Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Zunächst einmal Ihnen allen ein frohes neues Jahr, liebe Leserinnen und Leser! Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Unsere Warnkarte startet auf jeden Fall gut gefüllt ins neue Jahr. Darin zu finden sind Warnungen vor zum Teil ergiebigem Dauerregen und Wind. Heute tagsüber steht dabei zunächst einmal der Wind im Fokus, der sich vor allem in der Mitte und dem Süden sehr lebhaft, im Bergland mitunter auch stürmisch präsentiert. Ansonsten zeigt sich das Neujahrswetter häufig von seiner unbeständigen und wolkenreichen Seite. Im Südosten laden dagegen weitgehend trockene Bedingungen und etwas Sonnenschein zu einem Neujahrsspaziergang ein.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Verantwortlich für unser Wetter ist dabei Tiefdruckkomplex COSTA über den Britischen Inseln – noch! Denn über dem Atlantik nähert sich langsam aber sicher Tief DIETMAR, dessen Ausläufer in der kommenden Nacht zum Dienstag mit teils kräftigem Regen auf Deutschland übergreifen. Verstärkt werden diese Regenfälle durch ein kleinräumiges Sturmtief, das sich am Südrand von DIETMAR formiert und in der Nacht zum Mittwoch bereits über der Nordsee liegt.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart 1

In der Folge kommt es ab der Nacht zum Dienstag bis in den Mittwoch hinein verbreitet zu teils kräftigem und vor allem in den Mittelgebirgen zu langanhaltendem und mitunter ergiebigem Regen. Mit Blick auf die aktuelle Hochwassersituation in Teilen Deutschlands sind das natürlich alles andere als gute Nachrichten. Aktuelle Infos dazu finden Sie übrigens unter. Kleiner Nebenschauplatz: In den östlichen Mittelgebirgen kann es zu Beginn der Niederschläge, also ab Dienstagfrüh, erst einmal ein paar Zentimeter Neuschnee geben, ehe sie beim Übergang in Regen wieder ruckzuck wegtauen.

Tja und das Sturmtief trägt den Wortteil „Sturm“ nicht umsonst im Namen, denn an seiner Südflanke wird es am Dienstag und Mittwoch in weiten Teilen des Landes sehr windig bis stürmisch, auf den Bergen und an der Nordsee droht schwerer Sturm. Aber nicht nur an der Südflanke, auch an der Nord- beziehungsweise Nordostflanke des Tiefs wird es stürmisch, was hauptsächlich die Ostsee betrifft. Über Skandinavien thront nämlich ein kräftiges Hochdruckgebiet, sodass sich zwischen den beiden Druckgebilden ein kräftiger Druckgradient aufbauen kann.

DWD Turbulentes Wetter zum Jahresstart

Welchen Weg das Sturmtief danach einschlägt, ist noch sehr unsicher. Einig ist sich die Modellwelt dagegen, dass es sich im Laufe des Mittwochs langsam abschwächt. Von einer Wetterberuhigung kann man aber nicht wirklich sprechen, denn zum einen bleibt es auch am Mittwoch und Donnerstag weiterhin sehr unbeständig mit zum Teil kräftigen Schauern und zum anderen zum anderen wird es am Donnerstag im Süden noch einmal sehr windig.

Summiert man die Niederschlagsmengen von der kommenden Nacht zum Dienstag bis Donnerstag auf, so kommt man verbreitet auf 15 bis 30 l/qm, vom Südwesten bis in den Nordwesten und über Teilen der Mitte auf etwa 30 bis 50 l/qm und im Weststau mancher Mittelgebirge auf 50 bis 80 l/qm innerhalb von 48 bis 60 Stunden. Das muss allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn in der Nacht zum Freitag soll nach jetzigem Stand bereits das nächste Tief mit Niederschlägen von Westen auf Deutschland übergreifen. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist allerdings noch sehr unsicher, genauso wie die damit zusammenhängenden Niederschlagsschwerpunkte.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahresvorausschau 2024

Tja, was 2024 mit sich bringt, ist eine gute Frage – insbesondere beim Wetter. Lassen Sie uns an dieser Stelle einfach mal wieder den Verstand ausschalten und vogelwild drauflos spekulieren – natürlich wie immer mit einem dicken Augenzwinkern 😉

Januar:
Wintereinbruch in Teilen Deutschlands. Zur Reduzierung von Materialverschleiß greifen bei der Heim-EM der Handballer einige Teams im Training auf Schneebälle zurück.

Februar:
Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,
der Name ist doch sch…-egal.
Viel wicht’ger ist, ja sonnenklar:
Das Wetter, das wird wunderbar!

März:
Der DWD plant den operationellen Einsatz von KI in der Vorhersage für in 5 Jahren. „Das entspricht ja der aktuell erwarteten Restentwicklungszeit!“ wird man in 8 Jahren feststellen.

April:
Ein Ruck geht durch Politik und Gesellschaft! Weltweit werden effektive Maßnahmen getroffen, dem menschgemachten Klimawandel gemeinsam und zügig entgegen zu wirken. – April, April…

Mai:
Kühles Schmuddelwetter in Deutschland, noch nie dagewesene Wärme in Nordosteuropa. Beim European Songcontest in Malmö zeigt das Außenthermometer selbst zu später Stunde noch über 20 °C. Icke Hüftgold holt mit „Klima find ick prima“ sensationell den 3. Platz.

Juni:
Zu Ehren des 200. Geburtstag des britischen Physikers William Thomson, 1. Baron Kelvin beschließt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für ein Jahr sämtliche Temperaturangaben in Kelvin anzugeben.

Juli:
Extreme Hitzewelle in Deutschland. Vielfach werden Höchstwerte um 313 Kelvin verzeichnet. Das Endspiel der Fußball-EM zwischen Schottland und England in Berlin wird in den kühleren September verlegt.

August:
Fortdauer der Hitzeperiode in weiten Teilen Europas. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommt es bei den Wasserdisziplinen immer wieder zu Unterbrechungen aufgrund von sogenannten „Plantschern“ (Pendant zu „Flitzer“).

September:
„Der Laubbläser kommt!“ schallt es durch die Medienwelt. Tatsächlich sorgt der erste Herbststurm in der Nordhälfte verbreitet für (schwere) Sturmböen. Das Endspiel der Fußball-EM wird in den Oktober verlegt.

Oktober:
Verfrühtes Winterintermezzo im Osten des Landes. Bei Schneematsch und Temperaturen um 273 Kelvin gewinnt Schottland auf nahezu unbespielbarem Platz das Finale der Fußball-EM im Elfmeterschießen mit 1:0.

November:
Mehrwöchige Hochdrucklage! Die Folge: Auf den Bergen Sonne ohne Ende, im Tiefland dagegen oftmals neblig-trübe Tristesse. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Donau verzeichnen Apotheken und Supermärkte einen Rekordumsatz bei Vitamin-D-Tabletten.

Dezember:
In einer erneut sehr aktiven atlantischen Wirbelsturmsaison leitet Ex-Hurrikan Tony das traditionelle Weihnachtstauwetter in Deutschland ein. „Problem“: Es gibt gar nichts zum Wegtauen. „Was soll’s…“ sagt man sich auf den zahlreichen Weihnachtsgrillpartys.

Soweit zum nicht wirklich ernstgemeinten Ausblick auf 2024. Ernst wird es dagegen am Dienstag und Mittwoch für einige Teile Deutschlands, wenn teils ergiebiger Dauerregen und Sturm auf der Agenda stehen.

Nun wünscht der Autor Ihnen aber erst einmal – auch im Namen des gesamten Thema-des-Tages-Teams – einen guten und vor allen Dingen gesunden Rutsch ins neue Jahr!

DWD Dipl. Met. Tobias Reinartz

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Neues aus der Stratosphäre

Das heutige Thema des Tages behandelt Phänomene in der Stratosphäre, der zweituntersten Schicht der Erdatmosphäre (zwischen etwa 13 und 50 km Höhe). In dieser Schicht nimmt die Temperatur durch die Absorption von UV-Strahlung an Ozon mit der Höhe zu. Im Gegensatz zur darunter liegenden Troposphäre, in der die Temperatur mit der Höhe abnimmt. Aufgrund dieser inversen Temperaturschichtung ist die Stratosphäre weitgehend von der Troposphäre entkoppelt und weist eigene Prozesse auf. Darunter fällt auch das sogenannte „Berliner Phänomen“.

Um dieses Phänomen zu verstehen, betrachten wir die winterliche Stratosphäre auf der Nordhalbkugel. Über dem Pol, wo im Winter kein Sonnenlicht einfällt, kann sich die Stratosphäre nicht durch UV-Absorption am Ozon erwärmen. Daher kühlt die Stratosphäre dort auf Temperaturen unter -80 °C ab. Dies führt zur Bildung eines kräftigen Höhentiefs, des sogenannten Polarwirbels, der bis in die Troposphäre reicht.

In den 50er Jahren entdeckte der Stratosphärenwissenschaftler Richard Scherhag bei der Auswertung von Wetterballondaten, dass sich die winterliche Stratosphäre in unregelmäßigen Abständen, im Durchschnitt alle 2 Jahre, plötzlich stark erwärmt. Aufgrund seiner Forschung an der Freien Universität Berlin wird dieses Phänomen als „Berliner Phänomen“ bezeichnet.

Die Ursache für diese plötzliche Erwärmung ist recht komplex und lässt sich in der Troposphäre finden. Etwas vereinfacht dargestellt, breiten sich bei bestimmten Wetterlagen auf der Nordhalbkugel Wellen vertikal bis in die Stratosphäre aus. Dort beginnen sie sich in etwa 30 km Höhe aufzulösen und setzen dabei ihre Wellenenergie frei. Diese wird in Wärmeenergie umgewandelt, sodass es zu einer raschen Erwärmung kommt. Diese Erwärmung beginnt zunächst in etwa 30 km Höhe. Ist diese kräftig genug, „wandert“ sie bis in eine Höhe von 15 km hinunter. Bei sehr kräftigen Erwärmungen wird der bereits beschriebene Polarwirbel zerstört und zerfällt in mehrere Teilwirbel oder wird weit nach Süden abgedrängt. Die winterlichen Westwinde in der Troposphäre schwächen sich infolgedessen ab und kehren sich sogar zu Ostwinden um. Man spricht dann auch von einem „Major Warming„.

Dies hat dann sogar Auswirkungen auf unser Wetter. In der Troposphäre schwächt sich der Jetstream (Starkwindband in der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre) ab. Dadurch stoßen Hochdruckgebiete weit nach Norden vor und führen an ihrer Westflanke warme Luft in Richtung Pol. Die normalerweise vorherrschende West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete wird in Folge dessen unterbrochen, sodass sie mit Kaltluft aus polaren Breiten weit nach Süden ausscheren können. Diese Blockade-Wetterlagen sorgen im Winter häufig für längere kältere Phasen in Mitteleuropa. Einfacher ausgedrückt: Der Druckunterschied zwischen Islandtief und Azorenhoch wird im Mittel verringert, sodass sich der Zustrom milder Atlantikluft nach Mitteleuropa häufig abschwächt. Major Warmings erhöhen also die Chance auf kalte Witterungsphasen in den mitteleuropäischen Wintern.

Derzeit simulieren Modelle erneut eine plötzliche Stratosphärenerwärmung. Nach dem aktuellen Stand reicht diese Erwärmung jedoch nicht aus, um den Polarwirbel zu zerstören, sondern er wird sich nur abschwächen und südwärts Richtung Nordeuropa verschieben. Die Auswirkungen auf unser Wetter Anfang Januar sind schwer abzuschätzen. In der erweiterten Mittelfrist zeigen Modelle jedoch eine deutliche Abschwächung der vorherrschenden Westwinddrift, die seit Mitte Dezember durch einen sehr kompakten Polarwirbel aufrechterhalten wird. Stattdessen deutet sich ein Trend zu hohem Luftdruck über Grönland und dem Nordmeer an, was den Weg für kältere Luftmassen nach Nord- und Mitteleuropa ebnen könnte.

DWD Neues aus der Stratosphaere

Obwohl die Prognose noch vage ist, zeigen die Modellensembles tatsächlich einen groben Trend zu einer Abkühlung in der zweiten Januarwoche, die zumindest im Bergland den Winter zurückbringen könnte. Diese Entwicklung könnte sogar eine direkte Folge der Prozesse in der Stratosphäre sein.

DWD Neues aus der Stratosphaere 1

Ein optischer Effekt wird sich ab dem Wochenende wahrscheinlich beobachten lassen: Durch die Verschiebung des Polarwirbels nach Nordeuropa (siehe Abbildung 1) wird die Temperatur über Norddeutschland in einer Höhe von 23 km auf etwa -80 °C fallen. Infolgedessen könnten sich sogenannte „Polare Stratosphärenwolken“ oder „Perlmuttwolken“ bilden. Diese entstehen in einer Aerosolschicht in 22 bis 29 km Höhe, auch bekannt als „Jungschicht“, die winzige Schwefelsäuretröpfchen enthält. Die Hauptquelle für diese Schwefelsäuretröpfchen sind Vulkanausbrüche. Bei Temperaturen unter -78 °C gefrieren diese Tröpfchen und es lagern sich Wasser- und Salpetersäuremoleküle an. Dadurch entstehen Kristalle, die aus einer Mischung aus Schwefelsäure und Salpetersäuretetrahydrat bestehen. Das einfallende Sonnenlicht wird an diesen Kristallen gebrochen, wodurch perlmuttartig erscheinende Wolken entstehen. Aufgrund der Mehrfachstreuung des Sonnenlichts an diesen Wolken könnte es für mehrere Tage zu sehr intensiven roten bis purpurnen Sonnenauf- und Untergängen (Purpurlicht) kommen.

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.12.2023

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Wenn Atmosphärische Flüsse das Meereiswachstum zum Stillstand bringen ….

Kurz nach unserer letzten Analyse an dieser Stelle (siehe Thema des Tages vom 11.09.2023) wurde Mitte September das jährliche arktische Meereisminimum mit 4,33 Millionen Quadratkilometer erreicht und nahm damit den siebten Platz in der Messreihe der geringsten Meereisausdehnung ein, die seit 1979 mittels Satellitendaten kontinuierlich erfasst wird. Im Vergleich zum vieljährigen Mittel 1981-2010 rangierte die Meereisausdehnung im ganzen Jahr 2023 am unteren Rand der Spannbreite und vor allem in den Monaten August und September auch unter den Vorjahreswerten (siehe Abbildung 1). Mit dem Beginn des langen arktischen Winters hat die Ausdehnung des Meereises überdurchschnittlich stark zugenommen. Ende Oktober hatte die Eisdecke die sibirische Küste erreicht, während an den Küsten der Beaufort- und Tschuktschensee weiterhin offenes Wasser vorhanden war.

DWD Wenn Atmosphaerische Fluesse das Meereiswachstum zum Stillstand bringen … 1

Auch bis weit in den November hielt das leicht überdurchschnittliche Meereiswachstum an, wobei die Expansion vor allem in der Baffin Bay und in der südlichen Beaufortsee dominierte. Gemittelt über den Monat lag die tägliche Zunahme der Eisbedeckung bei 70.800 Quadratkilometern (langjähriges Mittel 1981-2010: 69.500 Quadratkilometer), was in etwa der Fläche Irlands entspricht. Die durchschnittliche Meereisausdehnung in der Arktis betrug im November 2023 9,66 Millionen Quadratkilometer und rangiert damit zusammen mit dem November 2006 auf dem siebtniedrigsten Rang in der 45-jährigen Satellitenaufzeichnung.

Ab dem 22. November kam das Zufrieren vorübergehend für einige Tage nahezu zum Stillstand. Ursächlich war eine vom 21. bis zum 28. November andauernde Serie von drei kräftigen Tiefdruckgebieten. Diese schlugen eine sehr ähnliche Zugbahn ein, die sich von der Nordostküste Grönlands ostwärts entlang des nördlichen Randes der Barents-, Kara- und Laptev-See erstreckte. Auf dem Weg in den Arktischen Ozean verschmolzen die Tiefs mit ihren Vorgängern, so dass ein anhaltendes zyklonales (gegen den Uhrzeigersinn rotierendes) Windsystem entstand. Sowohl der erste als auch der dritte dieser Stürme hatten ihren Ursprung in der Region des Islandtiefs, bevor sie die Ostseite Grönlands hinaufwanderten. Das zweite Tiefdrucksystem entstand unmittelbar nördlich von Grönland. Gleichzeitig entwickelte sich ein Hochdruckzentrum über dem eisfreien Teil der Barentssee aus, das vom 26. bis 28. November besonders stark wurde.

Diese Kombination aus anhaltendem Tiefdruck nördlich und westlich von Spitzbergen und einem Hochdruckzentrum im Südosten führte zu einer starken, anhaltenden Strömung sehr warmer und feuchter Luft aus dem Bereich des mittleren Nordatlantiks in Richtung Spitzbergen. Von dort drehte die Strömung dann entlang der Randeiszone nach Osten. Insgesamt begünstigte diese Konstellation die Ausdehnung eines atmosphärischen Flusses über die mittleren Breiten hinaus bis in die Arktis. Atmosphärische Flüsse sind übrigens lange, schmale Korridore, die eine große Menge Wasserdampf transportieren (für mehr Informationen zu atmosphärischen Flüssen sei auf das verwiesen). Neue Forschungsergebnisse (https://eos.org/articles/rivers-in-the-sky-are-hindering-winter-arctic-sea-ice-recovery) zeigen, dass atmosphärische Ströme immer häufiger weiter nach Norden vordringen als noch vor vier Jahrzehnten. Diese atmosphärischen Flüsse pumpen vermehrt warme und feuchte Luft in die Arktis, auch in den Wintermonaten. Sie lassen Regen auf das sich erholende arktische Meereis fallen, wenn das Eis eigentlich seinen saisonalen Höchststand erreichen soll. Zudem sind mit dem häufigeren Auftreten der atmosphärischen Flüsse höhere Windgeschwindigkeiten und auch größere Wellen verbunden, die die Eisbildung weiter behindern können. Insgesamt stehen diese neuen Erkenntnisse im Einklang mit der beobachteten Unterbrechung des saisonalen Eiswachstums Ende November.

DWD Wenn Atmosphaerische Fluesse das Meereiswachstum zum Stillstand bringen …

Nachdem die Tiefdruckserie Ende November ihr Ende fand, beschleunigte sich die tägliche Meereiszunahme wieder auf weitgehend durchschnittliche Werte. Aktuell wird die Meereisbedeckung auf 12,45 Millionen Quadratkilometer beziffert (siehe Abbildung 2). Damit entspricht die Flächenausdehnung zu Beginn der dritten Dezemberdekade in etwa denen des Vorjahres und liegt damit weiter am unteren Rand der vieljährigen Schwankungsbreite.

DWD Wenn Atmosphaerische Fluesse das Meereiswachstum zum Stillstand bringen … 2

Von der Arktis begeben wir uns noch zuletzt in die Antarktis. Wie hat sich die Meereisbedeckung in den ersten Sommermonaten (auf der Südhalbkügel herrscht derzeit Sommer) nach einem absoluten winterlichen Rekordtiefststand entwickelt? Der tägliche Eisverlust bewegte sich bis Anfang November zunächst in einem ähnlichen Bereich wie im letzten Jahr. Der Rückgang der antarktischen Meereisausdehnung hielt um den 9. November herum für einige Tage an. Dies führte erstmals seit Mai dazu, dass die Ausdehnung über dem Minimum aus dem Jahr 2016 lag. Der saisonale Rückgang nahm dann jedoch wieder zu und folgte eng dem Verlauf der rekordtiefen Tagesausdehnung von 2016.

 

DWD Wenn Atmosphaerische Fluesse das Meereiswachstum zum Stillstand bringen … 3

Aktuell fällt die Eisausdehnung im Weddellmeer- und der Kosmonautensee sowie im Rossmeer anhaltend niedrig aus, in der Bellingshausen- und Amundsensee liegt sie jedoch leicht über dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 (siehe Abbildung 4). Ungewöhnlich warme Bedingungen über dem östlichen Weddellmeer und starke ablandige Winde direkt im Osten (an der Küste von Dronning Maud Land) führten zu einem Rückzug des Eises entlang dieser Küste und öffneten eine breite Küstenpolynja in diesem Gebiet. Das heißt der ablandige Wind treibt das Meereis von der Küste weg, wodurch es zu einer relativ beständigen, eisfreien Zone kommen kann.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.12.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Gefahr von gefrierendem Regen

In den letzten Tagen hatte das Wetter bei uns in Deutschland einiges zu bieten. Enorme Schneemassen mit teils neuen Rekorden und sehr kalte Nächte prägten das Geschehen. Am Wochenende herrschte dann verbreitet Dauerfrost, lediglich entlang des Rheins sowie direkt an der Nordsee zeigte das Thermometer stellenweise zarte Plusgrade an. Am Montag erreichten dann erste Tiefausläufer mit ihren Frontensystemen den Westen Deutschlands. Dabei wurde allmählich wärmere Luft nach Deutschland geführt, sodass die Temperaturen in etwa ein Kilometer Höhe teils in den positiven Bereich gingen. Gleichzeitig hielt sich bodennah noch die wesentlich schwerere Polarluft. Durch den Hebungsantrieb in Verbindung mit einem heranziehenden Höhentrog kam es im Vorfeld zu Schneefall, der mit der Zeit durch die einfließende Warmluft oberhalb der atmosphärischen Grenzschicht (ein Kilometer Höhe) teils in Regen überging. Da die bodennahe Kaltluftschicht nur eine geringe vertikale Erstreckung hatte, reichte die Zeit nicht aus, dass der Regen bereits vor dem Auftreffen auf den Erdboden gefror. Somit fiel der Regen auf die kalten Böden und sorgte schlagartig für gefährliches Glatteis. Örtlich war die Kaltluftschicht aber auch stärker ausgeprägt, sodass der Regen bereits vor dem Auftreffen auf den Erdboden zu Eiskörnern gefror. In diesem Fall spricht man dann von Eisregen.

Die Wetterlage der letzten Tage ist dagegen typisch für markante Glättelagen. Nach einer winterlichen Periode mit Dauerfrost greifen allmählich Tiefausläufer vom Atlantik auf Mitteleuropa über, die häufig von einem kräftigen Hoch über Nordwestrussland blockiert werden und sich somit über Mitteleuropa allmählich auflösen. Trotzdem führen diese Tiefs mit ihren Frontensystemen vom Atlantik mildere Luftmassen heran, die sich allerdings aufgrund recht schwacher Winde und damit fehlender Durchmischung nur sehr schwer bis zum Erdboden durchsetzen können. Die Folge ist je nach Ort eine Mischung aus Regen, Schneeregen, Schnee, Eisregen und gefrierendem Regen!

Wie sieht die Lage in den nächsten Tagen aus?
Nach vorübergehendem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag nehmen die Atlantiktiefs einen neuen Anlauf. Die Warmfront eines kräftigen Sturmtiefs über Irland verursacht im Westen am Freitagfrüh Aufgleitniederschläge. Diese fallen im äußersten Westen voraussichtlich als Regen. In Richtung Osten ist anfangs allerdings nochmals eine Mischung aus Schnee und gefrierendem Regen dabei, was am Freitagvormittag zu gefährlicher Glätte auf den Straßen führen kann. Der simulierte Radiosondenaufstieg für Freitagmorgen zeigt für den Süden Hessens eine markante Temperaturinversion bei etwa 900 Hektopascal (siehe Abbildung unten). Dies entspricht einer Höhe von etwa ein Kilometer. Fällt nun Niederschlag beginnt der Schnee in der Höhe zu schmelzen und geht in Regen über. Da die unterste Schicht allerdings noch Temperaturen unter 0 Grad aufweist, ist davon auszugehen, dass örtlich Regen auf die gefrorenen Böden fallen wird und dabei sofort gefriert. Dies kann vor allem am Freitagvormittag zu gefährlichem Glatteis führen. Aktuelle Informationen zur aktuellen Warnsituation finden Sie in der Warn-Wetter App oder auf unserer.

DWD Die Gefahr von gefrierendem Regen

M.Sc.-Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ehrenamt beim Wetterdienst

Im heutigen Thema des Tages soll es um einen Aktionstag gehen, den die UNO im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat – und zwar den „Internationalen Tag des Ehrenamtes“. Auch in Deutschland wird er gefeiert und von staatlicher Seite finden Ehrungen statt. Der Bundespräsident verleiht z.B. Verdienstorden an Personen aus allen Bundesländern, die sich durch ein außerordentliches, ehrenamtliches Engagement auszeichnen.

Auch beim Deutschen Wetterdienst (nachfolgend als DWD bezeichnet) werden Ehrenamtliche benötigt und gesucht. Der DWD betreibt ein nebenamtliches Netz von Wetter- und Niederschlagsstationen zur Wetter- und Klimaüberwachung. Daher werden wetterbegeisterte Bürger und Bürgerinnen gesucht, die ein geeignetes Grundstück für das Aufstellen der Messgeräte zur Verfügung stellen können. Teils müssen auch manuelle Messungen durchgeführt werden (z.B. Schneemessungen) und sowohl die Messgeräte als auch das Grundstück müssen in Stand gehalten bzw. gepflegt werden. Eine weitere Voraussetzung ist ein Internetanschluss zur Weiterleitung der gesammelten Daten. Nähere Informationen zu den Anforderungen an das Grundstück, zu Orten, an denen aktuell BeobachterInnen gesucht werden oder auch was man genau tun muss, können u.a. auf der folgenden Webseite nachgelesen werden

Auch das Phänologische Messnetz des DWD benötigt Freiwillige, die im Jahresverlauf wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen verschiedener sogenannter Leitkulturen ermitteln. Als Leitkulturen dienen verschiedene Pflanzenarten, Forst- oder Ziergehölze. Es werden Eintrittsdaten charakteristischer Vegetationsstadien (z.B. Blüte der Forsythie, Apfelblüte, Laubentfaltung Stieleiche, Laubfall Stieleiche) beobachtet und übermittelt. Diese Daten dienen dem Klimamonitoring sowie der agrar- und medizinmeteorologischen Beratung des DWD. Nähere Informationen zur stetigen Suche phänologischer Beobachter und Beobachterinnen sowie zur Phänologie im Allgemeinen gibt es auf der Homepage des DWD unter.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Lake Effect Snow – Verbindendes meteorologisches Phänomen zwischen Ostsee und Großen Seen

In vielen Regionen Deutschlands liegt bis in die Niederungen zumindest eine dünne Schneedecke. Lediglich im Südwesten schaut man eher noch „ins Grüne“. In den vergangenen Tagen wurde in den Themen des Tages bereits ausführlicher auf die Entwicklung der winterlichen Wetterlage und der Schneedecke eingegangen (siehe Themen des Tages vom 28.11.23 und 29.11.23). Nicht nur im Mittelgebirgsraum oder an den Alpen musste zu Besen oder Schaufel gegriffen werden, um die Wege oder das Auto freizuräumen. Auch entlang den deutschen Küsten, vor allem der Ostsee, liegt für diese Regionen eine veritable Schneedecke (Abbildung 1). In Nordamerika, genauer gesagt im Umfeld der Großen Seen, braucht man derzeit schon teils schwereres Gerät, um den dortigen Schneemassen Herr zu werden. Beide Regionen verbindet dieser Tage der sogenannte „Lake Effect Snow„, welcher regional für verhältnismäßig hohe Schneesummen sorgt.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow (LES) ist ein Phänomen, das im Winterhalbjahr beim Überströmen von Kaltluft über größere, relativ warme Wasserflächen auftreten kann. Beim Überstreichen der trocken-kalten Luft über die deutlich wärmeren Gewässer wird die untere Atmosphäre mit Wärme und Feuchtigkeit versorgt und deren Schichtung wird dadurch labiler. Die mit Wärme und Feuchtigkeit angereicherten Luftpakete steigen auf, kühlen sich ab und kondensieren vorwiegend bereits in den unteren Atmosphärenschichten. Daher kann es zu flächenmäßig eng begrenzten Niederschlagsbändern mit heftigen Schneefällen kommen. Aufgrund der geringen Breite der Niederschlagsbänder von oft nur wenigen Kilometern kann das betroffene Gebiet im Schnee versinken, während im näheren Umfeld mitunter deutlich weniger oder gar kein Schnee fällt. Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen der Wasseroberflächentemperatur und der Temperatur in 1,5 km Höhe (Druckniveau auf etwa 850 hPa) über Grund eine Differenz von mindestens 13 Kelvin bestehen muss, damit genügend Energie für die Bildung kräftiger und langlebiger Niederschlagsbänder zur Verfügung steht. Starke Schneeschauer können unter anderem dann entstehen, wenn die labile Luftmasse eine vertikale Mächtigkeit von mindestens ca. 2 km über Grund erreicht.

Eine weitere Schlüsselkomponente bei der Bestimmung von besonders betroffenen Küstengebieten beim Lake Effect Snow ist die Windrichtung. Zudem ist der sogenannte „Fetch“ entscheidend, der die Wirklänge des Windes über die offene Wasserfläche beschreibt. Der „Fetch“ sollte typischerweise mindestens 100 km betragen, damit der Luft ausreichend Wärme und Feuchtigkeit für die Entwicklung der Schneeschauerstraßen zugeführt werden kann.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow ist im Bereich der Großen Seen (USA) besonders ausgeprägt, da es hier häufiger zu einem „Arctic Outbreak“ kommt. Dabei kann auf der Rückseite eines Tiefs häufig sehr kalte, trockene Luft aus den arktischen Breiten Kanadas weit nach Süden in die USA vorstoßen. Dort überströmen die arktischen Luftmassen die Großen Seen, meist von West bis Nordwest nach Ost bis Südost. Für den Eriesee und den Ontariosee beispielsweise ist der „Fetch“ bei einer westlichen Windkomponente mit mehreren hundert Kilometern besonders lang. In der ersten Wochenhälfte kam es nun zum ersten markanten „Arctic Outbreak“ über Nordamerika mit entsprechendem Lake Effect Snow (siehe animierte Abbildung 2).

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Die Wassertemperatur der Großen Seen lag verbreitet noch bei +6 bis +9 Grad, während in 1,5 km rund -14 Grad vorherrschend waren (Abbildung 3). Summa summarum ergaben sich demnach in der unteren Atmosphäre Differenzen von 20 bis 23 Kelvin. Dieser Temperaturgegensatz stellte viel Energie für die Bildung von intensiven und teils gewittrig durchsetzten Schneeschauerstraßen vor allem an den Ost- und Südostseiten von Lake Michigan, Huron, Erie und Ontario zur Verfügung. Dabei wurden häufig pro Stunde Neuschneeraten von 3-10 cm (ca. 1-3 inches), in einigen Regionen (z.B. knapp südlich von Buffalo) auch 10 bis 15 cm (4-6 inches) beobachtet. Insgesamt sind seit Montag teilweise 25-50 cm (10-20 inches), strichweise auch um 75 cm (30 inches) gemeldet worden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Kehren wir wieder nach Mitteleuropa zurück. Wie bereits erwähnt, konnte beispielsweise am Dienstag im Skagerrak und Kattegat sowie in der westlichen Ostsee (siehe Abbildung 4) der Lake Effect Snow mit seinen charakteristischen Schauerstraßen von Nord bis Nordost nach Süd bis Südwest beobachtet werden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 2

Die Bedingungen waren dabei denen in Nordamerika sehr ähnlich. Die Temperaturdifferenz betrug zwischen Wasseroberfläche (rund 8 Grad) und 1,5 km (-12 bis -14 Grad) um bzw. etwas über 20 Kelvin. Lediglich die Breite der Wasserflächen und damit der „Fetch“ reicht in den westlichen Ostseegebieten nicht an die Großen Seen heran, sodass die Neuschneemengen in der Regel im Verhältnis nicht so hoch ausfallen. In weiten Teilen des Landes hält die Zufuhr kalter Luftmassen aus Norden bis Nordosten in den kommenden Tagen an, sodass der Lake Effect Snow an der Ostseeküste strichweise weiteren Schneenachschub liefern dürfte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Von neuem Schnee, gefrierendem Regen und Modellchaos

In den kommenden Tagen bauen sich zwischen Nord- und Südeuropa größere Temperaturgegensätze auf. Subtropische Warmluft wird vom Atlantik Richtung Mittelmeerraum geführt, während weite Teile Nord- und Mitteleuropas von polarer Kaltluft geflutet werden (siehe Abbildung 1). Entlang dieser vorübergehend quasi ortsfesten Frontalzone, also des Bereichs mit den größten Temperaturgegensätzen, kommt es zu kräftigeren und länger anhaltenden Niederschlägen, die auf der warmen Seite als Regen, auf der kalten als Schnee fallen. Kleinste Verschiebungen der Frontalzone entscheiden vor Ort über Schneegestöber oder Regenfälle, weswegen es natürlich wünschenswert wäre, wenn die verschiedenen Wettermodelle ein einigermaßen klares Bild über die voraussichtliche Position der Luftmassengrenze liefern würden.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos 1

Doch ausgerechnet bei diesen Grenzwetterlagen beginnt auch bei den Wettermodellen das große Flattern. Nicht selten liefert in solchen Situationen jedes Modell sein eigenes Szenario, selbst noch wenige Tage oder Stunden vor dem Ereignis. Welches von diesen vielen, mehr oder weniger stark abweichenden Szenarien sich am Ende bewahrheitet, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Dem Forecaster bleibt nichts anderes übrig, als das für ihn wahrscheinlichste Szenario zu beschreiben und die Unsicherheiten zu kommunizieren – und genau das soll nun geschehen.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos 2

In Abbildung 2 soll die von den 4 Wettermodellen ICON13, EZMWGFS und UK10 vorhergesagte Lage der Frontalzone am Donnerstagabend (22 Uhr) verdeutlich werden, dem Zeitpunkt der vermutlich nördlichsten Position. Dargestellt ist die Temperatur auf der 850-hPa-Druckfläche, also in etwa 1500 Metern Höhe. Was direkt auffällt, ist, dass sich die dichteste Drängung der Isothermen (die Linien gleicher Temperatur) und damit die Luftmassengrenze in allen Modellen irgendwo über Süddeutschland befindet. Soweit so gut – das Problem ist aber das „Irgendwo“. Die 0-Grad-Isotherme, die in erster Näherung den Übergang von Schnee zu Regen markiert, variiert von Modell zu Modell um 100 Kilometer. Die nördlichste Variante liefert das EZMW (Höhe Stuttgart), die südlichste das DWD-Modell ICON13 (Höhe München).

Demnach ist lediglich sicher, dass ab Donnerstagfrüh, im Zuge der hereindriftenden Luftmassengrenze, vor allem im Süden mit kräftigeren Niederschlägen zu rechnen ist. Wie weit sie nach Norden ausgreifen und wo sich der Übergang von Schnee zu Regen vollzieht, ist aber noch hochgradig unsicher. Wenn man kein Modell bevorzugen möchte, dann nimmt man für das vermeintlich wahrscheinlichste Szenario die mittlere Lage der Luftmassengrenze. Demnach läge sie (wahrscheinlich) auf der Höhe Augsburg, wie von GFS und ICON-D2 berechnet. Die Situation am Donnerstagabend bzw. in der Nacht zum Freitag sähe folglich in etwa so aus wie in Abbildung 3. Also nördlich der Höhe Augsburg Schneefall mit durchaus nennenswerten Neuschneemengen, südlich erst Schnee, dann Regen und beim Übergang eventuell vorübergehend gefrierender Regen mit Glatteisbildung.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos

Diese Niederschläge beschäftigen uns voraussichtlich bis in den Samstag hinein, wobei sie mit Rückzug der Luftmassengrenze auch ganz im Süden wieder zunehmend in Schnee übergehen und dem Alpenrand wohl eine größere Schneepackung bescheren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Übers Wetter nicht nur reden, sondern singen

Was wäre ein Tag oder gar ein Leben ohne Musik? Mithilfe von Musik lassen sich Emotionen wie Ärger, Wut, Angst, Freude, Liebe oder Trauer ausdrücken. Töne, Klänge und Geräusche dienen hierbei als Ausgangsmaterial. Deren Eigenschaften wie Lautstärke, Tonhöhe oder Tondauer können variabel genutzt und kombiniert werden, um die gewünschten Emotionen oder Assoziationen hervorzurufen.
Auch das Wetter spielt naturgemäß eine entscheidende Rolle im Leben aller. Sei es im Alltag bei der Beantwortung der Frage, ob man beim Verlassen des Hauses einen Schirm mitnehmen sollte. Für die Landwirtschaft spielt das ausgewogene Verhältnis von Sonnenschein und Regen eine essentielle Rolle beim Pflanzenwachstum. Und auch beim Kofferpacken für den nächsten Urlaub befasst man sich noch etwas intensiver mit den Wetteraussichten für die kommenden Tage im Urlaubsort.
Wer hat sich noch nie darüber geärgert, dass man auf dem Heimweg nass wurde, obwohl man dachte, man schaffe es noch vor dem Schauer nach Hause? Wer hat sich noch nie wie ein Kind gefreut, wenn Schneeflocken leise vom Himmel fallen? Und wer hat noch nie einen Sonnenuntergang als romantisch empfunden?
Bei diesen beispielhaften Empfindungen ist es natürlich nicht verwunderlich, dass auch das Thema „Wetter“ das ein oder andere Mal in der Musik verarbeitet wurde.
Vor bald fünf Jahren hat der geschätzte Kollege in seinem Thema des Tages den Hit „An Tagen wie diesen“ mit der Erkältungszeit verknüpft  Diese Thematik trifft auch auf die aktuelle Zeit besonders gut zu. Hört man doch viele Leute in den Zügen und Einkaufsläden, wie sie in Taschentücher oder Ärmel husten, niesen oder schniefen. Bei all diesen Geräuschen könnte man aus Sorge einer Ansteckung durchaus etwas ängstlich werden.
Die in der Musik am meisten verwendeten Wettererscheinungen sind sicherlich Sonnenschein und Regen. Die Beatles sangen beispielsweise „Here Comes the Sun„, meinten dies aber eher metaphorisch, dergestalt, dass das Lied an Menschen in einer schwierigen Lebenslage gerichtet ist und Hoffnung auf bessere Zeiten bieten soll. Sicherlich kennen auch die meisten den Klassiker „You Are My Sunshine„.
Mehr den tatsächlichen Bezug zur Sonne (bzw. die Assoziation zu wärmeren Gefilden) haben beispielsweise Ben Zuckers „Der Sonne entgegen“ oder Buddys „Ab in den Süden“ (… der Sonne hinterher …). Bei diesen Liedern kann man beim Hören tatsächlich etwas Fernweh bekommen, erst recht, wenn gleichzeitig der Blick nach draußen schweift und das Novembergrau vom Himmel grüßt.
Auch über den Regen lässt sich der ein oder andere Musiktitel finden. Beispiele sind „Purple Rain“ von Prince oder „November Rain“ von Guns N‘ Roses. „Let It Rain“ braucht man am heutigen Montag in der Norddeutschen Tiefebene nicht singen, denn dort laufen gebietsweise Warnungen vor Dauerregen. Dort wird eher Rihannas „Umbrella“ angestimmt. Neben den der Sonne gewidmeten Liedern kommt auch bei Albert Hammonds „It Never Rain in Southern California“ durchaus Fernweh auf.
Es gibt tatsächlich auch Musiker, die sich einen meteorologischen Namen geben, so zum Beispiel „The Weather Girls„. Und wie könnte es anders sein, als dass auch sie mit „I t’sRaining Men“ über das Wetter sangen, auch wenn das sicherlich mehr im übertragenen Sinn zu verstehen ist…
US-amerikanische Forscher befassten sich ebenfalls mit dem Zusammenhang von Musik und Wetter . Unter anderem fanden sie beispielsweise heraus, dass Bob Dylan der „Meteorologe“ unter den Musikern ist. Er ist also derjenige, der in seinen Liedern am häufigsten einen Bezug zum Wetter genommen hat. Sie stellten auch fest, dass sich Musiker häufig von aktuellen meteorologischen Ereignissen inspirieren lassen. So entstanden beispielsweise in den USA in den 1950er und 1960er Jahren viele Lieder, die von „schlechtem“ Wetter handeln, da es dort in diesen Jahren tatsächlich vergleichsweise stürmisch war.
Und welches Lied würde zum aktuellen Wetter am besten passen? Möchte man ein Lied hören, in dem das aktuell wetterbestimmende Tiefdruckgebiet zumindest vom Namen her eine zentrale Rolle spielt, so sollte man Lieder heraussuchen, in denen „Marco“ vorkommt. Beispielsweise könnte man auch „Über den Wolken“ oder „Lila Wolken“ in den Raum werfen, denn am heutigen Montag und erst recht am morgigen Dienstag verdecken viele Wolken die Sonne. Welches Lied letztendlich am besten passt, kann aber durchaus vielfältig sein und liegt an jedem selbst, was man in dem Moment gerne hören möchte.

DWD Uebers Wetter nicht nur reden sondern singen

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Blätter machen den Abgang

Der Herbst ist mittlerweile mehr als zur Hälfte vorüber, für die Meteorologen beginnt der Winter sogar bereits in rund zwei Wochen am 1. Dezember. Zwar macht der Herbst durch Regen und Sturm in Sachen Wetter seit etwa vier Wochen quasi alles richtig, die Temperaturen sind aber fortwährend zu hoch. Bleibt es so mild, könnte dieser Herbst als einer der drei wärmsten in die Wetterannalen eingehen.

Die langen Phasen mit warmem Altweiber- und Spätsommerwetter bis Mitte Oktober haben die Natur bereits irritiert. So gibt es Berichte von blühenden Pflanzen und Bäumen, längeren Ernten als üblich und kräftigem Rasenwachstum in dieser Zeit. Ebenso blieben die Blätter noch lange grün.

Blattverfärbungen

Blattverfärbungen werden im Herbst ausgelöst, wenn der Sonnenstand immer niedriger und die Tageslänge immer kürzer werden und vor allem die nächtlichen Temperaturen in den einstelligen Bereich sinken. Dabei sollte es mehrere sehr kühle Nächte hintereinander geben. Ist es soweit, wird das in den grünen Blättern vorherrschende Chlorophyll schneller abgebaut. Der Baum zerlegt also das Chlorophyll in seine Bausteine und holt es in die dicken Äste und den Stamm zurück. Dort werden sie bis zum nächsten Frühjahr eingelagert und dann wiederverwertet. Blattverfärbungen stellen sich also nicht nur aufgrund der kürzeren Tage ein, sondern auch im Zusammenhang mit der aktuellen Witterung.

In diesem Herbst sorgten die meist auch warmen Nächte für eine Verzögerung der Blattverfärbung. Anhand der aktuellen phänologischen Uhr (weitere Informationen zur Phänologie unter ) lässt sich herauslesen, dass die Leitphase für den Spätherbst mit der Blattverfärbung der Stieleiche statt üblicherweise um den 19. Oktober herum (Mittel der Jahre 2011 bis 2022) erst am 28. Oktober einsetzte. Mit anderen Worten: die Blätter fielen durchschnittlich 9 Tage später als in den letzten 12 Jahren!

DWD Die Blaetter machen den Abgang

Blattfall

Dieser Rückstand konnte durch das seit Mitte Oktober umgeschlagene Wetter mit anhaltender Tiefdruckaktivität und zeitweiligen Sturm nur bedingt aufgeholt werden. Der Blattfall der Stieleiche als Leitphase für den beginnenden Winter wurde erst am 13. statt am 7. November gemeldet. Damit blieb eine Verzögerung von 6 Tagen.

Der subjektive Eindruck des späten Blattfalls in diesem Herbst kann also durch Beobachtungen bestätigt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass zum Teil noch einige Blätter an den Bäumen hängen. In den nächsten Tagen sorgen Sturm, Regen und sinkende Temperaturen voraussichtlich aber für einen weiteren starken Abgang der Blätter von den Bäumen.

Die alte Bauernregel, die besagt: „Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein“ lässt sich übrigens nicht belegen. Sie steht wissenschaftlich auf sehr wackeligen Beinen. Wie der Winter wird, können uns die Bäume also auch heute leider noch nicht verraten.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.11.2023
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