Wechselhafter Sommerstart – überall?

“Was war das doch ein wechselhafter, teils sogar recht nasser Start in den meteorologischen Sommer?” wird sich die eine oder der andere fragen. Viele Schauer und Gewitter sind in den ersten zehn Tagen des noch jungen Monats Juni über Deutschland hinweggezogen, eine Luftmassengrenze brachte von der Natur gerne gesehenen “Landregen”. Aber längst nicht alle Regionen haben ausreichend Niederschlag abbekommen. Bereits im Thema des Tages vom 05.06.2022 wurde ausführlich auf die enorme Frühjahrstrockenheit in Ostdeutschland hingewiesen. Hat sich an der Trockenheit mittlerweile etwas geändert?

Um sich einen Überblick über die in diesem Monat bereits gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.

In der linken Abbildung ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Monatsbeginn dargestellt (auch “absolute Niederschlagsmenge” genannt). Dabei fallen unter anderem die strichweise erhöhten Niederschlagsmengen ins Auge. Diese zeigen die Zugbahnen besonders kräftiger Schauer oder Gewitter, die regional eng begrenzt hohe Regenmengen bringen können. Schaut man sich die Niederschlagssummen nun genauer an, stellt man vor allem in Süddeutschland sehr hohe Mengen fest. Örtlich liegen die Summen dort über die ersten zehn Tage des Monats aufsummiert bei bis zu 160 l/m2. Im Vergleich dazu liegt die höchste an den Wetterstationen gemessene Niederschlagsmenge in Ramsau-Schwarzeck/Schmuck (Bayern, siehe Sterne in der Abbildung) im Berchtesgadener Land “nur” bei 135 l/m2. Aber auch der trockene Osten und Nordosten fallen recht deutlich ins Auge. Zwischen Nordhessen, Sachsen und der Ostsee liegen die Mengen regional unter 5 l/m2. In Gilserberg-Moischeid (Hessen) wurden nur 0,2 l/m2 gemessen, in Wusterwitz (Brandenburg) lediglich 0,3 l/m2. Die Trockenheit setzt sich also auch im Monat Juni fort.

Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können (“Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?”), kann man sie beispielsweise in einen klimatologischen Kontext setzen. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100% ein Niederschlagsdefizit beschreiben, Werte über 100% stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe mittlere Abbildung). Auch hier werden große Unterschiede deutlich. Während im Süden das klimatologische Mittel der ersten zehn Junitage punktuell mit über 500% bereits deutlich überschritten wurde, gibt es von Nordhessen und Sachsen bis nach Sachsen-Anhalt Regionen, wo die bisher gefallene Niederschlagsmenge weniger als 10% des Solls darstellt. Schaut man sich nun die oben genannten Stationen noch einmal an, so wurden in Ramsau-Schwarzeck/Schmuck (Bayern) immerhin rund 240% des Mittels erreicht. In Gilserberg-Moischeid liegt der Wert unter 3%! Die grünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel erwartbaren Niederschlagsmenge entspricht.

Die trockenen Regionen in Deutschland leiden also weiterhin unter den fehlenden Niederschlägen. Und das gerade jetzt, wo die Natur- und Pflanzenwelt das Wasser besonders nötig hätte. Auch der Blick auf die Niederschlagsvorhersagen der kommenden Tage verspricht keine Linderung. In vielen Regionen werden für die kommenden zehn Tage nur geringe Niederschlagsmengen im einstelligen Bereich vorhergesagt. Die Trockenheit sollte sich also noch weiter verschärfen. Einzig am Alpenrand sowie vom Grenzbereich von Benelux bis nach Schleswig-Holstein sind Mengen von mehr als 10 l/m2 möglich.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.06.2022

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