Wie lange dauert die Hitzewelle an?

Vor allem im Südwesten und Süden herrschte bereits am vergangenen Wochenende bei hochsommerlichen Temperaturen bestes Badewetter. So kletterte das Quecksilber am gestrigen Sonntag bei viel Sonnenschein örtlich auf über 35 Grad. Spitzenreiter war Regensburg mit einem vorläufigen Höchstwert von 35,7 Grad. Im Norden des Landes lagen die Temperaturen dagegen häufig nur im sommerlichen Bereich. An den Küsten auch nachmittags sogar nur bei knapp über 20 Grad. Diese Zweiteilung bleibt uns auch heute noch erhalten.

Grund dafür ist die bei uns kaum wetterwirksame Kaltfront von Tief CORNELIUS, die vergangene Nacht die Nordosthälfte des Bundesgebietes überquerte. CORNELIUS befindet sich aktuell mit seinem Zentrum über dem Baltikum und verlagert sich bis zur Wochenmitte unter Abschwächung nach Nordwestrussland. Damit wird Platz für unser Hochsommerhoch BETTINA. Auf der Vorderseite von BETTINA wird vor allem zur Wochenmitte sehr heiße Luft aus dem westlichen Mittelmeerraum herangeführt. 

Wie lange dauert die Hitzewelle an 1

Prognosekarte für Montag, den 30.06.2025 um 12 UTC. Das Hoch BETTINA befindet sich mit seinem Zentrum über Norddeutschland. 

In der hinter der Kaltfront eingeflossenen kühlen und trockenen Luftmasse konnte es sich im Norden vergangene Nacht ordentlich abkühlen. Somit lagen die Tiefsttemperaturen dort teils sogar bei unter 10 Grad. Gleichzeitig gab es im Südwesten stellenweise erneut eine Tropennacht. Heute und am Dienstag erwartet uns unter der Regie von Hoch BETTINA viel Sonnenschein und weiter steigende Temperaturen. Während heute am Oberrhein stellenweise bis zu 36 Grad erreicht werden, sind es am Dienstag in den Niederungen des Westens und Südwestens häufig schon 36 bis 38 Grad. Damit kommt es in diesen Regionen auch aufgrund der nur relativ geringen nächtlichen Abkühlung zu einer extremen Wärmebelastung.

Im südwestdeutschen Bergland entwickeln sich jeweils im Tagesverlauf einzelne kräftige Hitzegewitter. Am Dienstag sind vor allem vom Schwarzwald bis zu den Alpen örtlich unwetterartige Gewitter mit dabei. Lokal eng begrenzt kann es zu heftigen Starkregen und zu größeren Hagelansammlungen kommen! Die meisten Bewohner des Bundesgebietes werden davon aber nichts mitbekommen. Stattdessen geht bis zur Wochenmitte das große Schwitzen weiter.

Am Mittwoch breitet sich die Hitze nahezu auf das ganze Land aus. Dann sind verbreitet Höchstwerte zwischen 33 und 40 Grad möglich. Am heißesten wird es dabei voraussichtlich in einigen Flussniederungen im Südwesten und der Mitte Deutschlands. An einigen Wetterstationen können dann auch neue Allzeitrekorde aufgestellt werden. Der deutschlandweite Allzeitrekord vom 25 Juli 2019 mit 41,2 Grad wird aber voraussichtlich nicht erreicht!

Nichtsdestotrotz sorgt die Hitze für eine starke Belastung des Körpers. Gerade ältere und geschwächte Personen sollten somit um die Nachmittagszeit einen längeren Aufenthalt im Freien vermeiden und vor allem viel Flüssigkeit trinken! 

Wie lange dauert die Hitzewelle an 2

Temperaturvorhersage von Dienstag bis Donnerstag (1. bis 3. Juli 2025). Der Hitzehöhepunkt wird am Mittwoch erwartet. Dann sind verbreitet Höchsttemperaturen von über 35 Grad wahrscheinlich. Ab Donnerstag gehen die Temperaturen von Nordwesten her deutlich zurück. 

Wie lange dauert die Hitze an?

Bereits in der Nacht zum Donnerstag macht sich eine markante Kaltfront eines Tiefs bei Skandinavien bemerkbar. Vorderseitig der Kaltfront können sich dann im Nordwesten und am Donnerstag auch in der Südosthälfte Schauer und teils kräftige Gewitter mit Unwetterpotential entwickeln. Während es am Donnerstag südlich einer Linie vom Main bis zur Oder nochmals bei Höchstwerten von 30 bis 35 Grad zu einer starken Wärmebelastung kommt, ist am Freitag Durchatmen angesagt. Dann erreichen die Spitzenwerte lediglich noch am Oberrhein knapp 30 Grad. Ansonsten gibt es bei wieder freundlicheren Wetterbedingungen angenehme sommerliche Werte von 23 bis 29 Grad. Damit steht uns mit Ausnahme des Südwestens zwar nur eine kurze aber dafür eine sehr starke Hitzewelle bevor.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Die berüchtigte „Mittagshitze“

Hitze ist derzeit eines der, wenn nicht sogar das bestimmende Thema beim Wetter in Deutschland. Heute und am morgigen Montag sind dabei vor allem die Süd- und Südwesthälfte betroffen mit Spitzenwerten von bis zu 35 Grad. Am Dienstag werden dann nahezu bundesweit über 30 Grad, am Mittwoch verbreitet sogar über 35 Grad erwartet. Örtlich muss mit bis zu 39 Grad gerechnet werden. 

Immer wieder hört und liest man bei dieser Thematik von der sogenannten „Mittagshitze“, die man auch zurecht meiden sollte, wenn es irgendwie geht. Mit Blick auf den Tagesgang der Temperatur stellt man allerdings fest, dass die größte Hitze, also die Höchsttemperatur in unseren Breiten im Sommer tatsächlich meist erst abends, etwa gegen 18 Uhr erreicht wird. Der Spitzenreiter am gestrigen Samstag in Sachen Temperatur, Mannheim, meldete seinen Höchstwert mit 33,1 Grad um 17:50 Uhr. Erst eine Stunde später, um 18:40 Uhr verzeichnete Waghäusel-Kirrlach seinen Spitzenwert von 32,8 Grad und in Rheinau-Memprechtshofen wurde das Ende des Temperaturanstiegs bei 32,0 Grad sogar erst um 19 Uhr erreicht. Aber ist Ihnen schon einmal der Begriff „Abendhitze“ über den Weg gelaufen? Wahrscheinlich eher nicht. „Mittagshitze“ ist dagegen ein gängiger Begriff. Was hat es damit denn nun auf sich? 

Die beruechtigte 22Mittagshitze22 1

Gemessene Temperatur um 12 Uhr (links) und Höchsttemperatur (rechts) am Samstag, 28.Juni 2025. 

Veranschaulichen wir den Tagesgang der Temperatur anhand einer Badewanne: Bei geöffnetem Abfluss drehen wir den Wasserhahn nun ein kleines Stück auf. Die Folge: Das Wasser fließt direkt über den Abfluss wieder ab. An eine Füllung der Wanne ist bei diesem Rinnsal nicht zu denken. Das ist in etwa gleichzusetzen mit den ersten einfallenden Sonnenstrahlen am Morgen. Drehen wir den Hahn nun langsam weiter auf, stellen wir fest, dass das Wasser allmählich anfängt zu steigen (entspricht dem Vormittagsverlauf). Zur Mittagszeit ist der Hahn voll aufgedreht und das Wasser (respektive die Sonneneinstrahlung bzw. die Lufttemperatur) steigt stark an. 

Im Anschluss wird der Hahn nun langsam wieder zugedreht, es fließt aber zunächst immer noch mehr Wasser von oben nach, als unten abfließt – das Wasser (also die Lufttemperatur) steigt demnach immer noch, wenngleich nicht mehr so schnell (entspricht dem Nachmittagsverlauf). Erst im Laufe des Abends wird der Punkt erreicht, an dem das nicht mehr der Fall ist – der höchste Wasserstand bzw. die Höchsttemperatur ist erreicht. Es fließt nun wieder mehr Wasser ab als von oben nachkommt und der Wasserstand sinkt. Auf die Luft übertragen, reicht die Einstrahlung der immer tiefer stehenden Sonne nicht mehr aus, um es mit der Abkühlung der Luft aufnehmen zu können. 

Und wie ist das jetzt mit der Mittagshitze, wenn es doch abends noch heißer ist? Die betrachteten Temperaturwerte werden im Schatten gemessen. Dort ist es mittags also noch kühler als abends. Befindet man sich in der Sonne, sieht das Ganze anders aus. Zur Mittagszeit steht sie in unseren Breiten am steilsten am Himmel, wodurch ihre Einstrahlung am stärksten ist, was für den Körper unter Umständen durchaus gefährlich werden kann. Abends fällt die Sonnenstrahlung dagegen deutlich flacher ein und ist dadurch auch spürbar schwächer. 

Die Mittagshitze bezieht sich also auf den Aufenthalt in der prallen Sonne, die abendliche Höchsttemperatur auf die gemessenen Werte im Schatten. Beide schließen sich also nicht aus, ganz im Gegenteil. 

Dipl.-Meteorologe Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wingfoil World Cup: Zeitenwende in Tarifa

Neue Gesichter dominierten den GWA Wing Foil World Cup in Tarifa, während Dauergewinner und -gewinnerinnen auf die Plätze verwiesen wurden. Ist dies der erste Generationenwechsel in der noch jungen Sportart?

Bevorstehende Hitzewelle

Während für den Juni als erstem Sommermonat noch am Resümee gefeilt wird, was gar nicht so einfach sein dürfte, weil sein Ausklang den Start einer Hitzewelle markiert, steht der Juli schon jetzt kraftstrotzend in den Startlöchern. Das Hoch ANITA, aktuell noch das westliche oder nordwestliche Ende einer Hochdruckbrücke, die bis über die Azoren hinaus auf den zentralen Nordatlantik reicht, schaufelt schon jetzt heiße Luft zu uns. Schon in der kommenden Nacht schnürt sich ein eigenständiger Hochschwerpunkt ab, der zum Morgen etwa über dem Westausgang des Ärmelkanals zu finden sein wird. Im Weiteren wandert dieser Schwerpunkt nach Ost-Nordosten. Etwa am Montagmittag hat er die Oder und die westliche Ostsee erreicht. Mit anderen Worten: Wir liegen dann auf seiner Rückseite und heiße Luft kann umso besser zu uns einfließen. 

Bevorstehende Hitzewelle 1

Meteogramm der Station Frankfurt Flughafen 

Der Blick auf das Meteogramm der Station Frankfurt Flughafen in Abbildung eins zeigt dies eindrücklich. Im oberen Teil erkennt man die Temperaturkurve (rot) und die Taupunktkurve (Maß für die Feuchte, bräunlich). Von Samstag (Höchsttemperatur 32,5°C) auf Sonntag (Höchsttemperatur 33,1°C) macht die Temperatur noch keine großen Sprünge. Aber dann geht es deutlicher nach oben; 35°C sollen es am Montag und 37,5°C respektive 37,7°C am Dienstag und Mittwoch werden (Daten aus dem DWD-Modell MOSMIX). Die entsprechenden Zahlen findet man als Maximaltemperaturen auch in Abbildung eins, wobei pro Tag immer zwei Temperaturen angegeben sind. Es handelt sich dabei um die Maxima von 06 bis 18 UTC (08 bis 20 MESZ) bzw. 18 bis 06 UTC (20 bis 08 MESZ). 

Das gleiche Schema mit den zwei Temperaturen pro Tag finden wir bei den Minimaltemperaturen. Während es in der Nacht zum Montag zumindest nochmal knapp unter 20°C abkühlt, liegen die Minima in den Nächten zu Dienstag und zu Mittwoch bei 21,1°C bzw. 21,2°C. Mithin stehen dem Frankfurter Flughafen Tropennächte ins Haus, zumindest wenn das Modell Recht behält. 

Dass die Advektion der heißen Luftmasse ein wesentlicher Faktor für die bevorstehende Hitzewelle ist, wurde ja schon angesprochen. Ein weiterer ist die fast ungehinderte Einstrahlung. Dazu kann man sich den unteren Teil der Abbildung eins anschauen. Die gelben Balken geben die Sonnenscheindauer in Minuten pro voller Stunde an. Und sie erreichen am Montag und Dienstag fast ganztägig das stündlich maximal Mögliche. Letztendlich heißt das an beiden Tagen über 15 Stunden Sonnenschein. Dazu passen die Angaben zu den Wolken, die man an bzw. in den kleinen Kreisen ablesen kann. Die obere Kreisreihe gibt die Gesamtbewölkung an, die sich aus der hohen, mittelhohen und tiefen Bewölkung ergibt (den darunter liegenden drei Reihen von Kreisen). Die leeren Kreise bei den tiefen und mittelhohen Wolken weisen auf deren Ausbleiben hin. Allenfalls ein paar hohe Wolkenfelder lässt das Modell durchziehen. 

Über 35°C und pralle Sonne – das schreit nach Sonnenschutz und ruft die empfohlenen Hitze-Verhaltensweisen in Erinnerung: viel trinken, Anstrengung vermeiden und kühle Plätze aufsuchen. 

Bevorstehende Hitzewelle 2

Temperaturentwicklung bis Mittwoch, 02.07.2025 

Bleibt die Frage, ob der Frankfurter Flughafen repräsentativ ist für das gesamte Land? In gewisser Weise, beispielsweise bezüglich des Temperaturtrends, gilt das tatsächlich. Mit anderen Worten: Die Temperatur steigt überall bis zur Wochenmitte an, und der Mittwoch dürfte deutschlandweit der heißeste Tag werden (vgl. Abbildung zwei). Allerdings zeigt sich der Montag in der Nordosthälfte mit Höchstwerten um 30°C noch vergleichsweise handzahm, während die Südwesthälfte schon recht verbreitet 33 bis 35°C aufzuweisen hat. In den Folgetagen greift die Hitze dann weit nach Norden und Nordosten aus, in Hamburg und Bremen soll die 35°C-Marke fallen oder zumindest angekratzt werden, das ist schon eine Hausnummer. 

Bevorstehende Hitzewelle 3

Sonnenscheindauer bis Dienstag, 01.07.2025

Dabei scheint im Norden die Sonne verbreitet sogar länger als in Frankfurt, was nicht verwundert, weil die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer im Sommer im Norden höher ist als im Süden. Es weist allerdings darauf hin, dass auch dort kaum eine Wolke den Himmel trübt, was für weite Teile des Landes gilt, womit der Frankfurter Flughafen auch diesbezüglich wieder in gewisser Weise repräsentativ ist. 

Diplom-Meteorologe Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Bunt, vielfältig und heiß: Sommerwetter beim CSD in München und Leipzig

Der Christopher Street Tag (kurz: CSD) – benannt nach der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Manhattan – erinnert an die sogenannten Stonewall-Aufstände im Juni 1969. Damals widersetzten sich queere Menschen in der Bar „Stonewall Inn“ einer Polizeirazzia und leiteten damit eine neue Phase im Kampf um Gleichberechtigung ein. Aus diesem Protest entwickelte sich eine weltweite Bewegung. Seit den 1970er-Jahren wird auch in Deutschland jährlich zum CSD aufgerufen – zunächst mit kleinen Demonstrationen. Heute sind daraus große, farbenfrohe Paraden geworden, die sowohl politische als auch kulturelle Impulse setzen.
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Wettervorhersage für den CSD in München am Samstag, den 28. Juni 2025. (Quelle: DWD) 

Am morgigen Samstag bietet das Wetter beste Voraussetzungen für bunte Feiern, bringt aber auch Herausforderungen mit sich:

In München erwartet die Besucherinnen und Besucher ein durchgehend sonniger Tag – Regen ist nicht in Sicht. Die Höchsttemperaturen steigen auf bis zu 30 °C, dazu ist mit einer sehr hohen UV-Strahlung zu rechnen.

Auch in Leipzig bleibt es trocken und heiß: Die Höchstwerte erreichen am Nachmittag rund 31 °C, bei geringer Bewölkung und intensiver Sonneneinstrahlung. Entsprechend ist auch hier mit einer hohen Wärmebelastung zu rechnen. 

Gerade bei Großveranstaltungen unter freiem Himmel ist es wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten. Damit alle sicher und gut durch den Tag kommen, sollten folgende Hinweise beachtet werden:

• Viel trinken: Wasser und ungesüßte Getränke sind ideal. Mindestens 1,5 bis 2 Liter, bei körperlicher Aktivität gerne mehr.

• Alkohol vermeiden: Alkohol entzieht dem Körper zusätzlich Flüssigkeit und kann Kreislaufprobleme verstärken.

• Sonnenschutz verwenden: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor regelmäßig auftragen – auch im Schatten.

• Leichte Kleidung tragen: Am besten helle, luftige Kleidung wählen, die die Haut bedeckt.

• Kopfbedeckung nicht vergessen: Sonnenhut oder Kappe schützen den Kopf vor Überhitzung.

• Regelmäßige Pausen einlegen: Möglichst im Schatten oder an kühlen Orten – besonders zwischen 11 und 16 Uhr.

• Warnzeichen ernst nehmen: Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit können Anzeichen für Sonnenstich oder Hitzschlag sein. In solchen Fällen sofort kühlen und ggf. medizinische Hilfe rufen.
 

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Wettervorhersage für den CSD in Leipzig am Samstag, den 28. Juni 2025. (Quelle: DWD) 

Der CSD steht seit über fünf Jahrzehnten für Sichtbarkeit, Selbstbestimmung und Solidarität. Mit unserer Wettervorhersage für den CSD möchten wir ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Denn Vielfalt wird bei uns im Deutschen Wetterdienst großgeschrieben: unabhängig von Geschlecht, geschlechtlicher Identität, ethnischer und sozialer Herkunft, Nationalität, Religion oder Weltanschauung, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Alter sowie sexueller Orientierung – bei uns sollen sich alle willkommen und wertgeschätzt fühlen. Das CSD-Wetter ist eine Idee aus unserem queeren Netzwerk bunt@dwd. 

Das Wetter spielt am morgigen Samstag in jedem Fall mit, auch wenn die Hitze nicht unterschätzt werden sollte. Also, München und Leipzig, genießt diesen Tag in vollen Zügen – laut, bunt, stolz und sicher! 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Hochsommerlich heiß

Der heutige Donnerstag steht ganz im Zeichen von Gewittern. Verbreitet treten starke Gewitter mit Sturmböen und Starkregen, aber auch kleinerem Hagel auf. Nur der Südwesten ist weitgehend verschont. Nach Osten und Südosten hin sind am Nachmittag und Abend lokal Unwetter mit heftigem Starkregen, größerem Hagel und schweren Sturmböen oder auch orkanartigen Böen möglich. Da die Bäume voll belaubt sind, ist Astbruch oder Baumbruch möglich. Auch kleinräumige Überschwemmungen oder Schäden durch Hagel können auftreten. 

Hochsommerlich heiss 1

Unwettergrafik zu lokalen Schwergewittern am Donnerstag, 26.06.2025 

Wenn das Gewittertief abzieht, setzt sich von Südwesten her aber wieder hoher Luftdruck durch. Die Bewölkung geht zurück, die Sonnenanteile nehmen zu. Mit südlicher Strömung wird sehr warme bis heiße Luft aus Nordafrika zu uns geführt. In der Höhe (ca. 1500 Meter = 850 hPa) werden am Sonntag im Süden bereits knapp 20 Grad erwartet. Über der Mitte werden rund 15, im Norden 11 Grad liegen. Am Boden resultieren daraus 31 bis 35 Grad im Süden, 28 bis 32 Grad über der Mitte und 21 bis 27 Grad im Norden.
An den Folgetagen gelangt die heiße Luft weiter in den Norden. In den Nächten sinkt die Temperatur vor allem in urbanen Regionen nur noch selten und wenig unter 20 Grad. Auch sonst laden die Tiefstwerte zwischen 12 und 17 Grad kaum zum Durchlüften ein. Die Wärmebelastung steigt. 

Hochsommerlich heiss 2 

Hitzetrend für Deutschland von Samstag, 28.06.2025 bis Dienstag, 01.07.2025 

Ein Ende der Hitzewelle ist erst nach Mitte der kommenden Woche zu erwarten. Fraglich ist noch, wie stark die Abkühlung ausfallen wird. Bis dahin sind es aber im Süden etwa 5 Tage mit starker bis extremer Wärmebelastung, über der Mitte und im Norden kommen wahrscheinlich 2 bis 3 Tag mit starker Wärmebelastung zusammen. 

Neben Kreislaufproblemen können auch Hitzekrämpfe oder Hitzschlag Folgen der starken Wärmebelastung sein. Soweit muss es aber nicht kommen. Bereiten Sie sich auf die erwartete Wärmebelastung vor. In den letzten Jahren gab es immer wieder längere Hitzewellen. Es ist auch zu erwarten, dass die Wahrscheinlichkeit dafür steigt. Eine Lösung ist zum Beispiel die Anschaffung einer Klimaanlage. Sie verschafft an heißen Tagen Erleichterung durch kühle Räume. Guter Schlaf hilft dabei, die tagsüber hohe Belastung besser wegzustecken. 

Weitere Verhaltenstipps finden Sie auf hitzewarnungen.de. 

Diplom-Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Nach der Hitze die Gewitter

Der Sommer ist in vollem Gange. Im Süden Deutschlands ist es mit Hochdruckeinfluss heute sonnig und heiß. Die Maxima liegen südlich einer Linie Eifel-Frankenwald verbreitet über 30 Grad. Nördlich davon ist es ebenfalls warm, aber nicht so heiß. Nur an den Küsten und im Norden Schleswig-Holsteins werden maximal um 20 Grad erwartet, was per Definition im Juni nur „mäßig warm“ entspricht. Dazu ziehen immer wieder Wolken durch und vereinzelt fällt auch etwas Regen. Grund dafür sind Ausläufer eines Tiefdruckkomplexes über Finnland und dem Baltikum.
 

Nach der Hitze die Gewitter 1 

Karte Europa und Nordatlantik mit Vorhersage von Isobaren- und Druckzentren sowie Frontalzonen für Mittwoch, 25.06.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

Am morgigen Donnerstag (26.06.2025) schwächt sich der Hochdruck ab und wir geraten in den Einflussbereich eines Tiefs bei Island. Dessen Ausläufer erreichen uns bereits in den frühen Morgenstunden von Westen und Südwesten her. Vorderseitig eines Randtroges wird die eingeflossene Warmluft labilisiert und es kommt zu ersten Schauern und Gewittern im Südwesten und Westen des Landes.
 

Nach der Hitze die Gewitter 2 

Karte Europa und Nordatlantik mit Vorhersage von Isobaren- und Druckzentren sowie Frontalzonen für Donnerstag, 26.06.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

Tagsüber verlagern sich die feucht-warmen bis heißen Luftmassen nord- und ostwärts. Die Gewitter lassen am Vormittag aber vorübergehend nach. Ab Mittag sind verbreitet kräftige Gewitter möglich. Nur im Südwesten ist das Gröbste dann schon durch. In der Osthälfte des Landes besteht dann das größte Potenzial für örtliche Unwetter. Bei kräftigen Gewittern sind Sturmböen bis 85 km/h, kleinkörniger Hagel und Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit wahrscheinlich. Bei Unwettern können Böen bis in den orkanartigen Bereich (110 km/h), Hagel bis 3 cm und Starkregen um 30 l/qm in kurzer Zeit auftreten. Auswirkungen können örtliche Überschwemmungen und Hagelschlag sein. Vor allem aber sind aufgrund der Böen Astbruch und umstürzende Bäume möglich. Diese sind aktuell voll belaubt und bieten dem Wind große Angriffsflächen.
 

Nach der Hitze die Gewitter 3

Deutschlandkarte mit der Region mit dem größten Potenzial für lokale Unwetter am Donnerstag, 26.06.2025 (Quelle: DWD) 

Am Donnerstagabend beruhigt sich das Wetter von Westen her wieder. In der Nacht zum Freitag zieht zwar noch eine kleine Störung von Westen herein, sie bringt aber nur noch dichte Wolken und Regen. Gewitter werden keine mehr erwartet. Zudem kühlt die Luft merklich ab.

An den Folgetagen setzt sich aus Südwesten Hochdruck durch, der wieder sehr warme bis heiße Luft bringt. Diese erreicht am Sonntag und Montag auch den Norden. Dann sind in weiten Teilen des Landes hochsommerliche Höchstwerte von über 30 Grad zu erwarten. Im Südwesten sind erneut um 35 Grad möglich.

Wie Sie sich auf die Hitze vorbereiten und schützen können, lesen Sie im Thema des Tages vom 13.06.2025: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/6/13.html und jederzeit auch auf www.hitzewarnungen.de.

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Tief ZIROS – Wetternachlese

Ausgangspunkt der Entwicklung war eine für die Jahreszeit relativ kräftige Tiefdruckzone über der Norwegischen See und Skandinavien. Die dazugehörigen Tiefausläufer sorgten zum einen dafür, dass am vergangenen Sonntag von Südwesten eine heiße und potenziell instabile Luftmasse herangeführt wurde, die am Sonntag recht verbreitet zu sommerlich heißen Temperaturen geführt hat. Ab Sonntagnachmittag/-abend griff dann die erste Kaltfront auf den Nordwesten Deutschlands über. In deren Umfeld traten erste Schauer und Gewitter auf, die sich in der Nacht zum Montag allmählich ost-/südostwärts ausbreiteten. Am Montag selbst lag dann die erste Kaltfront diagonal über dem Land. Östlich- und südöstlich davon, vor allem im Süden und Südosten Bayerns, war somit die Subtropikluft noch nicht ausgeräumt. Dies zeigt auch die Analyse vom Montag 12 UTC (14 MESZ) in Abbildung 1, in der neben den Fronten die äquivalentpotenzielle Temperatur in 850 hPa (etwa 1,5 km Höhe) als Farbflächen enthalten ist. Diese äquivalentpotentielle Temperatur berücksichtig neben der Temperatur auch die Feuchte der Luftmasse bzw. deren Energiegehalt und erlaubt somit eine Unterscheidung verschiedener Luftmassen. 

Tief ZIROS Wetternachlese 1 

Abb. 1: Frontenanalyse am Boden und äquivalentpotenzielle Temperatur in 850 hPa (etwa 1,5 km Höhe) vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ). Quelle: DWD 

Im Tagesverlauf entstanden in der subtropischen Luftmasse im Südosten einige Gewitter, die lokal auch kräftiger ausfielen. Dabei traten teils (schwere) Sturmböen mit 70 bis 90 km/h, Hagel um 2 bis 3 cm und lokal auch Starkregen über 20 l/m² auf. Diese lokalen, kräftigen Gewitter sind auch gut im Radar- und Satellitenbild vom gestrigen Montag 12 UTC (14 MESZ) zu erkennen. 

Zum anderen sorgte die relativ kräftige Tiefdruckentwicklung recht verbreitet für sehr böigen Wind. Im Bereich bzw. vorderseitig einer zweiten Kaltfront (siehe Analyse Abb. 1), die morgens von Nordwesten übergriff und einen weiteren Schwall erwärmter, subpolarer Luft heranführte, entstand eine weitere Schauer-/Gewitterlinie (Abb. 2, Radarbild vom 23.06.2025, 12 UTC), die sich im Tagesverlauf über den nördlichen Landesteilen ostwärts verlagerte. Im Zusammenspiel mit den Strukturen in höheren Luftschichten deuteten sich für den Montagnachmittag und -abend erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Sturm- und teils schwere Sturmböen im Nordosten des Landes an. Auch orkanartige Böen konnten vereinzelt nicht ganz ausgeschlossen werden. 

Tief ZIROS Wetternachlese 2

Abb. 2: Darstellung Radar und Satellitendaten, Überblick über Deutschland vom 23.06.2025, 12 UTC (14 MESZ). Quelle: DWD 

Und so kam es dann auch. Zwar verlor die Schauer- und Gewitterlinie auf ihrem Weg nach Osten etwas an Kontur, trotzdem traten an der Linie am späteren Nachmittag bzw. frühen Abend vor allem in Brandenburg und insbesondere auch im Großraum Berlin einige schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10), vereinzelt auch orkanartige Böen um 105 km/h (Bft 11), auf:
 

Berlin Dahlem (FU Berlin)  108 km/h 
Brandenburg/Havel  105 km/h 
Berlin Tempelhof  100 km/h 
Heckelberg (nordöstlich von Berlin, Landkreis Märkisch-Oderland)  100 km/h 
Potsdam  96 km/h 
Flughafen Berlin-Brandenburg  95 km/h 

Abseits dieser Spitzenwerte wurden im gesamten Nordosten recht verbreitet Sturmböen von 65 bis 80 km/h (Bft 8 bis 9) gemessen. 

Das Windmaximum im Berliner Raum trat in etwa zwischen 17 und 18.30 MESZ auf. In Berlin, aber auch in Brandenburg, wurden sehr viele Feuerwehr- und Rettungseinsätze aufgrund umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste gemeldet. Leider mussten auch ein Todesopfer und einige Verletzte verzeichnet werden und es kam zu erheblichen Einschränkungen im Verkehrssektor – u.a. war der S-Bahn-Verkehr in Berlin aufgrund von Bäumen oder Ästen auf den Gleisen zwischenzeitlich komplett eingestellt. Hinsichtlich der Auswirkungen kam in Anbetracht der Jahreszeit verstärkend hinzu, dass die Bäume aktuell voll belaubt sind und dem Wind somit eine große Angriffsfläche bieten. Möglicherweise kommen aufgrund der vorangegangenen Trockenheit (auch der vergangenen Jahre) teils Vorschädigungen dazu. Aufgrund dieser Brisanz wurden für den Nordosten des Landes bereits am Vortag im Warnlagebericht auf diese Entwicklung hingewiesen und am Montagvormittag zudem für den Nordosten verbreitet Warnungen vor schweren Sturmböen (um 100 km/h) ausgegeben und auf eine geringe Wahrscheinlichkeit für orkanartige Böen hingewiesen. 

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Storm Splitting – Wenn Gewitter sich scheiden lassen

Essentiell für die Entstehung von Superzellen und damit auch die Grundlage für einen Storm Split ist eine vorhandene vertikale Windscherung in der Atmosphäre. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Hauptformen: der Geschwindigkeits- und der Richtungsscherung. Die Geschwindigkeitsscherung beschreibt Veränderungen in der Windgeschwindigkeit mit zunehmender Höhe, während sich bei der Richtungsscherung die Windrichtung in den verschiedenen Höhenschichten verändert. Beide Prozesse führen dazu, dass in der Atmosphäre sogenannte horizontale Vorticity, also horizontal rotierende Luftwirbel, entstehen (siehe Abbildung 2). 

Storm Splitting Wenn Gewitter sich scheiden lassen 1

Abbildung 1: Beispiel für einen (doppelten) Storm Split im Radarbild östlich Reims im Nordosten Frankreichs am 14.06.2025 (Quelle:DWD) 

 

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Abbildung 2: Die Bildung von horizontaler Vorticity durch Geschwindigkeits- und Richtungsscherung in vereinfachter Darstellung (Quelle: Aaron Gentner) 

Um das Phänomen des Storm Splits möglichst verständlich zu erklären, betrachten wir zunächst den einfachsten, idealisierten Fall. Dabei liegt ausschließlich vertikale Geschwindigkeitsscherung vor. Das bedeutet: Der Wind weht in allen Höhen aus der gleichen Richtung, in diesem Fall aus Westen. In einem solchen Szenario bewegen sich auch die Wolken gerade von West nach Ost – stets parallel zum mittleren Windscherungsvektor. Die durch die Geschwindigkeitsscherung erzeugte horizontale Vorticity steht dabei perfekt senkrecht zur Zugrichtung des Sturms, weil sie in diesem Fall Nord-Süd ausgerichtet ist. Diese senkrechte Ausrichtung wird als crosswise Vorticity bezeichnet. Gelangt nun der horizontal rotierende Luftwirbel in den Aufwindbereich eines Gewitters, wird er davon nach oben in die Zelle hineingesogen. Dabei kippt die Vorticity durch die vertikale Bewegung in eine aufrechte Position und bildet jetzt eine vertikale Rotation. 

Es entsteht also ein Wirbelpaar an den Flanken des Aufwinds. Auf der einen Seite entsteht dementsprechend eine antizyklonale Drehung (im Uhrzeigersinn), während die andere Seite zyklonal (gegen den Uhrzeigersinn) rotiert. Die vertikale Rotation hat einen entscheidenden Effekt: An den beiden Flanken bilden sich lokale Tiefdruckbereiche (Stichwort Zentrifugalkraft), ähnlich wie bei einem Wasserwirbel, der entsteht, wenn man die Badewanne ablaufen lässt. Statt Wasser strömt hier allerdings Luft nach, angetrieben durch die Druckgradientkraft. Diese Luftbewegung führt an beiden Flanken zur Bildung eines neuen Aufwindbereichs, wodurch zwei neue, getrennte Zellen entstehen. 

Ein weiterer Mechanismus kann diesen Aufspaltungsprozess zusätzlich beschleunigen: Wenn sich durch den ursprünglichen Aufwind bereits genügend Niederschlag in der Wolke gesammelt hat, fällt dieser herab und erzeugt einen zentralen Abwind. Dieser verdrängt das ursprüngliche Aufwind-Maximum und „drückt“ die beiden neuen Zellen zusätzlich auseinander. In der Folge spaltet sich der ursprüngliche Sturm also in zwei Richtungen auf. Bei einer rein westlichen Windscherung zieht die eine Zelle, der sogenannte left mover (LM), nach Nordwesten ab. Die andere, der right mover (RM), bewegt sich weiter nach Südwesten. Diese Namensgebung basiert auf der relativen Abweichung der Zugrichtungen beider Zellen vom ursprünglichen Kurs. 

Wenn sich die Zugrichtung eines Sturms zunehmend von der mittleren Windscherung unterscheidet, trifft der Sturm auf eine verstärkte Komponente sogenannter streamwise Vorticity. Dabei handelt es sich um Wirbel in der Umgebungsluft, deren Rotationsachse nicht mehr senkrecht, sondern zunehmend parallel zur der Zugrichtung des Sturms verläuft. Das macht es einfacher die vorhandene Rotation in den bestehenden Aufwind einzufangen, weil die Wirbelachse jetzt direkter mit der Aufwindachse zusammenfällt. Diese wird dann vertikal gestreckt, weshalb sich die Rotationsgeschwindigkeit des Aufwinds deutlich erhöht. Das ist vergleichbar mit dem Pirouetten-Effekt bei einer Eiskunstläuferin, die ihre Arme anzieht. Auf diese Weise entsteht eine rotierende Aufwindstruktur, die sogenannte Mesozyklone – das zentrale Merkmal einer Superzelle. 

Im zuvor beschriebenen Fall mit rein crosswise ausgerichteter Vorticity (senkrecht zur Zugrichtung) wird dieser Prozess auf beiden Seiten des Aufwinds gleich stark ausgelöst. Es entstehen zwei Superzellen mit unterschiedlicher Zugbahn, da die Druckverteilung innerhalb der Zellen weiterhin eine Abweichung vom mittleren Windfeld bewirkt. Theoretisch wären diese beiden Superzellen spiegelbildlich. Allerdings gibt es noch einen weiteren Einflussfaktor, nämlich die Corioliskraft. Diese, durch die Erdrotation verursachte Scheinkraft, wirkt auf der Nordhalbkugel verstärkend auf die zyklonale (rechtsdrehende) Rotation der RM-Superzelle und abschwächend auf die antizyklonale (linksdrehende) Rotation der LM-Superzelle. Das bedeutet, dass die RM-Superzelle meist etwas stärker ausgeprägt ist als die LM-Superzelle. Auf der Südhalbkugel kehrt sich dieses Verhalten natürlich um. 

Tatsächlich wird in der Praxis meist auch ohne den Einfluss der Corioliskraft eine der beiden Superzellen bevorzugt, während die andere in ihrer Entwicklung gehemmt wird. Die zuvor beschriebene symmetrische Aufspaltung ist eher die Ausnahme. Denn wie bereits erwähnt, tritt neben der Geschwindigkeitsscherung meistens auch Richtungsscherung auf. Diese beeinflusst maßgeblich die Orientierung der Vorticity (streamwise vs. crosswise) in der Umgebungsluft. 

Das hat direkte Auswirkungen auf die Entwicklungschancen der entstehenden Zellen. Dreht der Wind mit zunehmender Höhe beispielsweise von Süd auf West, entsteht eine rechtsdrehende (zyklonale) Richtungsänderung. In diesem Fall trifft die rechtsläufige Zelle auf eine stärkere Komponente an streamwise Vorticity, also förderlicher Rotation, die sich effizient in vertikale Rotation und damit in eine stabile Mesozyklone umwandeln lässt. Die linksläufige Zelle hingegen hat meist nur Zugang zu mehr crosswise Vorticity, die für die Entstehung einer starken, rotierenden Superzelle weniger günstig ist. Daher bleibt sie oft schwächer oder löst sich schnell wieder auf. 

Solche rechtsdrehenden Windscherungsprofile treten insbesondere auf der Nordhalbkugel häufig auf – weshalb RM-Superzellen dort typischerweise dominieren. Auf der Südhalbkugel ist das Muster wiederum umgekehrt. In besonders extremen Fällen, bei denen eine sehr ausgeprägte Richtungsänderung mit der Höhe vorliegt, kann der Aufwind auf einer Seite sogar so stark unterdrückt werden, dass sich die Teilung des Gewitters gar nicht sichtbar vollzieht. Stattdessen entsteht direkt eine einzelne, dominante Superzelle. 

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass in den beiden Storm-Splits aus Abbildung 1 die linke Superzelle etwas schwächer ausgeprägt ist – obwohl der zugehörige Hodograph (siehe Abbildung 3) überwiegend auf Geschwindigkeitsscherung hinweist. Denn selbst leichte Richtungsänderungen mit der Höhe können ausreichen, um eine der beiden Zellen zu begünstigen. In diesem Fall die rechtsdrehende Superzelle. 

Storm Splitting Wenn Gewitter sich scheiden lassen Storm Splitting Wenn Gewitter sich scheiden lassen 3

Abbildung 3: Hodograph in der Nähe des in Abbildung 1 gezeigten Storm Splits, zwei Stunden zuvor (Quelle:DWD) 

An dieser Stelle noch ein paar erklärende Worte zum Begriff Hodograph: Ein Hodograph ist eine grafische Darstellung der Windvektoren in Abhängigkeit von der Höhe. Dabei werden sowohl Windrichtung als auch -geschwindigkeit für verschiedene Höhenniveaus als Punkte in ein Koordinatensystem eingetragen und miteinander verbunden. Verläuft die Verbindungslinie gerade, bedeutet das: Die Windgeschwindigkeit nimmt mit der Höhe zu, die Windrichtung bleibt jedoch konstant. Es liegt also reine Geschwindigkeitsscherung vor. Eine gekrümmte Linie hingegen zeigt, dass sich auch die Windrichtung mit der Höhe ändert, was ein Hinweis auf Richtungsscherung ist. Diese Krümmung ist entscheidend für die Entstehung von streamwise Vorticity und beeinflusst damit maßgeblich Art und Stärke der Rotation in einer Gewitterzelle. Im oben gezeigten Beispiel (Abbildung 1) erkennt man im zugehörigen Hodographen eine leichte Winddrehung in den unteren drei Kilometern von Süd auf Südwest, was durch die gekrümmte Linie in diesem Höhenbereich deutlich wird. Darüber hinaus verlaufen die Windvektoren relativ einheitlich in nordöstliche Richtung. Das deutet auf eine dominante Windrichtung aus Südwesten und damit überwiegend Geschwindigkeitsscherung hin. 

Um abschließend nochmal zur Einleitung zurückzukommen: Laut ESWD-Datenbank waren in diesem Fall beide Superzellen nach der Trennung eher launisch unterwegs. Die linke der beiden Zellen konnte neben den typischen Gewitterbegleiterscheinungen vor allem mit Hagelgrößen bis 3 cm auf sich aufmerksam machen, die rechte Superzelle schmiss dagegen mit bis zu 4 cm großen Eisklumpen um sich. 

Hochschulpraktikant B. Sc. Aaron Gentner in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Auf Hitze folgen Gewitter und Sturm

Die Höchstwerte für den heutigen Tag stehen zwar noch aus. Dass der bisherige Jahreshöchstwert von 35,5 Grad in Kitzingen vom 14.06.2025 übertroffen wird, ist aber praktisch sicher. Sehr wahrscheinlich übertreffen gleich mehrere Stationen diesen Wert, selbst an den Küsten werden bei ablandigem südlichem Wind häufig 30 Grad und mehr erreicht. Doch diese kurze, aber markante Hitzewelle findet schon bald ihr Ende. Von Nordwesten nähert sich die Kaltfront von Tief „ZIROS“ und erreicht Niedersachsen heute Abend. In der Nacht zum Montag schwenkt diese südostwärts und liegt Montagfrüh von Brandenburg über Thüringen bis nach Baden-Württemberg. Im Vorfeld der Kaltfront und mit der Kaltfront selber kommt es gebietsweise zu Gewittern, die kräftig, örtlich sogar unwetterartig ausfallen können. Dabei kann es zu großem Hagel um 3 cm Durchmesser, heftigem Starkregen um 25 Liter pro Quadratmeter (l/qm) und schweren, vereinzelt sogar orkanartigen Böen bis 105 km/h kommen. 

Auf Hitze folgen Gewitter und Sturm 1

Abb. 1: Wahrscheinlichste Regionen mit starken und schweren Gewittern inklusive ihrer Begleiterscheinungen. Sonntag und Nacht auf Montag 22./23.06.2025. (Quelle:DWD) 

Turbulenter Montag 

Nächtliche Schauer und Gewitter ziehen am Montag zwar nach Osten ab. Südöstlich einer Linie Erzgebirge-Hochrhein entstehen ab dem Mittag jedoch neue, kräftige Gewitter, die örtlich Unwetterstärke erreichen, das heißt mit heftigem Starkregen über 25 l/qm, großem Hagel und schweren Sturmböen einhergehen. Weitere „Wetterschwerpunkte“ sind der Norden und Osten. Dort schwenken sehr wahrscheinlich vom Mittag (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) bis Abend (Brandenburg, Sachsen) linienhaft angeordnete Gewitter von West nach Ost über die Region hinweg. Mit dieser Linie sind Sturmböen wahrscheinlich, örtlich können schwere Sturmböen bis 100 km/h auftreten. Während solche Windgeschwindigkeiten im Winterhalbjahr nichts Besonderes darstellen, sind sie im Sommer, zumindest wenn sie gebietsweise auftreten, eher selten. Im Gegensatz zum Winter bieten die belaubten Bäume eine große Angriffsfläche. Die Gefahr herabstürzender Äste oder umfallender Bäume ist so deutlich höher. Auch befinden sich mehr Gegenstände in Gärten und auf Terrassen, die zum Spielball des Windes werden könnten. 

Auf Hitze folgen Gewitter und Sturm 2

Deutschlandkarte mit eingefärbten Regionen. Ocker für markante Gewitter: Norden und Süden. Rot für teils schwere Gewitter: Südostdeutschland (Quelle:DWD) 

Stürmisch auch ohne Gewitter 

Doch nicht nur mit Schauern und Gewittern kommt es zu starken Böen. Auch abseits davon wird es verbreitet Windböen (Bft 7) und stürmische Böen (Bft 8) aus Südwest bis West geben. Dafür sorgt allein der große Druckgradient zwischen Tief „ZIROS“ über Norwegen und Hoch „Zora“ über Südosteuropa. Am windigsten wird es abseits von Schauern und Gewittern am Mittag und Nachmittag. Dann sind die untersten Luftschichten am wärmsten und ein Impulsaustausch mit Luftschichten in einer Höhe von ein und zwei Kilometer, wo starke Westwinde wehen, geht am einfachsten vonstatten. Das bedeutet, dass die starken Winde in der Höhe „heruntergemischt“ werden und Sturm- oder gar schwere Sturmböen den Boden erreichen. Siehe dazu Abbildung 3, das die Windgeschwindigkeiten in etwa 1500 Meter Höhe für den morgigen Montag zeigt. 

Auf Hitze folgen Gewitter und Sturm 3

Abb. 3: Windgeschwindigkeiten für 1500 Meter Höhe am 23.06.2025. Modell: ICON6_NEST (Quelle:DWD) 

Im Laufe des Montagabends beruhigt sich dann das Wetter. Die Linie über Ostdeutschland verlässt die Republik nach Osten und die Gewitter im Südosten schwächen sich ab und lösen sich letztlich auf. Abseits der Küsten lässt der Westwind zudem deutlich nach. 

Wetterberuhigung und neue Hitze 

Der Dienstag verläuft dann deutlich ruhiger. Im Norden und Osten ist es am Dienstag zwar nochmals windig, an den Küsten auch stürmisch. Die Intensität vom Montag wird allerdings nicht erreicht. Zudem gibt es gebietsweise Regen oder Schauer. Im Süden ist es unter Hochdruckeinfluss freundlich und trocken. Die Temperaturunterschiede zwischen Norden und Süd sind groß: Maximal 18 Grad gibt es in Flensburg und 31 Grad am Kaiserstuhl. 

Am Mittwoch verstärkt sich der Hochdruckeinfluss. Die Temperaturen machen ein Satz nach oben und erreichen um 20 Grad an den Küsten und bis 35 Grad am Oberrhein. 

 

M.Sc.Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst