Wintereinbruch

Als der Autor dieses Textes vor ziemlich genau einem Jahr an dieser Stelle an einem neuen Thema des Tages arbeitete, war das Thema schnell gefunden: In Teilen Deutschlands gab es einen massiven Wintereinbruch. In diesem Winter gibt es winterliche Erscheinungen meist nur im Bergland, während die “Flachlandtiroler” in die Röhre schauten. Vor einem Jahr jedoch brachte der massive Wintereinbruch gebietsweise erheblichen Neuschnee bis ins Tiefland.

Was war damals passiert? Zwischen dem Schneetief TRISTAN mit Kernen über Nordfrankreich und Norditalien und dem Hoch GISELA mit Schwerpunkt über Skandinavien und dem Nordmeer hatte sich am 7. Februar 2021 (einem Sonntag) eine Luftmassengrenze über Deutschland ausgebildet, bei der nördlich davon kalte Luft aus dem Osten nach Deutschland strömte, während südlich davon deutlich mildere Luft aus südlichen Gefilden einfloss. Diese Grenze lag genau über der Mitte des Landes etwa auf einer Linie Eifel – Rhein-Main-Gebiet – Nord-Bayern.

Tief TRISTAN sorgte für teils länger andauernde Niederschläge, die vor allem in der nördlichen Mitte in der kalten Luft durchweg als Schnee fielen und dort gebietsweise erheblichen Neuschnee bis in tiefe Lagen brachten. Die Schneehöhen am Montagmorgen des 8. Februar 2021 sprechen für sich: 10 bis 30 cm, lokal um 50 cm und im Bergland teils über 80 cm in einem Streifen vom südlichen Emsland und dem Niederrhein bis zum südlichen Brandenburg und bis nach Sachsen (siehe rechter Teil der Grafik). Ganz im Norden war es zwar ebenfalls kalt, dort reichte der Einfluss des Tiefs allerdings nicht für größere Neuschneemengen. Südlich der Luftmassengrenze hingegen war es zu warm, sodass dort meist Regen fiel. In einem Grenzbereich zwischen Schnee und Regen gab es in der Mitte Deutschlands auch Regionen, in denen erhebliches Glatteis durch gefrierenden Regen auftrat.

Darüber hinaus brachte die Bodendruckverteilung nördlich der Luftmassengrenze einen scharfen Gradienten, sodass der Wind dort sehr lebhaft war und in Böen stark bis stürmisch aus Ost wehte. So konnte der frischgefallene Schnee zum Teil stark verwehen, wobei von Schneeanhäufungen mit weit über einem Meter Höhe berichtet wurde. Infrastruktur und Verkehr wurden damit stark belastet, was mit dem nachfolgenden Kälteeinbruch in der darauffolgenden Woche mehrere Tage zu Problemen führte.

Von solchen winterlichen Wetterkapriolen bleiben wir derzeit verschont, der Blick zurück zeigt jedoch, was auch heute noch trotz der mit dem Klimawandel steigenden Temperaturen bei entsprechenden Konstellationen möglich ist. Dass es in diesem Winter noch einmal zu einem solchen Ereignis kommt, ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, angesichts der fortgeschritten Jahreszeit (für die Meteorologen endet der Winter am 28. Februar 2022) und der derzeit unwinterlichen Wetteraussichten aber nicht sehr wahrscheinlich.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.02.2022

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