Die Serienmeister in Sachen Wärme und Hitze

Mit der neuen Hitzewelle der kommenden Tage steigen die Temperaturen vor allem im Süden und in der Mitte wieder verbreitet über 30 Grad, lokal kann es 35 Grad heiß werden. Ab Mittwoch/Donnerstag kühlt es von Norden her vorübergehend etwas ab (im Norden dann 18 bis 24 Grad, im Süden nur noch vereinzelt über 30 Grad), bevor ab Sonntag/Montag die nächste Hitzewelle auf uns zurollt, wobei die Details dafür aber noch nicht geklärt sind.

Für einen Vergleich von Hitzewellen hat der Autor dieses Textes eine statische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden tägliche CDC-Daten (Climate Data Center des Deutschen Wetterdienstes) von bis zu 1238 Stationen in Deutschland untersucht und diese hinsichtlich der längsten Serien ausgewertet.

Als ersten Kriterium soll der Sommertag fungieren, der meteorologisch durch eine Tageshöchsttemperatur von 25 Grad oder mehr definiert ist. In dieser Kategorie ist Kehl-Odelshofen (Baden-Württemberg) der Seriengewinner. Die Station am Rhein liegt knapp 80 km nördlich von Freiburg. Sie schaffte vom 6. Juli bis zum 29. August 2003 enorme 55 Sommertage hintereinander im damaligen “Jahrhundertsommer”.

Bei den heißen Tagen, meteorologisch gesehen also Tagen mit einer Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr, schießt Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) den Vogel ab. Dort gab es als längste Serie in Deutschland vom 9. bis zum 27. Juli 2006 satte 19 heiße Tage am Stück! Am 9. Juli 2006 endete übrigens die 18. Austragung einer Fußballweltmeisterschaft, die in Deutschland stattfand und dort das “Sommermärchen” brachte. Freiburg erlebte damals anschließend also noch ein zweites, allerdings eher fragwürdiges “Sommermärchen”.

Bei 35 Grad oder mehr (inoffiziell als Wüstentage bezeichnet) gibt es sogar drei Spitzenreiter. Mit jeweils 12 Tagen am Stück (!) teilen sich Perl-Besch (Saarland), Mainz (Rheinland-Pfalz) und Karlsruhe (Baden-Württemberg) diese zweifelhafte Ehre. An allen drei Stationen passierte das zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003, also auch im Jahrhundertsommer.

Bei den Tropennächten (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) liegt mit der Station auf der Insel Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) eine stark durch das Meer beeinflusste Serie mit 13 Tropennächten am Stück zwischen dem 18. und 30. Juli 2006 vorne (übrigens im beinahe gleichen Zeitraum der Serie heißer Tage, s.o.). Wenn das Meerwasser mehr als 20 Grad hat, kühlt es auch in den Sommernächten an der Station kaum darunter ab. Die 12 Tropennächte am Stück, die es an 5 Stationen in der Mitte und im Süden Deutschlands (Frankfurt-Main-Westend (Hessen), Weinbiet (Rheinland-Pfalz), Stuttgart (Neckartal) (Baden-Württemberg) und erneut Kehl-Odelshofen und Freiburg) zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003 gab, sind deshalb fast schon beachtlicher.

Ob die nun kommende Hitze solche Rekorde sogar übertreffen kann, steht noch nicht fest. Mit der kleinen Pause ab Mittwoch/Donnerstag könnten aber insbesondere die Serien durchbrochen werden. Die zweite Hitzewelle Ende der Woche/Anfang kommender Woche müsste daher schon länger anhalten, damit es “klappt”.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Die Serienmeister in Sachen Waerme und Hitze

Der Hochsommer kommt

Aktuell ist von Hitze wenig zu spüren – im Gegenteil. Mit Höchstwerten zwischen 18 und 22 Grad ist es fast schon frisch, auch wenn das nach offizieller Bewertung des DWD als “mäßig warm” gilt. Kühl ist es bei einer Höchsttemperatur unter 17 Grad.

Doch in der kommenden Woche dehnt sich das Hochdruckgebiet von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa aus und beschert uns damit eine deutliche Erwärmung. Der Zustrom kühler Luft aus Norden schwächt sich ab und bereits am Dienstag wird verbreitet ein Sommertag – also Temperatur größer oder gleich 25 Grad – erreicht. Ausgenommen von der sommerlichen Temperatur sind nur der äußerste Norden, die Küstenbereiche mit auflandigem Wind und die Berglagen. Der vorläufige Höhepunkt der sommerlichen Wärme wird für den Mittwoch erwartet. Dann steigt die Temperatur in der Mitte und im Süden des Landes meist auf über 30 Grad, im Südwesten sind Höchstwerte um 34 Grad möglich. Nach Norden hin fällt die Temperatur gedämpfter aus, an den Küsten werden teils nur 19 bis 23 Grad erreicht. In den Nächten kühlt es immer weniger ab. In den größeren Städten liegen die Tiefstwerte zwischen 17 und 19 Grad. Die nächtliche Erholung des Organismus wird eingeschränkt.

Mit dem Abzug des Hochs in den Mittelmeerraum etabliert sich bei den Britischen Inseln ein neues Hochdruckgebiet, das wieder etwas kühlere Luft in die nördlichen Landesteile führt. Aus Südwesten strömt aber in die südlichen Regionen Deutschlands weiter warme bis heiße Luft von der Iberischen Halbinsel. Der Donnerstag ist also zweigeteilt: im Süden weiterhin hochsommerlich warm bis heiß, im Norden deutlich gedämpft. Im Südwesten drohen örtlich Tropennächte, also Nächte, in denen es nicht unter 20 Grad abkühlt.

Wer jetzt denkt, dass die Gegensätze der Temperatur zwischen Nord und Süd zu Schauern oder Gewittern führen, der irrt. Die Luft ist relativ trocken und unter grundsätzlichem Hochdruckeinfluss herrscht großflächiges Absinken. Damit bilden sich maximal einzelne schwache Schauer im Norden des Landes, aber kein signifikanter Regen.

Zum Ende der Woche verlagert sich das Hoch von den Britischen Inseln wieder nach Mitteleuropa, und wir erleben einen Aufguss des Wetters vom Anfang der Woche: zunehmende Erwärmung von Südwesten her. Der Unterschied liegt diesmal darin, dass es im Südwesten des Landes nicht merklich abgekühlt hat. Die Erwärmung geht also schneller und deutlicher vonstatten. Das kommende Wochenende hält nach aktuellem Stand für viele Regionen Deutschlands 30 bis 34 Grad parat, nur noch auf den Nordseeinseln lassen sich Höchstwerte von teils unter 25 Grad finden. Die Nächte sind teils tropisch, die Belastung für den Organismus nimmt also weiter zu.

Da sich Strömungs- und Druckverhältnisse zu Beginn der darauffolgenden Woche kaum ändern, hält die hochsommerliche Wärme an.

Fazit: Nutzen Sie den Wochenbeginn zum ausgiebigen Durchlüften und für schweißtreibende Arbeiten. Bereiten Sie sich vor allem im Südwesten unserer schönen Republik auf eine länger andauernde Hitzewelle vor. Tipps im Umgang mit Hitze sowie allfällige Warnungen finden Sie auf den Seiten des neuen Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes: www.hitzewarnungen.de

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Es fehlt an Regen – auch weiterhin

Die Trockenheit in vielen Regionen Europas nimmt medial inzwischen einen breiten Raum ein – und das völlig zurecht. Vom Süden Skandinaviens bis zum Mittelmeer, von der Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer – in diesem riesigen Bereich ist im Frühjahr 2022 zum Teil noch nicht einmal die Hälfte des Niederschlages gefallen, den man im vieljährigen Mittel erwartet. Und da liegt Deutschland natürlich mittendrin.

Betrachtet man die im Gesamtjahr bisher gefallenen Niederschläge, prozentual im Verhältnis zum vieljährigen Mittel, so sieht die Situation insgesamt weniger dramatisch aus. Dies liegt aber vor allem an teils üppigen Winterniederschlägen, die das Ergebnis stark prägen. Und trotz dieser Winterniederschläge sind im Schwarzwald, aber auch in einem Dreieck vom Westerzgebirge / der Oberpfalz bis nach Osthessen und ins südliche Niedersachsen bisher nur gut die Hälfte des sonst im Mittel beobachteten Niederschlages zusammengekommen.

Der Vergleich mit den Vorjahren ist für Statistiker immer wieder ein interessantes Betätigungsfeld. Er lässt aber eine sehr profane, für viele dennoch drängende Frage außer Acht: Wieviel Regen ist denn in den kommenden Tagen zu erwarten. Nicht nur für Landwirte und Hobbygärtner ist dieser Blick in die Zukunft ein sehr wesentlicher.

In der beigefügten Grafik sind für das Vorhersagemodell ICON des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie für das Modell IFS des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) die akkumulierten Niederschlagssummen bis in die Nacht zum Dienstag abgebildet (jeweils die Modellläufe aus der vergangenen Nacht mit Start am heutigen 9.7. um 02 Uhr MESZ).

Dabei zeigen sich in dem betrachteten Vorhersagefenster von 96 Stunden bemerkenswerte Unterschiede. Das links dargestellte DWD-Modell sagt für die – grob gesprochen – gesamte Westhälfte keinen Regen voraus. In den übrigen Gebieten sollen es aufsummiert und in der Fläche um 3 l/qm werden. Wer genau hinschaut erkennt im Berchtesgadener Land und am Stettiner Haff kleine Regionen mit über 5 l/qm – und das war es dann. Dabei soll der Regen praktisch ausschließlich am Wochenende fallen. Die kommende Woche beginnt dann laut ICON schon trocken, und soll auch im weiteren Verlauf keinen Niederschlag mehr bringen.

Das Modell des EZMWF ist dagegen deutlich “nasser”. Das gilt zum einen für die Fläche, denn es soll lediglich von der Pfalz und der Saar bis zum Hochrhein trocken bleiben. Zum zweiten gilt dies auch für die Regenmengen. Mit erwarteten ca. 15 l/qm im Stau des Westerzgebirges produzieren die europäischen Kollegen dort mehr Regen als das DWD-Modell in der Spitze im äußersten Südosten. Deutlich auch die Differenzen im Sauerland (zehn zu null) oder im Stau des Harzes (fünfzehn zu eins, um dies hier mal im Stile eines Sportreporters zu kommentieren). Zum dritten und letzten gilt dies auch für die Andauer der Niederschläge, denn bei IFS soll auch am Montag noch ein Beitrag zur Niederschlagssumme geleistet werden – im Gegensatz zu den ICON-Modellierungen.

Die Auswahl von ICON und IFS für die Grafik ist dabei nicht willkürlich. Vielmehr stellen die skizzierten Modelllösungen in etwa das Minimum (ICON) bzw. Maximum (IFS) der vom “Modellzoo” erwarteten Niederschläge dar. Insofern kann eines der Modelle recht haben – oder es kommt am Ende “irgendwas dazwischen”. Unabhängig vom Ausgang des “Wettlaufs” um die beste Prognose ist aber klar, dass selbst die höheren IFS-Niederschläge nicht reichen, um das bisherige Niederschlagsdefizit auszugleichen.

Viele der o. e. Landwirte und Hobbygärtner dürften ihre Hoffnungen trotzdem auf das EZMWF-Modell legen. Dies gilt umso mehr, als sich der “Modellzoo” ab dem Dienstag wieder einig ist. Bis zum Freitag (und darüber hinaus) bleibt es in Deutschland weitestgehend trocken.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Es fehlt an Regen auch weiterhin

Überdurchschnittlich warmes Mittelmeer

Jede Menge Urlauberinnen und Urlauber werden sich auch diesen Sommer wieder an den Stränden des Mittelmeers tummeln. Je nach persönlichen Vorlieben gehören dabei Ausflüge an das oder ins Meer zum fixen Tagesprogramm dazu. Dabei fällt wohl oft der Satz “zum Abkühlen gehe ich mal kurz ins Wasser”. Betrachtet man nun die aktuellen Meldungen der Wassertemperaturen, zeigt sich, dass dabei die Abkühlung durch das Meerwasser nur relativ gering ausfallen wird. Im westlichen Mittelmeerraum werden derzeit beispielsweise Werte zwischen 23 und 26 Grad gemeldet, nur im Bereich der Straße von Gibraltar ist das Meerwasser durch Zuflusseffekte aus dem Atlantik etwas weniger warm. Blickt man in den zentralen Bereich des Mittelmeeres, muss man Werte von weniger als 25 Grad bereits mit der Lupe suchen, von der Adria werden stellenweise bis 28 Grad gemeldet, im Umfeld der Ferieninsel Djerba gar um 29 Grad. In den Gewässern von Griechenland und der Türkei sind es ebenfalls meist mehr als 25 Grad.

Vergleicht man diese Wassertemperaturen nun mit den Maximalwerten der Lufttemperatur von gestern (Donnerstag, 07.07.2022), zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen Wasser und Luft regional gar nicht mehr so groß sind. Die Tageshöchstwerte bewegen sich beispielsweise zwischen 27 und 35 Grad entlang der Küsten des westlichen Mittelmeers, teils über 35 Grad im italienischen und adriatischen Bereich sowie bis 34 Grad in den östlichen Regionen. Der abkühlende Effekt erfolgt demnach nicht unbedingt mit dem Betreten des Wassers, sondern vielmehr erst beim Verlassen des Meeres. Dabei wird nämlich durch das Verdunsten des Wassers auf der Haut dieser Wärme entzogen.

Auch wenn hohe Wassertemperaturen von vielen erwünscht sind, muss man diese mit einem kritischen Auge betrachten. Zur wissenschaftlichen Analyse eignen sich aber weniger die Punktmessungen aus den Küstengebieten, sondern viel mehr die in der Fläche ermittelbaren Meeresoberflächentemperaturen (engl.: sea surface temperature, SST). Deren Messung erfolgt einerseits durch vor-Ort-Messungen mittels Bojen oder Schiffen, andererseits und zunehmend mittels Fernerkundung durch Wettersatelliten. Je nach Messmethode werden dabei Bereiche zwischen wenigen Millimetern und mehreren Metern unter der Meeresoberfläche in die Messung einbezogen. Diese Daten gehen natürlich auch in die Wettermodelle ein, denn die Interaktion der Meeresoberfläche mit der darüber liegenden Atmosphäre ist ein entscheidender Austauschprozess. Das bekannteste Beispiel für den Einfluss der Meeresoberflächentemperatur ist beispielsweise die Entstehung von tropischen Stürmen (mindestens 26,5 Grad).

Die aktuell ermittelten bzw. simulierten Werte für das Mittelmeer zeigen besonders in den mittleren Seegebieten fast flächendeckend mehr als 27 Grad, teils mit Maxima um 30 Grad. Solche Temperaturen werden auch im östlichsten Bereich erreicht, sonst sind es ein paar Grad weniger. Viel interessanter als die Absolutwerte sind aber die Anomalien zu den im Mittel erwarteten Wassertemperaturen. Dabei zeigen sich nach Analysen des ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) Abweichungen von mehr als 3,5 bis 4,5 Grad in den Regionen zwischen der oberen Adria, dem Golf von Genua und der Großen Syrte. In den östlicheren und westlichen Mittelmeergebieten sind die Abweichungen etwas geringer, mit Ausnahme der Ägäis aber immer noch positiv. Dabei gilt es aber zu beachten, dass die SST ein durchaus schwankender Wert ist. Je nach Einfluss der Atmosphäre durch Wind, Temperatur und Niederschlag können sich diese Werte auch relativ schnell ändern. Treten diese Anomalien über einen längeren Zeitraum auf, sind Auswirkungen auf die Ökologie des Meeres aber wahrscheinlich.

Beim Betrachten der Temperaturanomalien fällt aber noch eine weitere europäische Region mit starken Abweichungen auf: die Ostsee. Dort gibt es aktuell Anomalien von 6 bis 8 Grad – extrem hohe Werte. Diese gehen maßgeblich auf die heißen Tage in dieser Region zum Monatswechsel zurück, teils wurden in Finnland neue Tagesrekorde erreicht. Diese hohe Anomalie baut sich zwar im Laufe der kommenden Wochen voraussichtlich wieder etwas ab, bleibt aber über längere Zeit positiv. Kommt es allerdings zu einer erneuten Hitzewelle in diesen Regionen, kann dies durchaus Auswirkungen bis weit in den Herbst hinein haben.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Ueberdurchschnittlich warmes Mittelmeer

Heftige Regenfälle im Südosten Australiens

Die vierte große Überschwemmung im Großraum Sydney in weniger als zwei Jahren hatte wohl mehrere Ursachen. Ausgelöst wurde sie durch ein Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, die am Wochenende in einigen Gebieten so viel Regen abwarfen, wie Melbourne oder London normalerweise in einem Jahr erhalten. Das Ausmaß der Überschwemmungen wurde durch die Gegebenheiten vor Ort noch verschlimmert, d.h. weitgehend gesättigte Böden, die nach dem nassesten Jahresbeginn seit Beginn der Aufzeichnungen kaum noch Wasser aufnehmen konnten, und Dämme, die fast vollgelaufen waren und den heftigen Regenfällen somit nicht standhalten konnten.

Ein erster Faktor als möglicher Trigger lässt sich bereits herausarbeiten. Die Meeresoberflächentemperatur vor der Illawarra-Region lag am vergangenen Wochenende etwa 2 bis 3 Grad Kelvin über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit. Wie fast überall auf der Welt haben sich auch die anliegenden Ozean-Gewässer um Australien herum aufgrund der globalen Erwärmung erwärmt. Wissenschaftler haben ermittelt, dass die Atmosphäre bei jedem zusätzlichen Grad Erwärmung etwa 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.

In Teilen der Illawarra-Region, rund um die Stadt Wollongong (südlich von Sydney gelegen), fielen innerhalb von drei Tagen mehr als 700 l/qm Regen. Zum Vergleich: In Melbourne und Canberra fallen durchschnittlich weniger als 650 l/qm pro Jahr!

Im Westen Sydneys fielen am Warragamba-Staudamm in drei Tagen, also bis Montag, 04.07.2022 9 Uhr Ortszeit 244 l/qm Regen, wobei die größte Regenmenge bereits am Samstag (02.07.2022) fiel. Die intensiven Regenfälle führten dazu, dass der Damm im Verlauf überlief.

Australische Meteorologen kommentierten, der Hintergrund für die aktuellen Überschwemmungen seien zwei aufeinanderfolgende La-Niña-Ereignisse, die die Niederschläge in den letzten zwei Jahren in die Höhe getrieben hätten. La Niña bedeutet, dass starke Passatwinde über den äquatorialen Pazifik nach Westen wehen und somit warmes Oberflächenwasser in Richtung Asien treiben, was in der Regel in weiten Teilen Australiens zu verstärkten Niederschlägen führt.

Der Australische Wetterdienst (Bureau of Meteorology (BOM)) stellte neben einem mittlerweile abschwächenden bzw. endenden La-Niña-Ereignis zudem fest, dass ein anderer Einfluss auf die australischen Niederschläge, nämlich der Indische Ozean, sich in eine Richtung bewegt, die tendenziell zu mehr Regen führt.

Der Dipol des Indischen Ozeans (IOD) steht seit Wochen kurz davor, in eine persistente negative Phase überzugehen. Wenn Westwinde wärmeres Wasser näher an Australiens Nordwesten heranführen, steht im Winter und Frühjahr mehr Feuchtigkeit für Niederschläge zur Verfügung.

Die Australischen Meteorologen resümierten schließlich, dass die derzeitigen Überschwemmungen an einigen Orten Rekorde brächen und definitiv ungewöhnlich extrem seien. Sie fügten aber auch hinzu, dass es in Sydney in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Regenfällen gekommen und die zugrundeliegende Wetterlage nebst den erläuterten übergeordneten Faktoren nicht beispiellos sei.

Allerdings hat der Regen, der während der zwei aufeinander folgenden La-Niña-Ereignisse insgesamt fiel, den Boden zunehmend gesättigt. Dieser Umstand führt dazu, dass der Boden fast kein Wasser mehr aufnehmen kann. Und die Regenmenge, die der Boden nicht aufnehmen kann, fließt direkt in die entsprechenden Flusseinzugsgebiete.

Dies wirft natürlich auch Fragen bezüglich präventivem Hochwasserschutz (z.B. durch Staudammregulierung) für eine Großstadt wie Sydney auf, um die Folgen von derartigen Überschwemmungen in der Zukunft zu reduzieren.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sonne satt

Die Besitzer von Photovoltaikanlagen haben es sicher schon bemerkt: Das Jahr 2022 ist bisher außerordentlich sonnig. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, wie sich die derzeitige Sonnenscheinbilanz mit Blick auf andere Jahre schlägt.

Dazu schauen wir zunächst auf die Entwicklung der Sonnenscheindauer in den vorangegangenen Jahren und Jahrzehnten. Als Basis dient der 30-jährige Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Nun kann man immer um 10 Jahre verschoben die weiteren 30-jährigen Zeiträume berechnen, also 1971 bis 2000, 1981 bis 2010 und 1991 bis 2020. Berechnet man die Differenz der mittleren Sonnenscheindauern über Deutschland mit der Referenzperiode, so wird man feststellen, dass es in Deutschland immer sonniger wird.

Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es im Flächenmittel über Deutschland eine mittlere jährliche Sonnenscheindauer von 1544 h. Im Zeitraum 1991 bis 2020 stieg dieser Mittelwert auf 1665 h. Das ist ein Plus von 121 Sonnenstunden bzw. ein Aufschlag von fast 8 %. Zum letztgenannten Mittelwerte trägt überproportional stark der Zeitraum von 2011 bis 2020 bei. In diesem 10-Jahreszeitraum lag die mittlere Sonnenscheindauer nochmal 69 h höher und damit 190 h (+12 %) über dem Mittelwert von 1961 bis 1991 (+4 % im Vergleich zu 1991 bis 2020).

Schaut man sich die verschiedenen Bundesländer an, so ist der Anstieg von 1991 bis 2020 gegenüber 1961 bis 1990 besonders ausgeprägt in Sachsen-Anhalt (+10.8 %), Sachsen (+9.5%) und NRW (+9.2 %). Überproportional ins Gewicht fällt dabei das Frühjahr, während die Veränderungen im Herbst weniger stark ausgeprägt sind.

Eindrücklich ist auch die Rekordliste der sonnigsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn 1951. In den Top 10 befinden sich sieben Jahre nach der Jahrtausendwende. Die Jahre 2018, 2019 und 2020 sind alle in den Top 6 zu finden. Die Zunahme der Sonnenscheindauer scheint sich also noch zu beschleunigen. Die Spitzenposition belegt das Jahr 2018 mit 2015 h, dicht gefolgt von 2003 mit 2014 h.

Und wie schaut es im Vergleich dazu in diesem Jahr aus? Betrachtet man die zurückliegenden Monate, so sieht man, dass das Jahr 2022 abgesehen vom Südwesten zunächst oft recht grau gestartet ist. Der März war dann aber landesweit der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn und auch die Folgemonate belegten häufig Platzierungen weit oben in der Hitliste. Das Frühjahr schaffte es damit schließlich auf den dritten Platz seit 1951. Und auch der erste Sommermonat – Juni – landete in einigen Regionen wieder in den Top 3.

Summiert man alles miteinander auf und vergleicht es mit den bisherigen Rekordjahren 2003 und 2018, so liegt die Sonnenscheindauer derzeit in vielen Landesteilen auf Rekordniveau. Besonders ausdauernd schien die Sonne bisher im Südwesten und Westen des Landes, wo zum Teil bereits über 80 % der Sonnenscheindauer des Gesamtjahres erreicht sind, und das nach einem halben Jahr. Beispielhaft sei Baden-Württemberg genannt. Dort liegt die derzeitige Summe etwa 130 Sonnenstunden über dem Rekordjahr 2003. Im Vergleich zu 2018 ist der Aufschlag sogar nochmal deutlich größer.

Während der Südwesten in den nächsten Tagen weiter fleißig Sonnenstunden sammelt, stellt sich im großen Rest des Landes vorübergehend ein unbeständiger Witterungsabschnitt mit deutlich reduzierter Sonnenscheindauer ein. Kommende Woche gibt es dann überall wieder sonniges Sommerwetter.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Sonne satt

Die Dienste in der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 2

Mediendienst:

Der Medienmeteorologe tritt ebenfalls am Morgen seinen Dienst an und ist dann bis in die Mittagsstunden einem relativ straffen Programm ausgesetzt. Zuerst muss der Wetterbericht fürs Deutschlandradio überarbeitet werden. Im Anschluss folgt der allgemeine Wetterbericht für Deutschland und ein erstes Posting auf den Plattformen der sozialen Medien. Am besten mit einem schön gestalteten und aussagekräftigen Bild garniert. Im weiteren Verlauf wird der Pressetext verfasst, der an verschiedene Medienanstalten verschickt wird. Dabei geht es darum, das Wetter möglichst anschaulich für die Bevölkerung zu beschreiben. Danach folgt die Kernaufgabe des Mediendienstes, nämlich die Erstellung eines Wetterclips beziehungsweise eines Unwetter- oder Hitzeclips. Diese Clips werden bei entsprechenden Lagen auf YouTube und auf der Homepage hochgeladen. Dafür wird mit einer Software ein Wetterfilm erzeugt, der dann im betriebseigenen TV-Studio vorgetragen und aufgenommen wird. Am Mittag und Nachmittag wird dann der Deutschlandwetterbericht fortlaufend aktualisiert und ein Thema des Tages verfasst. Außerdem gibt es bei Unwetterlagen einen extra Bericht für Medienanstalten. Des Weiteren müssen weitere Postings erzeugt werden, Kundenmails beantwortet werden. Ebenso kann den ganzen Tag über das Telefon klingeln, weil beispielsweise ein Radiosender ein Interview will oder eine Zeitung Informationen für einen Artikel braucht. Gelegentlich kommt auch ein Fernsehteam vorbei, um Aufnahmen zu machen. Der Mediendienst ist also sehr vielfältig und man hat viel Kontakt mit den Kunden.

Warnproduktion:

Dieser Dienst ist äußerst facettenreich und man befasst sich mit sehr vielen unterschiedlichen Bereichen. Am frühen Morgen steht ein hydrologischer Bericht für ganz Deutschland und im Speziellen nochmals für das Rheineinzugsgebiet an. Danach erstellt man im Bedarfsfall Grafiken für das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum für Bund und Länder (GMLZ) und die Deutsche Bahn (DB). Interessant für diese Kundengruppen sind vor allem großräumig zu erwartende Unwetterereignisse mit gewissem Schadenspotenzial. Daran anschließend nimmt der Meteorologe dann das weltweite Wetter in Betracht und dafür nutzt er zum Beispiel auch den Extreme Weather Index (EWI). Dieser Index dient zur Abschätzung von außergewöhnlichen Wetterereignissen weltweit und wird dazu genutzt, frühzeitig Unwetterereignisse zu erfassen. Diese Erkenntnisse werden dann entweder mündlich oder in Form eines Berichtes an das GMLZ weitergeleitet, damit dort beispielsweise Hilfsaktionen koordiniert werden können. Im Warnproduktionsdienst werden weitere deutschlandinterne oder internationale Sonderaufgaben bearbeitet. Derzeit werden beispielsweise verschiedene Berichte zum aktuellen Wetter und die Windverhältnisse für die Ukraine erstellt. Auch für die international stationierte Bundeswehr wird Zuarbeit geleistet. Der Dienst ist somit sehr anspruchsvoll, da man sich in viele unterschiedliche Themenbereiche einarbeiten muss und in großem Umfang Geografiekenntnisse erfordert.

Evaluierungsdienst:

In diesem Dienst sollen Produkte auf Herz und Nieren geprüft und mögliche Fehler beziehungsweise Verbesserungsvorschläge dokumentiert werden. Das können Untersuchungen zu neu entwickelten Radarprodukten, neuen Modellfeldern oder Weiterentwicklung von bestehenden Produkten sein. Des Weiteren dient dieser Dienst der Unterstützung des Guidancemeteorologen oder des Supervisors vor allem bei komplexen Warnlagen. Außerdem übernimmt der Meteorologe bei Ausfall der Außenstellen deren Arbeit, wie beispielsweise die Erstellung von Wetter- und Warnlageberichten sowie von akuten Warnungen. Gerne genutzt wird dieser Dienst auch, um Onlinefortbildungen wahrzunehmen und zur Bearbeitung von liegen gebliebenen E-Mails.

Analysedienst:

Man könnte diesen Dienst mit “Malen nach Zahlen” titulieren, denn schließlich geht es hier um die Erstellung von Analysekarten in unterschiedlichen Formaten. Dazu werden klassischerweise Fronten und Isobaren sowie die Lage von Hoch- und Tiefdruckgebieten in Wetterkarten eingezeichnet. Zusätzlich erstellt der Meteorologe Prognosekarten für zu erwartende Druckfelder und die Lage von Fronten innerhalb der nächsten 48 Stunden. Evaluierungsaufgaben zu Wetterkarten führt der Meteorologe im Analysedienst ebenfalls aus. Dies ist der längste Dienst in der VBZ und erstreckt sich von morgens bis abends über fast 11 Stunden, daher erfordert er ein großes Maß an Konzentration und Ausdauer.

Nachtdienste:

Neben dem Supervisorennachtdienst gibt es noch zwei Nachtdienste, die nachts die Aufgaben der Außenstellen von Essen, Leipzig und Potsdam übernehmen. Neben der Erstellung der Guidance sind sie dann für akute Warnungen im Zuständigkeitsbereich der Außenstellen, für die Erstellung von Warnlage- und Wetterberichten, für die telefonische Beratung und für eine Reihe von Sonderaufgaben verantwortlich.

Dies war nun ein Überblick über die verschiedenen Dienste in der VBZ. Nicht weiter aufgeführt wurden eine Reihe von Sonderaufgaben, wie beispielsweise die Erstellung von Ausbreitungsrechnungen im Bedarfsfall und die Übernahme von Projektarbeiten, die einen immer größeren Raum im Dienstplan einnehmen. Die Arbeit in der VBZ ist also sehr spannend, anspruchsvoll und nicht langweilig, da man sich immer wieder mit neuen Aufgaben befassen und sich in neue Themengebiete einarbeiten muss.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Staubteufel – eine unterschätzte Gefahr?

Am gestrigen Sonntagnachmittag (03.07.2022) kam es bei einem Fußballturnier in Gondershausen im Rhein-Hunsrück-Kreis zu einem tragischen, wetterbedingten Unglück. Eine Hüpfburg wurde von Windböen erfasst und in die Luft gewirbelt, die Kinder darin stürzten aus etwa fünf Metern in die Tiefe und verletzten sich teilweise schwer. Die meteorologischen Rahmenbedingungen lassen einen sog. “Staubteufel” vermuten, der für das Unglück verantwortlich gewesen sein könnte.

Unter Staubteufeln verstehen wir sogenannte “Kleintromben”, das sind kleinräumige, schnell rotierende Luftwirbel geringer vertikaler Mächtigkeit. Sie ragen vom Erdboden bis in eine Höhe von einigen Dutzend, im Extremfall von wenigen Hundert Metern und sind allenfalls wenige Meter breit. Innerhalb des Wirbels werden Windgeschwindigkeiten meist zwischen 50 und 100 km/h erreicht. Nur sehr selten erreichen die Böen Geschwindigkeiten in Orkanstärke. Gängig sind auch Bezeichnungen wie “Feuerteufel”, Schneeteufel” oder auch “Heuteufel”, je nach dem, über welchem Untergrund sie entstehen und welches Material sie aufwirbeln.

Kleintromben wie Staubteufel bilden sich meist an sonnigen Sommertagen, wenn sich die bodennahe Luft stark aufheizen kann. Dann lösen sich immer wieder Blasen heißer Luft vom Erdboden, die rasch aufsteigen. Für uns sichtbar wird dieser als “Thermik” bezeichnete Vorgang beispielsweise durch die Bildung von kleinen Quellwolken, die den Bereich aufsteigender, sich abkühlender und folglich kondensierender Luft markiert. Wenn nun die Luft am Boden bereits eine Verwirbelung aufweist, zum Beispiel hervorgerufen durch bestimmte Objekte wie Häuser, Bäume etc., transportiert die aufsteigende Luftblase diese Rotation in die Höhe. Je heißer die Luft in der Blase, desto schneller steigt sie nach oben und desto stärker wird sie dabei gestreckt. Durch die Streckung erhöht sich die Rotationsgeschwindigkeit und damit auch die Windgeschwindigkeit nach dem Gesetz der Drehimpulserhaltung. Es verhält sich dabei wie mit einer Person, die sich auf einem Drehstuhl befindet und die Arme anzieht. Auch dabei erhöht sich die Drehung bzw. Rotation.

Das tückische an Kleintromben ist, dass sie an ruhigen Sommertagen entstehen, an denen eigentlich nicht mit stärkerem Wind oder anderen Wettergefahren gerechnet wird. So können auch Wind- oder Sturmböen genügen, um größere, unzureichend gesicherte Gegenstände in die Luft zu wirbeln. Zudem treten die Kleintromben sehr plötzlich auf und kündigen sich nicht immer durch aufgewirbeltes Material an. Wenigstens ist deren Lebensdauer kurz, mit in der Regel einigen Sekunden bis wenigen Minuten.

Nicht selten herrscht bei der Benennung verschiedenster “Wirbelwinde” Verwirrung. So werden Staubteufel beispielsweise auch mal als Windhose bezeichnet. Windhosen gehören aber zur Gattung der Großtromben oder auch Tornados. Im Gegensatz zu Kleintromben stehen Großtromben immer in unmittelbarer Verbindung zu konvektiver Bewölkung, also Schauer- oder Gewitterwolken. Die vertikale Mächtigkeit ist also ungleich größer und reicht vom Erdboden bis zur Wolke in unter Umständen wenigen Kilometern Höhe. Die Rotationsgeschwindigkeit und die damit in Verbindung stehenden Windgeschwindigkeiten können weitaus größer ausfallen, was Großtromben zu viel gefährlicheren Phänomenen macht. Auch Wasserhosen gehören dieser Gattung an, während die tropischen Wirbelstürme wie Hurrikane oder Taifune wieder ein ganz anderes meteorologisches Phänomen darstellen.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

DWD Staubteufel eine unterschaetzte Gefahr

Die Dienste in der Vorhersage- und Beratungszentrale – Teil 1

Häufig werden wir gefragt “Was macht ihr Meteorologen eigentlich den ganzen Tag? Schaut ihr in den Himmel, streckt den Finger in die Luft und macht dann daraus eine Wettervorhersage”? Ja, wenn es denn so einfach wäre und dazu noch so viel an der frischen Luft, dann wäre das wirklich schön. Doch die Realität schaut ganz anders aus. 90 Prozent der Arbeit erfolgt nämlich vor dem Bildschirm und die restlichen 10 Prozent decken Wege zur Kaffeemaschine, zum Drucker und das Mittagessen sowie der Austausch mit Kollegen ab.

Es gibt 12 Dienste im Schichtdienst des höheren Dienstes der VBZ, die sich teilweise in der Aufgabenstellung unterscheiden, teils aber auch nur die unterschiedlichen Schichtzeiten berücksichtigen. Um sechs Uhr morgens beginnen dabei 4 Dienste. Dann folgen bis zum Mittag 3 weitere Dienste, bevor um 13 Uhr die 2 Spätdienste beginnen und um 20 Uhr die Übergabe an die drei Nachtdienste erfolgt. Damit ist die Zentrale rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr besetzt, denn logischerweise macht das Wetter an Feiertagen, Sonntagen oder an Weihnachten keine Pause. Einige der Dienste können mittlerweile im Homeoffice erledigt werden, aber längst nicht alle. Wir Meteorologen arbeiten dabei im Wechselschichtdienst, das heißt wir haben täglich wechselnde Schichten, was die Arbeit spannend und abwechslungsreich gestaltet, aber natürlich auch Probleme in Bezug auf den Biorhythmus mit sich bringt. Nun zu den Diensten im Detail.

Supervisor: Dieser Dienst ist rund um die Uhr besetzt. Der Supervisor hat quasi den Hut auf und ist der Koordinator für sämtliche anfallende Dienste sowie der erste Ansprechpartner für Anfragen von hoher Priorität. Seine Hauptaufgaben sind die Erstellung einer synoptischen Übersicht Kurzfrist, das Katastrophenmanagement, die Vertretung des Präsidenten am Wochenende und nachts, die Erstellung des nationalen Warnlageberichts, Leitung der Telefonkonferenzen mit den Außenstellen, Halten der Wetterbesprechung, Neubesetzen von Diensten beispielsweise durch Krankheitsfälle, Monitoring des Wettergeschehens, Verfassen von Sofortwetterberichten, Korrektur und Abnahme von erstellten Produkten und vieles mehr. Das Aufgabenspektrum ist also sehr umfangreich und erfordert eine Menge Erfahrung. Diesen Dienst kann daher nur ein ausgewählter Kollegenkreis innerhalb der VBZ leisten.

Mittelfristdienst: Der Mittelfristdienst startet in der Früh und geht bis in den Nachmittag. Grundlegend befasst sich der Mittelfristmeteorologe mit den Vorhersagen, die über das aktuelle Wetter, also über die Kurzfrist hinausgehen. Dazu verfasst er eine synoptische Übersicht Mittelfrist, gibt eine Einschätzung für zu erwartende markante oder auch unwetterartige Wetterereignisse in der Mittelfrist, schreibt eine 10-Tageswettervorhersage für Deutschland, verfasst eine hydrologische Mittelfristvorhersage und erstellt Prognosekarten für zu erwartende Druckfelder und Lage von Fronten innerhalb der nächsten 108 Stunden.

Guidance-Dienst:

Auch der Guidance-Dienst beginnt am frühen Morgen seinen Dienst, bevor zum Mittag der Spätdienst übernimmt und nachts dann der Nachtdienst. Somit ist dieser Dienst rund um die Uhr besetzt. Er ist grundlegend für die deutschlandweite Wetterüberwachung zuständig und die Koordination des Warnmanagements in Absprache mit den Außendiensten. Dabei erstellt er mit einem Zeichenprogramm fortlaufend sogenannte Guidancepolygone für warnrelevante Wetterereignisse, die den Außenstellen als Richtlinie für akute Warnungen dienen sollen. Am Morgen wird außerdem in tabellarischer Form eine Übersicht über die zu erwartenden Wetterereignisse in ganz Deutschland erstellt. Diese Übersicht dient als Diskussionsgrundlage für die morgendliche Frühkonferenz. Die Vorabinformationen werden ebenfalls vom Guidancemeteorologen angefertigt und Windwarnungen für große Teile des Landes gibt er ebenfalls heraus. Selten, aber von sehr großer Bedeutung ist die Bedienung von MoWas (Modulares Warnsystem), denn damit wird vor extremen oder sehr schadensträchtigen Wetterereignissen gewarnt, wie es beispielsweise beim Ahrtalhochwasser der Fall war. Zudem füllt der Guidancemeteorologe täglich ein Formular aus, das zur Archivierung von Wetterlagen dient. Gelegentlich erfolgen auch telefonische Beratungen sowohl für Feuerwehr und Polizei als auch für Privatpersonen. Insgesamt ist dieser Dienst sehr eng mit dem Supervisor verknüpft und quasi seine rechte Hand bei Warnlagen.

In einem weiteren Thema des Tages werden Ihnen dann noch die restlichen Dienste vorgestellt.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Juni 2022

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juni 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) – 21,5 °C – Abweichung +3,7 Grad

2. Platz: Ohlsbach (Baden-Württemberg) – 21,0 °C – Abweichung +4,6 Grad

3. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) – 21,0 °C – Abweichung +3,4 Grad

Besonders kalte Orte im Juni 2022*

1. Platz: Schleswig-Jagel (Schleswig-Holstein) – 14,0 °C – Abweichung -0,8 Grad

2. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) – 14,5 °C – Abweichung +3,4 Grad

3. Platz: List auf Sylt (Schleswig-Holstein) – 15,3 °C – Abweichung +1,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juni 2022**

1. Platz: Oberstdorf (Bayern) – 253,1 l/m² – 122 Prozent

2. Platz: Aschau-Stein (Bayern) – 231,8 l/m² – 85 Prozent

3. Platz: Garmisch-Partenkirchen (Bayern) – 216,6 l/m² – 124 Prozent

Besonders trockene Orte im Juni 2022**

1. Platz: Hannover, Kleingartenv. Farrelheide (Niedersachsen) – 5,1 l/m² – 7 Prozent

2. Platz: Waltershausen (Thüringen) – 5,3 l/m² – 7 Prozent

3. Platz: Wismar (Mecklenburg – Vorpommern) – 5,6 l/m² – 10 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juni 2022**

1. Platz: Leipzig-Schkeuditz (Sachsen) – 319 Stunden – 160 Prozent

2. Platz: Frankfurt am Main (Hessen) – 314 Stunden – 150 Prozent

3. Platz: Bad Kissingen (Bayern) – 313 Stunden – 156 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juni 2022**

1. Platz: Garmisch-Partenkirchen (Bayern) – 221 Stunden – 129 Prozent

2. Platz: Oberstdorf (Bayern) – 224 Stunden – 132 Prozent

3. Platz: List auf Sylt (Schleswig-Holstein) – 227 Stunden – 92 Prozent

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent)

Meteorologe Denny Karran

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.07.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst