Mystische Herbststimmung an den heimischen Seen

Der Herbst zählt nicht unbedingt zu den Lieblingsjahreszeiten der Deutschen (Sommer und Frühling führen in einer solchen Umfrage deutlich vor den anderen beiden Jahreszeiten), allerdings wird dieser nach Ansicht des Autors oft unter seinem Wert geschlagen. Wenn die Natur durch die nun tiefer stehende Sonne in sanftes Licht getaucht wird und die Blätter warme Farben annehmen, kann man diese Stimmung herrlich in sich aufsaugen und vielleicht für den Winter konservieren.

Im heutigen Thema des Tages soll aber nicht die herbstliche Blattverfärbung im Mittelpunkt stehen, sondern viel eher ein besonderes Phänomen an den heimischen Seen. Besonders Frühaufsteher können aktuell häufig den saisonal auftretenden sogenannten „Seerauch“ beobachten. Dabei steigen Fragmente von Nebelschwaden von der Seeoberfläche auf und verschwinden anschließend relativ schnell. Der sich ständig bewegende Seerauch ist eine besondere Nebelform und gehört zur Klasse der Verdunstungsnebel.

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Seerauch

Wenn relativ warmes Wasser mit deutlich kälterer Umgebungsluft in Berührung kommt, resultieren daraus Verdunstungseffekte. Einer dünnen Luftschicht über dem See wird dabei unter Erwärmung Wasserdampf zugeführt. Damit einhergehend findet aber gerade über den größeren Seen eine starke Labilisierung der untersten Atmosphärenschicht statt, denn die nun erwärmte Luft steigt auf und mischt sich mit der relativ dazu kälteren Umgebungsluft. Bei diesem Mischungsvorgang kondensiert der Wasserdampf und der Seerauch entsteht. Da die kalte und trockenere Luft aber deutlich überwiegt, folgt beim weiteren vertikalen Aufsteigen der feuchten Luft rasch wieder die Verdunstung der Wassertröpfchen. Daher entsteht aus Seerauch in vielen Fällen auch kein „richtiger“ Nebel.

Allerdings können tief liegende Inversionen dafür sorgen, dass die dünne Luftschicht darunter langsam mit erhöhter Feuchte angereichert wird. Bei einem sehr großen See mit einem hohen Wasserdampfangebot passiert es dann ab und zu, dass es zur erneuten Kondensation kommt. Die Inversion als atmosphärische Sperrschicht verhindert nun aber das weitere Aufsteigen der Luftpakete und damit die Einmischung von kalter, trockener Umgebungsluft. Infolgedessen entsteht eine dünne (Hoch-) Nebelschicht, die aber Ende September mit Hilfe der Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf häufig noch aufgelöst wird.

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Vorhersagekarte für Mittwoch, 01.10.2025, 12 UTC

Für den atmosphärischen Effekt des Seerauchs ist die nun bevorstehende Wetterlage ideal. Der Hochdruckeinfluss nimmt nun stetig zu und sorgt für teils klare Nächte. Außerdem gelangt Deutschland auf die „kalte“ Flanke des ausgedehnten Hochs PETRALILLY über Nordosteuropa und dessen Adjutant, der Hochdruckzone QUINN II über Mitteleuropa. Dabei wird trockene und kühle Festlandsluft herangeführt, die in den kommenden Nächten verbreitet für Frost in Bodennähe, stellenweise auch in einer Höhe von 2 m („Luftfrost“) sorgt. Die heimischen Seen weisen aber noch relativ hohe Wassertemperaturen auf. Am Chiemsee und am Bodensee wurden beispielsweise heute Früh Temperaturen von etwas über 17 Grad gemessen, an manchen kleineren See werden sogar noch Werte von knapp 20 Grad registriert. Außerdem spielt der Wind keine große Rolle, damit wären die Bedingungen für Seerauch gegeben.

Aus aktueller Sicht wird dies aber ein eher kurzes Vergnügen sein, denn ab Freitag könnte wieder etwas Schwung in unsere Wetterküche kommen. Der dann ehemalige(!) Hurrikan HUMBERTO erreicht die Britischen Inseln und sorgt von Westen her für eine zunehmend wechselhafte Witterung, auch Wind- und Sturmböen könnten das kommende Wochenende prägen. Allerdings sind sich die verschiedenen Wettermodelle diesbezüglich noch nicht einig, daher muss für dezidierte Prognosen noch etwas abgewartet werden. Daher sollte zunächst das Motto lauten: den herbstlichen Hochdruckeinfluss genießen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Besondere Momente: Die „Blaue Stunde“

Ganz allgemein beschreibt die „Blaue Stunde“ den Zeitraum innerhalb der abendlichen oder morgendlichen Dämmerung, wenn die Sonne tief genug unter dem Horizont steht, sodass nicht das Gelb oder Rot sondern ein Blauton das Himmelsbild dominiert, aber auch die Dunkelheit der Nacht noch nicht oder nicht mehr eingetreten ist. Da es sich bei der Blauen Stunde um keinen klar definierten Begriff handelt, kann auch die Zeitspanne, bei der von der Blauen Stunde gesprochen wird, nicht eindeutig festgelegt werden. Im Gegensatz dazu besteht jedoch ein physikalischer Zusammenhang zwischen dem Tiefenwinkel der Sonne und der spektralen Zusammensetzung des Himmels, was wiederum eine zeitliche Eingrenzung ermöglicht.

Dabei kommt die besondere, blaue Färbung des Himmels zustande, wenn sich die Sonne ca. zwischen 4 und 8 Grad unter dem Horizont befindet, womit sich die Blaue Stunde sowohl zur Zeit der Bürgerlichen Dämmerung (Tiefenwinkel der Sonne zwischen 0 und 6 Grad) als auch zur Zeit der Nautischen Dämmerung (Tiefenwinkel der Sonne zwischen 6 und 12 Grad) ereignet und damit quasi einen Verschnitt beider Dämmerungsphasen darstellt.

Nun bleibt noch die Frage offen, woher diese einzigartige Blaufärbung des Himmels kommt. Dafür muss noch etwas tiefer in die Physik eingestiegen werden: Tagsüber dominiert die Rayleigh-Streuung, bei der Licht mit kurzer Wellenlänge, also der blaue Lichtanteil, am stärksten gestreut wird und den Himmel ohne Wolken daher tiefblau verfärbt. Ohne andere physikalische Effekte würde sich der Himmel bei der Dämmerung gelblich oder grünlich verfärben, da mit zunehmendem Weg des Lichts durch die Atmosphäre aufgrund eines flacheren Einstrahlwinkels der blaue Anteil komplett „herausgestreut“ worden wäre und nur die anderen Farben übrig bleiben. Auch zur Zeit der Blauen Stunde wäre der Himmel dann nicht blau, sondern eher leicht grünlich oder etwas gelblich. Neben der Rayleigh-Streuung existiert aber auch noch die wesentlich schwächere „Chappuis-Absorption“, ausgelöst durch das atmosphärische Ozon in ca. 15-30 Kilometern Höhe. Am Tage ist diese so schwach, dass sie gegenüber der Rayleigh-Streuung nicht zum Tragen kommt. Abends und morgens hingegen, wenn die Rayleigh-Streuung eine untergeordnete Rolle spielt, erlangt sie bei einem längeren Weg des Lichts durch die Atmosphäre größeren Einfluss. Dabei wird das Licht im gelben, orangenen und roten Spektrum absorbiert und nur der blaue Anteil bleibt übrig und verleiht der Blauen Stunde die charakteristische Himmels-Färbung.

Die Dauer der Blauen Stunde variiert wie die Dämmerungszeiten auch mit dem Breitengrad und der Jahreszeit und kann zwischen 20 Minuten in den Tropen und bis zu 5 Stunden in den „Weißen Nächten“ am Polarkreis betragen. In Mitteleuropa dauert sie in der Regel zwischen 30 Minuten an der Tag-Nacht-Gleiche und rund 50 Minuten an der Sommersonnenwende.

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Die Blaue Stunde auf Norderney mit dem charakteristischen, blauen Licht.

Besonders in der Fotografie wird die Blaue Stunde häufig genutzt, um eine Komposition richtig „in Szene“ zu setzen, gerade wenn es urbanes, warmes Licht als Kontrast zum eher kühlen Blau gibt. Aber auch in der Poesie und Dichtkunst ist die Blaue Stunde immer wieder Thema, hier wird sie jedoch meist mit einer leicht melancholischen Note versehen.

Ob sie in den kommenden Tagen wieder beobachtet werden kann ist regional unterschiedlich, da sich vom Nordwesten bis in den Südosten ein paar Schauer oder schauerartige Niederschläge sowie dichte Wolken in das Himmelsbild gesellen, wobei es gebietsweise auch aufgelockert sein wird mit einem freien Blick zum Himmel. Ausschau halten und fotografieren lohnt sich aber auf jeden Fall!

M.Sc. Meteorologe Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Deutschland im Klimawandel: Neues Faktenpapier veröffentlicht

In Hamburg fand diese Woche (24.-26.09.2025) bereits zum 15. Mal der Extremwetterkongress statt. Auf der interdisziplinären Fachtagung treten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Öffentlichkeit in Dialog, um über die Folgen des Klimawandels für die Gesellschaft zu diskutieren.

In diesem Rahmen wurde auch ein neues Faktenpapier vorgestellt, das den aktuellen Stand der Wissenschaft zu Extremwettereignissen in Deutschland in Zeiten des Klimawandels beleuchtet. Auf 30 Seiten zeigen die Autorinnen und Autoren des Deutschen Wetterdienstes und des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie, welche Auswirkungen die globale Erderwärmung auf Deutschland hat.

Neues Faktenpapier veroeffentlicht

Deutschland im Klimawandel

Die nachfolgende Zusammenfassung soll einen kleinen Einblick in die Ergebnisse liefern und die interessierte Leserschaft zum Lesen des gesamten Faktenpapiers anregen.

Erwärmung in Deutschland:
Deutschland hat sich seit Beginn systematischer Messungen (1881) bereits um 2,5 °C erwärmt – doppelt so stark wie der globale Durchschnitt. Alle Jahrzehnte seit den 1970er Jahren waren wärmer als die vorherigen, die letzten Jahre gehören zu den wärmsten überhaupt. Diese Entwicklung führt zu gravierenden Veränderungen bei Extremwetterereignissen. Hitzewellen treten häufiger und intensiver auf, während strenge Fröste seltener werden. Neue Temperaturrekorde werden wahrscheinlicher. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keine kalten Winter, kühle Sommer oder Spätfröste mehr geben wird.

Hitze:
Besonders auffällig ist die markante Zunahme von Hitzeereignissen: Sommertage über 25 °C haben sich seit den 1950er Jahren verdoppelt, heiße Tage über 30 °C sogar vervierfacht. Hitze verursacht die höchsten Todeszahlen unter allen Extremereignissen. Städte sind durch den Wärmeinseleffekt zusätzlich belastet, da dichte Bebauung und fehlende Grünflächen das nächtliche Abkühlen verhindern.

Niederschlag:
Die Niederschlagsentwicklung ist komplex und regional sehr variabel. Deutschland erlebte zuletzt extreme Gegensätze: 2023/24 den nassesten Zwölfmonatszeitraum seit Messbeginn, gefolgt von der extrem trockenen Phase Februar bis Mai 2025. Für Starkregen gibt es Hinweise auf eine Zunahme, besonders in Süddeutschland, doch die Datenreihen sind noch zu kurz für eindeutige Trends. Insgesamt nehmen längere Trockenphasen zu, was Landwirtschaft und Wasserversorgung belastet. Damit steigt auch die Gefahr von Waldbränden erheblich, wie 2025 mit vielen Tagen hoher Brandgefahr sichtbar wurde.

Wind, Sturm, Tornados:
Beim Wind zeigen sich keine klaren Veränderungen. Langfristig sind mittlere Windgeschwindigkeiten eher leicht rückläufig, starke Stürme treten seltener auf. Auch Tornados werden im Schnitt mit 49 Fällen pro Jahr dokumentiert, ohne erkennbaren Klimawandel-Trend.

Küsten & Meer:
Anders verhält es sich bei Sturmfluten: Durch den Meeresspiegelanstieg ist langfristig mit höheren Pegeln an Nord- und Ostsee zu rechnen. In Cuxhaven stieg der Meeresspiegel seit 1900 bereits um mehr als 25 cm. Zusätzlich erwärmen sich die Meere: Seit 1969 stieg die Nordsee um 1,2 °C, die Ostsee seit 1990 sogar um 1,9 °C. Marine Hitzewellen – Phasen außergewöhnlich hoher Wassertemperaturen – treten häufiger und länger auf, was marine Ökosysteme stark belastet. Der Sommer 2025 brachte neue Temperaturrekorde, darunter die bislang längste marine Hitzewelle in der Ostsee mit 55 Tagen.

Fazit der Herausgeber:
Der Klimawandel verändert das Extremwetter in Deutschland tiefgreifend. Hitze, Trockenheit und Waldbrandgefahr nehmen deutlich zu, während bei Niederschlag und Wind die Entwicklungen weniger eindeutig und mit höherer Unsicherheit verbunden sind. Meeresspiegelanstieg und Meereserwärmung verschärfen die Risiken an den Küsten. Mit fortschreitender globaler Erwärmung ist in den kommenden Jahrzehnten eine weitere Zunahme dieser Belastungen zu erwarten, was Anpassungsmaßnahmen in allen Bereichen zwingend erforderlich macht.

Dipl. Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Der Herbst ist da

Der September markiert den Übergang vom Spätsommer in den Herbst. Die Tage werden spürbar kürzer, die Abende kühler, und die ersten bunten Blätter kündigen den kommenden Wandel an. Allmählich rückt die Wärme des Sommers in die Erinnerung, während wir uns innerlich auf die dunkle Winterzeit vorbereiten. Zudem offenbart sich auf Feldern und in Gärten der Lohn der Mühen des Sommers: Viele Obst- und Gemüsesorten sind nun reif und können geerntet werden. Die Zugvögel sammeln sich langsam für ihre Reise in den Süden und in den Geschäften kann man bereits erstes Spekulatius-Gebäck kaufen.

Auch das Wetter verhält sich nunmehr zunehmend herbstlich. So sorgte Tief „Calvin“ (international auch als „Alessio“ bekannt) in den vergangenen Tagen vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands für länger anhaltenden Landregen. Details finden Sie hierzu in den Themen des Tages vom 22.09.2025 und vom 25.09.2025.

Am heutigen Samstag (27.09.2025) taucht „Calvin“ nicht mehr in den Bodenwetterkarten auf. An seiner Stelle ist lediglich noch ein in höheren Luftschichten ausgeprägtes Tief zu finden, das in Richtung Norditalien zieht und sich dabei immer weiter abschwächt. So fällt im Süden noch etwas Regen, an den Alpen kann es am Nachmittag und Abend auch einzelne Gewitter geben. Allgemein verliert der tiefe Luftdruck jedoch immer mehr an Einfluss auf unser Wettergeschehen.

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DWD-Vorhersagekarte für den Bodendruck und die Luftmassengrenzen im Bereich von Europa und dem Nordostatlantik für Samstag, den 27. September 2025, 12 UTC auf Basis des ICON-Modelllaufs vom 26. September 2025, 00 UTC.

Gleichzeitig nimmt von Nordosten her der Hochdruckeinfluss zu. Hoch „Petralilly“ erstreckt sich heute Mittag von der Ostsee und Skandinavien bis in den Nordwesten Russlands und sorgt in Teilen Deutschlands für eine Wetterberuhigung. Insbesondere der Norden und Osten profitieren heute bereits davon. Dort zeigt sich häufig die Sonne.

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DWD-Webcamfotos von Samstag, 27. September 2025 08 UTC. Links: Blick von der DWD-Zentrale in Offenbach in Richtung Frankfurt am Main (Hessen). Rechts: Blick in Richtung Nord-Nordost vom Meteorologischen Observatorium Lindenberg bei Falkenberg (Brandenburg).

Auch am Sonntag bleibt der hohe Luftdruck dominant. Zwar liegt die Südwesthälfte weiterhin unter grauen Wolken, Regen fällt meist aber nicht mehr. Am Montag zieht dann vorübergehend ein schwaches Tief in höheren Luftschichten über die Südwesthälfte hinweg und sorgt noch einmal für Schauer und möglicherweise auch einzelne Gewitter. An den Alpen kann es längere Zeit leicht regnen. In weiten Teilen des Landes bleibt es aber trocken. Insbesondere im Norden und Osten hält zudem das freundliche Wetter weiter an. Nachfolgend setzt sich überall wieder Hochdruckeinfluss durch.

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24-stündige Niederschlagsvorhersage bis Dienstagmorgen, den 30. September 2025 der Wettermodelle ICON-EU (links), IFS (Mitte) und GFS (rechts).

In den Nächten treten nun vermehrt herbstliche Phänomene in Erscheinung: Zum einen bildet sich zunehmend Nebel, der bei Sichtweiten von weniger als 150 Metern auch wieder auf der Warnkarte des DWD in Erscheinung tritt. Im Vormittagsverlauf wird sich dieser aber meist noch auflösen können. Mit Fortschreiten der Jahreszeit und folglich niedrigerem Sonnenstand nimmt auch die Andauer etwaiger Nebelfelder wieder zu.

Zum anderen verlagert Hoch „Petralilly“ seinen Schwerpunkt allmählich nach Westrussland, sodass mit einer östlichen Strömung auch kühlere Kontinentalluft zu uns gelangt. So tritt in den Nächten ab Sonntag zunächst im Osten, ab der Wochenmitte dann gebietsweise in ganz Deutschland leichter Frost in Bodennähe auf.

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DWD-Vorhersagekarte für den Bodendruck und die Luftmassengrenzen im Bereich von Europa und dem Nordostatlantik für Dienstag, den 30. September 2025, 12 UTC auf Basis des ICON-Modelllaufs vom 27. September 2025, 00 UTC.

Was die Höchsttemperaturen angeht, so wird der Sonntag voraussichtlich erst einmal der wärmste Tag mit bis zu 21 Grad im Norden und Westen. Im Laufe der Woche sinken die Temperaturen dann sukzessive ab und erreichen am Mittwoch nur noch kühle 12 bis 17 Grad.

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Webcamfoto vom Gletscher-Skigebiet Zugspitze aus mit Blick zum Schneefernerkopf von Freitag, den 26. September 2025, 07 Uhr MESZ.

Ein weiteres Phänomen darf im Herbst nicht fehlen: Schnee in den Alpen. So sinkt im Laufe der nächsten Woche bei leichten Niederschlägen die Schneefallgrenze in den Alpen unter 2000 Metern ab. Auf den Gipfeln bedeutet dies erneute Schneefälle, nachdem dort in der Nacht zum vergangenen Donnerstag bereits der erste Herbst-Schnee in diesem Jahr registriert werden konnte.

So präsentiert sich der Herbst derzeit in seinen verschiedenen Facetten. Von Landregen über erste Bodenfröste und Nebel bis hin zu den ersten Schneeflocken in den Bergen ist klar, in welche Richtung es geht: Die Natur stellt sich langsam, aber sicher auf den bevorstehenden Winter ein.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

„Ex-Gabrielle“ überquert die Azoren

Am frühen Morgen des heutigen Donnerstags zog der ehemalige Hurrikan und nun außertropische Sturmtief mit dem Namen „Ex-Gabrielle“ über bzw. knapp nördlich der Azoren ostwärts. An der Südflanke von „Ex-Gabrielle“ wurden auf der Inselgruppe Orkanböen bis 122 km/h gemessen. Die stärksten Regenfälle blieben an der Nordflanke von „Ex-Gabrielle“ knapp nördlich der Azoren. Am gestrigen Donnerstag war noch fraglich, ob Hurrikan „Gabrielle“ bis zum Erreichen der Azoren noch seine tropischen Eigenschaften beibehält. Am späten Abend wurde dann vom National Hurricane Center (NHC) entschieden, dass „Gabrielle“ eine Umwandlung zu einem außertropischen Sturmtief vollzogen hatte. Das NHC, eine Unterabteilung des US-amerikanischen Wetterdienstes, erstellt unter anderem für den Nordatlantik Vorhersagen für tropische Tiefs. Die Transformation hin zu einem außertropischen Tief ist typischerweise dann gegeben, wenn keine oder kaum noch Konvektion, sprich Gewitter am Tiefkern vorhanden ist und Luftmassengegensätze in Tiefnähe, sprich Fronten, vorhanden sind. Dafür verantwortlich können niedrigere Wassertemperaturen oder/und zunehmende Scherung (Windstärke- und richtungsänderung mit zunehmender Höhe) in Nähe der Frontalzone sein. Nichtsdestotrotz war „Ex-Gabrielle“ auch als mehr oder weniger gewöhnliches Sturmtief gefährlich. Denn die Schadenwirkung der Böen ist letztlich unabhängig von der Art des Tiefs.
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Satellitenbild, Isobaren des Bodendrucks und stündliche Messwerte der Windböen in Kilometer pro Stunde.

„Ex-Gabrielle“ wird in den nächsten Tagen den Ostkurs beibehalten und am Sonntag Südportugal erreichen. Das stärkste Windfeld wird aber auf See bleiben, sodass dort nicht mit einem außergewöhnlichen Sturm zu rechnen ist. Örtlich könnten allerdings kräftige Niederschläge mit Niederschlagssummen um 100 Liter pro Quadratmeter zum Problem werden. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt wahrscheinlich zwischen Lissabon und Porto.
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Prognostizierte Zugbahn von „Ex-Gabrielle“

Mit dem Ende von „Gabrielle“ kehrt jedoch bei weitem nicht Ruhe auf dem Atlantik ein. Mit „Humberto“ gibt es seit heute den dritten Hurrikan der Saison 2025 auf dem Nordatlantik. Momentan befindet sich „Humberto“ weit nordöstlich der Karibik und wird in den kommenden Tagen auf nordwestlichem Kurs in das Seegebiet westlich der Bermudas gesteuert. Währenddessen soll sich der Hurrikan bis auf Stufe 4 der fünfstufigen Skala intensivieren. Damit wären die ersten drei Hurrikane des Jahres zugleich besonders starke Hurrikane (mindestens Stufe 3) gewesen. Zuletzt war dies 1935 der Fall. „Humberto“ bedroht auf seiner Zugbahn zunächst aber sehr wahrscheinlich kein Land. Anders sieht dies bei einer weiteren tropischen Störung dicht südlich der Bahamas aus. Diese verstärkt sich wahrscheinlich zu einem tropischen Sturm und könnte dann die Bahamas und in der kommenden Woche auch die Südostküste der USA erreichen. Falls es zu einer Verstärkung zum Sturm kommt wird dieser den Namen „Imelda“ tragen.
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Übersichtskarte mit den aktiven tropischen Systemen auf dem Nordatlantik. In dem rot schraffierten Gebiet könnte „Imelda“ entstehen.

M.Sc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Regen über Regen

Wer im Norden Deutschlands zurzeit draußen ist, wird von der Sonne angestrahlt. Kaum Wolken sind unterwegs und nichts deutet auf Regen hin. Ganz anders sieht die Geschichte in den übrigen Landesteilen, insbesondere dem Südwesten aus. Der Blick in den Himmel wird dort oft lieber aus dem Inneren eines warmen und vor allem trockenen Gebäudes gewagt. Vor allem von Dienstag (23.09.2025) bis heute (25.09.2025) in die Frühstunden ist vom Deutschen Wetterdienst vor unwetterartigem Dauerregen gewarnt worden. Was war los?
Der Grund für diese völlig unterschiedlichen Wettercharakteristika lag bzw. liegt immer noch an einer speziellen Konstellation in der Großwetterlage. Ein sogenanntes Hoch-über-Tief (oft auch englisch High-over-Low) Muster hatte sich gebildet und überdauerte ohne große Veränderungen über mehrere Tage. Normalerweise findet man tieferen Druck nördlicher als höheren Druck. Die klassischen Beispiele des Azorenhochs und des Islandtiefs verdeutlichen dies. Die Lage, die sich eingestellt hatte, kehrt dies aber um. In höheren Schichten hat sich ein fast stationäres sogenanntes Cut-Off über Frankreich gebildet. Das heißt, dass dort tiefer Druck herrscht. Gleichzeitig liegt höherer Druck nördlich davon. Über mehrere Tage hinweg konnten dadurch am östlichen Rand dieses Cut-offs feuchte Luftmassen nach Süd- und Mitteldeutschland transportiert und durch Hebungsprozesse zu andauernden Niederschlägen verleitet werden. Im Norden Deutschlands dagegen machte sich das Hoch PETRALILLY bemerkbar und sorgte dafür, dass die Sonne viel schien.

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Warnlage am 23.09.2025 um 17:54 Uhr (die vereinzelten ockerfarbenen Punkte sind Windwarnungen und gehören nicht zum Regenereignis)

Im Laufe des Dienstagmorgens wurden Warnungen vor markantem Dauerregen von der Deutsch-Luxemburgischen Grenze über das Saarland und den Süden von Rheinland-Pfalz und Hessen bis in den Norden Baden-Württembergs und zur Grenze zu Bayern ausgegeben. Zusätzlich wurde eine Vorabinformation vor unwetterartigem Dauerregen für Teile dieses Gebiets herausgegeben und im Laufe des Nachmittags durch akute Warnungen ersetzt (Abbildung 1). Dies hatte den Hintergrund, dass man zuerst noch neuere Modellläufe abwarten wollte um besser einschätzen zu können, welche Regionen am wahrscheinlichsten betroffen sein würden.
Die spannende Frage ist, welche Mengen nun schlussendlich gemessen worden sind. In den Unwetterwarnungen war eine Spanne von 50 bis 80 l/m², lokal sogar bis 100 l/m² für den Zeitraum des Ereignisses angegeben. Die gemessenen 48-stündigen Regenmengen bis heute 8 Uhr sind in Abbildung 2 als Zahlen dargestellt. Im Bereich der stärksten Niederschläge finden sich Werte von bis zu 84 l/m², darum herum Regenmengen zwischen 50 und 70 l/m². Diese sind also diejenigen, die die Unwetterwarnung abbilden sollten. Verglichen mit den bewarnten Gebieten stimmen die betroffenen Regionen gut miteinander überein. Lediglich am östlichen Rand ragen die unwetterartigen Mengen bis nach Bayern herein. Als diese Entwicklung absehbar war, wurde am späten Mittwochnachmittag die rote Warnung ausgeweitet.
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48-stündige Niederschlagsmeldungen bis Donnerstag, den 25.09.2025 um 8 Uhr

Aber wie sah es mit den Folgen der Unwetter aus? Die Hochwasserzentralen vermeldeten einige erhöhte Flusspegel, die jedoch nur vereinzelt bis Meldestufe 2 stiegen. Die Feuerwehren in der Pfalz hatten beispielsweise nur wenige Einsätze zu bewältigen. Alles in allem ist der Regen trotz der erheblichen Mengen ohne größere Schäden in abgeschwächter Form nach Nordosten gezogen und hat zwar zu markanten Dauerregenwarnungen, jedoch nicht mehr zu Unwetterwarnungen geführt.

Meteorologe (M.Sc.) Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Faszinierender Blick von oben

Bevor Satelliten die Erde umkreisten, war die Erstellung von Wettervorhersagen eine schwierige Angelegenheit. Zumeist standen nur Bodenbeobachtungsdaten von Luftdruck, -temperatur und -feuchte usw. zur Verfügung. Diese stammten von Wetterstationen, die sich nicht nur ungleichmäßig, sondern teilweise auch mit großen Distanzen an Land verteilten. Über den Meeren und Ozeanen, die einen Großteil der Erde bedecken, gab es abgesehen von Messungen von Schiffen oder Bojen überhaupt keine Informationen. Für dreidimensionale Informationen, d.h. aus höheren Schichten der Atmosphäre, waren zunächst ausschließlich Wetterballons, bald auch Flugzeuge die einzigen Datenlieferanten. Diese bieten allerdings nicht die Möglichkeit, die Erde als Beobachtungsfeld großflächig abzudecken.  

Satelliten haben den Vorteil, das Wettergeschehen von oben beobachten zu können, so wie wenn man das Umland von einem Berg aus oder die Erde von oben aus einem Ballon oder Flugzeug betrachtet, nur eben großflächiger und ganzheitlich. Um diesen Vorteil nutzen zu können, wurde in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Reihe geostationärer Wettersatelliten ins All geschickt. Geostationär bedeutet, dass sich der Satellit immer an der gleichen Stelle (in diesem Fall auf Höhe des Äquators) in einer Höhe von rund 36.000 km über der Erde befindet. Des Weiteren gibt es auch polarumlaufende Satelliten, die allerdings in geringeren Höhen die Erde umkreisen. Diese haben den Vorteil einer höheren Auflösung, dafür sind sie aufgrund der Bewegung um die Erde nicht kontinuierlich für ein bestimmtes Gebiet verfügbar.  

Heutzutage gibt es ein weltumspannendes Netz an Wettersatelliten, welches nicht nur wertvolle Informationen zur aktuellen Wetterlage rund um den Globus, sondern auch faszinierende und teils spektakuläre Aufnahmen unseres Planeten liefert. Beispiele für solche Bilder gibt es viele. Bei den ersten Satelliten war es noch die anfängliche Faszination der Erdbeobachtung. Mit der Zeit wurde die Technik immer ausgefeilter, die Messgeräte immer sensitiver und die Qualität der Aufnahmen somit immer besser. 

Bei den europäischen Meteosat-Satelliten ist inzwischen der erste Satellit der dritten Generation in den Routinebetrieb übergegangen und liefert seit 2024 Beobachtungsdaten mit doppelt so hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung sowie einer hundertfach höheren Datenrate im Vergleich zu seinen Vorgängerversionen. Weitere Informationen zum Instrumentarium der neuesten Satellitengeneration können im Thema des Tages vom 09. Mai 2023 nachgelesen werden.  

Dieser Satellit zählt zu den geostationären Satelliten, betrachtet die Erde also immer von derselben Position aus. Zweimal im Jahr kann der Satellit dann die gesamte für ihn sichtbare Hemisphäre der Erde in ihrer ganzen Schönheit einfangen. Dies ist am Frühlings- sowie am Herbstanfang der Fall. An diesem Tag sind überall auf der Welt Tag und Nacht in etwa gleich lang, weshalb man auch von der Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium, von lat. „aequus“ = gleich und „nox“ = Nacht) spricht. 

Betrachtet man beispielsweise das Satellitenbild vom 20. März 2025, kann man allerhand entdecken. Der Detailreichtum ist immens, weshalb das Augenmerk nur auf einige wenige spannende Punkte gelegt werden soll. 

  Faszinierender Blick von oben 1

Echtfarbenbild vom 20. März 2025, 12 UTC  

Blickt man nach Europa, so erkennt man das schön ausgeprägte Tief VOLKER (int. MARTINHO) über der Biskaya, dessen Wolkenband sich bereits bis Frankreich erstreckte. In großen Teilen Mittel- und Osteuropas war es dagegen wolkenlos. 

Mittig sieht man einen hellen Fleck. Dabei handelt es sich um das optische Phänomen Sunglint, bei dem das Sonnenlicht beispielsweise auf einer Wasseroberfläche reflektiert wird und der Beobachter, also z.B. ein Satellit, hell schimmernde Reflexe wahrnimmt. 

Direkt östlich davon finden sich einzelne hochreichende Gewitter an der Innertropischen Konvergenzzone. Zoomt man auf Höhe der westafrikanischen Küste in das Bild, erkennt man grünlich-türkisfarbene Flächen, bei denen es sich um Algenblüte handelt. 

Am 22. September 2025 war die nächste Tag-und-Nacht-Gleiche, weshalb es bereits eine neue Aufnahme gibt, auf der man die gesamte dem Satelliten zugewandte Hemisphäre der Erde sieht.
Faszinierender Blick von oben 2

Echtfarbenbild vom 22. September 2025, 12 UTC 

Über Deutschland und Teilen Europas finden sich viele Wolken, die gebietsweise einiges an Niederschlag im Gepäck hatten, wie im Thema des Tages vom 22. September 2025 nachzulesen ist.  

Auf beiden Aufnahmen ist der Transport von Saharastaub westwärts auf den Atlantik gut anhand der bräunlichen Schlieren zu erkennen. Besonders schön anzuschauen ist zudem das Phänomen der Karmanwirbel (Kármánsche Wirbelstraßen) über den Kanaren; Thema des Tages vom 13. September 2022 . 

Auch polarumlaufende Satelliten können tolle Aufnahmen liefern, selbst wenn es sich bei den Bildern nur um Ausschnitte handelt. Ein Beispiel hierfür ist das nachfolgende Bild, das Polarlichter über Nordeuropa zeigt. Weitere Informationen zu Polarlichtern können im Thema des Tages vom 12. Oktober 2024 nachgelesen werden. 

Dieses sogenannte DNB-Bild (day night band) stammt von dem Instrument VIIRS (Visible Infrared Imaging Radiometer Suite), welches sich an Bord der NOAA-(20/21) und SNPP (Suomi-NPP) Satelliten befindet, die wiederum hauptsächlich von NOAA betrieben werden.
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DNB-Bild Ausschnitt Europa mit beleuchteten Ballungsräumen sowie Polarlichtern über Nordeuropa 

Satelliten unterstützen uns also nicht nur bei der Wettervorhersage, der faszinierende Blick von oben bringt uns auch immer wieder zum Staunen. 

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer in Zusammenarbeit mit Alexander Halbig
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Gabrielle und Ragasa – zwei wunderschöne Ungeheuer

Derzeit sind vier tropische Wirbelstürme auf den Meeren der Nordhalbkugel unterwegs: Hurrikan „Gabrielle“ auf dem Atlantik, Tropensturm „Narda“ über dem Ostpazifik, Taifun „Neoguri“ über dem Westpazifik und Taifun „Ragasa“ über dem Südchinesischen Meer. Besonders ins Auge stechen dabei die beiden Kategorie-4-Wirbelstürme „Gabrielle“ und „Ragasa“ und das nicht nur aus optischen Gründen. Doch dazu gleich mehr. 

Zunächst einmal noch eine kurze Erklärung zu den ganzen Begriffen, die Ihnen der Autor gerade um die Ohren geworfen hat. 

Von einem Taifun, Hurrikan oder Zyklon spricht man bei einem Sturm, der im einminütigen Mittel Windgeschwindigkeiten von mindestens 118 km/h, also Orkanstärke hervorbringt. Die weitere namentliche Einordnung erfolgt dann über die Region, in der der Sturm sein Unwesen treibt. Über dem Indischen Ozean und dem Südpazifik werden sie Zyklone genannt, über dem Atlantik und Nordpazifik (östlich von 180 Grad Länge) Hurrikane und über dem Nordpazifik westlich von 180 Grad Länge Taifune. Rein meteorologisch handelt es sich dabei aber um dasselbe Wetterphänomen, nämlich um einen tropischen Wirbelsturm. Ihre Vorstufe wird tropischer Sturm oder Tropensturm genannt. Um diesen Status zu erreichen, muss ein Tief einminütige Mittelwinde von mindestens 62 km/h hervorbringen. 

Gabrielle und Ragasa zwei wunderschoene Ungeheuer 1 

Links: Satellitenbild von Hurrikan Gabrielle südöstlich der Bermudas (Zugrichtung Nordost), Aufnahme vom 22.09.2025, Quelle: NASA. Rechts: Satellitenbild von Taifun Ragasa bei seinem Eintritt ins Südchinesische Meer (Zugrichtung Westen), Aufnahme vom 22.09.2025, Quelle: SSEC/CIMSS, University of Wisconsin–Madison 

Doch nun zurück zu unseren beiden Vorzeigewirbelstürmen „Gabrielle“ und „Ragasa“. „Vorzeige-“ deshalb, weil beide optisch sehr ansprechend sind. Beide verfügen über ein gut ausgeprägtes, wolkenarmes Auge, um das sich die konvektiven Bänder (Schauer- und Gewitterstaffeln) spiralförmig drehen. Doch so schön sie auch anzusehen sind, so zerstörerisch sind sie auch. „Ragasa“ zog am gestrigen Montag als Taifun der Kategorie 5 und damit der höchsten Einstufung auf der Saffir-Simpson-Skala knapp nördlich an den Philippinen vorbei. Die einminütige mittlere Windgeschwindigkeit in der Nähe des Auges wurde dabei auf bis zu 270 km/h geschätzt. Neben Zerstörungen durch den Wind, sorgten heftige Regenfälle zudem für Überflutungen im Norden der Philippinen. Medienangaben zufolge mussten 25.000 Menschen ihre Häuser verlassen, ein Mensch wurde getötet. 

Nun zieht der Taifun unter leichter Abschwächung nach Südchina. Er bleibt aber natürlich weiterhin extrem gefährlich. Morgen, also Mittwochfrüh soll „Ragasa“ westlich von Hong Kong mit mittleren Windgeschwindigkeiten von rund 175 km/h auf Land treffen. Dementsprechend bereitet sich die dortige Bevölkerung vor. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, Schulen geschlossen und das ein oder andere Supermarktregal ist regelrecht leergefegt. 

Gabrielle und Ragasa zwei wunderschoene Ungeheuer 2

Prognose der Zugbahn und Windgeschwindigkeiten (einminütiges Mittel in Knoten) von Taifun „Ragasa“. Die Darstellung „23/06Z“ bedeutet 23. September, 6 UTC (entspricht 8 Uhr MESZ). Quelle: JTWC 

Ziemlich genau auf der anderen Seite der Nordhalbkugel zieht „Gabrielle“ recht einsam ihre Kreise über dem Atlantik. Naja, „Kreis“ passt nicht wirklich. Vielmehr zog der Sturm von Südost nach Nordwest über den Atlantik, bog in gebührendem Abstand vor den Bermudas nach Norden ab, um nun ost-nordostwärts Richtung Europas zu ziehen. Dabei fällt auf, dass die prognostizierte Zugbahn ziemlich weit südlich und damit über recht warme Gewässer verläuft, wodurch „Gabrielle“ ihre tropischen Eigenschaften relativ lang behalten kann. In der Folge könnte „Gabrielle“ am Freitag auf die Azoren treffen und das wohlgemerkt noch als Hurrikan! Und im Laufe des Wochenendes könnte es schließlich auch noch die Iberische Halbinsel mit dem Wirbel zu tun bekommen. Dann aber „nur“ noch als posttropischer Sturm und damit offiziell nicht mehr als „Gabrielle“, sondern als „ex-Gabrielle“. 

Gabrielle und Ragasa zwei wunderschoene Ungeheuer 3

Prognose der Zugbahn und Stärke von Hurrikan „Gabrielle“. Zeitangaben in AST (Atlantic Standard Time, 2 AST entspricht 7 Uhr MESZ). Quelle: NHC 

So zumindest der aktuelle Prognosestand. Dass diese Entwicklung noch mit einigen Unsicherheiten einhergeht, ist selbstredend. Spannung ist aber auf jeden Fall geboten. 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Wasser ahoi

Bereits am gestrigen Sonntag stellte sich die Wetterlage von sommerlich schön auf herbstlich kühl um. Während es im Osten und Südosten noch einmal viel Sonne und sommerliche Wärme gab, gerieten die westlichen Landesteile zunehmend unter Tiefdruckeinfluss. Aus der Nacht heraus ergossen sich an einer Konvergenz bereits kräftige Schauer und Gewitter im Südwesten. Sie zogen unter Abschwächung am Vormittag in den Nordosten Deutschlands. Am Nachmittag folgte von Westen her dann die Kaltfront des Tiefs BERNWARD, das sich von der Nordsee am Morgen rasch nach Skandinavien verlagerte. 

Wasser ahoi 1

Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 12 UTC 

An der Kaltfront regnete es zunehmend kräftig. Sie wurde auf ihrem Weg in den Südosten Deutschlands von Tiefdruckgebieten gebremst. Eines bildete sich im Lee der Ostalpen. Ein weiteres lag über Spanien. Damit konnte sich die feuchte Luft an der Front über einem begrenzten Bereich ausregnen. 

Wasser ahoi 2

Bodenanalyse von Druck und Fronten, Sonntag, 21.09.025 18 UTC 

Wobei ausregnen nicht ganz stimmt, denn während in den Norden trockenere Luft fließt, gelangt in den Süden und die Mitte Deutschlands beständig feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum. Sie wird von Tiefdruckgebieten über dem Golf von Genua beziehungsweise Norditalien zu uns geschaufelt. Durch den andauernden Nachschub hört es nicht auf zu regnen. Durch die nur sehr langsame Verlagerung der Frontalzone trifft es dieselben Regionen immer wieder. Und die Regenmengen akkumulieren sich zu größeren Summen. 

Bis Montagmorgen fielen vor allem im Südwesten Regenmengen zwischen 20 und 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal kamen sogar um 40 Liter zusammen. Auch zwischen Mittelfranken und der Leipziger Tieflandsbucht kam in der Nacht zum Montag einiges an Regen zusammen. In der Fläche wurden 15 bis 25 Liter, stellenweise auch bis zu 40 Liter pro Quadratmeter registriert. Hier sorgten Schauer und Gewitter für die strichweise erhöhten Mengen. 

Wasser ahoi 3

12-stündige Niederschlagssumme, abgleitet aus Radardaten, Stand: 22.09.2025, 8 MESZ 

An der Wetterlage – Hoch über Tief – ändert sich in den Folgetagen nun wenig. Hoch PETRALILLY lenkt aus Norden trockene und kühle Luft ins Land. Tief CALVIN – international aufgrund der erhöhten Regenmengen auf der Alpensüdseite und in Norditalien auf den Namen ALESSIO getauft – sorgt für Feuchtenachschub aus Süden. 

Wasser ahoi 4

Vorhersage der Isobaren und Fronten für Dienstag, 23.09.2025, 12 UTC 

Damit reißt der Regen im Süden nicht vollends ab, auch wenn sich BERNWARD weiter gen Nordosten verlagert und seine Frontalzone uns verlässt. Nur kurz gibt es in der Nacht zum Dienstag eine Regenpause. Denn aus dem Langwellentrog über Westeuropa ist am Sonntag ein Höhentief über Westfrankreich abgetropft, das sich nun langsam ostwärts Richtung Alpen schiebt. Es sorgt dafür, dass sich die aus Süden einfließende feuchte Luft nicht direkt nach Norden verlagert und verteilt, sondern entgegen dem Uhrzeigersinn um das Tief herumgeführt und so auf seiner Ost- und Nordseite konzentriert wird. 

Und diese Seiten liegen im Südwesten Deutschlands. Bereits im Laufe des Dienstags setzt von Frankreich her kommend wieder vermehrt Regen ein. In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich dieser. Nach aktueller Modelllage kommt es von der Mosel südostwärts über die Vorderpfalz, das Kraichgau und Neckarbecken zu teils kräftigen Regenfällen mit Mengen zwischen 20 und 30 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden. Lokal lassen sich höhere Mengen nicht ausschließen. 

Wasser ahoi 5

Modellvergleich der 12-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Mittwoch, 24.09.2025, 6 UTC 

Wie und wohin sich das Höhentief verlagert, ist noch ungewiss. Daher gibt es zwischen den Modellen auch noch größere Unsicherheiten, was die Mengen und die betroffene Region angehen. Fest steht, dass es im Südwesten erneut ausgiebig regnen wird. Allerdings erreichen die Mengen voraussichtlich kein bedrohliches Ausmaß. Allenfalls lokal kann die Schwelle für Unwetter-Dauerregen (mehr als 50 mm in 24 Stunden) gerissen werden. 

Wasser ahoi 6

Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Donnerstag, 25.09.2025, 6 UTC 

Am Donnerstag verlagert sich der Regen voraussichtlich etwas nord- und ostwärts, sodass im Südwesten Entlastung eintreten sollte. Dann bekommen die mittleren und östlichen Regionen Deutschlands etwas Regen ab. 

Wasser ahoi 7 

Modellvergleich der 24-stündigen Niederschlagsvorhersage, bis Freitag, 26.09.2025, 6 UTC 

Der Regen von Sonntag und Montag hat im Südwesten die Bäche und Flüsse teils gut gefüllt. Mit dem vorhergesagten Regen ist ein weiteres Anschwellen am Mittwoch wahrscheinlich. Allerdings sind die aktuellen Pegel meist weit unter der niedrigsten Hochwasserschwelle, sodass ein Überlaufen derzeit als gering wahrscheinlich angesehen wird. 

Informationen zu Pegelständen finden Sie jederzeit auf dem länderübergreifenden Portal der Hochwasserzentralen (hochwasserzentralen.de). Warnungen zu Hochwasser sowie die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor Wettergefahren finden Sie kombiniert im Naturgefahrenportal. 

Diplom Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Von Bauern, „schlechtem“ Wetter und der Röte

Mit den Bauernregeln ist das ja so eine Sache. Es gibt welche, die stimmen überhaupt nicht, weil sich im Laufe der Jahre die klimatischen Umstände geändert haben, sich bei den Überlieferungen über Generationen hinweg ein Fehler eingeschlichen hat oder sie schlichtweg einfach falsch sind. Es gibt aber auch welche, die gut „funktionieren“, wie etwa die Siebenschläferregel. Auch die Regeln zur Morgen- und Abendröte sind in vielen Fällen gut.

Von Bauern 1

Morgenrot am 21.09.2025 um 7:02 Uhr MESZ an der DWD-Zentrale (Quelle: Simon Trippler, DWD)

Die Bauernregeln „Morgenrot – Schlechtwetter droht“ und „Abendrot – Schönwetterbot“ sind dabei vielen bekannt. Am heutigen Sonntagmorgen ließ sich in manchen Regionen in der Mitte Deutschlands ein rot eingefärbter östlicher Himmel beobachten (so auch an der DWD-Zentrale in Offenbach), demnach droht also „schlechtes“ Wetter. Und tatsächlich war und ist in den Vorhersagen für den heutigen Sonntag von zeitweiligen Regenfällen vom Südwesten bis in den Nordosten die Rede (etwa 1 ½ Stunden später regnete es in Offenbach).

Von Bauern 2

Regen am 21.09.2025 um 8:40 Uhr MESZ an der DWD-Zentrale (Quelle: Simon Trippler, DWD)

Warum aber ist Morgenrot ein Indiz für kommendes schlechtes Wetter? Hintergrund ist die Streuung des Lichtes. Das ursprünglich weiße Sonnenlicht wird in der Atmosphäre der Erde an Luftteilchen gestreut. Bei der sogenannten Rayleigh-Streuung erfolgt dies nach einer bestimmten Reihenfolge: zuerst Blau, dann Grün, dann Gelb und am Ende Rot. Blaues Licht wird am stärksten gestreut, rotes Licht viel weniger. Das ist der Grund, warum tagsüber der Himmel meist blau ist, wenn keine Wolken stören.

Müssen die Sonnenstrahlen aber wie morgens oder abends bei niedrigem Sonnenstand einen weiten Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, wird das rote Licht am stärksten gestreut. Besonders gut lässt sich der Effekt beobachten, wenn viele Luftteilchen unterwegs sind, an denen das Sonnenlicht gestreut wird. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Luft viel Feuchtigkeit enthält: Wasserdampfmoleküle tragen zur Streuung bei.

Auftretendes Morgenrot am östlichen Himmel ist also ein Hinweis auf eine hohe Luftfeuchtigkeit. Diese wiederum gelangt oft mit aufziehenden Wolkenbändern zu uns und bringt häufig Regen mit, womit die Regel ihre Bewandtnis hat. Warum aber gibt es dann bei Abendrot „schönes“ Wetter?

Beim Abendrot steht die Sonne im Westen. Das Abendrot ist häufig zu sehen, wenn der Himmel nach einer Regenfront aufreißt, die Feuchtigkeit der Luft wegen des gefallenen Regens aber noch hoch ist. Der Abzug der Regenfront ist in vielen Fällen ein Zeichen für eine Wetterbesserung, womit auch diese Regel ihre Bewandtnis hat.

Vielleicht lässt sich heute Abend neben dem schon beobachteten Morgenrot auch das Abendrot beobachten. Meist aber bleibt das Wetter in den kommenden Tagen in der Mitte und im Süden mit gebietsweisen Regenfällen „schlecht“.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst