Ein Schneetief geht, das nÀchste Schneetief kommt

Ein kleinrĂ€umiges Schneetief hat am gestrigen Freitag in Westdeutschland vor allem zwischen der Eifelregion und dem PfĂ€lzer Wald fĂŒr intensive SchneefĂ€lle gesorgt. Teilweise sind in relativ kĂŒrzer Zeit ĂŒber 15 cm Neuschnee gefallen. Siehe Abbildung unten.

Am heutigen Samstag steht das nĂ€chste Tief KHANG ĂŒber Polen vor der HaustĂŒr. In Ostsachsen und in Teilen Bayerns schneit es bereits und diese SchneefĂ€lle weiten sich im Laufe des Tages und in der Nacht zum Sonntag weiter nach Westen und SĂŒdwesten aus. In Sachsen, im SĂŒdosten ThĂŒringens, am Harz und an den Alpen fĂ€llt teils mĂ€ĂŸiger Schneefall. Dabei werden 10 bis 20 cm Neuschnee erwartet, ansonsten liegen die Schneehöhe nur bei 1 bis 5 cm. Zudem frischt der nördliche Wind vorĂŒbergehend auf und in höheren Lagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge kann es zu Schneeverwehungen kommen. Vom Niederrhein ĂŒber Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein sowie an der Ostsee bleibt es ĂŒberwiegend trocken und schneefrei, denn diese Regionen liegen mehr im Einfluss vom Hoch BEATE ĂŒber Skandinavien.

DWD Ein Schneetief geht das naechste Schneetief kommt

DWD Ein Schneetief geht das naechste Schneetief kommt 1

Am Sonntag lassen die SchneefĂ€lle immer mehr nach, im Norden kommt die Sonne zwischen den Wolken heraus. Am Abend greift jedoch ein neues Schneefallgebiet auf den SĂŒdosten Deutschlands ĂŒber, das lokal bis 5 cm Neuschnee bringen kann. Das Hoch ĂŒber Skandinavien verstĂ€rkt sich und weitet sich von Norden her aus und beeinflusst das Wetter in der neuen Woche. NiederschlĂ€ge sind dann keine mehr zu erwarten. Bevorzugt auf den Bergen zeigt sich hĂ€ufig die Sonne, in einigen Niederungen hingegen können sich Nebel- oder Hochnebelfelder lĂ€nger halten.

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Es bleibt winterlich kalt mit verbreitetem Nachtfrost und tagsĂŒber wenig ĂŒber 0 Grad. Das Wasser der tagsĂŒber angetauten Schneedecke kann nachts wieder gefrieren, sodass auch weiterhin zumindest streckenweise mit GlĂ€tte gerechnet werden muss.

Ein kurzer Ausblick in die erweiterte Mittelfrist: Ab dem kommenden Mittwoch schwĂ€cht sich der Hochdruckeinfluss ab. Von Norden her greift nach heutiger Sicht ein Frontensystem auf Deutschland ĂŒber, das im Norden Regen und in der Mitte sowie spĂ€ter im SĂŒden Schnee bringt. Im Übergangsbereich kann es zu gefrierendem Regen kommen.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2023
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Schneetiefs nehmen uns in die Zange

Nachdem der Januar in diesem Jahr rekordverdĂ€chtig warm gestartet ist, kehrte in der Zwischenzeit der Winter zurĂŒck nach Deutschland. Bei niedrigen einstelligen Höchstwerten, teilweise Dauerfrost in Berglagen und nĂ€chtlichem (lokal strengem) Frost fallen die aufziehenden NiederschlĂ€ge hĂ€ufig als Schnee oder Schneeregen. Entsprechend schnell wurden insbesondere die Mittelgebirge und die Alpen in ein weißes Kleid gehĂŒllt. Teilweise gab es auch bereits in tieferen Lagen eine veritable Schneedecke. Der Winter scheint sich allmĂ€hlich einzugrooven.

Bereits am heutigen Freitag (20.01.2023) sorgen kleinrĂ€umige Tiefs fĂŒr weitere Schneeschauer. Vor allem vom Niederrhein und der Eifel bis zum Saarland und der Pfalz zieht ein namensloses Tief sĂŒdwĂ€rts und sorgt dabei fĂŒr einige Zentimeter Neuschnee, insbesondere im Stau der Berglagen kann es auch krĂ€ftiger schneien. Zudem drĂŒckt eine nördliche Strömung feuchte Luft gegen die Alpen, wo die SchneefĂ€lle in der Folge sogar bis in den Sonntag hinein anhalten sollen. Ein weiteres kleines Tief namens „Ingo“ ĂŒber SĂŒdschweden sorgt hingegen im Ă€ußersten Norden fĂŒr einige Regen- und Schneeschauer.

DWD Schneetiefs nehmen uns in die Zange

Am Samstag halten die SchneefĂ€lle an den Alpen weiter an. Sonst ist es wolkig mit Auflockerungen, teilweise ziehen dichtere Wolkenfelder durch. Meist bleibt es jedoch niederschlagsfrei. Interessant wird es dann im Laufe des Samstagnachmittags: Ein steuernder Tiefdruckkomplex ĂŒber SĂŒdeuropa namens „Jan“ treibt ein weiteres Tief namens „Khang“ von Griechenland ĂŒber RumĂ€nien und Polen bis nach Deutschland, wodurch wir von den Tiefs in die Zange genommen werden. Dabei kommt es verbreitet zu AufgleitniederschlĂ€gen, die am Samstagabend den Osten Deutschlands erreichen und dort als Schnee niedergehen. Bis in die erste NachthĂ€lfte zum Sonntag hinein frischt zudem der Wind teils stark böig auf, sodass dort insbesondere im Bergland auch Schneeverwehungen möglich sind.

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In der Nacht zum Sonntag breiten sich die NiederschlĂ€ge dann bis in die mittleren Landesteile aus und greifen am Sonntag auch auf den Westen ĂŒber. Im Osten lassen die SchneefĂ€lle dann mehr und mehr nach und auch ĂŒber dem Westen schwĂ€chen sich diese im Laufe des Sonntags allmĂ€hlich ab. So wird sich am Wochenende vielerorts eine dĂŒnne Schneedecke zeigen, insbesondere
in den Mittelgebirgen und den Alpen sowie deren Staulagen können die SchneefÀlle auch krÀftiger ausfallen. In Staulagen der Alpen sind örtlich bis zu 50 cm möglich.

Zum Start in die neue Woche nimmt dann der Hochdruckeinfluss am Montag zu und die NiederschlĂ€ge klingen spĂ€testens im Tagesverlauf vollends ab. Die Temperaturen liegen weiterhin im mĂ€ĂŸig-kalten Bereich, in den NĂ€chten muss mit Frost gerechnet werden. Zum Donnerstag kĂŒndigt sich dann der nĂ€chste TiefauslĂ€ufer an, der zumindest fĂŒr die Mittelgebirge und fĂŒr den SĂŒden Deutschlands einen Nachschlag an Neuschnee bereithalten sollte.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2023
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Januar bisher im Norden und Westen viel zu nass

Der Winter hat in Deutschland oftmals Einzug gehalten und die Temperaturen haben sich mittlerweile auf ein fĂŒr Mitte Januar ĂŒbliches Temperaturniveau eingependelt. Doch mit der Änderung der Großwetterlage von West zyklonal auf Trog Mitteleuropa hat sich die NiederschlagsaktivitĂ€t deutlich gelegt. Zudem fallen die NiederschlĂ€ge nun immer hĂ€ufiger in fester Form. Dadurch kann sich die Hochwassersituation, die sich vor allem an den kleinen und mittelgroßen FlĂŒssen West-, Mittel- und Norddeutschlands (zum Beispiel Lahn, Wupper, Ruhr, WĂŒmme) eingestellt hatte, zunehmend entspannen.

Vor allem ĂŒber die NordwesthĂ€lfte und Teilen des Ostens zogen in den ersten zwei Januarwochen einige Niederschlagsgebiete hinweg und dieser Niederschlag fiel fast durchweg als Regen. Verbreitet kamen dabei 40 bis 80 l/qm was in etwa der Niederschlagsmenge entspricht, die sonst im gesamten Januar fĂ€llt. In einigen Regionen kam somit ĂŒberdurchschnittlich viel Regen vom Himmel. In großen Teilen Schleswig-Holsteins, im Emsland, in West- und Mittelhessen sowie vom Ruhrgebiet bis zur Mosel regnete es zwischen 90 und 120 l/qm. Den Vogel abgeschossen haben aber das Bergische Land, das Sauerland und der Schwarzwald, denn dort prasselten örtlich ĂŒber 200 l/qm nieder. Beispielsweise wurden in Meinerzhagen (Nordrhein-Westfalen) bisher 242 l/qm registriert. Aber auch in WipperfĂŒrth (Nordrhein-Westfalen) mit 238 l/qm, in HĂŒckeswagen an der Bevertalsperre (Nordrhein-Westfallen) mit 219 l/qm, oder in Todtmoos (Baden-WĂŒrttemberg) mit 237 l/qm fiel einiges an Regen. Da verwundert es wenig, dass es in diesen Bereichen zu mittleren Hochwasser kam. GlĂŒcklicherweise ging mit den NiederschlĂ€gen kein Abschmelzen einer Schneedecke einher, denn sonst hĂ€tte ĂŒberregional eine grĂ¶ĂŸere Hochwasserlage gedroht.

DWD Januar bisher im Norden und Westen viel zu nass

Eher wenig Regen gab es hingegen in weiten Teilen des SĂŒdens und insbesondere im Großteil Bayerns sowie im ThĂŒringer Becken gab es nur 5 bis 25 l/qm Niederschlag. Da dieser bis in hohe Lagen als Regen fiel, konnte sich fĂŒr die Wintersportler auch keine brauchbare Schneedecke am Alpenrand ausbilden. Am wenigsten Regen fiel in Gottfrieding (Bayern) mit 6 l/qm, aber auch am MĂŒnchner Flughafen wurden beispielsweise nur 9 l/qm gemessen. Dies entspricht nur einem Siebtel bzw. FĂŒnftel dessen, was im ganzen Januar fĂ€llt. Ein wenig aufgebessert kann die Niederschlagsbilanz dort noch werden, denn bis zum Ende des Monats ist noch Zeit.

Betrachtet man den prozentualen Anteil des aktuell bis heute Morgen (19.1.2023, 8 Uhr MEZ) gefallenen Niederschlags im VerhĂ€ltnis zum vieljĂ€hrigen Mittel, so fĂ€llt auf, dass es in Bayern wie vermutet bisher viel zu trocken war. Im Norden, Westen und Osten hingegen fielen bisher schon 200 bis 300 % des bis zu diesem Zeitpunkt ĂŒblichen Niederschlags. Der Januar wird in diesen Regionen also deutlich zu nass ausfallen.

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Interessant ist auch, dass der Schwarzwald, in dem bis verbreitet um 150 l/qm gefallen sind, prozentual gar nicht so sehr heraussticht, denn dort fallen in einem durchschnittlichen Januar bis zu 200 l/qm. Auch die geringen NiederschlĂ€ge im ThĂŒringer Becken werden relativiert, denn auch dort liegt zum Beispiel in Erfurt die mittlere Niederschlagsmenge im Januar bei gerade einmal 25 l/qm.

In den kommenden Tagen kommt noch weiterer Niederschlag hinzu, allerdings fĂ€llt dieser oftmals als Schnee und wird damit gebunden, sodass sich zunĂ€chst keine neue Hochwassersituation einstellen dĂŒrfte.

Dipl.-Met Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2023
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Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurĂŒck

Am heutigen Sonntag ist World Snow Day 2023. Dieser Thementag wurde vom Internationalen Ski Verband 2012 ins Leben gerufen und soll den Wintersport unterstĂŒtzen. Dieser ist zugegebenermaßen in den letzten Wochen aufgrund der mauen Schneelage doch etwas zu kurz gekommen. Doch nicht nur im Bergland blieben die Skischuhe im Schrank, auch sonst waren eher Gummistiefel als dicke Winterboots angesagt. Passend also zum Weltschneetag meldet sich nun der Winter wieder zurĂŒck.
Zur synoptischen Situation:
Ein Langwellentrog erstreckt sich von Skandinavien bis nach Spanien. Der Trog wird im Westen und Osten durch einen markanten Strahlstrom in 300 hPa (also in etwa 10 Kilometern ĂŒber dem Boden) mit Windgeschwindigkeiten bis zu 180 km/h flankiert. Die starken Höhenwinde sind dabei das Resultat der signifikanten Temperaturunterschiede der subtropischen Luft die sich vom Atlantik ĂŒber SĂŒd- bis nach Osteuropa erstrecken und der kĂŒhlen polaren Luftmasse ĂŒber dem Norden und Nordwesten Europas. In den Langwellentrog ist am heutigen Sonntag das Sturmtief FREDERIC eingebettet. Dieses zieht am heutigen Sonntag von der Nordsee ĂŒber Kattegat nach Schweden und fĂŒhrt auf seiner SĂŒdflanke die Luft subpolaren Ursprungs auch nach Deutschland. Und das nicht gerade auf leisen Sohlen, sondern eher mit Sprintschuhen. Vor allem im Nordseebereich sind Orkanböen um 120 km/h gemessen worden.
Da Tief FREDERIC bereits eine senkrechte Achsenneigung aufweist, hat es den Höhepunkt seiner Entwicklung bereits ĂŒberschritten und schwĂ€cht sich im weiteren Verlauf ab. Dadurch gehen die Windgeschwindigkeiten in der Nacht zum Montag auch runter. Es wird mit Ausnahme der OstseekĂŒste und dem Bergland schwachwindig. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer.

DWD Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurueck

Am linken Ausgang des antizyklonal gekrĂŒmmten Jetstreams entwickelt sich durch die zunehmende Divergenz mit der Höhe sĂŒdwestlich von den Britischen Inseln das nĂ€chste Tief. Dieses hat bereits in den deutschen Vorhersagekarten den Namen GERO bekommen. International wird er als GERARD bezeichnet werden. Aber egal ob GERO oder GERARD, das Tief wird am morgigen Montag mit seinem Kern ĂŒber Belgien hinweg Richtung DĂ€nemark schreiten. SĂŒdlich des Tiefdruckkerns frischt der Wind durch den starken Druckgradienten wieder auf, sodass es morgen im SĂŒdwesten zu steifen Windböen, teils auch Sturmböen kommen wird. Am Feldberg im Schwarzwald muss mit Orkanböen gerechnet werden.
Jetzt zum Winter:
Das was FREDERIC, GERO und nachfolgend auch das nĂ€chste Tief HARTO fĂŒr die Wintersportfans bringen ist kĂŒhle Luft. Die Schneefallgrenze sinkt in den nĂ€chsten Tagen von zunĂ€chst 600 Metern, auf 300 bis 400 Meter am Montag ab. SpĂ€ter auch bis ins Flachland. Allerdings werden die geringen Mengen an Schnee im Flachland auf dem warmen Boden meist schmelzen. Das heißt vor allem die Mittelgebirge und der Alpenraum darf sich ĂŒber eine Neuschneedecke freuen. Bei den erwartenden Schneemengen lĂ€sst sich vor allem im Alpenraum durch den Tiefschnee stapfen. In den Mittelgebirgen sollen laut den Modellen 5 bis 10 cm zusammenkommen. Im Alpenraum sind um 15 cm zu erwarten.

DWD Passend zum World Snow Day 2023 kommt der Winter zurueck

Die Wochenvorhersagen der globalen Vorhersagemodelle (Temperatur-Anomalie ECMWF) deuten fĂŒr die kommende Woche eine leicht kĂ€ltere Witterung als im Vergleich zum Modellklima an. Bis Anfang Februar soll es nach den Modellen zumindest nicht signifikant zu warm werden. Es besteht also die Chance, dass der Schnee im Bergland zumindest fĂŒr eine Weile auch liegen bleibt. FĂŒr die Wintersportler könnte sich also das Abstauben ihrer Ski- und Snowboardschuhe diesen Winter doch nochmal lohnen.
Beim Gang vor die HaustĂŒr sollte man in den nĂ€chsten Tagen aber Vorsicht walten lassen. Und das nicht nur, weil heute auch Tag des Schlaglochs in Großbritannien ist. Vor allem nachts und in den FrĂŒhstunden besteht nicht nur durch Schnee wieder GlĂ€ttegefahr. Bei negativen Minimumtemperaturen können die Straßen und Gehwege auch durch ĂŒberfrierende NĂ€sse oder Reifbildung teilweise glatt werden.

 

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2023
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Tornado-Outbreak in den USA

Mehrere Tornados sorgten am vergangenen Donnerstag in Teilen des SĂŒdostens der USA fĂŒr VerwĂŒstungen, zahlreiche Verletzte und leider auch sieben Tote. Besonders betroffen davon waren die Bundesstaaten Alabama und Georgia, aber auch aus Kentucky, Tennessee, Mississippi sowie North und South Carolina gingen Tornadomeldungen beim Storm Prediction Center des US-Wetterdienstes (SPC) ein. Abbildung 1 zeigt die Tornadomeldungen als rote Punkte markiert (in blau Sturm- und Orkanböen, in grĂŒn Hagel). Insgesamt waren es 50 solcher Meldungen, wobei die tatsĂ€chliche Anzahl durch Mehrfachsichtungen ein- und desselben Tornados etwas niedriger liegt. TatsĂ€chlich geht man derzeit von 35 Tornados aus. Zwei davon wurden aufgrund der aufgetretenen SchĂ€den der Kategorie EF3 zugeordnet, was einem Windgeschwindigkeitskorridor zwischen 218 und 266 km/h entspricht.

DWD Tornado Outbreak in den USA

Wie kam es zu diesem Outbreak? Auf der Ostflanke eines Tiefs ĂŒber Oklahoma, das ost- nordostwĂ€rts zog, wurde sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko in den SĂŒdosten der USA transportiert. Gleichzeitig ließ ein weiteres, nur in höheren Luftschichten vorhandenes Tief relativ kalte (Höhen-)Luft aus Norden in die Region strömen. Dadurch wurde die Luftschichtung instabil, d.h. die Lufttemperatur nahm mit der Höhe recht stark ab. Zusammen mit einer krĂ€ftigen Windscherung konnten sich in der energiegeladenen Luftmasse organisierte Gewitter (Superzellen) entwickeln, die diese Vielzahl an Tornados hervorbrachten.

Tornados sind in den USA selbst im Januar keine Seltenheit. Abbildung 2 zeigt die mittlere Tornadoanzahl im Januar pro Bundesstaat. Demnach treten dabei durchschnittlich 1 bis 4 Tornados im SĂŒdosten der USA auf. Der vergangene Tornado Outbreak ist aber trotz alledem durchaus bemerkenswert, liegt die Tornadoanzahl doch meist deutlich ĂŒber dem Mittelwert. Zudem gab es dort bereits vom 2. bis 4. Januar 2023 Tornadoevents mit rund 20 Tornados pro Tag. Insgesamt kann der Jahresbeginn damit als ziemlich tornadoaktiv angesehen werden. Im langjĂ€hrigen Mittel tritt der erste Tornado des Jahres in den USA laut US-Wetterdienst ĂŒbrigens am 11. Januar auf (Zeitraum 1950 bis 2011).

DWD Tornado Outbreak in den USA 1

In den kommenden Tagen sind Tornados in den USA erst einmal kaum mehr ein Thema. Zwar prognostiziert das SPC fĂŒr den Mittwoch ein geringes Risiko fĂŒr schwere Gewitter von Osttexas bis nach Mississippi, Tornados sollten dabei aber nur die Ausnahme bilden. Die nĂ€chste Tornadolage wird aber kommen, so viel ist sicher.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2023
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Januar – Was uns Bauernregeln verraten

Der Januar startet mit dem Neujahrstag und folgender Regel: „Wenn’s um Neujahr Regen gibt, oft um Ostern Schnee noch stiebt.“ In diesem Jahr war der 1. Januar einer der wĂ€rmsten der letzten Jahrzehnte. In den Stunden rund um den Jahreswechsel gab es Regen nur im Ă€ußersten Norden und Nordwesten. Am 31.12.2022 regnete es im Norden Deutschlands recht verbreitet, nach SĂŒden hin war es meist trocken. Auch am ersten Januar gab es Regen nur im Westen und Norden, im Osten und SĂŒden fiel kaum etwas. FĂŒr Schnee an Ostern, dieses Jahr ĂŒbrigens um den 10. April, kann es nun so oder so ausgehen. Im SĂŒden dĂŒrfte nach Bauernregel nichts fallen. Im Norden und Westen stehen die Chancen schon besser. Ungewöhnlich wĂ€re es nicht, denn Tiefdruckgebiete mit Regen ziehen meist vom Atlantik oder der Nordsee her rein. Zapfen sie kalte Luft polaren oder subpolaren Ursprungs an, fĂ€llt Schnee. Bei ausreichend kalter Vorwitterung kann der sogar liegen bleiben.

Eine Prognose fĂŒr den weiteren Verlauf des Winters liefert die Regel am 6. Januar: „Ist bis Dreikönig kein Winter geworden, verdient er bis Ostern auch keinen Orden.“ Seit Winterbeginn am 21. Dezember war es mild, teils auch sehr mild und zeitweise nass. Winter hatten wir seither eigentlich nicht. Zwischendurch setzte bis auf 2000 Meter Höhe Tauwetter ein. In dieser Woche geht die Temperatur aber zurĂŒck, zeit- und gebietsweise fĂ€llt sogar etwas Schnee. TagsĂŒber gibt es noch leichte Plusgrade, die NĂ€chte werden aber zunehmend frostig. Wie lang der Wintereinbruch andauert, ist noch ungewiss. Die Neuschneemengen sind gering, oftmals taut der Schnee tagsĂŒber wieder weg. Nur in den wirklich hohen Lagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt er lĂ€nger liegen. Ob so ein Halbwinter einen Orden wert ist, muss jeder fĂŒr sich entscheiden. Nach Bauernregel kommt aber kein „richtiger Winter“ mehr.

FĂŒr den gestrigen 16. Januar gibt es eine Regel, die auf den September abzielt:“ Wie das Wetter an Marzellus war, wird’s im September: trĂŒb oder klar.“ Der gestrige Tag war in der OsthĂ€lfte des Landes recht freundlich, die Sonne schien zwischen 3 und 6 Stunden. Regen kam erst spĂ€ter am Abend und in der Nacht auf. In der WesthĂ€lfte hingegen dominierten die Wolken, LĂŒcken waren selten, teils blieb es den ganzen Tag trĂŒb. Dazu regnete es immer wieder. Wenn man das gestrige Wetter auf den September ĂŒbertrĂ€gt, so scheint er ein wechselhafter Geselle zu werden. Sonne, Wolken, Regen. Ein typischer Herbsttag also.

Auch fĂŒr den heutigen Tag gibt es Bauernregeln: „Große KĂ€lte am Antoniustag manchmal nicht lange halten mag.“ Große KĂ€lte gibt es heute nicht. Immerhin werden bis zu 7 Grad erreicht. Die Nacht wird allerdings verbreitet frostig. Wie es um den Winter bestellt ist, haben wir oben schon gesehen. Die zwei Regeln unterstĂŒtzen sich quasi. Eine weitere Regel besagt:“ Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt’s ein trockenes Jahr.“. Der Tag startete zumindest in der NordhĂ€lfte des Landes mit Regen und vielen Wolken. Diese verzogen sich allerdings mehr und mehr nord- und ostwĂ€rts und vielerorts kam die Sonne zum Vorschein. Im SĂŒden kommen am Nachmittag und Abend dichte Wolken und Regen auf. So ganz klar ist die Luft also nicht. Das stimmt hoffnungsvoll, dass dieses Jahr nicht wieder so trocken wird wie die letzten Jahre, wenn man denn auf Bauernregeln setzt


Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2023
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Winterlich mit einigen SchneefÀllen

Nach warm und stĂŒrmisch in den vergangenen beiden Januarwochen wird es nun eher winterlich: Nicht nur bei uns, sondern auch in weiten Teilen Europas bis nach Nordafrika. Grund dafĂŒr ist eine umfangreiche Tiefdruckzone, die sich vom Nordmeer bis ins Mittelmeer erstreckt. Dabei gelangt die maritime Polarluft bis weit in den SĂŒden. In dieser Tiefdruckzone wabern kleinrĂ€umigere Tiefdruckgebiete mit seinen Niederschlagsgebieten herum.

Am heutigen Mittwoch werden Teile Deutschlands von Tief HARTO (international Fien) mit Kern ĂŒber Polen beeinflusst. Das dazugehörige Schneefallgebiet erstreckt sich von Baden-WĂŒrttemberg ĂŒber Nordbayern, OstthĂŒringen bis nach Sachsen und SĂŒdbrandenburg. Dabei sind in den vergangenen Stunden lokal auch ĂŒber 5 cm Neuschnee gefallen. Im Tagesverlauf wandert der Schwerpunkt der SchneefĂ€lle nach Sachsen und SĂŒdbrandenburg, dort sind bis zum Abend auch ĂŒber 10 cm Neuschnee möglich. Glatte Straßen und Wege sind entsprechend vorprogrammiert. Ansonsten bleibt es abgesehen von leichten SchneefĂ€llen an den Alpen ĂŒberwiegend trocken. Im Nordwesten kommt auch zeitweise die Sonne durch. Jedoch an der Nordsee treten einzelne Regen- bzw. Graupelschauer auf. Kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen.

DWD Winterlich mit einigen Schneefaellen

In der Nacht zum Donnerstag sorgt das Tief INGO, das von der Nordsee nach SĂŒddĂ€nemark zieht, fĂŒr Aufregung. Dabei frischt der Wind an der Nordsee und im angrenzenden Binnenland stark bis stĂŒrmisch auf und die dazugehörigen NiederschlĂ€ge, im Binnenland meist als Schnee, erreichen in den FrĂŒhstunden Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Da die NiederschlĂ€ge konvektiven Charakter annehmen, sind bei krĂ€ftigeren Schauern in kurzer Zeit auch 5 cm Neuschnee möglich. Dabei besteht dort verbreitet GlĂ€tte durch Schnee, ansonsten nur streckenweise GlĂ€tte durch ĂŒberfrierende NĂ€sse.

Am Donnerstag treten grob in der NordwesthĂ€lfte, spĂ€ter auch in der Mitte gebietsweise Schnee-, Graupel- und Richtung Nordsee auch Gewitter auf. In den westlichen Mittelgebirgen kann es auch lĂ€ngere Zeit schneien. Bei krĂ€ftigen Schauern und vor allem im Bergland kann sich eine mehr oder weniger dicke Schneedecke bilden. Deswegen seien Sie vorsichtig, wenn Sie draußen unterwegs sind. Der Rest des Landes kann einen ruhigen Wintertag genießen.

DWD Winterlich mit einigen Schneefaellen 1

In der Nacht zum Freitag klingen die meisten Schauer ab, lediglich im Nordwesten ziehen von der Nordsee weitere Schauer ins Binnenland, die dort als Schnee fallen und fĂŒr glatte Straßen sorgen. Auch sonst tritt gebietsweise GlĂ€tte durch ĂŒberfrierende NĂ€sse auf.

Am Freitag tagsĂŒber gibt es vor allem im Nordwesten, Westen und am Alpenrand gebietsweise Schneeschauer, die lokal fĂŒr GlĂ€tte sorgen. Aber am Wochenende sollte dann von Osten her ein Schneetief auf Deutschland ĂŒbergreifen, das großflĂ€chig fĂŒr teils krĂ€ftige SchneefĂ€lle sorgt. Inwieweit die SchneefĂ€lle in den westlichen Landesteilen ankommen und wie viel Neuschnee fĂ€llt, kann man noch nicht genau sagen. Sicher ist es, dass es bis anfangs nĂ€chster Woche winterlich bleibt mit den typischen Begleiterscheinungen.

Dipl.- Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2023

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Die Sonne machte 2022 Überstunden – Endbilanz

2024,1 Stunden – so lange schien die Sonne im vergangenen Jahr im deutschlandweiten FlĂ€chenmittel. Damit war 2022 in Deutschland das sonnigste Jahr seit Beginn regelmĂ€ĂŸiger Aufzeichnungen im Jahre 1951, also seit mindestens 72 Jahre. Einigermaßen mithalten konnten lediglich die Jahre 2018 und 2003 mit 2015,4 und 2013,7 Sonnenstunden. WĂ€hrend die „Top 3“ also relativ eng beieinander liegen und jeweils die Marke von 2000 Sonnenstunden ĂŒberschreiten konnten, wird der Abstand zu Platz 4 und 5 schon deutlich grĂ¶ĂŸer. Das Jahr 1959 (Platz 4) kam immerhin noch auf 1984 Stunden (40 Stunden weniger als 2022), 2020 (Platz 5) liegt mit 1896 Stunden aber mit 128 Stunden weit abgeschlagen dahinter. Die Jahre 2003, 2018 und allen voran 2022 stellen also absolute Ausnahmejahre in Punkto Sonnenschein dar (siehe Abb. 1).

DWD Die Sonne machte 2022 Ueberstunden Endbilanz

Vergleicht man das Jahr 2022 mit der international gĂŒltigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (1544 Sonnenstunden), so machte die Sonne stolze 480 Überstunden (im Schnitt 1h 19min pro Tag) und lag damit 31,1%Â ĂŒber dem Jahressoll. Übrigens, im bisher sonnenĂ€rmsten Jahr 1977 zeigte sich die Sonne in Deutschland gerade einmal 1362 Stunden am Himmel, was nur etwa 2/3 der Sonnenscheindauer von 2022 entspricht. Damals schien die Sonne also 662 Stunden (1h 49min pro Tag) weniger. Allerdings gibt es in den letzten Jahrzehnten in Deutschland einen Trend hin zu mehr Sonnenschein. In der aktuelleren Referenzperiode 1991 bis 2020 registrierte man nĂ€mlich durchschnittlich 1665 Sonnenstunden, also 120 Stunden bzw. 7,8% mehr als in der vorherigen 30-jĂ€hrigen Periode (Abb. 2). Betrachtet man nur das vergangene Jahrzehnt (2011 bis 2020), dann wird der Trend noch deutlicher. In dieser 10-Jahres-Periode lachte die Sonne sogar durchschnittlich 1734 Stunden vom Himmel. Auch der lineare Trend im Zeitraum von 1951 bis 2022 (gestrichelte Linie in Abbildung 1) zeigt eine deutliche Zunahme um 161,9 Stunden (ca. 10%) und im 21. Jahrhundert lagen gerade einmal 4 Jahre leicht unter dem Mittel. Diese Tendenz ist in fast allen Monaten erkennbar (graue Balken in Abb. 4). Besonders deutlich sticht allerdings der April heraus, der im Klimamittel signifikant sonniger geworden ist. Dennoch bleibt 2022 im Hinblick auf Sonnenschein ein Ausnahmejahr und liegt 359 Stunden (21,6%, 59min/Tag) ĂŒber der Referenzperiode 1991 bis 2020 und 290 Stunden (16,7%, 48min/Tag) ĂŒber der durchschnittlichen Sonnenscheindauer der Periode 2011 bis 2020.

DWDDie Sonne machte 2022 Ueberstunden Endbilanz

Betrachtet man unterschiedliche Regionen in Deutschland (Abb. 3), so fĂ€llt auf, dass die Sonne im SĂŒdwesten und SĂŒden (Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-WĂŒrttemberg, Bayern) besonders selten von Wolken verdeckt war. Das sonnigste Bundesland war Baden-WĂŒrttemberg mit 2176,3 Sonnenstunden (1961-1990: 1607,1 Stunden, 1991-2020: 1738,4 Stunden). Etwas seltener schien die Sonne hingegen im Norden und Nordwesten (Schleswig-Holstein, Niedersachsen) sowie in ThĂŒringen. Das „sonnenĂ€rmste“ Bundesland war Schleswig-Holstein mit 1933,9 Sonnenstunden (1961-1990: 1567,1 Stunden, 1991-2020: 1657,4 Stunden); 2022 war dort nur das viertsonnigste Jahr. Prozentual gesehen ist die Abweichung zum vieljĂ€hrigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 im Westen am grĂ¶ĂŸten (+38,7% in Rheinland-Pfalz, +37,8% in Nordrhein-Westfalen) und im Nordosten am geringsten (+21,0% in Mecklenburg-Vorpommern). Der sonnigste Ort war Rheinfelden im Ă€ußersten SĂŒdwesten Baden-WĂŒrttembergs mit unglaublichen 2355 Sonnenstunden (im Schnitt 6h 27min pro Tag). Im sonnenĂ€rmsten Ort GlĂŒcksburg-Meierwik bei Flensburg schien die Sonne mit 1663 Stunden (5h 33min pro Tag) fast 700 Stunden (ca. 2h/Tag) weniger!

DWD Die Sonne machte 2022 Ueberstunden Endbilanz 1

Schauen wir uns zuletzt den Jahresverlauf an (Abb. 4). Lediglich der Januar verzeichnete eine leicht unterdurchschnittliche Sonnenscheinbilanz; der Oktober und Dezember waren in etwa durchschnittlich. In allen ĂŒbrigen Monaten schien die Sonne ĂŒberdurchschnittlich oft. Ganz besonders fleißig war die Sonne im MĂ€rz. Stolze 235 Stunden strahlte sie vom Himmel, lĂ€nger als in durchschnittlichen Sommermonaten. Die alten MĂ€rzrekorde wurden regelrecht pulverisiert! Auf das zweitsonnigste FrĂŒhjahr folgte der sonnigste (meteorologische) Sommer seit Messbeginn. Fast 820 Stunden strahlte die Sonne in den Monaten Juni, Juli und August vom Himmel. Bereits Ende August – und damit so frĂŒh wie noch nie zuvor – wurde das vieljĂ€hrige Mittel der Jahre 1961 bis 1990 ĂŒberschritten. Danach wurde es im Kampf um den Thron aber nochmals spannend. Der September verlief nĂ€mlich „nur“ durchschnittlich, sodass die Jahre 2018 und 2003 bis Ende September das vergangene Jahr doch nochmal ĂŒberholen konnten. Erst zwei sehr sonnige Hochdrucklagen Anfang Oktober sowie zwischen dem 25. Oktober und 15. November stellten die Weichen fĂŒr den neuen Rekord. Oktober und November konnten somit das Überstundenkonto weiter fĂŒllen. Eine extrem trĂŒbe Periode Ende November bzw. Anfang Dezember schĂŒrte erneut Zweifel, ob es mit dem Rekord klappt. Am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) war es aber schließlich soweit – der alte Rekordhalter 2018 wurde vom Thron gestoßen und bis zum Jahresende konnte 2022 seinen Vorsprung noch um ein paar Stunden ausbauen.

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Wie lange das Jahr 2022 an der Spitze bleibt (2018 konnte den Rekord gerade einmal 4 Jahre halten) bleibt ebenso abzuwarten wie die Frage, ob sich der Trend hin zu mehr Sonnenstunden in Deutschland auch in den kommenden Jahrzehnten fortsetzt.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2023
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Nass und recht windig, dazu zunÀchst sehr mild

Am heutigen Freitag ĂŒberquert die Kaltfront von Tief EGBERT I mit Kern ĂŒber SĂŒdnorwegen das Vorhersagegebiet sĂŒdostwĂ€rts. Damit gehen die NiederschlĂ€ge nach Norden und Westen in Schauer ĂŒber, einzelne kurze Graupelgewitter sind nicht ausgeschlossen. RĂŒckseitig der Kaltfront gelangt ein Schwall kĂŒhlerer Meeresluft nach Deutschland, sodass die Schneefallgrenze am Abend vorĂŒbergehend auf 800 bis 1000 m sinkt. Besonders an den Alpen fallen in der Nacht zum Samstag um 5 cm Neuschnee. Der Wind frischt erneut auf, dann sind gerade bei Schauern stĂŒrmische Böen oder Sturmböen, auf einigen Gipfellagen auch schwere Sturmböen auf dem Programm. Erst ab dem Abend lĂ€sst der Wind wieder nach, sowie die SchaueraktivitĂ€t.

DWD Nass und recht windig dazu zunaechst sehr mild

Kaum ist Tief EGBERT abgezogen, greifen am Samstag die AuslĂ€ufer des nĂ€chsten Tiefs FREDERIC auf Deutschland ĂŒber. Bereits am Vormittag beginnt es im Westen krĂ€ftig zu regnen. Am Abend erreicht der Regen auch den Osten und SĂŒdosten des Landes. Besonders in den westlichen Mittelgebirgen, spĂ€ter auch im Harz, ThĂŒringer Wald, Schwarzwald und Bayerischer Wald fĂ€llt teils ergiebiger Regen und sorgt dafĂŒr, dass BĂ€che und kleinere FlĂŒsse weiter anschwellen können. Der Wind frischt erneut auf und weht, abgesehen vom SĂŒdosten des Landes, frisch mit starken bis stĂŒrmischen Böen. An der Nordsee und im Bergland treten teils schwere Sturmböen auf. Die Schneefallgrenze liegt noch sehr hoch und zwar bei 1500 m, sodass zunĂ€chst nur die Hochlagen der Alpen Schnee abbekommen.

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Am Sonntag liegt der Kern des Sturmtiefs FREDERIC ĂŒber SĂŒdskandinavien. Die dazugehörige Kaltfront erreicht am Nachmittag SĂŒddeutschland, wo bis zum Abend flĂ€chiger Regen fĂ€llt. Der Rest des Landes gelangt auf die RĂŒckseite der Kaltfront. In der einfließenden hochreichenden Kaltluft treten vor allem im Nordwesten wiederholt Schauer auf. Einzelne kurze Graupelgewitter sind dabei. Die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend im Norden auf 500 m, im SĂŒden auf 700 bis 1000 m ab. Der Wind weht vor allem in der Mitte und im Norden stark mit teils schweren Sturmböen, an der See sowie im Bergland treten Orkanböen auf.

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In der Nacht zum Montag lĂ€sst der Sturm deutlich nach und die Schauer klingen allmĂ€hlich ab. Aber das nĂ€chste Tief steht vor der HaustĂŒr und kann am Montagvormittag in der WesthĂ€lfte fĂŒr Behinderung im morgendlichen Berufsverkehr sorgen. Denn neue NiederschlĂ€ge greifen auf Deutschland ĂŒber und oberhalb 200 bis 400 m gehen diese als Schnee nieder. Besonders in den westlichen und sĂŒdwestlichen Mittelgebirgen sind dann 10 bis 15 cm Neuschnee in relativ kurzer Zeit möglich und mit dem stark auffrischenden Wind können in den höheren Lagen auch Schneeverwehungen auftreten.

Am Ende noch ein kurzer Ausblick fĂŒr die neue Woche. Die Wetterlage stellt sich dahingehend um, dass die Höhenströmung ĂŒber West- und Mitteleuropa mehr auf nordwestliche Richtung dreht. Damit gelangen kĂ€ltere Luftmassen polaren (maritimen) Ursprungs ĂŒber den Atlantik zu uns, die dann fĂŒr einen nasskalten, vor allem im Bergland auch winterlichen Witterungscharakter sorgen.

Dipl.-Met Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2023
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Was sind AtmosphĂ€rische FlĂŒsse?

FlĂŒsse schlĂ€ngeln sich mal ruhig und still, mal mit tosender Gewalt durch unsere Landschaften und StĂ€dte. Doch auch in der AtmosphĂ€re gibt es FlĂŒsse, die jedoch kaum jemand (außerhalb des Meteorologenkreises) kennt. Um richtige FlĂŒsse handelt es sich dabei natĂŒrlich nicht, aber „nass“ ist es in den entsprechenden AtmosphĂ€renschichten schon. In der AtmosphĂ€re findet zu jeder Zeit und kontinuierlich ein Feuchtestrom von den (sub-)tropisch warmen Bereichen nach Norden in die kĂŒhleren mittleren Breiten statt. Gefördert wird dies durch rege TiefdruckaktivitĂ€t, die fĂŒr das Vermischen der unterschiedlich temperierten Luftmassen mit variablem Feuchtegehalt verantwortlich ist.

In der Wissenschaft beschreibt ein atmosphĂ€rischer Fluss (engl. atmospheric river) ein relativ schmales, gerichtetes Band feuchtegesĂ€ttigter Luft in 1 bis 2,5 km Höhe mit einer Breite von etwa 500 km und einer LĂ€nge von rund 2000 km und mehr. Angetrieben wird dieses Feuchteband zudem von starken Winden. Diese „WasserdampfförderbĂ€nder“ bewegen sich daher mit dem Wetter und transportieren dabei den grĂ¶ĂŸten Teil des Wasserdampfs außerhalb der Tropen. Ein einzelner AtmosphĂ€renfluss kann laut der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) eine Wassermenge mit sich fĂŒhren, welche in etwa der 7,5 bis 15-fachen Menge entspricht, die der Mississippi an seiner MĂŒndung normalerweise fĂŒhrt. An der WestkĂŒste Nordamerikas sind solche Strömungen schon lĂ€nger aufgrund ihrer Herkunft aus tropischen Meeresregionen des mittleren Pazifiks rund um Haiwaii als „Ananas-Express“ bekannt.

AtmosphĂ€rische FlĂŒsse gibt es in vielen Formen und GrĂ¶ĂŸen und sie treten nicht nur ĂŒber dem Pazifik auf. In der ErdatmosphĂ€re sind zu jeder Zeit und pro Erdhalbkugel rund fĂŒnf solcher Wasserdampfströme unterwegs. Die folgende Animation zeigt das in der AtmosphĂ€re verfĂŒgbare niederschlagbare Wasser aus dem ICON Modell, welches den atmosphĂ€rischen Fluss von den Subtropen in die mittleren Breiten sichtbar macht. Die atmosphĂ€rischen FlĂŒsse nehmen eine zentrale Rolle im globalen Wasserkreislauf ein. Sie sind fĂŒr mehr als 90% des globalen meridionalen (und damit polwĂ€rts gerichteten) Wasserdampftransportes verantwortlich, obwohl sie so schmal ausfallen. Es ist auch bekannt, dass atmosphĂ€rische FlĂŒsse zu etwa 22 % des gesamten globalen Abflusses an der ErdoberflĂ€che beitragen. An der WestkĂŒste Nordamerikas sind rund 30-50 % des jĂ€hrlichen Niederschlages auf den „Ananas-Express“ zurĂŒckzufĂŒhren

DWD Was sind Atmosphaerische Fluesse

Auch hier in Europa erleben wir immer wieder solche „AtmosphĂ€renflĂŒsse“ (wie in Abbildung 1 derzeit auch erkennbar), die vor allem den Westen Europas wie die Britischen Inseln, die Iberische Halbinsel, Frankreich oder Norwegen heimsuchen können. Mit etwas AbschwĂ€chung können sie auch Mitteleuropa beeinflussen. Bisher gibt es jedoch fĂŒr unsere Breiten noch keine entsprechende Namensnennung.

Welche Gefahren bergen nun solche atmosphĂ€rischen FlĂŒsse? Wenn solche Ereignisse auf das Festland treffen, geben sie den mitgefĂŒhrten Wasserdampf in Form von NiederschlĂ€gen ab. Nicht alle FlĂŒsse verursachen jedoch gleich SchĂ€den. Die meisten sind schwache Systeme, die nĂŒtzlichen Regen oder Schnee liefern, der fĂŒr die Wasserversorgung wichtig ist.

Jene FlĂŒsse aber, die die grĂ¶ĂŸten Mengen an Wasserdampf und die stĂ€rksten Winde enthalten, können enorme Regenmengen verursachen, wobei allerdings weitere Faktoren eine Rolle spielen. Wenn der Fluss ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum auf die gleiche Region trifft und insbesondere mit einer senkrechten Komponente auf eine Gebirgskette (z.B. Zentralmassiv in Frankreich oder Skandinavisches Gebirge in Norwegen) gerichtet ist, dann muss im Stau mit sehr ergiebigen RegenfĂ€llen gerechnet werden, die mehrere Tage andauern können. Zudem sorgt die herangefĂŒhrte, meist auch noch sehr warme Luft aus den Subtropen dafĂŒr, dass die Schneefallgrenze außergewöhnlich hoch ansteigt und somit in den Bergen nicht in Form von Schnee gebunden werden kann. Das alles sind Bedingungen, die fĂŒr einen erhöhten Abfluss förderlich sind und somit die Hochwasser- und Überschwemmungsgefahr deutlich erhöhen. Wie ausgeprĂ€gt diese Gefahr ist, hĂ€ngt auch davon ab, wie schnell sich so ein „AtmosphĂ€renfluss“ verlagert. Insgesamt können diese Ereignisse in den ĂŒberschwemmungsgefĂ€hrdeten Wassereinzugsgebieten Verkehrswege unterbrechen, Schlammlawinen auslösen und damit verbunden katastrophale SchĂ€den an Infrastruktur verursachen oder gar Menschenleben kosten.

Welchen Einfluss könnte nun der Klimawandel mit höheren Temperaturen auf die „AtmosphĂ€renflĂŒsse“ nehmen? Man geht davon aus, dass atmosphĂ€rische FlĂŒsse durch den Klimawandel um 25 % lĂ€nger und um 25 % breiter werden und mehr Wasser fĂŒhren werden. Dies könnte die Bewirtschaftung der Wasserversorgung erheblich erschweren, da gemĂ€ĂŸigte atmosphĂ€rische FlĂŒsse, die fĂŒr die Wasserversorgung von Vorteil sein können, seltener auftreten und starke FlĂŒsse hĂ€ufiger und intensiver werden könnten.

DWD Was sind Atmosphaerische Fluesse

Die WestkĂŒste der USA wird seit dem Jahreswechsel von einem fortdauernden atmosphĂ€rischen Fluss mit einer Serie von krĂ€ftigen Tiefdruckgebieten heimgesucht. Einzelne Niederschlagsevents luden dabei rekordverdĂ€chtige Mengen teils zwischen 100 und 150 mm innerhalb eines Tages ab. Aufsummiert ĂŒber die vergangenen 14 Tage kamen dabei verbreitet in Kalifornien 200 bis 500 mm (Abb. 2, links) zusammen, was einer Abweichung von 300 bis 600 % zum Normalwert fĂŒr die Jahreszeit entspricht (Abb. 2, rechts). Wiederholte Überschwemmungen, MurenabgĂ€nge, umgestĂŒrzte BĂ€ume mit grĂ¶ĂŸeren StromausfĂ€llen waren die Folge und hielten die EinsatzkrĂ€fte durchgehend beschĂ€ftigt. Leider wurden auch schon ĂŒber ein Dutzend Todesopfer gezĂ€hlt. In den Hochlagen der Sierra Nevada fielen die Niederschlagsmengen noch höher aus, wobei dort ein betrĂ€chtlicher Teil in Form von großen SchneehöhenzuwĂ€chsen zu verzeichnen war. Dabei wurden an nahezu 30 Stationen die bisher grĂ¶ĂŸte Schneedecke registriert. Vielfach kletterte die Schneedecke dabei auf 175 bis 250 % des Normalwertes.

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Über die nĂ€chsten Tage hĂ€lt die rege TiefdruckaktivitĂ€t ĂŒber dem Pazifik an, wodurch weiterhin große Niederschlagssummen (nach dem ICON bis zu 300 mm) abgeladen werden (siehe Abb. 3).

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Auch bei uns in Deutschland hĂ€lt die nasse Witterung mit Tiefs am laufenden Band an, die sich auf einen atmosphĂ€rischen Fluss (wenngleich einem schwĂ€cheren) vom Atlantik zurĂŒckfĂŒhren lassen. Regengebiete ziehen in den kommenden Tagen wiederholt ĂŒber die Bundesrepublik. Insbesondere in den westlichen und sĂŒdlichen Mittelgebirgen kommen teils ergiebige Summen zusammen (siehe Abb. 4). In den dortigen Regionen dĂŒrfte an den FlĂŒssen und BĂ€chen die Hochwassergefahr zunehmen.

M.Sc. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.01.2023
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