Was hätten Sie denn gerne?

Am heutigen Freitagnachmittag jagt Tief QUEENA, das mit seinem Kern dann etwas westlich von Norwegen liegt, seine Kaltfront von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg. Bis Mitternacht erreicht die Kaltfront bereits die Alpen. Mit Kaltfrontpassage drohen dann vorübergehend bis ins Flachland Sturmböen um 80 km/h, vereinzelt sind auch um 90 km/h möglich. Außerdem kann es kurzzeitig kräftig regnen, wobei die Niederschläge bis in mittlere Lagen in Schnee übergehen. Allerdings lassen diese recht schnell wieder nach. Rückseitig folgen anschließend nur noch wenige Schauer, sodass selbst im Bergland allenfalls ein paar wenige Zentimeter Neuschnee möglich sind. Im Norden stehen ganz vereinzelt Graupelgewitter auf der Agenda. Vorsicht ist gebietsweise geboten, wenn es nach dem Frontdurchgang auflockert, denn dann kann gefrierende Nässe für erhebliche Glättegefahr sorgen. Ein Wintereinbruch steht im Flachland aber nicht ins Haus. Zwar wird die milde Atlantikluft mit dem Durchzug der Kaltfront ausgetauscht und durch Polarluft ersetzt, aber durch den langen Weg der Luftmasse übers Wasser kann sich diese deutlich erwärmen. Damit sind tagsüber Höchstwerte im deutlichen Plusbereich zu erwarten.

Am Samstag kommt die eingeflossene Polarluft langsam zur Ruhe. Regen-, Schnee- und Graupelschauer treten vor allem im Norden und Osten noch auf. Zwischen den dicken Wolken zeigt sich aber zumindest ab und an die Sonne. Südlich der Donau scheint sie sogar längere Zeit. Temperaturen im fast zweistelligen Bereich lassen außerhalb des höheren Berglandes nicht wirklich Winterfeeling aufkommen.

Bereits in der Nacht zum Sonntag erreichen dann von Nordwesten neue Tiefausläufer Deutschland. Tief ROXANA, mit Kern über Nordwesteuropa, schickt sich dann an, ordentlich für Furore zu sorgen. Sturm vor allem in der Mitte und dem Süden, auf den Bergen teilweise Orkan, Dauerregen vorrangig an den Westhängen der Mittelgebirge und kräftige Schneefälle oberhalb von 600 bis 800 m stehen tagsüber auf dem Programm. Am Nachmittag sind über dem Norden auch noch Graupelgewitter möglich. An den Alpen zeigt sich am Vormittag sogar noch zeitweise die Sonne. Es steht also alles auf dem „Speiseplan“ was das Meteorologenherz begehrt, wenngleich für die diensthabenden Wetterfrösche die anstehende Wetter- und Warnlage mit großem Arbeitsaufwand verbunden sein wird.

In der Nacht zum Montag ziehen sich die anhaltenden Niederschläge zwar mehr und mehr in den Süden zurück, wodurch an den Alpen somit erneut teils ergiebige Schneefälle (10 bis 30 cm Neuschnee) auf der Agenda stehen. Ansonsten treten landesweit noch kräftige Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer auf. Durchaus werden diese von Blitz und Donner sowie stürmischen Windböen begleitet. In den Mittelgebirgen sind einige Zentimeter Neuschnee möglich. Besonders auf höher gelegenen Straßen und Autobahnen drohen am Montagmorgen teils größere Probleme im Berufsverkehr!

Zum Start in die kommende Woche bleibt es windig und wechselhaft, im Bergland auch durchaus winterlich. Das Wetter zeigt also durchaus, was es so auf der Pfanne hat und Langeweile kommt keineswegs auf.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.02.2022

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Das Olympische Turnier in Peking ist inoffiziell gestartet und das Wetter ist stabil!

Am morgigen Freitag ist es wieder soweit. In Peking werden die XXIV. (24.) Olympischen Winterspiele offiziell eröffnet. Die chinesische Hauptstadt (7,7 Millionen Einwohner, Verwaltungsgebiet knapp 21,9 Millionen) ist die erste Stadt, die sowohl Olympische Sommerspiele (2008) als auch Olympische Winterspiele austrägt. In einem Bewerberverfahren konnte sich Peking gegen Almaty (Kasachstan) durchsetzen.

Die am Freitag, den 4. Februar mit der Eröffnungsfeier offiziell beginnenden Wettkämpfe werden bis zur Abschlussfeier am 20. Februar, abgesehen von Peking noch in Yanqing und Zhangjiakou ausgetragen.

In Peking finden neben der Eröffnungs- und Abschlussfeier (National-Stadion) das Eishockey-Turnier, sowie die Eiskunst- und Eisschnelllaufwettkämpfe, Shorttrack als auch der Curling-Wettbewerb statt. Zudem ist Peking auch der Anlaufpunkt für die Snowboard- bzw. Freestyle-Elite. Yanqing liegt 75 Kilometer nordwestlich von Pekings Stadtzentrum und ist ein gebirgiger Vorort von Chinas Hauptstadt, in dem man heiße Quellen, Nationalparks, Skigebiete und den Badaling-Abschnitt der Chinesischen Mauer vorfindet. In genannter Region befinden sich die Wettkampfstätten des Ski-Alpin-Zirkus sowie der Eiskanal für Bob, Rodel und Skeleton. Zhangjiakou ist ein beliebtes chinesisches Skigebiet etwa 180 Kilometer nordwestlich von Peking. Dort werden die meisten Ski- und Snowboardwettbewerbe der Winterspiele 2022 ausgetragen. Dazu gehören z.B. Langlauf, Skispringen, Nordische Kombination und Biathlon. Die neu gebaute Schnellfahrstrecke Peking-Zhangjiakou ermöglicht den Gästen der Spiele schließlich in nur einer Stunde zu allen drei Clustern der Olympischen Winterspiele zu gelangen.

Analog zu den Sommerspielen starten auch bei den Winterspielen einzelne Wettbewerbe vor der offiziellen Eröffnungsfeier. Den Startschuss gab die Curling-Runde, die schon am gestrigen Mittwoch die ersten Partien ausrichtete. Am heutigen Donnerstag folgt der Eishockeywettbewerb. Insgesamt sollen 109 Wettkämpfe über die Bühne gehen, von denen 52 auf die Männer und 46 auf die Frauen fallen.

Insgesamt werden voraussichtlich Sportler aus 91 Nationen der Welt an den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen. Als Neulinge geben die Nationen Haiti und Saudi-Arabien ihr Debüt bei Olympischen Winterspielen. Kenia hatte leider kurzfristig die Teilnahme noch abgesagt.

Doch wie sieht nun Wetter bzw. Klima in Peking aus?

Peking sowie auch die weiteren Wettkampforte liegen rund 150 km von der Küste entfernt. Die Hauptstadt selber befindet sich auf einem Plateau innerhalb eines Westwindgürtels. Entsprechend wird das Klima dort von den innerchinesischen Landmassen geprägt und ist insgesamt als kontinental einzustufen. Der Winter fällt dabei meist lang, kalt und relativ trocken aus. Im Januar und Februar werden im vieljährigen Mittel tagsüber leicht positive Temperaturen gezeigt, nachts können die Werte jedoch in den mäßigen bis strengen Frostbereich absinken. Die wenigen Regentage (etwas 2 im Mittel) bringen dabei kaum Niederschlag, sodass klimatisch nur 4 bis 6 l/m² normal sind.

Aktuell befindet sich die Region Peking auf der Südwestflanke eines kräftigen Tiefs östlich der russischen Insel Sakhalin in einer nordwestlichen Grundströmung. Somit gelangt trockene aber auch sehr kalte Luft ins Olympiagebiet. In 850 hPa, also etwa 1500 Meter Höhe, liegen die Temperaturen über das Wochenende hinweg meist zwischen -10 und -18 Grad. Resultierend werden in 2 Meter in Peking leichte Plusgrade notiert, während in der höher liegenden Skiregion leichter Frost herrscht. Nachts fallen die Werte in Peking auf rund -5 Grad und in der Skiregion bis -20 Grad. In die nordwestliche Strömung sind zwar leichte Hebungsbereich eingebunden, stärkere Niederschläge sind aber wegen der geringen Luftfeuchte nicht zu erwarten. In Peking sollte es sogar weitgehend trocken bleiben, während es im Bergland ein paar Flocken geben könnte. Zum Wochenstart soll es dann vorübergehend etwas milder werden, ohne dass nennenswerte Niederschläge auf dem Programm stehen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.02.2022

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Deutschlandwetter im Januar 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Januar 2022*

1. Platz: Helgoland (Schleswig-Holstein) 6,1 °C – Abweich. +3,6 Grad

2. Platz: Borkum-Flugplatz (Niedersachsen) 5,7 °C – Abweich. +4,0 Grad

3. Platz: Itzehoe (Schleswig-Holstein) 5,7 °C – Abweich. +5,4 Grad

Besonders kalte Orte im Januar 2022*

1. Platz: Reit im Winkl (Bayern) -1,8 °C – Abweich. +1,8 Grad

2. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) -1,7 °C – Abweich. +2,9 Grad

3. Platz: Oberstdorf (Bayern) -1,6 °C – Abweich. +1,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Januar 2022**

1. Platz: Neuhaus-Steinheid (Thüringen) 191,7 l/m² – 179 Prozent

2. Platz: Suhl-Heidersbach (Thüringen) 191,6 l/m² – 231 Prozent

3. Platz: Baiersbronn-Ruhestein (Baden-Württemberg) 188,1 l/m² – 103 Prozent

Besonders trockene Orte im Januar 2022**

1. Platz: Königsborn (Sachsen-Anhalt) 12,9 l/m² – 37 Prozent

2. Platz: Vogtsburg-Bischoffingen (Baden-Württemberg) 17,2 l/m² – 46 Prozent

3. Platz: Buchloe (Bayern) 18,0 l/m² – 37 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Januar 2022**

1. Platz: Lenzkirch-Ruhbühl (Baden-Württemberg) 113 Stunden – 170 Prozent

2. Platz: Balingen-Bronnhaupten (Baden-Württemberg): 110 Stunden – 186 Prozent

3. Platz: Kempten (Bayern) 106 Stunden – 129 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Januar 2022**

1. Platz: Meiningen (Thüringen) 11 Stunden – 33 Prozent

2. Platz: Bad Hersfeld (Hessen) 12 Stunden – 31 Prozent

3. Platz: Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen) 13 Stunden – 30 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis: Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse.

Meteorologe Denny Karran

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.02.2022

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Nach dem Tief ist vor dem Tief

Nachdem Ende Januar das Wetter von den Tiefdruckgebieten NADIA (int. Malik) und ODETTE (int. Corrie) sehr turbulent gestaltet wurde und insbesondere NADIA am vergangenen Wochenende für erhebliche Sturmschäden gesorgt hat, stehen nun Anfang Februar die nächsten Tiefs vor der Tür.

Den Anfang macht am heutigen Dienstag Tief PHILINE und beschert uns erneut kräftig auflebenden Wind und aufkommende Niederschläge, die zumindest anfangs noch häufig als Schnee fallen. Von Westen setzt sich allerdings eine zum Teil deutlich mildere Luftmasse durch, so dass die Schneefallgrenze vor allem in den westlichen Landesteilen recht rasch ansteigt. Nach Osten und Südosten hin fallen die Niederschläge noch bis in mittlere Lagen weiterhin und vor allem an den Alpen auch anhaltend als Schnee.

Die Nachfolgerin von PHILINE steht nordwestlich der Britischen Inseln bereits in den Startlöchern, wurde auf den Namen QUEENA getauft und wird unser Wetter ab Donnerstag beeinflussen und vor allem den Freitag auch wieder recht turbulent gestalten.

Der Februar startet also ziemlich wechselhaft, allerdings auch eher mild und man kann sich die Frage stellen, ob der Winter nochmal so richtig durchstartet, schließlich ist der Februar der „letzte“ vollständige Wintermonat. In den Vorhersagen ist aktuell allerdings kein als nachhaltig zu betrachtender Wintereinbruch zu finden und auch ein Blick in die Welt der Bauern- oder Wetterregeln macht nicht so viel Hoffnung. Für Mariä Lichtmess (2. Februar) steht in der einschlägigen Literatur geschrieben:

„Ist’s zu Lichtmess mild und rein, wird’s ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“

Vielleicht lassen wir uns einfach überraschen, was der Februar wettertechnisch noch zu bieten hat.

Dipl.-Met. Sabine Krüger

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.02.2022

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Nordwest zyklonal

Kaum ist das Orkantief „Nadia“ (international „Malik“), das vor allem in Nord- und Ostdeutschland für Schäden und Behinderungen und leider auch für ein Todesopfer gesorgt hat, abgezogen, kommt am heutigen Montag die „kleine Schwerster“ Tief „Odette“ (international „Corrie“) zu uns. Das neue Tief hat zwar weniger Wind, aber dafür deutlich mehr Regen und im Bergland viel Schnee im Gepäck. Am Dienstag greifen schließlich die Ausläufer von Tief „Philine“ auf Deutschland über, die weiterhin für Wind, Regen und im Bergland für Schnee sorgen.

Für diesen sehr wechselhaften Witterungsabschnitt verdanken wir der großräumigen Wetterlage „Nordwest zyklonal“ abgekürzt NWZ. Die Wetterlage NWZ stellt sich ein, wenn sich ein Hoch (für die aktuelle Lage hat das Hoch den Namen „Gustav“ bekommen) über Westeuropa bzw. über dem Nordatlantik, nicht weit weg von den Britischen Inseln, befindet und gleichzeitig über dem Nordmeer und Skandinavien tiefer Luftdruck herrscht. Dadurch ergibt sich über Mitteleuropa eine nordwestliche Höhenströmung, in der die Tiefdruckgebiete entlang ziehen.

So eine Wetterlage ist der Schneebringer für die Berge. Vor allem für die Alpen ist der Fall, da sie quer zur Hauptströmung liegen. Die ganze Feuchtigkeit, die die Tiefdruckgebiete auf der Brust haben, wird dann gegen die Mittelgebirge bzw. gegen die Alpen gedrückt. Für das Flachland bedeutet diese Wetterlage meistens nasskaltes Wetter, ohne dass sich eine nachhaltige Schneedecke bilden kann.

Zurück zum heutigen Montag: Tief „Odette“ liegt mit dem Kern über Norddeutschland. An seiner Südwestflanke in West- und Süddeutschland weht der Wind stark bis stürmisch mit Böen zwischen 60 und 75 km/h. In den Hochlagen der westlichen und südlichen Mittelgebirge und der Alpen treten teils schwere Sturmböen um 100 km/h auf. Zudem fällt vielerorts Regen, Schneeregen und im Bergland oberhalb 400 bis 600 m Schnee. Dabei werden 5 bis 15 cm, im Schwarzwald und im Bayerischen Wald um 20 cm erwartet. An den Alpen fallen sogar 20 bis 50 cm Neuschnee. In Verbindung mit dem kräftigen Wind muss in den Hochlagen mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

Nach einer kurzen Pause in der kommenden Nacht erreichen am Dienstag die Ausläufer von Tief „Philine“ mit neuen Niederschlägen und teils stürmischem Wind Deutschland. Die Schneefallgrenze liegt am Anfang im Südosten am Boden und bei 400 m im Nordwesten, aber sie steigt im Tagesverlauf von Nordwesten her auf 600 bis 900 m an. Vor allem in den südlichen und östlichen Mittelgebirgen kommen 10 bis 20 cm Neuschnee, in den Alpen 30 bis 50 cm dazu. Zudem besteht in den Hochlagen die Gefahr von Schneeverwehungen.

Zusammengefasst: Es muss vor allem in Lagen ab 400 bis 600 m mit winterlichen Straßenverhältnissen gerechnet werden. In den Alpen, wo insgesamt bis ein Meter Neuschnee fällt, steigt die Lawinengefahr deutlich an. In tieferen Lagen besteht vor allem nachts die Gefahr von Glätte durch überfrierende Nässe oder geringfügigen Schnee. Zuletzt achten Sie auch auf den ruppigen Wind (am Montag im Westen und Süden und am Dienstag in ganz Deutschland), vor allem in den höheren Lagen und an den Küsten.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 31.01.2022

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DWD Nordwest zyklonal

 

 

„NADIAs“ Reise und „Maliks“ Hinterlassenschaften

Die Reise von NADIA begann mit ihrer Geburt am vergangenen Dienstag vor der US-Ostküste. Von dort begab sie sich über den Nordatlantik Richtung Europa, erreichte am Freitag Island, zog über Skandinavien hinweg und befindet sich nun im Baltikum.

Bereits Samstagvormittag machte sie sich in Deutschland mit ersten Sturmböen an der Küste bemerkbar (so wurde beispielsweise pünktlich zum mittäglichen Fischbrötchen-Vesper um 12 Uhr eine schwere Sturmböe von 98 km/h am Kieler Leuchtturm registriert).

Aber NADIA, die vom dänischen Wetterdienst eine Namens- und Geschlechtsumwandlung erfuhr und fortan für die internationale Tribüne auf „Malik“ getauft wurde, war damit noch nicht am Ende. Sie (oder er?) holte noch einmal tief Luft und bescherte uns ein Sturmfeld, das sich am gestrigen Samstag vom Nordwesten und Norden in den Osten des Landes ausbreitete.

Am heftigsten war das Orkantief an Nord- und Ostseeküste, bzw. auf den Inseln spürbar: Auf Hallig Hooge wurde eine Orkanböe von 127 km/h gemessen, Glücksburg und die Greifswalder Oie meldeten 119 km/h und auch auf Sylt, Fehmarn und in St. Peter-Ording konnten sich die Urlauber bei 112-118 km/h einen etwas kräftigeren Wind als sonst durch die Haare pusten lassen. Jetzt mag manch Leser vielleicht denken: „Ach, eine steife Brise sind die Norddeutschen doch eh gewohnt – Sturm ist erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben…“, ABER: NADIA aka Malik zeigte auch im Landesinneren, dass sie kein 08/15-Tief war.

Zwischen Hamburg und Berlin sorgten einige schwere Sturmböen um 100 km/h für hunderte Einsätze der Feuerwehr. Allein in Hamburg (die Messstation Hamburg-Finkenwerder meldete 109 km/h), wo eine Sturmflut den Fischmarkt flutete, gab es rund 300 Einsätze. Aber auch in anderen Städten Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs tobte der Sturm und führte zu zahlreich abgeknickten Ästen, entwurzelte Bäumen und Problemen im Bahnverkehr.

Den Vogel abgeschossen haben übrigens zwei Leuchttürme: Die Messstationen der exponierten Leuchttürme der Alten Weser (Nordsee) und Kiel (Ostsee) lieferten Maximalwerte von über 140 km/h. Wenn zu diesem Zeitpunkt dort Schafe verweilt hätten, wären diese anschließend bestimmt lockenlos gewesen.

Während NADIA bereits weiter Richtung Osteuropa gezogen und ihre Geschichte bei uns so gut wie beendet ist, steht schon ein neues Tief in den Startlöchern: ODETTE (int. Corrie) versucht am morgigen Montag in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin zu treten, was jedoch nur bedingt gelingt. So sind zwar insbesondere in der Südwesthälfte Sturmböen möglich, ein so verbreitetes Sturmfeld mit schweren Sturmböen oder gar orkanartigen Böen wie NADIA hat ODETTE allerdings nicht zu bieten.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.01.2022

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DWD NADIAs Reise und Maliks Hinterlassenschaften

 

Stürmische Zeiten stehen an

Zunächst einmal verlagert sich Sturmtief NADIA (international MALIK genannt) bis Sonntagmorgen vom Nordmeer rasch in Richtung Baltikum und das zugehörige Sturmfeld erfasst im heutigen Tagesverlauf vorrangig die Nordosthälfte des Landes. Der Höhepunkt des Sturms wird dabei in der kommenden Nacht erwartet. Dann drohen an der Nord- und Ostsee sowie in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns orkanartige Böen oder auch einzelne Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten um 120 km/h aus West bis Nordwest. An den Küsten drohen dann sowohl in der Nacht als auch noch am morgigen Tag Sturmfluten, sodass beispielsweise der Hamburger Fischmarkt unter Wasser stehen wird. Auch sonst treten ab heute Nachmittag in der gesamten Nordosthälfte Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h, vereinzelt auch schwere Sturmböen um 95 km/h auf. Die stärksten Böen werden meist im Umfeld von durchziehenden Schauern erwartet, die sich an und hinter der Kaltfront bilden (typisches Rückseitenwetter). Apropos Kaltfront – auch die Schneefallgrenze sinkt mit der einfließenden polaren Meeresluft in der Nacht auf etwa 400. Viel Neuschnee wird allerdings nicht erwartet.

Am Sonntag etwas für den Vitamin-D-Haushalt getan werden, denn in einigen Landesteilen zeigt sich immer wieder die Sonne, teils auch mal für längere Zeit. Letzte Schnee- und Regenschauer ziehen südostwärts ab. Nur an den Alpen kann es bis in den Nachmittag hinein noch etwas flöckeln. Vor allem im Norden und Osten bleibt es bis in den frühen Nachmittag hinein weiterhin stürmisch, teils muss sogar mit (schweren) Sturmböen gerechnet werden. An der Ostseeküste sind vormittags auch noch orkanartige Böen möglich. Am Nachmittag lässt aber auch dort der Wind zunehmend nach.

In der Nacht zum Montag und am Montag droht dann neues Ungemach. Ein kleines, aber wetterwirksames Tief verlagert sich nämlich rasch von Schottland über die nördliche Mitte Deutschlands hinweg nach Tschechien. Seine Wind- und Niederschlagsfelder erfassen dabei von Westen und Nordwesten her Deutschland. Dadurch, dass es anfangs bis in tiefe Lagen schneien kann, drohen am Montagmorgen im Westen und der Mitte etwa oberhalb von 200-300 m erhebliche Verkehrsprobleme im Berufsverkehr. Tagsüber gibt es dann landesweit weitere Niederschläge. Im Westen und Südwesten fallen diese oberhalb von 400-600 m als Schnee, sonst liegt die Schneefallgrenze bei 200-400 m. In den Mittelgebirgen und den Alpen schneit es mitunter kräftig. Es sind dann durchaus um 10 cm Neuschnee oder auch etwas mehr möglich. Der Wind weht vor allem im Südwesten und Süden teils stürmisch.

In den Folgetagen bleibt uns das wechselhafte und zuweilen sehr windige Wetter erhalten. Immer wieder gibt es Niederschläge, wobei die Schneefallgrenze im Westen und Südwesten zeitweise bis ins höhere Bergland ansteigt, während es im Osten und Südosten teilweise bis in tiefere Lagen schneit. Die in den Mittelgebirgen eher maue Schneelage dürfte sich also maßgeblich verbessern. Allerdings besteht durch den sehr feuchten Schnee teilweise Schneebruchgefahr. Im Alpenraum kann es vorübergehend sogar zu viel des guten werden, denn es sind gebietsweise erhebliche Neuschneemengen (akkumuliert zwischen 50 cm und 100 cm Neuschnee innerhalb von drei Tagen) möglich. Zusätzlich drohen starke Schneeverwehungen. Planen Sie daher für Ausflüge oder Reisen in Skigebiete genügend Zeit und Proviant ein, denn es könnte auch mal länger dauern. Im Flachland hingegen lautet die Devise „Regenschirm und Gummistiefel statt Skihose und Schneeschaufel“.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.01.2022

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DWD Stuermische Zeiten stehen an

 

NADIA ante portas

Gerade hat uns Sturmtief MARIA in Richtung Baltikum verlassen und in der vergangenen Nacht vor allem entlang der Küsten sowie im Nordosten des Landes für stürmische Verhältnisse gesorgt, da steht auch schon das nächste Sturmtief vor der Tür. Dieses Sturmtief wurde bereits auf den Namen NADIA getauft und liegt aktuell noch vor Island. In den nächsten Stunden zieht es allerdings unter kräftiger Intensivierung Richtung Südosten und macht sich ab heute Nacht zunächst in Form einer Warmfront bemerkbar. Diese Warmfront bringt erst im Norden, später dann vor allem in der Osthälfte teils kräftigen Regen. Dabei fließt zwischenzeitlich deutlich mildere Luft ein, sodass am morgigen Samstag die Höchsttemperaturen vor allem im Nordwesten zweistellige Werte erreichen können.

Mit dem Durchzug der Warmfront nimmt dann ab den Frühstunden des morgigen Samstags auch der Wind allmählich zu. Zuerst macht er sich entlang der Nordseeküste bemerkbar, greift dann aber rasch ost- und südwärts aus. Gegen Mittag ist dann bis ins nördliche Binnenland hinein mit starken bis stürmischen Böen zwischen 60 und 70 km/h zu rechnen, an der Nordseeküste treten bereits erste Sturmböen um 80 km/h auf. Ebenfalls betroffen sind dann bereits die Mittelgebirge, wo vor allem in Gipfellagen bereits erste Sturmböen in Erscheinung treten.

Zum Samstagnachmittag und -abend legt der Wind noch weiter zu. An den Küsten kommt es dann verbreitet zu Böen der Stärke 9 bis 10 Beaufort (Bft), exponiert auch der Stärke 11 Bft mit Geschwindigkeiten bis 110 km/h. Auch im Binnenland macht sich nun der Wind deutlich bemerkbar, und erreicht vor allem in der Nordosthälfte in Böen Sturmstärke mit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 75 km/h. Im Bergland werden bis 90 km/h erreicht, auf exponierten Gipfeln noch teils deutlich höhere Geschwindigkeiten. Auf dem Brocken wird volle Orkanstärke erwartet mit Windspitzen jenseits der 130 km/h.

Gegen Abend und in der ersten Nachthälfte wird ein erster Höhepunkt im Nordwesten des Landes erreicht, sodass dort dann von Westen der Wind allmählich etwas nachzulassen beginnt. Entlang der Ostseeküste und dem dahinter liegenden Binnenland hält die Sturmlage aber noch bis in den Sonntag hinein an. Insbesondere mit dem nächtlichen Eintreffen der Kaltfront von NADIA legt der Wind sogar noch einmal an Geschwindigkeit zu. Vereinzelt lassen sich dann entlang der Ostseeküste in exponierten Lagen einzelne Böen um 120 km/h nicht ausschließen. Verbreitet treten dort aber Windspitzen in schwerer oder orkanartiger Sturmstärke mit Geschwindigkeiten zwischen 90 und 110 km/h auf. Auch im dortigen Binnenland können einzelne Böen um 100 km/h auftreten.

In der restlichen Osthälfte hält der Sturm ebenfalls noch bis in den Sonntag hinein an. Allerdings sind hier, abgesehen von den Gipfellagen der Mittelgebirge, die Spitzengeschwindigkeiten etwas niedriger, erreichen aber auch hier 60 bis 80, vereinzelt auch um 90 km/h. Endgültig beruhigen wird sich der Sturm hier erst gegen Sonntagabend, während im Westen teilweise schon Sonntagfrüh vom Wind nichts mehr zu spüren ist.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.01.2022

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DWD NADIA ante portas

Stürmischer Witterungsabschnitt

Am heutigen Donnerstag beschert uns Tiefdruckgebiet MARIE windiges und nasses Wetter. Das Tief zieht über Südskandinavien ost-südostwärts. Das Windfeld hat uns bereits in der vergangenen Nacht erfasst und sorgt nun an den Küsten und im Bergland für Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h. Auf den Gipfeln der Mittelgebirge gibt es zum Teil schwere Sturmböen um 95 km/h. Der westliche bis nordwestliche Wind lebt im weiteren Tagesverlauf noch etwas auf, erreicht sein Maximum mit der Passage eines Bodentroges und lässt erst in der zweiten Nachthälfte zum Freitag nach. Bis dahin sind an den Küsten verbreitet Böen zwischen 80 und 90 km/h zu erwarten, im Landesinneren gibt es von der Weser bis an Oder und Neiße verbreitet Böen bis 70 km/h, in Schauernähe auch etwas höhere Böen. Auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge treten schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen mit etwa 110 km/h auf. Weiter nach Süden und Westen ist der Wind deutlich schwächer unterwegs. Dort sind allenfalls in den Berglagen Sturmböen zu erwarten. Am morgigen Freitag lässt der Wind nach und nur noch die Berge bekommen Sturmböen oder schwere Sturmböen, die Alpengipfel auch orkanartige Böen.

Die Niederschläge haben den Norden Deutschlands ebenfalls letzte Nacht erfasst und verlagern sich nun langsam südwärts. Da vorübergehend etwas mildere Luft ins Land strömt, steigt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800 Meter. In einigen Mittelgebirgslagen kann es beim Übergang von Schnee zu Regen örtlich zu gefrierendem Niederschlag kommen. Dann kann sich gefährliches Glatteis bilden. Bis zum Abend verlagern sich Regen und Schneefälle bis an die Donau. Mit einer Kaltfront und kalter Luft in der Höhe ziehen in der zweiten Tageshälfte von Norden her Schauer ins Land. Vereinzelt sind auch Blitz und Donner nicht ausgeschlossen. In der Nacht ziehen Schauer und Niederschläge ost- und südostwärts. Die Schneefallgrenze sinkt auf 500 bis 300 Meter. Im Süden können vor allem in den mittleren und höheren Lagen ein paar Zentimeter Neuschnee zusammenkommen. Im Stau der Alpen um 10 Zentimeter fallen. Auch am Erzgebirge kann es leichten Schneefall und wenige Zentimeter Neuschnee geben. Sonst lassen die Niederschläge nach. Am Freitag schneit es an den Alpen weiter und bis zum Abend fallen erneut bis zu 10 Zentimeter Schnee. Sonst trocknet es im Tagesverlauf auch im Osten und Südosten ab.

In der Nacht zum Samstag frischt der Wind mit Annäherung eines weiteren Tiefs, voraussichtlich wird es NADIA heißen, von Nordwesten her wieder auf. Zunächst wird die Nordsee-, im Verlauf auch die Ostseeküste erfasst. Am Samstag setzt sich die Windzunahme nach Süden fort. Das Windmaximum wird in der Nacht zum Sonntag erwartet. Dann können an den Küsten schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen zwischen 100 und 110 km/h auftreten. Punktuell sind auch Orkanböen um 120 km/h nicht ausgeschlossen. Auch im Bergland treten schwere Sturmböen bis 100 km/h auf, auf den Gipfeln der zentralen und östlichen Mittelgebirge sind Orkanböen um 130 km/h wahrscheinlich. In den Niederungen weht der westliche bis nordwestliche Wind stark bis stürmisch, tagsüber mit Böen zwischen 70 und 80 km/h, in der Nacht vor allem im Norden und Osten mit Böen bis zu 90 km/h.

Das zum Tief gehörige Niederschlagsfeld zieht in der zweiten Nachthälfte zum Samstag von Norden her ins Land und breitet sich am Samstagvormittag über den Osten aus. Die Schneefallgrenze steigt über 1000 Meter, sodass ein Wintereinbruch im Bergland nicht in Sicht ist. Nach Westen und Süden hin sind nach aktuellem Wissensstand nur leichte Regenfälle zu erwarten. Am Abend und in der Nacht zum Sonntag fallen verbreitet ein paar Schauer. Die Schneefallgrenze sinkt langsam wieder auf 600 Meter im Mittelgebirgsraum. Für mehr als ein bisschen Schneematsch reicht es aber nicht.

Im Laufe des Sonntags schwächt sich der Wind von Westen her rasch wieder ab und es treten ab Mittag kaum noch warnwürdige Böen auf. Lediglich auf den Bergen sind noch stürmische oder Sturmböen bis zu 80 km/h möglich, die prädestinierten Gipfel der Alpen und der östlichen Mittelgebirge können noch Böen um 90 km/h erreichen. Auch die Niederschläge lassen am Sonntag rasch nach und die Wolken lockern auf. Vor allem im Norden und Nordosten zeigt sich die Sonne häufiger.

Für den Montag lässt die aktuelle Prognose ein weiteres Tief erkennen, dass dann allerdings Deutschland komplett erfassen soll und nicht mehr nördlich an uns vorbeizieht. Die Vorhersage ist allerdings noch unsicher, entsprechend variabel ist die Vorhersage des Windes. Da das Hauptwindfeld weit südlich durchziehen soll, scheint sich nicht so verbreitet stürmisches Wetter durchzusetzen. Allerdings wird es vielerorts nass und bei einer Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 Meter könnte es im zumindest im Bergland wieder für ein paar Zentimeter Neuschnee reichen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.01.2022

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Tropischer Sturm „Ana“

Vor einem Jahr sorgte Wirbelsturm „Eloise“ in Mosambik mit heftigen Niederschlägen für schwere Überschwemmungen, Orkanböen bis 160 km/h knickten Bäume wie Streichhölzer um und verwüsteten tausende Häuser. Mehrere Menschen starben, rund 160.000 Menschen waren direkt von den Folgen des Sturms betroffen. Der nationale Wetterdienst in Mosambik (kurz: INAM) registrierte dabei in nur 24 Stunden rund 250 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) Regen in der Hafenmetropole Beira, der zweitgrößten Stadt des Landes im Südosten Afrikas. Fast genau zum Jahrestag des Landgangs von „Eloise“ in Mosambik traf in diesem Jahr ein weiteres tropisches System auf den südostafrikanischen Staat. Aber der Reihe nach…

Nachdem in der vergangenen Woche bereits heftige Niederschläge gefallen waren, sorgte am Wochenende ein tropisches Tief mit der Bezeichnung „Invest 93S“ in Teilen Madagaskars für weitere heftige Regenfälle, besonders im Norden und Osten. Dabei konnten teilweise Tagessummen von weit über 100 l/qm gemessen werden. Bei den Überschwemmungen wurden selbst in der Hauptstadt Madagaskars Antananarivo ganze Häuser weggeschwemmt. Anwohner wurden aufgefordert, niedrig gelegene Bereiche der Stadt zu verlassen und sich in höhere Lagen zu begeben. Nach Aussagen der madagassischen Agentur für Katastrophenschutz starben insgesamt 39 Menschen, rund 65.000 sind obdachlos.

Zwar schwächte sich das Tief in den Gebirgsregionen Madagaskars am Wochenende etwas ab, konnte sich jedoch organisierte Schauer und Gewitter bewahren. Über der Straße von Mosambik intensivierte es sich bei Wassertemperaturen von 29 bis 31 Grad Celsius und einigermaßen günstigen atmosphärischen Bedingungen wieder und entwickelte sich am Montag dann schließlich zu einem tropischen Sturm, der auf den Namen „Ana“ getauft wurde. Im südwestlichen Indischen Ozean ist es damit der erste Tropensturm, der in der laufenden Saison einen Namen erhält.

An der Küste Mosambiks beim Landgang in der Provinz Nampula brachte es „Ana“ dann immerhin auf Böen mit Windgeschwindigkeiten von rund 85 km/h, punktuell könnten auch schwere Sturmböen bis 100 km/h aufgetreten sein sowie Wellen mit einer signifikanten Höhe von bis zu 7 Metern. Die Gefahr bei „Ana“ ging jedoch nicht unbedingt von den Böen oder der Wellenhöhe aus. Vielmehr konnten sich die Niederschläge aufgrund der recht langsamen Westverlagerung über Land in Nord- und Zentral-Mosambik sowie im Süden Malawis akkumulieren und betrugen in 24 Stunden rund 100 bis 200, punktuell auch über 300 l/qm. Bestätigt wurde dies auch vom INAM, das von Montagfrüh bis Dienstagfrüh an der Station Milange 336 (Provinz Zambezia), in Furancungo 273 und in Tsangano 260 l/qm (beide in der Provinz Tete) messen konnten. In der Folge starben drei Menschen in den Fluten, einige werden noch vermisst. Zudem wurden massive Schäden an öffentlicher Infrastruktur und privaten Häusern verursacht.

Auch der Süden Malawis wurde nicht verschont. Dort stiegen die Fluten sogar so hoch, dass die Wasserkraftwerke ihre Stromproduktion mitten in der Nacht herunterfahren mussten, was große Teile des Landes dunkel werden ließ. Zudem brach die auf Strom angewiesene Trinkwasserversorgung in Blantyre-Limbe, der zweitgrößten Stadt Malawis, zusammen.

In den vergangenen 24 Stunden griffen die kräftigsten Niederschläge, die auch mit teils heftigen Gewittern einhergingen, auch auf angrenzende Nachbarstaaten Sambia und Simbabwe über. Aber auch im Nordwesten in Mosambik fielen noch Niederschläge mit Mengen teils über 150 l/qm.

In den kommenden Tagen kann es in Mosambik, Malawi, Sambia und Simbabwe zu weiteren kräftigen Schauern und Gewittern kommen, die Niederschläge sollten aber nicht mehr ganz so hoch ausfallen, wie das in den vergangenen Tagen der Fall war. Dennoch können bei kräftigeren Entwicklungen zwischen 50 und 100 l/qm zusammenkommen. Im Laufe des Freitags könnten die Niederschläge auch auf Angola übergreifen.

Auf Madagaskar sollte es in den kommenden Tagen dagegen weitgehend trocken bleiben, einzig im äußersten Norden können noch ein paar kräftigere Schauer durchziehen. Allerdings besteht auf dem Indischen Ozean erneut ein hohes Potenzial für die Entwicklung eines weiteren tropischen Systems. Momentan wird die tropische Störung namens „Invest 96S“ über dem offenen Ozean vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) genauestens verfolgt. Ob sich dieses System zu einem Tropensturm entwickelt und möglicherweise im Laufe der kommenden Woche ebenfalls die Küsten Madagaskars erreicht, ist noch unsicher*

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.01.2022

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