielweise Seide, nimmt die Baumwolle sehr viel Feuchtigkeit auf, ohne sie wieder abzugeben. Die Nässe bleibt schließlich auf der Haut und kühlt diese aus. Die Folge kann dann eine Erkältung sein. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve folgen. Ein hochgeschlossener Cardigan oder Rollkragenpullover verhindert als dritte Schicht, dass kalte Luft am Halsausschnitt eindringen kann. Den Zwiebellook abschließen sollte dann eine Jacke aus atmungsaktivem Material, die auch vor kaltem Wind Schutz bietet. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.03.2022

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DWD Rekordhochkombi PETEROLIVER und der lokale Spielverderber auf der Wetterkarte

 

 

 

Zurück zum Hochdruckwetter

Die vergangene Woche war verhältnismäßig ereignisreich, zumindest, wenn man den diversen Himmelsphänomenen nachgeht, die dabei aufgetreten sind. Zum einen hatten es mehrere Tiefausläufer geschafft, nach langer Trockenphase nach Deutschland vorzudringen und durchaus verbreitet für etwas Niederschlag zu sorgen. Dann wurden durch ein großräumiges Tief im Mittelmeerraum große Mengen Saharastaub nach Mitteleuropa verfrachtet. Dieser hat sich besonders in Süddeutschland in Form von rötlicher Himmelsfärbung und ausgewaschenem Mineralstaub deutlich bemerkbar gemacht. Im Norden Deutschlands konnten dazu Anfang der Woche Polarlichter gesichtet werden. Und zu guter Letzt gab es in der vergangenen Nacht vielerorts einen ausgeprägten Vollmond zu bestaunen.

Mit den Tiefausläufern ist es aber jetzt erst einmal grundsätzlich wieder vorbei, denn mit den beiden Hochs “Peter” über Nordwesteuropa und “Oliver” über dem Baltikum und Westrussland formiert sich aktuell ein mächtiger Hochdruckblock, der jeden Versuch, ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik nach Mitteleuropa zu schicken, verhindert. Seinen Höhepunkt erreicht “Peter” bereits am morgigen Samstag. Dann befindet sich das Zentrum über Dänemark und der südlichen Ostsee. Dabei werden in den Modellen Bodendruckwerte von über 1050 Hektopascal (hPa) simuliert. Ein für die Region durchaus rekordverdächtiger Wert. Wirft man einen Blick auf die Statistik, so zeigt sich, dass Druckwerte von über 1040 hPa in Deutschland jedes Jahr auftreten, Werte von über 1050 hPa dagegen schon sehr selten vorkommen. Zuletzt war dies für die Station in Oberstdorf (Bayern) der Fall, wo am 20.01.2020 1051,3 hPa registriert wurden. Danach muss man schon bis ins Jahr 2006 zurückblättern, um ähnliche Werte zu finden. Damals betraf dies Stationen in Ostbrandenburg und Vorpommern, dies ebenfalls im Januar.

Ganz störungsfrei läuft die Hochdrucklage aber insgesamt nicht ab. Nicht ganz untypisch für derartige Lagen löst sich von der Ostsee her ein kleines, mit Kaltluft angereichertes Höhentief ab und läuft in den kommenden Tagen einmal im Uhrzeigersinn um das Hochdruckgebiet herum. Davon bekommt man im Bodendruckfeld zunächst nicht viel mit, aber solche kleinen Höhentiefs – gerne auch als Kaltlufttropfen bezeichnet – sind immer wieder für Überraschungen gut. In diesem Fall ist die Höhenkaltluft nicht kalt genug, um für größeres Ungemach wie z.B. kräftige Schauer und Gewitter zu sorgen, aber für dichtere Wolkenfelder und den ein oder anderen Regenguss bzw. Schneeschauer im Bergland wird es allemal reichen.

Angesichts der Mächtigkeit des Hochdruckblocks über Europa dauert es auch entsprechend lange, bis dieser wieder abgebaut wird. Mit anderen Worten: Die Wetterlage bleibt uns noch mindestens bis Mitte der kommenden Woche erhalten, wobei “Peter” und Co. dabei zunehmend an Kraft verlieren werden. Ab der zweiten Wochenhälfte reicht es dann eventuell auch wieder für das erste durchziehende Frontensystem im Zuge eines Trogdurchgangs.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.03.2022

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DWD Zurueck zum Hochdruckwetter

 

 

Was wäre wenn…? – Die Erde ohne Mond!

Der Mond hat erstaunlich große Einflüsse auf die Erde, obwohl er so viel kleiner als diese ist und sich so weit weg von ihr befindet. Deshalb hätte es einen starken Effekt, wenn er nicht mehr da wäre.

Aufgrund der riesigen Massen von Erde und Mond üben die beiden Himmelskörper starke Anziehungskräfte aufeinander aus und beeinflussen sich gegenseitig. Eine Wirkung des Mondes kann man dabei täglich an den Meeresküsten beobachten: die Entstehung von Ebbe und Flut.

Durch die Anziehungskraft des Mondes wird die Erde verformt und somit an den Orten, die dem Mond zugewandt sind, beziehungsweise den Mond abgewandten Seiten, gestreckt und an den anderen Stellen gestaucht. Dadurch gerät auch das Wasser der Meere und Ozeane in Bewegung und es entstehen zweimal täglich Ebbe und Flut. Die Stärke dieser variiert je nach Konstellation von Sonne, Erde und Mond. Befinden sich alle drei Himmelskörper in einer Linie, so sind die Gezeiten besonders stark, man spricht dann von “Springtiden”. Anders sieht es aus, wenn der Mond im rechten Winkel zur Sonne steht (auf der Erde sichtbar als Halbmond). Dann sind die Gezeiten schwächer (“Nipptiden”). Dabei gibt es Orte, an denen der Unterschied zwischen Ebbe und Flut stärker ist, wie zum Beispiel an der Bay of Fundy in Kanada. Hier ist eine Differenz der Meeresspiegelhöhe von bis zu 21 Metern möglich. Anders sieht es beispielsweise an der Ostseeküste aus, wo der Tidenhub “nur” etwa 30 Zentimeter beträgt. Dafür finden Wissenschaftler:innen unterschiedliche Begründungen. Ausschlaggebend ist hierbei jedoch stets das Volumen des Meeres: je größer der Ozean, desto mehr Wasser wird bewegt und somit ist die Differenz auch höher. Auch der Wind kann zu einer Erhöhung der Flut führen, wenn er vom offenen Meer in Richtung Küste weht. Dies wird dann als Sturmflut bezeichnet.

Die Gravitationskraft des Mondes hat darüber hinaus aber auch noch einen weiteren Effekt: Sie ist dafür verantwortlich, dass die Rotationsachse der Erde bezogen auf ihre Umlaufbahn um die Sonne mehr oder weniger stabil um etwa 23,5 Grad geneigt ist.

Doch was wäre, wenn es den Mond nie gegeben hätte? Ohne die Gravitationskraft des Mondes wäre diese Stabilität nicht gegeben. Im Extremfall könnte sich die Rotationsachse der Erde Berechnungen zufolge sogar um bis zu 90 Grad neigen, verglichen mit der Erdumlaufbahn. Infolgedessen wäre eine Hälfte der Erde für ein halbes Jahr komplett der Sonne zugeneigt und die andere Seite hätte mit halbjähriger Dunkelheit und eisigen Temperaturen zu kämpfen. Es gäbe demnach nur zwei Jahreszeiten, was beträchtliche Folgen für unser Klima und damit auch für Flora und Fauna nach sich ziehen würde.

Ohne den Mond gäbe es außerdem natürlich auch nicht die durch ihn hervorgerufenen Gezeiten. Die Erde würde sich dann deutlich schneller um ihre eigene Achse drehen, da der Mond als eine die Erde ausbremsende Kraft im Kräftegleichgewicht von Sonne, Erde und Mond dient. Eine Drehung um die eigene Achse geschähe dann schon innerhalb von 6 bis 8 Stunden und der derzeitige Tag-Nacht-Rhythmus wäre so nicht existent.

Die deutlich schnellere Drehung der Erde hätte auch direkte Auswirkungen auf das Wettergeschehen: Stürme mit Windgeschwindigkeiten von mehreren 100 km/h wären keine Seltenheit und die atmosphärische Zirkulation, so wie wir sie heute kennen, gäbe es in der Form nicht.

Der Mond ist also in vielerlei Hinsicht essenziell für das Leben auf der Erde. Gut also, dass er unseren Planeten voraussichtlich noch ein paar Milliarden Jahre umkreisen wird, auch wenn die Erde bis dahin leider nicht mehr bewohnbar sein wird…

Praktikant Lorenz Gölz in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.03.2022

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DWD Was waere wenn... Die Erde ohne Mond

 

Polarlichter – Sonnenwinde am Himmel

Polarlichter gehören definitiv zu den eindrucksvollsten Erscheinungen, die am Himmel auftreten können. In der Nacht von Sonntag auf Montag konnte man diese sogar über Norddeutschland betrachten, was nur sehr selten vorkommt. Und obwohl fast jeder schon davon gehört hat, wissen viele nicht, was die Ursache dafür ist. Dabei ist die Erklärung eigentlich gar nicht so kompliziert, wie sie scheint.

Noch im 18. Jahrhundert ging man davon aus, dass die Lichter durch Reflexion des Sonnenlichts an Eiskristallen in Wolken entstehen. Einige Zeit später konnte diese Theorie widerlegt werden und heute weiß man, dass der Auslöser ein anderer ist: Die Sonne sendet nämlich kontinuierlich elektrisch geladene Teilchen aus. Diese werden regelmäßig als Bündel ausgestrahlt, die man als Sonnenwinde bezeichnet. Da die Sonne hierbei etwa eine Million Tonnen Materie pro Sekunde ins All schießt, kann man erahnen, dass dabei riesige Mengen Energie frei werden. Ein Teil der Winde trifft dann auf das Magnetfeld der Erde und wird durch dieses in Nord- und Südrichtung abgelenkt. Damit wirkt das Magnetfeld wie ein Schutzschild, der die Biosphäre und damit auch uns Menschen vor den energiereichen Sonnenwinden abschirmt. An den Polen läuft das Magnetfeld zusammen und daher wird hauptsächlich dort einem Teil der Winde der Eintritt in die Atmosphäre dann doch ermöglicht, wodurch Polarlichter überhaupt erst entstehen können. Denn wenn die Teilchen der Sonne in die Atmosphäre gelangen, treffen sie auf bereits vorhandene Teilchen und regen diese an. Dabei wird viel Energie freigesetzt, die in Form von Licht sichtbar wird. Außerdem entstehen Ströme, die wir als gleitende Bewegungen wahrnehmen. Polarlichter sind übrigens kein reines Phänomen der Nordhalbkugel, sondern treten natürlich auch in den polaren Breiten der Südhalbkugel auf. Während der wissenschaftliche Name des Nordlichts “aurora borealis” lautet, wird das Südlicht als “aurora australis” bezeichnet.

Wie Sie vielleicht auch schon wahrgenommen haben, sieht man Polarlichter am häufigsten in grüner Farbe. Diese entsteht durch die Anregung von Sauerstoffteilchen, hauptsächlich in etwa 100 km Höhe. Aber auch rötliche Farbe kann dabei zu sehen sein, diese entsteht jedoch in Höhen von etwa 200 km. Deutlich seltener kommt es ebenso zu violettem bis blauem Licht. Hier werden Stickstoffteilchen angeregt, wofür sehr viel mehr Energie nötig ist.

Am häufigsten sind die Polarlichter in Alaska, Kanada, Island, Finnland, Norwegen und Grönland beobachtbar, insbesondere in den Wintermonaten begünstigt die Polarnacht eine Sichtung. Bei besonders starken Fällen kann es passieren, dass sich die Lichter außerhalb der Polarregionen zeigen. So konnte man dieses Spektakel beispielsweise 2013 sogar über Berlin bewundern.

Bis heute haben sich einige Mythen bezüglich der Polarlichter gehalten. So glaubten die Inuit in Kanada schon bevor es wissenschaftliche Erklärungen zur Entstehung gab, dass sich hinter den Lichtern tanzende Geister der Vorfahren verbergen, die auf diese Art und Weise versuchen, Kontakt aufzunehmen und man ebenso mit diesen kommunizieren könne. Menschen in Skandinavien glaubten indes, dass die Polarlichter Reflexionen großer Heringsschwärme in den Meeren seien und somit auf eine gute Ausbeute beim Fischen hindeuten.

Was man letzten Endes glaubt, kann natürlich jeder selbst entscheiden. Fest steht jedoch, dass es sich um ein einzigartiges Erlebnis handelt, Polarlichter zu beobachten.

Praktikantin Alina Otto in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 16.03.2022

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DWD Polarlichter Sonnenwinde am Himmel

Staub aus der Sahara

In den vergangenen Tagen formierte sich über der Sahara durch starke Winde eine Staubwolke, die in der Folge in die vorherrschende Ostwindzirkulation aufgenommen und quer über den Atlantik bis zur Karibik und ins nördliche Südamerika transportiert wurde. Kein seltenes Schauspiel, aufgrund der zurückgelegten Strecke der winzigen Partikel dennoch immer wieder beeindruckend. Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass hunderte Millionen Tonnen Staub aus der afrikanischen Wüste jedes Jahr über den Atlantik geblasen werden. Für die Natur ist er teilweise sogar dringend erforderlich. Denn die aufgewirbelten Mineralstaubpartikel versorgen zum einen Phytoplankton im Atlantischen Ozean, zum anderen auch die Regenwaldböden am Amazonas mit wichtigen Nährstoffen. Außerdem hilft er, die Strände in der Karibik zu erneuern. Natürlich gibt es nicht nur Vorteile. So kann der Staub aus der Sahara sogar für eine vorübergehend heftige Luftverschmutzung in Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas sorgen. Allerdings fällt der aktuelle “Saharastaubausbruch” in Richtung Amerika nicht ganz so stark aus.

Aber nicht nur der amerikanische Kontinent wird heute und in den Folgetagen von Saharastaub beeinflusst. Tief “Elke” (international unter dem Namen “Celia” bekannt) liegt aktuell knapp westlich der Straße von Gibraltar und schaufelt den Saharastaub in einer südlichen bis südwestlichen Strömung nach Mitteleuropa. Von Nordafrika über Spanien und Frankreich gelangte bereits gestern ein erster kleinerer Schwall zu uns nach Deutschland. Auch heute sollten davon hauptsächlich die Mitte und der Süden beeinflusst werden, in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag tagsüber könnten dann nahezu alle Landesteile davon betroffen sein.

Der Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der “Otto-Normal-Wetterkonsument” nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahr. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte “Kondensationskeime” wirken und damit zur Wolkenbildung beitragen. Durch diese sozusagen “zusätzlich” gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung.

Beim aktuellen Blick aus dem All erkennt man in der linken Abbildung im sichtbaren Wellenlängenbereich von Nordafrika bis nach Mitteleuropa weiß-bläuliche Wolkenfelder, die aufgrund ihrer Struktur und Farbe dem geschulten Auge bereits “mit Staub versetzt” erscheinen. Schaut man gleichzeitig auf eine Kombination verschiedener Infrarot-Wellenlängenbereiche, die Staubpartikel besonders hervorhebt (rechte Abbildung, pink-violette Einfärbung), erkennt man sehr gut, dass auch abseits der Wolkenfelder Saharastaub vorhanden sein muss (z.B. von Zentralfrankreich nach Galicien und Nordportugal sowie im nördlichen Algerien).

Meist macht sich der Saharastaub bei uns lediglich in höheren Luftschichten bemerkbar. Hin und wieder wird er aber auch als unerwünschte Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden bzw. alle auf ihm befindlichen Gegenstände. Bei starken Ereignissen kann sich auf Autos und anderen Oberflächen eine Staubschicht ausbilden, sehr eindrücklich sind auch rotbraune Ablagerungen auf Schneeflächen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.03.2022

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DWD Staub aus der Sahara

Heißer Sommer in der Antarktis

1979 begann die systematische Vermessung der Meereisausdehnung der Antarktis durch Satellitenaufnahmen. Im Gegensatz zur Arktis ist die Antarktis ein großer Wüstenkontinent umgeben von Wasser. Dabei ist der größte Teil der Antarktis ganzjährig durch riesige Gletscher bedeckt. An den Rändern zu den Ozeanen fließen die Gletscher in Richtung Wasser. Gleichzeitig dehnt sich jedes Jahr im antarktischen Winter das Meereis aus. Die Meereis-Ausdehnung in der Antarktis ist sehr variabel, sowohl innerhalb eines Jahres, als auch auf längere Zeiträume gesehen

Die größte Eisausdehnung wird im September/Oktober erreicht. Dabei wird eine Fläche von etwa 16 Millionen Quadratkilometern mit Meereis bedeckt. In den Sommermonaten der Südhemisphäre schmilzt das Meereis teilweise wieder, sodass das Minimum im Februar/März erreicht wird. Gleichzeitig schieben die Gletscher große Tafeleisberge ins Meer, die von Zeit zu Zeit abbrechen und in nördlichere Gefilde abdriften. Noch nie seit 44 Jahren verlor die Antarktis soviel Eis wie diesen Südsommer von Oktober bis Februar. Die Gesamtfläche des antarktischen Meereises schmolz auf unter zwei Millionen Quadratkilometer zusammen. Was war in dieser Saison so besonders, dass ein neuer Rekord gebrochen wurde?

Zum einen war die erste Hälfte des Südsommers ungewöhnlich warm auf dem Eiskontinent. Vor allem in der zentralen Antarktis als auch im Weddelmeer wurden überdurchschnittlich hohe Temperaturen gemessen. Im Mittel 2 bis 4 Grad über dem langjährigen Mittel. In der zweiten Hälfte des Sommers war ein kräftiges Tief über der Amundsen See wetterbestimmend. Durch die sehr westliche Lage des Tiefs strömten starke Nordwestwinde über die Antarktische Halbinsel und führten so zu starken Föhneffekten. Durch den sehr warmen und trockenen Fallwind wurden die überdurchschnittlichen Temperaturen im Weddelmeer und dem Ostsektor der Antarktis zusätzlich verstärkt. Bei Föhnstürmen können auf der Antarktischen Halbinsel Werte im zweistelligen Bereich erreicht werden. So wurden z.B. an der argentinischen Forschungsstation bei einem Föhnsturm am 06. Februar 2020 eine Maximumtemperatur von 18,4°C gemessen.

Durch die warmenTemperaturen im Weddelmeer wurden nun auch die letzten Reste von Larsen B mit Schmelzwasser überflutet. Das Larsen-Schelfeis ist eine langgezogene Eisplatte, die an der östlichen Seite der Antarktischen Halbinsel “hängt”. Ein auf dem Meer schwimmender Eispanzer, der mit dem Land verbunden ist und durch die dortigen Gletscher gespeist wird. Der Untergang von Larsen B begann bereits 2002 in einem ähnlich warmen Sommer mit vielen Föhnstürmen. Jetzt ist der Seeweg im Nordteil der Halbinsel frei bis hin zum kontinentalen Eis.

Die hohen Temperaturen und das damit verbundene geringe Meereis kam der Polarexpedition “Endurance 22” entgegen. Das Forschungsschiff “S.A. Agulhas II”, eines der größten Polarforschungsschiffe der Welt, suchte im Weddelmeer das Wrack des berühmten Expeditionsschiffes “Endurance”. In einer Tiefe von 3008 Metern lag das legendäre Schiff seit über hundert Jahren unter dem sonst so kräftigen Eispanzer. 1915 sank das Schiff unter dem Kommando von Sir Ernest Shackelton. Er wollte als erster die Antarktis durchqueren. Scheiterte jedoch, da sein Holzschiff im Packeis des Weddelmeeres zerdrückt wurde. Bei den geringen Eismengen in dieser Sommersaison und den natürlich wesentlich stabiler gebauten Forschungsschiffen heutzutage kaum noch vorstellbar.

MSc Met. Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.03.2022

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DWD Heisser Sommer in der Antarktis

Knisterwetter

Vermutlich ist es Ihnen in den vergangenen Tagen auch so gegangen, dass Sie bei der Berührung eines Menschen oder eines Gegenstandes “einen gewischt” bekommen haben, Sie (und ihr Partner) also einen kleinen Stromschlag spüren konnten. Beim Küssen konnte dies etwas unangenehm an den Lippen kribbeln oder brennen.

Stellt sich nun die Frage, warum das seit etwa zwei Wochen so häufig passiert? Für einen Funkenschlag muss es eine elektrostatische Entladung geben, sodass sich unser Körper bzw. unsere Haut vorher aufladen muss. Normalerweise gleichen sich positive und negative Ladungen über die Luftfeuchtigkeit bzw. die feuchte Luft aber aus. Ist die Luft jedoch trockener als üblich, ist auch unsere Haut trockener und der Ausgleich findet nicht statt. Dadurch lädt sich der Körper auf, bis es bei der Berührung eines anderen Menschen oder eines Objektes zur Entladung kommt. Begünstigt wird der Funkenschlag zusätzlich, wenn es draußen kalt ist. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme, was die Leitfähigkeit herabsenkt. Des Weiteren erhöht auch synthetische Kleidung, die aneinander reibt, die Aufladung. Dieser Effekt ist ähnlich wie bei einem Ballon, den man in seinen Haaren reibt und der sich dadurch auflädt. Nachts kann man bei einem solchen Funkenschlag sogar Funken sehen, im Prinzip ist das dann ein kleiner Blitz. Gefährlich sind die Funkenschläge für Menschen allerdings nicht.

Die Bedingungen für Knisterwetter waren vor allem seit dem 26. Februar günstig, weil es seitdem kaum noch Niederschläge gegeben hat bzw. es vielerorts sogar komplett trocken geblieben ist. Darüber hinaus strömten sehr trockene Luftmassen zu uns, sodass die relative Luftfeuchtigkeit tagsüber zum Teil auf sehr niedrige Werte von nur noch 10 bis 30 % fiel. Zwar wurden tagsüber auch Höchsttemperaturen im einstelligen (aktuell zum Teil zweistelligen) Bereich erreicht, in den Nächten herrschte jedoch verbreitet leichter bis mäßiger Frost. Das hat gereicht, dass es vermehrt zum Funkenschlag kam.

Um sich vor den Stromschlägen zu schützen, gibt es ein paar Mittel. So kann man die Haut feucht eincremen, auf synthetische Kleidung verzichten und stattdessen Kleidung aus Baumwolle (oder Naturwolle) tragen. Auch hilft es, Schuhe mit Leder- statt Gummisohle zu wählen. In der Wohnung kann die Luftfeuchtigkeit beispielsweise durch das Aufhängen nasser Kleidung (spart zusätzlich die Kosten und die Energie für den Betrieb eines Trockners) oder einem nassen Handtuch über der Heizung erhöht werden. Luftbefeuchter können ebenfalls helfen. Lüften dagegen bewirkt das Gegenteil, da die trockene Luft so von draußen eindringt. Eine weitere geeignete Maßnahme ist, sich selber durch das Berühren geerdeter Gegenstände zu entladen. Das kann durch das Berühren einer Autokarosserie, einer Laterne, einer Heizung, eines Metallschranks oder eines metallischen Rohres mit Bodenkontakt erfolgen. Am besten nimmt man dafür noch einen metallischen Schlüssel, den man an die genannten Gegenstände hält, dann ist die Prozedur meist sogar schmerzfrei.

In den kommenden Tagen bis Mitte der Woche macht das Knisterwetter in vielen Regionen erst einmal eine Pause. Es ziehen Wolken auf, die gebietsweise Regen bringen. Die Luftfeuchtigkeit erhöht sich dadurch deutlich, außerdem verhindern die Wolken nächtlichen Frost. Im weiteren Wochenverlauf kehrt aber der Hochdruckeinfluss zurück, dann strömt wieder deutlich trockenere Luft zu uns. Weil es in den Nächten erneut häufig auch Frost gibt, deutet sich die Rückkehr des Knisterwetters an. Aber wenn es zwischen uns noch knistert, dann ist das ja irgendwie auch was Schönes.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.03.2022

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