Eröffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg

Am vergangenen Dienstag hat der Deutsche Wetterdienst auf dem Gelände des Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg einen frei zugänglichen Infopavillon eröffnet. Unter dem Motto „Forschung im Deutschen Wetterdienst“ lädt die neue Ausstellung dazu ein, einen anschaulichen Einblick in die Aufgaben des nationalen Wetterdienstes zu gewinnen. Der DWD ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr. 

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder: „Das Observatorium Hohenpeißenberg ist die älteste Bergwetterstation der Welt und blickt auf eine mehr als 240-jährige Geschichte zurück. Daher ist die neue Ausstellung nicht nur ein modernes Informationsangebot, sondern auch ein sichtbares Zeichen für die lange und bedeutende Tradition der Wetter- und Klimaforschung in Deutschland. In spektakulärer Lage bekommen die Besucher auf rund 40 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen detaillierten Einblick in die Forschungsfelder des Deutschen Wetterdiensts.“ 

Attraktive Ausstellung mit modernen Inhalten 

Interaktive Monitore mit Filmen und Schautafeln informieren über den Aufbau der Atmosphäre, die Entstehung von Wettervorhersagen sowie über die aktuelle Klima- und Umweltforschung beim DWD und seiner Observatorien. Ein Diorama zeigt Messsysteme des DWD und das drei-dimensionale Modell eines Wettersatelliten. Ein „Wettermemory“ vermittelt jungen Gästen spielerisch Wissen. 

Besonders im Fokus stehen natürlich die heutigen Arbeiten des Observatoriums Hohenpeißenberg selbst: Seit 1781 werden hier meteorologische Daten erhoben – u.a. eine weltweit einzigartige Temperaturmessreihe, die wertvolle Erkenntnisse zur Entwicklung des Klimas liefert. Die Daten des Observatoriums fließen direkt in die nationale und internationale Klimaforschung ein und bilden eine essenzielle Grundlage für langfristige Prognosen und wissenschaftliche Bewertungen. 

Dr. Christian Plaß-Dülmer, Leiter des Observatoriums Hohenpeißenberg, betonte bei der Eröffnung: „Wir freuen uns sehr, mit dem Infopavillon nun einen Ort geschaffen zu haben, an dem wir unsere Arbeit verständlich und lebendig präsentieren können.“ 

Auch Dr. Peter Braesicke, Leiter des Geschäftsbereichs Forschung und Entwicklung beim DWD, hob die Bedeutung des Pavillons hervor: „Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, wissenschaftliche Zusammenhänge für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der neue Infopavillon hilft uns, komplexe Forschungsthemen greifbar zu machen und Vertrauen in unsere Arbeit zu schaffen.“ 

Eroeffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeissenberg teil 1

Der neue Informationspavillon am Observatorium Hohenpeißenberg 

Wissenschaftliche Messungen als Blickfang am Gebäude 

Das mehrfach gefaltete Dach erinnert an einen Graphen der langen Hohenpeißenberger Temperatur Messreihe seit 1781. Die Temperaturreihe ist in Form sogenannter „warming stripes“ in die architektonische Gestaltung der Dachfront eingeflossen. Dort erscheinen kalte Jahre als blaue Streifen und warme Jahre als rote Streifen. Diese farbige Visualisierung macht auf einen Blick deutlich, wie sich das Klima in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat.

Die feierliche Eröffnung wurde von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern begleitet, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Medien. Die anwesende Presse hatte Gelegenheit, die Ausstellung exklusiv zu erkunden und mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. 

Mit dem neuen Infopavillon am Hohenpeißenberg schafft der Deutsche Wetterdienst einen Ort der Begegnung zwischen Forschung und Gesellschaft – informativ, zugänglich und zukunftsweisend. 

Nach einer kurzen Bauzeit von Juni 2024 bis Mai 2025, unter Leitung des Bauamtes Weilheim, freut sich der Infopavillon des DWD nun auf zahlreiche Besucher. Die Öffnungszeiten des Pavillons sind täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr. 

Eroeffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeissenberg teil 2

Meteorologisches Observatorium Hohenpeißenberg

Luftaufnahme des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg 

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Der Wetterhahn

Wer sich aufmerksam durch die Lande bewegt, kann sie mancherorts entdecken: Wetterhähne! Meist finden sie ihren Platz auf Kirchenturmspitzen, manchmal aber auch auf Privathäusern. 

Der Wetterhahn teil 1

Wetterhahn im AbendrotTeilnahme am Fotowettbewerb 70 Jahre DWD

Wetterhahn im Abendrot 

Der Wetterhahn ist im Grunde ein Windrichtungsanzeiger. Ursprünglich ist er eine meist aus Kupfer- oder Eisenblech hergestellte flache Nachbildung eines Hahns in Form eines zweidimensionalen Scherenschnitts von etwa 30 x 30 cm Größe. Häufig wurde er auch noch vergoldet oder zumindest Teile von ihm. Heutzutage werden zur Herstellung vielfach andere wetterfeste Materialien verwendet, beispielsweise Edelmetalle, hochwertige Kunststoffe oder Ton. Von der Form her sind mittlerweile zum Teil sogar dreidimensionale Wetterhähne in Gebrauch.

Und es ist nicht nur beim Hahn-Motiv geblieben. Beliebt sind inzwischen z.B. auch Katzen, Pferde, Traktoren, Eulen, Schiffe oder Hexen. Durch die Hexen sollen – zumindest, wenn man daran glaubt – zusätzlich ungebetene Gäste und böse Geister abgehalten werden. Bei den Katzen könnte man jede neue Bewegung der Katze bei einer neuen Windböe mit dem Jagen einer Maus verbinden.

Der Wetterhahn jedenfalls war das erste Motiv für diesen speziellen Windrichtungsanzeiger. Unbestätigten Berichten zufolge stammt der erste Wetterhahn vom Bischof Rampertus aus Brescia (Italien), der ihn im Jahre 820 n. Chr. aus Bronze herstellen und auf dem Dach der Kirche San Faustino Maggiore befestigen ließ.

Warum aber wählte er einen Hahn? Eine mögliche Deutung könnte sein: Vermutlich hatte der Bischof die Bibelstelle gelesen, in der Jesus dem Apostel Petrus prophezeite: „Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen“ (Matthäus 26, 75). Petrus verleugnete dem Evangelium zufolge tatsächlich dreimal Jesus nach dessen Verhaftung, aus Angst vor eigener Verfolgung. Als der Hahn dann krähte, schämte sich Petrus angesichts der Prophezeiung von Jesus und verkündete daraufhin den neuen Glauben. Der Hahn kann also als Mahnung verstanden werden, sich nicht nach dem Wind zu drehen, sondern wie Petrus den christlichen Glauben treu zu vertreten.

Technisch gesehen ist der Wetterhahn eigentlich nichts anderes als eine Windfahne. An ihm lässt sich ablesen, aus welcher Richtung der Wind weht. Dazu muss der Hahn selber drehbar sein. Zur besseren Erkennung der Windrichtung befindet sich unterhalb des Hahnes häufig ein Kreuz mit einer Anzeige der vier Himmelsrichtungen.

Weht nun der Wind, dreht sich der Hahn so, dass ihm von vorne der Wind ins Gesicht pustet. „Schaut“ er also nach Norden, haben wir Nordwind. Dreht der Wind dann wieder seine Richtung, weht er auf die Seite des Wetterhahns. Dabei ist der Druck auf die größere Fläche des Schwanzes stärker als die auf den Kopf. Deshalb dreht sich das Hinterteil mit dem Wind, während der Kopf im Wind steht. So wird immer die aktuelle Windrichtung angezeigt.

Vor allem in früheren Zeiten ohne modernere Messinstrumente konnten die Menschen so nicht nur die Windrichtung erkennen, sondern bei einer Windrichtungsänderung, ob es zu einem Wetterumschwung kommt.

Und wenn der Wetterhahn irgendwann einmal in die Jahre kommt und nicht mehr funktioniert, dann halte man sich doch an den Tipp aus dem Gedicht „Der Wetterhahn“ von Wilhelm Busch aus dem 19. Jahrhundert:

„Wie hat sich sonst so schön der Hahn
Auf unserm Turm gedreht
Und damit jedem kundgetan,
Woher der Wind geweht. 

Doch seit dem letzten Sturme hat
Er keinen rechten Lauf;
Er hängt so schief, er ist so matt,
Und keiner schaut mehr drauf. 

Jetzt leckt man an den Finger halt
Und hält ihn hoch geschwind.
Die Seite, wo der Finger kalt,
Von daher weht der Wind.“

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Vor 12 Jahren: EF5-Tornado in Moore – der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt

Moore, Teil der Metropolitan Area von Oklahoma City, hat in Sachen Tornados eine bemerkenswerte Geschichte. Die Stadt scheint beinahe eine Anziehungskraft auf diese Art Stürme zu haben. Denn alleine seit 1999 verursachten insgesamt fünf signifikante Tornados immer wieder große Schäden im Stadtgebiet. Die Serie startete im Mai 1999 mit dem Bridge Creek-Moore F5, der Tornado mit den höchsten jemals gemessenen Windgeschwindigkeiten mit 521 km/h. In den Folgejahren zogen außerdem ein EF2 (2015), ein F4 (2003) und ein EF4-Tornado (2010) durch bewohntes Gebiet. Nein, bei dem Event im Jahre 2003 wurde kein „E“ vergessen, das war vor der Einführung einer neuen Fujita-Skala, doch mehr dazu später. Am ehesten ist den Bewohnern aber der EF5-Tornado vom 20.05.2013 in Erinnerung.

Vor 12 Jahren EF5 Tornado in Moore der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt teil 1

Abb 1: Zugbahnen der letzten 5 signifikanten Tornados in Moore 

Der Tornado war Teil einer großen Schwergewitterlage in den zentralen Vereinigten Staaten zwischen dem 18.-20. Mai, bei der sich insgesamt 77 Tornados bildeten. Ein ausgeprägter Höhentrog mit korrespondierendem Bodentief zog langsam ostwärts über die nördliche Mitte der USA. Auf dessen Vorderseite wurden sehr warme, instabile und feuchte Luftmassen nach Norden transportiert. Die Windscherung, welche essentiell für die Bildung von Superzellen mit Tornados ist, war in den Bereichen stark erhöht. In dieser Luftmasse entwickelten sich im Vorfeld einer Kaltfront, an einer sog. Dryline (Wetter und Klima – Deutscher Wetterdienst – Thema des Tages – Die „dryline“) schwere Gewitter, inklusive Superzellen. Aus einer dieser Zellen bildete sich um 14:56 Uhr Ortszeit, etwa 7 km nordwestlich von Newcastle, Oklahoma der Tornado aus und begann seinen zerstörerischen Weg nach Nordosten in Richtung Moore. Über 39 Minuten hinweg verursachte der Tornado gewaltige Schäden in den südlichen Wohngebieten und umliegenden Regionen westlich und östlich von Moore. Durch die Stadt verlief eine fast durchgängige Schadensschneise mit EF4- und einigen EF5-Schäden. Zum Teil war sie 350 Meter breit. Ganze Wohnsiedlungen wurden hier dem Erdboden gleich gemacht, Schulen, Krankenhäuser und andere wichtige Infrastruktur stark beschädigt. An einer Kreuzung knapp westlich der Interstate 35 entstanden die größten Schäden, da der Tornado hier eine Schleife machte und länger über dieser Stelle wütete. Eine Übersicht über die genaue Zugbahn und die unterschiedlichen Schadensbereiche zeigt die untenstehende Abbildung 2. Wenn Sie sich nun fragen, wo denn die violetten Farben für den EF5 geblieben sind, so sind diese nur in ganz feinen Spuren entlang der „Schleife“ sowie dicht südwestlich davon innerhalb des breiten roten EF4 Bereiches zu finden und mit bloßem Auge kaum zu sehen. Insgesamt waren es 9 Häuser, an denen eine EF5 Schaden nachgewiesen wurde.

 

Vor 12 Jahren EF5 Tornado in Moore der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt teil 2 

Abb 2: Zugbahn und Schadensanalyse des EF5 in Moore 

Das traurige Fazit des Tornados: Auf einer Zugstrecke von 23 Kilometern und einer maximalen Breite von 1,7 Kilometern verloren 24 Menschen ihr Leben, mehrere Hunderte wurden verletzt. Über 4200 Objekte wurden beschädigt, darunter etwa 1150 Häuser, von denen insgesamt mehr als 300 EF4/EF5-Schäden erlitten. Die Schadenssumme betrug in 2013 rund 2 Milliarden US-Dollar.

 

Vor 12 Jahren EF5 Tornado in Moore der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt teil 3 

Abb 3: Der Moore-Tornado am 20.05.2013 im Radarbild (links) gut zu erkennen am „Debris Ball“ (aufgewirbelte Gegenstände, die vom Radar erfasst werden), sowie sein reales Erscheinungsbild kurz vor der Stadt Moore (rechts). 

Vor 12 Jahren EF5 Tornado in Moore der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt teil 4

Abb 4: Schadensbilder und -analyse aus der Luft mit Blick auf das Moore Medical Center (MMC) und Umgebung 

Seit diesem Tag ist der Tornado in Moore der letzte registrierte EF5-Tornado. Tatsächlich ist die aktuelle, 12-jährige EF5-„Dürre“ der längste Zeitraum ohne einen solchen Tornado seit dem Beginn der Aufzeichnungen. Somit stellt sich die Frage, ob diese Pause meteorologisch bedingt, zufällig oder das Resultat einer wechselhaften Klassifizierungspraxis ist.

Eine mögliche Ursache könnten meteorologische Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel sein. Es ist allerdings noch sehr schwierig zu beurteilen, inwieweit der Klimawandel tatsächlich Tornados beeinflusst. Durch Einschränkungen in den Tornadodatenbanken, ein begrenztes Verständnis der Tornadogenese und die grobe Auflösung der Klimamodelle, werden verlässliche Aussagen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tornadoklimatologie der USA erschwert. Seit einigen Jahren zeigt sich aber neben einer räumlichen Verschiebung, eine höhere Variabilität. Das bedeutet, dass es insgesamt weniger Tage mit Tornados gibt, dafür eine Zunahme von Tornados an einzelnen Ausbruchstagen. Diese Beobachtung lässt sich sogar mit bisherigen Erkenntnissen der Klimaforschung in Einklang bringen. Laut Modellen würden in einem wärmeren Klima die CAPE-Werte (Convective Available Potential Energy, also die einem Gewitter zur Verfügung stehende Energie) steigen, während die CIN-Werte (Convective Inhibition, Energie, die ein Gewitter für seine Entstehung überwinden muss) ebenfalls zunehmen würden. Dies würde dazu führen, dass weniger Superzellen gebildet werden, aber wenn sie entstehen, wären sie aufgrund der erhöhten CAPE stärker und könnten mit größerer Wahrscheinlichkeit mehrere und stärkere Tornados erzeugen. Diese theoretische Zunahme von starken Tornados widerspricht jedoch der EF5-„Dürre“ und stellt somit keinen guten Erklärungsansatz für das Fehlen von EF5-Tornados dar.

Es erscheint ebenfalls wenig wahrscheinlich, dass es sich hier lediglich um einen Zufall handelt. Zwischen 1880 und 2023 wurden insgesamt 101 F5- bzw. EF5-Tornados registriert – das entspricht durchschnittlich etwa 0,7 pro Jahr. Diese besonders starken Tornados traten in 59 von insgesamt 144 Jahren auf, was einer jährlichen Wahrscheinlichkeit von rund 41 % entspricht. Geht man davon aus, dass das Auftreten von mindestens einem F5-/EF5-Tornado pro Kalenderjahr unabhängig von vorhergehenden Jahren ist, so betrug die Wahrscheinlichkeit dafür, dass in den 11 aufeinanderfolgenden Jahren seit 2013, kein solcher Tornado in den Vereinigten Staaten auftritt, lediglich 0,17 %. Die aktuelle EF5-„Lücke“ ist statistisch gesehen also extrem selten und kann als sehr ungewöhnlich betrachtet werden. Es muss also wohl ein anderer Grund dahinterstecken.

Eine kürzlich erschienene Studie zeigt: Die scheinbare Abnahme ist weniger auf eine tatsächliche Reduktion dieser Ereignisse zurückzuführen, sondern vielmehr auf eine Veränderung in der Bewertungsmethodik von Tornados. Seit 2007 verwendet die USA nämlich nicht mehr die klassische Fujita (F)-Skala, sondern stattdessen die Enhanced Fujita (EF)-Skala zur Klassifizierung von Tornadofällen. Der wesentliche Unterschied – und vermutlich auch der Hauptgrund für die gesunkene Zahl an EF5-Tornados – besteht darin, dass die neuere EF-Skala bauliche Rahmenbedingungen berücksichtigt und je nach Gebäudetyp unterschiedliche Schadensgrade definiert. Dadurch kann es passieren, dass Tornados, die nach der alten Fujita-Skala als F5 eingestuft worden wären, nach den strengeren Kriterien der EF-Skala nur noch als EF4 bewertet werden. Nicht zu verwechseln ist diese Anpassung in den USA mit der erst jüngst erfolgten Einführung der Internationalen Fujita Skala (IF) in Europa, die gesondert auf die hiesige Bauweise angepasst ist und auch vom DWD verwendet wird.

Doch zurück zu unserem Skalenproblem in den USA: Besonders deutlich wird das am häufigsten verwendeten Schadensindikator: den Schäden an Einfamilienhäusern. Nach der ursprünglichen F-Skala galt ein gut gebautes Haus, das vollständig von seiner Bodenplatte gefegt wurde, automatisch als F5-Schaden. Die EF-Skala hingegen stuft denselben Schaden in der Regel als EF4 ein – es sei denn, es kann nachgewiesen werden, dass das Gebäude über den üblichen Bauvorschriften hinaus besonders robust errichtet wurde. Auch ein Detail bei der Entwicklung der Skalenbereiche spielt hierbei eine Rolle: die Rundung der Windgeschwindigkeitsbereiche. Auf Grundlage technischer Analysen wurde die höchste Schadensstufe („Zerstörung eines gut gebauten Wohnhauses; Bodenplatte leergefegt“) mit einer erwarteten Spitzenböe von 200 mph (322 km/h) verknüpft. Ursprünglich lag der EF4-Bereich bei 168 – 199 mph, was bedeutet hätte, dass 200 mph gerade in den EF5-Bereich gefallen wäre. Doch mit der finalen Glättung der Skala in 5-mph-Schritte wurde der EF4-Bereich auf 166–200 mph erweitert. In der Folge liegt eine Spitzenböe von 200 mph – also bei vollständiger Zerstörung eines gut gebauten Hauses – nun am oberen Ende von EF4, nicht mehr im EF5-Bereich.
 

Vor 12 Jahren EF5 Tornado in Moore der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt teil 5 

Abb 5: EF4-Schäden im oberen Grenzbereich (195 mph) an einem Laden in der Walnut Street in Rolling Fork 2023, welcher gänzlich von seiner Bodenplatte gefegt wurde. 

In Tornadohochburgen wie Oklahoma oder Kansas werden Gebäude oft nur nach Mindeststandards errichtet, häufig ohne Verstärkungen oder feste Fundamentverankerung. Dadurch fehlen bei vielen Tornados – besonders in ländlichen Gebieten – belastbare Schadensindikatoren für eine EF5-Einstufung. Selbst extrem starke Tornados wie der El-Reno-Tornado 2013 (EF3) oder ein Fall nahe Hollister (Oklahoma) im Jahr 2024 (EF1) konnten deshalb nur niedrig eingestuft werden.

Die Veränderungen durch die EF-Skala führen also wohl zu inkonsistenten oder verzerrten Daten, was die Vergleichbarkeit zwischen Tornados aus verschiedenen Jahren und Regionen erschwert. Dies könnte langfristig die Zuverlässigkeit der Tornadoaufzeichnungen und -statistiken beeinträchtigen, was wiederum Auswirkungen auf die Risikobewertung, Vorbereitung und die Vorhersagemodelle hätte. Um dem Vorzubeugen schlagen die Autoren vor, den Windgeschwindigkeitsbereich für EF5-Tornados auf 190 mph anzupassen, um eine konsistente 5-stufige Einstufung von 1880 bis heute zu gewährleisten. Diese Änderung würde dazu führen, dass 13 EF5-Kandidaten, die aufgrund der strengeren Klassifikationskriterien als EF4 eingestuft wurden, in die Statistik aufgenommen werden. Dadurch würde die Lücke in der Anzahl der EF5-Tornados auf maximal fünf Jahre begrenzt.

Tatsächlich wurde bereits bekannt gegeben, dass eine Gruppe innerhalb der American Society of Civil Engineers und der American Meteorological Society sich mit einer Überarbeitung der Enhanced Fujita Skala beschäftigt. Diese soll neue Forschungsergebnisse und bisherige Erfahrungen berücksichtigen, zusätzliche Schadensindikatoren umfassen und Anpassungen für bereits Bestehende beinhalten. Es wird erwartet, dass der neue Standard innerhalb der nächsten Jahre, auf jeden Fall innerhalb dieser Dekade, veröffentlicht wird. 

Praktikant Aaron Gentner und Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wetterwechsel ante portas

Seit etlichen Wochen sorgen Hochdruckgebiete in Deutschland für stabiles Frühlingswetter. Kurze Unterbrechungen traten dabei Anfang des Monats sowie Ende der zweiten und Anfang der dritten Aprildekade auf. Insbesondere persistente Hochdruckgebiete über Nordwesteuropa sorgten dafür, dass der Atlantik quasi abgeriegelt und Tiefdruckgebiete weit nach Nord- oder Südeuropa abgelenkt wurden. Die Folge ist eine nun in einigen Landesteilen schon länger anhaltende Trockenperiode (siehe Thema des Tages vom 15.05.). Durch die Positionierung der Hochdruckgebiete westlich oder nordwestlich von Deutschland wurden allerdings keine heißen Luftmassen aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika herangeführt. Stattdessen hatten wir es meist mit kühleren Luftmassen aus Nordosteuropa zu tun, wobei die kräftige Maisonne diese Luftmasse zumindest tagsüber schon ordentlich erwärmen konnte. Nachts wurden jedoch oftmals nur einstellige Tiefstwerte, teilweise auch Luftfrost registriert. Gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 ist der bisherige Mai mit einer Mitteltemperatur von 11,9 Grad knapp 0,5 Grad zu warm. Zieht man den Klimareferenzzeitraum 1991-2020 heran, so liegt eine negative Abweichung von circa 0,5 Grad zu Grunde. 

Aktuell wird das Wetter in Deutschland von zwei Druckgebilden beeinflusst. Zum einen von Hoch TABEA, das sich vom Nordostatlantik langsam nach Mitteleuropa ausdehnt und zum anderen von Tief LORENZ mit Kern über dem Baltikum. Das Tief sorgt am heutigen Montag im Osten und Nordosten des Landes noch für dichte Wolkenfelder, Regen fällt aber kaum noch. Immerhin gab es dort von Sonntagfrüh bis Montagfrüh in der Fläche 1 bis 5, punktuell sogar über 10 l/qm Niederschlag.
 

Wetterwechsel ante portas teil 1 

Deutschlandkarte mit den 24-stündigen Niederschlagsmengen von Sonntagfrüh, den 18.05. bis Montagfrüh, den 19.05. in l/qm 

Am morgigen Dienstag hat das Hoch dann seinen Einfluss auf weite Teile des Landes ausgeweitet und sorgt für stabiles sowie frühlingshaft warmes Wetter. Dabei stören ein paar, über der Mitte auch etwas zahlreichere Quellwolken kaum. Was beachtet werden sollte ist der UV-Index. Wir befinden uns gerade einmal einen Monat vor Sonnenhöchststand und die gesundheitliche Gefährdung durch ultraviolette Strahlung ist mittel bis hoch. 

Wetterwechsel ante portas teil 2

UV-Index für Deutschland am Dienstag, den 20.05. und Mittwoch, den 21.05. 

Der äußerste Süden des Landes wird von einem Tief über dem Golf von Genau beeinflusst, das feuchte und labil geschichtete Luft heranführt. In dieser Luftmasse können vor allem mit Unterstützung der Orografie lokal über dem Südschwarzwald und den Alpen Schauer und Gewitter entstehen. Durch die langsame Zuggeschwindigkeit besteht leicht erhöhtes Starkregenpotential. 

Ab Mittwoch stellt sich die Wetterlage langsam aber sicher deutlich um. Zunächst gerät der Süden des Landes in den Einflussbereich mehrerer Höhentiefs über West- und Südeuropa. Die einfließende feuchte Luft wird zunehmend gehoben und es bilden sich vermehrt Schauer und Gewitter. Diese verlagern sich sehr langsam, wodurch der Starkregen in den Fokus gerät. In der Fläche fallen 1 bis 10, punktuell um 20 l/qm in 24 Stunden. Über Norddeutschland verstärkt sich der Druckgradient durch ein Tief über Südskandinavien. Zunächst lebt der Wind dadurch insbesondere im Küstenumfeld deutlich auf. 

Am Donnerstag ändert sich an der Druck- und Wetterkonstellation zunächst nicht viel. Schauerartige Regenfälle gibt es weiterhin im Süden und im Küstenumfeld treten bei einem lebhaften West- bis Nordwestwind einige Schauer auf. Meist gibt es dabei 1 bis 10, lokal um 15 l/qm/24 h. In einem breiten Streifen über der Mitte bleibt es freundlich. Nachdem am Mittwoch mit Ausnahme des Nordens noch verbreitet über 20 Grad erreicht werden, sind am Donnerstag maximal noch 12 bis 19 Grad zu erwarten. 

Am Freitag wird temperaturtechnisch die Talsohle diese Woche erreicht. Es stehen dann deutschlandweit lediglich noch 11 bis 17 Grad auf dem Plan. Vorwiegend im Norden und der nördlichen Mitte stehen einige Schauer sowie mitunter Graupelgewitter auf der Tagesordnung. Ein kräftiger Westwind lässt damit einen eher herbstlichen als frühlingshaften Eindruck entstehen. Auch im äußersten Süden regnet es noch etwas. Insgesamt liegen die Regenmengen im 24-stündigen Zeitraum in der Fläche überwiegend unter 10 l/qm. Über der südlichen Mitte scheint die Sonne häufiger und es bleibt trocken. 

Wetterwechsel ante portas teil 3

24-stündige Niederschlagsmenge in l/qm für Mi (21.05.), Do (22.05.), und Fr (23.05.) auf Basis unterschiedlicher Wettermodelle 

Am Wochenende bleibt der wechselhafte Wettereindruck bestehen, wobei die Temperaturen wieder einen leichten Aufwärtstrend zeigen. Wiederholt fällt Regen, sodass die Trockenheit doch insgesamt gemindert werden sollte. Auch im weiteren Verlauf deutet sich an, dass immer wieder Tiefdruckgebiete vom Atlantik her mit ihren Ausläufern auf Mitteleuropa übergreifen, was wiederholte und nennenswerte Regenfälle zur Folge hätte. Akkumuliert sollen bis zum Wochenstart je nach Modell 5 bis 20, an den Alpen und an der Nordsee bis 50 l/qm (laut GFS an den Alpen um 80 l/qm) zusammenkommen. Wenig Niederschlag wird allerdings für den Osten prognostiziert, wo gebietsweise nur 1 bis 5 l/qm vorhergesagt werden. 

Wetterwechsel ante portas teil 4

Akkumulierte Gesamtniederschlagsmenge in l/qm bis Anfang der kommenden Woche (Mo, 26.05.) auf Basis unterschiedlicher Wettermodelle 

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass mehrere kleine Niederschlagsereignisse in den kommenden Tagen die Dürre zumindest etwas entschärfen dürften.
 

 

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Hitzesommer der Vergangenheit

In den vergangenen Tagen geisterten häufig Begriffe wie Hitze oder gar Höllensommer durch die Medien. Dabei handelt es sich lediglich um polarisierende Schlagzeilen. Aktuell gibt es keine seriösen Prognosen darüber, ob wir einen neuen Hitzesommer erleben werden oder nicht! In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels ist die Wahrscheinlichkeit allerdings relativ hoch, dass der Sommer 2025 gegenüber dem langjährigen Klimamittel zu warm ausfallen wird.

Viele können sich bestimmt noch an den Hitzesommer 2003 erinnern. Im meteorologischen Sommer, im Zeitraum von Juni bis August lag die mittlere Tagestemperatur damals bei 19,6 Grad. Der Sommer verzeichnete somit eine positive Temperaturabweichung von 3,4 Grad gegenüber der Referenzperiode von 1961 bis 1990. Damit ist der Hitzesommer von 2003 bis heute der heißeste in Deutschland. Vor allem in der Südhälfte der Bundesrepublik wurden häufig noch deutlich höhere Abweichungen registriert. Die Ursache dafür waren langanhaltende Hitzeperioden bei gleichzeitiger, teils großer Trockenheit. Eine besonders markante Hitzewelle gab es in jenem Jahr mit einem Schwerpunkt im Südwesten Landes Anfang August. Damals wurde beispielsweise an der Wetterstation in Karlsruhe an 12 aufeinanderfolgenden Tagen ein Temperaturmaximum von über 35 Grad gemessen. Dies stellt bis heute ebenfalls einen Rekord dar.

Vor allem Anfang August kam es zu einer ausgeprägten Omegalage über Zentral- und Westeuropa. Dabei lag die Achse des Höhenkeils über Frankreich. Vor allem der Nordosten Deutschlands befand sich auf der Vorderseite des Keils. Dadurch gab es dort keine extreme Hitzewelle. Bereits der Juni startete mit einem blockierenden Hochdruckgebiet samt den ersten Hitzetagen des Sommers über Zentraleuropa. Im weiteren Verlauf wurde vor allem der Süden des Landes immer wieder von teils markanten Vorstößen von heißen Luftmassen aus Nordafrika erfasst. So lag die Monatsabweichung der Temperatur im Süden mit teils über 6 Grad gegenüber der Referenzperiode von 1961 bis 1990 noch höher als im August des gleichen Jahres. Lediglich der Juli gestaltet sich etwas wechselhafter und kühler. Aber auch im Juli lagen die Mitteltemperaturen deutlich über dem langjährigen Mittel.

Der zweitwärmste Sommer seit Wetteraufzeichnung zeichnete sich weniger durch extreme Temperaturspitzen aus. Die Rede ist vom Sommer 2018, der eine mittlere Tagestemperatur von 19,1 Grad hatte. Vor allem im Juli und August wurden deutlich positive Abweichungen registriert. Im Vergleich zum Sommer 2003 zeichnete sich 2018 durch eine andere Strömungskonfiguration aus. Häufig etablierte sich hoher Luftdruck über Skandinavien und relativ tiefer Luftdruck über dem Mittelmeerraum. Im meteorologischen Fachjargon sprechen wir bei dieser Konstellation auch von einer High-over-low-Lage. Die hohen Temperaturen wurden dabei durch kräftiges Absinken und einer positiven Strahlungsbilanz im Bereich des Hochdruckgebietes vor Ort generiert. Durch die teils extreme Trockenheit konnte sich die Luftmasse aufgrund von fehlender Verdunstungsabkühlung noch stärker erwärmen. Vor allem im Norden und Nordosten brachte nämlich bereits der Mai deutlich unterdurchschnittliche Niederschlagssummen. Somit war der Sommer 2018 der zweitwärmste seit Wetteraufzeichnung, er zeichnete sich aber vor allem durch die teils extreme Trockenheit aus, die bis weit in den Herbst hinein anhielt.

Hitzesommer der Vergangenheit teil 1

 

Geopotentialanomalie für den Sommer 2003 und 2018 über Europa. Im Sommer 2003 sorgten persistente Omegalagen über Zentral- und Westeuropa für überdurchschnittlich hohes Geopotential, während 2018 vor allem aufgrund von ausgeprägten High-Over-Low-Lagen über Nordwesteuropa und Skandinavien hohe Abweichungen beobachtet werden. 

Neue Allzeitrekorde wurden ein Jahr später (2019) erreicht – im drittwärmsten Sommer seit Wetteraufzeichnung. Im Gegensatz zum Sommer 2003 und 2018 brachte dieser allerdings keine längeren Hitzewellen. Dafür sorgte ein kräftiger Vorstoß sehr heißer Luftmassen aus Nordafrika im Westen des Landes in der letzten Julidekade für zahlreiche Allzeitrekorde. So kletterte am 25.07.2019 das Thermometer in Duisburg-Baerl in Nordrhein-Westfalen auf 41,2 Grad. Kurze, aber markante Hitzeperioden bestimmten das Bild des Sommers. Zwischendurch gab es aber im Kontrast zu 2003 und 2018 auch immer wieder deutlich kühlere Phasen, die letztendlich dafür sorgten, dass der Sommer nur auf Platz 3 landete.

Somit bleibt abzuwarten wie der diesjährige Sommer ausfällt. Die Messlatte für einen neuen Jahrhundertsommer ist jedenfalls sehr hoch gesetzt!
 

 

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

 

Im „Auge“ des Tornados

Sicherlich haben Sie schon einmal etwas über den Katastrophenfilm „Twister“ aus dem Jahre 1996 gehört oder vielleicht auch schon (mehrfach) gesehen? Am Ende des Films kommt es zum großen „Showdown“, als sich Bill (Bill Paxton) und Jo (Helen Hunt) im Inneren eines ausgewachsenen Tornados befinden und beim Blick nach oben den blauen Himmel sehen können. Nun stellt man sich vielleicht die Frage, ob das eigentlich wirklich so ist. Schnell kommen einem dabei wohl Bilder eines Hurrikans mit einem wolkenfreien und windstillen Auge in seinem Zentrum in den Kopf. Ist das bei einem Tornado vielleicht auch so? 

Bevor wir der Sache auf den Grund gehen und um Verwechslungen und Missverständnisse zu vermeiden, sei folgendes gesagt: Hurrikans beziehungsweise tropische Wirbelstürme und Tornados sind zwei völlig verschiedene Wetterphänomene, die quasi nichts miteinander zu tun haben. „Quasi“ deshalb, da tropische Wirbelstürme Tornados auslösen können. Für ein extremes Beispiel dazu sorgte Hurrikan Milton Anfang Oktober letzten Jahres. Er verursachte in Florida einen Tornadoausbruch mit sage und schreibe 45 bestätigten Tornados an einem Tag (entspricht etwa der mittleren Tornadoanzahl in Deutschland in einem Jahr). 

Im 22Auge22 des Tornados teil 1

Blick aus der Internationalen Raumstation (ISS) auf Hurrikan Florence am 12.09.2018. 

Tropische Wirbelstürme sind weitaus größer und langlebiger als Tornados. Während erstere einen Durchmesser von weit über 1000 km haben und über mehrere Tage bestehen können, messen Letztere in der Regel einen Durchmesser von „nur“ einigen hundert Metern und dauern häufig weniger als eine Stunde. Tornados entstehen an der Unterseite einer Schauer- oder Gewitterwolke. Bei tropischen Wirbelstürmen handelt es sich grob gesagt um die Ansammlung von Gewittertürmen, die aufgrund der Corioliskraft beginnen, sich um ein gemeinsames Zentrum zu drehen. 

Im 22Auge22 des Tornados teil 2

Blick aus der Internationalen Raumstation (ISS) auf das wolkenarme Auge von Hurrikan Florence am 12.09.2018. 

Soweit erst einmal zu den Grundlagen. Springen wir nun direkt ins Innere eines Tornados! 

Videos aus dem Inneren eines Tornados bzw. von Leuten, die sich in ihrem Auto von einem Tornado überrollen lassen (nicht nachmachen!!!), gibt es durchaus einige im weltweiten Web. Ein besonderes Exemplar dazu hat Reed Timmer zu bieten, einer der weltweit bekanntesten Sturmjäger und Tornadoforscher (Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=T3yF5-OsijM). Mit seinem extra auf die extremen Bedingungen im Umfeld eines Tornados ausgerichteten Autos, dem „Dominator“, stellte er sich mit seiner Crew direkt in die Zugbahn eines Tornados. Es handelte sich um einen Tornado bei Spalding, Nebraska, einem, wie sich später herausstellte EF3-Tornado, was Windgeschwindigkeiten zwischen 218 und 265 km/h entspricht. Mehr zu Tornadoskalen finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 11.04.2024 (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/4/11.html). 

Im 22Auge22 des Tornados teil 3

Drohnenaufnahme des Tornados bei Spalding, Nebraska, USA am 12.05.2023. 

Dank der am Dominator angebrachten Messinstrumente konnten zahlreiche Daten aus dem Inneren des Tornados gewonnen werden. Während der Windmesser durch den Tornado leider beschädigt wurde, lieferte die Auswertung der Druckdaten eindrucksvolle Ergebnisse. Demnach sank der Luftdruck bei Überquerung des Tornados vorrübergehend um knapp 55 hPa! Direkt nach Durchgang des Tornados stieg der Druck innerhalb von nur 0,75 Sekunden um 23 hPa an! Diese extremen Druckänderungen sind letztlich die Erklärung für die enormen Windgeschwindigkeiten. 

Was man in dem Video noch sieht: Während der Wind anfangs noch von hinten kommt, dreht er rasch nach rechts, ehe er mit Durchgang des Hauptwirbels plötzlich direkt von vorne zuschlägt. Während des letztgenannten Richtungswechsels kann man tatsächlich eine kurzzeitige Windabnahme erkennen. Hierbei aber von Windstille zu sprechen, wäre schon eher vermessen. Innerhalb eines Tornados werden zudem auch immer wieder sogenannte Mikrowirbel beobachtet, die dort hin und her sausen und für die höchsten Windgeschwindigkeiten eines Tornados verantwortlich sind. 

Von einem wolkenarmen Auge ist nicht einmal ansatzweise etwas zu sehen – aber wie auch? Ein Tornado entsteht, wie oben bereits beschrieben, unterhalb einer Schauer- oder Gewitterwolke oder anders ausgedrückt: Über einem Tornado ist enorm viel Wolke! Während ein Tornado meist mehrere 100 m hoch ist, kann die darüber befindliche Wolke über 10 km hoch in den Himmel ragen. 

Die zu Beginn des Textes beschriebene Szene am Ende von „Twister“ ist also absoluter Nonsens. Dem Kultstatus dieses Films tut das aber natürlich kein Abbruch 😉 

Dipl. Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Regen – was war das nochmal?

Regen gilt oft als etwas Lästiges. Vor allem dann, wenn er in wiederholten Schauern vom Himmel fällt und jede Bewegung im Freien zur Geduldsprobe macht. Er verwandelt Wege in Schlamm, lässt Schuhe durchweichen und sorgt für feuchte Kleidung sowie beschlagene Brillen. Das Grau am Himmel kann auf die Stimmung drücken, Müdigkeit verstärken und das Gefühl von Enge oder Trägheit hervorrufen, als würde der Regen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gedanken schwerer machen. Vor allem an freien Tagen oder im Urlaub können die meisten Menschen Regen überhaupt nicht gebrauchen.

Regen was war das nochmal teil 1

Nutzerbild aus der DWD-WarnWetter-App vom 04. Mai 2025.

Derzeit ist Regen jedoch Mangelware. Die Trockenheit setzt sich auch in diesen Tagen vielerorts weiter fort. Einzig in der Osthälfte Deutschlands sorgt Tief „Lorenz“ über Polen für einige Schauer und kurze Gewitter. Flächendeckend reichen die angekündigten Niederschläge allerdings nicht aus, um das Defizit der vergangenen Monate auszugleichen.

Das Niederschlagsdefizit lädt durchaus zum Umdenken ein. Immerhin spendet der Regen Leben – ohne ihn wäre kein Leben auf der Erde möglich. Und gerade in ihrer aktuellen Wachstumsphase benötigt die Natur viel davon: Die Bäume bilden dichtes Blattwerk aus, überall blühen Pflanzen und die Wiesen erstrahlen in saftigem Grün. Henry David Thoreau wusste: „Ein einziger sanfter Regen macht das Gras um viele Nuancen grüner“. Bei Niederschlägen nimmt man auch wieder häufiger Petrichor wahr – den erdigen Duft des Regens. Dieser ruft bei der einen oder dem anderen schöne Momente aus der Kindheit ins Gedächtnis, was wiederum das Selbstwertgefühl stärken kann. Allergiker schätzen einen schönen Guss ebenfalls, denn im Anschluss ist die Pollenkonzentration geringer und sie können wieder frei durchatmen. Außerdem wird dem Regen auch ein leistungssteigernder Effekt nachgesagt. Der Autor dieses Artikels kann dies übrigens bestätigen – joggt er doch viel lieber bei Regen als bei sengender Hitze und brennender Sonne. Und spätestens wenn man Kinder voller Freude mit Anlauf in Pfützen springen sieht, kann man gar nicht anders… man muss den Regen einfach lieben!

Aber wie entsteht das kühle Nass denn eigentlich?

Regen kann ja schlecht aus dem „Nichts“ in unserer Atmosphäre auftauchen. Bereits in der Schule wird das Wissen über den Wasserkreislauf vermittelt. An dessen Anfang steht die Verdunstung von Wasser. Scheint die Sonne, erwärmt sich die Erdoberfläche und somit auch die bodennahe Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Erdboden, aus Meeren, Flüssen, Seen oder von der Vegetation und wird zu Wasserdampf. Der größte Anteil des verdunsteten Wassers stammt übrigens aus den Ozeanen.

Regen was war das nochmal teil 2 

Der natürliche Wasserkreislauf und die damit verbundenen Prozesse. Die Auswirkungen menschlicher Einflüsse sind dabei nicht berücksichtigt. 

Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kalte, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur (siehe DWD-Lexikon; https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=103346&lv2=102672&lv3=102734 bzw. „Weitere Informationen zum Thema“) erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge Eiswolken bilden. Häufig entstehen Niederschläge durch komplexe Vorgänge, bei denen auch die Eisphase eine Rolle spielt. Bleiben wir der Einfachheit halber aber bei den sogenannten Wasserwolken:

Wann regnet es nun aus den Wolken?

Damit die winzigen Wassertröpfchen schließlich zu Regentropfen anwachsen, reicht die Kondensation von Wasserdampf alleine jedoch nicht aus. Wesentlich effektiver ist das Zusammenfließen (Koaleszenz) von Wolkentröpfchen. Beinhaltet die Wolke nun unterschiedlich große Tropfen, sinken die Größeren schneller ab als die Kleinen. Dabei kollidieren sie miteinander, was das Tropfenwachstum weiter beschleunigt. Erreicht der Tropfen schließlich eine kritische Masse, sodass seine Sinkgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der aufsteigenden Luftmasse, die ihn in der Schwebe hält, übersteigt, fällt der Tropfen zum Erdboden. Mangelt es allerdings an Feuchtigkeit, bilden sich keine ausreichend großen Tropfen, womit es unter den Wolken trocken bleibt.

Regen was war das nochmal teil 3

Nutzerbild aus der DWD-WarnWetter-App vom 03. Mai 2025. 

Warum regnet es überhaupt unterschiedlich stark?

Dies liegt vor allem daran, dass warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnimmt als kalte. An einem schwül-warmen Sommertag liegt deshalb viel Wasserdampf in der Atmosphäre vor, sodass sich unter passenden Bedingungen große Wolken bilden können, die schwere Tropfen ausbilden. In tropischen Regenwäldern sind die Bedingungen ganzjährig feucht-warm, sodass dort fast täglich starke Schauer auftreten.

Und was passiert nun mit dem Regen, der auf den Erdboden fällt?

Dieser versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse und Seen ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt. Vielleicht denken sie beim nächsten Regen einfach mal an seine positiven Eigenschaften. Falls Ihnen dies kein Trost spenden sollte, seien Sie einfach an die folgende Redewendung erinnert: „Nach dem Regen folgt Sonnenschein“ oder wie die Norddeutschen sagen: „Regen ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe vorbeischwimmen.“
 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung

Die aktuelle Trockenheit ist in aller Munde. Nicht nur im diesjährigen Frühjahr (Monate März, April, Mai), sondern bereits seit Anfang Februar fiel in weiten Landesteilen Deutschlands viel zu wenig Niederschlag. Dies hat erste Auswirkungen auf die Natur und Landwirtschaft. Viele stellen sich sicherlich die Frage, wie ungewöhnlich die Wetterlage tatsächlich ist. Im heutigen Thema des Tages ordnen wir diese klimatologisch ein, zeigen die Auswirkungen auf die aktuelle Bodenfeuchte und geben einen kurzen Ausblick, ob beziehungsweise wann und wo in den nächsten Tagen mit Regen zu rechnen ist. 

Daten und klimatologische Einordnung 

Das diesjährige Frühjahr war bisher viel zu trocken. In den Monaten März, April und in der ersten Maihälfte kamen bisher im deutschlandweiten Flächenmittel nur insgesamt 58 mm Regen zusammen. Das ist nur rund ein Drittel der üblichen Regenmenge in einem Frühjahr in Deutschland! Das bisher trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war 1893 mit einer Niederschlagsmenge von immerhin 85,3 mm; ähnlich trocken war das Jahr 2011 mit 89,5 mm. Dieser Vergleich zeigt, dass wir aktuell auf Rekordkurs sind. Bis Ende Mai müssten flächendeckend in Deutschland nämlich noch 25 bis 30 mm Regen zusammenkommen, um das Niveau der Jahre 1893 und 2011 zu erreichen. Besonders trocken war es in den letzten zweieinhalb Monaten im Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg) sowie in Teilen Niedersachsens, wo vielerorts lediglich 15 bis 30 mm, teils sogar noch weniger, Regen gefallen sind. Beispielsweise kamen in Kuhbier im Nordwesten Brandenburgs gerade einmal 11,4 mm, in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) 13,6 mm und in Berlin rund 20 mm zusammen. Diese Regenmengen sind in einem Zeitraum von 10 Wochen nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Die außergewöhnliche und anhaltende Trockenheit begann allerdings bereits Anfang Februar. Nimmt man diesen Monat noch mit hinzu, ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 13. Mai zeigen aktuelle Auswertungen des stationsbasierten Niederschlags eine deutschlandweite Regenmenge von 81,8 mm. Dies entspricht weniger als die Hälfte (46 %) des üblichen Niederschlags in diesem Zeitraum. Ähnlich trocken war es einzig im Jahr 1976. Besonders trocken war es im Norden, wie Abbildung 1 (links) verdeutlicht. Vielerorts kamen dort nur 25 bis 50 mm zusammen, in Westmecklenburg stellenweise sogar noch weniger. Das Niederschlagsdefizit beträgt in vielen Regionen 75 bis 150 mm, stellenweise sogar noch mehr (Abbildung 1, rechts). Deutlich mehr Regen (aber dennoch unterdurchschnittlich) summierte sich am Alpenrand und im Schwarzwald mit immerhin 150 bis örtlich 300 mm auf, wo eine Dauerregenlage Ende März ergiebige Regenfälle brachte. Auch die Hohenloher Ebene östlich von Stuttgart und ein Streifen in der Mitte, etwa zwischen Köln und Erfurt, kamen etwas besser davon, da ebenfalls eine Dauerregenlage Anfang Mai dort nennenswerten Regen brachte.

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 1

Abbildung 1: Gefallener Niederschlag in Deutschland vom 1. Februar bis 13. Mai 2025 (links) und die dazugehörige Abweichung vom Referenzwert (Referenzperiode 1991-2020) (rechts). 

Ursache für die wenigen Niederschläge waren eine ungewöhnliche Häufung von Hochdruckwetterlagen und blockierende, stationäre Wetterlagen, bei denen sich die korrespondierenden Hoch- und Tiefdruckgebiete kaum verlagerten. 

Auswirkungen auf die Bodenfeuchte 

Die Trockenheit hat logischerweise auch Auswirkungen auf die Bodenfeuchte und in der Folge auf Natur und Landwirtschaft. Die Oberböden (Betrachtung der Schicht 0 – 60 cm Tiefe) sind besonders in Nord- und Nordostdeutschland sowie von Saarland und Rheinland-Pfalz bis nach Nordbayern und Südthüringen weitaus trockener als Mitte Mai üblich (Abbildung 2, obere Karten). Speziell im Norden liegt die Bodenfeuchte teils außerhalb des Wertebereichs der Vergleichsperiode 1991 – 2020, d.h. die Bodenfeuchte war in diesem Zeitraum noch nie so niedrig. Besonders in den oberen 10 cm des Bodens ist für die vorherrschende Landnutzung bereits ein markanter, teils extremer Trockenstress vorherrschend. Dies hat vor allem Auswirkungen bei den im Frühling gesäten Feldfrüchten (Sommergetreide, Zuckerrüben, Mais), die durch noch wenig in die Tiefe reichendes Wurzelwerk zu verzögertem Auflaufen neigen. Je tiefer man in den Boden geht, desto besser stellt sich die Situation dar, wobei sich auch in den Schichten 20 bis 30 cm und 50 bis 60 cm schon vielerorts leichter bis mäßiger Trockenstress bemerkbar macht. Dennoch können sich bereits im Herbst gesäte Feldfrüchte (Raps und Wintergetreide) meist noch gut aus tieferen Bodenschichten versorgen. Damit halten sich die Folgen der Trockenheit für die Landwirtschaft aktuell noch in Grenzen. Nach Informationen aus der Landwirtschaft wird die Situation für viele Pflanzenarten kritisch, wenn es nicht innerhalb der nächsten beiden Wochen ergiebig regnet.
Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 2 

Abbildung 2: Bodenfeuchte unter vorherrschender Landnutzung in unterschiedlichen Bodenschichten (Prozent nutzbare Feldkapazität, % nFK). 

In tieferen Bodenschichten (80 – 150 cm Tiefe) ist hingegen noch genügend Feuchtigkeit vorhanden (Abbildung 2, untere Karten). Diese Bodenschichten profitieren von der außergewöhnlich nassen Witterungsperiode, die von Mitte 2023 bis Ende 2024 andauerte. Daher können sich die Wälder noch länger mit Wasser versorgen. Erst eine auch in den kommenden Monaten trockene Witterung würde zu einem ernsthaften Problem werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir wiederholt flächendeckenden ergiebigen Regen bräuchten, also zumindest eine für ein paar Wochen unbeständige Witterung, um die Böden wieder auf die für die Jahreszeit übliche Bodenfeuchte zu bringen. Lokaler Starkregen in Form von Schauern und Gewittern würde hingegen deutlich weniger helfen. 

Niederschlagsvorhersage 

Bleibt zum Abschluss noch die große Frage zu klären, ob sich die Trockenheit auch in den kommenden Tagen fortsetzt oder ob es zumindest regional eine Entspannung geben könnte. Tatsächlich zeigen die Wettermodelle, dass in den nächsten Tagen zumindest regional endlich mal mit Niederschlägen zu rechnen ist. Bereits am morgigen Freitag entwickeln sich im Osten Deutschlands, im Osten Bayerns und möglicherweise auch im Westen Niedersachsens ein paar Schauer, die zumindest örtlich etwas Regen bringen können, wobei die meisten Orte noch in die Röhre gucken. Am Wochenende sowie am Montag werden generell in der Ost- bzw. Nordosthälfte Deutschlands zeitweilige Regenfälle oder Schauer häufiger und sorgen dort zwar nicht überall, aber immerhin gebietsweise für eine leichte Entspannung der Trockenheit. Die Modelle zeigen immerhin etwa 5 bis 15, örtlich auch um 20 mm Niederschlag (Abbildung 3). Dies reicht natürlich bei Weitem nicht aus, um das Niederschlagsdefizit auszugleichen. Nachfolgend ist in den genannten Regionen erst einmal wieder kein weiterer Regen in Sicht. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche könnten dann aus Süden und Südwesten her Regenfälle auf die südlichen Regionen übergreifen. Wie intensiv diese ausfallen werden und wie weit sie sich nach Norden ausbreiten, wird aber von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet. Wenn es blöd läuft, ist davon nur der äußerste Süden betroffen. Am wenigsten Regen wird für die kommenden sieben Tage für NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen vorhergesagt. Möglicherweise gehen einige Gebiete dort sogar komplett leer aus. Alles in allem kann man also zusammenfassen, dass es in den nächsten Tagen zwar regional wieder Regen geben wird, dass dieser aber noch lange nicht ausreicht, um das aufgebaute Niederschlagsdefizit auszugleichen. 

Anhaltende Trockenheit – Update und klimatologische Einordnung teil 3

Abbildung 3: Prognostizierte Niederschlagsmengen (mm) bis Donnerstag, 22.05.2025, 12 UTC, von unterschiedlichen Vorhersagemodellen. 

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Aufgaben der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 2

Mediendienst:
Der Medienmeteorologe tritt am Morgen seinen Dienst an und ist dann bis in die Mittagsstunden einem relativ straffen Programm ausgesetzt. Zuerst muss der Wetterbericht fürs Deutschlandradio überarbeitet werden. Im Anschluss folgt der allgemeine Wetterbericht für Deutschland und ein erstes Posting auf den Plattformen der sozialen Medien. Dieses Posting sollte mit einem schön gestalteten und aussagekräftigen Bild garniert werden. Im weiteren Verlauf wird der Pressetext verfasst, der an verschiedene Medienanstalten verschickt wird. Dabei geht es darum, das Wetter möglichst anschaulich für die Bevölkerung zu beschreiben. Danach folgt die Kernaufgabe des Mediendienstes, nämlich die Erstellung eines Wetterclips beziehungsweise eines Unwetter- oder Hitzeclips. Diese Clips werden bei entsprechenden Wetterlagen auf YouTube, in der WarnWetter-App und auf der Homepage hochgeladen. Dafür wird mit einer Software ein Wetterfilm erzeugt, der dann im betriebseigenen TV-Studio vorgetragen und aufgenommen wird. Am Mittag und Nachmittag wird der Deutschlandwetterbericht fortlaufend aktualisiert und ein Thema des Tages verfasst. Außerdem gibt es bei Unwetterlagen einen extra Bericht für Medienanstalten. Des Weiteren müssen weitere Postings erzeugt und Kundenmails beantwortet werden. Ebenso kann den ganzen Tag über das Telefon klingeln, weil beispielsweise ein Radiosender ein Interview will oder eine Zeitung Informationen für einen Artikel braucht. Gelegentlich kommt auch ein Fernsehteam vorbei, um Aufnahmen zu machen. Der Mediendienst ist also sehr vielfältig und der Kundenkontakt ziemlich ausgeprägt. 

Warnproduktion:
Dieser Dienst ist äußerst facettenreich und es werden viele unterschiedliche Aufgaben bearbeitet. Am frühen Morgen steht ein hydrologischer Bericht für ganz Deutschland und im Speziellen nochmals für das Rheineinzugsgebiet an. Danach erstellt man im Bedarfsfall Grafiken für das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) und die Deutsche Bahn (DB). Interessant für diese Kundengruppen sind vor allem großräumig zu erwartende Unwetterereignisse mit gewissem Schadenspotenzial. Daran anschließend nimmt der Meteorologe dann das weltweite Wetter in Betracht und dafür nutzt er zum Beispiel auch den Extreme Weather Index (EWI). Dieser Index dient zur Abschätzung von außergewöhnlichen Wetterereignissen weltweit und wird dazu genutzt, frühzeitig Unwetterereignisse zu erfassen. Diese Erkenntnisse werden dann entweder mündlich oder in Form eines Berichtes an das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum weitergeleitet, damit dort beispielsweise Hilfsaktionen koordiniert werden können. Im Warnproduktionsdienst werden weitere deutschlandinterne oder internationale Sonderaufgaben bearbeitet. Derzeit werden beispielsweise verschiedene Berichte zum aktuellen Wetter und die Windverhältnisse für die Ukraine erstellt. Auch für die international stationierte Bundeswehr wird Zuarbeit geleistet. Der Dienst ist somit sehr anspruchsvoll, da man sich in viele unterschiedliche Themenbereiche einarbeiten muss und sehr gute Geografiekenntnisse unbedingt erforderlich sind. 

Evaluierungs- und Analysedienst:
Dieser Dienst ist in zwei Blöcke aufgeteilt. Am Morgen und am frühen Nachmittag stehen die Bodenanalysekarten an. Es ist quasi eine Art „Malen nach Zahlen“ für den Bereich Europa und Nordatlantik. Neben der Positionierung von Hoch- und Tiefdruckgebieten werden auch Fronten sowie Isobaren in die Karte eingezeichnet. Nachdem dies früher alles noch mit Stift und Papier erfolgte, nutzt man mittlerweile ein grafisches Visualisierungstool.

Der zweite Part dieses Dienstes, der zwischen den Analysen und auch am Nachmittag gemacht wird, ist die Evaluierung. Dabei sollen Produkte auf Herz und Nieren geprüft und mögliche Fehler beziehungsweise Verbesserungsvorschläge dokumentiert werden. Das können Untersuchungen zu neu entwickelten Radarprodukten, neuen Wettermodellfeldern oder Weiterentwicklung von bestehenden Produkten sein. Des Weiteren dient dieser Dienst der Unterstützung des Guidancemeteorologen oder des Supervisors vor allem bei komplexen Warnlagen. Außerdem übernimmt der Meteorologe bei Ausfall der Außenstellen deren Arbeit, wie beispielsweise die Erstellung von Wetter- und Warnlageberichten sowie von akuten Warnungen. 

Nachtdienste:
Neben dem Supervisorennachtdienst gibt es noch zwei Nachtdienste, die nachts die Aufgaben der Außenstellen von Essen, Leipzig und Potsdam übernehmen. Neben der Erstellung der Guidance sind sie dann für akute Warnungen im Zuständigkeitsbereich der Außenstellen, für die Erstellung von Warnlage- und Wetterberichten, für die telefonische Beratung und für eine Reihe von Sonderaufgaben verantwortlich. 

Das heutige Thema des Tages und das Thema des Tages von vergangenem Samstag (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/5/10.html) boten einen Überblick über die verschiedenen Schichten in der VBZ. Nicht weiter aufgeführt wurden eine Reihe von Sonderaufgaben, wie beispielsweise die Erstellung von Ausbreitungsrechnungen im Bedarfsfall und die Übernahme von Projektarbeiten, die einen immer größeren Raum im Dienstplan einnehmen. Die Arbeit in der VBZ ist also sehr spannend, anspruchsvoll und nicht langweilig, da man sich immer wieder mit neuen Aufgaben befassen und sich in neue Themengebiete einarbeiten muss. 

 

Dipl. Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

Vor 10 Jahren: Zweiter Tornadoausbruch im „Unwetter-Mai“ von 2015

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle bereits über den Tornadoausbruch am 5. Mai 2015 im Nordosten Deutschlands berichtet, der sich in diesem Jahr zum zehnten Mal jährte. Diese Unwetterlage sollte aber erst der Startschuss eines denkwürdigen Unwetter-Monats sein. Nur eine Woche nach dem berüchtigten „Bützow-Tornado“ kam es am 12. und 13. Mai 2015 zur nächsten, folgenschweren Unwetterlage. Schwere Gewitter brachten neben schweren Sturmböen, Starkniederschlägen und großem Hagel auch wieder mehrere, starke Tornados, die für Verwüstungen sorgten. 

Vor 10 Jahren Zweiter Tornadoausbruch im 22Unwetter Mai22 von 2015 teil 1

Abbildung 1: DWD-Bodenanalyse vom 12. und 13. Mai 2015, 12 und 18 UTC. Quelle: DWD 

Wie schon bei der ersten Unwetterlage zu Beginn des Monats handelte es sich auch bei der zweiten am 12. und 13. Mai 2015 um eine hochenergiereiche und dynamische Gewitterlage. Den Gewittern stand nicht nur eine sehr warme, feuchte und instabile Luftmasse zur Verfügung, sondern auch viel Windscherung, also mit der Höhe rasch an Stärke gewinnende und in ihrer Richtung variierende Winde. Die DWD-Analyse vom 12. Mai (14 Uhr) verdeutlicht, wie Deutschland zwischen Tief BENEDIKT über dem Nordmeer und Hoch TINA über Südosteuropa in eine Südwestströmung gelangte, mit der feucht-warme Mittelmeerluft herangeführt werden konnte (Abb. 1, links). Zugleich griff aber auch die Kaltfront von BENEDIKT über, die einen markanten Luftmassenwechsel von Nordwesten her einleitete. Unmittelbar vor der Kaltfront konnte sich in der warmen Luft eine sog. Konvergenzlinie ausbilden, also ein schmaler Bereich zusammenströmender und folglich zum Aufsteigen gezwungener Luft. Die Konvergenzlinie konnte somit als Trigger für die Gewitterentstehung fungieren. Es bildete sich eine markante, mehrere 100 Kilometer lange Gewitterlinie aus (Abb. 2, rechts). Aufgrund der Windscherung konnten sich die Gewitter organisieren, was bedeutet, dass sie stärker und langlebiger wurden. Auch einige Superzellen, also stark rotierende Gewitterzellen, waren mit dabei. Diese brachten nicht nur großen Hagel bis 4 cm Durchmesser, sondern produzierten auch mindestens vier Tornados in Arfurt in Hessen, in Kirchgandern und Nohra in Thüringen sowie in Alten in Sachsen-Anhalt. Die Tornados wurden als IF0 bis IF1.5 mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 180 km/h klassifiziert. 

Vor 10 Jahren Zweiter Tornadoausbruch im 22Unwetter Mai22 von 2015 teil 2

Abbildung 2: Radarbilder vom 12. Mai 2015, 15 und 17 UTC, und beispielhafte DWD-Warnkarte während des Ereignisses. Unwetterwarnungen sind rot, die Warndreiecke markieren Bundesländer mit einer Unwettervorabinformation. Quelle: DWD 

Am 13. Mai flutete kühlere Meeresluft weite Teile Deutschlands, zudem brachte Hoch ULRIKE eine Wetterberuhigung. Im äußersten Süden allerdings hielt sich die feucht-warme und instabile Luft und wiederholt konnte sich auf der warmen Seite der Luftmassengrenze im Bereich einer Tiefdruckrinne eine Konvergenzlinie ausbilden (Abb. 1, rechts). Zudem war die Windscherung noch etwas stärker und die Bedingungen für Superzellen und Tornados noch etwas günstiger als am Vortag. Besonders herausragend war eine Superzelle, die am Abend vom Elsass her nach Südwestdeutschland und u. a. auch über Freiburg im Breisgau zog. Dort richtete Hagel bis zu 5 cm Durchmesser größere Schäden an. Sich weiter über den Schwarzwald südostwärts verlagernd produzierte die Zelle noch mindestens zwei Tornados der Stärke IF2 bis IF2.5 (220 bis 250 km/h) bei Lenzkirch und Bonndorf. Ein weiteres System über Bayrisch Schwaben wurde eingangs der Nacht „tornadisch“. Auf eine Strecke von 10 Kilometern zwischen Stettenhofen und Affing richtete der als IF3 (~290 km/h) eingestufte Tornado schwere Schäden an. Autos wurden versetzt, Wände und Mauern eingerissen und einige Gebäude unbewohnbar. 

Vor 10 Jahren Zweiter Tornadoausbruch im 22Unwetter Mai22 von 2015 teil 3

Alle Blitze und eine beispielhafte Warnkarte vom 13. Mai 2015. Unwetterwarnungen sind rot, extreme Unwetterwarnungen sind violett, die Warndreiecke markieren Bundesländer mit einer Unwettervorabinformation. Quelle: DWD 

Den Betroffenen wird diese Unwetterlage sicher noch in Erinnerung sein, aber vielleicht auch dem ein oder anderen „Wetterbegeisterten“ unter den Lesern. Allen anderen soll dieser Artikel vor Augen führen, welche Naturgewalten sich schon im Mai in Form von schweren Gewittern entfalten können. 

Vor 10 Jahren Zweiter Tornadoausbruch im 22Unwetter Mai22 von 2015 teil 4

Schäden nach dem Tornado in Affing am 13. Mai 2015. Quelle: DWD/Siemens 

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2025
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