Wilde Herbstwetterwoche ante portas

Nicht dass es im metaphorischen Sinne besser würde. Denn Grau und Nebel werden nun abgelöst durch Grau und Regen. Immerhin bekommt die Natur so mal wieder etwas Nass von oben ab. Aber für die Vorhersage wird es wohl eine ziemlich arbeitsreiche Woche. Aber von vorne:

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass das bisher allesbestimmende Hochdruckgebiet („Tatiana”) nun soweit schwächelt, dass es den Rückzug nach Südosteuropa angetreten hat. Nun ist die Bahn frei für die Rückkehr der Westdrift und den atlantischen Einfluss. Und dort wartet bereits mit Tief „Irawan” ein ziemlich ausgeprägter Vertreter seiner Zunft, dessen Ausläufer wir bereits heute zu spüren bekommen. Ganz aktuell erstreckt sich die bereits okkludierte Front des Tiefs von Nord nach Süd über Deutschland und manifestiert sich in einem ostwärts ziehenden Regenband. Der Warmsektor ist markant ausgeprägt. Zum einen steigen die Taupunkte signifikant von vorher 4 bis 8°C auf bis zu 14°C an, zum anderen die Temperaturen selber ebenfalls auf Werte von bis zu 19°C.

Abbildung 1: Aktuelle Wetterlage mit abziehendem Hoch „Tatiana” und neuem wetterbestimmendem Tief „Irawan”.

Wilde Herbstwetterwoche ante portas

Bereits am heutigen Abend fließt im Westen rückseitig der Front eine zunehmend labile Luftmasse ein, die zu zahlreichen Schauern und sogar einzelnen Gewittern führen kann. Angesichts sehr ausgeprägter Scherung (über 30 kn bis 1 km Höhe) könnte dabei sogar eine rotierende Überraschung, sprich: flache Superzelle dabei sein.

Am Dienstag liegt dann ein erstes Tief über der Deutschen Bucht. Damit wird es vor allem an der Nordseeküste aber auch in den Mittelgebirgen ziemlich windig, mitunter gar stürmisch. Dazu stellt sich im Norden Schauerwetter ein mit rasch wechselnder Abfolge von Sonne, Wolken und Regen. Eigentlich Aprilwetter vom feinsten – nur dass es mittlerweile Ende Oktober ist. Weiter südlich zeigt sich das Wetter von seiner freundlicheren Seite, aber auch dort regnet es stellenweise.

Der stürmische Höhepunkt des Herbstes?

Nachdem der Mittwoch anschließend relativ ruhig abläuft, gilt es, den Blick bereits in Richtung des frühen Mittelfristzeitraums zu richten. Im Laufe des Mittwochs soll sich über dem Atlantik an der zu der Zeit deutlich ausgeprägten Frontalzone erst eine Randwelle und daraus rasch ein kräftiges Tiefdruckgebiet entwickeln. Dieses Tief zieht nach Lesart des deutschen Modells (ICON), aber auch in etwa der Variante des europäischen Modells (ECMWF) bis Donnerstagfrüh in etwa über den Kanal hinweg in die Deutsche Bucht ziehen. Schaut man genauer hin, könnte es sich bei dieser Entwicklung, die in einigen Modellen mit Kerndrücken von teils unter 970 hPa aufwartet, um eine Shapiro-Keyser-Zyklone handeln. Trifft die aktuell berechnete ICON-Variante so ein, ist in einem Streifen von Ostfriesland bis an die Ostseeküste mit Unwetter zu rechnen, d.h. orkanartige Böen der Stärke 11 bzw. sogar Orkanböen der Stärke 12. An den windrichtungsexponierten Abschnitten der Nordseeküste wäre sogar mit extremen Orkanböen von über 140 km/h zu rechnen! Diese Entwicklung ist aber noch alles andere als sicher. Das europäische Modell zeigt beispielsweise eine deutlich seichtere Entwicklung, die aber immerhin auch noch zu verbreitet schweren Sturmböen der Stärke 10 sowie abschnittsweise orkanartigen Böen direkt an der Nordsee führen würde.

Abbildung 2: Aktuelle Prognose für die Nacht zum Freitag mit Höhepunkt des erwarteten Sturmtiefs und noch deutlichen Modellunterschieden. Farben und schwarze Isolinien: Windböen in km/h. Weiße Isolinien: Bodendruck in hPa.

Wilde Herbstwetterwoche ante portas 2

Unabhängig davon läuft es aber darauf hinaus, dass es wohl am Donnerstag und Freitag im ganzen Land zumindest zeitweise ziemlich stürmisch werden wird. Eine Besonderheit dieser Lage zeichnet sich aktuell dahingehend ab, dass die Sturmlage wohl länger anhält, nämlich über 24 bis 36 Stunden, im Norden möglicherweise wohl sogar bis zum kommenden Sonntag.

Bis es soweit ist, gehen aber erst noch ein paar Tage ins Land. Bis dahin wird sicherlich bei der Numerik noch einiges passieren, aber zumindest scheint schon folgendes recht sicher: Aus meteorologischer Sicht erwartet uns eine ziemlich spannende Woche.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Leuchtende Tänzer am oberen Wolkenrand

Der Sommer liegt nun endgültig hinter uns und mit ihm die Zeit der häufigen Schwergewitter. Zwar können mit geringer Wahrscheinlichkeit auch am morgigen Montag, den 20. Oktober 2025, einzelne Gewitter im Westen auftreten, ihre Intensität ist jedoch nicht vergleichbar mit der ihrer hochsommerlichen „Verwandten“. Häufig sind es die Begleiterscheinungen wie heftiger Starkregen, Orkanböen, großer Hagel oder Tornados, die bei schweren Gewittern enorme Schäden anrichten können. Auch Blitze stellen für Gegenstände oder Leib und Leben eine echte Gefahr dar. Trotzdem faszinieren uns diese Gewalten der Natur immer wieder aufs Neue. Die mit hohen elektrischen Spannungen zusammenhängenden Leuchterscheinungen sind besonders schön anzusehen.

Wie entstehen diese hohen Spannungen?

Bei der Bildung eines Gewitters steigen feuchte und energiereiche Luftmassen rasant auf. Dabei wird die Luft mit zunehmender Höhe schnell abgekühlt, sodass es zur Kondensation des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes kommt. Entsprechend bilden sich Quellwolken, die schließlich zu einem ausgewachsenen Cumulonimbus (Gewitterwolke) heranwachsen. Im sogenannten Aufwindbereich des Cumulonimbus werden sehr viele Wassertröpfchen und Eiskristalle mit Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde in eisige Höhen, zum Teil über 10 Kilometer, katapultiert, um anschließend wieder in Richtung Erde zu fallen. Auf ihrem Weg durch die Gewitterwolke stoßen sie dabei aneinander, wodurch es zu einer elektrischen Ladungstrennung innerhalb der Wolke kommt. So entstehen zum einen Bereiche mit positiver Ladung, die sich im oberen Bereich der Wolke befinden, zum anderen konzentriert sich negative Ladung im unteren Teil. Die Spannungen sind dabei erheblich und können bis zu einer Milliarde Volt betragen.

Welche Erscheinungen können dabei auftreten?

Video von Bernd Brebeck, aufgenommen am 08. Juni 2025.

Leuchtende Taenzer am oberen Wolkenrand 1

Aufgrund dieser hohen Spannungen können unterschiedliche Phänomene entstehen. Blitze entstehen beispielsweise, um den Ladungsunterschied innerhalb der Wolke bzw. zwischen Wolke und Erdboden wieder auszugleichen. An manchen Tagen und bei einer genauen Beobachtung der Gewitterwolken lässt sich jedoch eine weitere, überaus seltene Erscheinung am Himmel ausmachen. Im vergangenen Juni (zugegebenermaßen eine Weile her) konnte ein aufmerksamer Beobachter an der Wolkenoberseite einen gebogenen Lichtstrahl ausmachen, der hin und her hüpfte und scheinbar auf der Wolke tanzte.

Auch im Jahr 2018 erreichte uns ein Video aus Würzburg, in dem der tanzende Schweif auf einer Wolkenoberseite aus einem Hinterhof heraus beobachtet werden konnte.

Video von Sebastian Baranek, aufgenommen am 29. Mai 2018 über Würzburg.

Leuchtende Taenzer am oberen Wolkenrand 2

Dieses mysteriöse Phänomen ist unter anderem als „Crown Flash“ (dt. krönender Lichtstrahl) oder „Leaping Sundog“ (dt. hüpfende oder springende Nebensonne) bekannt. Der Name der Erscheinung sowie deren erste wissenschaftliche Beschreibung geht übrigens auf einen Artikel in dem renommierten Magazin „Nature“ aus dem Jahre 1971 zurück, in dem dieses zum damaligen Zeitpunkt noch unbekannte Phänomen erstmals öffentlich beschrieben und sogleich mit dem Namen „Crown Flash“ versehen wurde.

Wie erklärt sich dieses Phänomen?

Aktuell existiert noch keine exakte wissenschaftliche Erklärung für diese faszinierende Erscheinung. Führende Theorien gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Lichtstrahl handelt, der an kleinen Eiskristallen im oberen Bereich der Gewitterwolke gebrochen und reflektiert wird. Jedoch sieht der Beobachter am Boden die Reflexion nur, wenn er richtig zur Sonne steht. Das macht dieses Phänomen so selten.

Warum hüpft der Lichtstrahl?

Die Eiskristalle an der Wolkenoberseite sind durch das elektromagnetische Feld der spannungsgeladenen Wolke in einer bestimmten Orientierung angeordnet und geben somit die Richtung der Reflexion vor. Kommt es nun zu einer Entladung, das heißt, blitzt es in der Gewitterwolke, ändert sich das Spannungsfeld, wodurch es zu einer ruckartigen Änderung der Ausrichtung der Eiskristalle und somit auch des Reflexionswinkels des Lichtstrahls kommt. Der Beobachter nimmt dies dann als ein Hüpfen des Lichtstrahls wahr.

Weitere anschauliche Clips lassen sich bei einer Internetrecherche finden, zum Beispiel auf der Online-Videoplattform YouTube, wo der Nutzer QuadeM13 ein herrliches Beispiel (siehe „Weitere Informationen zum Thema“) im Jahr 2015 in Greenwood, Indiana (USA) beobachten konnte.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Die „O-bis-O-Regel“ für Winterreifen?!

Es ist wieder soweit. Das Auto schreit nach Veränderungen. Viele Versicherungen und Automobilclubs verweisen wieder auf die sogenannte „O-bis-O-Regel“. Demnach sollten die Autofahrer von Oktober bis Ostern wintertaugliche Reifen am Auto montiert haben. Jedoch müssen bei der Wahl der Reifen zusätzlich auch die regional unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse berücksichtigt werden. Das Rheinland kann man diesbezüglich z. B. nicht mit dem höher gelegenen Voralpenland vergleichen.

Viele Kraftfahrzeughalter verzichteten wegen der wenig winterlichen Witterung der letzten Wochen bisher auf einen Reifentausch auf Winterpneus. Doch mit fortschreitender Jahreszeit in Richtung Winter sinken die Temperaturen alleine aus klimatologischer Sicht langsam ab. Während bisher meist nur die typisch herbstlichen Wettererscheinungen wie Nebel oder rutschige Straßen durch feuchtes Laub die Autofahrer beschäftigten, muss den kommenden beiden Nächten vor allem in der Osthälfte gebietsweise auch mit Glätte durch überfrierende Nässe oder Reif gerechnet werden. Die durch die Jahreszeit bedingt längeren Nächte kann die bodennahe Atmosphäre nachts schon erheblich auskühlen. Vor allem bei klarem Himmel reichen tagsüber positive, teils sogar zweistellige Höchstwerte nicht aus, um ein nächtliches Absinken der Temperatur in den Frostbereich zu verhindern. Zudem ist jederzeit eine kurzfristige Umstellung der Wetterlage auf den Wintermodus möglich. Mittelfristig, bis zum Ende der kommenden Woche ist jedoch weder Schnee noch Eis ein Thema. Doch im November kann das Wetter auch schnell mal in die kalte Richtung ausschlagen.

Werden die Schreie des Autos erhört und Winterreifen aufgezogen, muss zwingend auf das Alpine-Symbol, einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke, geachtet werden. Reifen, die nur eine M+S-Kennzeichnung (Matsch und Schnee) haben, sind bei winterlichen Straßenverhältnissen nicht mehr erlaubt. Sollte man in eine Kontrolle geraten und Winterreifen ohne alpine-Symbol auffallen, drohen Bußgelder in Höhe von 60 Euro, bei Behinderung bis 80 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Sollte der Fahrer nicht dem Halter entsprechend, wird sogar der Halter belangt und mit 75 Euro und einem Punkt versehen.

Alpine Symbol Winterreifen (Quelle ADAC)

Die „O bis O Regel fuer Winterreifen 1

Sollte es bei Schnee oder Glätte zu Unfällen durch Autos mit Sommerreifen kommen, so setzen die Autofahrer neben ihrem Leben auch ihren Versicherungsschutz teilweise aufs Spiel. Die Kaskoversicherung kann mit dem Verweis auf grob fahrlässiges Verhalten einen Teil der Leistung verweigern. Und die Kfz-Haftpflichtversicherung kann den Fahrer in Mithaftung nehmen, wenn ein Unfall auf falsche Reifen zurückzuführen ist.

Anders als z.B. in Österreich, der Schweiz und Italien besteht hierzulande aber keine generelle, sondern eine situative Winterreifenpflicht, was bedeutet, dass man bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte, nur mit Winterreifen fahren darf.
Doch was macht die Winterreifen aus?

Autoreifen sind das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Sie beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Reifen werden insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes, die Temperatur und die Belastung ausgelegt. In Mitteleuropa fahren Autos meist auf asphaltierten Straßen mit einer Oberflächentemperatur zwischen -15 °C und +60 °C. „Sommer“-Gummimischungen verhärten bereits bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der Straße spürbar reduziert. Winterreifen-Typen bleiben weich und verfügen zudem über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift – also bei Witterungsbedingungen, die überall in Deutschland und auch durchaus schon um den Gefrierpunkt herum anzutreffen sei, erklärte der ADAC. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt auch für Winterreifen 1,6 Millimeter. Der ADAC empfiehlt aus Sicherheitsgründen jedoch mindestens vier Millimeter. Ebenso einen Austausch nach spätestens sechs Jahren, weil dann die Gummimischung so hart geworden ist, dass der „Grip“ bei tiefen Temperaturen nachlässt.

In den kommenden Nächten muss vor allem in den östlichen Regionen des Landes durch leichten Frost und teils mäßigen Bodenfrost örtlich mit winterlichen Straßenverhältnissen durch Glätte infolge überfrierender Nässe oder Reif gerechnet werden. Begünstigt sind dabei vor allem weniger befahrene Straßen abseits der Autobahnen. Aber auch die Verkehrswege über Brücken oder durch Senken sind besonders für Glätte durch Reif oder überfrierende Nässe anfällig.

Tiefsttemperaturen Sonntagmorgen, 19.10.2025 mit verbreitetem Frost.

Die „O bis O Regel fuer Winterreifen 2

Bis zum nächsten Wochenende übernehmen nun aber erst einmal wieder Tiefdruckgebiete das Zepter in der Wetterküche. Das Hoch TATIANA hat leider nur wenig Kraft und lässt sich von einem kräftigen, hochreichenden Tiefdruckkomplex bei den Britischen Inseln rasch nach Osteuropa schieben. Damit stellt sich auch die Wetterlage um, sodass mittelfristig ein unbeständiger, zu schauerartigen Regenfällen neigender Wettercharakter Einzug hält. Da die Luft jedoch vom Atlantik, teilweise auch aus Südwesteuropa stammt, bleibt es zumindest mild, teils auch sehr mild. Somit wären Winterreifenaus Wettersicht zumindest bis Ende Oktober noch nicht zwingend nötig. Wer jedoch im November bei einem bevorstehenden Wintereinbruch den Run auf die Autohäuser verhindern möchte, kann ja das milde Wetter für einen ruhigen Tausch nutzen.

Wetterlage am Sonntag, 18.10.2025 um 14 Uhr mit Hoch TATIANA über Norddeutschland und einem Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln.

Die „O bis O Regel fuer Winterreifen 3

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Unsere Dampfkugel

Ach was muss das für ein wunderbarer Anblick sein, aus dem Weltraum auf die Erde herunterzublicken und ihrer ganzen Pracht ansichtig zu werden! Zumindest Bilder davon stehen uns von verschiedensten Satelliten zur Verfügung: Weiße schneebedeckte Flächen, blaue Meeresflächen, grüne Vegetationsgebiete und gelblich-braune Wüsten, darüber liegend weiße Wolkengebilde. Am Rande jener riesigen Kugel ist ein dünner, manchmal bläulich schimmernder Mantel zu sehen. Diese zerbrechlich wirkende mit Gas gefüllte Einhüllende ist unsere Atmosphäre und erlaubt uns auf diesem Planeten zu leben. Der Name leitet sich aus dem altgriechischen „atmós“ – Dampf und „sphaira“ – Kugel ab.

Bild von der Erde, aufgenommen von einem Satelliten. Quelle: DLR

Unsere Dampfkugel 1

Über Jahrmilliarden hat sich ihr uns heute vertraute Aufbau und Zusammensetzung entwickelt. In der Vertikalen kann eine Unterteilung in die „Homosphäre“ und darüber die „Heterosphäre“ vorgenommen werden. In Erstgenannter sind die verschiedenen Komponenten der Luft gut durchmischt. Den größten Anteil am Gasgemisch machen hierbei Stickstoff, Sauerstoff und Argon (etwa 78 %, 21 % und 1 %) aus. Dazu gesellen sich noch Spurengase, das wohl prominenteste ist Kohlenstoffdioxid, aber es zählen auch beispielsweise Methan oder Lachgas dazu. Der Wasserdampfgehalt der Luft ist sehr variabel, spielt aber natürlich ebenso eine wichtige Rolle für allerlei Prozesse wie Wolkenbildung oder den Strahlungshaushalt. Am Oberrand wird diese Homosphäre von der „Homopause“, oder auch „Turbopause“ genannt, begrenzt. Daran schließt sich ab einer Höhe von etwa 100 km die Heterosphäre an. Dort trennen sich die Bestandteile der Luft mit der Höhe auf. Leichtere Moleküle bzw. Atome wie Wasserstoff können auch in größerer Höhe von der Schwerkraft gehalten werden, während beispielsweise der schwere Sauerstoff nur in niedrigerer Höhe von der Erde gehalten werden kann.

Illustration des Aufbaus der Atmosphäre. (Von Dr. Michael Wössner). Quelle: simplyscience.ch

Unsere Dampfkugel 2

Eine andere Unterteilung fokussiert sich auf den Einfluss des Bodens durch Reibung. Hier erstreckt sich die Prandtlschicht über die ersten 50 m und zeichnet sich dadurch aus, dass die Windgeschwindigkeit logarithmisch mit der Höhe zunimmt. Daran anschließend erstreckt sich die Ekmanschicht bis etwa 1 km. Charakteristisch für diese Schicht ist zusätzlich eine Winddrehung mit der Höhe nach rechts (auf der Südhalbkugel nach links) durch den abnehmenden Einfluss der Bodenreibung. Prandtl- und Ekmanschicht zusammengefasst, werden auch als planetare Grenzschicht bezeichnet. In der freien Atmosphäre darüber spielen die erwähnten Bodeneinflüsse keine Rolle mehr.

Die wohl bekannteste Aufteilung leitet sich jedoch vom Temperaturverlauf ab. Fünf Schichten werden unterschieden: Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre und Exosphäre. Die Grenzflächen werden entsprechend Tropopause, Stratopause, … genannt. Was zeichnet die einzelnen Sphären aus? Welche Unterschiede bestehen zwischen Ihnen? Die Antworten auf diese Fragen benötigen ein separates Thema des Tages.

M.Sc. Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Zwischenbilanz beim Niederschlag und Wetterausblick

Die erste Hälfte des Oktobers ist bereits schon wieder vorbei. Das Wetter präsentierte sich meist recht trüb. Für einen goldenen Oktober sind hingegen längere Phasen mit stimmungsvollem Sonnenschein notwendig. Anfangs des Monats zeigte sich die Sonne vielerorts auch länger, in den vergangenen Tagen suchte man die Sonne und damit den goldenen Oktober hingegen oft vergeblich.

Die Verfärbung des Laubs in prächtiges Gelb, Orange und Rot wird durch die kürzer werdenden Tageslängen ausgelöst. Aufgrund des mangelnden Lichts und weil die Nährstoffversorgung der Blätter im Winter nicht gewährleistet werden kann, stellen die Laubbäume die Photosynthese ein, die die Blätter sonst grün erscheinen lässt. Möglichst kühle Nächte sind für einen schnelleren und großflächigen Verfärbungsprozess vorteilhaft. Daneben spielen auch die gefallenen Niederschlagsmengen eine wichtige Rolle. Doch wie viel Niederschlag kam in den vergangenen zwei Wochen zusammen?

Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag an einem bestimmten Ort in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen. Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. Oktober.

Aus Radardaten abgeleitete Niederschlagsmengen in Liter pro Quadratmeter seit dem 01. Oktober

Zwischenbilanz beim Niederschlag und Wetterausblick 1

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Bild bei den bislang gefallenen Niederschlagsmengen sehr heterogen ist. Bei den Maxima stechen vor allem der Norden und Nordwesten hervor. Diese kamen vor allem durch das Sturmtief DETLEF (int. AMY) zustande, dessen Ausläufer am Feiertagswochenende über Deutschland hinwegzogen (Thema des Tages vom 03.10.2025). Daneben sticht der östliche Alpenrand mit mehr als 50 Liter pro Quadratmeter hervor, wobei auch hier DETLEF einen Anteil hatte (Thema des Tages vom 06.10.2025).

In großen Teilen des Südens und Ostens fielen hingegen noch nicht einmal 15 Liter pro Quadratmeter. Dadurch lassen sich die Umrisse von so manchem Mittelgebirge oder deren Staulagen erkennen, wo etwas mehr Niederschlag zusammenkam.

Im Durchschnitt fallen im Monat Oktober 40 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Die nachfolgende Abbildung zeigt links die bis zum jetzigen Zeitpunkt gefallenen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel und rechts die bisherigen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel des gesamten Monats Oktober.

Links: Bis zum jetzigen Zeitpunkt gefallene Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel, rechts: Bisherige Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel des gesamten Monats Oktober

Zwischenbilanz beim Niederschlag und Wetterausblick 2

Besonders die blauen und pinkfarbenen Flächen im Norden und Nordwesten Deutschlands springen hierbei direkt ins Auge. Diese Farbgebung ist gleichbedeutend mit 150 Prozent und mehr der bis zum jetzigen Zeitpunkt im Oktober in diesen Regionen sonst üblichen Niederschlagsmengen. Bezieht man die bislang gefallenen Mengen auf den gesamten Monat Oktober, so liegen diese um das Monatssoll. Würde in diesen Regionen also kein Niederschlag mehr dazukommen, würde die Bilanz für den gesamten Monat Oktober exakt so aussehen, nur eben mit sehr unterschiedlichen Monatshälften.

Vielerorts sind aber auch gelbliche und orangefarbene Farbtöne erkennbar, die darauf schließen lassen, dass dort bislang zwischen 20 und 40 Prozent oder sogar weniger der bis zum jetzigen Zeitpunkt im Oktober sonst üblichen Niederschlagsmengen zusammengekommen ist. Bezieht man diese Mengen nun auf den gesamten Monat Oktober, so wird deutlich, dass in diesen Regionen häufig noch nicht einmal 15 Prozent des Monatssolls erreicht wurde. Dort müsste also in den kommenden zwei Wochen noch einiges zum Erreichen des Monatssolls dazukommen.

Doch sieht es nun wenigstens in den kommenden Tagen nach goldenem Oktober oder zumindest nach Regen aus oder bleibt es bei diesem grauen Himmelsbild? An der Ostflanke von Hoch SIEGLINDE mit Zentrum über den Britischen Inseln wird zunächst weiterhin feuchte und wolkenreiche Luft nach Deutschland gelenkt. Insbesondere im Norden und in großen Teilen der Mitte tritt leichter Regen oder Sprühregen auf, die Sonne zeigt sich allenfalls vorübergehend, am ehesten direkt an den Küsten. Im Süden wechseln sich hingegen Sonne und Wolken ab und es ist trocken, mancherorts können sich jedoch teils zähe Nebel- und Hochnebelfelder halten.

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Donnerstag, den 16.10.2025 12 UTC

Zwischenbilanz beim Niederschlag und Wetterausblick 3

Ab dem morgigen Freitag stellt sich allmählich das Wetter um. Von Norden her greift eine Kaltfront auf Deutschland über, die allerdings kaum wetterwirksam ist. Dahingehend ist es zweitrangig, ob nun die dank SIEGLINDE nach Deutschland advehierte feuchte Nordseeluft oder die Kaltfront ursächlich für den leichten Regen oder Sprühregen im Norden und in der Mitte ist. Eine Änderung stellt sich hingegen durch die trockenere Polarluft ein, die der Kaltfront nachfolgt und ein in weiten Landesteilen goldenes Oktoberwochenende einläutet.

Am Samstag ist es verbreitet heiter bis sonnig. Nur im Süden, wo anfangs noch gebietsweise Nebel- und Hochnebelfelder, im Vormittagsverlauf dann auch die Reste der Kaltfront vorzufinden sind, kann die Sonne erst am Nachmittag vermehrt zum Vorschein kommen.

Am Sonntag scheint die Sonne insbesondere in der Osthälfte sowie in den südwestlichen Mittelgebirgen länger. Von Westen macht sich dann bereits die nächste Wetterumstellung bemerkbar und Tiefdruckgebiete übernehmen allmählich die Regie über unser Wettergeschehen. Wolkenfelder ziehen auf, in der Nacht zum Montag setzt Regen ein. Zum Start in die neue Woche präsentiert sich das Wetter wechselhaft und zeitweilige Regenfälle sind zu erwarten, die die Niederschlagsmessgeräte füllen werden.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Doppelter Wetterumschwung

SIEGLINDE – so heißt das Hoch über den Britischen Inseln, das seit Tagen in vielen Teilen Deutschlands für einen hohen Grauanteil beim Wetter sorgt. Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass an der Ostflanke des Hochs fortwährend feuchte, wolkenreiche Nordseeluft in unser Land strömt (siehe dazu auch das Thema des Tages vom 13.10.2025).

Abb. 1: Luftdruck am Boden (schwarze Linien) und Qualität der Luftmasse (potentielle Äquivalenttemperatur, Farbfläche) für Mittwoch, 15.10.2025 (ICON-Prognose). (Quelle: DWD)

Doppelter Wetterumschwung 1

Doch damit ist bald Schluss! Bis Freitag ändert sich zunächst zwar nicht so viel, sprich: viele Wolken, hier und da Sprühregen, Auflockerungen vor allem im Süden und dort in Hochlagen mitunter ganztags sonnig. Ab Freitagnachmittag/-abend greift dann aber von Dänemark und der Ostsee kommend eine Kaltfront auf Deutschland über, die am Samstag auch den Süden erreicht. Aufgrund des anhaltenden Hochdruckeinflusses ist sie zwar kaum wetteraktiv, allerdings folgt ihr deutlich trockenere Luft aus polaren Breiten, in der sich die Wolken überwiegend auflösen dürften. Tja, und eine wolkenarme und zumindest abseits der Küsten auch windschwache Nacht verspricht recht kalt zu werden. Vor allem im Norden kann die Temperatur regional bis 0 Grad absinken, in Bodennähe ist verbreitet mit leichtem Frost zu rechnen.

Am Samstag kommt dann auch bei der Druckverteilung Bewegung ins Spiel. SIEGLINDE verlagert ihren Schwerpunkt zunächst nach Deutschland, um dann am Sonntag ins östliche Mitteleuropa abzuziehen. Dadurch dreht die Strömung in den unteren Luftschichten langsam aber sicher über Ost auf Südost. Der Zustrom relativ feuchter Nordseeluft ist damit gekappt und in der bei uns nun vorherrschenden zwar kühleren, aber auch trockeneren Luftmasse, wird sich am Wochenende vielerorts auch mal für längere Zeit die Sonne zeigen. Gut, gerade in manchen Ecken Süddeutschlands wird sich auch wieder zäher Nebel oder Hochnebel halten, bundesweit betrachtet ist diese Neigung aber deutlich geringer als momentan.

Abb. 2: Luftdruck am Boden (schwarze Linien) und Qualität der Luftmasse (potentielle Äquivalenttemperatur, Farbfläche) für Samstag, 18.10.2025 (ICON-Prognose). (Quelle: DWD)

Doppelter Wetterumschwung 2

Die Nacht zum Sonntag wird in der Folge noch ein gutes Stück kälter als die zum Samstag. Zwischen Hochrhein und Emsland wird man nach aktuellem Stand noch meist im frostfreien Bereich verweilen, ansonsten muss aber doch verbreitet mit leichtem Luftfrost bis -3 Grad gerechnet werden. Frost in Bodennähe gibt es fast überall, im Osten gebietsweise sogar bis -6 Grad!

Auf die erste Wetterumstellung, die man, wenn man so will, als goldenes Oktoberwochenende verkaufen kann, folgt am Montag bereits die nächste. Durch den Abschied von SIEGLINDE ist nun der Weg frei für atlantische Tiefdrucksysteme und deren Ausläufer.

Abb. 3: Luftdruck am Boden (schwarze Linien) und Qualität der Luftmasse (potentielle Äquivalenttemperatur, Farbfläche) für Montag, 20.10.2025 (ICON-Prognose). (Quelle: DWD)

Doppelter Wetterumschwung 3

Kurzum: Ab Montag ziehen aus Westen immer wieder Regengebiete über uns hinweg. Dazu wird es deutlich windiger, vor allem im Bergland und an den Küsten könnte es auch stürmisch werden. Das Temperaturniveau klettert dafür aber wieder etwas nach oben und die Nachtfrostgefahr ist erst einmal wieder vom Tisch – genauso wie das goldene Oktober-Intermezzo…

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.10.2025
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Wetterquiz

Nachdem gestern der Tag des Gedächtnistrainings in den USA gewesen ist, wollen wir im heutigen Thema des Tages Ihr Gedächtnis, liebe Leserinnen und Leser, testen. Zugegeben, es ist nicht immer einfach, aber mit etwas Recherche werden Sie sicherlich auf das Lösungswort kommen. Dieses erhalten Sie durch die vorangestellten Buchstaben. Hilfreiche Antwortmöglichkeiten finden Sie beispielsweisen in den Themen des Tages sowie in einigen Pressemitteilungen oder im Wetterlexikon.

Frage 1:
Der Deutsche Wetterdienst ist als Bundesbehörde folgendem Ministerium nachgeordnet:

  1. S) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
    R) Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit
    H) Bundesministerium für Verkehr

Frage 2:
Das Temperaturmittel lag im vergangenen Sommer 2025 bei

  1. p) 16,8 Grad Celsius.
    e) 20,5 Grad Celsius.
    o) 18,3 Grad Celsius.

Frage 3:
Das derzeit dominierende Hochdruckgebiet über Nordwesteuropa heißt

  1. c) Sieglinde.
    n) Gerhard.
    r) Alice.

Frage 4:
Bei einer Hochrandlage, bei der sich das Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln befindet, wird

  1. n) sehr warme und feuchte Subtropikluft
    h) feuchte Nordseeluft
    ü) trockene Kontinentalluft

nach Deutschland transportiert.

Frage 5:
Von einer Bombogenese spricht man, wenn

  1. n) der Kerndruck in einem Tiefdruckgebiet innerhalb von 24 Stunden mindestens um 24 hPa fällt.
    h) es innerhalb von 24 Stunden mindestens 100 l/qm regnet.
    t) ein Tiefdruckgebiet mindestens einen Durchmesser von 500 km hat.

Frage 6:
Polarumlaufende Satelliten befinden sich

  1. e) in etwa 850 km Höhe über der Erde.
    l) in etwa 10500 km Höhe über Mitteleuropa.
    r) in etwa 35800 km über dem Äquator.

Frage 7:
Das Temperaturmittel in Deutschland war im zurückliegenden Sommer in folgendem Monat am höchsten:

  1. b) Juni
    a) Juli
    e) August

Frage 8:
Der durchschnittliche Jahresniederschlag (Referenzperiode 1961-1990) beträgt in Deutschland

  1. g) 850 l/qm.
    e) 789 l/qm.
    t) 620 l/qm.

Frage 9:
Die derzeit vorherrschende Wetterlage in Deutschland ist:

  1. e) Südost antizyklonal
    g) Südwest zyklonal
    l) Hoch Britische InselnDer Verfasser hofft, dass Sie Spaß am Quiz hatten und Sie das Lösungswort erraten konnten. Es sollte mit dem aktuellen Wetter zu tun haben. Falls Sie nicht auf die Lösung gekommen sein sollten, können Sie sich gerne an TdT@dwd.de wenden.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

HB: Die Hochrandlage

Der Blick auf die Wetterkarte für Europa lässt eigentlich Euphorie zum Wochenstart aufkommen: Ein großräumiges Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln, dessen Einflussbereich bis nach Deutschland hineinragt, bestimmt maßgeblich die Witterung über West- und Mitteleuropa. Anders als es die Lehrmeinung jedoch darstellt, ist das Hochdruckwetter heute und auch in den kommenden Tagen für einige nicht von einem goldenen Oktober gekennzeichnet (von regionalen „Ausnahmen“ wie heute dem Osten einmal abgesehen). Ganz im Gegenteil, teils kommt es zu viel Einheitsgrau am Firmament, zu dem sich lokal und zeitweise auch noch Sprühregen gesellt. Eine regional wirklich usselige Kombination.

Die aktuelle Wetterlage zeigt ein umfangreiches Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln. Deutschland liegt am Rande dieses Hochs, genauer gesagt an der Ostflanke, in einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung, mit der in unteren Luftschichten feuchte Luft herantransportiert wird (bläulicher Pfeil). Trockener ist es hingegen durch Skandinavien-Föhn im Nordosten (gelb-orangefarbener Pfeil).

Die Hochrandlage 1

Dies liegt an der besonderen Konfiguration der Wetterlage. Während sich vor allem über großen Teilen von Frankreich, näher am Hochzentrum, die Sonne durchgesetzt hat und trockene Luftmassen das Wetter bestimmen, ist es bei uns vom Nordwesten bis in den Südosten grau und vor allem in den unteren Luftschichten ziemlich feucht. Dies wiederum liegt am Ursprung der Luftmasse, der Strömung und nicht zuletzt an der Stärke des Hochs. Die Luftmasse über Deutschland wird derzeit über vielen Regionen aus einer nördlichen bis nordwestlichen Richtung herangeführt und besitzt demnach einen maritimen Ursprung. Damit befindet sich ausreichend Feuchte in der unteren Troposphäre, die zu Nebel, Hochnebel oder sonstigen tiefen Wolken neigt. Eine starke, sogenannte Absinkinversion darüber, also eine Temperaturzunahme mit der Höhe statt einer -abnahme, lässt die tiefe Luft immer weiter mit Feuchte anreichern. Ist diese feuchte Schicht mächtig genug, dann kann sich darin sogar kleintropfiger Regen bilden, den wir am Boden als Sprühregen wahrnehmen. Und ist das Hoch nicht stark genug, um diese Absinkinversion in Bodennähe zu bringen, so bleibt es einfach grau.

Typisch für Randlagen mit feuchter Luft in der unteren Troposphäre ist eine nahezu geschlossene Bewölkung wie hier in Offenbach.

Die Hochrandlage 2

Deutlich wird das mit Blick auf drei Prognose-Radiosondenaufstiege (Soundings). Über dem Nordosten Frankreichs, genauer gesagt in Troyes, ist das Hoch etwas kräftiger und die Luftmasse nicht mehr ganz so feucht, womit die Absinkinversion tiefer liegt und sich gleichzeitig weniger Feuchte anreichern kann, die in weniger oder keiner signifikanten Bewölkung resultiert.
Über der Mitte Deutschlands (Fulda) ist ersichtlich, dass die Absinkinversion deutlich höher ansetzt, das Hoch hier nicht mehr ganz so kräftig in Bodennähe wirken kann und die feuchte Schicht wesentlich mächtiger ist. Ergo wird es schwer, für sonnige Abschnitte im Tagesverlauf zu sorgen, außerdem ist diese feuchte Schicht vertikal mächtig genug, um vor allem nachts und morgens Sprühregen auszubilden.
Über dem Nordosten Deutschlands macht sich durch die überwiegend nördliche Strömung zwischen Hoch SIEGLINDE und Tief GERHARD über Westrussland ein weiterer wichtiger Effekt bemerkbar, und zwar der sogenannte Skandinavien-Föhn, ausgelöst durch die Überströmung des skandinavischen Gebirges und der Abtrocknung auf seiner Leeseite. Im Prognosesounding wird deutlich, dass die Luftmasse hier in den tiefen Schichten gut abtrocknen konnte und es im Osten heute daher wolkenarm und sonnig ist – ein goldener Oktobertag.

Zu sehen sind drei Prognose-Soundings für Troyes, Fulda und Neubrandenburg für den Montagnachmittag. Dargestellt ist der Verlauf der Temperatur mit der Höhe (durchgezogene, schwarze Linie) und der des Taupunktes (gestrichelte, schwarze Linie). Je näher diese Linien nun zusammenrücken, um so feuchter oder gar gesättigt ist die Luft. Ersichtlich wird, dass die Luft in unteren Schichten in Fulda sehr feucht, in Troyes und Neubrandenburg hingegen trockener ist.

Die Hochrandlage 3

In den kommenden Tagen ändert sich an der Grundkonstellation zunächst wenig: Hoch SIEGLINDE verharrt über den Britischen Inseln, womit wir weiterhin in der Randlage verbleiben werden und immer wieder ein Schwall feuchter Luft nach Deutschland geführt wird. Damit wird es weiterhin Nebel, Hochnebel und Sprühregen geben, was die Tage in einigen Regionen trist und grau gestalten wird. Anders sieht es hingegen beispielsweise am morgigen Dienstag südlich der Mainlinie aus: SIEGLINDE kommt hier ein wenig mehr zum Tragen, gleichzeitig reißt die Zufuhr der sehr feuchten Luft vorübergehend etwas ab, was Wolkenauflösung und mehr Sonnenschein forciert. Auf solche regionalen Besonderheiten kommt es dann auch in den Folgetagen an, wenn man einen Blick auf die Sonne erhaschen möchte, was aber nicht immer möglich sein wird – trotz Hochdruckeinfluss in der Wetterkarte.

M.Sc.- Meteorologe Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Unwetter im Mittelmeerraum – Überschwemmungen in Spanien

In Deutschland hält derzeit der Herbst Einzug. Während es in den Nächten und am Vormittag teils neblig-trüb ist, bleibt der Himmel tagsüber meist grau und hier und da fällt etwas Regen oder Sprühregen. Darüber hinaus signalisiert auch die Temperatur: Es geht wieder in Richtung Winter. Kein Wunder, dass man kurzerhand einen Flug in die Mittelmeerregion bucht, um den Sommer vielleicht noch etwas zu verlängern. Immerhin zeigt sich dort um diese Jahreszeit bei sommerlichen Höchstwerten meist noch vielfach die Sonne.

Wer jedoch dem grauen Herbstwetter in Deutschland entfliehen wollte, erlebt derzeit an der spanischen Ostküste und auf den Balearen eine böse Überraschung. Ein sogenannter „Kaltlufttropfen“ – also ein Tiefdruckgebiet in höheren Luftschichten, das mit kalter Luft angereichert ist – zieht derzeit über das westliche Mittelmeer. Aufgrund des großen Temperaturunterschieds zwischen dem noch warmen Mittelmeer mit Wassertemperaturen um 23 °C und der höhenkalten Luft in rund 5500 Metern Höhe mit Temperaturen um -14 °C kommt es zu einer Labilisierung der Atmosphäre. Das heißt, bodennahe, warme und feuchte Mittelmeerluft steigt auf und kommt in Regionen mit vergleichsweise kälterer Umgebungsluft. Dadurch erfährt die warme Luft einen zusätzlichen Auftrieb und steigt weiter auf. So bilden sich teils kräftige Gewitter, die in der sehr feuchten Mittelmeerluft mit kräftigen Regenfällen einhergehen können. Aufgrund der zu erwartenden Auswirkungen wurde das Tief bereits im Vorfeld von EUMETNET, einem europäischen Netzwerk aus verschiedenen nationalen Wetterdiensten, auf den Namen „Alice“ getauft.

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Sonntag, den 12. Oktober 2025 12 UTC. (Quelle:DWD)

Unwetter im Mittelmeerraum Ueberschwemmungen in Spanien 1

Bereits am vergangenen Freitag, den 10. Oktober 2025, bildeten sich im Osten und Südosten Spaniens, besonders in den Provinzen Murcia, Valencia und Alicante wiederholt kräftige Gewitter, die mit sintflutartigen Regenfällen einhergingen. So kam die Wetterstation in Cartagena in der Provinz Murcia auf 156,2 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/m²) in nur 24 Stunden. Das entspricht etwas mehr als der Hälfte des Jahresniederschlags der Region.

Am Samstag zog das Tief dann etwas weiter nordostwärts, wodurch nun auch die Balearen in den Fokus rückten. So registrierte die Station in der größten Stadt Ibizas Sant Antoni de Portmany 119,7 l/m² innerhalb eines Tages. Zudem wurde der Südosten Kataloniens von kräftigen Gewittern heimgesucht und dabei Niederschlagsmengen bis 92 l/m² aufgefangen. In der Provinz Valencia gab es keine Beruhigung. Dort fielen erneut gebietsweise zwischen 80 und 100 l/m², an der Station Carcaixent wurden sogar 132,8 l/m² gemessen. Besonders sticht hier die Station Miramar hervor. Dort wurden von Freitagabend bis Sonntagfrüh rund 240 l/m² in drei Tagen gemessen.

Animation der Satellitenbilder im Bereich des westlichen Mittelmeers von Samstag, den 11. Oktober 2025 09 bis 18 Uhr MESZ. (Quelle:DWD)

Unwetter im Mittelmeerraum Ueberschwemmungen in Spanien 2

Dass diese Wetterkapriolen nicht spurlos vorübergehen, ist angesichts der gemessenen Niederschlagssummen klar. So kam und kommt es vielerorts zu Überschwemmungen, die Erinnerungen an die schwere Flutkatastrophe vom Oktober vergangenen Jahres wach werden lassen. Damals sorgte Dauerregen im Osten und Süden Spaniens für verheerende Schäden und forderte auch Menschenleben.

Auf den Balearen mussten aufgrund der Starkregenfälle zahlreiche Flüge gestrichen werden, der Flughafen auf Ibiza kämpfte sogar innerhalb des Terminals mit den Wassermassen. Auf Ibiza, Mallorca und Formentera kam sogar das sogenannte Cell-Broadcast-System zum Einsatz, womit Warnmeldungen direkt auf die Mobilfunkgeräte der Bevölkerung gesendet werden können. Dabei wurden die Leute ausdrücklich davor gewarnt, sich nicht in der Nähe von überschwemmungsgefährdeten Regionen oder Flüssen aufzuhalten. In einigen Regionen fiel darüber hinaus der Strom aus, sodass mehrere Hundert Haushalte zeitweise ohne Strom waren.

Animation der Satellitenbilder im Bereich des westlichen Mittelmeers von Sonntag, den 12. Oktober 2025 09 bis 12 Uhr MESZ. (Quelle: DWD)

Unwetter im Mittelmeerraum Ueberschwemmungen in Spanien 3

Am heutigen Sonntag (12. Oktober 2025) warnt der spanische Wetterdienst AEMET in den Küstenregionen von der Provinz Valencia bis nach Katalonien vor weiteren kräftigen Gewittern und heftigen Starkregenfällen. Insbesondere im südlichen Katalonien und im nördlichen Castellón wird vor Mengen mit bis zu 140 l/m² gewarnt. Auch auf den Balearen gibt es keine Entwarnung. Dort fallen die Niederschlagsmengen zwar geringer aus, der spanische Wetterdienst warnt jedoch weiterhin mit der Warnstufe Gelb und Orange vor Gewittern und Starkregen.

Tief „Alice“ soll sich in den Folgetagen unter Abschwächung ins zentrale Mittelmeer verlagern. Allerdings ist bereits der nächste Kaltlufttropfen vom Atlantik auf dem Weg ins westliche Mittelmeer. Dieser zieht am Montag über die Region Valencia, in der Nacht zum Dienstag dann über die Balearen hinweg. So muss insbesondere im Osten und Nordosten Spaniens mit weiteren Gewittern und Starkregenfällen gerechnet werden. Auch die Balearen könnten dann zumindest teilweise von weiteren kräftigen Gewittern heimgesucht werden.

24-stündige Niederschlagsprognose des deutschen ICON-Modells für den zentralen Mittelmeerraum ab Mittwoch, den 15. Oktober 2025, 17 Uhr MESZ. (Quelle: DWD)

Unwetter im Mittelmeerraum Ueberschwemmungen in Spanien 4

Der Kaltlufttropfen zieht im Laufe der Woche weiter nach Osten ins zentrale Mittelmeer und beeinflusst ab Mittwoch den Süden Italiens, wo ebenfalls Unwetter erwartet werden. Damit bleibt das Wetter im westlichen und zunehmend auch im zentralen Mittelmeerraum vorerst wechselhaft – der Herbst hält also im Süden Europas ebenfalls Einzug.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Ein Natur- und Kulturerlebnis auf Sizilien

Sizilien, die größte Insel im Mittelmeer, ist nicht nur wegen ihrer traumhaften Strände und ihrer köstlichen Küche ein beliebtes Reiseziel. Die Insel beeindruckt auch mit einer faszinierenden Natur, spannender Geschichte und einzigartigen kulturellen Schätzen. Besonders im Frühling (April/Mai) und Herbst (September/Oktober) lohnt sich eine Reise – das Wetter ist angenehm mild und die Insel weniger überlaufen.

Ein Highlight für Naturliebhaber und Geschichtsinteressierte ist das Naturschutzgebiet Pantalica, das sich in der Nähe der historischen Stadt Syrakus befindet. Das Gebiet folgt dem Verlauf des Flusses Anapo und bietet eine spektakuläre Landschaft mit Schluchten, Höhlen und einer erstaunlichen Artenvielfalt.

Neben der beeindruckenden Natur ist Pantalica auch ein bedeutender archäologischer Ort. In den Felswänden der Schluchten wurden große Nekropolen (Gräberfelder) aus der Bronzezeit entdeckt. Diese in den Stein gehauenen Grabkammern sind ein faszinierendes Zeugnis vergangener Kulturen und machen die Wanderung durch das Gebiet zu einer Reise in die Vergangenheit.

Für Besucher gibt es mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege, die durch das Schutzgebiet führen. Der Eintritt ist kostenlos, jedoch wird eine Registrierung am Eingang verlangt. Diese dient der Sicherheit der Wanderer, falls sich jemand verirren sollte.

Der Verfasser des Textes hatte die Gelegenheit, das Gebiet Anfang Oktober zu besuchen. Das Wetter war ideal – sonnig und angenehm warm – perfekt für Wanderungen und Erkundungstouren in der Natur.

Das Anapo-Tal. Quelle: Marco Manitta

Ein Natur und Kulturerlebnis auf Sizilien

Fazit:
Sizilien bietet weit mehr als Sonne und Meer. Wer die Insel abseits der klassischen Touristenpfade entdecken möchte, sollte sich das Naturschutzgebiet Pantalica nicht entgehen lassen. Es verbindet auf einzigartige Weise Naturerlebnis und Kulturgeschichte – ein echtes Juwel für alle, die Sizilien intensiv erleben möchten.

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst