Hitzetief

Die Mittelmeerländer haben aktuell nicht nur mit Trockenheit und Waldbränden zu kämpfen. Auch die große Hitze stellt eine echte Herausforderung dar. Im linken Teil der beigefügten Abbildung sind die Höchsttemperaturen auf der Iberischen Halbinsel am gestrigen Freitag dargestellt. Verbreitet stiegen die Werte auf über 35°C, lokal lagen die Spitzen sogar über 40°C. Lediglich an den Küsten, in den bewölkten Gebieten des Nordens und in den Hochlagen bewegten sich die Maxima unterhalb der 30°C-, teils sogar unter der 20°C-Marke.

Lässt man die o. g. Probleme aber außer Acht und betrachtet das Wetter durch eine rein meteorologische Brille, so kann man sich zumindest an der täglich wiederkehrenden Entwicklung sogenannter Hitzetiefs erfreuen. Für die südspanische Station Villanueva de Córdoba sind die entsprechenden Druckschwankungen im Tagesverlauf auf der rechten Seite der Grafik (Mitte, blaue Kurve) zu finden. Durch den täglichen ununterbrochenen Sonnenschein, der an den Balken der stündlichen Sonnenscheindauer (in der Grafik rechts unten) abgelesen werden kann, kann sich die Atmosphäre stark aufheizen. Damit setzen Hebungsprozesse ein, die den Luftdruck fallen lassen. Der Vollständigkeit halber sind zusätzlich zum Druckverlauf als Zahlenwerte auch der Druckanstieg (blau) und der Druckfall (rot) angegeben (in 1/10 hPa).

Der Druckfall fällt am Nachmittag so lange wie die Temperaturen steigen. Der Temperaturverlauf ist in der Grafik rechts oben dargestellt. Mit einsetzendem Temperaturrückgang am Abend kommen die Hebungsprozesse zum Erliegen. Der Luftdruck steigt wieder an, ein Prozess, der bis in die Morgenstunden anhält. Wenn dann am nächsten Tag die Sonneneinstrahlung die unteren Atmosphärenschichten erneut aufheizt, beginnt das Spiel von vorne.

Dabei sind die Druckunterschiede beeindruckend. Von 1011 hPa am Mittwochabend stieg der Druck auf knapp 1018 hPa am Donnerstagmorgen. Ähnlich groß waren die Druckunterschiede zwischen Freitagabend und Samstagmorgen. Zum bemerkenswerten Verlauf des Luftdrucks trägt aber auch ganz wesentlich bei, dass im Sommer im Mittelmeerraum oftmals keine großräumigen synoptischen Druckgebilde unterwegs sind. Somit wird die tagesgangbedingte thermische Druckänderung nicht von dynamischen Hochs und Tiefs überlagert und damit verwischt.

Ob die Spanier bei den hohen Temperaturen große Freude an ihren Hitzetiefs haben darf bezweifelt werden. Aber immerhin ist die Luft recht trocken, was das Schwüleempfinden dämpft. Zu erkennen ist dies am Verlauf des Taupunkts, der ein Maß für die Luftfeuchte darstellt. Zumeist bewegt sich der Taupunkt um 5°C, teilweise taucht er sogar in den negativen Bereich ab (die hellblauen Abschnitte der Kurve). Das ist deutlich weniger, als es in Mitteleuropa üblich ist.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.07.2022

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