Noch kein Sommer

Wer zur Wochenmitte auf die Prognose geschaut hat, hat sich unter Umständen gefragt, ob das alles noch normal ist. Mitte Mai und der DWD warnt örtlich vor Frost, regional verbreitet vor Frost in Bodennähe. Es war kein Scherz und ist auch normal. Kalte Luftmassen aus Norden trafen auf trockene Luft aus Osten. Im Ergebnis löste sich die Bewölkung nachts auf und die Erdoberfläche konnte teils bis auf den Gefrierpunkt auskühlen.

Inzwischen ist der Zustrom kalter Luftmassen versiegt und aus Südosten wurde sehr warme Luft (10 bis 12 Grad in 850 Hektopascal, ca. 1400 Meter Höhe über Meer) nach Mitteleuropa geführt. Mit schwachem Hochdruckeinfluss und viel Sonne kann sich die Luft am Boden am heutigen Sonntag verbreitet auf über 25 Grad erwärmen. Die 25 Grad markieren in der Meteorologie einen Sommertag. In diesem Jahr hatten wir davon noch nicht viele und schon gar nicht überregional, aber an diesem Sonntag sowie am morgigen Montag werden in weiten Teilen Deutschlands Sommertage erreicht.

DWD Noch kein Sommer

Mit der warmen Luft strömte auch feuchte Luft ins Land. Durch den Hochdruckeinfluss ist eine verbreitete Gewitterauslöse unwahrscheinlich. Allerdings liefern die Berge einen kleinen Antrieb für die Konvektion, sodass sich über den Mittelgebirgen und den Alpen einzelne Schauer und Gewitter bilden können. Im Nordwesten des Landes macht sich am späteren Nachmittag und Abend ein Höhentief über der westlichen Nordsee bemerkbar. Es sorgt für etwas Hebung und somit für leicht erhöhte Konvektion. Zwischen Weser und Ems ist die Gewitterneigung erhöht.

Da das Höhentief auch in der Nacht nicht verschwindet, kann es im Nordwesten die gesamte Nacht durch Schauer und Gewitter geben. Am Montag weitet sich der Einfluss des Höhentiefs auf die Westhälfte Deutschlands aus. Unterstützt wird es von einem Tief am Boden, an dem sich eine Luftmassengrenze bildet, an der sich die dynamischen Antriebe verstärken und im weiteren Tagesverlauf konzentrieren.

 

DWD Noch kein Sommer 1

Besonders gut sieht man dies an den Höhenkarten mit Geopotential und Vertikalbewegung auf 500 Hektopascal (ca. 5500 Meter über Meer).

DWD Noch kein Sommer 2

Da eine Verlagerung der Schauer- und Gewitterzellen kaum gegeben ist, können örtlich Unwetter durch Starkregen auftreten. Das potentiell niederschlagsfähige Wasser in der Luft beträgt zwischen 27 und 33 Litern pro Quadratmeter. Bei voller Potentialausschöpfung würde das dem Warnkriterium für heftigen Starkregen (25 bis 40 Liter pro Quadratmeter) also Unwetter entsprechen. Das ICON-Modell sieht derzeit die größten Regenmengen für den Nordwesten und Westen des Landes.

DWD Noch kein Sommer 3

Das Höhentief nimmt im Laufe des Montags Verbindung zu einem Tief über Island auf und bildet einen Trog in höheren Luftschichten. Zusammen mit dem Tief am Boden verlagert es sich in der Nacht zum Dienstag langsam ostwärts. Gleichermaßen breiten sich auch Schauer und Gewitter ostwärts aus. Da die Sonne nachts keinen zusätzlichen Antrieb liefern kann, gehen die Gewitter teils in Starkregen über.

DWD Noch kein Sommer 4

Am Dienstag selbst ziehen Schauer und Gewitter ost- und südostwärts ab. Nur an den Alpen regnet es längere Zeit, da sich die Konvergenz des Tiefs an die Alpen legt und dort immer wieder für Hebung und somit Konvektion sorgt.

DWD Noch kein Sommer 5

Im weiteren Wochenverlauf beruhigt sich das Wetter. Da aber aus Nordwesten deutlich kühlere Luft einfließt, geht die Temperatur zurück und tut sich etwas schwer. Einen Sommertag werden wir ab Mittwoch und bis zum nächsten Wochenende wahrscheinlich nicht mehr erleben. Es ist ja auch erst Mai.

Dipl. Met Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Italiens Fluten

Heftige Regenfälle haben in Norditalien zu schweren Überflutungen und Erdrutschen geführt. So heftig, dass mittlerweile leider sogar einige Todesopfer zu beklagen sind. Um die Frage zu beantworten, wie das passieren konnte, braucht es den Blick auf die herrschende Großwetterlage. Zum Zeitpunkt der Regenfälle lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet im Mittelmeerraum, dessen Zentrum sich in etwa über der am stärksten betroffenen Region befand. Gleichzeitig lag darüber das Zentrum eines Höhentiefs, sodass bis in große Höhen sehr warme und feuchte Luft aus Richtung Balkan herangeführt wurde, die sich über dem Mittelmeer zusätzlich noch mit jeder Menge Feuchtigkeit „aufladen” konnte. Diese Feuchtigkeit entlud sich dann über einen Zeitraum von teils mehreren Tagen vor allem über der nun am stärksten betroffenen Region Emilia-Romagna.

DWD Italiens FlutenInsgesamt wurde die Region bereits seit Tagen wiederholt von derartigen Regenfällen getroffen. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Regenmengen selbst auf kleinerem Raum erheblich. Festhalten kann man, dass Summen der Größenordnung zwischen 50 und 100 mm in einem Zeitraum von 12 bis 24 Stunden gefallen sind, und das teilweise sogar wiederholt. Das entspricht jeweils der Größenordnung eines Monatsniederschlages. Auch andere Regionen Norditaliens haben dabei viel Starkregen abbekommen, aber nirgends waren die Summen so hoch und die Folgen derart verheerend wie in der Emilia-Romagna.

Die gute Nachricht dabei ist, dass für die Hochwasserregion das schlimmste zunächst überstanden zu sein scheint. Die Vorhersagen für die kommenden Tage zeigen erstmal keine weiteren Starkniederschläge in der betroffenen Gegend. Die schlechte Nachricht dagegen ist, dass es dafür jetzt in anderen Teilen Italiens heftig regnen wird. Grund dafür ist ein neues, kräftiges Mittelmeertief mit dem internationalen Namen „Nino”. Dieses bildet sich aktuell im Lee des Atlas-Gebirges und zieht anschließend in Richtung des Tyrrhenischen Meeres. Mit der anhaltenden Einbindung sehr feucht-warmer Luftmassen sind erneut heftige Regenfälle die Folge. Vor allen in den bergigen Regionen entlang der Ostküsten Sardiniens und Korsikas. In Verbindung mit der Geländebeschaffenheit dürften also erneut heftige Überflutungen, Erdrutsche, Murenabgänge und weitere Begleiterscheinungen die Folge sein.

DWD Italiens Fluten 1

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2023
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Sie fliegen wieder…

Sie fliegen wieder… nein, gemeint sind nicht die DSV-Adler. Der Auftakt des sogenannten Sommer-Grand-Prix findet erst am letzten Juli-Wochenende in Hinterzarten (Schwarzwald) statt. Auch um irgendwelche Bienen, Drohnen oder Zugvögel soll es heute nicht gehen. Die Allergiker unter Ihnen wissen, was gemeint ist. Es sind die Pollen.

Das aus dem Lateinischen stammende Wort, was so viel wie “sehr feines Mehl” oder “Mehlstaub” bedeutet, bezeichnet den Blütenstaub von Samenpflanzen. Auf bestimmte Eiweißstoffe in den Pollen entwickeln die Immunsysteme von mehr als 15 % der Bevölkerung hierzulande eine Überreaktion. Es kommt zu einer allergischen Reaktion, die sich vor allem in laufenden (aber nicht verschleimten) Nasen, ständigem Niesreiz, juckenden und geröteten Augen, ab und an auch Halsschmerzen äußert. Auch wenn die Intensität der allergischen Reaktionen individuell sehr unterschiedlich ist, so gibt es nach Aussagen von Allergologen dennoch einen engen Zusammenhang zwischen der Stärke der Symptomatik und der Pollenkonzentration in der Atemluft. Damit lässt sich aus dem Pollenflug direkt die Belastung des Pollenallergikers ableiten.

DWD Sie fliegen wieder

Sie fliegen wieder… die Gräserpollen. Während Hasel und Erle bereits verblüht sind, waren es in den letzten Wochen vor allem Birke, Esche und Pappel, die Allergikern das Leben schwer machten. Auch wenn derartige Pollen weiterhin unterwegs sind, sollte deren Höhepunkt allmählich überschritten sein (siehe Bild 1 am Beispiel der Birkenpollen in NRW). Dafür legen nun die Gräser so richtig los. Dies können Sie für ihr jeweiliges Bundesland eindrucksvoll an den Grafiken zur Pollenflugstatistik auf unserer Homepage nachverfolgen. Die Messdaten dafür liefert die Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst. Pro Station und Tag liegen als Messergebnis das Tagesmittel der Pollenzahlen pro Kubikmeter Luft für die acht allergisch besonders wirksamsten Pollenarten für Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia vor.

DWD Sie fliegen wieder 1

Auf Basis der gemessenen Pollenkonzentrationen erstellt der Deutsche Wetterdienst täglich aktualisierte Vorhersagen (Pollenflug-Gefahrenindex), da der Pollenflug aufgrund regional unterschiedlicher Pflanzenentwicklungen sowie aufgrund des Wetters räumlich und zeitlich stark schwanken kann.

Sie fliegen wieder… Vereinfacht gesprochen, können sich die Pollen bei warmem, trockenem und windigem Wetter ideal ausbreiten. Nun ja, das Wochenendwetter verspricht einen Temperaturanstieg auf sommerliche warme 23 bis 28 Grad am Sonntag. Dazu gibt es nur vereinzelte Schauer oder Gewitter und der Wind frischt vor allem tagsüber zeitweise stak böig auf. Da verwundert es nicht, dass die Belastungsintensitäten weiter ansteigen.

Neben der Darstellung des Gefahrenindex bieten wir auf unserer Homepage auch direkte Ergebnisse von Ausbreitungsrechnungen von Modellen wie beispielsweise des ICON-ART an. Vorteil solcher Modelle ist, dass sie die für die Pollenfreisetzung und -ausbreitung relevanten Prozesse abbilden und differenziertere Vorhersagen über die Pollenkonzentration liefern können.

DWD Sie fliegen wieder 2

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Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.05.2023
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Bienchen, Bienchen, summ summ summ

Jetzt im Frühling hört man es überall in der Natur wieder summen. Die Bienen sind wieder unterwegs, um Blütenstaub und Nektar zu sammeln. Bei der “Weiterverarbeitung” im Bienenstock entsteht nicht nur der von vielen geliebte Honig, bei der Nahrungsaufnahme tragen sie zudem Pollen von Blüte zu Blüte und sorgen damit für die Bestäubung und Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen. Bienen gehören damit zu den wichtigsten Nutztieren des Menschen. Ohne sie würde nicht nur die Artenvielfalt stark in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern es käme auch zu massiven Engpässen in der Nahrungsmittelproduktion. Von Früchten und Gemüse bliebe nicht mehr viel übrig, der Gesamtschaden wird auf mindestens 150 Milliarden Euro geschätzt. Albert Einstein sagte einst, wenn die Biene von der Erde verschwindet würde, hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Das mag stark überspitzt ausgedrückt sein, hat aber durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt. Bedroht wird das Bienenvolk vor allem durch intensive Nutzung von Agrarlandschaften, Schädlingsbekämpfungsmittel, Parasiten und Blütenmangel.

DWD Bienchen Bienchen summ summ summ
Neben Umwelteinflüssen sind die Bienen, insbesondere ihre Fluggewohnheiten, aber auch stark abhängig von den meteorologischen Begebenheiten sowie dem Zustand und der Entwicklung des jeweiligen Bienenvolkes. Die wichtigsten Wetterelemente sind die Lufttemperatur, die Windgeschwindigkeit, die Niederschlagssumme sowie die Strahlungsintensität. Die hiesige Honigbiene startet ihre Flugtätigkeit ab etwa 8 Grad. Liegt die Temperatur tiefer, besteht die Gefahr, dass die Biene Schaden nimmt und nicht mehr zum Nest zurückkehren kann. Dann werden nur unbedingt notwendige “Kurzstreckenflüge” getätigt, beispielsweise zur Kotentleerung nach der Winterruhe oder zum Wassertransport. Auch bei Temperaturen um 10 Grad entfernt sich die Biene aus Sicherheitsgründen nicht weit vom Nest, es könnte ja zu unerwarteten Wetter- und Temperaturstürzen kommen, die ihr das Leben kosten können. Steigt die Temperatur deutlich über 10 Grad, sind bereits einige mutige “Pollensammlerinnen” unterwegs, die die für die Bruttätigkeit unbedingt notwendigen Pollen einsammeln. Erst ab der Marke von etwa 20 Grad kann man für die hiesige Honigbiene von optimalen Flugbedingungen sprechen. Darüber hinaus sind “Strahlungstage”, also Tage, an denen Sonnenschein dominiert, günstig für einen ausgeprägten Bienenflug, starker Wind und Regen wirken dagegen hemmend.

DWD Bienchen Bienchen summ summ summ

Mit diesen Erkenntnissen lassen sich Modelle rechnen, die die Bienenflugaktivität vorhersagen. Ein solches Modell hat auch der Deutsche Wetterdienst in seinem Portfolio (siehe Link unter dem Text). Von März bis Oktober wird der Bienenflug vorhergesagt, wobei eine Einteilung in 5 Intensitätsstufen (kein, gering, mittel, hoch, sehr hoch) erfolgt. An der Station Offenbach-Wetterpark wird – wie an vielen anderen Orten auch – in den nächsten Tagen eine hohe bis sehr hohe Flugtätigkeit vorhergesagt, was an dem zumeist sonnenscheinreichen und zunehmend warmen Wetter liegt.

Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass das Modell im Wesentlichen nur die “externen”, meteorologischen Faktoren berücksichtigt, nicht aber die “internen” Faktoren, die den Zustand des Bienenvolks selbst betreffen. Generell hat bei den Bienen die Brutpflege Vorrang. Erst wenn diese sichergestellt ist, werden “Arbeiterinnen” zur Nahrungsaufnahme abgestellt. Je nach Entwicklung des Volkes und Bienenzahl im Frühjahr, kann ein vorübergehendes Ungleichgewicht zwischen pflegender Brut und den Arbeiterinnen trotz guter Flugbedingungen zu einer verminderten Flugtätigkeit führen. Im Gegensatz dazu treten “waghalsige” Wasserträgerinnen bei Notsituationen zum Teil auch bei Temperaturen unter 8 Grad Flüge zur Wasserversorgung an. Unabhängig von der Entwicklung des Volkes und der Wetterbedingungen ist ein ausreichendes Blütenangebot essenziell: Ohne Blüten, kein potenziell gefährlicher Ausflug. Dahingehend ist die Biene ziemlich pragmatisch.

Im Übrigen gibt es viele Möglichkeiten, wie Sie die heimischen Bienen bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen können. Dazu zählt beispielswiese das Pflanzen blühender, bienenfreundlicher Gewächse, das Anbringen von Nistmöglichkeiten für Wildbienen und der Verzicht auf Pestizide. Darüber hinaus sollte man auf bienenfreundliche, saisonale Lebensmittel aus regionalem und ökologischem Anbau zurückgreifen und Honiggläser immer auswaschen, um Bienenkrankheiten vorzubeugen. Denn: Geht’s den Bienen gut, geht’s uns allen gut!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2023
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Nasser Alpenrand

“Schon wieder Regen!”. Diesen Gedanken dürften einige von Ihnen sicherlich in den letzten Wochen öfters gehabt haben. Und tatsächlich ist der Mai in weiten, aber nicht allen Teilen des Landes durchaus recht feucht gewesen. Am gestrigen Dienstag und in der vergangenen Nacht war davon insbesondere der Süden des Landes betroffen. In der nachfolgenden Animation des Radarfilms erkennt man, wie sich die Niederschläge vor allem südlich der Donau seit gestern Nachmittag sowohl gebildet als auch verlagert haben. Anfangs waren noch einzelne Gewitter in das Niederschlagsgebiet eingelagert und es kam lokal zu Starkregen (rötliche Pixel).

DWD Nasser Alpenrand

Die Niederschlagsmengen lagen am Alpenrand zwischen Dienstagmorgen, 8 Uhr MESZ und Mittwochmorgen, 8 Uhr MESZ verbreitet bei 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter. Am meisten Regen kam mit 72 Liter pro Quadratmeter in Ettal (Bayern) vom Himmel. Aber auch in Berchtesgaden/Jenner (Bayern) und Ruhpolding (Bayern) schüttete es mit 68 bzw. 65 Liter pro Quadratmeter ordentlich. Im Alpenvorland wurden meist 10 bis 25 Liter pro Quadratmeter innert 24 Stunden registriert. Mit jedem Kilometer weiter nach Norden wurden die Niederschlagsmengen geringer, im Osten sowie weiten Teilen der Mitte und des Westens blieb es komplett trocken. Ganz im Norden und Nordwesten sowie im Südwesten traten gestern einzelne Schauer auf. Größere Niederschlagsmengen summierten sich jedoch nicht auf.

DWD Nasser Alpenrand

Ein Hinweis muss an dieser Stelle noch gegeben werden. Die Bestimmung der Niederschlagsmengen aus Radardaten ist im Alpenraum fehlerhaft, da das Radar beispielsweise aufgrund der topografischen Gegebenheiten, Niederschläge teilweise nicht so gut erfassen kann.

Blickt man auf den bisherigen Mai zurück, so lässt sich feststellen, dass im Westen bereits 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter gefallen sind, was in etwa dem langjährigen Mittelwert an Niederschlag entspricht, der sonst im ganzen Mai fällt. Auch am Alpenrand war es sehr feucht. Dort fielen akkumuliert meist zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, was dem gesamten Monatsniederschlag entspricht. Besonders niederschlagsarm zeigt sich der Mai bisher in einem Streifen vom Großraum Hamburg über die Altmark und Teile des Flämings bis zum Osterzgebirge sowie in Vorpommern. Dort fielen oftmals nur zwischen 1 und 10 Liter pro Quadratmeter.

DWD Nasser Alpenrand 1

Heute und in den kommenden Tagen wird sich an der Niederschlagsbilanz nicht viel ändern, denn ein Hochdruckgebiet übernimmt die Regie. Lediglich einzelne Schauer und Gewitter sind zum Wochenende im Alpenraum und im östlichen Bergland, am Sonntag auch im Nordwesten möglich.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.05.2023

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Pünktlich zu Christi Himmelfahrt können die Väter vielerorts mit Sonnenschein Ihren Feiertag begehen, aber…

Am heutigen Dienstag bleibt noch der wechselhafte Wettercharakter bestehen. Zwischen dem Hoch ULLA über Irland sowie dem Seegebiet westlich davon und Tief BENEDIKT über der Ostsee strömt zunächst noch kühle und feuchte Luft nach Deutschland. Zudem schickt Tief BENEDIKT auf der Südflanke auch noch eine Kaltfront über das Land hinweg. Entsprechend zieht ein Regenband von Westen und der Mitte in den Süden. Zudem können sich im Küstenumfeld Schauer entwickeln. Im Süden strömt die Luft zunehmend gegen die Alpen und sorgt dort für Dauerregen. Da die Luft aus nördlichen Gefilden kommt und entsprechend kühl temperiert ist, kann es in den Alpen oberhalb von 1000 bis 1500 Metern auch nochmals Schnee fallen.

DWD Puenktlich zu Christi Himmelfahrt koennen die Vaeter vielerorts mit Sonnenschein Ihren Feiertag begehen aber…

Ab dem morgigen Mittwoch schickt das Hoch ULLA Ausläufer ostwärts, die schließlich eine Hochdruckbrücke zum Russlandhoch aufbauen. Somit setzt sich auch hierzulande von Westen zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Durch absinkende Luft werden die Wolken weniger und die Sonne kann vielerorts länger scheinen. Bis auf Schönwetterwolken, die zeitweise am Himmel auftauchen, aber voraussichtlich keinen Niederschlag bringen, bleibt nur der Süden noch benachteiligt. Durch eine Kombination des kräftigen Tiefdruckwirbels CHAPPU über Italien und der nördlichen bis nordöstlichen Anströmung ist vor allem südlich der Donau bis Samstag auch stärkere Bewölkung mit langsam nachlassendem Regen am Start.

Der Feiertag und auch der Brückentag sollten mit Ausnahme des Südens aber freundlich und vielfach sonnig werden. Doch gerade der Sonnenschein kann in der Frühlingsluft für den menschlichen Körper nicht nur förderlich, sondern durchaus auch schon gefährlich werden. Denn die Sonne hat im Mai richtig Kraft. Die biologisch wirksamen Spektren des Lichts reichen dabei vom infraroten über den sichtbaren bis zum ultravioletten Bereich (UV-Bereich). Das größte Wirkungsspektrum besitzt jedoch die UV-Strahlung. Als Maß für die UV-Strahlung dient der sogenannte UV-Index, der üblicherweise als Bestrahlungsstärke (Watt pro Quadratmeter) auf einem horizontal orientierten Empfänger angegeben wird. Die Haut unterliegt als Grenz- und Kontaktorgan in besonderem Maße dem Einfluss von Umweltfaktoren und somit auch der UV-Strahlung. Die bekannteste Folgeerscheinung bei einer Überdosis Maisonne ist wohl der Sonnenbrand, der einer Verbrennung ähnelt und nach einer vom Hauttyp abhängigen Bestrahlungszeit mit einer scharf begrenzten Rötung, Hitzegefühl, Juckreiz sowie gelegentlicher Blasenbildung und Ödemen einhergeht.

Mit der Sonne klettern auch die Temperaturen. Werden an Himmelfahrt noch verhältnismäßig kühle 13 bis 20 Grad erwartet, sollen es am kommenden Wochenende schon 19 bis 25 Grad sein. Lokal könnte sogar die Sommerschwelle von 25 Grad gerissen werden. Allerdings kommen die Nächte zumindest anfangs noch empfindlich kalt daher. Vor allem im Norden und der Mitte rauschen die Temperaturen bei Aufklaren in den Keller. In der Nacht zum Donnerstag (Himmelfahrt) müssen vor allem vom Westen bis zur Oder die Pflanzen wieder geschützt werden. Tiefstwerte dort von 3 bis -3 Grad sowie Bodenfrost von 0 bis -6 Grad können der Natur zusetzen. Auch in den Folgenächsten bleibt zumindest der Bodenfrost regional weiter im Fokus. Die großen Unterschiede zwischen Tag und Nacht sind allerdings für den Frühling und somit auch für den Mai nichts Ungewöhnliches. Die Temperaturspanne von häufig 10 bis 15 Grad oder mehr sorgt aber für ein Problem bei der Bekleidungswahl. Insgesamt ist diese Kombination von “kalt” zu “sonnig und warm” bei falscher Wahl sogar förderlich für Erkältungskrankheiten. Abhilfe könnte der von einer Zwiebel inspirierte Kleidungslook aus mehreren Schichten, der sogenannte “Zwiebellook”, schaffen. Idealerweise sollte die erste Kleidungsschicht ein Funktionsunterhemd sein. Darüber sollte ein T-Shirt oder Longsleeve sowie ein hochgeschlossener Cardigan oder Pullover folgen. Eine Jacke aus atmungsaktivem Material könnte den Zwiebellook abschließen. Steigt tagsüber dann die Temperatur an oder betritt man einen wärmeren und trockenen Raum, können je nach Bedarf die obersten Kleidungsschichten abgelegt werden.

Am Wochenende könnte in der Südhälfte auch eine Regenjacke wieder sinnvoll werden. Im Tagesverlauf sollen sich häufiger Quellwolken bilden, die regional auch mit kräftigen Schauern und Gewittern einhergehen können.

Zusammenfassend steht ein wilder Ritt durch die Jahreszeiten an. Dabei stehen Frost und Alpenschnee im Kontrast zu sommerlichen Temperaturen und Gewittern. Dazwischen kann aber auch die Sonne viele Bürger länger verwöhnen.

Dipl. Met Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2023

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Tropensturm MOCHA

Die Saison von tropischen Wirbelstürmen im nördlichen Teil des Indischen Ozeans dauert in der Regel von Mai bis November, wobei nur 4 Prozent der weltweit auftretenden Stürme auch in der Region um Indien entstehen. Der letzte tropische Zyklon der in Myanmar auf Land traf, wurde im April 2017 beobachtet. Damals traf MAARUTHA mit Windgeschwindigkeiten von etwa 90 bis 100 Kilometern pro Stunde die Küste.
Dieses Mal wird der tropische Zyklon weitaus schlimmere Folgen für das Land haben, da MOCHA signifikant intensiver ist, als das bei MAARUTHA der Fall war. Die Randbedingungen zur Entstehung eines tropischen Wirbelsturms waren zu Beginn letzter Woche im südlichen Golf von Bengalen alle vorhanden. Für die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

DWD Tropensturm MOCHA

– Meeresoberflächtentemperatur von mindestens 26 Grad
bis zu einer Tiefe von rund 50 Metern
– Potentiell labil geschichtete Atmosphäre
– Hohe relative Feuchte in der mittleren Troposphäre (bei 5 km Höhe)
– Bereits bestehende Störung in den unteren Atmosphärenschichten, in dem organisierte Rotation und ein bodennahes Zusammenströmen der Luft erfolgt (bodennahe Konvergenz)
– Geringe vertikale Windscherung zwischen Boden und oberer Troposphäre (kleiner als 37 Kilometern pro Stunde)
– Eine gewisse Entfernung vom Äquator (ca. 500 Kilometer) wegen der Corioliskraft

Bereits am 02. Mai 2023 hat der Indische Wetterdienst (India Meteorological Department) eine mögliche Entwicklung eines tropischen Sturms im Golf von Bengalen vorhergesagt und dementsprechende Informationen veröffentlicht. Am 06. Mai konnte man dann einen ersten zyklonalen Wirbel in den Satellitenbildern erkennen. Die zunehmende Vorticity (Thema des Tages vom 11.09.2020) entlang einer Konvergenz mit steigenden Windgeschwindigkeiten führte im weiteren Verlauf zu einer Intensivierung des zyklonalen Wirbels. Das Joint Typhoon Warning Center (JWTC) verlieh am 07. Mai 2023 dem Wirbel offiziell Beobachtungsstatus.
Die folgende Entwicklung der klassifizierten tropischen Depression erfolgte dann Schlag auf Schlag. Innerhalb von drei Tagen wurden aus der tropischen Depression aufgrund der warmen Meerestemperaturen ein extrem gefährlicher Tropensturm (extremely severe cyclonic storm) der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson-Skala. Vor allem die extreme Hitzewelle im April in Südostasien hat zu erhöhten Meerestemperaturen geführt. Die Temperatur der Wasseroberfläche im Golf von Bengalen liegt aktuell zwischen 28 und 32 Grad. Durch das hohe Dargebot an warmen Wasser hat die tropische Zyklone enorm an Energie gewonnen.

DWD Tropensturm MOCHA

Für die Seegebiete wurde bereits eine Warnung für außergewöhnlich schwere See mit signifikantem Seegang von über 14 Metern herausgegeben. Das ist nicht nur extrem gefährlich für kleine Fischerboote. Bei so einem Seegang sind auch große Containerschiffe gefährdet.
Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm nordostwärts und wird am morgigen Sonntag, den 14. Mai 2023 auf Land treffen. Besonders betroffen sind dabei die Regionen im Süden Bangladeschs sowie im Norden Myanmars. Beim Auftreffen auf Land werden immer noch Windgeschwindigkeiten von 100 bis 150 Kilometern pro Stunde erwartet, in Spitzen können Windgeschwindigkeiten von 180 bis 220 Kilometern pro Stunde auftreten.
Eine weitere Gefahr vor allem für die Küsten ist die sogenannte storm surge. Dabei wird der Meeresspiegel lokal angehoben. Es gibt zwei hauptsächliche Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels in Verbindung mit tropischen Zyklonen. Zum einen wird er durch anhaltende starke Winde in Richtung der Küsten hervorgerufen. Hier drückt der Wind das Wasser gegen das Festland wodurch sich das Wasser aufstaut. Zum anderen wird im Kern des Wirbelsturms das Wasser durch geringeren atmosphärischen Druck angehoben. Trifft der Sturm auf Land, sind beide Effekte am größten und es kann zu großflächigen Überschwemmungen an der Küste führen.
Doch nicht nur die Küste Myanmars ist durch den tropischen Zyklon MOCHA gefährdet, auch weiter im Landesinneren werden die extremen Niederschlagsmengen zu Hochwasser führen. Bei Niederschlagsmengen von 100 bis 150 Millimetern innerhalb von 24 Stunden muss mit großflächigen Überschwemmungen gerechnet werden. Örtlich werden durch eingelagerte Konvektion auch deutlich höhere Niederschlagsmengen von 200 bis 400 Millimetern von den Modellen simuliert. Aktuelle Information zur Entwicklung der tropischen Zyklone MOCHA gibt es hier: Joint Typhoon Warning Center (JTWC) (navy.mil).

DWD Tropensturm MOCHA 1

M.Sc. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tag des Wanderns

Am heutigen Tag des Wanderns finden deutschlandweit etwa 400 Veranstaltungen zum Thema statt. Egal ob Sie Informationen zu Wanderrouten suchen oder sich vielleicht ehrenamtlich an der Biotop-Pflege beteiligen wollen: Heute bieten die mehr als 3000 örtlichen Wandervereine Einblicke in ihre Arbeit und in die Vielfältigkeit des Wanderns. Keine Freizeitbeschäftigung vereint alle Altersgruppen so wie das Wandern.

Am 14. Mai 1883 wurde der Deutsche Wanderverband (DWV) in Fulda gegründet. Heute gibt es dort eine Zentralveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Rhönklub. Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein ist Schirmherr des diesjährigen “Tag des Wanderns”.

Wie jede Sportart, die man draußen ausübt, ist auch das Wandern stark wetterabhängig. Wer war nicht schonmal unterwegs und ist in einen kräftigen Regenguss geraten oder wurde auf dem Berg vom Sturm überrascht. Wer sich auf Wanderschaft begibt, der muss sich besonders mit dem Wetter befassen. Glücklicherweise legt man beim Wandern keine allzu großen Strecken zurück, sodass ein Blick in die regionalen Wettervorhersagen meist eine gute Hilfe ist. Wer ins Hochgebirge geht, fragt am besten nochmal bei der Bergwacht oder bei Bergführern nach. Auch die meisten Hüttenwirte sind über das Wetter bestens informiert.

DWD Tag des Wanderns

Wer durchs Flachland läuft, hat meist weniger mit Überraschungen zu kämpfen. Hier lohnt sich aber bei ungewisser Lage häufiger der Blick in die WarnWetter App. Sie bietet neben lokalen Wettervorhersagen auch Radar- und Satellitenbilder sowie Nutzermeldungen. Aus diesen lassen sich auch kurzfristige Wetteränderungen rasch erkennen.

Das Wetter ist in diesem Jahr zweigeteilt. Während man in der Nordhälfte bei mal mehr, mal weniger Sonne meist trocken durch den Tag kommt, bilden sich in der Südhälfte im Tagesverlauf vermehrt Schauer und auch Gewitter. An den Alpen gehen die Regengüsse gegen Abend in andauernden Regen über.

DWD Tag des Wanderns

DWD Tag des Wanderns 1

Wer also an einer der vielen gebotenen Veranstaltungen teilnehmen möchte, der informiert sich besser vorher über das kurzfristige Wetter. Und wie man so schön sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Schöne-Wetter-Hoch

Einen wechselhaften Start in die neue Woche beschert uns das Wetter. Verantwortlich dafür ist einerseits ein Ableger des Tiefs über Italien (Tief BENEBDIKT), der feuchte Mittelmeerluft zu uns bringt, und andererseits eine Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer, die kühle Luft im Gepäck hat. Das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland ist noch zu weit entfernt von Deutschland, damit wir vom diesem profitieren können.

DWD Das Schoene Wetter Hoch

Am heutigen Montag bleiben der Süden und der Osten des Landes unter tiefhängenden Wolken, die immer wieder Regen bringen. Auch im Nordwesten zeigt sich der Himmel grau in grau. Aber man braucht zumindest dort keinen Regenschirm. Ansonsten zeigt sich zwar die Sonne, jedoch bilden sich rasch Schauer und einzelne kräftige Gewitter. Mit 15 bis 22 Grad bleibt es noch verhältnismäßig warm.

Mit der o.e. Kaltfront gelangt zunehmend kühle Luft zu uns. Dies macht sich ab Dienstag bemerkbar: Nirgendswo wird dann die 20-Grad-Marke überschritten. An den Alpen werden unter dem Regen kaum 10 Grad erreicht und in Lagen oberhalb von 1500 m fällt Schnee. Aber auch sonst sorgen der frische, im Norden der starke Nordwestwind nicht gerade für Frühlings-, geschweige denn für Sommergefühle. Der Trost ist jedoch, dass es meist trocken bleibt und die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken. In der Nacht zum Mittwoch droht in der Mitte und im Norden, wo die Wolken sich auflösen werden, Frost in Bodennähe und in ungünstigen Lagen auch Luftfrost.

Die gute Nachricht für den Rest der Woche ist, dass das Schöne-Wetter-Hoch westlich von Irland zunehmend das Wetter in Deutschland beeinflussen wird. Dies geschieht schon am Mittwoch in großen Teilen des Landes. Lediglich im Südosten bleiben die Wolken dicht und vor allem vormittags regnet es. Die Temperaturen bleiben mit 10 bis 18 Grad noch recht kühl und in der Nacht zum Donnerstag ist die Frostgefahr sogar größer als in der Nacht zuvor.

DWD Das Schoene Wetter Hoch 1

Ab Donnerstag bis voraussichtlich Sonntag übernimmt aber dann das Schone-Wetter-Hoch komplett die Hauptrolle beim Wettergeschehen. Dabei zeigt sich überwiegend die Sonne und auch die Temperaturen machen einen großen Satz nach oben. Spätestens ab Freitag wird dann verbreitet die 20-Grad-Marke überschritten. Örtlich wird an der 25 Grad-Marke gekratzt, die per Definition ein Sommertag ist. Zudem nimmt die Frostgefahr in den Nächten wieder ab. Der einzige Wermutstropfen könnte sein, dass ab Freitag die Schauerneigung zunimmt.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2023
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Von “High-over-Low” zu Vb-artigem Tief

Die aktuelle Wetterlage über Europa lässt sich für das Wochenende in die Kategorie “High-over-Low” einsortieren. Dabei hat sich zwischen einem Hoch über dem Atlantik und einem sehr stationären Hoch über dem Baltikum eine ausgeprägte Hochdruckzone etabliert. Dem Hochdruckblock (“High“) gegenüber steht ein umfangreicher Tiefdruckkomplex (“Low“) über dem Mittelmeerraum, respektive Südwest- und Südeuropa. Die eher übliche Druckverteilung mit tiefem Luftdruck Richtung Island und Nordmeer ist damit quasi auf den Kopf gestellt (siehe Abbildung 1).

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief

Deutschland liegt im Grunde genau zwischen diesen beiden Druckgebilden in einer östlichen Strömung, mit der vor allem in die Nordhälfte des Bundesgebietes recht trockene und mäßig warme Festlandsluft aus Osteuropa geführt wird. Abgesehen von ein paar flachen Schönwetter-Cumuli dürfte die Sonnenausbeute in den nördlichen Landesteilen über das Wochenende sehr hoch ausfallen. Angenehme Höchstwerte von 20 bis 23 Grad laden zu Aktivitäten an der frischen Luft oder zum abendlichen Grillen ein. Ein etwas anderes Bild ergibt sich für die Südhälfte. Die Nähe zum Tiefdruckkomplex über dem Mittelmeerraum hinterlässt seine Spuren, denn hier bleibt feuchte und leicht instabile Luft vorherrschend. Die vielen Wolken zeigen in den südlichen Regionen nur wenig Bereitschaft der Sonne ein bisschen Platz zu machen. Zudem können sich insbesondere ab den Nachmittagsstunden, etwa ab der Mittelgebirgsschwelle und südlich davon, örtliche Schauer oder auch mal kurze Gewitter entwickeln. Beim Freizeitausflug oder der Gartenarbeit sollte man sich auf den ein oder anderen Regenguss einrichten oder zumindest das Regenradar im Blick behalten werden. Auch das Quecksilber kommt in der Südhälfte nicht aus dem Quark und verbleibt zumeist unter der 20-Grad-Marke.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief

Spannend wird es dann im Verlauf des Sonntages. Initialgeber für die bevorstehende Lage ist ein elliptisches Höhentief, das sich etwa von der Iberischen Halbinsel bis zum westlichen Alpenraum orientiert. Zum Sonntag splittet sich der östliche Teil ab und initiiert zudem über Norditalien eine neuerliche stärkere Bodentiefentwicklung. Jenes begibt sich in der Folge dann auf eine sogenannte Vb (sprich: fünf-b) ähnliche Zugbahn. Die Einteilung der Tiefdruckwanderwege in 5 Klassen erfolgte durch den Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber in den 1890er Jahren. Der Reiseweg von unserem Vb-Tief führt über den östlichen Alpenraum weiter über Tschechien und Polen und später noch weiter nord-nordostwärts ins Baltikum (siehe animierte Abbildung 2). Tiefdruckgebiete mit solch einer Zugbahn rufen in meteorologischen Fachkreisen immer ein gewisses Alarmsignal hervor. Solche Wetterlagen sind prädestiniert, Hochwasser hervorzurufen. Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, führen die Vb-Tiefs auf ihrer Vorderseite sehr feuchte und warme Mittelmeerluft mit sich. Gleichzeitig strömen an der Westflanke der Tiefs kühlere Luftmassen weit über Westeuropa weiter nach Süden. Die feuchtwarmen, nordwärts geführten Luftmassen aus dem Mittelmeer werden daher gezwungen, über die kühleren aufzugleiten. Mit diesen Hebungsprozessen stehen dann zum Teil länger anhaltende und ergiebigere Niederschläge in Verbindung. Für die Intensität der Niederschläge ist auch die genaue Luftmassenkonfiguration entscheidend. Aufgrund der Jahreszeit ist das Potential für unwetterträchtige Regensummen noch etwas limitierter. Ein Indiz dafür liefert beispielsweise das Niederschlagbare Wasser in der Atmosphäre. Mit Werten von 20 bis 25, lokal vielleicht an die 30 l/m² niederschlagbarem Wasser ist die Luftmasse nicht außerordentlich feucht.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief 1

Vb-Tiefs bereiten den Modellen und auch den Meteorologen in aller Regel durchaus Kopfzerbrechen und können für die ein oder andere Überraschung sorgen. So ergeben sich oftmals Schwankungen in der präzisen Prognose der Zugbahn oder der Intensität des Tiefs und der damit verbundenen Niederschlagsfelder. Die aktuellsten Modellläufe haben sich hinsichtlich der Zugbahn etwas angeglichen. Dabei würde unser Vb-Tief Deutschland nun voraussichtlich “links” liegen lassen und über unsere östlichen Nachbarn via Tschechien und Polen ziehen. Das war in vorherigen, älteren Modellprognosen nicht immer so, denn da war noch eine weiter westlichere Spur über die Osthälfte Deutschlands vorgesehen. Die Änderung ist hinsichtlich der Niederschlagsprognosen nicht unerheblich. Waren zunächst für größere Landesteile teils ergiebigere Regensummen aufgrund der Aufgleitprozesse in den Modellvorhersagen enthalten, werden wohl nun nur noch die südlichen und östlichen Landesteile davon etwas abbekommen. Bis einschließlich Montag simuliert das ICON6 Modell daher keine besonders hohen Niederschlagssummen. Im Südosten deuten sich aufsummiert Mengen von 20 bis 30, an den Alpen bis 60 l/m² an (siehe Abbildung 4). Das letzte Wort (hinsichtlich der Niederschläge in Deutschland) ist bis Sonntag sicherlich noch nicht gesprochen. Das Tief muss sich “nur” wieder eine weiter westlichere Route suchen.

DWD Von High over Low zu Vb artigem Tief 2

Den Regenschirm oder die Regenjacke sollte man aber auch in den anderen Landesteilen nicht so weit weglegen. An der Westflanke des Tiefs stellt sich im Westen und Südwesten Schauerwetter ein, inklusive dem ein oder anderen Gewitter. Wo es dann genau schütten wird, ist noch offen. Ganz im Norden bleibt man wohl am längsten im Genuss von längerem sonnigem und trockenem Wetter.

Etwas mehr zur Sache geht es insbesondere in den Regionen rund um die Adria, vorrangig an der Küste Dalmatiens und entlang des Dinarischen Gebirges. Hier brachte bereits in den vergangenen Tagen ein erstes kräftigeres Italientief teils unwetterartige Regenmengen. Bis Montag werden hier akkumulierte Mengen von 100 bis 200 l/m² berechnet. Lokal sind je nach Modell auch Summen bis oder um 300 l/m² möglich. Es besteht demnach eine größere Unwettergefahr mit Überschwemmungen, Hangrutschungen und Murenabgänge.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
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