Internationaler Bade-Tag

Zugegeben, der richtige Titel des heutigen Themas müsste lauten: internationaler Bade-Tag zu Ehren von Archimedes. Und eigentlich geht es bei diesem Gedenktag auch nicht um die Wassertemperatur. Vielmehr soll Archimedes gedacht werden, der nach Überlieferungen in einer Badewanne gut 200 Jahre vor Christi Geburt das Prinzip des Auftriebs entdeckt und erforscht haben soll. Ihm zufolge taucht ein Körper in eine spezifisch schwerere Flüssigkeit so weit ein, dass die von ihm verdrängte Flüssigkeitsmenge so schwer ist wie der ganze Körper. Der Legende nach hat er mit diesem Prinzip einen Betrug am damaligen König Hieron aufgedeckt. Dieser hegte den Verdacht, dass eine seiner Goldkronen nicht aus purem Gold hergestellt war und Archimedes hat es mit einer Waage im Wasser und einem Vergleichsstück reinen Goldes bestätigt.

Wenn ich mich auf Archimedes und seine zugegebenermaßen grandiose Entdeckung beschränken würde, wären wir am Ende des heutigen Themas. Aber ich dehne den internationalen Bade-Tag etwas aus. Schließlich soll es in dieser Woche respektive am Wochenende noch sehr warm bis heiß werden und was liegt da näher als ein erfrischender Sprung ins kühle Nass.

Und kühl ist auch schon das Stichwort, denn obwohl sich ständig über den aktuellen Sommer beschwert wird, muss ich leider sagen: Der Sommer hat noch gar nicht angefangen. Und das merkt man auch an der Temperatur einiger Meere und Seen. So haben Nord- und Ostsee aktuell etwa 15 Grad. In geschützten Buchten werden auch schonmal knapp 18 Grad gemessen. Bei den großen Binnengewässern in Deutschland sieht es nur wenig besser aus: Die Müritz meldet aktuell 18 Grad, Wannsee und Edersee immerhin 20 Grad. Etwas wärmer sind da schon der Titisee mit 21 und der Starnberger See mit 22 Grad.

Geht man in die „Tiefe“ und schaut sich die Temperatur kleinerer Seen an, geht der Trend deutlich aufwärts. In Baden-Württemberg meldet der Badesee Ummendorf bereits 25 Grad, auch der Krauchenwieser See weist 25 Grad aus. In Bayern gibt es ebenfalls Seen mit 25 Grad Wassertemperatur, so zum Beispiel der Buxheimer Weiher oder der Waginger See. In den übrigen Bundesländern liegt die Wassertemperatur teils deutlich darunter.

In Schleswig-Holstein hat der wärmste See gerade einmal 19 Grad (Ratzeburger See). In Niedersachsen meldet der Humboldtsee immerhin schon 22, der Maschsee 21 Grad. Am Steinhuder Meer werden aktuell 19 Grad gemessen. In Bremen liegt die Wassertemperatur zwischen 18 (Rottkuhle) und 21 (Stadtwaldsee) Grad. Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus, wo am Möhnesee und an der Steinbachtalsperre 19 Grad und am Zülpicher See 21 herrschen. Hingegen fast warm ist es an den Seen in Hamburg: Der Boberger See und der Öjendorfer See melden 23 Grad, der Hohendeicher See und der Allermöher See gut 20 Grad.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt die Wassertemperatur zwischen 18 und 22 Grad. Am wärmsten sind hier der Waldsee Biehain/SN, der Stausee Oberwald/SN, der Barleber See/ST und die Talsperre Kelbra/ST. Die Seen in Berlin und Brandenburg weisen ebenso eine Temperatur zwischen 18 (Ruppiner See/BB und Gamensee/BB) und 22 (Tegeler See/BE) Grad auf. Mecklenburg-Vorpommern kann aktuell nicht gerade mit badetauglichen Temperaturen aufwarten. Der Kölpinsee und der Fleesensee messen 18, der Tollensesee und Gobenowsee 19 Grad. Am Breiten Luzin ist es mit 21 Grad am wärmsten, der Mirower See ist mit aktuell 17 Grad am kältesten.

Im Saarland meldet der Bostalsee aktuell rund 23 Grad Wassertemperatur. Im Nachbarland Rheinland-Pfalz sind der Herthasee und der Postweiher mit 20 Grad am kältesten. Der Clauensee und der Silbersee Bobenheim Roxheim messen aktuell 23 Grad und stellen die wärmsten Seen dar.

Wenn Sie sich also im Laufe der Woche noch in einem See erfrischen wollen, denken Sie daran, sich vorher abzukühlen. Es mag zwar verlockend sein, bei Höchstwerten zwischen 26 und 32 Grad in der Südwesthälfte des Landes eine schnelle Abkühlung in einem See zu erfahren, allerdings sind die Gewässer teils noch recht frisch und der Unterschied zum aufgeheizten Körper groß, sodass unter Umständen Kreislaufprobleme entstehen können.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.06.2022

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Die Trockenheit und ihre Auswirkungen

Die Trockenheit setzt sich in dieser Woche weiter fort. Vor allem der Osten und Nordosten sowie Teile von Hessen und Franken sehnen sich zurzeit nach Regen, was bereits in einigen Themen des Tages in den letzten Wochen thematisiert wurde (siehe 30.04., 05.06., 10.06.2022). Aber auch in dieser Woche ist dort eine Linderung erst einmal nicht in Sicht. Heute ziehen zwar einige Schauer über die Nordhälfte Deutschlands hinweg, diese werden sich aber eher wie ein winziger „Tropfen auf den heißen Stein“ anfühlen. Sie treten nur örtlich auf und bringen nicht annähernd ausreichende Niederschlagsmengen mit sich. Für den Rest der Woche bleibt es bei steigenden Temperaturen voraussichtlich komplett trocken, was die Verdunstung und somit auch die Trockenheit weiter verschärfen sollte.

Eine weitere Größe, die das Ausmaß der Trockenheit verdeutlicht, ist die bisher in diesem Jahr gefallene Niederschlagsmenge. Diese kann man beispielsweise mit der im Jahr 2018 bis zu diesem Tag gefallenen Niederschlagssumme vergleichen. So wurden bis zum 12. Juni in Sachsen im Jahr 2022 insgesamt 218 l/qm (vergl. 2018 mit 204 l/qm), in Thüringen 161 l/qm (2018 178 l/qm) und in Brandenburg 171 l/qm (2018 190 l/qm) gemessen. Was die Niederschlagsmengen angeht, befinden wir uns also schon auf ähnlichem Niveau wie im Dürresommer 2018.

Die Folgen der ausbleibenden Niederschläge sind vielseitig. Gerade die Natur benötigt während der Wachstumsphase ausreichende Feuchtigkeit. Landwirtinnen und Landwirte sind auf gute Ernten angewiesen. Aber auch die Pegelstände der Flüsse und Bäche sind davon betroffen. Insbesondere in den östlichen Bundesländern weisen Elbe und Oder bereits wieder Niedrigwasser auf. Aber auch der Rhein zeigt sich aktuell nicht in bester Verfassung. Der aktuelle Pegel bei Worms liegt mit 153 cm im Bereich der langjährig gemessenen Minima, die im Zeitraum 1980 bis 2010 ermittelt wurden.

Dass Niedrigwasser auch Auswirkungen auf Unternehmen haben kann, die nicht im landwirtschaftlichen Sektor tätig sind, mussten wir beispielsweise im Jahr 2018 erfahren. Insbesondere Unternehmen, die zumindest teilweise von der Binnenschifffahrt abhängig sind, machte der niedrige Wasserstand zu schaffen. Am Rhein mussten vor allem ThyssenKrupp und BASF die Produktion teilweise erheblich drosseln. Denn gerade bei andauernder Hitze und gesunkenem Rheinpegel sind gesetzliche Vorschriften in Kraft, wonach lediglich eine begrenzte Menge an Kühlwasser aus dem Rhein entnommen werden darf.

Darüber hinaus kam es zur Begrenzung des Warentransports über den Rhein. Die anliefernden Frachter konnten aufgrund des Niedrigwassers nur noch einen Bruchteil der zur Produktion benötigten Rohstoffe transportieren, teilweise musste auf alternative Verkehrsträger ausgewichen werden. Dadurch stiegen auch die Transportkosten im gleichen Zeitraum massiv an, was sich wiederum in der Bilanz der jeweiligen Unternehmen niederschlug.

Aber nicht nur Firmen bekamen die Auswirkungen des Niedrigwassers zu spüren. Zwar will man aktuell wahrscheinlich nur ungern darüber nachdenken, aber auch die Benzinpreise zogen in dieser Zeit mächtig an. Von Aachen über das Rheinland bis nach Österreich sahen sich einzelne Tankstellen sogar gezwungen zu schließen, da ihnen schlichtweg der Nachschub an Sprit fehlte. Ganz so weit sind wir aktuell aber zum Glück noch nicht.

Die Waldbrandgefahr ist ein weiterer Faktor, der bei den heiß-trockenen Bedingungen einen bedeutenden Stellenwert besitzt. Der Deutsche Wetterdienst berechnet täglich den sogenannten Waldbrandgefahrenindex (kurz: WBI), der das meteorologische Potenzial für die Gefährdung durch Waldbrand beschreibt (siehe auch Thema des Tages vom 20.04.2022). Dieser wird im Laufe der Woche ansteigen und signalisiert bereits heute stellenweise eine hohe Gefährdung. Auch der Graslandfeuerindex (GLFI), der die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs abschätzt, signalisiert im Wochenverlauf eine verbreitet hohe Gefahr.

Bleibt also nur zu hoffen, dass uns die Hitze und die trockenen Bedingungen nicht längere Zeit erhalten bleiben. Ein Wetterumschwung scheint sich zum kommenden Sonntag anzudeuten, der dann möglicherweise auch wieder mit Niederschlägen einhergeht.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.06.2022

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DWD Die Trockenheit und ihre Auswirkungen

 

 

Arktische Meereisbedeckung zum Sommerstart auf hohem Niveau

Der Schmelzprozess des arktischen Meereises beginnt in der Regel Ende März an den äußeren Rändern des Eisschildes, wenn die Tage länger werden und der Einfluss der Sonne über den nördlichen Regionen stark genug ist und somit auch die Temperaturen steigen. Im Sommer scheint in der Arktis 24 Stunden am Tag die Sonne, was bedeutet, dass das Meereis nahezu konstant schmilzt. Mitte September wird meist das Minimum der Eisausdehnung verzeichnet. Anschließend nimmt die Meereisbedeckung mit Eintritt der Polarnacht über das Winterhalbjahr wieder zu.

Die arktische Meereisbedeckung betrug im Mai 2022 12,88 Millionen Quadratkilometer. Obwohl diese Ausdehnung die höchste der letzten 9 Jahre (seit 2013) ist, liegt sie 0,41 Millionen Quadratkilometer unter dem Durchschnitt von 1981-2010. Insgesamt sortiert sich anhand der seit 1979 durchgängigen Satellitenaufzeichnungen die durchschnittliche Ausdehnung des diesjährigen Mai auf den vierzehntniedrigsten Rang ein. Am Ende des Monats war die Ausdehnung vergleichbar mit der Ausdehnung Ende Mai 2012. Jenem Jahr, indem am Ende der Schmelzsaison das bisher absolute Minimum verzeichnet wurde. Legt man eine lineare Trendlinie an die Daten der Meereisausdehnung im Mai über die 44-jährige Satellitenaufzeichnungen beträgt der Rückgang 33.700 Quadratkilometer pro Jahr bzw. 2,5 Prozent pro Jahrzehnt im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 (siehe lineare Trendlinie in Abbildung 1). Insgesamt verzeichnet der Monat Mai somit seit 1979 einen Verlust von 450.000 Quadratkilometer Meereis. Dies entspricht in etwa der Größe des Bundesstaates Kalifornien.

Dennoch lässt sich konstatieren, dass der Rückgang des Meereises im diesjährigen Mai, wie auch schon zuvor im April, langsamer als üblich verlief. Die für diese Jahreszeit dabei relativ große Eisbedeckung war größtenteils das Ergebnis unterdurchschnittlicher Temperaturen im Bereich der Baffin Bay. Auch im Bereich der Bering- und Barentssee wurde der Rückzug des Meereises durch Winde aus nördlichen Richtungen gebremst. Es haben sich inzwischen aber auch größere offene Wasserregionen etwa in der Laptewsee (siehe in Abbildung 2 den größeren weitgehend eisfreien Bereich nördlich von Russland) innerhalb von großen Meereisflächen gebildet. Diese Öffnungen werden Polynjas genannt. Sie können auch entstehen, wenn die Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt. Solche Lücken im Packeis ermöglichen eine direkte Interaktion zwischen dem Ozean und der Atmosphäre. Die dunklere Meeresoberfläche kann die Sonnenenergie stark absorbieren und erwärmt die oberflächennahen Schichten des Ozeans, wodurch wiederum die Eisschmelze an den Rändern der Polynja gefördert wird.

Im Allgemeinen beginnt ab Anfang Juni die schnellste Phase der Meereisschmelze im Arktischen Ozean. In diesem Zeitraum verliert die Meereisausdehnung innerhalb von nur 4 Wochen in aller Regel etwa 2 Millionen Quadratkilometer an Fläche. Jetzt werden also die Weichen gestellt, wie niedrig am Ende der Schmelzperiode das Minimum der Meereseisbedeckung ausfällt. Wie könnte nun das Wetter in der Arktis im Sommer 2022 werden und somit den saisonalen Rückzug des Meereises beeinflussen? Die saisonale Wettervorhersage muss viele der globalen Faktoren berücksichtigen, die sie bestimmen. Das globale Wetter ist ein sehr komplexes System mit mehreren groß- und kleinskaligen Aspekten. Die saisonalen Vorhersagen konzentriert sich dabei auf verschiedene Parameter, vor allem darauf, wie großräumige Drucksysteme und die Positionierung des Jetstreams das Wettergeschehen beeinflussen. Die Langfristmodelle deuten darauf hin, dass die 2 Meter Temperaturen im Juni für den größten Teil des arktischen Ozeans annähernd normal oder sogar kühler sind. Eine solche Prognose würde implizieren, dass die Schmelzsaison auch im ersten Sommermonat wahrscheinlich langsamer als normal verläuft. Der im Mai beobachtete Trend wird sich also möglicherweise über den Juni fortsetzen. In den Monaten Juli und August könnten die arktischen Küsten voraussichtlich mit einer deutlich positiven Temperaturanomalie konfrontiert werden (beispielhaft in Abbildung 3 die Temperaturanomalie für den Monat August vom CFSv2 Modell). Wie üblich wird der Rückgang der Meereisausdehnung in den äußeren Bereichen des Arktischen Ozeans stärker ausfallen. Insbesondere in den arktischen Küstenregionen wird dadurch ein positiver Rückkopplungsprozess begünstigt. Dieser Effekt wird auch als Arctic Amplification (arktische Verstärkung) bezeichnet. Dabei bewirkt das zurückziehende Eis, dass immer größere Flächen der dunklen Ozeanoberflächen zum Vorschein kommen. In Kombination mit der starken Sonneneinstrahlung kann sich das oberflächennahe Meer somit weiter aufheizen und erwärmt somit auch die darüber liegenden Luftschichten stärker, wodurch wiederum die Eisschmelze in den angrenzenden Regionen beschleunigt wird.

Im September wird sich dann zeigen, inwiefern sich die vergleichsweise größere Meereseisausdehnung aus dem Frühjahr auch in einem höheren Minimum wiederfindet oder ob die Sommermonate in Verbindung mit den Rückkopplungsprozessen eine besonders starke Schmelzperiode hervorbringen.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.06.2022

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DWD Arktische Meereisbedeckung zum Sommerstart auf hohem Niveau

 

Wird’s bald heiß?

Es gibt viele, viele Themen zwischen Himmel und Erde, die polarisieren und dazu gehört mit Sicherheit auch das Wetter. Ob Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Gewitter, Nebel…, jeder Mensch hat sein persönliches Lieblingswetter. „Schönes“ Wetter ist also höchst subjektiv und kann für manch einen durchaus auch kühl, windig und regnerisch sein – nicht nur Sonne pur bei heißen 30 Grad, wie es sich im allgemeinen Sprachgebrauch verfestigt hat. Apropos „heiß“: Hitze ist natürlich auch ein Thema, das höchst unterschiedliche Emotionen hervorruft. Während sich Freibadbetreiber bei diesem Wörtchen die Hände reiben, gehen die Mundwinkel bei Bewohnern einer Dachgeschosswohnung auf Talfahrt.

Mittlerweile liegen wir in der zweiten Junidekade. Heiße Tage (30 Grad und mehr) gab es bisher Mitte Mai (11. sowie 18.-20. Mai, mehrere Stationen über Deutschland verteilt) und am 03. Juni (Bad Mergentheim-Neunkirchen 31,3 Grad und Kitzingen 30,1 Grad). Alles in allem also noch recht übersichtlich. Aber die „heiße“ Zeit fängt ja eigentlich auch gerade erst an.

Die Frage ist also nicht ob, sondern wie viele Hitzetage noch kommen und wann. Hinsichtlich der „Wann?“-Frage dürfte es bereits am morgigen Sonntag so weit sein, zumindest lokal im Süden (v.a. Oberrhein), ehe die Temperatur am Montag einen ordentlichen Dämpfer bekommt. Selbst die 25-Grad-Marke wird dann nur schwerlich und allenfalls am Oberrhein erreicht werden. Im Anschluss wird es Stück für Stück wieder wärmer und schon ab Mittwoch könnte man im Südwesten vereinzelt wieder an den 30 Grad kratzen.

Interessant wird aber, was am Wochenende passiert. Westlich der Iberischen Halbinsel positioniert sich im Laufe der Woche nämlich ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das auf seiner Ostflanke heiße Luft aus Nordafrika über Spanien hinweg bis nach Frankreich lenkt. In dieser Luftmasse kann die Temperatur auf Höchstwerte zwischen 35 und 40 Grad steigen, wie beispielsweise am gestrigen Freitag bereits in weiten Teilen Spaniens. Mit allmählicher Verlagerung des Tiefs nach Nordosten, könnte sich am Wochenende über Deutschland eine südwestliche Strömung aufbauen, mit der diese Heißluft (in allerdings etwas abgeschwächter Form) angezapft werden würde.

Hinweise auf ein solches Szenario liefert seit gestern die Ensembleprognose des auf mittelfristige Vorhersagen spezialisierten Modells des EZMWF. Aufgrund der mit der Zeit deutlich zunehmenden Vorhersageunsicherheit, versucht man mit Hilfe von Ensembleprognosen diese Unsicherheit abzuschätzen. Dabei wird für einen Ort nicht nur eine, sondern mehrere Prognosen mit leicht veränderten Anfangsbedingungen gerechnet. Dieses sogenannte Ensemble beinhaltet beim EZMWF 51 Mitglieder, also 51 Vorhersagen. Je weiter sich diese Vorhersagen voneinander unterscheiden, desto unsicherer ist die Prognose. Liegen sie dagegen nah beieinander, ist sich das Ensemble einig, in welche Richtung sich das Wetter entwickeln soll.

Mit Blick auf die Ensemblevorhersage der Temperatur in 850 hPa (etwa 1500 m Höhe) am Beispiel Offenbach erkennt man schön, dass die einzelnen Vorhersagen (dünne, rot-strichlierte Linien) bis eigentlich sogar kommenden Freitag recht nah beieinanderliegen, auch wenn einzelne Ensemblemitglieder ab Mitte der Woche beginnen, abzudriften. Für nächstes Wochenende entfernen sich die Vorhersagen dann doch mitunter deutlich voneinander, sodass der Spread, also der Bereich zwischen der wärmsten (knapp 25 Grad) und kühlsten (etwa 4 Grad) Vorhersage sehr groß ist, was eigentlich für eine recht unsichere Entwicklung steht. Wenn man aber genau hinsieht, erkennt man, dass sich der Großteil der Ensemblemitglieder vor allem zum Sonntag hin im Bereich zwischen 15 und 20 Grad befindet, was in 2 m Höhe bei Sonnenschein etwa 30 bis 35 Grad, lokal vielleicht sogar noch etwas mehr, bedeuten würde.

Allerdings sieht man auch, dass alle Prognosen zum Wochenstart (20.06.) wieder deutlich nach unten gehen. Demnach stünde also nur ein kurzes Hitzeintermezzo an – wenn’s denn tatsächlich auch heiß wird. Man darf gespannt sein! Der Autor hält es auf jeden Fall eher mit den Dachgeschossbewohnern und hofft auf eine eher gemäßigte Lösung zum Wochenende 😉

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.06.2022

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DWD Wirds bald heiss

Wechselhafter Sommerstart – überall?

„Was war das doch ein wechselhafter, teils sogar recht nasser Start in den meteorologischen Sommer?“ wird sich die eine oder der andere fragen. Viele Schauer und Gewitter sind in den ersten zehn Tagen des noch jungen Monats Juni über Deutschland hinweggezogen, eine Luftmassengrenze brachte von der Natur gerne gesehenen „Landregen“. Aber längst nicht alle Regionen haben ausreichend Niederschlag abbekommen. Bereits im Thema des Tages vom 05.06.2022 wurde ausführlich auf die enorme Frühjahrstrockenheit in Ostdeutschland hingewiesen. Hat sich an der Trockenheit mittlerweile etwas geändert?

Um sich einen Überblick über die in diesem Monat bereits gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.

In der linken Abbildung ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Monatsbeginn dargestellt (auch „absolute Niederschlagsmenge“ genannt). Dabei fallen unter anderem die strichweise erhöhten Niederschlagsmengen ins Auge. Diese zeigen die Zugbahnen besonders kräftiger Schauer oder Gewitter, die regional eng begrenzt hohe Regenmengen bringen können. Schaut man sich die Niederschlagssummen nun genauer an, stellt man vor allem in Süddeutschland sehr hohe Mengen fest. Örtlich liegen die Summen dort über die ersten zehn Tage des Monats aufsummiert bei bis zu 160 l/m2. Im Vergleich dazu liegt die höchste an den Wetterstationen gemessene Niederschlagsmenge in Ramsau-Schwarzeck/Schmuck (Bayern, siehe Sterne in der Abbildung) im Berchtesgadener Land „nur“ bei 135 l/m2. Aber auch der trockene Osten und Nordosten fallen recht deutlich ins Auge. Zwischen Nordhessen, Sachsen und der Ostsee liegen die Mengen regional unter 5 l/m2. In Gilserberg-Moischeid (Hessen) wurden nur 0,2 l/m2 gemessen, in Wusterwitz (Brandenburg) lediglich 0,3 l/m2. Die Trockenheit setzt sich also auch im Monat Juni fort.

Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“), kann man sie beispielsweise in einen klimatologischen Kontext setzen. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100% ein Niederschlagsdefizit beschreiben, Werte über 100% stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe mittlere Abbildung). Auch hier werden große Unterschiede deutlich. Während im Süden das klimatologische Mittel der ersten zehn Junitage punktuell mit über 500% bereits deutlich überschritten wurde, gibt es von Nordhessen und Sachsen bis nach Sachsen-Anhalt Regionen, wo die bisher gefallene Niederschlagsmenge weniger als 10% des Solls darstellt. Schaut man sich nun die oben genannten Stationen noch einmal an, so wurden in Ramsau-Schwarzeck/Schmuck (Bayern) immerhin rund 240% des Mittels erreicht. In Gilserberg-Moischeid liegt der Wert unter 3%! Die grünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel erwartbaren Niederschlagsmenge entspricht.

Die trockenen Regionen in Deutschland leiden also weiterhin unter den fehlenden Niederschlägen. Und das gerade jetzt, wo die Natur- und Pflanzenwelt das Wasser besonders nötig hätte. Auch der Blick auf die Niederschlagsvorhersagen der kommenden Tage verspricht keine Linderung. In vielen Regionen werden für die kommenden zehn Tage nur geringe Niederschlagsmengen im einstelligen Bereich vorhergesagt. Die Trockenheit sollte sich also noch weiter verschärfen. Einzig am Alpenrand sowie vom Grenzbereich von Benelux bis nach Schleswig-Holstein sind Mengen von mehr als 10 l/m2 möglich.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 10.06.2022

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DWD Wechselhafter Sommerstart ueberall

 

Neue Studie zur Entwicklung des Klimas in den Alpen

MeteoSchweiz, ZAMG und Meteo-France veröffentlichten die bisher  detaillierteste Studie zur Entwicklung des Klimas in den Alpen in den nächsten Jahrzehnten.

Im Mai 2022 erschien im renommierten Fachmagazin „Climate Dynamics“ die Studie „21st Century alpine climate change“. Die Leitautoren Sven Kotlarski (MeteoSchweiz), Andreas Gobiet (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, ZAMG) und Samuel Morin (Meteo-France) fassen darin die Ergebnisse der bisher detailliertesten Untersuchung zur Zukunft des Klimas im Alpenraum zusammen.

Sommerliches Wochenende

Am heutigen Donnerstag wird das Wetter durch das Tief NANA mit Kern über Dänemark bestimmt. Mit dem Tief wird der Tiefpunkt der Temperatur in dieser Woche erreicht. An den Alpen wird kaum die 15-Grad-Marke überschritten, dort regnet es noch längere Zeit. Auf den höchsten Alpengipfeln fällt sogar Schnee. Auch sonst gibt es zahlreiche Schauer und kurze Gewitter bei Höchstwerten zwischen 16 und knapp 22 Grad. In der Nacht zum Freitag klingen Schauer und Gewitter ab und auch der Regen an den Alpen lässt weiter nach. Mit 12 bis 5 Grad wird es dabei ziemlich frisch.

Am Freitag macht sich ein Ableger (CENK) des Azorenhochs bemerkbar und sorgt allgemein für Wetterberuhigung. Vor allem in einem breiten Streifen von Baden-Württemberg bis nach Brandenburg scheint häufig die Sonne. Dort werden auch die höchsten Temperaturen zwischen 24 und 27 Grad erreicht. Ganz im Südosten und in der Nordwesthälfte sind die Wolken etwas kompakter. Regen fällt aber kaum. Dabei liegen die Höchstwerte zwischen 20 und 23 Grad.

Das Hoch CENK bleibt auch am Wochenende wetterbestimmend. Ein sommerliches Wochenende steht also uns bevor. Das Wetter eignet sich dann für Ausflüge aller Art, allerdings sollte man auf geeigneten Sonnenschutz achten. Auch die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme sollte nicht vernachlässigt werden, immerhin steigt die Temperatur im Südwesten des Landes auf nahe 30 Grad. Über der Mitte und im übrigen Süden werden 24 bis 29 Grad erreicht. Im Norden ist es etwas kühler. Vor allem an der Nordsee dämpft kühler Wind von der See her die Temperatur. Das Gewitterrisiko sollte allgemein gering bleiben.

Zuletzt werfen wir einen kurzen Blick in die neue Woche: Nach heutiger Sicht gestaltet sich das Wetter leicht wechselhaft bei meist sommerlichen Temperaturen um 25 Grad vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands. Im Norden bleibt es etwas kühler.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.06.2022

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Weltozeantag

Die Ozeane dieser Welt produzieren etwa 50 Prozent des Sauerstoffs auf unserem Planeten und binden ein Drittel aller ausgestoßenen Kohlendioxide. Millionen Menschen leben von Industrien, die mit Gütern aus dem Meer handeln oder arbeiten und viele verbringen ihren Urlaub gern am Meer. Es ist also ein durchaus wichtiger und geschätzter Lebensraum. Umso erstaunlicher ist es, dass es bis zum Jahr 2008 gedauert hat, bis ein offizieller Aktionstag ausgerufen wurde.

Bereits 1987 kam die Idee auf, einen internationalen Tag der Meere ins Leben zu rufen. Auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung im Jahre 1992 wurde die Idee wieder aufgegriffen und mit einem Konzept konkretisiert. Es dauerte allerdings noch etliche Jahre und unermüdlicher Arbeit der Organisation Ocean Project und dem World Ocean Network bis die UNO auf einer Generalversammlung im Jahre 2008 endlich einen weltweiten Aktionstag in ihr Programm aufnahm. Dass der 8. Juni gewählt wurde, liegt darin begründet, dass das erste konkrete Konzept aus dem Jahr 1992 im Juni vorgestellt wurde.

Wie so viele Aktionstage unterliegt auch dieser einem wechselnden Motto. In diesem Jahr lautet es: Revitalization: Collective Action for the Ocean. Der Schwerpunkt liegt darauf, den Einfluss unseres Handelns auf die Ozeane aufzuzeigen. Es werden aber auch Ideen und Projekte vorgestellt, wie jeder einzelne und wir alle zusammen etwas dafür tun können, die Gesundheit der Meere zu fördern und zu erhalten. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, werden die Vorträge aus dem UN Hauptquartier in New York in die ganze Welt ausgestrahlt.

Auch das Wetter wird durch die Ozeane beeinflusst. Wer direkt an den Küsten wohnt, kennt vielleicht die Land-Seewind-Zirkulation. Sie fußt auf der unterschiedlichen Erwärmung beziehungsweise Abkühlung von Land- und Wassermassen und erzeugt einen lokalen Wind, der tagsüber von der See an Land und nachts vom Land aufs Meer weht.

Die Meeresströmungen haben Einfluss auf unser Klima in West- und Mitteleuropa. Der warme Golfstrom sorgt jedes Jahr dafür, dass es bei uns im Winter nicht so stark auskühlt wie in anderen Regionen gleicher nördlicher Breite.

Den größten Einfluss hat aber die Verdunstung der Meere. Jedes Jahr gelangen global gemittelt mehr als 430.000 Kubikkilometer Wasserdampf aus den Meeren und Meereisflächen in die Luft. Diese schlagen sich in Regen, Schnee sowie Hagel nieder. Die Verdunstung aus übrigen Gewässern und über Land beträgt nur 71.000 Kubikkilometer pro Jahr.

Auch wenn Sie nicht direkt am Meer wohnen oder einen Bergurlaub bevorzugen, haben die Ozeane Einfluss auf Ihr Leben. Und auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können, beeinflusst Ihr Leben gleichermaßen die Ozeane. Vor allem die Umweltverschmutzung durch Plastik sowie die Überfischung tragen zur Belastung der Meere bei. Wenn wir also alle etwas weniger Plastikmüll produzieren und beim Fischkauf auf nachhaltigen Fang achten, ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.06.2022

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DWD Weltozeantag

Gebietsweise viel Regen

Tiefdruckeinfluss bestimmt das Wetter in Mitteleuropa. Maßgeblich für das hiesige Wetter ist dabei zunächst das Tief MAYA, das sich von Dänemark nach Schweden verlagert. Dieses sorgte schon in den vergangenen Tagen für sehr unbeständiges und turbulentes Pfingstwetter mit einigen Unwettern vor allem im Süden des Landes. Mit einer überwiegend westlichen Strömung transportiert MAYA nun eine mäßig warme sowie feuchte Luftmasse atlantischen Ursprungs nach Deutschland. Besonders am Alpenrand gibt es immer wieder kräftige Regenfälle.

Bereits in der vergangenen Nacht regnete es vor allem am Alpenrand und im südlichen Bayerischen Wald gebietsweise kräftig. Oftmals kamen innerhalb von 12 Stunden 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter. In Mittenwald (Bayern) regnete es sogar 38 Liter pro Quadratmeter. Begünstigt wurden die Niederschläge durch eine vor allem in höheren Luftschichten ausgeprägte Störung. Diese sorgte dafür, dass sich von Baden-Württemberg her und aus den Alpen heraus ein flächiges Niederschlagsgebiet formieren konnte, das dann über Stunden hinweg mäßigen, teils auch starken Regen brachte.

Auch im Norden und Nordwesten des Landes kam es am Abend sowie in der ersten Nachthälfte zeitweilig zu etwas kräftigeren Regenfällen. In der Fläche fielen dort 5 bis 15 Liter pro Quadratmeter zwischen Montagabend und Dienstagmorgen. Die Spitzenposition hat mit 19 Liter Bordelum im Norden von Schleswig-Holstein inne.

Diese Menge fiel in Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern) ebenfalls. Allerdings in nur einer Stunde zwischen 20 und 21 Uhr in Verbindung mit einem kräftigen Gewitter, das am Abend Usedom und das Stettiner Haff überquerte. Etwas weiter südlich in Wustrow (Brandenburg) fielen während eines unwetterartigen Gewitters gar 35 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 36 Minuten (18:46 Uhr bis 19:22 Uhr).

Am Mittwoch und Donnerstag ändert sich nichts Grundlegendes beim Wettergeschehen. Am meisten Regen zeichnet sich weiterhin am Alpenrand ab, denn dort kann es zwischen Mittwochnachmittag und Donnerstagnachmittag Starkregen- bzw. Dauerregenfälle mit 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter geben. Insbesondere in Richtung Berchtesgaden ist noch etwas mehr Regen möglich. Aber auch in den anderen Gebieten wird es immer wieder nass. In der Fläche werden jedoch nicht mehr als 10 bis 15, punktuell bei kräftigen Schauern um 25 Liter pro Quadratmeter erwartet. Ganz im Osten und Nordosten bleibt es unter Umständen sogar gänzlich trocken.

Trocken ist dann auch das Stichwort fürs Wochenende, denn dann setzt sich dank Hochdruckeinfluss zunehmend trockenes, warmes und stabiles Hochdruckwetter durch.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.06.2022

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DWD Gebietsweise viel Regen

Gewitternachlese

Am gestrigen Pfingstsonntag zog ein Tiefdruckgebiet von Nordfrankreich langsam Richtung Benelux und Westdeutschland. Es führte aus Südwesten feucht-warme Luft ins Land, die sich in teils heftigen Gewittern entlud. Zeitgleich bildete sich am Alpenrand ein Leetief, das für einen zusätzlichen Hebungsantrieb im Südosten des Landes sorgte und sich im Verlauf ostwärts verlagerte. In der Nacht zum heutigen Montag zog das Tief weiter Richtung Nordsee und führte seine Fronten von Südwest nach Nord-Nordost über Deutschland hinweg.

Bereits am frühen Morgen zogen aus Frankreich und der Schweiz kommend erste Schauer und Gewitter in den Südwesten des Landes. In den Vormittagsstunden breiteten sich diese ost-nordostwärts aus und erreichten gegen Mittag unter Abschwächung Mittelfranken. Zeitgleich entwickelten sich im Westen Deutschlands Schauer aus, die meist nur von leichter Intensität waren und gegen Mittag Teile der Mitte erreichten.

In den Mittags- und Nachmittagsstunden bildeten sich im Südwesten sowie über der Schweiz in feucht-warmer Luft und vorderseitig einer Kaltfront weitere Gewitter, die sich gut organisiert erneut ost-nordostwärts verlagerten. Zwischen dem Bodensee und dem Bayerischen Wald traten in den Nachmittags- und Abendstunden schwere und extreme Gewitter mit extrem heftigem Starkregen, Hagel bis zu 5 cm Korngröße und meist Sturmböen, vereinzelt auch orkanartigen Böen auf. Teilweise kam es auch zu größeren Hagelansammlungen, die sich nur mit schwerem Gerät entfernen ließen.

Über weiten Teilen des Westens und der Mitte gingen zu der Zeit einige Schauer nieder, die meist nur mäßig Regen brachten und sich im Verlauf abschwächten beziehungsweise nach Norden und Osten verlagerten. Ausgenommen von Schauern und einzelnen Gewittern war nur der Norden und Osten, wo sich der Sonntag insgesamt trocken und sonnig gestaltete. In der Nacht zum Montag zogen die Gewitter im Südosten über Tschechien ab. Die Schauer aus dem Westen und der Mitte verlagerten sich in den Norden und Osten, wo noch geringe Mengen an Regen fielen.

Stündliche Niederschlagsmengen in l/qm an ausgewählten Stationen:

Bürg/BY – 51,9

Straubing/BY – 45,4

Notzingen/BW – 45

Weiler-Simmerberg/BY – 44

Dorfen/BY – 40

Hechingen/BW – 36,6

Aldersbach/BY – 34,6

Mühlacker/BW – 31,9

Garmisch-Partenkirchen/BY – 22

Riedstadt/HE – 20,4

Spitzenböen in km/h an ausgewählten Stationen:

Gottfrieding/BY – 116

Chieming/BY – 104

Lindau/BY – 93

Mühlacker/BW – 88

Hahn/RP – 71

In dieser Woche bestimmen Tiefdruckgebiete unser Wetter. Es ist wechselhaft mit Schauern und auch einzelnen Gewittern, Unwetterpotential besteht aber aus derzeitiger Sicht nicht. Gleichwohl regnet es südlich der Donau auch mal länger anhaltend, was am Alpenrand zu Dauer- oder Starkregen führen kann. Dazu ist die Temperatur gedämpft, nur selten werden mehr als 25 Grad erreicht.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 06.06.2022

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DWD Gewitternachlese