Gebietsweise Linderung der Trockenheit

Die Hitzewelle mit fast 40 Grad am vergangenen Wochenende ist Geschichte und gebietsweise wurde der Übergang von hochsommerlich heißen Temperaturen hin zu nur noch mäßig warmen Temperaturen durch kräftige Niederschläge eingeläutet. Verantwortlich für die Regenfälle in der Nacht zum Montag war die Aktivierung einer Kaltfront quer über der Mitte des Landes und die Bildung eines kleinräumigen Tiefs, das sich von Südwesten nach Nordosten verlagerte. Dadurch wurden Hebungsvorgänge induziert, die in einem Streifen von der Eifel bis ins südliche Brandenburg dafür sorgten, dass sich gewittrig durchsetzte Regenfälle entwickelten, die mitunter recht kräftig ausgefallen sind. Es entwickelten sich mehrere Multizellen, die sich zu einem größeren Gewittercluster zusammenschlossen. Oftmals belief sich die Regenmenge auf 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter innerhalb von wenigen Stunden. Rund um die Eifel und um den Harz wurden gebietsweise 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter registriert. Spitzenreiter war dabei Lauperath-Scheidchen im westlichen Rheinland-Pfalz mit 33 Liter pro Quadratmeter, dicht gefolgt von Sondershausen (nördliches Thüringen) mit knapp 32 Liter pro Quadratmeter. Die Regenfälle waren mit Sicherheit sehr willkommen, denn damit konnte die vor allem im Osten doch erhebliche Trockenheit zumindest abgemildert werden und die Löscharbeiten der Waldbrände in einigen Teilen Brandenburgs wurden deutlich erleichtert.

Auch ganz im Norden regnete es am Sonntag zeitweise etwas. Mehr als 1 bis 5 Liter pro Quadratmeter kamen dabei aber kaum zusammen. Am frühen Montagmorgen entwickelten sich südlich einer Linie Oberrhein-Bayerischer Wald lokal Schauer und einzelne kräftige Gewitter mit heftigem Starkregen. Am stärksten betroffen waren die Gebiete im Bereich des Chiemsees, allerdings wurde keine Messstation genau von einem solchen Gewitterguss getroffen. Die nächstgelegene Messstation war Karolinenfeld. Dort fielen zwischen 7 und 8 Uhr MESZ 15 Liter pro Quadratmeter.

Am Montag tagsüber regnete es dann über der Mitte des Landes noch zeitweise. Die Mengen lagen jedoch meist unter 10 Liter pro Quadratmeter. Nur in der Südhälfte Brandenburgs fiel am Vormittag noch länger anhaltend teils kräftiger Regen und am Nachmittag folgten einzelne Schauer und Gewitter nach, sodass dort bis heute Morgen gebietsweise 15 bis 25 Liter pro Quadratmeter vom Himmel kamen. Lokal fiel diese Menge auch durch Schauer und Gewitter im östlichen Vorpommern und auf Usedom. In Bayern entwickelten sich am Nachmittag einzelne Superzellen, die gebietsweise die Gebiete südlich der Donau mit Hagelschlag (Korngröße um 3 cm), heftigem Starkregen und schweren Sturmböen (Lechfeld und Rotthalmünster) überquerten.

Im Osten und Nordosten des Landes kommt in den kommenden Tagen kaum was an Niederschlag hinzu, wodurch dort sowohl die Trockenheit als auch die Waldbrandgefahr wieder ansteigen. In den restlichen Gebieten des Landes steigt von Süden und Südwesten her das Schauer- und Gewitterrisiko sukzessive an. Lokal drohen dann regelrechte Wasserbomben, die in kurzer Zeit die Hälfte eines Monatsniederschlags bringen können, wodurch wieder vollgelaufene Keller und überflutete Straßen drohen. Im Ort daneben bleibt es hingegen trocken.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.06.2022

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DWD Gebietsweise Linderung der Trockenheit

Hitze: wie lange noch

Die Hitze hat große Teile Deutschlands fest im Griff. Verbreitet wurden am gestrigen Samstag Höchstwerte zwischen 30 und 37 Grad erreicht. Spitzenreiter waren die Wetterstationen Waghäusel-Kirrlach und Bad Kreuznach mit 37,1 Grad. An der Nordsee und Ostsee war es hingegen mit 18 bis 23 Grad deutlich kühler.

Selbst in der vergangenen Nacht gab es vor allem in der Mitte kaum eine Abkühlung. Vielerorts kam es zu einer Tropennacht, d. h. Tiefstwerte über 20 Grad. In Weinbiet ist die Temperatur nicht unter 24,3 Grad gesunken. Auch anderen Stationen, wie beispielsweise Pirmasens, Deuselbach und Ruppertsecken, wurden Tiefstwerte von 24 Grad gemessen.

Auch am heutigen Sonntag ist es bei Spitzenwerten zwischen 30 und 38 Grad weiterhin Schwitzen angesagt. Nur nördlich einer Linie Niederrhein-Uckermark ist die deutlich kältere Luft eingeflossen. Dort steigt die Temperatur auf Werte zwischen 16 Grad an den Küsten und 24 Grad im Landesinneren an.

Der große Temperaturunterschied ist einer Kaltfront geschuldet, die den Norden des Landes erreicht hat und zunächst nur langsam Richtung Mitte vorankommt. Diese Kaltfront gehört zu Tiefdruckkomplex OPHELIA über Skandinavien. Dass der Ausläufer nur sehr langsam vorankommt, liegt an einem weiteren Tief PETRA, welches sich über Ostdeutschland befindet und mit dem namenlosen Tief über der Biskaya die sehr heiße südwestliche Strömung aufrecht hält.

Erst am Montag kommt dann Bewegung in die Sache bzw. in die Kaltfront. Sie nimmt deutlich Fahrt auf und räumt die heiße Luft größtenteils aus. Einzig ganz im Süden kann es örtlich noch einmal bis zu 33 Grad heiß werden, ansonsten sieht die Temperaturverteilung wie folgt aus: Nordhälfte 17 bis 24 Grad, Südhälfte 23 bis 30 Grad.

Hitze und vor allem die anhaltende Trockenheit lassen die Waldbrandgefahr deutlich ansteigen. Vor allem in Ostdeutschland ist sie extrem hoch. Etliche Brände sind bereits ausgebrochen. Deswegen stellt sich die Frage, ob mit der Kaltfront nicht nur eine Abkühlung, sondern auch der lang ersehnte Regen kommt. Leider ist flächendeckender Regen nicht in Sicht. Wenn es regnet, ist es oft in Form von Schauern und Gewittern, die nur lokal für größere Regenmengen und oft auch nur in kurzer Zeit sorgen.

Heute tagsüber bleibt das Gewitterrisiko allgemein gering. Lediglich in der Nordwesthälfte ziehen vereinzelte Schauer durch. In der Nacht zum Montag überquert von Westen her schauerartiger, teils gewittriger Regen vor allem die Mitte, später auch den Osten. Dabei ist gebietsweise Starkregen um 30 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden möglich.

Am Montag zieht der schauerartige Regen rasch nach Osten ab, im Nordosten folgen einzelne Schauer und kurze Gewitter nach, die aber keine großen Mengen bringen. Im Süden entstehen ebenfalls einzelne Gewitter, die mit Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen.

Und wie geht es dann im Laufe der Woche weiter? Die Gewitter beschränken sich vor allem auf die Südhälfte Deutschlands. Ansonsten werden keine oder kaum Niederschläge erwartet, sodass die Trockenheit und die Waldbrandgefahr weiterhin anhalten werden. Hinsichtlich der Temperaturentwicklung wird zur Wochenmitte im Norden, abgesehen von der Küste, wieder die 25-Grad-Marke überschritten. In der Mitte und im Süden bleibt es sommerlich warm bis heiß mit Temperaturen an der 30-Grad-Marke und knapp darüber.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.06.2022

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Nacht ist erst, wenn es Nacht ist! Oder: Die Dämmerung

Bereits am heutigen Samstagvormittag meldeten die ersten Wetterstationen bei uns in Deutschland 30 Grad. Aktuell (Stand 13.30 Uhr) werden lokal schon 35 Grad verzeichnet. Und das ist immer noch nicht das Ende der Fahnenstange: Im Südwesten sind heute 37, vielleicht sogar 38 Grad drin. Da freut man sich eventuell schon auf die Nacht, um richtig durchlüften zu können… Doch in dieser Beziehung gibt es mancherorts ein Problem: Bei Tiefstwerten um 20 Grad, wie sie in der kommenden Nacht zum Sonntag vom Südwesten bis in den Osten erwartet werden, ist der nächtliche Kühlungseffekt doch sehr stark limitiert. Schlafen wird also schwierig. Dazu kommt noch, dass die Nächte derzeit sehr kurz sind. Bis es tatsächlich mal zappenduster ist, gibt sich noch einige Zeit die Dämmerung die Ehre und das in sage und schreibe drei Phasen.

Los geht es mit der bürgerlichen Dämmerung. Sie beginnt mit Sonnenuntergang, also sobald die Sonne unter dem Horizont steht. In Oberstdorf beispielsweise ist das am heutigen Samstag um 21.18 Uhr, in Flensburg dagegen erst um 22.02 Uhr der Fall. Dieser Zeitunterschied hängt mit der Neigung der Erdachse zusammen, wodurch die Nächte im Sommerhalbjahr auf der Nordhalbkugel umso kürzer werden, je weiter man nach Norden geht.

Sobald die Sonne tiefer als 6 Grad unter den Horizont sinkt, geht die bürgerliche in die nautische Dämmerung über. Bleiben wir bei unseren Beispielstädten, dann findet dieser Übergang in Oberstdorf heute um 21.58 Uhr und in Flensburg um 23.00 Uhr statt. Während in der bürgerlichen Dämmerung bei wolkenlosem Himmel nur helle Planeten wie z.B. Venus oder Jupiter sichtbar werden, zeigen sich im nautischen Pendant schon erste Sternbilder – daher auch der Zusatz “nautisch”, denn Sternbilder dienen bei der Seefahrt als Orientierungshilfe.

Mit der nautischen Dämmerung ist es allerdings noch nicht getan. Ab 12 Grad unter dem Horizont schließt sich ihr die astronomische Dämmerung an, die sich heute in Oberstdorf ab 22.54 Uhr und in Flensburg ab… tja, überhaupt nicht die Ehre gibt. Dort geht die nautische Abenddämmerung nämlich direkt in die nautische Morgendämmerung über und zwar um 01.23 Uhr. “Richtig” Nacht wird es dort momentan also gar nicht.

In Oberstdorf könnte man sich dagegen vielleicht beim Gedanken erwischen, von “Nacht” reden zu wollen. Im Prinzip ist das allerdings erst dann korrekt, wenn die Sonne tiefer als 18 Grad unter dem Horizont steht. Denn erst dann schafft es wirklich kein Sonnenstrahl mehr (durch Streuung in der Atmosphäre) zu uns, was in Oberstdorf ab 00.22 Uhr der Fall ist.

Damit hat die Dämmerung also zumindest in Oberstdorf ihre Schuldigkeit getan und überlässt der Nacht kurzzeitig die Bühne, ehe in ihrem Verlauf das Ganze in umgekehrter Reihenfolge mit den Morgendämmerungen wieder von vorne anfängt – in Oberstdorf dann ab 02.17 Uhr also mit der astronomischen Morgendämmerung.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.06.2022

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DWD Nacht ist erst wenn es Nacht ist Oder Die Daemmerung

Neue Tipps gegen die Hitze

Am Wochenende steht uns außer im Norden Deutschlands die erste große Hitze mit Höchsttemperaturen bis 38 Grad und gebietsweise starker Wärmebelastung ins Haus. Selbst die Nächte bleiben zum Teil ziemlich warm. Dabei sinkt die Temperatur in einigen Ballungsgebieten voraussichtlich nicht unter 20 Grad, was per meteorologischer Definition einer Tropennacht entspricht.

Tipps gegen die Hitze, wie etwa das Meiden der selbigen, das Kühlhalten der Wohnung und bei ausreichender Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr des Körpers sind weithin bekannt und werden von den meisten Menschen fast schon automatisch befolgt. Was aber lässt sich darüber hinaus noch tun gegen die teils erdrückende Hitze, die uns nun erwartet?

Ein erster Tipp ist, Eiswürfel aus dem Gefrierschrank zu holen, diese in eine Schüssel zu geben und vor einen laufenden Ventilator zu stellen. Ein Ventilator alleine hilft dem Menschen zwar auch, im Prinzip verwirbelt er die warme Luft aber nur ohne für einen richtigen Austausch zu sorgen. Dabei sinkt die Raumtemperatur nicht.

Wer keine Eiswürfel zur Hand hat, sollte es mit einem Sprühventilator versuchen, der einem bei großer Hitze angenehme Kühlung durch etwas kaltes Wasser auf der Haut bei leichter Brise verschafft. Natürlich kann man Hände, Nacken und Gesicht auch einfach mal mit kaltem Wasser abwaschen.

In der Wohnung sind feuchte Vorhänge ein hilfreicher Tipp. Dabei wird ein feuchtes Tuch oder Laken vor das offene Fenster gehängt. Das Wasser im Tuch beginnt zu verdunsten, wobei Verdunstungskälte entsteht. So geht die Temperatur im Raum zumindest ein wenig zurück. Wer dann noch einen Spritzer Pfefferminz- oder Lavendelöl ins Wasser gibt, bekommt darüber hinaus auch noch einen angenehmen Raumduft.

Etwas Abkühlung ist für kurze Zeit sogar durch eine Badewanne voll kaltem Wasser möglich, die Temperatur lässt sich dadurch bis in die angrenzenden Räume tatsächlich um etwa 1 Grad senken. Angesichts der derzeitigen Trockenheit ist davon aber eher abzuraten, da man der Umwelt mit dem relativ hohen Wasserverbrauch sicherlich keinen Gefallen erweist und der Effekt eh nur gering ist.

Der Umwelt etwas Gutes tun kann man dagegen durch das Abschalten elektrischer Geräte, die bei Gebrauch zum Teil sehr warm werden können. Gewünschte Nebeneffekte: leicht niedrigere Raumtemperaturen und Entschleunigung.

Wer in der Nacht schlecht schläft, weil es so warm ist, für den lohnt sich folgender Trick: Vor dem Zubettgehen einfach den Pyjama bzw. das Nachthemd oder zusätzlich auch die Bettbezüge für längere Zeit ins Eisfach legen und die Bettruhe kann wenigstens kühl beginnen. Ganz Verwegene legen sogar noch Schweiß- und Stirnbänder ins Eisfach und ziehen sie nachts über.

Nicht nur während der Nacht, sondern auch tagsüber könnte außerdem eine umfunktionierte Wärmflasche Abhilfe schaffen. Anstatt warmen Wassers gebe man einfach kaltes hinein und lege das Ganze einige Zeit in den Kühlschrank, um es anschließend kalt zu “genießen”.

Die schönste Maßnahme gegen Hitze ist aber, an den Badesee oder ins Freibad zu gehen und dort in das kühlende Nass zu springen. Und das ist in den nächsten Tagen für viele sicherlich der beste Tipp.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.06.2022

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DWD Neue Tipps gegen die Hitze

Hitzewelle im Anmarsch

Die erste große Hitzewelle des Sommers 2022 kommt. Aber es wird nicht jeden treffen und für viele wird es auch nur eine Eintagsfliege sein.

Am heutigen Feiertag spürt man noch nicht viel von der Hitze. Zwar ist es sommerlich warm, aber ohne Extreme. Verantwortlich dafür ist das Hoch EFIM mit Schwerpunkt über den Britischen Inseln. An seiner Ostflanke strömt nur mäßig warme Luft nach Norddeutschland. Dort liegen die Höchstwerte zwischen 20 und 25 Grad bei einem Wechsel aus Sonne und einigen Wolkenfeldern. An der See bei auflandigem Wind werden kaum 20 Grad erreicht. In der Mitte und im Süden ist der Einfluss der Nordsee geringer, sodass hier die Höchstwerte zwischen 25 und 31 Grad liegen. Zudem ist die Luft zwischen den Alpen und dem Bayerischen Wald feuchter, sodass dort vereinzelte kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen entstehen können. In der Nacht zum Freitag kann man mit Tiefstwerten zwischen 14 und 7 Grad noch gut durchlüften.

Am Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs EFIM nach Deutschland bzw. später nach Tschechien. Somit dreht die Strömung in Norddeutschland auf südliche Richtungen und sorgt dort trotz der dichteren Wolken für höhere Temperaturen von 22 bis 28 Grad. In der Mitte und im Süden werden verbreitet 26 bis 30 Grad, im Südwesten bis 33 Grad erreicht und die Sonne kann sich gut gegen die dünnen Schleierwolken durchsetzen. In der Nacht zum Samstag wird es schon deutlich milder mit Tiefstwerten zwischen 18 im Westen und 10 Grad an der unteren Donau.

Am Samstag wird wahrscheinlich der Höhepunkt der Hitzewelle erreicht. Jedoch wie oben erwähnt, wird es nicht jeden treffen: Tatsächlich bleibt der äußerste Norden außen vor. Denn es bildet sich eine scharfe Luftmassengrenze, die sich von Nordfrankreich entlang der Nordseeküste bis nach Südskandinavien erstreckt. Die Regionen nördlich der Linie Emden-Hamburg-Rostock liegen dann auf der kühlen Seite mit Höchstwerten nur zwischen 17 und 23 Grad. Zudem setzt dort im Tagesverlauf schauerartiger Regen ein.

Der große Rest des Landes liegt auf der warmen bzw. besser gesagt auf der heißen Seite der Luftmassengrenze mit Höchstwerten verbreitet zwischen 30 und 35 Grad. Im Südwesten werden Spitzenwerte von bis zu 38 Grad erreicht. Dazu scheint häufig die Sonne. Jedoch können sich ab dem späten Nachmittag möglicherweise von Nordrhein-Westfalen bis nach Mecklenburg-Vorpommern vereinzelte heftige Gewitter mit Starkregen, Großhagel und schweren Sturmböen entwickeln. In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die Luftmassengrenze, die mit einer Kaltfront verbunden ist, langsam nach Süden. Dabei fällt zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern schauerartiger Regen, entlang der Kaltfront sind auch Gewitter dabei. Sonst bleibt es wettermäßig ruhig. Allerdings bezüglich der Temperatur wird es in der Mitte und im Süden eine sehr milde Nacht mit Tiefstwerten zwischen 22 bis 15 Grad werden. Hingegen ist es im Norden mit 14 bis 9 Grad deutlich frischer.

Am Sonntag erreicht die Kaltfront voraussichtlich die Mitte des Landes, wobei die genaue Lage der Luftmassengrenze noch unsicher ist. Es kann passieren, dass es nördlich der Luftmassengrenze im Vergleich zum Vortag einen Temperatursturz von mehr als 15 Grad geben kann. In der Südhälfte Deutschlands muss man mit großer Sicherheit mit 30 bis 37 Grad weiter schwitzen. Es bilden sich allerdings dort im Tagesverlauf einzelne kräftige Gewitter, die örtlich unwetterartig ausfallen können.

Am Montag könnte es auch in Süddeutschland mit der großen Hitze vorbei sein. Jedoch gibt es noch größere Unsicherheiten, wie schnell die kältere Luft ab Sonntag nach Süden vorankommt bzw. ob die warme Luft zum Beginn der neuen Woche zurückkehrt.

Zusammengefasst kann man aus heutiger Sicht sagen, dass die Hitzewelle am Freitag von Südwesten her beginnt und ihren Höhepunkt mit großer Wahrscheinlichkeit am Samstag erreicht. Im äußersten Norddeutschland wird man davon nichts spüren. In der Norddeutschen Tiefebene ist es voraussichtlich nur am Samstag heiß. In der Südhälfte hält die Hitze mindestens zwei Tage an.

Allgemeine Tipps für die bevorstehende Hitze sind viel trinken und den Aufenthalt im Freien zwischen den Mittags- und späten Nachmittagsstunden vermeiden und letztlich an Sonnenschutz denken.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 16.06.2022

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Zu warmer Sommer wird wahrscheinlicher

Im Thema des Tages vom 19.05.2022 wurde bereits über die saisonale Klimavorhersage für den Sommer 2022 in Europa berichtet. Dabei ging es insbesondere um die Vorhersage der mittleren Abweichung der 2 m-Temperatur durch das saisonale ECMWF-Modell (aus Reading, GB). Laut dieser Vorhersage, Stand: 01.05.2022 war in weiten Teilen Europas eine positive Temperaturabweichung von 1 bis 2 Grad Celsius im Vergleich zu vieljährigen Mittelwerten simuliert worden.

Vor ein paar Tagen sind über die Copernicus-Seite der EU neue saisonale Klimavorhersagen für die Monate Juli, August und September veröffentlicht worden. Hier werden allerdings bei der saisonalen Vorhersage die Modellsimulationen von führenden Wetterdiensten wie u.a. ECMWF, Met Office, Meteo-France, DWD oder JMA in einer kombinierten Darstellung vereint. Der beiliegenden Grafik ist die aktuelle Prognose der mittleren Abweichung der 2 m-Temperatur für die Monate Juli, August und September zu entnehmen (Stand: 01.06.2022).

Auffällig ist erneut die recht verbreitete positive Abweichung der 2 m-Temperatur für weite Teile Mittel- und Südeuropas. Auf der anderen Seite fällt die positive Temperaturabweichung für Teile Skandinaviens, die Nördlichen Britischen Inseln und auch Russlands schwächer aus als im Vormonat.

Insgesamt kann nun festgehalten werden, dass der Prognosetrend vom Vormonat verstetigt wird. Auch die die aktuelle Prognose der Luftdruckverteilung über dem Nordatlantik entspricht im Wesentlichen der positiven Phase der Sommerlichen Nordatlantischen Oszillation oder kurz SNAO positiv, d.h. grob gesagt hoher Luftdruck über den Azoren und tiefer Luftdruck bei Island.

In den Sommermonaten kann die oben beschriebene Konstellation stromab, also auch über Mittel- und Westeuropa dazu führen, dass es bei einem sommerlich allgemein stärker mäandrierenden Jet-Stream vorderseitig des tiefen Luftdrucks über dem (östlichen) Nordatlantik häufiger zum Zustrom sehr warmer Luftmassen aus niederen Breiten kommen könnte.

Im Thema des Tages vom 19.05.22 wurde ebenso die Kopplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre im Frühjahr angeführt, die gemäß aktueller Studien eine wichtige Rolle bei der erweiterten Vorhersagbarkeit vom Frühjahr bis zum Sommer spielen könnte, im Gegensatz zu der allgemeinen Erkenntnis, dass diese dynamische Kopplung außerhalb der Wintersaison relativ inaktiv ist.

Es wird auf jeden Fall interessant sein, diese saisonalen Prognosen spätestens am Ende des Sommers auf den Prüfstand zu stellen. Die Ergebnisse könnten im Zusammenhang mit laufenden Studien und neuen Erkenntnissen gute Aussichten für eine verbesserte sommerliche saisonale Vorhersage zumindest von Teilen des nordhemisphärischen Klimas bieten, die vor allem dem Energie- und Gesundheitssektor aber auch der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft zugutekommt.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.06.2022

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DWD Zu warmer Sommer wird wahrscheinlicher

Internationaler Bade-Tag

Zugegeben, der richtige Titel des heutigen Themas müsste lauten: internationaler Bade-Tag zu Ehren von Archimedes. Und eigentlich geht es bei diesem Gedenktag auch nicht um die Wassertemperatur. Vielmehr soll Archimedes gedacht werden, der nach Überlieferungen in einer Badewanne gut 200 Jahre vor Christi Geburt das Prinzip des Auftriebs entdeckt und erforscht haben soll. Ihm zufolge taucht ein Körper in eine spezifisch schwerere Flüssigkeit so weit ein, dass die von ihm verdrängte Flüssigkeitsmenge so schwer ist wie der ganze Körper. Der Legende nach hat er mit diesem Prinzip einen Betrug am damaligen König Hieron aufgedeckt. Dieser hegte den Verdacht, dass eine seiner Goldkronen nicht aus purem Gold hergestellt war und Archimedes hat es mit einer Waage im Wasser und einem Vergleichsstück reinen Goldes bestätigt.

Wenn ich mich auf Archimedes und seine zugegebenermaßen grandiose Entdeckung beschränken würde, wären wir am Ende des heutigen Themas. Aber ich dehne den internationalen Bade-Tag etwas aus. Schließlich soll es in dieser Woche respektive am Wochenende noch sehr warm bis heiß werden und was liegt da näher als ein erfrischender Sprung ins kühle Nass.

Und kühl ist auch schon das Stichwort, denn obwohl sich ständig über den aktuellen Sommer beschwert wird, muss ich leider sagen: Der Sommer hat noch gar nicht angefangen. Und das merkt man auch an der Temperatur einiger Meere und Seen. So haben Nord- und Ostsee aktuell etwa 15 Grad. In geschützten Buchten werden auch schonmal knapp 18 Grad gemessen. Bei den großen Binnengewässern in Deutschland sieht es nur wenig besser aus: Die Müritz meldet aktuell 18 Grad, Wannsee und Edersee immerhin 20 Grad. Etwas wärmer sind da schon der Titisee mit 21 und der Starnberger See mit 22 Grad.

Geht man in die “Tiefe” und schaut sich die Temperatur kleinerer Seen an, geht der Trend deutlich aufwärts. In Baden-Württemberg meldet der Badesee Ummendorf bereits 25 Grad, auch der Krauchenwieser See weist 25 Grad aus. In Bayern gibt es ebenfalls Seen mit 25 Grad Wassertemperatur, so zum Beispiel der Buxheimer Weiher oder der Waginger See. In den übrigen Bundesländern liegt die Wassertemperatur teils deutlich darunter.

In Schleswig-Holstein hat der wärmste See gerade einmal 19 Grad (Ratzeburger See). In Niedersachsen meldet der Humboldtsee immerhin schon 22, der Maschsee 21 Grad. Am Steinhuder Meer werden aktuell 19 Grad gemessen. In Bremen liegt die Wassertemperatur zwischen 18 (Rottkuhle) und 21 (Stadtwaldsee) Grad. Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus, wo am Möhnesee und an der Steinbachtalsperre 19 Grad und am Zülpicher See 21 herrschen. Hingegen fast warm ist es an den Seen in Hamburg: Der Boberger See und der Öjendorfer See melden 23 Grad, der Hohendeicher See und der Allermöher See gut 20 Grad.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt die Wassertemperatur zwischen 18 und 22 Grad. Am wärmsten sind hier der Waldsee Biehain/SN, der Stausee Oberwald/SN, der Barleber See/ST und die Talsperre Kelbra/ST. Die Seen in Berlin und Brandenburg weisen ebenso eine Temperatur zwischen 18 (Ruppiner See/BB und Gamensee/BB) und 22 (Tegeler See/BE) Grad auf. Mecklenburg-Vorpommern kann aktuell nicht gerade mit badetauglichen Temperaturen aufwarten. Der Kölpinsee und der Fleesensee messen 18, der Tollensesee und Gobenowsee 19 Grad. Am Breiten Luzin ist es mit 21 Grad am wärmsten, der Mirower See ist mit aktuell 17 Grad am kältesten.

Im Saarland meldet der Bostalsee aktuell rund 23 Grad Wassertemperatur. Im Nachbarland Rheinland-Pfalz sind der Herthasee und der Postweiher mit 20 Grad am kältesten. Der Clauensee und der Silbersee Bobenheim Roxheim messen aktuell 23 Grad und stellen die wärmsten Seen dar.

Wenn Sie sich also im Laufe der Woche noch in einem See erfrischen wollen, denken Sie daran, sich vorher abzukühlen. Es mag zwar verlockend sein, bei Höchstwerten zwischen 26 und 32 Grad in der Südwesthälfte des Landes eine schnelle Abkühlung in einem See zu erfahren, allerdings sind die Gewässer teils noch recht frisch und der Unterschied zum aufgeheizten Körper groß, sodass unter Umständen Kreislaufprobleme entstehen können.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.06.2022

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Die Trockenheit und ihre Auswirkungen

Die Trockenheit setzt sich in dieser Woche weiter fort. Vor allem der Osten und Nordosten sowie Teile von Hessen und Franken sehnen sich zurzeit nach Regen, was bereits in einigen Themen des Tages in den letzten Wochen thematisiert wurde (siehe 30.04., 05.06., 10.06.2022). Aber auch in dieser Woche ist dort eine Linderung erst einmal nicht in Sicht. Heute ziehen zwar einige Schauer über die Nordhälfte Deutschlands hinweg, diese werden sich aber eher wie ein winziger “Tropfen auf den heißen Stein” anfühlen. Sie treten nur örtlich auf und bringen nicht annähernd ausreichende Niederschlagsmengen mit sich. Für den Rest der Woche bleibt es bei steigenden Temperaturen voraussichtlich komplett trocken, was die Verdunstung und somit auch die Trockenheit weiter verschärfen sollte.

Eine weitere Größe, die das Ausmaß der Trockenheit verdeutlicht, ist die bisher in diesem Jahr gefallene Niederschlagsmenge. Diese kann man beispielsweise mit der im Jahr 2018 bis zu diesem Tag gefallenen Niederschlagssumme vergleichen. So wurden bis zum 12. Juni in Sachsen im Jahr 2022 insgesamt 218 l/qm (vergl. 2018 mit 204 l/qm), in Thüringen 161 l/qm (2018 178 l/qm) und in Brandenburg 171 l/qm (2018 190 l/qm) gemessen. Was die Niederschlagsmengen angeht, befinden wir uns also schon auf ähnlichem Niveau wie im Dürresommer 2018.

Die Folgen der ausbleibenden Niederschläge sind vielseitig. Gerade die Natur benötigt während der Wachstumsphase ausreichende Feuchtigkeit. Landwirtinnen und Landwirte sind auf gute Ernten angewiesen. Aber auch die Pegelstände der Flüsse und Bäche sind davon betroffen. Insbesondere in den östlichen Bundesländern weisen Elbe und Oder bereits wieder Niedrigwasser auf. Aber auch der Rhein zeigt sich aktuell nicht in bester Verfassung. Der aktuelle Pegel bei Worms liegt mit 153 cm im Bereich der langjährig gemessenen Minima, die im Zeitraum 1980 bis 2010 ermittelt wurden.

Dass Niedrigwasser auch Auswirkungen auf Unternehmen haben kann, die nicht im landwirtschaftlichen Sektor tätig sind, mussten wir beispielsweise im Jahr 2018 erfahren. Insbesondere Unternehmen, die zumindest teilweise von der Binnenschifffahrt abhängig sind, machte der niedrige Wasserstand zu schaffen. Am Rhein mussten vor allem ThyssenKrupp und BASF die Produktion teilweise erheblich drosseln. Denn gerade bei andauernder Hitze und gesunkenem Rheinpegel sind gesetzliche Vorschriften in Kraft, wonach lediglich eine begrenzte Menge an Kühlwasser aus dem Rhein entnommen werden darf.

Darüber hinaus kam es zur Begrenzung des Warentransports über den Rhein. Die anliefernden Frachter konnten aufgrund des Niedrigwassers nur noch einen Bruchteil der zur Produktion benötigten Rohstoffe transportieren, teilweise musste auf alternative Verkehrsträger ausgewichen werden. Dadurch stiegen auch die Transportkosten im gleichen Zeitraum massiv an, was sich wiederum in der Bilanz der jeweiligen Unternehmen niederschlug.

Aber nicht nur Firmen bekamen die Auswirkungen des Niedrigwassers zu spüren. Zwar will man aktuell wahrscheinlich nur ungern darüber nachdenken, aber auch die Benzinpreise zogen in dieser Zeit mächtig an. Von Aachen über das Rheinland bis nach Österreich sahen sich einzelne Tankstellen sogar gezwungen zu schließen, da ihnen schlichtweg der Nachschub an Sprit fehlte. Ganz so weit sind wir aktuell aber zum Glück noch nicht.

Die Waldbrandgefahr ist ein weiterer Faktor, der bei den heiß-trockenen Bedingungen einen bedeutenden Stellenwert besitzt. Der Deutsche Wetterdienst berechnet täglich den sogenannten Waldbrandgefahrenindex (kurz: WBI), der das meteorologische Potenzial für die Gefährdung durch Waldbrand beschreibt (siehe auch Thema des Tages vom 20.04.2022). Dieser wird im Laufe der Woche ansteigen und signalisiert bereits heute stellenweise eine hohe Gefährdung. Auch der Graslandfeuerindex (GLFI), der die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs abschätzt, signalisiert im Wochenverlauf eine verbreitet hohe Gefahr.

Bleibt also nur zu hoffen, dass uns die Hitze und die trockenen Bedingungen nicht längere Zeit erhalten bleiben. Ein Wetterumschwung scheint sich zum kommenden Sonntag anzudeuten, der dann möglicherweise auch wieder mit Niederschlägen einhergeht.

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.06.2022

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DWD Die Trockenheit und ihre Auswirkungen

 

 

Arktische Meereisbedeckung zum Sommerstart auf hohem Niveau

Der Schmelzprozess des arktischen Meereises beginnt in der Regel Ende März an den äußeren Rändern des Eisschildes, wenn die Tage länger werden und der Einfluss der Sonne über den nördlichen Regionen stark genug ist und somit auch die Temperaturen steigen. Im Sommer scheint in der Arktis 24 Stunden am Tag die Sonne, was bedeutet, dass das Meereis nahezu konstant schmilzt. Mitte September wird meist das Minimum der Eisausdehnung verzeichnet. Anschließend nimmt die Meereisbedeckung mit Eintritt der Polarnacht über das Winterhalbjahr wieder zu.

Die arktische Meereisbedeckung betrug im Mai 2022 12,88 Millionen Quadratkilometer. Obwohl diese Ausdehnung die höchste der letzten 9 Jahre (seit 2013) ist, liegt sie 0,41 Millionen Quadratkilometer unter dem Durchschnitt von 1981-2010. Insgesamt sortiert sich anhand der seit 1979 durchgängigen Satellitenaufzeichnungen die durchschnittliche Ausdehnung des diesjährigen Mai auf den vierzehntniedrigsten Rang ein. Am Ende des Monats war die Ausdehnung vergleichbar mit der Ausdehnung Ende Mai 2012. Jenem Jahr, indem am Ende der Schmelzsaison das bisher absolute Minimum verzeichnet wurde. Legt man eine lineare Trendlinie an die Daten der Meereisausdehnung im Mai über die 44-jährige Satellitenaufzeichnungen beträgt der Rückgang 33.700 Quadratkilometer pro Jahr bzw. 2,5 Prozent pro Jahrzehnt im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 (siehe lineare Trendlinie in Abbildung 1). Insgesamt verzeichnet der Monat Mai somit seit 1979 einen Verlust von 450.000 Quadratkilometer Meereis. Dies entspricht in etwa der Größe des Bundesstaates Kalifornien.

Dennoch lässt sich konstatieren, dass der Rückgang des Meereises im diesjährigen Mai, wie auch schon zuvor im April, langsamer als üblich verlief. Die für diese Jahreszeit dabei relativ große Eisbedeckung war größtenteils das Ergebnis unterdurchschnittlicher Temperaturen im Bereich der Baffin Bay. Auch im Bereich der Bering- und Barentssee wurde der Rückzug des Meereises durch Winde aus nördlichen Richtungen gebremst. Es haben sich inzwischen aber auch größere offene Wasserregionen etwa in der Laptewsee (siehe in Abbildung 2 den größeren weitgehend eisfreien Bereich nördlich von Russland) innerhalb von großen Meereisflächen gebildet. Diese Öffnungen werden Polynjas genannt. Sie können auch entstehen, wenn die Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt. Solche Lücken im Packeis ermöglichen eine direkte Interaktion zwischen dem Ozean und der Atmosphäre. Die dunklere Meeresoberfläche kann die Sonnenenergie stark absorbieren und erwärmt die oberflächennahen Schichten des Ozeans, wodurch wiederum die Eisschmelze an den Rändern der Polynja gefördert wird.

Im Allgemeinen beginnt ab Anfang Juni die schnellste Phase der Meereisschmelze im Arktischen Ozean. In diesem Zeitraum verliert die Meereisausdehnung innerhalb von nur 4 Wochen in aller Regel etwa 2 Millionen Quadratkilometer an Fläche. Jetzt werden also die Weichen gestellt, wie niedrig am Ende der Schmelzperiode das Minimum der Meereseisbedeckung ausfällt. Wie könnte nun das Wetter in der Arktis im Sommer 2022 werden und somit den saisonalen Rückzug des Meereises beeinflussen? Die saisonale Wettervorhersage muss viele der globalen Faktoren berücksichtigen, die sie bestimmen. Das globale Wetter ist ein sehr komplexes System mit mehreren groß- und kleinskaligen Aspekten. Die saisonalen Vorhersagen konzentriert sich dabei auf verschiedene Parameter, vor allem darauf, wie großräumige Drucksysteme und die Positionierung des Jetstreams das Wettergeschehen beeinflussen. Die Langfristmodelle deuten darauf hin, dass die 2 Meter Temperaturen im Juni für den größten Teil des arktischen Ozeans annähernd normal oder sogar kühler sind. Eine solche Prognose würde implizieren, dass die Schmelzsaison auch im ersten Sommermonat wahrscheinlich langsamer als normal verläuft. Der im Mai beobachtete Trend wird sich also möglicherweise über den Juni fortsetzen. In den Monaten Juli und August könnten die arktischen Küsten voraussichtlich mit einer deutlich positiven Temperaturanomalie konfrontiert werden (beispielhaft in Abbildung 3 die Temperaturanomalie für den Monat August vom CFSv2 Modell). Wie üblich wird der Rückgang der Meereisausdehnung in den äußeren Bereichen des Arktischen Ozeans stärker ausfallen. Insbesondere in den arktischen Küstenregionen wird dadurch ein positiver Rückkopplungsprozess begünstigt. Dieser Effekt wird auch als Arctic Amplification (arktische Verstärkung) bezeichnet. Dabei bewirkt das zurückziehende Eis, dass immer größere Flächen der dunklen Ozeanoberflächen zum Vorschein kommen. In Kombination mit der starken Sonneneinstrahlung kann sich das oberflächennahe Meer somit weiter aufheizen und erwärmt somit auch die darüber liegenden Luftschichten stärker, wodurch wiederum die Eisschmelze in den angrenzenden Regionen beschleunigt wird.

Im September wird sich dann zeigen, inwiefern sich die vergleichsweise größere Meereseisausdehnung aus dem Frühjahr auch in einem höheren Minimum wiederfindet oder ob die Sommermonate in Verbindung mit den Rückkopplungsprozessen eine besonders starke Schmelzperiode hervorbringen.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.06.2022

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DWD Arktische Meereisbedeckung zum Sommerstart auf hohem Niveau

 

Wird’s bald heiß?

Es gibt viele, viele Themen zwischen Himmel und Erde, die polarisieren und dazu gehört mit Sicherheit auch das Wetter. Ob Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Gewitter, Nebel…, jeder Mensch hat sein persönliches Lieblingswetter. “Schönes” Wetter ist also höchst subjektiv und kann für manch einen durchaus auch kühl, windig und regnerisch sein – nicht nur Sonne pur bei heißen 30 Grad, wie es sich im allgemeinen Sprachgebrauch verfestigt hat. Apropos “heiß”: Hitze ist natürlich auch ein Thema, das höchst unterschiedliche Emotionen hervorruft. Während sich Freibadbetreiber bei diesem Wörtchen die Hände reiben, gehen die Mundwinkel bei Bewohnern einer Dachgeschosswohnung auf Talfahrt.

Mittlerweile liegen wir in der zweiten Junidekade. Heiße Tage (30 Grad und mehr) gab es bisher Mitte Mai (11. sowie 18.-20. Mai, mehrere Stationen über Deutschland verteilt) und am 03. Juni (Bad Mergentheim-Neunkirchen 31,3 Grad und Kitzingen 30,1 Grad). Alles in allem also noch recht übersichtlich. Aber die “heiße” Zeit fängt ja eigentlich auch gerade erst an.

Die Frage ist also nicht ob, sondern wie viele Hitzetage noch kommen und wann. Hinsichtlich der “Wann?”-Frage dürfte es bereits am morgigen Sonntag so weit sein, zumindest lokal im Süden (v.a. Oberrhein), ehe die Temperatur am Montag einen ordentlichen Dämpfer bekommt. Selbst die 25-Grad-Marke wird dann nur schwerlich und allenfalls am Oberrhein erreicht werden. Im Anschluss wird es Stück für Stück wieder wärmer und schon ab Mittwoch könnte man im Südwesten vereinzelt wieder an den 30 Grad kratzen.

Interessant wird aber, was am Wochenende passiert. Westlich der Iberischen Halbinsel positioniert sich im Laufe der Woche nämlich ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das auf seiner Ostflanke heiße Luft aus Nordafrika über Spanien hinweg bis nach Frankreich lenkt. In dieser Luftmasse kann die Temperatur auf Höchstwerte zwischen 35 und 40 Grad steigen, wie beispielsweise am gestrigen Freitag bereits in weiten Teilen Spaniens. Mit allmählicher Verlagerung des Tiefs nach Nordosten, könnte sich am Wochenende über Deutschland eine südwestliche Strömung aufbauen, mit der diese Heißluft (in allerdings etwas abgeschwächter Form) angezapft werden würde.

Hinweise auf ein solches Szenario liefert seit gestern die Ensembleprognose des auf mittelfristige Vorhersagen spezialisierten Modells des EZMWF. Aufgrund der mit der Zeit deutlich zunehmenden Vorhersageunsicherheit, versucht man mit Hilfe von Ensembleprognosen diese Unsicherheit abzuschätzen. Dabei wird für einen Ort nicht nur eine, sondern mehrere Prognosen mit leicht veränderten Anfangsbedingungen gerechnet. Dieses sogenannte Ensemble beinhaltet beim EZMWF 51 Mitglieder, also 51 Vorhersagen. Je weiter sich diese Vorhersagen voneinander unterscheiden, desto unsicherer ist die Prognose. Liegen sie dagegen nah beieinander, ist sich das Ensemble einig, in welche Richtung sich das Wetter entwickeln soll.

Mit Blick auf die Ensemblevorhersage der Temperatur in 850 hPa (etwa 1500 m Höhe) am Beispiel Offenbach erkennt man schön, dass die einzelnen Vorhersagen (dünne, rot-strichlierte Linien) bis eigentlich sogar kommenden Freitag recht nah beieinanderliegen, auch wenn einzelne Ensemblemitglieder ab Mitte der Woche beginnen, abzudriften. Für nächstes Wochenende entfernen sich die Vorhersagen dann doch mitunter deutlich voneinander, sodass der Spread, also der Bereich zwischen der wärmsten (knapp 25 Grad) und kühlsten (etwa 4 Grad) Vorhersage sehr groß ist, was eigentlich für eine recht unsichere Entwicklung steht. Wenn man aber genau hinsieht, erkennt man, dass sich der Großteil der Ensemblemitglieder vor allem zum Sonntag hin im Bereich zwischen 15 und 20 Grad befindet, was in 2 m Höhe bei Sonnenschein etwa 30 bis 35 Grad, lokal vielleicht sogar noch etwas mehr, bedeuten würde.

Allerdings sieht man auch, dass alle Prognosen zum Wochenstart (20.06.) wieder deutlich nach unten gehen. Demnach stünde also nur ein kurzes Hitzeintermezzo an – wenn’s denn tatsächlich auch heiß wird. Man darf gespannt sein! Der Autor hält es auf jeden Fall eher mit den Dachgeschossbewohnern und hofft auf eine eher gemäßigte Lösung zum Wochenende 😉

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.06.2022

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